[0001] Die Erfindung betrifft chemische Verbindungen oder Stoffgemische mit der Eigenschaft,
die Bleichwirkung von bleichaktiven Sauerstoff der Oxidationsstufe -1 enthaltenden
Bleichmitteln bei der Textilwäsche/Textilbleiche in Gegenwart von Spuren von Schwermetallionen
zu steigern.
[0002] Als Bleichmittel für die Textilbleiche beim Waschen werden in West-Europa fast ausschließlich
Natriumperborat oder Wasserstoffperoxid eingesetzt, die neben den Tensiden und anderen
Wirkstoffen während des Waschvorganges zur Schmutzablösung und Gewebeaufhellung beitragen
sollen. Zu typischen Anschmutzungen, die ohne Bleichmittel kaum zu entfernen sind,
zählen z. B. rote und blaue Anthocyanfarbstoffe des Obstes, Curcuma-Farbstoffe aus
Curry und Senf, braune Gerbstoffe des Tees, Huminsäuren von Kaffee, Tee, Kakao sowie
carotinoide Farbstoffe aus Möhren und Tomaten.
[0003] Die prinzipielle Wirkungsweise der Bleichmittel umfaßt die chemische Sättigung delokalisierter
Doppelbindungssysteme der farbigen Verschmutzungen durch Hydroxilierung und ihre anschließende
oxidative Fragmentierung zu wasserlöslichen Produkten.
[0004] Eine hohe Effektivität der Bleiche setzt einen möglichst selektiven oxidativen Angriff
auf die Doppelbindungen der farbigen Verschmutzungen voraus. Damit werden gleichzeitig
die in großem Überschuß vorliegenden Textilfasern vor oxidativen Schädigungen geschützt.
Die chemischen Reaktionsmechanismen von effektiver Bleiche und faserschädigenden Nebenreaktionen
unterscheiden sich erheblich. Hier eröffnen sich Möglichkeiten in die Wirkungsweise
der Bleichmittel steuernd einzugreifen. Aus der Bearbeitung solcher Problemstellungen
können als Problemlösung sogenannte Bleichsysteme resultieren.
[0005] Natriumperborat bzw. Wasserstoffperoxid bilden in der alkalischen Waschflotte Peroxid-Anionen
(I), die bei höheren Waschtemperaturen über etwa 70 °C bleichend wirken.

[0006] Heutzutage sind niedrigere Waschtemperaturen von 30 ° C - 60 ° C gebräuchlich. Daher
muß das Perborat "aktiviert" werden. Man setzt Waschmitteln beispielsweise Tetraacetylethylendiamin
(TAED) oder Natrium-p-isononanoylbenzolsulfonat (ISO-NOBS) zu, die mit dem aus Natriumperborat
entstehenden Wasserstoffperoxid unter Bildung von Persäuren, nämlich Peroxiessigsäure
(11) aus TAED bzw. Peroxiisononansäure (111) aus iso-NOBS reagieren. Die Persäuren
wirken schon bei niedrigen Waschtemperaturen bleichend.

[0007] Die Peroxid-Anionen greifen Doppelbindungen von farbigen Verschmutzungen nucleophil
an, während sie von den Percarbonsäuren II bzw. III elektrophil attackiert werden.
Die Textilfasern sind ionisch praktisch nicht oxidierbar, da sie entweder gar keine
oder chemisch desaktivierte Doppelbindungen enthalten.
[0008] Obwohl dem homolytischen Zerfall des intermediär entstehenden oder direkt als Bleichmittel
eingesetzten Wasserstoffperoxids in reiner Form eine hohe Aktivierungsenergiebariere
von 48 kcal/mol entgegensteht, muß diese Reaktion besonders beachtet werden.
[0009] Die Homolyse des Wasserstoffperoxids wird durch im Waschprozeß unvermeidliche Spuren
von Schwermetallionen katalysiert und kann so zur Hauptreaktion werden. Hydroxyl-
und Perhydroxylradikale wirken unselektiv, greifen auch gesättigte Stoffe, d. h. Textilfasern,
an und bleichen deshalb schlecht.
[0011] Der in diesem Beispiel entstehende molekulare Sauerstoff wirkt nicht bleichend und
verläßt die Waschflotte als Gas. Die intermediären Radikale können die Fasern angreifen.
Das auf Eisen- und Kupferionen bestehende Katalysatorsystem regeneriert sich ständig
selbst.
