1. Gebiet der Technik
[0001] Schalldämpfer werden überwiegend mit "passiven" Schallabsorbern ausgekleidet. Die
Wechselwirkung der Absorberauskleidung mit dem Schallfeld im Schalldämpferkanal erfolgt
im wesentlichen durch die akustische Oberflächen-Impedanz der Absorberauskleidung.
Es gibt eine sogenannte optimale Oberflächen-Impedanz, die durch den Windungspunkt
der sogenannten Absorberfunktion zwischen der ersten und der zweiten Schalldämpfermode
eindeutig beschrieben ist. Realisierungsbemühungen in der Fachliteratur haben gezeigt,
daß es grundsätzlich nicht möglich ist, mit rein passiven Absorberelementen diese
Windungspunkt-Impedanz über einen größeren Frequenzbereich einzuhalten.
[0002] Bei einer anderen Technik, dem sogenannten "aktiven" Schallschutz, wird dem zu reduzierenden
Lärm durch ein elektroakustisches System eine durch dieses System erzeugte Schallwelle
derart überlagert, daß es in Schallausbreitungsrichtung zu einer auslöschenden Interferenz
kommt (Methode des Anti-Schalls).
2. Gliederung
[0003] Nachfolgend werden zunächst die Fachbegriffe des Hauptanspruchs kurz erläutert, dann
wird auf den Stand der Technik eingegangen, aus welchem die Aufgabenstellung der Erfindung
hergeleitet wird. Des weiteren wird der Erfindungsgedanke formuliert und die Schritte
zu seiner Realisierung werden beispielhaft behandelt. Dann wird der technische Fortschritt
der Erfindung dargetan, und schließlich werden die Ansprüche der Erfindung aufgezählt.
[0004] Wo es zweckdienlich ist, werden mathematische Formeln benutzt als knappste und präziseste
Darstellungsart physikalisch-technischer Zusammenhänge. Des weiteren dienen beispielhafte
Schemazeichnungen der Erläuterung des Erfindungsgedankens und seiner Realisierung.
3. Begriffserläuterungen
[0005] Die Begriffserläuterungen sollen helfen, die Erfindung zu beschreiben und den technischen
Fortschritt derselben zu begründen. Für eine vollständigere Darstellung der Akustik
von Schalldämpfern wird auf die Literaturstelle [1] verwiesen.
Schalldämpfer:
[0006] Schalldämpfer dienen dazu, den Schalldurchgang durch Öffnungen zu verringern. In
den meisten Anwendungen sind diese Öffnungen die lichten Querschnitte von Kanälen.
Schalldämpfer - und somit auch der erfindungsgemäße Schalldämpfer - werden aber auch
angewendet zur Verringerung des Schalldurchgangs durch Fugen (beispielsweise Türfugen)
und durch Öffnungen für einen Material- oder für Personen-Durchgang (beispielsweise
in Schallschutzkapseln von Maschinen und in Schallschutzkabinen). Die Öffnungen werden
im Folgenden zusammenfassend "Kanäle" genannt.
[0007] Der erfindungsgemäße hybride Schallabsorber muß in seinen Kenndaten auf die Form
des lichten Querschnitts des Schalldämpfer-Kanals angepaßt werden. Der Erfindungsgedanke
wird hier beispielhaft für rechteckige Querschnitte entwickelt, wie in
Abbildung 1 dargestellt, ist aber nicht auf diese Form beschränkt. Die Erfindung läßt sich auch
für andere Querschnittsformen anwenden, beispielsweise bei runden oder ringförmigen
Kanälen.
Absorberauskleidung:
[0008] Schalldämpfer mit schallabsorbierender Auskleidung wirken prinzipiell dadurch schalldämpfend,
daß auf dem ganzen Umfang oder auf einem Teil des Umfangs des lichten Kanalquerschnitts
eine Absorberauskleidung angebracht ist, welche (meist nur in Teilen, beispielsweise
die in porösen Materialien eingeschlossene Luft) durch die Schallwelle zu Schwingungen
angeregt wird und dadurch mit ihr in Wechselwirkung tritt, so daß die Schallwelle
bei ihrer Ausbreitung durch den Kanal gedämpft wird Um die Wechselwirkung zu verstärken,
wird der lichte Querschnitt des Kanals häufig durch schallabsorbierende Kulissen unterteilt.
Ein solcher Kulissen-Schalldämpfer ist in
Abbildung 2 gezeigt. Der Erfindungsgedanke ist auch auf solche Formen der Absorberauskleidung
anwendbar. Es wird dann jeder Kulissenspalt wie ein Schalldämpfer nach
Abbildung 1 behandelt.
[0009] Schallabsorber heißen "passiv", wenn das Mitschwingen der Absorberauskleidung durch
die Schallwelle allein über mechanische (akustische) Wechselwirkungen hervorgerufen
wird. Die Stärke und die Phase des Mitschwingens wird dann durch die Anordnung, die
Abmessungen und die Materialeigenschaften der Absorberauskleidung festgelegt. Die
Auswahl der Komponenten des passiven Absorbers im erfindungsgemäßen Schalldämpfer
wird durch den Erfindungsgedanken nicht eingeengt. Diese können beispielsweise sein:
poröse Schallabsorber aus Faserstoffen (Mineralfasern, Metallfasern, Kunststoffasern,
organische Fasern, offenzellige Schäume, porös gesinterte Werkstoffe etc.), biegeelastische
Platten, Folien und Membranen, Lochbleche, Gewebe, Vliese etc. Diese Komponenten des
passiven Absorbers können sich entweder in unmittelbarer Berührung miteinander oder
in einem gegenseitigen Abnstand voneinander befinden. Wegen einer vollständigeren
Beschreibung solcher Absorberkomponenten und ihrer akustischen Eigenschaften wird
auf die Literaturstelle [2] verwiesen.
Aktives Subsystem:
[0010] Das erfindungsgemäße aktive Subsystem besteht aus einem oder mehreren Schallaufnehmern,
einem oder mehreren Signalformern und einem oder mehreren Schallgebern (meist: Lautsprecher).
Die Schallaufnehmer sind meist Mikrofone, können aber auch Körperschallaufnehmer sein.
Die Signalformer für das Ausgangssignal der Schallaufnehmer sind je nach Aufgabenstellung
Kombinationen von Verstärkern, Frequenzfiltern und sonstigen an sich bekannten elektronischen
Komponenten. Der Schallgeber wird durch die elektrische Ausgangsgröße des Signalformers
nach dem Erfindungsgedanken derart in Schwingung versetzt, daß seine schwingende Oberfläche
(zum Beispiel eine Lautsprecher-Membrane) eine erfindungsgemäße akustische Impedanz
annimmt.
[0011] Die elektronischen Signalformer können wiederum aus passiven und aus aktiven elektronischen
(nach dem in der Elektronik üblichen Sprachgebrauch) Komponenten bestehen; diese können
an sich bekannte "analoge" oder "digitale" Funktionseinheiten sein.
[0012] Eine Schemazeichnung des aktiven Subsystems mit dem Schallaufnehmer (1) , dem Signalformer
(2) und dem Schallgeber (3) ist in
Abbildung 3 gezeigt.
Einwirkung auf den passiven Absorber:
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform des Erfindungsgedankens ist der Lautsprecher
des aktiven Subsystems auf der dem Kanal abgewandten Seite der passiven Absorberschicht
angeordnet und stellt für diese eine akustische Abschluß-Impedanz Z
b dar. Diese Anordnung, im Folgenden mit "Serienschaltung" bezeichnet, dient im Nachfolgenden
als Beispiel für die Entwicklung des Erfindungsgedankens. Sie ist in
Abbildung 4 schematisch dargestellt. Sie stellt jedoch nicht die einzig mögliche Anordnung gemäß
der Erfindung dar.
[0014] In einer anderen beispielhaften Ausführungsform besteht die kanalseitige Oberfläche
der schallabsorbierenden Auskleidung aus einer Anordnung von "passiven" und von "aktiven"
Teilflächen. Die passiven Teilflächen werden durch die Oberfläche von passiven Schallabsorbern
gebildet, die aktiven Teilflächen werden entweder durch die Oberfläche der Lautsprecher
oder durch Mündungen von Lautsprecherkammern gebildet, welche ihrereseits wieder ganz
oder teilweise mit passiven Absorberkomponenten gefüllt sein können. Diese Anordnung
wird weiterhin mit "Parallelschaltung"' bezeichnet. Eine schematische Darstellung
enthält die
Abbildung 5.
Akustische Impedanz:
[0015] Die akustische Impedanz Z
w einer Oberfläche ist das Verhältnis des Schalldrucks an dieser Oberfläche zu der
Oberflächen-normalen Schallschnelle. Gelegentlich wird nachfolgend auch der Kehrwert
der Impedanz, nämlich die (akustische) Admittanz G
w = 1/Z
w, benutzt.
[0016] Das Produkt U=k
oh·Z
oG
w aus der Wandadmittanz G
w der Absorberauskleidung mit der Frequenzvariablen k
oh aus k
o=2πf/c
o mit der Frequenz f und der Schallgeschwindigkeit c
o sowie aus der halben Weite h des (hier der Einfachheit der Beschreibung halber spaltförmig
angenommenen) lichten Kanalquerschnitts und schließlich des Wellenwiderstandes Z
o der Luft (c
o und Z
o sind Materialkonstanten der Luft oder des schallführenden Mediums im Kanal) ist die
sogenannte "Absorberfunktion" U . Sie bestimmt im wesentlichen die Wirksamkeit einer
bestimmten Absorberauskleidung in einem Schalldämpfer (Weiteres siehe unten und in
[1]).
[0017] Zur Vereinfachung der Schreibweise wird im Folgenden angenommen, daß alle Impedanzen
Z und alle Admittanzen G mit dem Wellenwiderstand Z
o des schallführenden Mediums normiert sind. Das erfolgt durch die Ersetzungen Z →
Z/Z
o und G → Z
o·G.
Schalldämpfer-Moden:
[0018] Moden sind Grund-Schwingungsformen eines Schallfeldes. Sie haben folgende Eigenschaften:
· sie "passen" in die Berandungen des Schallfeldes, das heißt, sie erfüllen jede für
sich die Randbedingungen,
· man kann durch Überlagerung von Moden jedes beliebige (auch komplizierte) Schallfeld
innerhalb dieser Berandung sythetisieren,
· die durch ein solches Schallfeld transportierte Wirkleistung ist einfach die Summe
der Schalleistungen der Moden (was bei einer Zerlegung des Schallfeldes in andere
Komponenten als Moden nicht so einfach wäre).
[0019] Sei x die achsiale Koordinate eines Kanals in Schallausbreitungs-Richtung und y eine
Quer-Koordinate (im Spaltkanal senkrecht zur Absorberoberfläche), dann ist eine geeignete
Darstellung des Schalldruck-Feldes:
Darin ist Γ = Γ'+j·Γ'' die komplexe (Längs-) Ausbreitungskonstante und q(y) ist eine
geeignete Querverteilungs-Funktion, welche die Randbedingungen an der Oberfläche der
Absorberauskleidung erfüllen muß.
[0020] Der Realteil Γ' von Γ ist die Dämpfung in Neper pro Längeneinheit. Gebräuchlich (und
im Nachfolgenden benutzt) ist die Angabe der Dämpfung D
h durch den Schallpegel-Abfall in Dezi-Bel (dB) pro halber Spaltweite h . Diese ist:
Die Durchgangsdämpfung D
d eines Schalldämpfers der Länge L ist dann:
[0021] Die Längs-Ausbreitungskonstante Γ erhält man aus der Frequenzvariablen k
oh und der Hilfsgröße z aus der Formel:

wobei die Hilfsgröße z eine Lösung der Bestimmungsgleichung
ist mit der oben eingeführten (und aus den Absorberdaten bekannten) Absorberfunktion
U.
[0022] Der hier skizzierte Rechenweg gilt für das gewählte Beispiel eines spaltförmigen
Rechteckkanals mit symmetrischen Moden (gleichphasige Schwingung des Schallfeldes
beiderseits der Symmetriefläche des Spaltkanals). Der Fall antisymmetrischer Moden
(gegenphasige Schwingung beiderseits der Symmetriefläche) führt zu der Bestimmungsgleichung
für z (siehe [1]):
Für andere Querschnittsformen wird auf [1] verwiesen. Bei einem runden Kanalquerschnitt
mit axialsymmetrischem Feld ist beispielsweise die Bestimmungsgleichung:

mit den Besselfunktionen J₀ und J₁ nullter beziehungsweise erster Ordnung. Die Werte
im Windungspunkt zwischen der ersten und der zweiten Mode sind hierbei: U
wp = 2,98+j·1,98 und z
wp = 2,2285+j·2,358.
[0023] Die Funktion tan z ist periodisch im Realteil z' des komplexen Arguments z=z'+j·Z''.
Ihr Wertevorrat wiederholt sich entlang z' in Abständen von π. Das führt dazu, daß
die Bestimmungsgleichungen (5) und (6) (unendlich) viele Lösungen z haben. Jede dieser
Lösungen stellt dann eine Schalldämpfer-Mode dar. Man erkennt aus Gl.(4), daß die
verschiedenen modalen Lösungen für z zu unterschiedlichen modalen Dämpfungen führen.Die
Modendämpfung wächst im allgemeinen mit der Ordnungszahl m der Moden an, das heißt
mit der Laufzahl des Periodenstreifens entlang z', aus welchem die Lösung stammt.
