[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Garn, insbesondere ein Nähgarn mit den Merkmalen
des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen
Garnes mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 17.
[0002] Es ist eine Vielzahl von Garnen mit unterschiedlichen Konstruktionen sowie entsprechender
Herstellungsverfahren bekannt. So können derartige Garne grundsätzlich aus Multifilamentfasern,
aus Stapelfasern oder einer Mischung aus Multifilamentfasern mit Stapelfasern ersponnen
werden, wobei zusätzlich ein solches Garn noch verzwirnt werden kann, um so den Fadenschluß
und damit die Beständigkeit des Garnes gegenüber mechanischen Beanspruchungen zu verbessern.
[0003] Auf dem Anwendungsgebiet der Nähgarne werden häufig Zwirne eingesetzt, die aus mindestens
zwei, in der Regel multifilen Garnkomponenten bestehen, wobei diese beiden, miteinander
verzwirnten Garnkomponenten sowohl in bezug auf die Elementarfadenzahl, den Titer
als auch in bezug auf die Festigkeit gleich ausgebildet sind.
[0004] Weiterhin sind Garne, insbesondere auch Nähgarne, bekannt, die aus mindestens zwei
multifilen Garnkomponenten gebildet sind, wobei zur Herstellung eines derartigen Garnes
die beiden Garnkomponenten durch einen Fluidstrom derart miteinander verwirbelt werden,
daß die erste Garnkomponente überwiegend im Kern des gesponnenen Garnes angeordnet
ist und von daher auch als Kernkomponente bezeichnet wird und sich die zweite Garnkomponente
überwiegend im äußeren Bereich des ersponnenen Garnes befindet und von daher als Mantelkomponente
oder Überlage benannt wird. Bei derartigen Kern-Mantel-Garnen besitzt die Mantelkomponente
eine wesentlich größere Länge, was dazu führt, daß die Mantelkomponente (Überlage)
unter Ausbildung von Schlingen, sich selbst überkreuzenden Schlaufen und/oder Bögen
einem derartigen Kern-Mantel-Garn ein gewisses Volumen verleiht. Diese Kern-Mantel-Garne
besitzen in der Regel hervorragende Eigenschaften in bezug auf die mechanische Beständigkeit,
so daß sie zunehmend auch für Nähgarne, die bei der Verarbeitung extremen mechanischen
Beanspruchungen ausgesetzt sind, eingesetzt werden.
[0005] Um bei den zuvor beschriebenen Garnen die erforderliche Festigkeit zur Verfügung
zu stellen, schlägt die DE-OS 38 34 139 vor, die Kerngarnkomponente und die Mantelgarnkomponente
aus demselben, hochfesten Material auszubilden. Hierbei beträgt die spezifische Festigkeit
der multifilen Kerngarnkomponente und der multifilen Mantelgarnkomponente gemäß der
DE-OS 38 34 139 mindestens 40 cN/tex, vorzugsweise aber mehr.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Kern-Mantel-Garn der angegebenen
Art zur Verfügung zu stellen, das eine besonders gute mechanische Beständigkeit aufweist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Garn mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0008] Das erfindungsgemäße Garn, das insbesondere auch als Nähgarn verwendet wird, umfaßt
mindestens zwei multifile Garnkomponenten, wobei die erste Garnkomponente überwiegend
den Kern des Garnes und die zweite Garnkomponente überwiegend den Mantel des Garnes
bildet. Hierbei sind die beiden Garne miteinander verwirbelt, was dazu führt, daß
das Kernmaterial in Axialrichtung des gesponnenen Garnes gesehen geradlinig oder nahezu
geradlinig verläuft, während das multifile Mantelgarn (Überlage) unter Ausbildung
von Schlingen, sich selbst überkreuzenden Schlaufen und/oder bögen mit dem Kerngarn
verwirbelt ist und dieses Kerngarn vollständig oder nahezu vollständig umhüllt, so
daß ein derartiges Garn ein bestimmtes Volumen und somit eine bestimmte Bauschigkeit
besitzt. Die Einzelfilamente der zweiten Garnkomponente besitzen bei dem erfindungsgemäßen
Garn eine spezifische Festigkeit, die zwischen 5% und 70 %, insbesondere zwischen
10% und 50% der spezifischen Festigkeit der Einzelfilamente der ersten Garnkomponente
beträgt.
[0009] Das erfindungsgemäße Garn weist eine Reihe von Vorteilen auf. So konnte festgestellt
werden, daß sich ein derartiges Garn besonders gut, d.h. ohne Fadenriß, verarbeiten
läßt. Dies wird darauf zurückgeführt, daß bei dem erfindungsgemäßen Garn Fadenaufschiebungen,
die als Vorstufe für einen Fadenriß anzusehen sind, nicht auftreten. Vielmehr wurde
erkannt, daß bei dem erfindungsgemäßen Garn einzelne Filamente, die sich während der
Verarbeitung an bestimmten Maschinenteilen, beispielsweise an Umlenkrollen, Fadenbremsen
der Nadel einer Nähmaschine u. dgl., verhaken, nicht wie bei einem herkömmlichen Garn
zu den unerwünschten Fadenaufschiebungen und damit zu einem Reißen des gesamten Garnes
führen, aufgrund ihrer vorstehend angegebenen geringen spezifischen Festigkeit sofort
rissen, so daß das erfindungsgemäße Garn trotz seiner relativ hohen Bauschigkeit,
die die Gefahr von sich verhakenden Einzelfilamenten erheblich vergroßert, dennoch
eine ausgezeichnete Beständigkeit gegenüber mechanischen Beanspruchungen besitzt.