[0012] J. Dannacher und W. Schlenken, Textilveredlung 25, 205 (1990) sagen allerdings, daß
der Mechanismus der Textilbleiche noch nicht aufgeklärt ist.
[0013] Die Bildung von Radikalen aus Wasserstoffperoxid kann durch Maskierung der Schwermetallionen
z. B. mit Komplexierungsmitteln unterdrückt werden. DE-OS 703 604 beschreibt ein Verfahren
zur Stabilisierung von Perverbindungen während der Textilwäsche durch Magnesiumsilikat.
Zur Stabilisierung und Faserschonung werden 0,2 % bis 1,5 % Magnesiumsilikat in Waschmitteln
empfohlen.
[0014] Auch heutzutage wird Magnesiumsilikat in Waschmitteln eingesetzt. Seine Wirkung wird
durch Kombination mit Ethylendiamintetraacetat (EDTA) oder auch Phosphonate z. B.
1-Hydroxiethan-1,1-diphosphonsäure noch gesteigert. Die Rahmenrezepturen für pulverförmige
Vollwaschmittel enthalten nach G. Jakobi und A. Löhr, Detergents and Textile Washing,
VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim 1987 S. 106, 0,2 % - 0,5 % EDTA oder Phosphonate
als Stabilisatoren. G. Jakobi und M. Schwuger, Chemiker-Zeitung 99, 182 (1975) beschreiben,
daß aber die biologische Abbaubarkeit von EDTA und auch 1-Hydroxiethan-1,1- diphosphonsäure
unter den Bedingungen des "geschlossenen Flaschentests" als gering eingestuft werden
muß. Kürzlich wurde von Ch. Gousetis et. al., Tenside Surf. Det. 27, 41 (1990) Isoserindiessigsäure
als neuer, biologisch abbaubarer Komplexbildner für Wasch- und Reinigungsmittel vorgestellt.
Die Herstellung von Isoserindiessigsäure ist technisch sehr aufwendig. DE-OS 23 39
888 beschreibt die Herstellung und Anwendung von N,N-Biscarboxymethyl-L-glutaminsäure
als Komplexierungsmittel für Waschmittel. Bei der Herstellung dieses Produktes wird
ein großer Überschuß an Chloressigsäure benötigt.
[0015] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, neue umweltfreundliche Bleichstabilisatoren
zur Verfügung zu stellen, die technisch leicht herstellbar sind.
[0016] Die Aufgabe wurde gelöst durch Verwendung von natürlichen oder biotechnologisch leicht
herstellbaren Aminosäuren.
[0017] Gegenstand der Erfindung ist daher die Verwendung von aus natürlichem Material oder
biotechnologisch hergestellten Aminosäuren und/oder deren Bernsteinsäureamiden und/oder
deren Maleinsäureamiden und/oder deren Mono-carboxymethylaten in Säureform oder in
Form ihrer Alkalimetallsalze als Bleichstabilisatoren.
[0018] Typische Vertreter sind die im Formelschema aufgeführten Substanzen L-Glutaminsäure
IV, L-Glutaminsäurebernsteinsäureamid V sowie L-Glutaminsäure, N-Carboxymethyl-L-Glutaminsäure
VI bzw. deren Natriumsalze:

[0019] Es wurde überraschend gefunden, daß die ungiftigen Naturprodukte L-Glutaminsäure
bzw. L-Asparaginsäure sowie ihre Bernsteinsäure- oder Maleinsäureamide oder Monocarboxymethylatderivate
eine hohe Wirkung als Bleichstabilisatoren bei Wasserstoffperoxid bzw. Wasserstoffperoxid-generierenden
Bleichmitteln, insbesondere bei Natriumperborat, in Gegenwart von Spuren von Schwermetallionen
bei der Textilwäsche besitzen. Die erfindungsgemäß eingesetzten Verbindungen sind
in niedriger Konzentration von 5 - 30 mg/I, vorzugsweise 10 - 20 mg/I, in der Waschflotte
wirksam. Eine weitere günstige Eigenschaft der L-Glutaminsäure bzw. L-Asparaginsäure
ist ihre mittels biotechnischer Verfahren großtechnische Verfügbarkeit, die eine leichte
und umweltfreundliche Herstellung gewährleistet.