[0024] Welche Schalldämpfer-Mode vorherrscht, welche Modendämpfung also zu benutzen ist,
hängt nicht nur von der Bauform und der Dimensionierung des Schalldämpfers ab, sondern
überwiegend von der Querverteilung des auf den Schalldämpfer auftreffenden Schallfeldes,
demnach von der Schallquelle (Gebläse, Kompressor, Flamme etc.) und von den Störstellen
(Ecken, Abzweigungen, Einbauten etc.) in dem Kanal vor dem Schalldämpfer. Eine durch
den Gebrauch gerechtfertigte Regel ist deshalb, den Schalldämpfer für die niedrigst
gedämpfte Mode auszulegen. Dies wurde schon in den frühen Arbeiten [3] und [4] empfohlen.
Diese Regel bestätigt sich deshalb, weil die niedrigst gedämpfte Mode sich unter den
beiden ersten Moden befindet und weil höhere Moden schwer anregbar sind, also nur
selten das Schallfeld dominieren. Sollten sie dennoch vorhanden sein, dann würden
sie eine höhere Dämpfung als die Auslegungs-Dämpfung besitzen.
Windungspunkt zwischen Moden:
[0025] Trägt man für die Lösungen z=z'+j·z'' der Bestimmungsgleichung Kurven mit jeweils
konstantem Realteil z' und mit konstantem Imaginärteil z'' über der komplexen Ebene
der (als bekannt vorausgesetzten) Absorberfunktion U=U'+j·U'' auf, dann entstehen
die Kurvennetze der
Abbildung 6 und
Abbildung 7 . Jede dieser Abbildungen deckt etwa einen der Periodenstreifen über z', das heißt
eine Mode, ab. Und zwar die
Abbildung 6 die erste Mode der Gl.(5) und
Abbildung 7 die nächst höhere Mode. Andere Darstellungsformen sind in [1], [3], [4] zu finden.
[0026] Am unteren Ende des Bereiches in diesen Abbildungen, in welchem die Kurvennetze (nahezu)
rechteckig sind, erkennt man Punkte, um welche sich die Kurven "herumwinden". Dies
sind die "Windungspunkte".
[0027] Wichtig im Zusammenhang mit der Erfindung ist der in [4] nachgewiesene Umstand, daß
eine Mode in ihrem oberen Windungspunkt ihre höchste Dämpfung hat.
[0028] Weiterhin wichtig im Zusammenhang mit der Erfindung ist die Tatsache, daß benachbarte
Moden diese Windungspunkte gemeinsam haben. Dort fallen die beiden Lösungen z benachbarter
Moden zusammen. Wenn also die Absorberauskleidung eines Schalldämpfers eine Absorberfunktion
mit dem Wert U=U
wp im Windungspunkt der beiden ersten Moden hat, dann gibt es keine Schwingungsform
in diesem Schalldämpfer mit einer geringeren Dämpfung, da ja die geringst gedämpfte
Mode sich unter den beiden ersten Moden befindet.
Annäherung an den Windungspunkt:
[0029] In [4] ist beschrieben, wie man die Werte der Absorberfunktion U
wp am Windungspunkt und die zugehörigen Lösungen z
wp ermittelt und es sind dort Zahlenwerte angegeben. Für den Windungspunkt zwischen
den beiden niedrigsten Moden gilt für ein symmetrisches Schallfeld im rechteckigen
Spaltkanal: U
wp = 2,05998+j·1,65061 und z
wp = 2,1062+j·1,12536.
[0030] Die
Abbildung 8 zeigt die Frequenzkurve der Dämpfung D
h der niedrigst gedämpften Mode in einem rechteckigen Spaltkanal, wenn sich die Absorberfunktion
U der Absorberauskleidung bei allen Frequenzen im Windungspunkt U
wp befindet. Man erhält diese Kurve aus den Gln.(4) und (2), wenn man in der Gl.(4)
z=z
wp einsetzt. Die Abszisse dieser (und aller nachfolgender) Darstellung der Dämpfung
D
h ist das Produkt f·h in [Hz·m], weil sich so Schalldämpfer zusammenfassen lassen,
welche gewisse "Ähnlichkeitsgesetze" erfüllen. Man beachte die logarithmische Auftragung
der Dämpfung.
[0031] Um sich die Aussage der
Abbildung 8 zu verdeutlichen, denke man an einen Schalldämpfer mit einer Spaltweite H=2h=0,2
m , also h=0,1 m .Dies ist eine häufig benutzte Spaltweite bei Schalldämpfern für
technische Anlagen. Dann würde ein Schalldämpfer nach
Abbildung 8 mit einer Länge L=1 m bei tiefen Frequenzen eine Dämpfung von D
d=190 dB besitzen, ein fürwahr außerordentlich hoher Wert!
[0032] Diese extrem hohe Dämpfung ist technisch kaum voll ausnutzbar, weil dann andere Schall-Übertragungsmechanismen,
wie Körperschall-Ausbreitung im Schalldämpfer-Gehäuse, die effektive Schallpegel-Minderung
durch den Schalldämpfer begrenzen würden. Deshalb braucht man bei einem Schalldämpfer
nach dieser Erfindung den Wert U
wp der Absorberfunktion nicht exakt einzustellen; es genügt eine Annäherung an diesen
Wert, um deutliche Verbesserungen der Schalldämpfung gegenüber konventionellen Schalldämpfern
zu erzielen.
Gewünschter Frequenzbereich:
[0033] Es ist nicht besonders schwierig, mit rein passiven Absorberauskleidungen den Wert
U
wp der Absorberfunktion in einzelnen Frequenzen anzunähern. In [1, Bild 19.13] sind
die Daten für eine einfache Absorberschicht aus Mineralfasern angegeben (d/h=1 ; Ξd/Z
o=0,4) , deren Absorberfunktion den Windungspunkt sogar an zwei Frequenzen durchläuft.
Die zugehörige Dämpfungskurve (allerdings mit heutigen Absorberkennwerte der Mineralfasern
statt den in [1] verwendeten Kennwerten; deshalb lediglich eine Annäherung an die
optimale Dämpfungskurve) zeigt die
Abbildung 9 . Typisch für solche rein passiven Realisierungen der optimalen Wandimpedanz der
Absorberauskleidung ist, daß der hohe Dämpfungswert nur in schmalen Resonanzspitzen
erreicht wird und bei anderen Frequenzen mit tiefen Dämpfungs-Einbrüchen erkauft wird.
[0034] Dies gilt auch für die Bemühungen der Realisierung mit passiven Absorbern in der
Literaturstelle [6], welche allein dieser Aufagbe gewidmet war. Auch die Erfolge der
Realisierungsbemühungen in [7] sind nicht wesentlich verschieden davon.
[0035] Wie bereits in [4] dargelegt wurde, liegt der Grund für die Mißerfolge einer Realisierung
von U
wp über einen breiten Frequenzbereich darin, daß kein passives Bauteil bekannt ist,
welches die Reaktanz einer Feder mit dem Frequenzgang einer trägen Masse verbindet.
Die Probleme bei der rein passiven breitbandigen Realisierung der optimalen Impedanz
der Absorberauskleidung sind also grundsätzlicher Art.
[0036] Es ist der entscheidende Vorteil der Erfindung gegenüber Schalldämpfern mit rein
passiven Absorberauskleidungen, daß die optimale Impedanz über einen breiten Frequenzbereich
gehalten werden kann.
[0037] Sicherlich wäre es im Prinzip wünschenswert, die Optimal-Impedanz über den gesamten
Frequenzbereich einzustellen, also die Dämpfungskurve von
Abbildung 8 zu realisieren. Dies würde jedoch den Realisierungsaufwand beträchtlich erhöhen.
Es ist ein weitere Vorteil der Erfindung, daß der Frequenzbereich und die Höhe der
verbesserten Schalldämpfung eingestellt werden können, wodurch sich Kompromisse zwischen
Aufwand, technischen Nebenbedingungen (wie Platzbedarf, Druckverlust etc.) mit der
anzustrebenden Schalldämpfung einstellen lassen.
[0038] Den meisten technischen Anwendungen von Schalldämpfern ist aber gemeinsam, daß eine
hohe Dämpfung bei tiefen Frequenzen (ca. 30 Hz bis ca. 250 Hz) verlangt wird. Das
liegt an dem grundsätzlichen Verlauf der Frequenzspektren des Lärms von Strömungserzeugern
mit einem Anstieg zu tiefen Frequenzen hin. Fast ebenso grundsätzlich sind die Probleme
bei der Erzielung hoher, breitbandiger Schalldämpfungswerte bei tiefen Frequenzen
mit rein passiven Absorberauskleidungen. Das liegt an dem Grundsatz bei passiven akustischen
Bauteilen, daß alle Abmessungen in Einheiten der Schallwellenlänge gemessen werden,
welche zu tiefen Frequenzen hin anwächst. Demzufolge haben konventionelle Schalldämpfer
für tiefe Frequenzen ein großes Bauvolumen, die Absorberdicken d müssen groß werden,
was dann zu einem Anstieg der Strömungs-Druckverluste führt. Weiter unten wird an
einem Beispiel gezeigt, daß die dadurch verursachten Betriebskosten eines Schalldämpfers
seinen Anschaffungswert bei weitem übersteigen können.
[0039] Aus diesem Grund wird ein besonderes Augenmerk auf die Dämpfung bei tiefen Frequenzen
gelegt.
4. Stand der Technik
[0040] Eine Darstellung des Standes der Technik muß auf zwei Techniken eingehen: die Technik
des "passiven" Schallschutzes mit rein passiven Bauteilen und die Technik des "aktiven"
Schallschutzes mit allein elektroakustischen, "aktiven" Bauteilen.
[0041] Die Probleme bei der Realisierung hoher Schalldämpfungen mit rein passiven Absorberauskleidungen-
insbesondere bei tiefen Frequenzen - wurden teilweise oben bei den Begriffserläuterungen
erwähnt. Den Stand der konventionellen Technik bei einer guten Auslegung eines passiven
Breitbandschalldämpfers beschreibt [1, Bild 19,21], welches hier als Abbildung 10
mit den hier benutzten Bezeichnungen wiederholt wird. Eine ähnliche Kennzeichnung
enthält auch [8, Bild12/10] und [9, Bild 6.138], wobei an letzterer Literaturstelle
die Obergrenze für technische Realisierungen nicht auf D
h=3 dB gelegt wird, sondern auf D
h=1.5 dB abgesenkt ist. Auch die Neubearbeitung der VDI-Richtlinie über Schalldämpfer
[10] wiederholt diese Angaben als den Stand der Technik für gute Breitband-Schalldämpfer.
[0042] Die hier vorgestellte Erfindung braucht sich mit passiven Schalldämpfern eigentlich
nicht auseinanderzusetzen, da sie weder nach der Lösungskonzeption noch nach der erzielten
Dämpfung vergleichbar sind. Lediglich um den derzeitigen Stand auf diesem Gebiet zu
illustrieren, sei eine moderne Entwicklung kurz vorgestellt. In [11] wird ein Absorberelement
aus sogenannten "Membranabsorbern" für Schalldämpfer beschrieben, welches durch die
Kombination mehrfacher Resonanzsysteme in mühsamer Probierarbeit so abgestimmt wurde,
daß es über eine gewisse Frequenzbandbreite (meist ca. 1,5 Oktaven) eine möglichst
hohe Dämpfung bei möglichst geringer Bautiefe erzielen soll. Die
Abbildung 11 zeigt Dämpfungskurven verschiedener Typen dieses Absorberelementes, welche auf verschiedene
Frequenzbereiche abgestimmt sind. Die oben angegebenen technisch realisierbaren Dämpfungen
von D
h=3 dB werden kaum überschritten. Es bleibt im wesentlichen der Vorteil der kleineren
Bautiefe. Dafür liegt aber der Preis solcher Elemente bei dem drei- bis fünffachen
des Preises von konventionellen Dämpferkulissen mit ansonsten vergleichbaren Leistungen.
[0043] Mit dem gleichen Ziel, nämlich einer Verringerung der Bautiefe der Kulissenelemente
befaßt sich auch die Offenlegungsschrift DE 34 25 450 Al [20] . Diese löst ein besonderes
Problem bei Kulissen-Schalldämpfern, das dadurch entsteht, daß zwar die gesamte Breite
des Kanals, in dem die Kulissen eingebaut werden (siehe Abb. 2 der vorliegenden Beschreibung),
sich stetig ändert, weil man diese Kanalbreite in den vorhandenen Platz einpassen
muß, daß aber andererseits die Baubreite einer gewissen Kulissen-Anordnung sich nur
sprunghaft um die Breite D + H bei Hinzunahme oder Weglassung einer weiteren Kulisse
ändern kann. Die genannte Schrift weist darauf hin, daß man mit einer Kulissen-Anordnung
aus gleich-dicken Kulissen mit gleich-breiten Kulissenspalten in dem Zwischenbereich
eines solchen Sprungs der Kanal breite entweder Schalldämpfung verliert, wenn man
die Kulissenspalte mit wachsender Kanalbreite proportional vergrößert, oder den Druckverlust
des Schalldämpfers unzulässig erhöht, wenn man mit wachsender Kanalbreite eine weitere
Kulisse hinzunimmt und die Kulissenspalte derart verkleinert, daß die hinzugenommene
Kulisse Platz findet. Nach dieser Druckschrift soll das Problem dadurch gelöst werden,
daß man Kulissen mit unterschiedlicher Dicke verwendet. Durch geeignete Kombination
derselben kann man leichter eine vorgegebene Gesamtbreite der Kulissen-Anordnung realisieren,
ohne daß das für die Dämpfung und den Druckverlust maßgebliche Verhältnis D/H geändert
werden müßte. Geeignete Kombinationsmöglichkeiten werden in dieser Schrift in ausführlichen
Listen angegeben.
