[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Demulgatoren zum Spalten von Wasser-in-Öl-Emulsionen
unter Verwendnung von oxalkylierten Alkylpolyglycosiden.
[0002] Bei der Förderung von Erdöl aus unterirdischen Lagerstätten fallen häufig Wasser-in-ÖI-Emulsionen
an, die gewöhnlich sehr beständig sind. Die wirksamen Emulgatoren sind grenzflächenaktive
Erdölinhaltsstoffe, die besonders in den Erdölharzen und Asphaltenen angereichert
sind. Da die Erdölemulsionen immer eine weit höhere Viskosität als die des Öls haben,
wurde ihr Transport eine entsprechend höhere Pumpleistung bedeuten. Ihre Spaltung
als Verfahrensschritt der Erdölaufbereitung vor dem Transport ist daher erforderlich.
Außerdem besteht die disperse Phase aus Salzwasser, meist in hohem Maße chloridhaltig,
das in der Raffinerieaufarbeitung zu erheblichen Korrosionsproblemen führen würde.
Das Wasser ist daher weitestgehend abzutrennen. Dies erfolgt gewöhnlich durch den
Zusatz geringer Mengen an Demulgatoren (Emulsionsspalter) in Gegenwart von Wärme.
Gute Demulgatoren führen zu einer möglichst quantitativen Ö1/Wasser-Trennung bei möglichst
niedrigen Anwendungskonzentrationen, niedrigen Temperaturen sowie kurzer Einwirkungszeit.
Weltweit sind die Erdöle sehr verschieden zusammengesetzt, dies gilt ebenfalls für
die Emulgatoren der Erdölemulsionen. Folglich sind auch die Demulgatoren jeweils für
jede Erdölemulsion strukturmäßig zu optimieren.
[0003] Derzeit häufig angewendet wird die Demulgierung mit Umsetzungsprodukten von Alkylenoxiden
mit Alkylphenolformaldehydharzen, wie z. B. in DE-OSS 20 13 820 und 31 42 955 sowie
US 2 560 333 beschrieben. Eine andere wichtige Demulgatorengruppe sind Ethylenoxid/Propylenoxid-Blockpolymere,
wie sie z. B. in den DE-OSS 10 18 179 und 15 45 250 beschrieben sind. Eine weitere
Erdölemulsionsspalterklasse besteht aus alkoxylierten Polyaminen (DE-OS 22 27 546
und EP-A 147 743). Schließlich werden noch Demulgatoren auf der Basis alkoxylierter
Diisocyanate (DE-OS 20 59 707) und Bisglycidylether (EP-A 55 434) beschrieben.
[0004] Nachteil der genannten Demulgatoren ist ihre extrem hohe Spezifität, das heißt eine
gegebene Demulgatorstruktur oder -zusammensetzung ist nur für eine Lagerstätte, zum
Teil auch nur für einen Teilbereich, geeignet. Weitere, inzwischen sehr bedeutende
Nachteile, sind ökologischer Natur. So ist die biologische Abbaubarkeit der genannten
Demulgatoren meist völlig unzureichend und ihre Aquatoxizität beträchtlich. Letztere
Eigenschaft ist insbesondere bei Off-Shore-Feldern von großer Bedeutung.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, Demulgatoren zur Spaltung von Erdölemulsionen
aufzufinden, die bei unterschiedlichen Lagerstättenbedingungen einzusetzen sind und
zudem insbesondere eine hohe biologische Abbaubarkeit sowie geringe Toxizität aufweisen.
[0006] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß durch den Einsatz von oxalkylierten Alkylpolyglycosiden
der Formel I

gelöst.
[0007] Der Gegenstand der Erfindung sind daher Demulgatoren zur Spaltung von Wasser-in-ÖI-Erdölemulsionen,
welche dadurch gekennzeichnet sind, daß sie oxalkylierte Alkylpolyglycoside der Formel
I