Mit anderen Worten wird somit bei dem erfindungsgemäßen Garn die Überlage aus einem
Material erstellt, dessen Einzelfilamente bewußt eine geringe Festigkeit aufweisen,
wodurch diese Einzelfilamente bei einem geringfügigen Verhaken schon reißen, um so
die Ausbildung von Fadenaufschiebungen und damit auch der hierauf folgende Bruch des
Gesamtfadens zu verhindern.
[0010] Die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Garnes im Vergleich zu einem herkömmlich
ausgebildeten verwirbelten Kern-Mantel-Garns zeigt sich insbesondere dann, wenn aus
dem erfindungsgemäßen Garn ein Nähgarn erstellt wir. Hierbei konnte anhand von Hochgeschwindigkeits-Videoaufnahmen
beim Nähen festgestellt werden, daß bei dem erfindungsgemäßen Nähgarn die sich während
des Vernähens an Nähmaschinenteilen, insbesondere an dem Greifer und/oder der Nadel,
verhakenden Einzelfilamente der Überlage aufgrund der vorgegebenen geringen spezifischen
Festigkeit sofort rissen, ohne daß es dabei zu einem nennenswerten Abbremsen der Vorwärtsbewegung
des Nähgarnes kam. Weiterhin wurde bei dem erfindungsgemäßen Garn beobachtet, daß
die für das Nähen erforderliche Schlingenbildung des Nadelfadens einwandfrei ablief,
selbst wenn abstehende Einzelfilamente verhakten. Demgegenüber wurde das konventionelle
Nähgarn bei einem Verhaken der abstehenden Filamente deutlich abgebremst, da die verhakten
Einzelfilamente nicht rissen, so daß entsprechende Aufschiebungen ausgebildet wurden
und hiernach das Garn insgesamt riß bzw. das Garn nicht nähte, da die zuvor angesprochenen
Schlingen des Nadelfadens nicht oder nur ungenügend ausgebildet wurden. Hierdurch
wird erklärlich, daß das erfindungsgemäße Garn als Nähgarn im Vergleich zu einem konventionellen
Nähgarn ein deutlich verbessertes Nähverhalten besitzt, d.h. mit dem erfindungsgemäßen
Nähgarn ist es im Vergleich zu dem konventionellen Nähgarn unter industriellen Nähbedingungen
(5000 bis 7000 Stiche pro Minute) möglich, ohne Garnriß eine bis zu etwa 50% höhere
Knopflochanzahl oder 40 bis 60% längere Nähte zu erstellen.
[0011] Um bei dem erfindungsgemäßen Nähgarn die zuvor angegebenen geringeren spezifischen
Festigkeiten der Einzelfilamente zu erzeugen, bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten.
[0012] Die erste Möglichkeit sieht vor, daß für die Überlage eine multifile Garnkomponente
eingesetzt wird, die über ihre axiale Länge gesehen von sich aus schon die zuvor angegebene
spezifische Festigkeit besitzt.
[0013] Bei der zweiten Möglichkeit weist das erfindungsgemäße Garn in der Überlage Einzelfilamente
auf, die in Axialrichtung gesehen erste Bereiche besitzen, in denen die spezifische
Festigkeit der Einzelfilamente zwischen 5% und 70%, insbesondere zwischen 20% und
50%, bezogen auf die spezifische Festigkeit der Einzelfilamente der ersten Garnkomponente
liegt. Mit anderen Worten weisen vorzugsweise alle Einzelfilamente der Überlage in
Axialrichtung gesehen eine Vielzahl von Sollbruchstellen auf, so daß bei einem Verhaken
der Einzelfilamente während der Verarbeitung die Einzelfilamente in diesen ersten
Bereichen (Sollbruchstellen) reißen können, wodurch die Ausbildung von Aufschiebungen
und ein Gesamtgarnbruch verhindert wird.
[0014] Zu der zuvor wiedergegebenen ersten Möglichkeit zählt eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Garnes, bei dem die erste und zweite Garnkomponente aus demselben Material bestehen.
Weiterhin weist das Material der zweiten Garnkomponente einen Polymerisationsgrad
auf, der geringer ist als der Polymerisationsgrad des Materials, aus dem die erste
Garnkomponente besteht. Vorzugsweise wird bei dieser Ausführungsform als zweite Garnkomponente
(Mantelkomponente) ein solches multifiles Synthesematerial, beispielsweise aus Polyester,
Polyamid 6, Polyamid 66, Polyäthylen oder Polypropylen, eingesetzt, dessen mittleres
Molekulargewicht zwischen 5% und 40%, insbesondere zwischen 15% und 25%, unter dem
mittleren Molekulargewicht des Synthesefasermaterials der ersten Garnkomponente liegt,
wobei die mittleren Molekulargewichte durch die bekannten Normen in üblicher Weise
viskosimetrisch bestimmt werden.
[0015] Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Garnes weist eine zweite Garnkomponente
auf, bei der alle Einzelfilamente oder zumindestens die im Garnquerschnitt gesehen
äußeren Einzelfilamente, die unter Ausbildung der zuvor genannten Schlingen, sich
selbst überkreuzenden Schlaufen oder Bögen dem Garn ein gewisses Volumen verleihen,
eine absolute Einzelfilamentfestigkeit kleiner als 3,5 cN besitzen. Insbesondere bei
Nähgarnen konnte festgestellt werden, daß die Näheigenschaften des erfindungsgemäßen
Nähgarnes dann besonders gut sind, wenn das Nähgarn eine zweite Garnkomponente umfaßt,
deren absolute Einzelfilamentfestigkeit zwischen 0,5 cN und 3 cN, insbesondere zwischen
0,8 cN und 2 cN, liegt. Hierbei ist es unerheblich, ob diese absoluten Einzelfilamentfestigkeiten
dadurch erreicht werden, daß die Multifilamente entsprechende erste Bereiche, d.h,
somit Sollbruchstellen, aufweisen, oder daß die Multifilamente über ihre gesamte Länge
gesehen die zuvor genannten gleichbleibenden Einzelfilamentfestigkeiten besitzen.
