[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Blankstahl, insbesondere
von stabförmigen aus warmgewalztem Stahl erzeugten blankem Rundstahl.
[0002] Blankstahl, insbesondere blanker Rundstahl, ist ein gewalzter oder geschmiedeter
Stabstahl mit einer metallisch blanken Oberfläche. Die Oberflächengüte ist zumeist
in technische Güteklassen eingeteilt, bspw. gemäß DIN 668. Die metallisch blanke Oberfläche
des Stahles wird herkömmlicherweise durch Schälen oder Blankziehen erzeugt. Blankziehen
ist ein Verfahren zur Herstellung von gezogenem Stahl, bei dem die Oxidschicht der
Oberfläche entfernt wird und eine spanlose Kaltumformung erfolgt. Die hierzu geeigneten
Gerüste sind Zieh-Walzwerke, bei denen ein aufgehaspeltes Walzgut durch die nicht
angetriebenen Walzen eines Walzgerüsts gezogen wird. Als geeignete Werkzeugmaschine
zur Herstellung von Blankstahl sind auch Ziehbänke bekannt, die mit entsprechend geformten
Ziehwerkzeugen ausgerüstet sind.
[0003] Das Schälen des Rundstahles zur Erzeugung einer blanken Oberfläche ist eine spanende
Bearbeitung und erfolgt auf sogenannten Schälmaschinen, die mit entsprechend geformten
Schälmessern, sowie mit Führungs- und Treibrollen ausgestattet sind. Das Schälen des
Rundstahles ist eine Maßnahme, welche immer mit Materialverlust verbunden ist, auch
wenn es sich um Stahlqualitäten handelt, die keine Randentkohlung erfahren haben und
so gesehen nicht unbedingt mit einem Materialabtrag behandelt werden müßten.
[0004] Die Investitionskosten für ein Ziehwalzwerk, für eine Ziehbank oder auch für eine
Schälmaschine sind hoch, ebenso die laufenden Werkzeugkosten für Schälmesser, Führungs-
und Treibrollen etc. Hinzu kommt, daß der diskontinuierliche Betrieb beim Ziehen und
die Erfordernisse von vor- und nachgeschalteten Einrichtungen das Einbinden der genannten
Bearbeitungsmaschinen in das Layout von Fließadjustagen erschwert.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile des Schälens oder Ziehens insbesondere
von gewalztem Rundstahl zur Erzeugung seiner metallisch blanken Oberfläche zu vermeiden
und ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, mit welchem blanker Rundstahl direkt aus
warmgewalztem Rundstahl erzeugt werden kann und zwar unter Verwendung von Einrichtungen,
die ohnehin in Nachbehandlungslinien der Rundstahlherstellung vorhanden sind.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Gattung mit den den
Patentanspruch 1 kennzeichnenden Maßnahmen gelöst. Die Gegenstände der Unteransprüche
2 bis 7 stellen eine weitere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung dar.
[0007] Nach Patentanspruch 1 ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet,
daß der Rundstahl aus der Walzhitze in einem Maßwalzwerk auf enge Toleranzen gerundet
wird, daß die Oxidschicht des Rundstahles weitgehend entfernt wird, und daß der Rundstahl
anschließend einem Richtpoliervorgang unterzogen wird. Es zeigte sich überraschenderweise,
daß mit den vorgeschlagenen Maßnahmen ein Rundstahl mit blanker Oberfläche erzeugt
werden kann, dessen Oberflächengüte vergleichbar ist mit der Oberflächengüte von blankgezogenem
oder geschältem Rundstahl. Auch Biegeversuche des erfindungsgemäß erzeugten blanken
Rundstahls zeigten keine Abweichungen von geschältem oder gezogenem Material. Als
wesentlicher wirtschaftlicher Vorteil kann also herausgestellt werden, daß der mit
dem vorgeschlagenen Verfahren hergestellte blanke Rundstahl den einschlägigen DIN-Vorschriften
gemäß den einzelnen Güteklassen entspricht. Die hohen Investitions- und Wartungskosten
für Spezialmaschinen zur diskontinuierlichen spanlosen Bearbeitung der Oberfläche
des Rundstahls werden vermieden und die üblicherweise beim Schälen des Rundstahls
in Kauf genommenen Abtragungsverluste von teurem Material werden verhindert. Unter
Verwendung von ohnehin in Nachbehandlungslinien bei der Herstellung von Rundstahl
vorhandenen Einrichtungen kann also ein blanker Rundstahl kontinuierlich und direkt
aus der Walzhitze kommend ohne jeden Materialverlust hergestellt werden.
[0008] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß der Rundstahl
in einem Hochpräzisionswalzwerk bis auf eine Rundheit zwischen 0,01% bis 0,1% rundgewalzt
wird. Es hat sich als Vorteil erwiesen, wenn die Walztoleranz in bezug auf die Unrundheit
sich in den vorgeschlagenen Toleranzgrenzen bewegt, d.h., daß der gewalzte Stahl bereits
möglichst rund sein soll, so daß der abschließende Richtpoliervorgang in einer Richtpoliermaschine
nicht beeinträchtigt wird. Werden die Toleranzgrenzen für die Unrundheit eingehalten,
so wird ein Schwingen der Richtrollen der Richtmaschine vermieden und damit eine negative
Beeinflussung der Oberfläche bspw. durch Rattermarken unterbunden.