enthalten, wobei R einen linearen oder verzweigten, gesättigten oder ungesättigten
Alkylrest mit 8 - 18 C-Atomen, Z
n ein Oligoglycosylradikal mit n = 1 bis 5 Hexose- oder Pentoseeinheiten oder Mischungen
davon, AO ein Ethylenoxid-, Propylenoxid- oder Butylenoxidradikal oder Gemische davon
und x 1 bis 100 bedeuten.
[0008] Die Verbindungklasse der oxalkylierten Alkylpolyglycoside und ihre Verwendung in
Waschmitteln ist seit längerer Zeit bekannt (US 3 640 998 und 4 834 903); unbekannt
ist hingegen ihre Verwendung als Demulgatoren für ölexterne Erdölemulsionen.
[0009] Es wurde nun überraschend gefunden, daß die erfindungsgemäßen Demulgatoren eine wesentlich
geringere Spezifität aufweisen als bekannte Erdöldemulgatoren. Von großem Vorteil
gegenüber bekannten Demulgatorsystemen ist ebenfalls das ökologische Profil der oxalkylierten
Alkylpolyglycoside; dies gilt sowohl für die biologische Abbaubarkeit als auch für
die Toxizität gegenüber Wasserorganismen.
Alkylpolyglycoside
[0010] Die erfindungsgemäß einzusetzenden oxalkylierten Alkylpolyglycoside entsprechen der
allgemeinen Formel I

in der R für einen linearen oder verzweigten, gesättigten oder ungesättigten Alkylrest
mit 8 bis 18, vorzugsweise 9 bis 16 Kohlenstoffatomen, Z
n für einen Oligoglycosidrest mit n = 1,0 bis 5, vorzugsweise 1,1 bis 3,0 Hexose- oder
Pentoseeinheiten oder Gemische davon, AO für einen Ethylenoxid-, Propylenoxid-oder
1,2-Butylenoxidrest oder Mischungen davon, wobei Blöcke dieser Reste vorzuziehen sind,
und x für die Zahl 1 bis 100, vorzugsweise 10 bis 75 stehen. Besonders vorteilhaft
ist eine Struktur, bei der das Alkylpolyglycosid zunächst propoxyliert und sodann
ethoxyliert wird.
[0011] Die erfindungsgemäß einzusetzenden oxalkylierten Alkylpolyglycoside wurden etwa in
Analogie zu US 4 834 903 durch Alkoxylierung bei erhöhter Temperatur und erhöhtem
Druck aus Alkylpolyglycosid und Alkenoxid in Gegenwart alkalischer Katalysatoren,
wie z. B. KOH, umgesetzt. Bevorzugte Reaktionsbedingungen sind Temperaturen von 120
- 180 °C und Drücke von 2 bis 7 bar.
[0012] Die Basisalkylpolyglycoside können nach bekannten Verfahren auf Basis nachwachsender
Rohstoffe hergestellt werden. Beispielsweise wird Dextrose in Gegenwart eines sauren
Katalysators mit n-Butanol zu Butylpolyglycosidgemischen umgesetzt, welche mit langkettigen
Alkoholen ebenfalls in Gegenwart eines sauren Katalysators zu den gewünschten Alkylpolyglykocosidgemischen
umglycosidiert werden. Oder Dextrose wird unmittelbar mit dem gewünschten langkettigen
Alkohol umgesetzt.
[0013] Die Struktur der Produkte ist in bestimmten Grenzen varrierbar. Der Alkylrest R wird
durch die Auswahl des langkettigen Alkohols festgelegt. Günstig aus wirtschaftlichen
Gründen sind die großtechnisch zugänglichen Tensidalkohole mit 10 bis 18 C-Atomen,
insbesondere native Fettalkohole aus der Hydrierung von Fettsäuren bzw. Fettsäurederivaten.
Verwendbar sind auch Ziegleralkohole oder Oxoalkohole.
[0014] Der Polyglycosylrest Z
n wird einerseits durch die Auswahl des Kohlenhydrats und andererseits durch die Einstellung
des mittleren Polymerisationsgrads n z. B. nach DE-OS 19 43 689 festgelegt. Im Prinzip
können bekanntlich Polysaccharide, z. B. Stärke, Maltodextrine, Dextrose, Galaktose,
Mannose, Xylose, etc. eingesetzt werden.
[0015] Bevorzugt sind die großtechnisch verfügbaren Kohlenhydrate Stärke, Maltrodextrine
und besonders Dextrose. Da die wirtschaftlich interessanten Alkylpolyglycosidsynthesen
nicht regio- und stereoselektiv verlaufen, sind die Alkylpolyglycoside stets Gemische
von Oligomeren, die ihrerseits Gemische verschiedener isomerer Formen darstellen.
Sie liegen nebeneinander mit a- und ß-glycosidischen Bindungen in Pyranose- und Furanoseform
vor. Auch die Verknüpfungsstellen zwischen zwei Saccharidresten sind unterschiedlich.
[0016] Der Glycosidierungsgrad wird zweckmäßigerweise mittels
1H-NMR bestimmt.
[0017] Bevorzugte Basisalkylpolyglycoside sind Alkylpolyglucoside.
[0018] Synthesebedingt können die Alkylpolyglycoside auch Begleitsubstanzen wie Restalkohole,
Monosaccharide, Oligosaccharide sowie Oligoalkylpolyglycoside enthalten.
[0019] Die erfindungsgemäßen oxalkylierten Alkylpolyglycoside werden zur Spaltung der Wasser-in-ÖI-Emulsionen
- auch aus Gründen der leichteren Dosierung - bevorzugt als Lösungen eingesetzt. Als
Lösungsmittel können Wasser und organische Lösemittel, wie z. B. Toluol, Xylol, niedere
Alkohole, THF oder Leichtbezin, dienen. Solche Lösungen haben Wirkstoffkonzentrationen
von 0,1 bis 50 %. Sie werden bevorzugt an den Fördersonden zugegeben, die Spaltung
erfolgt dann während des Rohrtransports und läßt sich ggf. unter Zuhilfenahme eines
elektrischen Feldes vervollständigen. Die zur Spaltung der Rohölemulsion einzusetzende
Demulgatormenge liegt bezogen auf die Masse der Rohölemulsion bei 1 bis 5.000 ppm,
vorzugsweise bei 1 bis 1.000 ppm; die Temperatur beträgt vorteilhaft 30 - 90 C, vorzugsweise
40 - 80 C.
Zusatzstoffe
[0020] In den Demulgatoren-Lösungen können weitere bekannte Spalter-Komponenten zugesetzt
werden, wobei die Mengen dieser Zusatzstoffe von 10 bis 90 % betragen. Die Zusatzstoffe
sind zum Beispiel Verbindungen der Formel 11 bis V, wobei diese Einzeln oder in Mischung
zugesetzt werden:

wobei b 17 und der Anteil an Ethylenoxid zwischen 30 und 80 % liegt, und die gegebenenfalls
mit difunktionellen Vernetzern wie Diisocyanaten und/oder Dicarbonsäuren umgesetzt
werden.

worin R' ein mehrwertiges Alkoholradikal, d + g 10 - 80 und der Propylenoxidgehalt
zwischen 20 und 90 % liegt, sowie k 1 oder 2 und I 1 oder 2, und die gegebenenfalls
mit difunktionellen Vernetzungsmitteln wie Diisocyanaten und/oder Dicarbonsaäuren
umgesetzt sind.

in der h 6 bis 14, i 2 bis 3, y 5 bis 40 und z 3 bis 25 bedeuten, und die gegebenenfalls
mit difunktionellen Vernetzern wie Diisocyanaten und/oder Dicarbonsäuren umgesetzt
sind.

worin q 2 und/oder 3, r 50 - 1.000, s 2 und/oder 3, t 50 bis 200 bedeuten, und die
ggf. mit difunktionellen Vernetzern wie Diisocynanaten und/oder Dicarbonsäuren umgesetzt
werden.
Beispiele
[0021] Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung erläutern:
Beispiel 1
[0022] In einem Alkoxylierungsautoklav wurden 300 g C
12C
14-Alkylpolyglucosid mit einem Glycosidierungsgrad (D.P.) von 1,2 (Monoglucosidgehalt
43 %, Restfettalkohol 0,8 %) mit 1.200 g Propylenoxid bei 155 C unter Zugabe von ca.
1 g Kaliumhydroxid bis zur Totalabsorption umgesetzt. Das Endprodukt enthält ca. 75
% Propylenoxid und 25 % Alkylpolyglycosid.
Beispiele 2 bis 7
[0023] Unter ähnlichen Bedingungen wie in Beispiel 1 wurde C
12C
14-Alkylpolyglucosid (D.P. von 1,2) propoxyliert. Anschließend wurden die Produkte ethoxyliert
(vgl. Tab. 1).

