[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung gebrauchter Hydraulikflüssigkeiten
auf der Basis von Glykolethern mit einem Gehalt an Glykoletherboraten.
[0002] Hydraulikflüssigkeiten der vorbezeichneten Art werden insbesondere als Bremsflüssigkeiten
in den hydraulischen Bremssystemen von Fahrzeugen benutzt, um den Bremsdruck zu den
Bremszylindern weiterzuleiten. An solche Hydraulikflüssigkeiten werden besondere Anforderungen
gestellt, beispielsweise sollen sie kälte- und wärmebeständig, nicht korrodierend
und alterungsbeständig sein.
[0003] Als Bremsflüssigkeiten gut geeignete handelsübliche Hydraulikflüssigkeiten enthalten
neben Glykolethern wie Triethylenglykol-monomethyether (= Methyltriglykol) auch hohe
Anteile, z.B. 50 bis 70 Gew.-%, an Glykoletherboraten. Diese Borsäureester können
in die Bremsflüssigkeit eindringendes Wasser erheblich stärker binden als die reinen
Glykolether. Dies ist für die Aufrechterhaltung eines zuverlässig wirkenden hydraulischen
Bremssystems außerordentlich wichtig, weil das eindringende Wasser, wenn es nicht
wirksam genug gebunden wird, den Siedepunkt der Bremsflüssigkeit auf den des Wassers
herabdrückt mit der Folge, daß sich bei einer Temperatur von 100° C oder mehr in den
Radzylindern Dampfblasen bilden, die Zwangsläufig zu einem Totalausfall des Bremssystems
führen. Die Glykoletherborate bewirken eine deutliche Herabsetzung des Wasserpartialdruckes
und sorgen dadurch für einen erhöhten Naßsiedepunkt der als Bremsflüssigkeit verwendeten
Hydraulikflüssigkeit.
[0004] Trotz dieser Vorkehrungen ist das Wasseraufnahmevermögen derartiger Hydraulikflüssigkeiten
begrenzt. Beim Überschreiten dieser Grenze fällt der Siedepunkt der Hydraulikflüssigkeit
bei weiterer Wasseraufnahme unter einen noch akzeptierbaren Wert, wodurch die Hydraulikflüssigkeit
die für eine Bremsflüssigkeit erforderlichen Mindestanforderungen nicht mehr erfüllt
und gegen unverbrauchte Hydraulikflüssigkeit ausgewechselt werden muß. Da es sich
nicht vermeiden läßt, daß die Bremsanlagen von Fahrzeugen aller Art mehr oder weniger
häufig der Nässe ausgesetzt sind, bedeutet dies, daß die Hydraulikflüssigkeiten nach
einiger Zeit die Grenze ihres Wasseraufnahmevermögens erreichen und damit verbraucht
sind. Ein regelmäßiger Wechsel der Hydraulikflüssigkeit in den hydraulischen Bremsanlagen
ist daher erforderlich, wodurch allein im Inland derzeit pro Jahr etwa 8000 t verbrauchte
Hydraulikflüssigkeiten der oben beschriebenen Art anfallen.
[0005] Versuche, verbrauchte Hydraulikflüssigkeiten der vorbeschriebenen Art durch destillative
Rückgewinnung der in ihnen enthaltenen Rohstoffe zu verwerten, wie das beispielsweise
bei verbrauchtem Motorenöl seit langem praktisch durchgeführt wird, erwiesen sich
als technisch nicht praktikabel und scheiterten insbesondere daran, daß die Glykoletherborate
einen Siedepunkt von über 300 C haben und sich auch in der Vakuumdestillation partiell
zersetzen.