[0016] Bezüglich der Einzelfilamenttiter der Filamente der zweiten Garnkomponente ist bei
dem erfindungsgemäßen Garn festzuhalten, daß vorzugsweise hierfür solche Multifilamentgarne
eingesetzt werden, deren Einzelfilamenttiter zwischen 0,4 dtex und 1,4 dtex, insbesondere
zwischen 0,5 dtex und 0,7 dtex, variieren. Multifile zweite Garnkomponenten mit einem
derartig feinen Einzelfilamenttiter stellen sicher, daß bei einer geringen mechanischen
Beanspruchung infolge eines Verhakens der Filamente diese reißen, so daß bei dem erfindungsgemäßen
Garn die Ausbildung von Fadenaufschiebungen und als Folge davon auch das Auftreten
von Garnbrüchen verhindert ist.
[0017] Selbstverständlich kann jedoch bei dem erfindungsgemäßen Garn auch der Einzelfilamenttiter
der zweiten Garnkomponente höher liegen als die zuvor angegebenen Titer, insbesondere
in einem Bereich zwischen 1,4 dtex und 2,5 dtex. Hierbei muß nur sichergestellt sein,
daß die Einzelfilamente bei einem bei der Verarbeitung auftretenden Verhaken entsprechend
reißen.
[0018] Bezüglich der Festigkeit der ersten Garnkomponente, die bei dem erfindungsgemäßen
Garn über dessen Querschnitt gesehen überwiegend im Garninneren angeordnet ist und
die vollständig oder nahezu vollständig von der zweiten Garnkomponente (Überlage)
abgedeckt wird, ist allgemein festzuhalten, daß sich die Festigkeit der ersten Garnkomponente
nach dem jeweiligen Verwendungszweck des fertigen Garnes richtet. Üblicherweise werden
hierfür Multifilamente mit einer spezifischen Festigkeit zwischen 40 cN/tex und 270
cN/tex eingesetzt. Insbesondere konnte festgestellt werden, daß beispielsweise Nähgarne
für normale Nähoperationen dann den Anforderungen hinsichtlich der Belastbarkeit beim
Nähen vollständig genügen, wenn die spezifische Festigkeit der Multifilamente der
ersten Garnkomponente zwischen 60 cN/tex und 120 cN/tex liegt. Für spezielle Nähaufgaben,
so z.B.. für das Nähen eines Sicherheitsgurtes oder eines Airbags, werden bevorzugt
solche Nähgarne eingesetzt, deren erste multifile Garnkomponente eine spezifische
Festigkeit zwischen 120 cN/ tex und 270 cN/tex aufweist.
[0019] Bezüglich des Materials der ersten Garnkomponente des erfindungsgemäßen Garns ist
festzuhalten, daß hierfür jedes Multifilamentgarn geeignet ist, das insbesondere die
zuvor wiedergegebenen Festigkeiten aufweist. Hier sind speziell die hochfesten Polyestertypen
mit einer spezifischen Festigkeit bis zu 90 cN/tex, Polyamid 6 mit einer spezifischen
Festigkeit ebenfalls bis zu 90 cN/tex, Polyäthylen und Polypropylen mit spezifischen
Festigkeiten bis zu 80 cN/tex, hochfeste Polyäthylenfasern, insbesondere die aus Gel
gesponnenen hochfesten Polyäthylenfasern, mit einer spezifischen Festigkeit von 270
cN/tex, aromatische Polyamidfasern (Aramide) mit einer spezifischen Festigkeit von
230 cN/tex, Karbonfasern, Glasfasern und/oder Silikatfasern zu nennen. Durch die Abdeckung
der zuvor genannten Kernmaterialien, die teilweise nur sehr schwierig und aufwendig
zu färben sind, mit den zuvor genannten Fasern der zweiten Garnkomponente wird es
möglich, ein Garn zur Verfügung zu stellen, das neben den zuvor bereits mehrfach erwähnten
ausgezeichneten mechanischen Beständigkeiten noch mit vertretbarem Aufwand vom äußeren
Farbeindruck her einheitlich gefärbt ist, da die gut und einfach anfärbbare Überlage,
beispielsweise aus Polyester-, Polyamid 6-, Polyamid 6.6-oder Polyacrylnitrilmultifilamenten,
das schlecht färbbare Kernmaterial nahezu vollständig oder vollständig abdeckt, so
daß im fertigen Garn, insbesondere Nähgarn, diese Farbunterschiede zwischen dem ungefärbten
bzw. schlecht durchgefärbten Kernmaterial und der gut und gleichmäßig gefärbten Überlage
makroskopisch nicht in Erscheinung treten.
[0020] Der Einzelfilamenttiter der ersten Garnkomponente variiert bei dem erfindungsgemäßen
Garn zwischen etwa 0,4 dtex und 5 dtex, vorzugsweise zwischen 0,8 dtex und 4 dtex.
[0021] Die Elementarfadenzahl der ersten Garnkomponente liegt zwischen 16 und 300, insbesondere
zwischen 24 und 96, während die zweite Garnkomponente mindestens ein Multifilamentgarn
aufweist, dessen Elementarfadenzahl zwischen 20 und 400, insbesondere zwischen 36
und 120, variiert.