[0044] Die genannte Offenlegungsschrift hat mit der vorliegenden Erfindung nur das allgemeine
Ziel gemeinsam, bei Kulissen-Schalldämpfern die Dämpfung zu erhöhen und den Druckverlust
zu erniedrigen. Die Art des Absorber-Aufbaus der verwendeten Kulissen wird - entsprechend
der dortigen Aufgabenstellung - völlig offengelassen; demzufolge fehlt jeglicher Hinweis
auf die zu realisierende Optimal-Impedanz der Kulissenoberflächen, die die Grundlage
eines erfindungsgemäßen Schalldämpfers bildet. Die genannte Schrift enthält auch keine
Erwähnung eines elektroakustischen Systems zur Erzielung einer solchen Optimal-Impedanz.
Somit fehlt dort jeglicher Hinweis auf die Grundkonzeption für den erfindungsgemäßen
Schalldämpfer und auch auf eine entscheidende,Grundkomponente desselben, nämlich auf
das aktive Subsystem.
[0045] Wichtiger ist der Vergleich mit den sogenannten "aktiven" Schalldämpfern. Diese Entwicklung
begann mit den Patentschriften [12]. Nach längere Zwischenzeit setzte mit Beginn der
70er Jahre eine lebhafte Forschungstätigkeit über die Methoden der "aktiven" Lärmbekämpfung
ein. In [13] ist eine kurz gefaßte Übersicht gegeben. Eine Literaturzusammenstellung
von 1988, [14], enthält 1708 einschlägige Zitate von Publikationen auf diesem Gebiet.
Diese lebhafte Forschungstätigkeit wurde ausgelöst durch die natürlichen Beschränkungen
passiver akustische Bauteile, welche mit dem Schallfeld nur nach den vorgegebenen
akustischen Gesetzen für ihre Impedanzen und Übertragungsfunktionen in Wechselwirkung
treten können. Ein weiterer Anstoß für die lebhaften Bemühungen um die "aktive" Lärmbekämpfung
war die technische Entwicklung der elektronischen Komponenten, welche es erlaubt,
praktisch jede mathematisch formulierbare Impedanz oder Übertragungsfunktion mit vertretbarem
Kostenaufwand elektronisch zu realisieren.
[0046] Das oft auch mit "Lärmbekämpfung durch Antischall" bezeichnete Prinzip der aktiven
Schalldämpfung ist in der
Abbildung 12 dargestellt. Von links fällt die Schallwelle einer Lärmquelle in einem Kanal auf
ein Mikrofon (1) ein. Dessen Ausgangssignal wird über einen Signalverarbeiter (2)
(mit Verstärkung, Filterung, Laufzeitverschiebung etc.) auf Lautsprecher (3) gegeben,
welche im wesentlichen Schall abstrahlen, der mit dem Schall der Lärmquelle möglichst
auslöschend interferieren soll. Tatsächlich ist diese interferierende Auslöschung
wirksam nur in einer Richtung (Vorwärtsrichtung) möglich; in Rückwärtsrichtung wird
bei den meisten aktiven Systemen der Schall eher verstärkt. In einer Weiterentwicklung
wird nach
Abbildung 13 ein Mikrofon (4) auch hinter den Lautsprechern angeordnet, dessen Ausgangssignal
dazu dient über einen Regler (5) die Parameter des Signalverarbeiters (2) adaptiv
zu verbessern in Richtung auf eine Minimierung des Schalldrucks am Ort des Mikrofons
(4).
[0047] Die meisten Untersuchungen der erwähnten Forschung beschäftigen sich mit der Entwicklung
von Steuer- und Regel-Algorithmen für die Signalverarbeitung und für die adaptive
Nachbesserung. Ein weiterer Teil befaßt sich mit der Entwicklung geeigneter Lautsprecher
und ihrer Anordnung.
[0048] So bestechend einfach das Prinzip der aktiven Lärmbekämpfung zunächst erscheint,
so deutlich zeichnen sich einige prinzipielle und technische Schwierigkeiten ab. Zunächst
kann man sich leicht klar machen, mit welcher Genauigkeit die Schallfeldkompensation
über den ganzen Kanalquerschnitt funktionieren muß. Um eine Durchgangsdämpfung D
d von 40 dB zu erzielen (eine Forderung üblicher Größenordnung im mittleren Frequenzbereich),
darf der Restfehler der Schallfeldkompensation nur 10% auf einer Restfläche von 1%
des Kanalquerschnitts betragen oder ein Restfehler von ca. 3% der Kompensation auf
einer Teilfläche von 10%. Dies erklärt, warum Schalldämpfungen von 40 dB mit aktiven
Systemen breitbandig nur unter Laborbedingungen (exakte Kanalquerschnitte, exakt ebene
Schallwellen, keine Strömung) realisiert wurden, da die Lautsprecher für den Antischall
an ihren Rändern nur schwer beherrschbare Schallfelder erzeugen. Ein weiteres prizipielles
Problem rührt daher, daß in den Schalldämpferkanälen Luftströmungen vorherrschen.
Das aktive System kann aber zunächst nicht zwischen turbulenten Druckschwankungen
der Strömung, welche keinen Schall abstrahlen und deshalb harmlos sind, und den zu
verringernden Schalldruckschwankungen unterscheiden. Dies ist der Grund, warum die
ursprünglich gehegten, Hoffnungen, mit den aktiven Systemen einen Schalldämpfer für
tiefe Frequenzen (unter ca. 100 Hz) zu erhalten, nicht erfüllt werden konnten, da
die turbulenten Druckschwankungen mit fallender Frequenz stärker werden. Ein technologisches
Problem liegt darin, daß die meisten Strömungen in technischen Schalldämpfern heiße
Gase und/oder chemisch aggresive Dämpfe und/oder Schmutz transportieren, da sowohl
die Steuermikrofone als auch die Lautsprecher dem Schallfeld und damit der Strömung
direkt ausgesetzt sind. Ein weiteres Lautsprecher-technisches Problem liegt darin,
daß die Schallschnelle der Lautsprechermebranen etwa die gleiche Größe wie die Schallschnelle
des Störschalls haben muß, daß aber der Schalldruck durch die angestrebte Kompensation
nahezu Null wird. Der Lautsprecher arbeitet also auf ein Schallfeld mit niedriger
Feldimpedanz. Demzufolge muß auch die mechanische Impedanz der Lautsprecher sehr niedrig
sein; die Membranen müssen leicht und weich gelagert sein und müssen große Hübe machen
(zumindest bei tiefen Frequenzen). Solche Lautsprecher sind nun wiederum nicht geeignet,
einer turbulenten Strömung exponiert zu werden. Ein regeltechnisches Problem rührt
daher, daß das Steuermikrofon (1) auf der Seite der Lärmquelle nicht nur das zu unterdrückende
Schallfeld aufnimmt, sondern auch den von den Lautsprechern nach hinten abgestrahlten
Antischall. Tatsächlich wurde ein großer Anteil der Forschung darauf verwendet, mit
Hilfe geeigneter Steueralgorithmen aus dem überlagerten Signal wieder das Störsignal
herauszupräparieren. Ein weiteres grundsätzliches Problem bei der technischen Anwendung
der aktiven Schalldämpfer liegt darin, daß sowohl durch Steuermikrofone (1) und Regelmikrofone
(4) das Schallfeld nur in einigen wenigen Punkten abgetastet werden kann und auch
das Anti-Schallfeld durch die Lautsprecheranordnung nur in einigen Punkten genau vorgegeben
werden kann. Dies kann funktionieren, solange das Störschallfeld eine konstante Querverteilung
hat. Gerade diese Querverteilung verändert sich aber bei technischen Schallquellen
und bei den großen Querabmessungen der Kanäle laufend. Dies alles mag der Grund sein,
warum aktive Schalldämpfersysteme über das Laborstadium kaum hinausgekommen sind;
zumindest haben sie trotz der intensiven Forschungstätigkeit noch keine technische
Bedeutung erlangt. Bei einer technischen Anwendung käme außerdem noch erschwerend
hinzu, daß bei einem Ausfall des aktiven Systems praktisch überhaupt keine Schalldämpfung
mehr vorhanden wäre.
[0049] Ein Verfahren und eine Vorrichtung zur aktiven Schalldämpfung sind in der Offenlegungsschrift
DE 27 12 534 A1 [21] beschrieben. Dort wird auch das als aktive Dämpfung bekannte
Prinzip definiert, das darin besteht, "daß der Energiegehalt (einer) Welle dadurch
reduziert werden kann, daß man die Primärwelle mit einer speziell erzeugten Sekundärwelle
in einer derartigen Weise kombiniert, daß die Verdünnungen der Sekundärwelle mit den
Verdichtungen der Primärwelle zusammenfallen und umgekehrt". Die genannte Offenlegungsschrift
betont, daß die Sekundärwelle gegenüber der von ihr aufzuhebenden Primärwelle genau
erzeugt werden muß. Sie beschreibt die Schwierigkeiten bei der genauen Erzeugung der
Sekundärwelle nach dem Prinzip der aktiven Dämpfung und befaßt sich ausschließlich
mit Verfahren und Vorrichtungen zur Gewinnung des Steuersignals für die Schallquelle
der Sekundärwelle. Der in der genannten Offenlegungsschrift verwendete Prinzipaufbau
ist in den Abbildungen 12 und 13 der vorliegenden Beschreibung gezeigt. Als eine der
Schwierigkeiten wird in der genannten Schrift die Rückwirkung des Schalls von der
Sekundärquelle ((3) in den Abbildungen) auf das Mikrofon für die Primärwelle ((1)
in den genannten Abbildungen) genannt, und die bekannte Lehre befaßt sich demgemäß
überwiegend mit dem Problem, diese Rückwirkung zu vermeiden, indem von dem Ausgangssignal
dieses Mikrofons eine geeignet gebildete Wechselspannung abgezogen wird.
[0050] Es ist einer der Haupt-Vorzüge der vorliegenden Erfindung, daß dieses Problem bei
dem erfindungsgemäßen Schalldämpfer nicht auftritt, da an dem Steuermikrofon des erfindungsgemäßen
aktiven Subsystems die Schallwelle des Lautsprechers nicht subtrahiert werden muß,
so daß auch die in der genannten Schrift beschriebenen komplizierten Vorverfahren
und Vorrichtungen zur Vermeidung der Rückwirkung der Sekundärquelle auf das Steuermikrofon
nicht benötigt werden und die bekannte Lehre die Erfindung nicht nahelegen kann. In
der genannten Schrift wird auch ein Zweites Mikrofon ((4) in Abbildung 13 der vorliegenden
Beschreibung) benutzt, um die Signalaufbereitung von dem ersten Steuermikrofon ((1)
in Abbildung 13) zu verbessern. Diese sogenannte Rückwärts-Regelung ist an sich allgemeiner
Stand der Regeltechnik und ist an sich nicht Gegenstand des erfindungsgemäßen Schalldämpfers.
Wichtig ist bei allen regeltechnischen Aufgaben vielmehr, wie das Signal der Rückwärts-Regelung
aufbereitet und in den Regelkreis eingeführt wird. Die Realisierung der Rückwärts-Regelung
ist bei der genannten Offenlegungsschrift einerseits und bei dem erfindungsgemäßen
Schalldämpfer andererseits entsprechend den grundsätzlich verschiedenen Aufgabestellungen
vollständig verschieden voneinander. Die Verwendung einer Rückwärts-Regelung auch
in der genannten Offenlegungsschrift nimmt daher den Erfindungsgedanken nicht vorweg.
[0051] Wie diese Offenlegungsschrift bestätigt, beruht das Prinzip der aktiven Schalldämpfung
und beruhen aber auch die Probleme dieser aktiven Schalldämpfung darauf, daß die auslöschende
Sekundärwelle "genau erzeugt werden" muß. Eben diese Notwendigkeit wird bei dem erfindungsgemäßen
Schalldämpfer vermieden durch die Verwendung eines passiven Subsystems, welches bereits
für sich eine gewisse Schalldämpfung erzeugt und welches durch ein erfindungsgemäßes
aktives Subsystem so beeinflußt wird, daß diese Schalldämpfung verbessert wird. Diese
Offenlegungsschrift enthält keinerlei Hinweis auf einen passiven Schallabsorber. Bereits
daraus wird deutlich, daß sie den vorliegenden Erfindungsgedanken nicht nahelegen
kann.
[0052] Wie unten dargelegt wird, werden die meisten dieser Probleme bei der vorgelegten
Erfindung vom Ansatz her vermieden.
[0053] Schließlich soll zum Stand der Technik noch auf die Literaturstelle [15] eingegangen
werden, in welcher ein Schalldämpfer beschrieben wird, der dort "hybrid" genannt wird.
Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Hintereinander-Anordnung in Schallausbreitungsrichtung
eines rein passiven Schalldämpfers und eines aktiven Schalldämpfers. Beide Schalldämpfer
werden in ihren Frequenzkurven lediglich so abgestimmt, daß sich für den Schalldurchgang
durch beide Schalldämpfer zusammen eine günstige Frequenzkurve ergeben soll. Eine
Wechselwirkung eines passiven Subsystems einer Absorberauskleidung mit einem aktiven
Subsystem dieser Auskleidung im selben Schalldämpfer wie bei der vorgelegten Erfindung
findet nicht statt. Während die Wirkung der beiden Schalldämpferabschnitte bei der
genannten Literaturstelle additiv ist, erfolgt die Wirkung der beiden Subsysteme bei
dem erfindungsgemäßen Schalldämpfer multiplikativ. Die Literaturstelle hat mit der
vorgelegten Erfindung nur das Bemühen um eine Verbesserung der Schalldämpfung und
das Wort "hybrid" gemein.
5. Aufgabenstellung und Erfindungsgedanke
[0054] Aufgabe der Erfindung ist somit,
die Absorberauskleidung eines passiven Subsystems und ein elektroakustisches aktives
Subsystem so zu kombinieren, daß beide im Zusammenwirken eine deutliche Verbesserung
der Schalldämpfung gegenüber Dämpfern bekannter Bauart erbringen.
[0055] Zur Lösung dieser Aufgabe dient ein hybrider Schalldämpfer bestehend aus einer passiven
Absorberauskleidung (passives Subsystem) und einem aktiven elektroakustischen System
(aktives Subsystem), der dadurch gekennzeichnet ist, daß das elektroakustische aktive
Subsystem derart auf den mit ihm kombinierten passiven Absorber einwirkt, daß in dem
so gebildeten hybriden Absorber die akustische Impedanz der Kanal-seitigen Oberfläche
der Absorberauskleidung eine Absorberfunktion U ergibt, welche in einem gewünschten
Frequenzbereich den Wert der Absorberfunktion U
wp des Windungspunktes zwischen der ersten und der zweiten Schalldämpfer-Mode erreicht
oder annähert (Hauptanspruch).
[0056] Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0057] Erfindungsgemäß soll also die Absorberfunktion U über einen breiten Frequenzbereich,
vornehmlich bei tiefen Frequenzen, dem Wert U
wp der Absorberfunktion im oberen Windungspunkt der niedrigst gedämpften Mode, d.h.
zwischen der ersten und zweiten Dämpfermode, hinreichend nahekommen. "Hinreichend"
soll dabei gemessen werden an einer deutlichen Verbesserung der Schalldämpfung gegenüber
Dämpfern bekannter Bauart.
[0058] Die nachfolgenden Darlegungen sollen die Realisierungsschritte dieses Erfindungsgedankens
beispielhaft erläutern. Es wird dabei deutlich werden, daß es verschiedene Realisierungsmöglichkeiten
gibt. Darin und in der damit begründeten Möglichkeit zu kostengünstigen Lösungen wird
ein Vorteil der Erfindung gesehen. Da der Erfindungsgedanke wegen der Flexibilität
seiner Realisierung auch durch eine größere Zahl von Beispielen nicht vollständig
ausgeschöpft werden kann, soll bei den Ausführungen mehr Wert darauf gelegt werden,
die zielstrebige Realisierung in einzelnen Schritten darzulegen. Die dabei angeführten
Beispiele sollen den Erfindungsumfang nicht begrenzen.
6. Realisierung des Erfindungsgedankens
6.1 Passives Subsystem
[0059] Die Realisierung des Erfindungsgedankens wird beispielhaft an einem rechteckigen
Spaltkanal (siehe
Abbildungen 1 und 2 ) vorgeführt. Es fällt dem Fachmann eine Übertragung auf andere Kanalformen nicht
schwer.
6.1.1 Serienschaltung des passiven und aktiven Subsystems
[0060] Weiterhin wird zunächst die Realisierung der erfindungsgemäßen hybriden Absorberauskleidung
in der Serienschaltung nach
Abbildung 4 diskutiert.
[0061] Für die Dimensionierung eines erfindungsgemäßen Schalldämpfers ist es zunächst hilfreich
und wichtig, daß die akustische Wirksamkeit des aktiven Subsystems einfach durch eine
akustische Impedanz Z
b an der Oberfläche des Schallgebers beschrieben werden kann, mit welcher das passive
Subsystem (1) in
Abbildung 4 an dessen Rückseite abgeschlossen ist.
[0062] Das passive Subsystem ist ein linearer akustischer Vierpol. Nach den Regeln der Vierpolrechnung
(siehe auch [1,Gl.(4.7)]) ergibt sich die Abschluß-Impedanz Z
b , mit welcher auf der Vorderseite des hybriden Absorbers die Absorberfunktion U
wp erreicht wird, aus der Formel

Dabei ist Z
h die Vorderseiten-Impedanz des passiven Subsystems allein, wenn es auf seiner Rückseite
schallhart abgeschlossen ist (Leerlauf-Fall), und Z
w ist die Vorderseiten-Impedanz des passiven Subsystems allein, wenn es auf seiner
Rückseite schallweich abgeschlossen ist (Kurzschluß-Fall).
[0063] Beispielhaft betrachten wir ein passives Subsystem bestehend aus einer Schicht der
Dicke d eines porösen Absorbermaterials, welche auf ihrer Vorderseite durch eine dünne
Deckschicht abgedeckt sei. Das poröse Absorbermaterial wird beschrieben durch den
(mit Z
o normierten) Strömungswiderstand R = Ξ·d/Z
o mit dem längenbezogenen Strömungswiderstand Ξ des porösen Absorbermaterials. Es ist
bekannt, wie man daraus die (mit k
o normierte) charakteristische Ausbreitungskonstante Γ
an und den charakteristischen (mit Z
o normierten) Wellenwiderstand Z
an des porösen Absorbermaterials errechnet (siehe beispielsweise [2] oder [17]).
[0064] Die Deckschicht mit der Serien-Impedanz Z
s bestehe aus einer akustischen Parallelschaltung eines Reibungswiderstandes R
s mit einer Massenreaktanz einer flächenbezogenen Masse m
s . Dann folgt die Serienimpedanz Z
s der Deckschicht aus:

mit der Luft-Dichte ρ
o . Wählt man darin den Widerstandsterm R
s groß gegen den Reaktanzterm (2.Term im Nenner), dann beschreibt Z
s die Serienimpedanz einer Deckschicht bestehend aus einer (Massen-)Folie. Wählt man
umgekehrt den Reaktanzterm groß gegen R
s, dann hat man einen reinen Reibungswiderstand, wie er beispielsweise durch Gewebe
und Vliese dargestellt wird. Ist die Deckschicht dicht auf der porösen Absorberschicht
aufgebracht, dann ist dieReaktanz der elastischen Abfederung durch die poröse Schicht
noch parallel zu schalten. Da es hier nur um die Demonstration des Verfahrens geht,
wird auf diese weitere Komplizierung verzichtet.
[0065] Die in der Gl.(7) benötigten Impedanzen Z
h und Z
w ergeben sich dann aus:
[0066] Damit ist für das gewählte Beispiel des passiven Subsystems die erfindungsgemäß erforderliche
Abschlußimpedanz Z
b bekannt.
[0067] Die
Abbildung 14 zeigt beispielhaft die sogenannte "Ortskurve" der Abschlußimpedanz Z
b in der komplexen Ebene mit laufender Frequenzvariablen f·h in Hz·m . Die in die Kurve
eingezeichneten Punkte liegen in Terz-Abständen dieser Variablen. Diese Abbildung
gilt für eine einfache poröse Absorberschicht (ohne Deckschicht) mit den Parametern
d/h=0,5 und R=0,5 . Die Kurve ist aus Kreisbögen zusammengesetzt, welche bekanntlich
durch Resonanz-Systeme nachgebildet werden können (siehe unten bei "Aktives Subsystem").
Bei dem Kreisbogen rechts von der imaginären Achse geht Schallenergie in das aktive
Subsystem hinein; hier stellt es im Prinzip einen elektronisch gesteuerten passiven
Absorber dar. Da dieser Kreisbogen jedoch mit wachsender Frequenz entgegen dem Uhrzeigersinn
durchlaufen wird, kann er nicht durch passive Bauelemente realisiert werden, weil
nach einem fundamentalen Satz der Schaltungstheorie die Ortskurven passiver Schaltkreise
immer rechtsdrehend durchlaufen werden. Darauf soll hingewiesen werden, da das Wort
"aktiv" bei dem aktiven Subsystem nicht notwendigerweise (wenn auch in der Regel)
gleichzusetzen ist mit akustischer Energieabgabe. Auf den Kurventeilen links von der
imaginären Achse muß das aktive Subsystem tatsächlich Schallenergie in die Rückseite
des passiven Subsystems hineinspeisen.
[0068] Fur einen anderen Aufbau des passiven Subsystems aus einer porösen Absorberschicht
mit d/h=0,5 und R=1,0 , welche abgedeckt ist mit einer dichten Folie mit dem Massen-Parameter
m
p=m
s / (ρ
od) = 1,0 , zeigt die
Abbildung 15 die zugehörige Ortskurve der Abschlußimpedanz Z
b .Die Ortskurve besteht hier bei tiefen Frequenzen aus einem Kreisbogen eines Einkreis-Resonanzsystems
und bei hohen Frequenzen angenähert aus der senkrechten Geraden einer Feder-Reaktanz.
Das aktive Subsystem muß bei allen Frequenzen Energie abgeben.
[0069] In dem weiteren Beispiel von
Abbildung 16 ist die Ortskurve der Abschlußimpedanz für ein passives Subsystem aufgetragen aus
einer porösen Absorberschicht mit den Parametern d/h=0,5 und R=3,5 , welches in
Abbildung 10 als eine passive Absorberauskleidung mit Breitband-Charakter ausgewiesen ist. Die
Form entspricht einem bedämpften Resonanzkreis, dessen Impedanz sich bei hohen Frequenzen
zu einem Konvergenzpunkt in der Nähe von Z
b = -1 zusammenzieht.
[0070] Überhaupt haben die gezeigten Beispiele bei allen Unterschieden der Form gemeinsam,
daß sie bei tiefen Frequenzen beim Wert Z
b = -(R+R
s) starten und in der Nähe von Z
b = -1 bei hohen Frequenzen enden.
[0071] Die Verwendung einer porösen Absorberschicht in dem passiven Absorber ist nicht unumgänglich
(wenn auch, wie unten noch gezeigt wird, vorteilhaft) für die Realisierung des Erfindungsgedankens.
Man kann bei der Rechnung eine poröse Absorberschicht durch eine gleich dicke Luftschicht
ersetzen, indem man für sie in den Formeln Γ
an→j und Z
an→1 einsetzt. Die
Abbildung 17 mit der Ortskurve der erfindungsgemäßen Abschlußimpedanz Z
b ist hierzu ein Beispiel für eine Luftschicht mit d/h=0,5 , welche auf ihrer Vorderseite
durch ein dichtes Vlies mit dem Serienwiderstand R
s=2 und dem Massenparameter m
p=1 abgedeckt ist. Wie man sieht, hat diese Ortskurve eine recht komplizierte Form.
Damit soll aber nicht zum Ausdruck gebracht werden, daß es aus anwendungstechnischen
Gründen nicht auch zweckmäßig sein kann, das passive Subsystem der erfindungsgemäßen
Absorberauskleidung ohne poröse Absorberschicht, nur aus Folien, Membranen und Reibungswiderständen
aufzubauen.
[0072] Der Aufbau des erfindungsgemäßen passiven Subsystems ist nicht auf die beispielhaft
vorgetragene Schicht aus einem porösen Absorber mit einer Deckschicht beschränkt.
In [16, Abs.4.4] ist ein Verfahren beschrieben für die Ermittlung der Vorderseiten-Impedanz
eines M-fach geschichteten Absorbers. wobei einzelne Schichten auch Luftschichten
sein können und die Schichten auch jeweils Deckschichten haben dürfen. Dieses sehr
allgemeine Verfahren kann angewendet werden für die Ermittlung von Z
h und Z
w in Gl.(7), indem bei dem Verfahren der Reflexionsfaktor r
M der Schichtung an ihrer Rückseite zu r
M=1 (schallhart) beziehungsweise r
M = -1 (schallweich) gesetzt wird. Damit ist gezeigt, wie die Aufgabe der Bestimmung
der Abschlußimpedanz Z
b als Teilaufgabe bei der Realisierung der Erfindung für praktisch jeden Aufbau des
passiven Subsystems gelöst wird.
[0073] Die Ermittlung der erfindungsgemäßen Abschlußimpedanz ist auch nicht beschränkt auf
die hier beispielhaft vorgeführten Rechenverfahren einer analytischnumerischen Beschreibung
des passiven Subsystems unter Verwendung von Abmessungen und Materialdaten, obwohl
dieser Weg vorzuziehen ist, da er für die Dimensionierung des aktiven Subsystems (siehe
unten) die besten Hinweise liefert. Man kann auch einen für die Anwendung der Erfindung
vorgesehenen passiven Absorber direkt aufbauen und seine Eingangsimpedanz (einmal
mit schallhartem Abschluß für Z
h und dann mit schallweichem Abschluß für Z
w ) in Abhängigkeit von der Frequenz messen mit akustischen Impedanz-Messverfahren,
welche in der Literatur mehrfach beschrieben und auch genormt sind. Zur Erstellung
einer formelmäßigen Frequenzabhängigkeit kann man dann die mit den Meßwerten nach
Gl.(7) gebildete Abschlußimpedanz Z
b einer numerischen Regression mit bekannten Verfahren unterwerfen. Bei der Auswahl
der Funktionen, nach welchen man die Regression ausführt, kann dabei zweckmäßigerweise
gleich die Struktur des aktiven Subsystems berücksichtigt werden (siehe unten).