[0006] Ein Verfahren zur Wiederaufbereitung verbrauchter Hydraulikflüssigkeiten der vorbezeichneten
Art wird in der als älteres Recht in der Bundesrepublik Deutschland eingereichten
Patentanmeldung P 39 10 932.1 vorgeschlagen. Die wesentlichen Stufen dieses Verfahrens
bestehen in einer alkalischen Hydrolyse der gegebenenfalls vorgereinigten Glykoletherborate
durch Erhitzen mit wäßrigen Alkali- und/oder Erdalkalioxiden bzw. - hydroxiden oder
-carbonaten und Rückveresterung der aus der Hydrolyse destillativ gewonnenen Glykolether
mit Borsäure oder Borsäureanhydrid zu Glykoletherboraten, die als gereinigte Basisprodukte
erneut einer Verwendung in Hydraulikflüssigkeiten zugeführt werden können. Das Verfahren
ist zwar zur Wiederaufbereitung von verbrauchten Hydraulikflüssigkeiten auf der Basis
von Glykoletherboraten geeignet, die wirtschaftliche Durchführung eines solchen Verfahrens
wird jedoch durch einen erheblichen Aufwand an Zeit und Energiekosten sowie durch
den Umstand beeinträchtigt, daß die Verfahrensbedingungen naturgemäß nicht schonend
sind und am Ende des Wiederaufbereitungsverfahrens erhebliche Mengen an nicht weiterverwendbaren
Hydrolyserückständen anfallen.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Aufbereitung gebrauchter
Hydraulikflüssigkeiten auf der Basis von Glykolethern mit einem Gehalt an Glykoletherboraten
bereitzustellen, das unter schonenden Bedingungen wirtschaftlich vorteilhaft durchführbar
ist und eine so weitgehende Reinigung der Glykoletherprodukte ermöglicht, daß diese
zur Herstellung von frischen Hydraulikflüssigkeiten für hydraulische Bremsanlagen
verwendet werden können.
[0008] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die aufzubereitende
Hydraulikflüssigkeit, gegebenenfalls nach vorheriger Entwässerung, mit einem Überschuß
von mindestens 38 Gew.-%, bezogen auf die zur stöchiometrischen Umesterung der Glykoletherborate
erforderliche Menge, an einem oder mehreren kurzkettigen aliphatischen Alkoholen bei
Normaldruck oder erhöhtem Druck auf eine Temperatur erhitzt wird, bei der eine Umesterung
der Glykoletherborate entsprechend der allgemeinen Reaktionsgleichung

erfolgt, wobei R eine Methyl-, Ethyl- oder Butylgruppe und R' eine Methyl-, Ethyl-,
Propyl- oder Isopropylgruppe bedeuten und n = 2, 3 und/oder 4 ist, die gebildeten
Trialkylborate (R'0)
3B während der Umsetzung kontinuierlich aus dem Reaktionsgemisch, gegebenenfalls zusammen
mit überschüssigem Alkohol, unter schonenden Bedingungen abgetrennt werden und nach
Beendigung der Umsetzung sowohl die unverändert vorliegenden als auch die bei der
Umesterung gebildeten Glykolether einer fraktionierten Destillation unterworfen werden,
wobei aus mindestens einem Teil der abgetrennten Trialkylborate durch Umsetzung mit
Glykolethern wieder Glykoletherborate hergestellt werden, die mit Glykolethern, von
denen mindestens ein Teil aus der fraktionierten Destillation gewonnen wird, und Inhibitoren
zu einer frischen Hydraulikflüssigkeit vermischt werden.
[0009] Durch die Umesterung werden die unter schonenden Bedingungen nicht destillierbaren
Glykoletherborate in Trialkylborate übergeführt, die deutlich niedriger sieden als
die in der Hydraulikflüssigkeit vorliegenden und bei der Umesterung gebildeten Glykolether.
Sie können deshalb von letzteren ohne Schwierigkeiten abgetrennt werden, vorzugsweise
durch Destillation unter Normaldruck oder leicht erhöhtem Druck, beispielsweise von
1,2 bis 10 bar.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren kann auf diese Weise unter schonenden Bedingungen
durchgeführt werden und liefert neben den durch fraktionierte Destillation gereinigten
Glykolethern hochreine Trialkylborate, die entweder durch Rückveresterung mit Glykolethern,
insbesondere mit Methyltriglykol, erneut zu Glykoletherboraten umgesetzt und mit einer
entsprechenden Menge Glykolether zu einer frischen Hydraulikflüssigkeit vermischt
oder in an sich bekannter Weise zu reinen Borsäureestern und/oder reiner Borsäure
weiterverarbeitet werden können.
