[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Spinnen von Fasern zu Garn nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 sowie eine Spinnvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Beim gattungsgemässen Spinnverfahren - dem Rotor-Offenend-Verfahren - besteht bekanntlich
eine Beziehung annähernder Proportionalität zwischen der Drehzahl des Rotors und der
Zahl der dem Faden pro Zeiteinheit erteilten Windungen. Da die Drehzahl u. a. wegen
der Fliehkraftbelastung des Garns beim Abziehen nicht unbegrenzt erhöht werden kann
und andererseits eine bestimmte Windungszahl pro Längeneinheit erforderlich ist, um
dem Garn die jeweils gewünschte Festigkeit zu geben, ergibt sich eine Begrenzung der
Abzugsgeschwindigkeit und damit der Produktivität des Spinnverfahrens.
[0003] Es wurden verschiedene Vorschläge gemacht, diese Begrenzung der Produktivität des
Rotorspinnverfahrens dadurch zu überwinden, dass dem Garn nach dem Abziehen aus dem
Rotor weitere Windungen aufgeprägt werden. Z. B. kann an das Rotorspinnen als zweiter
Verfahrensschritt ein Ringspinnen angeschlossen werden, bei welchem das beim Rotorspinnen
erzeugte Garn die Rolle des Vorgarns spielt (JP-A-60-28 524). Diese Methode ist nicht
nur sehr aufwendig, sie erbt auch einschneidende Nachteile des Ringspinnverfahrens,
insbesondere fällt das gesponnene Garn auf relativ kleinen Spinnkopsen an und muss
anschliessend umgespult werden. Es wurde auch vorgeschlagen (CH-660 887 A5), das rotorgesponnene
Garn mit zirkulierenden Luftströmungen zu bearbeiten, wodurch jedoch nur die Drehung
äusserer Fasern, jedoch nicht die des Garns als ganzen erhöht wird.
[0004] Durch die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, wird hingegen
ein Verfahren angegeben, bei welchem dem aus dem Spinnrotor abgezogenen Garn zusätzliche
echte Drehung erteilt wird und dasselbe anschliessend unmittelbar auf eine Kreuzspule
aufgewickelt werden kann. Das wird dadurch erreicht, dass das Garn nach dem Abziehen
aus dem Spinnrotor unmittelbar einem weiteren, dem Doppeldrahtzwirnen ähnlichen Verfahrensschritt
unterzogen wird.
[0005] Bei Verwendung des erfindungsgemässen Verfahrens kann die Garnabzugsgeschwindigkeit
gegenüber dem reinen Rotorspinnen beträchtlich erhöht und damit die Produktivität
gesteigert werden. Zudem verbessert sich die Garnqualität.
[0006] Es wird ausserdem eine Spinnvorrichtung angegeben, bei welcher die konstruktiven
Probleme, die das Verfahren aufwirft, auf sehr elegante Weise gelöst sind.
[0007] Im folgenden wird die Erfindung anhand von lediglich einen Ausführungsweg darstellenden
Zeichnungen näher erläutert.
[0008] Es zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch eine erfindungsgemässe Spinnvorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemässen Verfahrens, und
Fig. 2 eine schematische Darstellung eines Teils (Planetengetriebe) der Spinnvorrichtung
nach Fig. 1.
[0009] Ein Gehäuse 1 enthält in seiner Basis eine Förderwalze 2 und eine Auflösewalze 3.
Ein Spinnrotor 4 mit einer umlaufenden Rille 5 umschliesst einen Hohlraum 6 an seiner
Peripherie und begrenzt ihn nach einer Seite. Dem Spinnrotor 4 gegenüber ist eine
Abzugsöffnung 7 angeordnet.
[0010] Erfindungsgemäss weist die Vorrichtung einen Doppeldrahtrotor 8 auf, welcher in einem
Lager 9 und in einem von einem Bügel 10 getragenen Lager 11 um eine Achse 12 drehbar
im Gehäuse gelagert ist. Der Spinnrotor 4 ist in einem Lager 13 am Doppeldrahtrotor
8 um die gleiche Achse 12 wie dieser selbst drehbar gelagert. Der Doppeldrahtrotor
8 bildet auch die dem Spinnrotor 4 gegenüberliegende Begrenzung des Hohlraums 6 und
trägt die Abzugsöffnung 7, welche in einen Abzugskanal 14 führt, der in einem Bogen
von 180° aussen um den Spinnrotor 4 herum und schliesslich zur Achse 12, um welche
sowohl der Doppeldrahtrotor 8 als auch der Spinnrotor 4 drehbar sind, zurückgeführt
ist. Weiter führt er dann der Achse 12 entlang vom Spinnrotor 4 weg durch ein Antriebsrad
15, das koaxial am Doppeldrahtrotor 8 sitzt und über das derselbe mittels eines Riemens
16 angetrieben wird, nach aussen. Der dem Hohlraum 6 benachbarte Teil des Doppeldrahtrotors
8 weist einen Zufuhrkanal 17 auf, der eine der Auflösewalze 3 zugewandte Aufnahmeöffnung
18 mit einer Ausgabeöffnung 19, die exzentrisch in den Hohlraum 6 mündet, verbindet.
[0011] Zum Antrieb des Spinnrotors 4 weist die Spinnvorrichtung ein Planetengetriebe auf
mit einem am Bügel 10 befestigten, den Doppeldrahtrotor 8 umgebenden Zahnkranz 20,
mit welchem ein Uebertragungszahnrad 21, das in einem exzentrisch am Doppeldrahtrotor
8 angebrachten Lager 22 um eine Achse 23 drehbar gelagert ist, im Eingriff steht.