[0074] Damit ist gezeigt, daß man bei der Bestimmung der erfindungsgemäßen Abschlußimpedanz
Z
b alle passiven Subsysteme einbeziehen kann, deren Eingangsimpedanz berechenbar und/oder
meßbar ist.
[0075] Bei dem Aufbau einer erfindungsgemäßen Absorberauskleidung ist die Ermittlung der
erfindungsgemäßen Abschlußimpedanz Z
b ein Zwischenschritt für den Entwurf des aktiven Subsystems. Z
b ist die akustische Eingangsimpedanz dieses in Serie geschalteten aktiven Subsystems.
Der wesentliche Teil des aktiven Subsystems ist die akustische Impedanz Z
m der Lautsprechermembrane, da nur sie durch elektronische Steuerung beeinflußbar ist.
Nun enthält bei technischen Anwendungen der Erfindung die Abschlußimpedanz Z
b in der Regel noch akustische Anteile, welche elektronisch nicht beeinflußbar sind.
Einen solchen Anteil liefert beispielsweise die "Lautsprecherbox", mit welcher der
Lautsprecher rückseitig eingefaßt wird. Eine solche Lautsprecherbox ist meist erforderlich,
einmal um zu vermeiden, daß der Schall der Lautsprecherschwingung nach außen abgestrahlt
wird, ferner aber auch um zu vermeiden, daß der Druck der Kanalströmung auf die Membrane
drückt.
[0076] Die
Abbildung 18 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße hybride Absorberauskleidung unter Einschluß
einer Lautsprecherbox. Vielfach wird die Lautsprecherbox teilweise mit Schallabsorptionsmaterial
gefüllt, um so störende Resonanzen der Membran-Masse mit der Federsteife des Luftpolsters
in der Box zu vermeiden (es kann jedoch auch vorteilhaft sein, diese Resonanz gezielt
auszunutzen, um eine der Resonanz-Schleifen der Ortskurve von Z
b akustisch zu realisieren !). In diesen Fällen ist die Lautsprecherbox wiederum als
geschichteter Absorber mit einem schallharten Abschluß zu beschreiben. Nun sind fast
ausnahmslos Lautsprechermembranen inkompressibel und dünn im Vergleich zur Schallwellenlänge
(zumindest in dem hier interessierenden Frequentbereich). Die Abschlußimpedanz Z
b entsteht deshalb aus einer Serienschaltung der gesuchten Membranimpedanz Z
m mit der Eingangsimpedanz Z
e der Box, welche hinter der Membrane gemessen wird: Z
m=Z
b - Z
e. Die Abschlußimpedanz Z
b wird weiterhin nach Gl.(7) ermittelt. Die Eingangsimpedanz Z
e erhält man durch Anwendung des in [16, Abs.4.4] beschriebenen Rechenverfahrens für
die Eingangsimpedanz geschichteter Absorber. Somit ist diese Teilaufgabe in gleicher
Allgemeinheit lösbar wie die Bestimmung von Z
b.
[0077] Die
Abbildung 19 zeigt die erfindungsgemäß einzustellende Ortskurve der Membran-Impedanz Z
m eines Aufbaus nach
Abbildung 18 , wobei der Luftspalt vor dem Lautsprecher (über dessen Bedeutung siehe unten) hier
10% der Schichtdicke vor dem Lautsprecher beträgt und die Lautsprecherbox zu 80% mit
Absorbermaterial gefüllt ist. Die gesamte Absorberauskleidung ist auf ihrer Vorderseite
mit einer Folie mit Massenparameter m
p=2 abgedeckt. Die Variable f·h (Punkte auf der Kurve wieder in Terz-Abständen) durchläuft
in dieser Abbildung den Wertebereich von ca. 4[Hz·m] bis 100[Hz·m].
[0078] Sowohl für die Beantwortung der Frage, mit welchen Näherungen man arbeiten darf,
um erfindungsgemäß "den Windungspunkt anzunähern", als auch für die Auslegung des
aktiven Subsystems ist es außerordentlich hilfreich, daß man für die vorzüglich interessierenden
tiefen Frequenzen unter Verwendung der in [16, Gl.(4.16a), (4.16b) und Gl.(6.78)]
angegebenen Näherungen für die Absorber-Kennwerte Γ
an , Z
an sowie für ihr Produkt Γ
an·Z
an und ihren Quotienten Γ
an/ Z
an analytische Näherungen für die erfindungsgemäße Membran-Impedanz Z
m herleiten kann:

Läßt man den letzten Bruch weg, entsteht die Abschlußimpedanz Z
b . Dabei ist angenommen, daß der passive Absorber vor dem Lautsprecher geschichtet
ist mit M Absorberschichten (einschließlich eventueller Luftschichten) der Dicken
d
i mit den längenbezogenen Strömungswiderständen Ξ
i und Deckschichten mit Serienimpedanzen Z
s,i . Ebenso sei in der Lautsprecherbox mit der Gesamttiefe d
box eine Anzahl M
box Absorberschichten (einschließlich eventueller Luftschichten) mit den Dicken d
i . Da bei tiefen Frequenzen die Massenreaktanz von Deckschichten meist vernachlässigbar
ist, geht dort Z
s.i→R
s,i gegen die Reibungswiderstände der Deckschichten. Dann wird Z
b ein lineares Polynom in k
oh und in Z
m kommt eine Reaktanz hinzu mit dem Vorzeichen einer Massenreaktanz und der Frequenzabhängigkeit
einer Federreaktanz. Die elektronische Synthese dieser Näherung im aktiven Subsystem
ist sehr einfach. Diese Näherung wird unten verwendet für Beispiele zu Dämpfungskurven
erfindungsgemäßer Schalldämpfer.
6.1.2 Parallelschaltung des passiven und aktiven Subsystems
[0079] Bei der hybriden Absorberauskleidung in Serienschaltung nach
Abbildung 4 unterstützt das aktive Subsystem den passiven Absorber, indem es diesem eine zweckdienliche
Abschlußimpedanz Z
b erzeugt.
[0080] Die primäre Erfindungsaufgabe besteht aber darin, an der Vorderseite der Absorberauskleidung
eine Absorberfunktion U=k
oh·G = U
wp zu erzeugen. Diese ist proportional der wirksamen Wandadmittanz G . Es gehört nun
zu den Grunderfahrungen der Akustik, daß bei flächig strukturierten Absorberoberflächen
die akustisch wirksame Admittanz der Flächen-Mittelwert der Admittanzen der einzelnen
Teilflächen ist, solange die Abmessungen der Teilflächen klein bleiben zur Schallwellenlänge
(typischerweise kleiner als etwa eine viertel Schallwellenlänge). Diese Bedingung
schafft bei den hier vorzugsweise interessierenden tiefen Frequenzen keine Probleme.
[0081] Sei also F
p die Fläche des passiven Teils der Absorberauskleidung mit einer Wandadmittanz G
p an der Oberfläche und F
a die Fläche des aktiven Teils mit einer Admittanz G
a an der Oberfläche, dann muß nach der Erfindung sein:

Die Admittanz G
a des aktiven Teils wird somit erfindungsgemäß duch

bestimmt.
[0082] Nach den oben beschriebenen Verfahren kann dann sowohl die Admittanz G
p für beliebig geschichtete passive Absorber ermittelt werden. Ferner kann auch die
Abschlußimpedanz Z
b und/oder die Membran-Impedanz Z
m des aktiven Teils, welcher seinerseits zwischen der kanalseitigen Oberfläche und
der Lautsprechermembrane einen geschichteten Absorber enthalten kann oder mit einer
Lautsprecherbox abgeschlossen sein kann, nach den dortigen Verfahren ermittelt werden.
6.1.3 Mischtypen aus Serienschaltung und Parallelschaltung des passiven und des aktiven
Subsystems
[0083] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann die hybride Absorberauskleidung
aus Mischtypen der Serienschaltung und der Parallelschaltung des passiven Subsystems
mit dem aktiven Subsystem bestehen.
[0084] In einer in der Auslegung einfachen aber apparativ aufwendigen Mischform nach
Abbildung 20 werden die beiden Grundtypen räumlich nebeneinander angeordnet. Von größerem Interesse
ist die Ausgestaltung der Erfindung nach
Abbildung 21 , wo ein aktives Subsystem sowohl in Serienschaltung als auch in Parallelschaltung
zu einem passiven Subsystem arbeitet. Damit lassen sich günstige Frequenzkurven für
die Übertragungsfunktion des Signalformers realisieren.
[0085] Eine bevorzugte Mischform des erfindungsgemäßen hybriden Absorbers ist schematisch
in
Abbildung 22 dargestellt. Bei ihr arbeitet die Vorderseite des Lautsprechers in Serienschaltung
auf einen passiven Absorber, und die Rückseite erzeugt eine Paralleladmittanz G
a in Parallelschaltung. Dies ist möglich, da die Paralleladmittanz G
a den Charakter einer passiven Admittanz haben muß, die Abschlußimpedanz Z
b aber, wie die Beispiele oben zeigen, vielfach den Charakter einer negativen passiven
Impedanz hat. Dieser Vorzeichenwechsel stellt sich automatisch ein, wenn man die Vorder-
und die Rückseite der Lautsprechermembrane als aktiven Signalgeber benutzt. Man kann
sich mit dieser Ausformung der Erfindung auch den Platzbedarf einer Lautsprecherbox
ersparen, und der Druckausgleich des Strömungsdrucks über den Lautsprecher ist ebenfalls
gegeben.
[0086] Bei den Mischformen kann das Steuersignal für das aktive Subsystem je nach Zweckmäßigkeit
entweder im Teil der Serienschaltung oder im Teil der Parallelschaltung durch den
Signalaufnehmer (Mikrofon) aufgenommen werden.
7. Aktives Subsystem
[0087] Das aktive Subsystem mit dem schematischen Aufbau einer möglichen Ausgestaltung der
Erfindung nach
Abbildung 3 hat die Aufgabe, eine vorgeschriebene akustische Impedanz zu erzeugen. Diese Impedanz
ist das Verhältnis des Schalldrucks an der schwingenden Oberfläche (Membrane) des
Signalgebers zu der über die Fläche gemittelten Schnelle dieser Oberfläche.
[0088] Hierbei wurde ein für die Realisierung wichtiger Vorteil der Erfindung gegenüber
der Aufgabenstellung des aktiven Schallschutzes bereits eingebracht, nämlich der,
daß es auf die genaue Schwingungsverteilung der Membrane nicht ankommt. Unterschiede
der Schwing-Amplitude und -Phase können sich nämlich in dem vorgeschalteten passiven
Absorber (bei Serienschaltung) oder in der vorgeschalteten Kammer (bei Parallelschaltung)
über den Querschnitt ausgleichen, sodaß an der kanalseitigen Oberfläche des hybriden
Absorbers gleichwohl flächig konstante Wandimpedanzen entstehen. Einem solchen Querausgleich
des Schallfeldes ist besonders förderlich ein Luftspalt zwischen der Membrane und
dem passiven Absorber, wie er in den
Abbildungen 4, 18, 20, 21 und 22 angedeutet ist.
[0089] Ein weiterer, gegenüber der Aufgabenstellung des aktiven Schallschutzes bedeutsamer
Vorteil der Erfindung liegt darin, daß das benötigte, durch den Signalaufnehmer (Nr.
(1) in
Abbildung 3 ) erfaßte Steuersignal nicht der Schalldruck
ohne den Beitrag des aktiven Subsystems ist, sondern der
tasächliche Schalldruck, der eine Überlagerung darstellt aus dem Schalldruck des zu mindernden
Lärms, welcher von vorne durch den passiven Absorber dringt , und aus dem Schalldruck
des Lautsprechers des aktiven Systems. Die vorn beschriebenen Schwierigkeiten der
Steuerung beim aktiven Schallschutz, nämlich den Beitrag des aktiven Systems aus dem
Steuersignal erst eliminieren zu müssen, entfallen bei der vorgelegten Erfindung völlig
vom Ansatz des Erfindungsgedankens her.
[0090] Ein Prinzipschema des aktiven Subsystems in einer Grundform für die Realisierung
der Erfindung zeigt
Abbildung 23 . Ein Mikrofon (1) nimmt den Schalldruck p vor dem Lautsprecher (5) auf. Zusammen
mit einem unter Umständen erforderlichen Mikrofonverstärker (2) wird der Druck p in
eine elektrische Spannung u₁ übertragen. Am anderen Ende der Signalkette erzeugt ein
Lautsprecher (5) eine Schallschnelle v seiner Membrane durch Ansteuerung des Lautsprechers
über einen Leistungsverstärker (4) mit der elektrischen Spannung u₂ . Der Signalformer
(3) dient dann der erfindungsgemäßen Umformung des Mikrofonsignals, um die geforderte
akustische Abschlußimpedanz Z
b=p/v zu erzielen. Die dargestellte Unterteilung des passiven Subsystems ist eher eine
funktionale Unterteilung als eine Aufzählung notwendiger Komponenten. So können die
erforderlichen Verstärkungen ohne weiteres auch in den Signalformer integriert sein.