[0011] Aufgrund der erfindungsgemäß angewandten schonenden Verfahrensbedingungen verbleibt
nach der fraktionierten Destillation lediglich ein nicht weiter verwertbarer Rückstand
von etwa 5 bis 8 Gew.- %, bezogen auf die eingesetzte Menge an verbrauchter Hydraulikflüssigkeit.
[0012] Vorzugsweise werden für die Umesterung als kurzkettige aliphatische Alkohole einwertige
Alkohole mit 1 bis 3 C-Atomen eingesetzt. Ganz besonders bevorzugt wird Methanol für
die Umesterung eingesetzt.
[0013] Die Umesterung der Glykoletherborate erfolgt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
mit einem Überschuß von mindestens 38 Gew.-% eines oder mehrerer kurzkettiger aliphatischer
Alkohole, bezogen auf die zur stöchiometrischen Umesterung der Glykoletherborate erforderliche
Menge, wobei vorzugsweise ein Alkoholüberschuß im Bereich von 38 bis 150 Gew.-%, ganz
besonders bevorzugt im Bereich von 38 bis 100 Gew.-% eingesetzt wird.
[0014] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt
die Abtrennung der gebildeten Trialkylborate aus dem Reaktionsgemisch zusammen mit
überschüssigem Alkohol durch Destillation, gegebenenfalls als azeotrope Mischung.
Besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform, bei der die gebildeten Trialkylborate
zusammen mit überschüssigem Methanol als Azeotrop bei 54 bis 55 C kontinuierlich unter
Normaldruck aus dem Reaktionsgemisch abdestilliert werden. Das Azeotrop weist hierbei
eine Zusammensetzung von 73 Gew.-% Borsäureester und 27 Gew.-% Methanol auf.
[0015] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
eine azeotrope Mischung aus Trialkylboraten und einem aliphatischen Alkohol zusammen
mit Glykolethern und Wasser unter Normaldruck zum Sieden erhitzt, wobei Alkohol und
Wasser abdestilliert und die Trialkylborate mit den Glykolethern zu den gewünschten
Glykoletherboraten verestert werden.
[0016] Die wiedergewonnenen Glykoletherfraktionen entsprechen in ihrer Reinheit den Anforderungen,
die an Rohstoffe für die Neuherstellung von Bremsflüssigkeiten gestellt werden, insbesondere
deshalb, weil durch das erfindungsgemäße Verfahren die thermische Belastung gegenüber
einer alkalischen Hydrolyse wesentlich reduziert werden kann.
[0017] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von zwei Verfahrensbeispielen weiter erläutert.
Beispiel 1
[0018] 1 kg verbrauchte, vorher im Vakuum entwässerte Bremsflüssigkeit, die sich aus 50
Gew.-% Triethylenglykolmonomethylether und 50 Gew.-% Tris(triethylenglykolmonomethylether)borat
zusammensetzte und einen Borgehalt von 1,3 % aufwies, wurde mit 170 g Methanol vermischt
und die Mischung zum Sieden erhitzt. Das bei der Umesterung entstandene Trimethylborat
bildete mit Methanol ein azeotropes Gemisch, das bei 54 bis 55 C kontinuierlich aus
der Reaktionsmischung unter Normaldruck abdestillierte. Gegen Ende der Umsetzung wurden
überschüssiges Methanol und Reste des Borsäureesters durch Erhöhung der Destillationstemperatur
auf 65 C destillativ entfernt. Die aus der ursprünglichen Bremsflüssigkeit stammenden
und durch die Umesterung neu gebildeten Glykolether wurden anschließend im Vakuum
fraktioniert destilliert.
[0019] Es verblieb ein nicht weiter verarbeitbarer Rückstand von etwa 6 Gew.-%, bezogen
auf die eingesetzte Menge an Bremsflüssigkeit.
[0020] Ein Teil des erhaltenen Azeotrops aus Trimethylborat und Methanol wurde mit Borsäure
zu einem reinen Borsäureester umgesetzt. Anstelle von Borsäure kann auch Borsäureanhydrid
verwendet werden. Ein anderer Teil des erhaltenen Azeotrops aus Trimethylborat und
Methanol wurde mit Wasser hydrolytisch zersetzt, wobei das Methanol zurückgewonnen
und reine Borsäure erhalten wurde.
