[0001] Die Erfindung betrifft eine Radführung für Drehgestelle von Schienenfahrzeugen, insbesondere
von Fahrzeugen des Nahverkehrs mit Primärfedern zwischen den Radlagern und Langträgern
des Drehgestellrahmens, sowie Sekundärfedern zwischen den Langträgern des Drehgestellrahmens
und dem Wagenkasten, bei denen die Räder durch Führungsrahmen über eine horizontal
und quer zur Fahrtrichtung liegende Drehachse schwenkbar mit einem Querträger eines
Drehgestellrahmens verbunden sind, wobei mindestens zwei Räder des Drehgestells als
Losräder ausgeführt und mit Stehlagern mit dem Führungsrahmen starr verbunden sind,
wobei der Führungsrahmen an zwei Lagerungen angeschlossen und mit dem Querträger verbunden
ist und wobei der Führungsrahmen in Fahrtrichtung steif, lateral zwischen Anschlägen
elastisch verschiebbar und den seitlichem Anschlag gegenüber Schenkbewegungen elastisch
gelagert ist.
[0002] Derartige Lagerungen für Drehgestelle sind bekannt. Die DE-OS 38 08 593 zeigt ein
Drehgestell mit Drehgestellrahmen und Radführungen, wobei jeweils zwei Räder einen
Radpaar bilden und über einen Führungsrahmen durch Lagerungen an einem Querträger
des Drehgestellrahmens angeschlossen sind.
[0003] Diese Ausführung ist geeignet für Schienenfahrzeuge des Nahverkehrs. Als nachteilig
hat sich jedoch erwiesen, daß beim Einlauf in enge Gleisbögen der Elastizität der
Führungslager nicht ausreicht, den duch Querschlupf verursachten Schienen- und Spurkranzverschleiß
wirksam zu vermindern und daß dennoch bei der Geradeausfahrt wirkende asymmetrische
Kräfte ohne Beeinträchtigung der Laufstabilität ausgeglichen werden können.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, Radführungen für Drehgestelle zu schaffen, die
unter Ausnutzung der fahrdynamischen Kräfte und der Gleisgeometrie eine selbsttätige
Radialeinstellung erlauben und so den Schienen- und Spurkranzverschleiß verringern
und wodurch gleichzeitig die Entgleisungssicherheit erhöht wird.
[0005] Diese Aufgabe wird mit den im kennzeichnenden Teil des Hauptanspruchs genannten Merkmalen
gelöst. Weitere Ausführungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
umfaßt.
[0006] Überraschend hat sich insbesondere gezeigt, daß die Anordnung eines Zwischenträgers
zwischen mindestens einem Querträger des Drehgestellrahmens und mindestens einem Führungsrahmen,
wobei die Führungslager Führungsrahmen und Zwischenträger verbinden und der Zwischenträger
über zwei elastische Zentrierlager an dem Querträger aufgehängt ist, eine Schwenkbewegung
des Radpaares mit dem Führungsrahmen von ca. 1,5° bis 3° gewährleistet. Dies wird
insbesondere dann erreicht, wenn die Führungslager zur Längsachse des Drehgestells
geneigt sind und der Neigungswinkel zwischen der Querachse jeweils eines Führungslagers
und der Längsachse des Drehgestells zwischen 10° und 40° beträgt.
[0007] Die erfindungsgemäßen Führungslager bestehen aus einem zylindrischen Metalldorn,
auf den eine Elastomerschicht aufgebracht ist und der mit einer Metallhülse umgeben
in ein Lagerauge des Zwischenträgers eingepreßt ist. Der Metalldorn hat seitlich im
Durchschnitt verminderte Lagerzapfen, die in Lagerböcken des Führungsrahmens liegen.
[0008] Bei auf das Radpaar einwirkenden, eine Schwenkbewegung hervorrufenden Kräften erfolgt
zunächst eine laterale Verschiebung des Führungsrahmens, wobei diese Bewegung begrenzt
wird durch das elastische Spiel, das die Metallhülsen zwischen Lagerböcken des Führungsrahmens
haben. Kommen die Metallhülsen seitlich zum Anschlag, so bewirkt die um den zentralen
Metalldorn liegende Elastomerschicht ein elastisches Nachgeben, wodurch eine Schwenkbewegung
des Führungsrahmens möglich wird.
[0009] Bei der Ausführung der Erfindung mit zusätzlich zwischen Querträger und Führungsrahmen
angeordnetem Zwischenträger wirken die Kräfte auch auf die Zentrierlager zwischen
dem Zwischenträger und dem Querträger des Drehgestellrahmens.
[0010] Die Zentrierlager bestehen aus nach unten gerichteten Dornen des Querträgers, die
mit einer Metallhülse und mit einem Elastomerzylinder eingefaßt und in Lageraugen
des Zwischenträgers gelagert sind. Die Zentrierlager sind weicher eingestellt, als
die Führungslager.