[0022] Bezüglich des Gesamttiters des erfindungsgemäßen Garnes ist festzuhalten, daß dieser
zwischen 50 dtex und 500 dtex, vorzugsweise zwischen 80 dtex und 300 dtex, variiert.
[0023] Eine besonders geeignete Ausführungsform des erfindungsgemäßen Garnes, das vorzugsweise
als Nähgarn eingesetzt wird, sieht vor, daß das Massenverhältnis der ersten Garnkomponente
zur zweiten Garnkomponente zwischen etwa 90:10 bis etwa 50:50, vorzugsweise zwischen
etwa 80:20 bis etwa 60:40, beträgt.
[0024] Vorstehend wurde von sich bei der Verarbeitung des Garnes verhakenden Einzelfilamenten
gesprochen. Hierunter fallen alle von der Garnlängsachse abstehenden Filamentteile,
insbesondere auch die beim Verwirbeln gebildeten Schlaufen und/oder sich selbst überkreuzenden
Schlingen.
[0025] Eine besonders geeignete Ausführungsform des erfindungsgemäßen Garnes, das insbesondere
auch hervorragend als Nähgarn verwendbar ist, sieht eine bestimmte Anordnung der ersten
und zweiten Garnkomponente vor. Hierbei nimmt die zweite Garnkomponente über den Querschnitt
des gesponnenen Garnes gesehen eine Fläche F
2 ein, die zweimal bis dreißigmal, insbesondere fünfmal bis fünfzehnmal, so groß ist
wie die Fläche F1, die die erste Garnkomponente (an der selben Querschnittsfläche)
einnimmt. Um diese beiden Flächenwerte F
1 und F
2 zu ermitteln, wird von dem gesponnenen Garn über eine vorgegebene Länge, insbesondere
über eine Länge von 1 Meter bis 4 Meter, eine Vielzahl, insbesondere 50 bis 150 Querschnitte,
erstellt. In jedem Querschnitt wird dann die Fläche F1, die die erste Garnkomponente
einnimmt, derart bestimmt, daß man einen Kreis mit dem kleinstmöglichen Radius so
einzeichnet, daß alle Filamente der ersten Garnkomponente innerhalb dieses Kreises
liegen. Hieraus wird dann unter Berücksichtigung des zuvor genannten kleinstmöglichen
Radius die Fläche F
1 an diesem konkreten Querschnitt errechnet. Die Mittelwertbildung der verschiedenen
Querschnittsflächen ergibt dann den entsprechenden Wert für die Fläche F1. Genau nach
dem selben Verfahren ermittelt man den Mittelwert der Querschnittsfläche F2, die die
Einzelfilamente der zweiten Garnkomponente einnimmt, wobei bei der Anlage der zweiten
Kreisfläche F
2 so verfahren wird, daß bei jedem Schnitt der Mittelpunkt der zweiten Kreisfläche
in den Mittelpunkt der ersten Kreisfläche gelegt wird. Entsprechende Versuche an Nähgarn,
bei denen der Mittelwert der Fläche F
1 zum Mittelwert der Fläche F
2 ein Verhältnis von 1:2 bis 1:30, und insbesondere ein Verhältnis 1:5 bis 1:15 besitzen,
haben gezeigt, daß derartige Garne bei allen Nähoperationen ein wesentlich verbessertes
Laufverhalten besitzen, das sich in einer deutlich reduzierten Fadenbruchhäufigkeit
und dementsprechend wenig Nähmaschinenstillständen auszeichnet.
[0026] Der vorliegenden Erfindung liegt ferner die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der angegebenen
Art zur Verfügung zu stellen, durch das das zuvor beschriebene erfindungsgemäße Garn
besonders einfach und wirtschaftlich herstellbar ist.
[0027] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 17 gelöst.
[0028] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Garnes, insbesondere eines Nähgarnes,
sieht vor, daß man mindestens eine erste multifile Garnkomponente mit mindestens einer
zweiten multifilen Garnkomponente durch einen Fluidstrom, insbesondere durch einen
Gasstrom, miteinander verwirbelt. Hierbei wählt man bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
als zweite Garnkomponente ein solches Garnmaterial aus, dessen Einzelfilamente eine
spezifische Festigkeit besitzen, die zwischen 5% und 70%, vorzugsweise zwischen 10%
und 50%, der spezifischen Festigkeit der Einzelfilamente der ersten Garnkomponente
liegt.
[0029] Wie bereits vorstehend beim erfindungsgemäßen Garn beschrieben, kann man bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren entweder für die zweite Garnkomponente ein solches Material
auswählen, das über die gesamte Länge der Filamente gesehen die zuvor beschriebene
Festigkeit besitzt, oder man wählt hierfür ein Material aus, das über die Länge der
Filamente gesehen gleichmäßig oder ungleichmäßig verteilte erste Bereiche besitzt,
in denen die Filamente die zuvor wiedergegebene spezifische Festigkeit aufweisen.
Derartige erste Bereiche, die auch vorstehend als Sollbruchstellen bezeichnet sind,
lassen sich auf verschiedene Wege herstellen.