Beispiel 8
[0024] Unter ähnlichen Bedingungen wie in den Beispielen 2 bis 7 wurde C
10C
12-Alkylpolyglucosid (D.P. 1,1, Monoglucosidgehalt 50 %, Restfettalkohol 0,5 %) zunächst
propoxyliert und so dann ethoxyliert. Das Produkt enthält 8 % APG, 60 % PO und 32
% EO.
Beispiel 9 (Demulgatorenwirkung)
[0025] Die Wirkung der Demulgatoren wurde an unterschiedlichen Erdölemulsionen im Vergleich
mit derzeit üblichen Spaltern nach dem sogenannten "Bottle Test" (vgl. "Treating Oil
Field Emulsions", Ed. American Petrol. Instit., Dallas, Tex., 1974) geprüft. Die Vergleichsspalter
waren ein propoxyliertes, ethoxyliertes Glycerinblockpolymerisat (A), eine Mischung
aus einem A-analogen Blockpolymerisat mit einem alkoxylierten Polyamin entsprechend
DE 22 27 546 (B) und eine Mischung eines alkylierten Phenolformaldehydharzes mit einem
Umsetzungsprodukt aus einer A-analogen Verbindung mit einer Dicarbonsäure (C). Die
Verbindungen wurden in toluolischer Lösung mit einer Wirkstoffkonzentration von 30
ppm bei 60 ° C angewendet. Die hohe Effektivität der erfindungsgemäßen Demulgatoren
im Vergleich zu heute üblichen Produkten wird in Tabelle 2, 3 und in Abbildung 1 an
verschiedenen Erdölemulsionen demonstriert.

1. Demulgatoren zur Spaltung von Wasser-in-Öl-Erdölemulsionen,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie oxalkylierte Alkylpolyglycoside der Formel I

enthalten, wobei R einen linearen oder verzweigten, gesättigten oder ungesättigten
Alkylrest mit 8 - 18 C-Atomen, Z
n ein Oligoglycosylradikal mit n = 1 bis 5 Hexose- oder Pentoseeinheiten oder Mischungen
davon, AO ein Ethylenoxid-, Propylenoxid- oder Butylenoxidradikal oder Gemische davon
und x 1 bis 100 bedeuten.
2. Demulgatoren zur Spaltung von Wasser-in-ÖI-Erdölemulsionen,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Formel I R einen linearen, gesättigten Alkylrest mit 9 bis 16 C-Atomen,
Zn ein Oligoglucosylradikal n = 1,1 bis 3, AO ein Ethylenoxid-, Propylenoxid-, 1,2-Butylenoxidradikal
oder Mischungen und x 10 bis 75 bedeuten.
3. Demulgatoren zur Spaltung von Wasser-in-ÖI-Emulsionen nach den Ansprüchen 1 und
2,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Formel I AO für Mischungen in Blöcken von Ethylenoxid-, Propylenoxid- oder
1,2-Butylenoxidradikalen steht.
4. Demulgatoren zur Spaltung von Wasser-in-ÖI-Emulsionen nach den Ansprüchen 1 bis
3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die oxalkylierte Alkylpolyglycoside in Kombination mit bekannten Spalterkomponenten
verwendet werden.
5. Demulgatoren nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt an oxalkylierten Alkylpolyglycosiden mindestens 10 % beträgt.
6. Demulgatoren nach den Ansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt an oxalkylierten Alkylpolyglycosiden mindestens 20 % beträgt.
7. Demulgatoren nach den Ansprüchen 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie in Konzentrationen von 1 bis 1.000 ppm der Emulsion zugesetzt werden.