[0011] Die Schwenkbewegungen des Führungsrahmens erfolgen um einen Drehpunkt in der Mitte
zwischen den Zentrierlagern. Es kommt durch die jeweils elastische Verbindung zwischen
Führungsrahmen und Zwischenträger einerseits und Zwischenträger und Querträger andererseits
zu einer gegensinnig überlagerten Bewegung, wodurch eine selbsttätige Radialeinstellung
der Radpaare ereicht wird.
[0012] Die optimale Einstellung wird dabei durch das Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren
erreicht:
- der Härte von Elastomerschicht und Elastomerzylinder, sowie deren Abstimmung aufeinander,
wobei Härten von jeweils Shore 50 - 80° A und Shore 40 - 70 A verwendet werden können;
- des Neigungswinkels a zwischen der Querachse einer Führungsbuchse und der Längsachse
des Drehgestellrahmens, wobei der Neigungswinkel zwischen 10° und 40° liegen soll;
- des Abstands der Führungslager voneinander, wobei dieser Abstand zwischen 300 und
800mm betragen kann,
- und des Abstands der Zentrierlager voneinander, wobei dieser Abstand zwischen 100
und 250mm betragen kann.
[0013] Diese Parameter sind derart aufeinander abzustimmen, daß eine Schwenkbewegung von
Führungsrahmen mit Radpaar von zwischen 1,5 und 3 ermöglicht wird.
[0014] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigen:
Figur 1 eine ausschnittsweise Draufsicht auf ein erfindungsgemäßes Drehgestell, wobei
die Ausführung der Erfindung mit Zwischenträger gewählt wurde;
Figur 2 einen Schnitt entlang der Linie A-A.
[0015] Das Drehgestell gemäß Figur 1 weist in dem dargestellten Ausschnitt einen Drehgestellrahmen
1 mit Sekundärfedern 12 und einem Querträger 4 auf. Der Querträger 4 hat in der Mitte
einen in Richtung des zugehörigen Radpaares 3 ragenden Vorsprung 24. Unterhalb des
Vorsprungs 24 ist ein plattenförmiger Zwischenträger 8 angeordnet, wobei der Vorsprung
24 des Querträgers 4 und der Zwischenträger 8 durch zwei, in der Längsrichtung des
Drehgestells hintereinander angeordnete Zentrierlager 9, 10 miteinander verbunden
sind. Wiederum unterhalb des Zwischenträgers 8 verläuft eine Querstrebe 25 eines Führungsrahmens
2, an dem über Stehlager 5 die Räder 26 des Radpaares 3 aufgehängt sind. Zwischen
der Querstrebe 25 und dem Zwischenträger 8 sind zwei Führungslager 7 angeordnet. Die
Querstrebe 25 weist einen in Richtung des Radpaares 3 offenen stumpfen Winkel auf,
wobei die Führungslager 7 mit je einem Schenkel verbunden sind, wodurch sich eine
Neigung der Querachse der Führungslager 7 zur Längsachse des Drehgestells von zwischen
10 und 40° ergibt.
[0016] Die durch diese Anordnung und die Ausführung der Zentrierlager und Führungslager
mögliche vertikale Schwenkbewegung des Radpaares 3 um 1,5 bis 3° ist bei dem Rad 26
mit zugehörigem Stehlager, bzw. Teil des Führungsrahmens 2 gezeigt.
[0017] Der Zwischenträger 8 ist in der, dem Radpaar 3 entgegengestzten Richtung durch Dämpfer
11 mit dem Drehgestellrahmen 1 verbunden, wodurch abrupte Bewegungen wie Stöße gedämpft
werden.
[0018] In Figur 2 ist die Anordnung des Zwischenträgers 8 zwischen dem Querträger 4 des
Drehgestellrahmens und der Querstrebe 25 des Führungsrahmens zu erkennen. Der Querträger
4 und der Zwischenträger 8 sind durch Zentrierlager 9, 10 miteinander verbunden. Das
hier gezeigte Zentrierlager 10 besteht aus einem nach unten gerichteten Metalldorn
22 des Querträgers 4, der mit einer Metallhülse 21 und einem Elastomerzylinder 20
umfaßt und fest in einem Lagerauge 19 des Zwischenträgers 8 gelagert ist. Der Elastomerzylinder
20 erlaubt dem Zwischenträger 8 kardanische Bewegungen um den Metalldorn 22. Die Metallhülse
21 ist mit einer Befestigungsmutter 23 auf dem Metalldorn 22 befestigt.
[0019] Zwischen dem Zwischenträger 8 und der Querstrebe 25 des Führungsrahmens sind die
Führungslager 7 angeordnet. Diese bestehen aus jeweils einem Metalldorn 13, der mit
einer Elastomerschicht 15 umgeben und mit einer Metallhülse 16 eingefasst ist und
in einem Lagerauge 17 des Zwischenträgers 8 gelagert ist. Der Metalldorn 13 weist
seitlich Lagerzapfen 14 mit gegenüber dem Metalldorn 13 verringertem Durchmesser auf,
die Lagerböcken 17 gelagert sind. Zwischen der Metallhülse 16 und den Lagerböcken
17 ist ein elastisches Spiel vorhanden, wobei die Lagerböcke 17 der Metallhülse 16
als Anschlag dienen.