Beispiel 2
[0021] 150 g des aus Beispiel 1 gewonnenen Azeotrops wurden mit 550 g Triethylenglykolmonomethylether
und 100 ml Wasser zum Sieden erhitzt. Dabei destillierte zunächst Methanol ab, wobei
Borsäure aus dem Trimethylborat des Azeotrops freigesetzt wurde. Durch Erhöhung der
Destillationstemperatur wurde als nächste Fraktion Wasser abdestilliert, bis die Veresterung
des Triethylenglykolmonomethylethers mit Borsäure abgeschlossen war. Die letzten 5
% Wasser wurden unter Ölpumpenvakuum bei einer Sumpftemperatur bis zu 140°C aus der
Reaktionsmischung abdestilliert, wobei lediglich ein Restgehalt von weniger als 0,1
Gew.-% Wasser in der Reaktionsmischung verblieb. Es wurde Tris-(triethylenglykolmonomethylether)borat
in 100 % Ausbeute erhalten, das sich als Rohstoff für die Herstellung von Hydraulikflüssigkeiten
als gut geeignet erwies.
1. Verfahren zur Aufbereitung gebrauchter Hydraulikflüssigkeiten auf der Basis von
Glykolethern mit einem Gehalt an Glykoletherboraten, dadurch gekennzeichnet, daß die
aufzubereitende Hydraulikflüssigkeit, gegebenenfalls nach vorheriger Entwässerung,
mit einem Überschuß von mindestens 38 Gew.-%, bezogen auf die zur stöchiometrischen
Umesterung der Glykoletherborate erforderlichen Menge, an einem oder mehreren kurzkettigen
aliphatischen Alkoholen bei Normaldruck oder erhöhtem Druck auf eine Temperatur erhitzt
wird, bei der eine Umesterung der Glykoletherborate entsprechend der allgemeinen Reaktionsgleichung

erfolgt, wobei R eine Methyl-, Ethyl- oder Butylgruppe und R' eine Methyl-, Ethyl-,
Propyl-oder Isopropylgruppe bedeuten und n = 2, 3 und/oder 4 ist, die gebildeten Trialkylborate
(R'0)
3B während der Umsetzung kontinuierlich aus dem Reaktionsgemisch, gegebenenfalls zusammen
mit überschüssigem Alkohol, unter schonenden Bedingungen abgetrennt werden und nach
Beendigung der Umsetzung sowohl die unverändert vorliegenden als auch die bei der
Umesterung gebildeten Glykolether einer fraktionierten Destillation unterworfen werden,
wobei aus mindestens einem Teil der abgetrennten Trialkylborate durch Umsetzung mit
Glykolethern wieder Glykoletherborate hergestellt werden, die mit Glykolethern, von
denen mindestens ein Teil aus der fraktionierten Destillation gewonnen wird, und Inhibitoren
zu einer frischen Hydraulikflüssigkeit vermischt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als kurzkettige aliphatische
Alkohole einwertige Alkohole mit 1 bis 3 C-Atomen eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß Methanol eingesetzt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Alkoholüberschuß
im Bereich von 38 bis 150 Gew.-%, bezogen auf die zur stöchiometrischen Umesterung
der Glykoletherborate erforderlichen Menge an Alkohol, eingesetzt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die gebildeten
Trialkylborate zusammen mit überschüssigem Alkohol durch Destillation, gegebenenfalls
als azeotrope Mischung, aus dem Reaktionsgemisch entfernt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die gebildeten Trialkylborate
zusammen mit überschüssigem Methanol als Azeotrop bei 54 bis 55 C kontinuierlich unter
Normaldruck aus dem Reaktionsgemisch abdestilliert werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die azeotrope Mischung
aus Trialkylboraten und einem aliphatischen Alkohol zusammen mit Glykolethern und
Wasser unter Normaldruck zum Sieden erhitzt wird, wobei Alkohol und Wasser abdestilliert
und die Trialkylborate mit den Glykolethern zu Glykoletherboraten verestert werden.