[0020] Nach Römpp, Chemielexikon 9. Aufl., Bd. 2, S. 1606 (Thieme Verlag, 1990) kann L-Glutaminsäure
bzw. Natrium-L-Glutamat aus Proteinhydrolysaten isoliert oder großtechnisch durch
Fermentation von D-Glucose und Ammoniak erhalten werden.
[0021] Nach Römpp, Chemielexikon 9. Aufl., Bd. 1, S. 267 (Thieme Verlag, 1989) ist L-Asparaginsäure
technisch durch chemische oder biotechnologische Anlagerung von Ammoniak an Malein-
bzw. Fumarsäure zugänglich.
[0022] Die Derivatisierung der Aminodicarbonsäuren zu Aminotricarbonsäuren kann beispielsweise
durch Umsetzungen von L-Glutaminsäure mit Chloressigsäure analog Beispiel 12 erfolgen.
Die Herstellung der Bernsteinsäure- bzw. Maleinsäureamide von L-Glutaminsäure ist
in den Beispielen 13 - 14 beschrieben. Als Reaktionsprodukte fallen Stoffgemische
an, die analytisch spezifiziert wurden und die ohne weitere Aufarbeitung direkt als
Komplexierungsmittel verwendet wurden. Vorteilhaft ist zu bemerken, daß die Umsetzungen
in Wasser erfolgen, welches nach der Reaktion als Lösemittel für die Produkte dient.
[0023] Die folgenden Beispiele 1 - 11 verdeutlichen die Wirkungsweise der beanspruchten
Verbindungen anhand von Waschversuchen. Zum Vergleich sind in den Versuchsreihen je
ein Beispiel ohne Stabilisator und eines mit EDTA als Stabilisator durchgeführt worden.
Beispiele 1 - 6
[0024] In einer Linitest-Laborwaschmaschine werden WFK-Baumwolltestgewebe mit Rotweinanschmutzung
(11 x 18 cm) 30 Minuten lang bei 60 ° C in 250 ml Waschlösung gewaschen und anschließend
ausgespült und getrocknet. Die Remissionsdifferenz DR wird spektralphotometrisch bei
= = 560 nm mit einem Photometer (Datacolor 3890) gegenüber einem ungewaschenen Testgewebe
bestimmt (Tabelle 1).
[0025] Die Waschlösungen hatten folgende Zusammensetzung:
438 mg Zeolith A (Wessalith P) / Cobuilder (Sokalan CP5) 9:1
81 mg Alkylbenzolsulfonat (Marlon A)
32 mg Fettalkoholoxethylat (Marlipal 013/100)
38 mg Kokosseife
213 mg Natriumsulfat
74 mg Natronwasserglas
171 mg Natriumperborat-tetrahydrat
24 mg Tetraacetylethylendiamin (TAED)
9 mg Magnesiumsilikat
2,3 mg Sabilisator nach Tabelle 1 (außer in Beispielen 1 und 6) Leitungswasser 13°
dH ad 250 ml
5 ppm Kupfer (II)-ionen (außer in Beispiel 6).

Beispiele 7 - 11
[0026] In einer Haushaltswaschmaschine (Bosch V 630) werden 4 kg weißes Baumwollballastgewebe
zusammen mit WFK-Baumwolltestgewebe mit Teeanschmutzung bei 60 ° Waschtemperatur gewaschen
(45 min. Hauptwaschgang und 35 min. Spülgänge). Nach Beschicken der Waschmaschine
mit dem Waschgut erfolgte die Zugabe von 10 ml einer 2,7%igen Kupfer II chlorid-dihydrat-Lösung
und des Waschmittels mit folgender Zusammensetzung in den zulaufenden Leitungswasserstrom
(13" dH):
22,5 g Marlon A350 (= 11.25 g Alkylbenzolsufonat)
6,0 g Marlipal 24/70 (Kokosfettalkoholoxethylat)
4,2 g Edenor W35 (Pulverseife)
37,5 g Wessalith P (Zeolith A)
6,0 g Sokalan CP5 (Acrylsäure/Maleinsäure-Copolymerisat)
15,0 g Soda
4,5 g Natriummetasilikat pentahydrat
1,5 g Carboximethylcellulose
30,0 g Natriumsulfatdekahydrat
0,7 g Savinase (Enzym)
30,0 g Natriumperborat-tetrahydrat
4,5 g Tetraacetylethylendiamin (TAED)
0,3 g Stabilisator nach Tabelle 2 (außer in Beispiel 7) Wasser ad 500 ml
[0027] Nach Ablauf des Waschprogramms wird das Testgewebe getrocknet und die Remisionsdifferenz
DR Spetralphotometrisch bei = = 560 nm mit einem Photometer (Datacolor 3890) gegenüber
ungewaschenem Testgewebe bestimmt. Die Werte befinden sich in Tabelle 2.