Besonders übersichtlich wird die Funktion des erfindungsgemäßen Signalformers, wenn
man annimmt, daß sowohl auf der Mikrofonseite der Zusammenhang zwischen p und u₁ linear
ist und unabhängig von der Frequenz als auch auf der Lautsprecherseite eine solche
Beziehung besteht zwischen v und u₂ . Dann ist der durch den Signalformer zu erzielende
Übertragungsfaktor u₁/u₂ bis auf einen frequenzunabhängigen Faktor gleich der erfindungsgemäßen
Abschlußimpedanz Z
b beziehungsweise der Membranimpedanz Z
m.
[0091] Der hier angenommene frequenzunabhängige lineare Zusammenhang zwischen p und u₁ ist
mit üblicher Mikrofontechnik kein Problem in dem hier interessierenden Frequenz- und
Amplitudenbereich. Dagegen besitzen Lautsprecher in der Regel einen Frequenzgang der
akustischen Schwingung bei konstanter elektrischer Ansteuerung. Die Darstellung und
Berechnung dieses Frequenzganges aus den konstruktiven Daten des Lautsprechers ist
mit Standardmethoden der Elektroakustik möglich (siehe bespielsweise [18,19]). Ebenso
gehören Methoden zur Verringerung dieses Frequenzganges zum Stand der Technik. Es
muß deshalb hier nicht näher darauf eingegangen werden. Im Zusammenhang mit der Erfindung
genügt es, wenn man die verbleibende Frequenzabhängigkeit des Lautsprechers in die
durch den Signalformer zu erzielende Frequenzabhängigkeit seiner Übertragungsfunktion
mit einbezieht (als Multiplikation von Übertragungsfaktoren oder durch Addition von
Übertragungsmaßen, welche jeder(s) für sich bekannt sind); es wird dann nachfolgend
von dem "kombinierten" Übertragungsfaktor des Signalwandlers gesprochen.
[0092] Diese Einbeziehung des Lautsprecher-Frequenzganges in den kombinierten Übertragungsfaktor
des erfindungsgemäßen Signalformers macht die Anwendung der Erfindung weitgehend unabhängig
vom gewählten Typ des Lautsprechers (elektrodynamischer, elektrostatischer oder magnetodynamischer
Lautsprecher). Die Auswahl kann erfolgen nach Gesichtspunkten des Übertragungsbereichs
des Lautsprechers, nach Kosten, nach Betriebssicherheit und nach einfacher Realisierung
dieses kombinierten Übertragungsfaktors.
[0093] Die Realisierung dieses kombinierten elektrischen Übertragungsfaktors ist dann die
letzte Teilaufgabe zur Anwendung der Erfindung. Die Funktion des Signalformers ist
in der betrachteten Grundform der Erfindungs-Umsetzung im wesentlichen die eines frequenzabhängigen
elektrischen Filters.Die erfindungsgemäß erforderliche Filtercharakteristik (Frequenzkurve
des Übertragungsfaktors nach Betrag und Phase) ist durch Anwendung der beschriebenen
Lösungsmethoden für die Teilaufgaben bekannt.
[0094] Wenn man davon ausgeht, daß mit heutigen bekannten digital-elektronischen Methoden
praktisch jede Übertragungsfunktion mit vertretbaren Kosten realisierbar ist, welche
mathematisch (mit einigermaßen stetigen Funktionen) beschreibbar ist, dann ist auch
diese letzte Teilaufgabe zur Anwendung der Erfindung als durch an sich bekannte Techniken
gelöst anzusehen.
[0095] Gleichwohl besteht ein Kosteninteresse daran, den Frequenzgang des kombinierten Übertragungsfaktors
durch geeignete Auswahl und Kombination des passiven Subsystems und des Lautsprechers
möglichst einfach zu halten. Wie die oben beispielhaft gezeigten Ortskurven der Abschlußimpedanz
Z
b und der Membranimpedanz Z
m gezeigt haben, ist es ein Vorteil der Erfindung, daß hier Gestaltungsspielräume bestehen.
So ist es durch solche geschickte Kombinationen möglich, den erfindungsgemäßen kombinierten
Übertragungsfaktor auch in elektronischer Analogtechnik zu realisieren. Hierfür steht
eine leistungsfähige elektronische Schaltungstechnik zur verfügung, sodaß auch darauf
hier nicht näher eingegangen werden muß.
[0096] Von gewissem Interesse sind ferner Realisierungen des erfindungsgemäßen kombinierten
Übertragungsfaktors durch elektronische "Hybrid-Technik", das heißt durch Kombination
analoger mit digitalen Komponenten, und zwar insbesondere bei den selbst-adaptierenden
aktiven Subsystemen, mit denen - wie weiter unten noch dargelegt wird - Änderungen
der Betriebstemperatur und/oder der Strömungsgeschwindigkeit im Schalldämpfer "nachgefahren"
werden können.
[0097] Wie oben bereits wiederholt angemerkt wurde, besteht ein Vorteil des erfindungsgemäßen
Hybridabsorbers darin, daß man durch geeignete Auswahl der Komponenten des passiven
Absorbers der Ortskurve der Abschlußimpedanz Z
b solche Formen geben kann, welche durch einfache elektronische Schaltungen im aktiven
Subsystem realisiert werden können.
[0098] Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung wird anhand von
Abbildung 24 beschrieben. Die
Abbildungen 4, 5, 18, 20, 21, 22 zeigen je ein erfindungsgemäßes hybrides Absorberelement. Zur Auskleidung eines Schalldämpfers
werden in der Grundform der Erfindung mehrere dieser Elemente in Richtung der Kanalachse
(Schallausbreitungsrichtung) hintereinander angeordnet, bis eine Länge des Schalldämpfers
entsteht, welche die geforderte Durchgangsdämpfung liefert. Die
Abbildung 24 zeigt nun schematisch, daß in dieser Ausgestaltung der Erfindung weder das Steuermikrofon
noch der Signalformer bei jedem Element wiederholt werden müssen. Es sind nämlich
über die Ausbreitungskonstant Γ = Γ'+jΓ'' im Dämpferkanal sowohl die Abnahme des Schalldruckpegels
zwischen benachbarten hybriden Absorberelementen der Breite a (nämlich 8,68·Γ'a dB
) als auch die Phasendrehung φ (nämlich 180·Γ''a/π Grad) bekannt. In einer elektrischen
Kettenschaltung werden in
Abbildung 24 diese Pegel- und Phasen-Änderungen in der Anregung hintereinanderliegender Lautsprecher
nachgebildet.
[0099] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung nutzt man aus, daß Lautsprecher reziproke
Wandler sind; das heißt, sie sind nicht nur zur Schallerzeugung dienlich, sondern
können auch als Schallaufnehmer betrieben werden. Bei der Anwendung dieser Eigenschaft
auf die Erfindung wird der Lautsprecher des aktiven Subsystems in "Schaltpausen" als
Schallaufnehmer geschaltet, welcher den Schalldruck mißt, der von dem Dämpferkanal
durch den passiven Absorber dringt. Für diese Schaltpausen reichen Zeitspannen von
einer bis wenige Sekunden Dauer. Damit kann das Steuermikrofon entfallen; es wird
durch einen zeitlich getakteten Schalter ersetzt.
[0100] In den bisherigen Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen aktiven Subsystems ist dessen
Realisierung im wesentlichen eine elektronische Steueraufgabe, worin übrigens ein
Vorteil der Erfindung gegenüber den Methoden des aktiven Schallschutzes gesehen wird,
da diese grundsätzlich eine Regelaufgabe darstellen. In einer unter Umständen zweckmäßigen
Ausgestaltung der Erfindung kann die erfindungsgemäße Funktion des aktiven Subsystems
aber auch als regeltechnische Aufgabe konzipiert werden. Das Prinzip sei anhand der
schematischen
Abbildung 25 erläutert. In Ergänzung zu der Grundausstattung nach
Abbildung 3 wird durch einen auf der Lautsprechermembrane aufgesetzten Körperschallaufnehmer
(4) die Schallschnelle v der Membrane aufgenommen. Damit wird der Signalformer mit
an sich bekannten regeltechnischen Methoden so geregelt, daß der Quotient aus dem
vom Mikrofon aufgenommenen Druck p und der vom Körperschallaufnehmer aufgenommenen
Schallschnelle v die erfindungsgemäß erforderliche Abschlußimpedanz Z
b bildet. Diese Ausgestaltung als Regelaufgabe kann zweckmäßig" sein zum Ausgleich
schwer voraussagbarer Änderungen in den Eigenschaften des passiven Subsystems, sei
es beispielsweise durch Fertigungsschwankungen des passiven Absorbers, sei es durch
schwer voraussagbare Temperaturprofile in letzterem oder sei es durch dessen Änderungen
während des Betriebs des Schalldämpfers, zum Beispiel durch Schmutzablagerungen.
[0101] Man kann auch in einer weiteren regeltechnischen Ausgestaltung der Erfindung die
primäre Zielgröße des Schalldämpfers, nähmlich den Schallpegel-Abfall auf einer Strecke
Δx des Kanals als Steuergröße für die Optimierung der erfindungsgemäßen Abschlußimpedanz
benutzen. Dazu mißt man nach der Schemazeichnung der
Abbildung 26 den Schalldruck an zwei hintereinander in einem zweckmäßigen Abstand befindlichen
Mikrofonorten und regelt den Betrag und die Phase der Lautsprecherschwingung so, daß
dieser Pegelabfall maximiert wird.
8. Nebeneffekte und weitere Ausgestaltungen
[0102] Für die technische Anwendbarkeit einer Erfindung - und damit für ihren Erfindungswert
- ist maßgeblich, wie anwendungstechnisch bedingte Abweichung von Standardsituationen
sich auf die angestrebte Leistung einer Erfindung - hier auf die erzielbare Schalldämpfung-auswirken.
[0103] Eine erste bisher stillschweigend angenommene Standardsituation ist das Vorliegen
eines überwiegend symmetrischen Schallfeldes, welches von der Lärmquelle herkommend
auf den Schalldämpfer einfällt (symmetrisch heißt: gleichphasige Schwingung des Schallfeldes
beiderseits der Symmetrieebene des Dämpferkanals). Dies ist in der Tat meistens der
Fall. Es sind jedoch auch Sondenfälle der Schallquelle und/oder der Kanalführung vor
dem Schalldämpfer denkbar, wo die Schallfeld-Schwingung überwiegend antisymmetrisch
ist (gegenphasig beiderseits der Symmetrieebene). Dann gilt statt der Bestimmungsgleichung
(5) die Bestimmungsgleichung (6) . Dies ist bei der Auslegung des erfindungsgemäßen
Schalldämpfers mit rechteckigem Querschnitt einfach dadurch zu berücksichtigen, daß
nach [5] für die Absorberfunktion U im Windungspunkt der Wert U
wp=3,71944+j·1,89528 zu verwenden ist.
[0104] Eine zweite Standard-Annahme ist, daß die kanalseitige Oberfläche der Absorberauskleidung
homogen ist, das heißt ohne Störstellen und Strukturen. Durch den Aufbau der erfindungsgemäßen
Absorberauskleidung aus hybriden Absorberelementen, insbesondere bei Anwendung der
Parallelschaltung oder gemischter Anordnungen, entstehen Oberflächenstrukturen. Nun
ist aber bekannt, daß solche Störstellen allenfalls höhere Moden erzeugen. Da diese
aber stärker bedämpft sind als die niedrigst bedämpfte Mode, für welche der erfindungsgemäße
Schalldämpfer ausgelegt ist, kann eine nachteilige Auswirkung ausgeschlossen werden.
[0105] Schalldämpfer in technischen Anlagen werden oft bei erhöhten Betriebstemperaturen
eingesetzt. Durch diese ändern sich die akustischen Eigenschaften des schallführenden
Mediums im Dämpferkanal. Nun ist aber zu beachten, daß die oben vorgeführten Auslegungsschritte
in dimensionsloser Form beschrieben wurden. Sie gelten also für jedes gasförmige Medium,
insbesondere also auch für ein durch erhöhte Temperatur und/oder Zusammensetzung (Rauchgase!)
gegenüber normaler Luft geändertes Medium. Diese Betriebsbedingungen äußern sich nur
dann, wenn man Zahlenwerte für die auftretenden Materialkonstanten einsetzt. Diese
sind die Schallgeschwindigkeit c
o in k
o=2πf/c
o , die Dichte ρ
o in Z
o=ρ
oc
o , ferner die Viskosität und der Adiabatenexponent in Ξ und damit in Γ
an und Z
an . Der Einfluß von Temperatur und Gaszusammensetzung auf diese Größen ist aus der
Thermodynamik bekannt. Er kann also in die Ermittlung der Abschlußimpedanz Z
b mit einbezogen werden, wenn man einen erfindungsgemäßen Schalldämpfer auf eine bestimmte
Betriebstemperatur und/oder Gaszusammensetzung auslegen will. Wenn sich die Betriebstemperaturen
während des Betriebes häufig und beträchtlich ändern, kann es erforderlich sein, statt
mit einer Auslegung auf eine bestimmte Betriebstemperatur zu operieren, ein selbst-adaptierendes
aktives Subsystem vorzusehen. Dies wird in der Regel eine digitale oder hybride elektronische
Regeltechnik für den Signalformer erforderlich machen, bei welchen dann die Berücksichtigung
einer über ein Thermometer erfaßten Betriebstemperatur keine grundsätzlichen Probleme
stellt.