[0020] Die Lagerböcke weisen Einschnitte 28 für die Lagerzapfen 14 auf, die diese formschlüssig
derart aufnehmen, daß Drehbewegungen des Metalldorns 13 nicht auftreten können, z.B.
durch als Sechskant ausgebildete Lagerzapfen 14 in entsprechend konischen Einschnitten
28.
[0021] Wirken seitliche Schwenkkräfte derart, daß die Metallhülse 16 an einen Lagerbock
17 anschlägt wird, ermöglicht die Elastomerschicht 15 eine geringe elastische Verdrehung
der Metallhülse 13 in Richtung auf den Lagerbock 17, an dem sie anschlägt.
[0022] Die auf das Radpaar und damit auf den Führungsrahmen wirkenden Fahrkräfte setzen
sich in laterale und, bei Anschlag, Schwenkbewegungen der Metallhülsen 16 in den Führungslagern
7 um, wobei die Bewegungen gleichzeitig über den Zwischenträger 8 auf die Zentrierlager
9, 10 übertragen werden. Die Zentrierlager 9, 10 weisen einen zwischen ihnen liegenden
Drehpunkt auf, um den eine Drehbewegung des Zwischenträgers 8 erfolgt und wobei die
Ausbildung der Zentrierlager 9, 10 gleichzeitig kardanische Bewegungen ermöglicht.
Durch diese Anordnung wird eine selbsttätige Radialeinstellung des Radpaares ermöglicht,
wodurch der Spurkranzverschleiß verringert und die Entgleisungssicherheit erhöht wird.
Bezugszeichenliste
[0023]
1 Drehgestellrahmen
2 Führungsrahmen
3 Radpaar
4 Querträger
5 Stehlager
7 Führungsbuchse
8 Zwischenträger
9 erste Zentrierbuchse
10 zweite Zentrierbuchse
11 Dämpfer
12 Sekundärfeder
13 Metalldorn
14 Lagerzapfen
15 Elastomerschicht
16 Metallhülse
17 Lagerbock
18 Lagerauge
19 Lagerauge
20 Hartgummzylinder
21 Metallhülse
22 Metalldorn
23 Befestigungsmutter
24 Vorsprung
25 Querstrebe
26 Rad
27 Rad
28 Einschnitt
1. Radführung für Drehgestelle von Schienenfahrzeugen, insbesondere von Fahrzeugen
des Nahverkehrs mit Primärfedern zwischen den Radlagern und Langträgern des Drehgestellrahmens,
sowie Sekundärfedern zwischen den Langträgern des Drehgestellrahmens und dem Wagenkasten,
bei denen die Räder durch Führungsrahmen über eine horizontal und quer zur Fahrtrichtung
liegende Drehachse schwenkbar mit einem Querträger eines Drehgestellrahmens verbunden
sind,
wobei mindestens zwei Räder des Drehgestells als Losräder ausgeführt sind und mit
Stehlagern mit dem Führungsrahmen starr verbunden sind,
wobei der Führungsrahmen an zwei Führungslager angeschlossen und mit dem Querträger
verbunden ist, und wobei der Führungsrahmen in den Führungslagern in Fahrtrichtung
steif, lateral zwischen Anschlägen elastisch verschiebbar und bei seitlichem Anschlag
gegenüber Schwenkkräften elastisch gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Führungslager (7) aus zwischen Lagerböcken (6) des Führungsrahmens (9) und
in Lageraugen (4) des Drehgestellrahmens (8) gehaltenen Metalldornen (1) bestehen,
wobei die Metalldorne (1) von einer elastomeren Schicht (2) umgeben und in Metallhülsen
(3) eingefasst sind.
2. Radführung für Drehgestelle von Schienenfahrzeugen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen mindestens einem Querträger (4) und einem Führungsrahmen (2) ein Zwischenträger
(8) angeordnet ist, daß die Führungslager (7) zwischen dem Führungsrahmen (2) und
dem Zwischenträger (8) angeordnet sind,
und daß der Zwischenträger (8) durch mindestens zwei elastische Zentrierlager (9,
10) mit dem Querträger (4) verbunden ist.
3. Radführung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Führungslager (7) an einer Querstrebe (25) des Führungsrahmens (2) derart
angeordnet sind, daß sie zur Längsachse des Drehgestells geneigt sind und daß der
Neigungswinkel a zwischen der Querachse jeweils eines Führungslagers (7) und der Längsachse
des Drehgestells zwischen 10° und 40° beträgt.
4. Radführung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zentrierlager (9, 10) aus nach unten gerichteten Dornen (22) des Querträgers
(4) des Drehgestellrahmens (1) bestehen, die mit einem elastischen Körper (20) oder
einer elastischen Schicht umfaßt sind und die in Lageraugen des Zwischenträgers gepreßt
sind.
5. Radführung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zentrierlager (9, 10) in Fahrtrichtung des Drehgestells
hintereinander angeordnet sind.