(19)
(11) EP 0 472 815 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.03.1992  Patentblatt  1992/10

(21) Anmeldenummer: 91107294.0

(22) Anmeldetag:  06.05.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F41G 7/32
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 29.08.1990 DE 4027295

(71) Anmelder: Rheinmetall Industrie GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Schunk, Bernd
    W-4000 Düsseldorf 30 (DE)
  • Stollewerk, Reinfried
    W-5106 Roetgen (DE)
  • Hubricht, Gerhard, Dr.
    W-5800 Hagen 7 (DE)
  • Peters, Jörg, Dr.
    W-4000 Düsseldorf 30 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Lenkkabel


    (57) Aufgabe der Erfindung ist es, ein Lenkkabel (4, 40, 40') für fernlenkbare Flugkörper (1) zu entwickeln, welches nach dem Verschießen des Flugkörpers (1) auf einfache Weise aufgefunden und entsorgt werden kann.
    Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Oberflächenschicht (44, 46) des Lenkkabels (4) ein Material enthält, welches bei Beleuchtung mit Licht eines vorgegebenen Wellenlängenbereiches fluoresziert. Vorzugsweise wird ein Farbstoff verwendet, dessen Emissionsspektrum etwa zwischen 530 und 690 nm liegt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Lenkkabel für ferngelenkte Flugkörper.

    [0002] Zur Fernlenkung von Flugkörpern dienen sowohl elektrische Kabel als auch Lichtwellenleiter. In neuerer Zeit ist man allerdings vor allem bestrebt, aufgrund der großen Bandbreite zur Signalübertragung Lichtwellenleiter zu verwenden.

    [0003] Besonders nachteilig ist bei der Verwendung von Lenkkabeln, daß das Kabel nach dem Verschießen des Flugkörpers im Gelände verbleibt. Aus Gründen der Umweltverträglichkeit (Gefahr für Tiere durch Wildfraß oder Verfangen in dem Draht bzw. der Glasfaser) wird es in Zukunft erforderlich sein, das Lenkkabel zu entfernen. Bisher ist dies mit vertretbarem Aufwand nicht möglich, da z. B. die Glasfasser praktisch nicht zu erkennen ist. Ein Wiederaufwickeln ist aufgrund der geringen Zugfestigkeit der Faser ebenfalls nicht oder nur stückweise möglich.

    [0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Lenkkabel für fernlenkbare Flugkörper zu entwickeln, welches nach dem Verschießen des Flugkörpers auf einfache Weise aufgefunden und entsorgt werden kann.

    [0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles des Anspruchs 1 gelöst.

    [0006] Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

    [0007] Der Erfindung liegt also der Gedanke zugrunde, auf das Lenkkabel eine Oberflächenschicht aufzubringen, die bei Bestrahlung, z. B. mit UV-Licht, fluoresziert. Das Lenkkabel wird durch die daraus resultierende Konstrasterhöhung gegenüber der Umgebung leicht sichtbar. Dadurch wird eine manuelle oder automatische Entsorgung ermöglicht.

    [0008] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen und mit Hilfe von Figuren näher erläutert.

    [0009] Es zeigen:
    Fig. 1
    schematisch einen Flugkörper, der über ein Lenkkabel mit einem Kommandogeber verbunden ist;
    Fig. 2 und Fig. 3
    zwei Ausführungsbeispiele eines erfindungsgemäßen Lenkkabels;
    Fig. 4 und Fig. 5
    zwei Diagramme zur Erläuterung der Erfindung.


    [0010] In Fig. 1 ist mit 1 ein Flugkörper, z. B. eine Rakete, dargestellt, die von einer Startvorrichtung 2 gestartet wurde und die mit einem Kommandogeber 3 über ein Lenkkabel, vorzugsweise einem Lichtwellenleiter, verbunden ist.

    [0011] Den Aufbau eines erfindungsgemäßen Lichtleiters zeigt Fig. 2. Wie bekannte Lichtwellenleiter besteht er aus einem Kern 41, der beispielsweise 9 µm dick ist, einem den Kern 1 umgebenden Glasmantel 42 von beispielsweise 125 µm Dicke sowie einer weichen Umhüllung aus Acrylat (z. B. 20 µm) und einer harten Umhüllung von z. B. 250 µm, ebenfalls aus Acrylat. Erfindungsgemäß wurde die harte Umhüllung mit einem Fluoreszensfarbstoff dotiert. Die entsprechenden Farbstoffpartikel sind mit 440 bezeichnet.