[0030] So sieht eine erste Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß
man zur Erzeugung der ersten Bereiche das multifile Material der zweiten Garnkomponente
vor dem Verwirbeln mit der ersten Garnkomponente über die Länge der zweiten Garnkomponente
gesehen ungleichmäßig verstreckt. Vorzugsweise werden hier die Einzelfilamente der
zweiten Garnkomponente in den ersten Bereichen geringer verstreckt. Dies kann man
bei einer üblichen Verstreckungseinrichtung beispielsweise dadurch erreichen, daß
man die Abzugsgalette, um die das zu verstreckende Multifilamentgarn geführt ist,
asymmetrisch lagert. Dies führt dann dazu, daß bei jeder Umdrehung der Abzugsgalette
das hierum geführte Multifilamentgarn der zweiten Garnkomponente unter Ausbildung
eines geringer verstreckten ersten Bereiches (Sollbruchstelle) in diesem ersten Bereich
geringer verstreckt wird, so daß das Material in dem ersten Bereich die zuvor genannten
spezifischen Festigkeiten besitzt. Vorzugsweise wird hierbei die Galette derart asymmetrisch
gelagert, daß hierdurch ein Verstreckungsverhältnis erzeugt wird, das zwischen 30%
und 90%, vorzugsweise zwischen 60% und 80%, unter dem üblichen Verstreckungsverhältnis
liegt.
[0031] Eine zweite Verfahrensvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, daß man
zur Erzeugung der ersten Bereiche (Sollbruchstellen) in dem Multifilamentgarn der
zweiten Garnkomponente eine in Garnlänge sehen relativ kurze Strecke, die vorzugsweise
zwischen 0,01 mm und 0,5 mm liegt, thermisch behandelt. Hierdurch wird in dem ersten
Bereich das entsprechende Garnmaterial gezielt thermisch geschädigt, was zur Folge
hat, daß in diesem ersten Bereich die Festigkeit entsprechend reduziert ist.
[0032] Vorzugsweise führt man bei der zuvor beschriebenen Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen
Verfahrens die thermische Behandlung an dem Multifilamentgarn der zweiten Garnkomponente
vor dem Verwirbeln der zweiten Garnkomponente mit der ersten Garnkomponente durch,
wobei es jedoch selbstverständlich auch möglich ist, eine derartige thermische Behandlung
an dem bereits verwirbelten Garn vorzunehmen, da hierbei die zweite Garnkomponente
überwiegend in der Außenlage des Garnes angeordnet ist. Hierbei kann die thermische
Behandlung der entsprechenden ersten Bereiche entweder durch direkten Kontakt der
zu behandelnden Garnkomponente bzw. des gesponnenen Garnes mit einem entsprechenden
Heizelement oder auf indirekte Weise erfolgen, wobei im letzteren Fall eine berührungslose
Behandlung mit gepulsten Laserstrahlen besonders geeignet ist.
[0033] Eine andere Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, daß man
zur Erzeugung der ersten Bereiche das Multifilamentgarn der zweiten Garnkomponente
in den ersten Bereichen chemisch, vorzugsweise durch eine Hydrolyse, abbaut. Dies
hat dann zur Folge, daß das mittlere Molekulargewicht der so behandelten Garne in
den ersten Bereichen im Vergleich zu benachbarten Bereichen erheblich, beispielsweise
um etwa 30% bis etwa 60%, verringert wird, so daß das Garnmaterial in den ersten Bereichen
zwangsläufig einen entsprechenden Festigkeitsverlust erfährt.
[0034] Vorzugsweise wird bei dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens vor
dem Verwirbeln auf das Multifilamentgarn der zweiten Garnkomponente eine Säure, insbesondere
eine anorganische Säure, wie beispielsweise Salzsäure, Salpetersäure oder Schwefelsäure,
oder eine Lauge, vorzugsweise Natronlauge, in einer Konzentration zwischen 1% und
10%, bezogen auf das Garngewicht, bereichsweise aufgetragen. Ein derartiger Auftrag
der Säure oder Lauge kann beispielsweise durch ein Sprühverfahren oder mittels einer
Walze, die in Umfangsrichtung gesehen mit mindestens einem, sich in Radialrichtung
erstreckenden erhöhten Abschnitt versehen ist, erfolgen. Nach dem Auftragen der Säure
bzw. Lauge erfolgt eine Verweilzeit von einigen Sekunden oder vorzugsweise eine thermische
Behandlung bei einer Temperatur zwischen 150° und 240° C, vorzugsweise bei 170° bis
190° C, wobei dann temperaturabhängig die Verweilzeiten zwischen 0,1 Sekunden und
30 Sekunden variieren.
[0035] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Garnes sowie des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0036] Das erfindungsgemäße Garn sowie das erfindungsgemäße Verfahren werden nachfolgend
anhand der Zeichnung und anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
Figuren 1a - 1c c schematische Querschnittsansichten einer ersten Ausführungsform;
und
Figur 2 eine schematische Seitenansicht einer weiteren Ausführungsform des Garnes.
[0037] Die Figuren 1 bis 1 zeigen schematisch typische Querschnitte eines Garnes an unterschiedlichen
Stellen dieses Garnes. Hierbei wird in den Figuren 1a bis 1c insgesamt das Garn mit
1 bezeichnet, wobei es sich bei dem abgebildeten Garn um ein solches handelt, das
als Nähgarn verwendet wird. Das Garn 1 besteht aus einer ersten Garnkomponente 2,
die im Kern des Garnes 1 angeordnet ist. Die erste Garnkomponente 2 umfaßt 36 Einzelfilamente
5, wobei die Figuren 1 bis 1c nur einen Teil der Filamente 5 zeigen. Die Einzelfilamente
5 sind unter Ausbildung der ersten Garnkomponente 2 relativ dicht nebeneinanderliegend
angeordnet und wurden zur deutlichen Unterscheidung durchgehend schwarz gezeichnet.
Der Gesamttiter der ersten Garnkomponente beträgt 200 dtex, die spezifische Festigkeit
62 cN/tex.