[0106] Etwas komplizierter ist die Berücksichtigung einer Strömung mit einer Strömungsgeschwindigkeit
V
o und einer Machzahl M
o=V
o/c
o . Strömungsakustisch läßt sich die Strömungsüberlagerung vollständig erfassen, indem
man überall, wo k
o auftritt, dies ersetzt durch:

mit dem sogenannten "Strömungsfaktor"

Zwar empfiehlt die theoretisch-akustische Literatur auch noch eine Änderung der Randbedingung
(von Schnelle-Anpassung zu Elongations-Anpassung an Randflächen), was zu der weiteren
Ersetzung G
w→G
w·w führen würde, jedoch zeigen Vergleiche zwischen Messung und Rechnung eine bessere
Übereinstimmung, wenn man diese zusätzliche Ersetzung nicht vornimmt. Damit geht die
Gl.(4) über in:

wobei für z nunmehr statt Gl.(5) die Bestimmungsgleichung gilt:
und entsprechend wird bei den anderen oben angegebenen Bestimmungsgleichungen U→ U·w
ersetzt. Durch das Auftreten des Strömungsfaktors w in den Bestimmungsgleichungen
verschiebt sich nun auch der Windungspunkt U
wp(M
o) in Abhängigkieit von der Machzahl. Mit dem in [5] beschriebenen Verfahren läßt sich
bei einer gegebenen Machzahl M
o der zugehörige Windungspunkt numerisch bestimmen. Dabei wird M
o positiv angesetzt, wenn Schall und Strömung im Schalldämpfer die gleiche Richtung
haben, und M
o wird negativ angesetzt wenn sie einander entgegengesetzt gerichtet sind.
[0107] In der Anwendung auf den erfindungsgemäßen Schalldämpfer heißt die Berücksichtigung
einer Strömungsüberlagerung demnach im wesentlichen einen Austausch der Konstanten
U
wp . Falls sich die Strömungsgeschwindigkeit während des Betriebes des Schalldämpfer
häufig und stark ändert, besteht eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung darin,
daß man mit an sich bekannten Verfahren der Regeltechnik diese Änderung der Konstanten
U
wp in einem selbstadaptierenden aktiven Subsystem einführt unter Verwendung der Anzeige
eines Strömungsgeschwindigkeit-Meßgerätes. Bei einfachen Frequenzgängen des kombinierten
Übertragungsfaktors läßt sich dies in elektrischer Analogtechnik bewerkstelligen,
bei komplizierteren Frequenzabhängigkeiten kann eine Regelung in hybrider oder in
digitaler Technik angezeigt sein.
9. Technischer Fortschritt der Erfindung
[0108] Der technische Fortschritt der Erfindung des hybriden Schalldämpfers gegenüber dem
Stand sowohl der passiven Dämpfer-Technik als auch (und insbesondere) gegenüber der
aktiven Dämpfertechnik soll kurz dargestellt werden. Dabei werden sich auch weitere
Einzelheiten einer vorzugsweisen Ausgestaltung der Erfindung ergeben.
[0109] Zunächst sei die Wichtigkeit der Aufgabe, die Schalldämpfung von Schalldämpfern in
technischen Anlagen zu verbessern, an einem praktischen Beispiel erläutert. Ein Abgasschalldämpfer
in Kulissenbauweise nach
Abbildung 2 für ein mittelgroßes thermisches Kraftwerk hatte bei optimierter Auslegung nach
Abbildung 10 eine Länge L=7m bei einer Gesamt-Breite und -Höhe von 7x7 m² . Die Kulissendicken
waren D=0,2 m , die Spaltweiten H=0,1 m , also d/h=2 .Die Absorberfüllung hatte einen
Strömungswiderstand R=1,7 . Aus
Abbildung 10 liest man dann bei f=100 Hz , das heißt bei f·h=5 Hz·m eine Dämpfung D
h=0,1 dB ab. Der Schalldämpfer hat bei dieser Frequenz eine Gesamtdämpfung von D
d=14 dB. Bei der Frequenz f=50 Hz , bei welcher ebenfalls noch Schallschutzanforderungen
gestellt waren, betrug die Gesamtdämpfung nur noch D
d=3,5 dB. Aus einem Richtpreis pro Quadratmeter Kulissenfläche ergibt sich ein Schalldämpferpreis
von rund 0,5 Mio DM. Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit in den Kulissenspalten
betrug V
o=50 m/s. Daraus folgt ein Widerstandsbeiwert (das Verhältnis von Druckverlust zu dynamischem
Druck der Strömung) von ζ=2,5. Mit diesen Angaben kann man errechnen, daß die Strömungsverlustleistung
im Schalldämpfer, welche von den Gebläsen erbracht werden muß, um die Luft durch den
Schalldämpfer zu drücken, rund 3 000 kW beträgt; bei einem Wirkungsgrad von 80% der
Gebläse wird dafür eine elektrische Leistung von rund 3 800 kW aufgebracht. Mit einem
Stromtarif von 0,10 DM/kWh verursacht der Schalldämpfer infolge seines Druckverlusts
jährliche Betriebskosten von 3,33 Mio DM/a , also das Vielfache seines Anschaffungswertes.
Hier wurde noch bei einer Gasströmung mit Normaltemperatur T
o gerechnet. Bei einer höheren Betriebstemperatur von T Kelvin erhöht sich bei gleichem
Massedurchsatz die Verlustleistung um den Faktor (T/T
o)
2,5 , bei einer Betriebstemperatur von rund 300 Grad Celsius also um rund den Faktor
5,8 , was zu jährlichen Betriebskosten von rund 19,3 Mio DM/a führt.
[0110] Unter der Annahme, daß man den Gesamtquerschnitt des Schalldämpfers beibehält, könnte
mit einem erfindungsgemäßen Schalldämpfer, welcher auf D
h=9,5 dB ausgelegt ist (siehe Dämpfungsbeispiele unten) mit einem Ausstellungsverhältnis
d/h=0,5 nicht nur die Dämpfung bei f=50 Hz auf D
d=15 dB und bei f=100 Hz auf D
d=25 dB erhöht werden, außerdem ließe sich die Strömungsgeschwindigkeit auf V
o=25 m/s halbieren und der Widerstandsbeiwert ginge auf ζ=0,35 zurück. Damit würden
sich die Betriebskosten (bei Normaltemperatur) auf rund 62 TDM/a verringern, und bei
Warmbetrieb auf rund 360 TDM/a. Selbst ein mehrfach teurerer erfindungsgemäßer Schalldämpfer
hätte (bei deutlich besserem Schallschutz !) seine höheren Investitionskosten nach
kurzer Zeit aus der Betriebskosten-Ersparnis refinanziert (abgesehen davon, daß die
Gebläse wegen der geringeren erforderlichen Leistung billiger würden !).
[0111] Die
Abbildung 27 zeigt als Beispiel für eine Anwendung der Erfindung als durchgezogene Kurve die Dämpfung
für einen hybriden Absorber bestehend aus einer Mineralfaserschicht mit den Parametern
d/h=0,5 und R=0,5 und einem aktiven Subsystem, welches eine lineare Näherung der Gl.(7)
in k
oh für die Abschlußimpedanz Z
b erzeugt, deren exakte Ortskurve für dieses Beispiel in
Abbildung 14 dargestellt ist. Zum Vergleich ist gestrichelt die Dämpfungskurve mit dem passiven
Absorber allein eingezeichnet. Dieses Beispiel zeigt nicht nur den hohen Zugewinn
an Dämpfung bei tiefen Frequenzen durch den erfindungsgemäßen Schalldämpfer, es veranschaulicht
ferner, daß man solche Zugewinne bereits mit einfachen Näherungen an die vorgeschriebene
Abschlußimpedanz Z
b erzielen kann, und es legt eine weitere Ausgestaltung der Erfindung nahe. Bei Frequenzen
oberhalb circa fh=70 Hz·m gilt die verwendete Näherung für Z
b offensichtlich nicht mehr; hier erzeugt die Absorberauskleidung allein des passiven
Subsystems höhere Dämpfungen als die Absorberauskleidung mit dem hybriden Absorber
in der verwendeten Auslegung. In solchen Fällen liegt es nahe, das aktive Subsystem
bei höheren Frequenzen "abzuschalten". Dies bedeutet, daß die Abschlußimpedanz Z
b dann hohe Beträge haben soll. Das läßt sich bei einem Hybrid-Absorber in Serienschaltung
und bei einem elektrodynamischen Lautsprecher einfach dadurch realisieren, daß der
Signalformer einen elektrischen Kurzschluß am Lautsprecher erzeugt. Dann wird die
Membrane bekanntlich elektrodynamisch "festgebremst".
[0112] Des weiteren zeigt die
Abbildung 28 die Dämpfungskurven eines hybriden Absorbers (durchgezogen) mit einem Aufbau und
einer exakten Ortskurve für Z
b wie in
Abbildung 15 ,wobei hier ebenfalls wieder eine Näherung an den exakten Verlauf benutzt wurde,
sowie (gestrichelt) die Dämpfungskurve mit dem passiven Absorber allein. Dieses Beispiel
ist für die praktische Anwendung deshalb von Interesse, weil die Absorberschicht an
ihrer Vorderseite durch eine Folie (mit m
p=1) abgedeckt ist, wodurch der hybride Absorber wirksam gegen eventuellen Schmutz
in der Kanalströmung geschützt werden kann.
[0113] Die letzte
Abbildung 29 zeigt schließlich entsprechende Dämpfungskurven für eine nach
Abbildung 10 bereits breitbandig dimensionierte passive Absorberauskleidung, nämlich die bei
Abbildung 16 beschriebene. Hier wurde - im Unterschied zu den beiden vorgenannten Ausführungsbeispielen
- die Abschlußimpedanz nicht aus analytisch hergeleiteten Näherungen gewonnen, sondern
durch Interpolation von Meßwerten, wie dies oben beschrieben wurde. Da bei einer solchen
Vorgehensweise die Beschränkungen einer analytischen Näherung entfallen, kommt die
erzielte Dämpfung näher an den Optimalwert heran.
[0114] Neben den in den Beispielen demonstrierten Verbesserungen der Schalldämpfung besitzt
die Erfindung noch weitere technische Vorteile gegenüber dem Stand der Technik, welche
nachfolgend aufgezählt werden.
[0115] Die Realisierung des aktiven Subsystems ist eine elektronische Steueraufgabe statt
- wie beim aktiven Schalldämpfer - eine Regelaufgabe. Darin wird ein Vorteil gesehen,
da erfahrungsgemäß Steueraufgaben leichter zu lösen sind als Regelaufgaben. Gleichwohl
können dem aktiven Subsystem nach der Erfindung regeltechnische Ergänzungen beigefügt
werden, welche ein "Nachfahren" von Änderungen der betriebstechnischen Parameter erlauben.
[0116] Die Steuergröße ist bei der Erfindung der Gesamtdruck am Meßort und nicht - wie beim
aktiven Schalldämpfer - der Schalldruck der einfallenden Welle, der erst aus dem gemessenen
Schalldruck mit aufwendigen Algorithemn zurückgewonnen werden muß.
[0117] Die Anwendung des erfindungsgemäßen Schalldämpfers ist - im Gegensatz zum aktiven
Schalldämpfer - unabhängig von der Schallfeldverteilung im Dämpferkanal. Dies ist
wichtig, da die Schalldruckverteilung in technischen Anlagen weder sicher voraussagbar
noch konstant zu halten ist. Der erfindungsgemäße Schalldämpfer kann deshalb unabhängig
von der Lärmquelle, bei welcher er eingesetzt werden soll, entwickelt und dimensioniert
werden, während aktive Schalldämpfer auf die jeweilige Lärmquelle angepaßt werden
müssen.
[0118] Die akustische Feldimpedanz, auf welche der Lautsprecher des aktiven Subsystems arbeitet,
kann durch entsprechende Wahl der Parameter des passiven Subsystems in weiten Bereichen
eingestellt werden. Dies hat den Vorteil, daß relativ "harte" Lautsprecher benutzt
werden können. Diese sind nämlich in der Regel billiger und im Betrieb robuster. Außerdem
wird bei einer Realisierung des hybriden Absorbers in Serienschaltung der Schalldruckpegel
am Lautsprecher - und damit die erforderlicher Elongation der Lautsprechermembrane
- durch den vorgeschalteten passiven Absorber verringert.
[0119] Ein für die technische Anwendung wichtiger Vorteil der Erfindung besteht darin, daß
die Komponenten des aktiven Subsystems nicht - wie beim aktiven Schalldämpfer - unmittelbar
der Strömung exponiert sind. Der vorgeschaltete passive Absorber kann als Wärmedämmschicht
bei heißen Gasströmungen benutzt werden, da poröse Faserabsorber in der Regel auch
eine gute Wärmedämmung besitzen. Der vorgeschaltete passive Absorber kann bei der
Erfindung auch die Funktion eines Schmutzfilters zusätzlich übernehmen.
[0120] Wichtig für die Anwendung in Strömungskanälen ist auch die Eigenschaft poröser passiver
Absorbermaterialien, daß sie auf turbulente Druckschwankungen einen Gleichrichter-Effekt
ausüben. Das heißt: die Felder der turbulenten Druckschwankungen bauen sich in einer
Absorberschicht rascher ab als die Felder der Schallwelle, da bei den hier hauptsächlich
interessierenden tiefen Frequenzen die charakteristischen Durchmesser der turbulenten
Druckschwankungen sehr viel kleiner sind als die Schallwellenlängen. Das beim aktiven
Schalldämpfer auftretende Problem, akustische und turbulente Druckschwankungen voneinander
separieren zu müssen, entfällt bei der Erfindung weitgehend.