Das Uebertragungszahnrad 21 steht über einen an demselben befestigten Zahnkranz 24
mit einem Antriebszahnrad 25 im Eingriff, welches mit dem Spinnrotor 4 koaxial, das
heisst ebenfalls um die Achse 12 drehbar und über eine Welle 26 fest mit demselben
verbunden ist.
[0012] Die Rotation des Doppeldrahtrotors 8 bewirkt, dass das im Lager 22 geführte Uebertragungszahnrad
21 aufgrund seines Eingriffs mit dem Zahnkranz 20 in eine gegenläufige Rotation um
seine Achse 23 versetzt wird, die sich über den Zahnkranz 24 dem Antriebszahnrad 25
und damit dem Spinnrotor 4 mitteilt, sodass letzterer eine zur Rotation des Doppeldrahtrotors
8 gegenläufige Rotation ausführt.
[0013] Durch die Förderwalze 2 wird der Auflösewalze 3 Vorgarn 27 zugeführt und von der
letzteren in Einzelfasern aufgelöst, die dann über den Zufuhrkanal 17 in den Hohlraum
6 transportiert werden. Dort legen sie sich unter dem Einfluss der Zentrifugalkraft
in die Rille 5 und werden in bekannter Weise in ein Garn 28 eingebunden, das durch
die Abzugsöffnung 7 und den Abzugskanal 14 abgezogen wird. Anschliessend kann es sofort
auf eine Kreuzspule gewickelt werden.
[0014] Durch die Rotation des Doppeldrahtrotors 8 werden die Fasern im Zufuhrkanal 17 einer
Zentrifugalkraft unterworfen, die in vorteilhafter Weise eine Streckung derselben
bewirkt. Ausserdem erhöht besagte Rotation bei gegebener Drehzahl des Spinnrotors
4 die Relativgeschwindigkeit zwischen den Fasern und der Rille 5, was einer Stauchung
der Fasern entgegenwirkt.
[0015] Zusätzlich zu den ihm vom Spinnrotor 4 erteilten Windungen werden dem Garn 28, während
es durch den Abzugskanal 14 läuft, pro Umdrehung des Doppeldrahtrotors entsprechend
dem beim Doppeldrahtzwirnen angewandten Prinzip zwei weitere Windungen aufgeprägt.
[0016] Die gezeigte Lösung ist besonders ökonomisch und elegant, da sie nur einen Antrieb
für die gesamte Spinnvorrichtung erfordert und die Kraftübertragung durchwegs mittels
formschlüssig zusammenwirkender Mittel bewerkstelligt wird. Es gibt aber auch andere
Möglichkeiten wie etwa Antrieb des Spinnrotors durch einen über Schleifringe mit Strom
versorgten Elektromotor oder durch kreisende Magnetfelder.
1. Verfahren zum Spinnen von Fasern zu Garn, wobei die Fasern in einen mindestens
an seiner Peripherie von einem Spinnrotor (4) umschlossenen Hohlraum (6) transportiert
werden und Garn (28) durch eine im Bereich der Achse (12), um welche der Spinnrotor
(4) sich dreht, liegende Abzugsöffnung (7) abgezogen wird, dadurch gekennzeichnet,
dass das Garn (28) von der Abzugsöffnung (7) in einem koaxial zum Spinnrotor (4),
jedoch mit umgekehrtem Drehsinn rotierenden Bogen aussen um den Spinnrotor (4) herum-
und abgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn (28) entlang der
Achse (12) abgeführt wird.
3. Spinnvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem drehbar
gelagerten, einen Hohlraum (6) mindestens an seiner Peripherie umschliessenden Spinnrotor
(4), und einer in der Achse (12), um welche der Spinnrotor (4) drehbar ist, liegenden
Abzugsöffnung (7) zum Abziehen von Garn (28) aus dem Hohlraum (6), dadurch gekennzeichnet,
dass der Spinnrotor (4) in einem Doppeldrahtrotor (8) gelagert ist und der Doppeldrahtrotor
(8), in welchem die Abzugsöffnung (7) angebracht ist, seinerseits in einem stationären
Gehäuse (1) um eine zur Achse (12) des Spinnrotors (4) kongruente Achse drehbar gelagert
ist.
4. Spinnvorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Abzugsöffnung
(7) in einen im Doppeldrahtrotor (8) verlaufenden Abzugskanal (14) mündet, welcher
in einem Bogen aussen um den Spinnrotor (4) herum und zur gemeinsamen Achse (12) des
Spinnrotors (4) und des Doppeldrahtrotors (8) zurückführt.
5. Spinnvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zum Antrieb des
Doppeldrahtrotors (8) an demselben koaxial ein Antriebsrad (15) befestigt ist, durch
dessen Mitte der Abzugskanal (14) nach aussen geführt ist.
6. Spinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
der Doppeldrahtrotor (8) zum Transport von Fasern in den Hohlraum (6) einen Zufuhrkanal
(17) aufweist, welcher eine symmetrisch zur Achse (12) des Doppeldrahtrotors (8) angeordnete
Aufnahmeöffnung (18) mit einer exzentrisch in den Hohlraum (6) mündenden Ausgabeöffnung
(19) verbindet.
7. Spinnvorrichtung nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
zum Antrieb des Spinnrotors (4) das Gehäuse (1) einen den Doppeldrahtrotor (8) umgebenden
Zahnkranz (20) trägt und im Doppeldrahtrotor (8) exzentrisch ein Uebertragungszahnrad
(21) drehbar gelagert ist, das mit dem Zahnkranz (20) im Eingriff steht und seinerseits
einen Zahnkranz (24) aufweist, mit welchem ein fest mit dem Spinnrotor (4) verbundenes
und zu ihm koaxiales Antriebszahnrad (25) im Eingriff steht.