[0038] Die erste Garnkomponente 2 wird von einer zweiten Garnkomponente 3 umhüllt, wobei
diese zweite Garnkomponente (Überlage) ebenfalls eine Vielzahl von Einzelfilamenten
4 aufweist, von denen ebenfalls nur ein Teil eingezeichnet ist. Im Unterschied zur
ersten Garnkomponente 2 besitzt die zweite Garnkomponente 3 bei den in den Figuren
1 bis 1 gezeigten Ausführungsform 48 Filamente 4. Etwa 60% - 90% der Filamente 4 der
zweiten Garnkomponente 3 sind mit den Filamenten 5 der ersten Garnkomponente 2 verwirbelt,
d.h. in den Schnittansichten sind diese Filamente 4 im Bereich des Kernes des Garnes
und somit innerhalb der Fläche F
1 angeordnet, was in den Figuren 1a - 1 c dadurch zum Ausdruck gebracht wird, daß sich
im Bereich der ersten Garnkomponente 2 Filamente 4b der zweiten Garnkomponente 3 befinden.
Der verbleibende Anteil, d.h. somit etwa 10% bis 40% der Filamente 4 der zweiten Garnkomponente
3 befinden sich außerhalb der Fläche F
1, was in den Figuren 1 a - 1 durch das Bezugszeichen 4 dargestellt ist. Die spezifische
Festigkeit eines jeden Einzelfilamentes 4 der zweiten Garnkomponente 3 beträgt etwa
35% der spezifischen Festigkeit eines jeden Filamentes 5 der ersten Garnkomponente
2.
[0039] Zur Ermittlung der Fläche F
1, die die Filamente 5 der ersten Garnkomponente 2 einnehmen und die in den Figuren
1 bis 1 durch die durchgezogene Linie begrenzt wird, und zur Ermittlung der Fläche
F
2, die die Filamente 4 der zweiten Garnkomponente 3 (Überlage) einnehmen und die durch
die gestrichelte Linie begrenzt wird, wurden über eine Garnlänge von 4 Metern 100
Querschnitte angefertigt. Hierbei wurde über jeden Querschnitt jeweils zwei Kreisflächen
gelegt, wobei die erste Kreisfläche F
1, die durch die durchgezogene Linie in den Figuren 1a bis 1c gekennzeichnet ist, so
ausgewählt wurde, daß mit kleinstmöglichen Radius alle Filamente 5 der ersten Garnkomponente
2 innerhalb dieser Kreisfläche F
1 liegen. Analog hierzu wurde die zweite Kreisfläche F
2 in den Querschnitt so gelegt, daß der Mittelpunkt der zweiten Kreisfläche F
2 auf den Mittelpunkt der ersten Kreisfläche F
1 fällt und daß alle Filamente 4, 4a der zweiten Garnkomponente 3 (Überlage) innerhalb
der Kreisfläche F
2 mit dem kleinstmöglichen Radius angeordnet sind, wie dies in den Figuren 1 bis 1
durch die gestrichelte Linie ausgedrückt wird.
[0040] Von den so ermittelten 100 Flächen F
1 und 100 Flächen F
2 wurde jeweils der Mittelwert errechnet. Diese Mittelwerte wurden ins Verhältnis zueinander
gesetzt, woraus sich bei der gezeigten Ausführungsform ein Verhältnis von F
1:F
2 von 1:6,4 ergab.
[0041] Die in den Figuren 1a bis 1c gezeigten Querschnitte stellen typische Beispiele für
die Bandbreite der möglichen Querschnitte, die über die Länge in einem Garn vorhanden
sein können, dar. So zeigen die schematischen Abbildungen der Figuren 1 und 1 Querschnittsformen,
bei denen die erste Garnkomponente 2 relativ kompakt angeordnet ist, was sich in relativ
kleinen Flächen F
1 ausdrückt. Demgegenüber unterscheidet sich die schematische Querschnittsansicht gemäß
der Figur 1 b dadurch, daß hier die erste Garnkomponente 2 eine relativ offene Struktur
und damit eine relativ große Fläche F
1 besitzt. Die Filamente 4 der zweiten Garnkomponente 3 sind bei dem schematischen
Querschnitt gemäß Figur 1 relativ gleichmäßig über die Fläche F
2 verteilt. Bei der Querschnittsform gemäß Figur 1 befindet sich demgegenüber eine
relativ ungleichmäßige Verteilung der Einzelfilamente 4, was dadurch zum Ausdruck
kommt, daß auch Einzelfilamente 4a relativ weit von der ersten Garnkomponente positioniert
sind. Die in der Figur 1 dargestellte Schnittansicht belegt dies noch deutlicher.
Hier sind drei Filamente 4a vorhanden, die am äußersten Rand der durchbrochenen Begrenzungslinie
der Fläche F
2 lokalisiert sind, so daß die Fläche F
2 entsprechend groß ist.
[0042] Die Figur 2 zeigt schematisch eine weitere Ausführungsform eines Garnes 1 in der
Seitenansicht. Hierbei besteht dieses Garn 1 aus einer ersten Garnkomponente 2, die
36 Einzelfilamente 5 aufweist und die im Kern des Garnes 1 angeordnet ist. Wie der
Figur 2 zu entnehmen ist, laufen die Einzelfilamente 5 in nahezu gestreckter Form
in Richtung der Längsachse des Garnes 1. Mit diesen Einzelfilamenten 5 der ersten
Garnkomponente 2 sind die Einzelfilamente 4 der zweiten Garnkomponente verwirbelt,
wobei die Einzelfilamente 2 der zweiten Garnkomponente Schlaufen, Schlingen, sich
selbst überkreuzende Schlaufen und Bögen bilden. Hierdurch kommt die in der Figur
1 schematisch gezeigte Querschnittsfläche F
2 zustande.