Beispiel 12: N-Carboxymethyl-L-glutaminsäure-dinatriumsalz
[0028] In einem Rührkolben mit Innenthermometer werden 84,55 g Mononatrium-L-glutamat in
76,2 g Wasser und 60 g 40%iger Natronlauge gelöst. Der Ansatz wird auf 70 ° C erhitzt.
Innerhalb 20 min. wird eine Lösung von 47,25 g Chloressigsäure in 80 g Wasser zugetropft.
Schließlich werden noch 40 g 40%iger Natronlauge hinzugefügt und 3 h lang bei 70 °
C nachgerührt.
Ausbeute: 388 g klare wäßrige Lösung, pH = 6,7
Wirkstoffgehalt: 32 %, NaCl 7,5 %
Beispiel 13: L-Glutaminsäurebernsteinsäureamid-trinatriumsalz
[0029] In einem Rührkolben mit Innenthermometer und Rückflußkühler werden 352 g Wasser vorgelegt,
160 g 50%ige Natronlauge hinzugefügt und darin 169 g Mononatrium-L-glutamat aufgelöst.
Der Ansatz wird auf 60 ° C erhitzt. Innerhalb von 3 min. werden portionsweise 100
g Bernsteinsäureanhydrid hinzugefügt. Während der Zugabe steigt die Temperatur auf
80 ° C an. Schließlich wird 1 h lang bei 60 ° C nachgerührt.
[0030] Ausbeute: 781 g klare wäßrige Lösung.
[0031] Nach 1-H-NMR-spektroskopischer Analyse (250 MHz, D
20) ergibt sich die Zusammensetzung der Lösung aus der Auswertung der Integrale des
2-H der Glutaminsäure (dd, δ = 3,7 ppm) bzw. des Amids (dd, δ = 4,1 ppm). In diesem
Falle wird ein Verhältnis L-Glutamat : Amid von 7,9 : 13,0 erhalten. Das entspricht
folgender Produktverteilung in der Lösung: 195 g L-Glutaminsäurebernsteinsäureamid-trinatriumsalz,
72 g Dinatrium-L-glutamat und 61 g Dinatriumsuccinat.
Beispiel 14: L-Glutaminsäuremaleinsäureamid-trinatriumsalz
[0032] Es wird wie in Beispiel 13 verfahren mit folgenden Stoffmengen: 360 g Wasser, 160
g 50%ige Natronlauge, 169 g Mononatrium-L-glutamat und 98 g Maleinsärueanhydrid.
[0033] Ausbeute: 787 g klare wäßrige Lösung.
[0034] Aus dem Signalverhältnis von 12 : 21 ergibt sich folgende Produktverteilung in der
Lösung: 198 g L-Glutaminsäuremaleinamid-trinatriumsalz, 70 g L-Glutaminsäure-dinatriumsalz
und 58 g Dinatriummaleinat.
1. Verwendung von aus natürlichem Material isolierten oder biotechnologisch hergestellten
Aminosäuren und/oder deren Bernsteinsäure- und/oder deren Maleinsäureamiden und/oder
deren Monocarboxymethylaten in Säureform oder in Form ihrer Alkalimetallsalze als
Bleichstabilisatoren.
2. Verwendung von natürlich oder biotechnologisch hergestellten Aminosäuren nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Aminosäuren L-Glutamin- und/oder L-Asparaginsäure eingesetzt werden.
3. Verwendung von natürlich oder biotechnologisch hergestellten Aminosäuren nach den
Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungen in Waschmitteln, die Natriumperborat enthalten, eingesetzt werden.
4. Verwendung von natürlich oder biotechnologisch hergestellten Aminosäuren nach den
Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einsatzkonzentration in der Waschflotte 5 - 30 mg/I beträgt.
5. Verfahren zur gewerblichen Textilwäsche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Verbindungen nach den Ansprüchen 1 oder 2 der Waschflotte zugesetzt werden und
diese während eines Bleichvorganges mit Natriumperborat und/oder Wasserstoffperoxid
anwesend sind.