[0121] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Schalldämpfers im Vergleich zum aktiven
Schalldämpfer wird darin gesehen, daß bei einem Ausfall des aktiven Subsystems (bei
Wartung oder bei Störung) der passive Absorber eine gewisse verbleibende Schalldämpfung
sicherstellen kann.
[0122] Ein anderer Vorteil des erfindungsgemäßen Schalldämpfers gegenüber dem aktiven Schalldämpfer
besteht darin, daß der Übergang auf andere Kanalquerschnitte im wesentlichen durch
eine Änderung der Konstanten U
wp berücksichtigt werden kann und daß nicht - wie beim aktiven Schalldämpfer - neue
Algorithmen der Regelung und neue Anordnungen der Lautsprecher entwickelt werden müssen.
[0123] Schließlich ist es ein bei der Planung und Dimensionierung eines erfindungsgemäßen
Schalldämpfers außerordentlich hilfreicher Vorteil, daß sich die einzelnen Auslegungsschritte
in Standardaufgaben (wie Impedanzmessung, Bestimmung von Wandlerkonstanten, Entwurf
von Steuerschaltungen etc.) zerlegen lassen, während beim aktiven Schalldämpfer praktisch
nur am kompletten System experimentiert werden kann.
[0124] Daß andererseits die Erfindung keine naheliegende Weiterentwicklung bekannter technischer
Lehren darstellt, erkennt man allein an den Funktionen, welche einer porösen Absorberschicht
in einem erfindungsgemäßen Schalldämpfer zugeteilt werden. Eine solche Schicht bietet
den Wärmeschutz für das aktive Subsystem; sie ist ein Schmutz- und Turbulenzfilter;
sie erniedrigt den Schalldruckpegel am Ort des aktiven Subsystems infolge der inneren
Ausbreitungsdämpfung im Absorbermaterial und macht dadurch Lautsprecher mit kleinerem
Hub möglich; sie übernimmt die Aufgabe eines passiven Dämpfers bei hohen Frequenzen;
sie gewährleistet eine Restdämpfung im Störfall des aktiven Subsystems; sie stellt
als passiver Dämpfer die Dämpfung höherer Kanalmoden sicher; sie bewerkstelligt als
Widerstandsgleichrichter einen Druckausgleich in Querrichtung bei ungleichförmig schwingenden
Lautsprechermembranen.
[0125] Zusammenfassend ergeben sich also als Realisierungsmöglichkeiten der Erfindung:
Bezüglich der akustischen Grundformen:
- Serienschaltung des passiven und des aktiven Elements (vgl. Abb. 4)
- Parallelschaltung des passiven und des aktiven Elements (vgl. Abb. 5)
- Mischtypen hiervon (vgl . Abb. 20-22)
Bezüglich des aktiven Subsystems bestehend aus Signalaufnehmer (1), Signalformer
(9) und Schallgeber (3) als elektroakustische Varianten bei entsprechender Ausbildung
des Signalaufnehmers:
- Steuerung über Mikrofon oder Lautsprecher-Mikrofon (vgl. Abb. 3 und 23)
- Steuerung über Körperschall-Aufnehmer mit Mikrofon (vgl. Abb. 25)
- Regelung über Kanal-Mikrofone (vgl. Abb. 26)
Als elektroakustische Variante sei besonders die der Steuerung über Mikrofon nach
Abb. 3 hervorgehoben, wobei der Quotient aus dem Flächenmittelwert der Schnelle der
Lautsprechermembrane und dem Schalldruck vor derselben eine erfindungsgemäße akustische
Abschlußimpedanz Z
b bildet, die im Fall der akustischen Serienschaltung des passiven Absorbers und des
aktiven Subsystems gemäß der oben angegebenen Gleichung (7) und im Fall der akustischen
Parallelschaltung des passiven Absorbers und des aktiven Subsystems durch eine Kombination
der oben angebenen Gleichungen (12) und (7) festgelegt wird.
10. Beschreibung der Abbildungen
[0126]
- Abb.1:
- Rechteckiger Schalldämpfer mit lichter Kanalweite H = 2h und Absorberauskleidung der
Dicke d aus porösem Absorbermaterial mit längenbezogenem Strömungswiderstand Ξ, kanalseitig
mit einer schalldurchlässigen Deckschicht.
- Abb.2:
- Kulissen-Schalldämpfer mit Kulissen der Dicke D=2d und Spaltweiten H=2h.
- Abb.3:
- Schemazeichnung des aktiven Subsystems mit Schallaufnehmer (1) , Signalformer (2)
, Lautsprecher (3)
- Abb.4:
- Serienschaltung des passiven (1) und des aktiven (2) Subsystems.
- Abb.5:
- Parallelschaltung des passiven (1) und des aktiven (2) Subsystems.
- Abb.6:
- Lösung von Gl.(5) ; 1. Dämpfer-Mode.
- Abb.7:
- Lösung von Gl.(5); 2. Dämpfer-Mode.
- Abb.8:
- Schalldämpfung in einem rechteckigen Schalldämpfer mit lichter Kanalweite H = 2h mit
einer Absorberauskleidung, deren Absorbertunktion U den Wert U=Uwp hat.
- Abb.9:
- Schalldämpfung in einem rechteckigen Schalldämpfer mit lichter Kanalweite H = 2h bei
optimaler Absorberauskleidung, bei hybrider Absorberauskleidung mit passivem Absorber
der Dicke d aus poröser Absorberschicht mit Strömungswiderstand R=Ξd/Zo und bei rein
passiver Auskleidung.
- Abb.10:
- Näherungen für Dämpfungskurven von rechteckigen Schalldämpfern mit lichter Kanalweite
H = 2h und Absorberauskleidung der Dicke d aus porösem Absorbermaterial mit längenbezogenem
Strömungswiderstand Ξ, optimiert auf Breitbandigkeit [1].
- Abb. 11:
- Schalldämpfung mit einer passiven Absorberauskleidung aus sogenannten "Membransbsorbern",
einer auf tiefe Frequenzen abgestimmten Resonator-Kombination.
- Abb.12:
- Schemazeichnung eines aktiven Schalldämpfers mit Steuermikrofon (1) , Signalformer
(2) , Antischall-Lautsprechern (3)
- Abb.13:
- Schemazeichnung eines aktiven Schalldämpfers mit adaptiver Regelung ;
Steuermikrofon (1) , Signalformer (2) , Antischall-Lautsprecher (3) , Korrektur-Mikrofon
(4) , Regler (5) .
- Abb.14:
- Ortskurve der Abschlußimpedanz Zb einer Absorberschicht der Dicke d mit d/h=0,5 mit normiertem Strömungswiderstand
R=0,5
- Abb.15:
- Ortskurve der Abschlußimpedanz Zb einer Absorberschicht der Dicke d mit d/h=0,5 mit normiertem Strömungswiderstand
R=1,0 abgedeckt mit einer Folie mit mp=1
- Abb.16:
- Ortskurve der Abschlußimpedanz Zb einer Absorberschicht der Dicke d mit d/h=0,5 mit normiertem Strömungswiderstand
R=3,5 eines passiven Breitbamd-Absorbers.
- Abb.17:
- Ortskurve der Abschlußimpedanz Zb einer Luftschicht der Dicke d mit d/h=0,5 abgedeckt mit einem normierten Strömungswiderstand
RS=2,0 und einer Folie mit mp=1,0.
- Abb.18:
- Serienschaltung des passiven (1) und des aktiven (2) Subsystems, mit einer Lautsprecherbox
(3).
Angedeutet sind die Abschlußimpedanz Zb und die Eingangsimpedanz der Box Ze
- Abb.19:
- Ortskurve der Membranimpedanz Zm.
- Abb.20:
- Kombination einer Serienschaltung (1) mit einer Parallelschaltung (2) der passiven
und der aktiven Subsysteme.
- Abb.21:
- Kombination einer Serienschaltung (1) mit einer Parallelschaltung (2) mit einem gemeinsamen
aktiven Subsystem.
- Abb.22:
- Kombination einer Serienschaltung (1) mit einer Parallelschaltung (2) mit einem gemeinsamen
aktiven Subsystem unter Ausnutzung beider Membranseiten des Lautsprechers.
- Abb.23:
- Schemazeichnung der Funktionskomponenten des aktiven Subsystems mit Schallaufnehmer
(1) , Mikrofonverstärker (2), Signalformer (3) , Leistungsverstärker (4), Lautsprecher
(5)
- Abb.24:
- Hintereinander angeordnete hybride Absorber (1) mit einem aktiven Subsystem bestehend
aus einem Leitelement (2) und aus einer Keffenschaltung von Abschwächern und Phasendrehern
zur Nachbildung der Pegel- und Phasenänderung der Schallwelle im Dämpferkanal (4)
.
- Abb.25:
- Serienschaltung eines passiven (1) und eines aktiven (2) Subsystems, welches das Verhältnis
des Schalldrucks vom Mikrofon (3) und der Schnelle vom Körperschallaufnehmer (4) auf
das geforderte Verhältnis der Abschlußimpedanz regelt.
- Abb.26:
- Serienschaltung eines passiven (1) und eines aktiven (2) Subsystems, welches die Differenz
der Schallpegel an zwei hintereinander angeordneten Mikrofonen (3) im Dämpferkanal
(4) auf einen maximalen. Wert regelt.
- Abb.27:
- Dämpfungskurven eines Schalldämpfers mit einem passiven Absorber und einer Abschluß-Impedanz
nach Abb.14;
durchgezogen: hybrider Absorber;
gestrichelt: rein passiver Absorber.
- Abb.28:
- Dämpfungskurven eines Schalldämpfers mit einem passiven Absorber und einer Abschluß-Impedanz
nach Abb.15;
durchgezogen: hybrider Absorber;
gestrichelt: rein passiver Absorber.
- Abb.29:
- Dämpfungskurven eines Schalldämpfers mit einem passiven Absorber und einer Abschluß-Impedanz
nach Abb.16;
durchgezogen: hybrider Absorber;
gestrichelt: rein passiver Absorber.
11. Herangezogenes Schrifttum
[0127]
[1] MECHEL, F.P.
"Schalldämpfer"
in "Taschenbuch der Technischen Akustik",Edit.M.Heckl, H.A.Müller Springer-Verlag,
Berlin, 1975
[2] MECHEL, F.P.
"Schallabsorption"
in "Taschenbuch der Technischen Akustik",Edit.M.Heckl, H.A.Müller Springer-Verlag,
Berlin, 1975
[3] MORSE, P.M. J.Acoust.Soc.Amer. 11(1939)205-210
"Transmission of sound inside pipes"
[4] CREMER, L. Acustica, Beihefte 3(1953)249-263
"Theorie der Luftschalldämpfüng im Rechteckkanal mit schluckender Wand und das sich
dabei erfebende höchste Dämpfungsmaß"
[6] GERBER, O. Acustica, Beihefte 2(1953)264-270
"Experimentelle Untersuchungen zur Realisierung der theoretisch möglichen Höchstdämpfung
der Schallausbreitung in einem rechteckigen Luftkanal mit schluckenden Wänden"
[7] KURZE, U. Acustica 21(1969)74-85
"Schallausbreitung im Kanal mit periodischer Wandstruktur"
[8] KÖLTZSCH, P.
"Schallabsorbierende Kanäle"
in "Lärmbekämpfung", Edit. W.Schirmer Verlag Tribüne, Berlin, 1971 [9] ESCHE, V.
"Lüftungstechnische Anlagen und Schalldämpfer"
in "Taschenbuch Akustik", W.Fasold, W.Kraak, W.Schirmer Edit. VEB Verlag Technik,
Berlin, 1984
[10] VDI-Richtlinie 2567
"Schallschutz durch Schalldämpfer"
[11] FUCHS, H., u.a.
"Schallabsorbierendes Bauelement", DE-Pat. 3412432 (1984/1989)
"Schalldämpferbox", DE-Pat. 3504208 (1985/1989)
[12] LUEG, P. US Pat.Nr. 2,043,416; (1934/1936)
"Process of silencing sound oscillations"
LUEG, P. DRP Nr. 655 508; (1933/1937)
"Verfahren zur Dämpfung von Schallschwingungen"
[13] GUICKING, D. Fortschr.Akustik, DAGA '89(1989)23-36
"Aktiver Lärmschutz - Erfolge, Probleme und Perspektiven"
[14] GUICKING, D.
"Active Noise and Vibration Control. Annotated Reference Bibliography"
3rd ed. 1988; III. Physik.Inst.Univ.Göttingen, 3400 Göttingen
[15] MUNJAL, M.L., ERIKSSON, L.J.
J.Acoust.Soc.Amer. 86(1989)832-834
"Analysis of a hybrid noise control system for a duct"
[16] MECHEL, F.P.
"Schallabsorber", Vol.I
Hirzel Verl., Stuttgart, 1989
[17] MECHEL, F.P. Fortschr.Akustik, DAGA '84(1984)31-52
"Schallabsorber"
[18] LENK, A.
"Elektromechanische Systeme. Bd. 1: Systeme mit konzentrierten Parametern"
3. Aufl., VEB Verl.Technik, Berlin, 1975
[19] REICHARDT, W.
"Elektroakustik"
Teubner Verlagsges., Leipzig. 1971
[20] DE 34 25 450 Al
[21] DE 27 12 534 Al