[0043] Wie der Vergrößerung der Figur 2a zu entnehmen ist, weist jedes Einzelfilament 4
der zweiten Garnkomponente 3 erste Bereiche 4a auf, von denen eine Vielzahl in Längsrichtung
der Einzelfilamente 4 vorgesehen ist und die jeweils voneinander beabstandet sind.
[0044] In diesen ersten Bereichen 4a ist der Titer des Einzelfilamentes 4 im Vergleich zu
benachbarten Bereichen 4b um etwa 20 bis etwa 60%, bei der gezeigten Ausführungsform
um etwa 40%, verringert, was zur Folge hat, daß die Einzelfilamente in den ersten
Bereichen 4a reißen, wenn sich das Material der Überlage bei der Verarbeitung verhakt.
Somit dienen die ersten Bereiche 4a als Sollbruchstellen. Das nachfolgende Ausführungsbeispiel
zeigt einen Weg auf, wie man derartige Bereiche 4a herstellt.
Ausführungsbeispiel
[0045] Es wurde ein Nähgarn hergestellt, wobei dieses Nähgarn ein vorverstrecktes Polyester-Multifilamentgarn
mit einer Elementarfadenzahl von 32 und einem Titer von 200 dtex aufwies. Die spezifische
Festigkeit dieses Kernmaterials betrug 60 cN/tex. Dieses Polyestermultifilament-Kerngarn
wurde mit einer zweiten Garnkomponente (Effektgarn) in einer herkömmlichen Düse derart
verwirbelt, daß das hierbei gebildete Nähgarn sich selbst kreuzende Schlingen und
Schlaufen aufweist. Das Effektgarn (Polyestermultifilamentgarn) besaß eine Elementarfadenzahl
von 42 und einen Titer von 96 dtex. Vor der Verwirbelung wurden die Filamente des
Effektgarnes derart aufgespreizt, daß die Einzelfilamente parallel nebeneinander angeordnet
waren. Auf die so aufgespreizten Filamente wurde bereichsweise über eine Strecke von
0,05 mm eine 5%-ige Natronlauge über eine entsprechende Düse aufgespritzt, wobei die
Flottenaufnahme 100% (bezogen auf das Garngewicht) betrug. Anschließend wurde das
so behandelte Effektgarn kontinuierlich durch ein beheiztes Rohr geführt, wobei die
Verweilzeit in dem beheizten Rohr 5 Sekunden betrug. Die Temperatur des geheizten
Rohres war auf 200° C eingestellt. Hierdurch wurden in dem Effektgarn die vorstehend
beschriebenen Bereiche 4a erzeugt. Festigkeitsmessungen an Proben des Effektgarnes
nach dem Verlassen des Heizrohres ergaben, daß die spezifische Festigkeit der Einzelfilamente
der Effektgarnkomponente 40% niedriger lag als die spezifische Festigkeit der Einzelfilamente
des Kerngarnes.
[0046] Im Vergleich hierzu wurde ein zweites Nähgarn hergestellt, daß die zuvor beschriebenen
identischen Effekt- und Kerngarnkomponenten aufwies, wobei jedoch abweichend hierzu
das Effektgarn nicht mit der Natronlauge behandelt wurde und somit auch keine ersten
Bereiche aufwies.
[0047] Industriell durchgeführte Nähversuche zeigten, daß das Vergleichsgarn bei einem rückwärts-
und multidirektionalen Nähen bei Stichzahlen zwischen 4.000 und 6.000 Stichen pro
Minute eine etwa 40% höhere Fadenbruchhäufigkeit besaß als das Nähgarn, das die vorstehend
beschriebenen ersten Bereiche 4a aufwies. Dies wird darauf zurückgeführt, daß die
abstehenden Kapillare der Effektgarnkomponente, die beim Nähen unerwünscht verhaken,
aufgrund der ersten Bereiche sofort reißen, so daß hierbei keine Fadenaufschiebungen
auftraten.
1. Garn, insbesondere Nähgarn, das mindestens zwei multifile Garnkomponenten umfaßt,
wobei die erste Garnkomponente überwiegend den Kern des Garnes und die zweite Garnkomponente
überwiegend den Mantel des Garnes bilden und die beiden Garnkomponenten miteinander
verwirbelt sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelfilamente (4) der zweiten Garnkomponente
(3) eine spezifische Festigkeit besitzen, die zwischen 5% und 70%, insbesondere zwischen
10% und 50%, der spezifischen Festigkeit der Einzelfilamente (5) der ersten Garnkomponente
(2) beträgt.
2. Garn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die erste und zweite Garnkomponente
aus demselben Material bestehen und daß die zweite Garnkomponente (3) ein mittleres
Molekulargewicht aufweist, das zwischen 5% und 50%, insbesondere zwischen 15% und
25%, unter dem mittleren Molekulargewicht der ersten Garnkomponente (2) liegt.
3. Garn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelfilamente (4)
der zweiten Garnkomponente (3) in Axialrichtung gesehen erste Bereiche (4a) aufweist,
in denen die spezifische Festigkeit zwischen 5% und 70%, insbesondere zwischen 10%
und 50%, bezogen auf die spezifische Festigkeit der Einzelfilamente (5) der ersten
Garnkomponente (2) liegt.
4. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente (3) Multifilamente mit einer absoluten Einzelfilamentfestigkeit kleiner
als 3,5 cN umfaßt.
5. Garn nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Garnkomponente (3)
Multifilamente mit einer absoluten Einzelfilamentfestigkeit zwischen 0,5 cN und 3
cN, vorzugsweise zwischen 0,8 cN und 2 cN, aufweist.
6. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente (3) Filamente mit einem Einzelfilamenttiter zwischen 0,4 dtex und 1,4
dtex, vorzugsweise mit einem Einzelfilamenttiter zwischen 0,5 dtex und 0,7 dtex, umfaßt.
7. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
Garnkomponente (2) eine spezifische Festigkeit zwischen 40 cN/tex und 270 cN/tex,
insbesondere zwischen 60 cN/tex und 120 cN/tex, umfaßt.
8. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
Garnkomponente (2) Filamente mit einem Einzelfilamenttiter zwischen 0,4 dtex und 5
dtex, vorzugsweise zwischen 0,8 dtex und 4 dtex, aufweist.
9. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
Garnkomponente mindestens ein Multifilamentgarn mit einer Elementarfadenzahl zwischen
16 und 30, insbesondere zwischen 24 und 96, aufweist.
10. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente (3) mindesten ein Multifilamentgarn mit einer Elementarfadenzahl zwischen
20 und 400, insbesondere zwischen 36 und 120, umfaßt.
11. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
Garnkomponente (2) hochfeste Multifilamentfasern, insbesondere Polyamidfasern, Carbonfasern,
Glasfasern, Silikatfasern, Aramidfasern, Polyäthylenfasern und/oder Polypropylenfasern
umfaßt.
12. Garn nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die hochfeste Polyäthylenfaser
eine gelgesponnene Polyäthylenfaser ist.
13. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente eine Polyesterfaser, eine Polyamid 6-Faser, eine Polyamid 6.6-Faser
und/oder eine Polyacrylnitrilfaser ist.
14. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Garnkomponente (3) im Querschnitt des gesponnenen Garnes (1) gesehen eine Fläche (F2) einnimmt, die 2 mal bis 30 mal, insbesondere 5 mal bis 15 mal, so groß ist wie die
Fläche (F, die die erste Garnkomponente (2) einnimmt.
15. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Massenverhältnis
der ersten Garnkomponente zur zweiten Garnkomponente zwischen etwa 90:10 bis etwa
50:50, vorzugsweise zwischen etwa 80:20 bis etwa 60:40, variiert.
16. Garn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das gesponnene
Garn einen Gesamttiter zwischen 50 dtex und 500 dtex, vorzugsweise 80 dtex bis 300
dtex, aufweist.
17. Verfahren zur Herstellung eines Garnes, insbesondere eines Nähgarnes, nach einem
der vorangehenden Ansprüche, wobei man die erste Garnkomponente mit der zweiten Garnkomponente
durch einen Fluidstrom, insbesondere einen Gasstrom, miteinander verwirbelt, dadurch
gekennzeichnet, daß man als zweite Garnkomponente ein solches Garnmaterial auswählt,
dessen spezifische Einzelfilamentfestigkeit zwischen 5% und 70%, insbesondere zwischen
10% und 50%, der spezifischen Einzelfilamentfestigkeit der ersten Garnkomponente beträgt.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß man als zweite Garnkomponente
ein Multifilamentgarn verwendet, dessen Filamente erste Bereiche aufweisen, in denen
die spezifische Einzelfilamentfestigkeit zwischen 5% und 70%, insbesondere zwischen
10% und 50%, der spezifischen Einzelfilamentfestigkeit der ersten Garnkomponente liegt.
19. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, daß man die zweite
Garnkomponente vor dem Verwirbeln über die Garnlänge gesehen ungleichmäßig verstreckt.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß man die Einzelfilamente
der zweiten Garnkomponente in den ersten Bereichen geringer verstreckt.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß man die zweite Garnkomponente
in den ersten Bereichen bei einem Verstrekkungsverhältnis verstreckt, das zwischen
30% und 90% unter dem üblichen Verstreckungsverhältnis liegt.
22. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, daß man die Einzelfilamente
der zweiten Garnkomponente abschnittsweise thermisch behandelt.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß man die thermische Behandlung
vor dem Verwirbeln durchführt.
24. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet, daß man die Einzelfilamente
der zweiten Garnkomponente abschnittsweise chemisch abbaut.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß man abschnittsweise eine
Hydrolyse durchführt.
26. Verfahren nach Anspruch 25, dadurch gekennzeichnet, daß man abschnittsweise eine
Säure oder Lauge auf die einzelnen Filamente der zweiten Garnkomponente in einer Konzentration
zwischen 1% und 10%, bezogen auf das Gesamtgewicht der zweiten Garnkomponente, aufträgt.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß man nach dem Auftragen
der Säure bzw. Lauge thermisch behandelt.
28. Verfahren nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, daß man die thermische Behandlung
bei einer Temperatur zwischen 140° C und 250° C, vorzugsweise zwischen 170° C und
200° C, durchführt.
29. Verfahren nach Anspruch 27 oder 28, dadurch gekennzeichnet, daß man die thermische
Behandlung zwischen 0,2 Sekunden und 20 Sekunden, insbesondere zwischen 2 Sekunden
und 5 Sekunden, durchführt.
30. Verfahren nach einem der Ansprüche 24 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß man
den chemischen Abbau an dem verwirbelten Garn durchführt.
31. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß man
die thermische oder chemische Behandlung vor dem Verwirbeln der beiden Garnkomponenten
durchführt und daß man die zweite Garnkomponente vor der thermischen oder chemischen
Behandlung aufspreizt.
32. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 bis 31, dadurch gekennzeichnet, daß man
als zweite Garnkomponente ein Multifilamentgarn mit einem Einzelfilamenttiter zwischen
0,4 dtex und 1,4 dtex, vorzugsweise zwischen 0,5 dtex und 0,7 dtex, einsetzt.