    [0012] Als fluoreszierender Farbstoff können beispielsweise organische Stoffe verwendet werden, die fluoreszierende Erscheinungen aufweisen. Dieses ist vor allem bei Benzolderivaten der Fall. Besonders geeignet für den vorliegenden Fall ist BBQ (Benzimidazo-benzisochonolin-7-on), weil die entsprechende Emissionsbande etwa zwischen 530 und 680 nm liegt. Gerade in diesem Bereich besitzt aber die natürliche Vegetation ein Reflexionsminimum (vgl. Kurve 7 in Fig. 5), so daß sich ein relativ hoher Kontrast zwischen der lumineszierenden Glasfaser und der Umgebung ergibt.

    [0013] Kurve 6 in Fig. 4 zeigt das Absorptionsspektrum von BBQ. Ihr läßt sich entnehmen, daß zur Erzeugung von Lumineszens eine Bestrahlung von UV-Licht (280 bis 400 nm) zu einer Lumineszens führt.

    [0014] Zur manuellen Entsorgung wird das Gelände im Bereich, wo der Lichtwellenleiter vermutet wird, mit UV-Lampen beleuchtet bzw. abgescant. Die aufleuchtenden Bruchstücke der Faser werden anschließend von Hand aufgesammelt. Zur höheren Effektivität kann der Sammler eine Brille mit Filtern tragen, die Licht im Bereich von 500 bis 550 nm durchlassen.

    [0015] Denkbar ist auch eine automatische Entsorgung mit Kleinfahrzeugen, die mit einer Filterkamera (530 bis 560 nm) ausgerüstet sind und ein Bildverarbeitungssystem, UV-Scheinwerfer und einen Saugrüssel zum Aufsaugen der Glasfaser aufweisen. Mit Hilfe der Wellenlängen begrenzten Fluoreszensstrahlung der Faser kann ein spezieller Bildverarbeitungsalgorithmus die Position der Faser im Gelände bestimmen. Die Bildverarbeitung berechnet die Position der Glasfaser und steuert den Saugrüssel. Die Bildverarbeitung wird unterstützt durch die Kamera, deren Filter bevorzugt den Wellenlängenbereich der Fluoreszenzstrahlung durchläßt.

    [0016] In Fig. 3 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Lichtleiters 40' wiedergegeben, bei dem zusätzlich auf der an sich bekannten harten Oberflächenschicht 45 eine Lackschicht mit einem fluoreszierenden Farbstoff 46 erfolgt. Die Schichtdicke der Schicht 46 kann beispielsweise 2 µm betragen.

    Bezugszeichenliste



    [0017] 
    1
    Flugkörper / Lenkrakete
    2
    Startvorrichtung
    3
    Kommandogeber
    4
    Lenkkabel, Lichtwellenleiter
    5
    fluoresz. Spektrum
    6
    Absorptionsspektrum von BBQ
    7
    Reflexionsspektrum der natürlichen Vegetation
    40, 40'
    Lichtwellenleiter
    41
    Kern
    42
    Glasmantel
    43
    Acrylatschicht
    44
    Oberflächenschicht mit fluoresz. Farbstoff
    45
    harte Schicht
    46
    Oberflächenschicht aus fluoresz. Farbstoff
    440
    fluoresz. Farbstoff-Partikel



    Ansprüche

    1. Lenkkabel (4, 40, 40') für fernlenkbare Flugkörper (1), dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenschicht (44, 46) des Lenkkabels (4) ein Material enthält, welches bei Beleuchtung mit Licht eines vorgegebenen Wellenlängenbereiches fluoresziert.
     
    2. Lenkkabel, dadurch gekennzeichnet, daß als fluoreszierendes Material (440, 46) ein fluoreszierender Farbstoff verwendet wird, dessen Emissionsspektrum etwa zwischen 530 und 690 nm liegt.
     
    3. Lenkkabel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als fluoreszierendes Material (440, 46) BBQ verwendet wird.
     
    4. Lenkkabel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem Lenkkabel (4, 40, 40') um einen Lichtwellenleiter handelt.
     




    Zeichnung