[0009] Das vorgeschlagene Verfahren wird vorteilhafterweise weitergebildet, indem die Entzunderung
der Oberfläche des Rundstahles bis auf einen Entzunderungsgrad entsprechend der Klasse
A Sa 2,5 gemäß SVENSK STANDARD SIS 05 59 00 - 1967 durchgeführt wird. Soll mit anderen
Worten die Oberfläche des fertig hergestellten Rundstahles möglichst blank sein, so
muß auch das Walzmaterial in dem Sinne möglichst frei von Zunder sein, daß auch Rost
und Fremdkörper so vollständig entfernt werden, daß Reste lediglich als Schattierungen
oder Streifen erscheinen. Diese Forderung läßt sich vorteilhafterweise dann erfüllen,
wenn der Rundstahl in einer Schleuderrad-Entzunderungsanlage entzundert wird. Es hat
sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn zur Entzunderung des Rundstahles in
der Schleuderrad-Entzunderungsanlage als Strahlmittel ein Drahtkorn mit einem Durchmesser
von 0,4 bis 0,8 mm vorzugsweise 0,6 mm eingesetzt wird. Mit einem Strahlmittel der
vorgeschlagenen Auswahl wird eine optimale Entzunderung der Oberfläche des Rundstahles
erreicht, ohne diese zu vernarben. Es liegt im Rahmen der Erfindung, wenn der Rundstahl
vor dem Richtpoliergang auf seiner Oberfläche durch Beizen, Blankglühen oder dergleichen
behandelt wird.
[0010] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß die Oberflächenrauhheit
R
Z des Rundstahles - definiert als Mittelwert der Absolutwerte der Höhen der fünf höchsten
Profilkuppen und der Absolutwerte der Tiefen der fünf tiefsten Profiltäler innerhalb
der Bezugsstrecke - in der Richtpoliermaschine auf Werte zwischen 1µ≦ R
Z ≦ 8 µ eingestellt wird. Versuche haben gezeigt, daß die Anstellkräfte und die Richtkräfte
der Rollen der Richtpoliermaschine in dem Maße einstellbar sind, daß die vorgeschlagenen
Werte für die Oberflächenrauhheit ohne weiteres eingehalten werden können. Die mit
der Richtpoliermaschine eingestellten Werte für die Oberflächenrauhheit lassen den
Rundstahl äußerlich blank erscheinen, die Oberfläche des Rundstahles ist damit für
die Weiterverarbeitungsprozesse geeignet. Weiterhin hat sich bei Versuchen gezeigt,
daß, wenn beim Walzprozeß die vorgeschlagenen Unrundheiten nicht überschritten werden,
beim anschließenden Richtpoliervorgang diese Unrundheit in der Größenordnung von 20
bis 30% zusätzlich vermindert wird.
Beispiel:
[0011] Ein warmgewalzter Rundstahl mit 22 mm Durchmesser wurde in einem letzten Walzstich
in einem Hochpräzisionswalzwerk gewalzt und dabei eine Unrundheit nach der Drei-Punkt-Messung
von 0,09 mm eingehalten. Anschließend wurde dieser Rundstahl in einer handelsüblichen
Schleuderrad-Entzunderungsanlage bei Einsatz eines Drahtkornes von 0,6 mm als Strahlmittel
auf einen Entzunderungsgrad von A Sa 2,5 gemäß dem schwedischen Standard SIS 05 59
00 - 167 entzundert. Der entzunderte Rundstahl wurde dann einem Richtpoliergang in
einer Richtpoliermaschine unterzogen. Die gemessene Oberflächenrauhigkeit R
Z betrug 2,22 µ. Die maximale Profiltaltiefe R
m , d.h. der Abstand des tiefsten Punktes des Oberflächenprofils von der Mittellinie
innerhalb der Bezugsstrecke, betrug 3,52µ. Der arithmetische Mittenrauhwert Ra der
absoluten Werte der Profilabweichungen innerhalb der Bezugsstrecke betrug 0,24 µ.
Alle Werte wurden gemäß DIN 47 62 ausgewertet. Der erzeugte blanke Rundstahl entsprach
damit der Güteklasse DIN 668.
1. Verfahren zur Herstellung von Blankstahl, insbesondere von stabförmigem aus warmgewalztem
Stahl erzeugten blankem Rundstahl,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rundstahl aus der Walzhitze in einem Maßwalzwerk auf enge Toleranzen gerundet
wird, daß die Oxidschicht des Rundstahles weitgehend entfernt wird und daß der Rundstahl
anschließend einem Richtpoliervorgang unterzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rundstahl in einem Hochpräzisionswalzwerk bis auf eine Unrundheit zwischen
0,01% bis 0,1% rundgewalzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entzunderung der Oberfläche des Rundstahles bis auf einen Entzunderungsgrad
entsprechend der Klasse A Sa 2,5 gemäß SVENSK STANDARD SIS 05 59 00 -167 durchgeführt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberflächenrauhheit RZ des Rundstahles - definiert als Mittelwert der Absolutwerte der Höhen der fünf höchsten
Profilkuppen und der Absolutwerte der Tiefen der fünf tiefsten Profiltäler innerhalb
der Bezugsstrecke - in der Richtpoliermaschine auf Werte zwischen 1 ≦ RZ ≦ 8 µ eingestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rundstahl in einer Schleuderrad-Entzunderungsanlage entzundert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Entzunderung des Rundstahles in der Schleuderrad-Entzunderungsanlage als Strahlmittel
ein Drahtkorn mit einem Durchmesser von 0,4 bis 0,8 mmn, vorzugsweise 0,6 mm eingesetzt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rundstahl durch Beizen, Blankglühen oder dergleichen oberflächlich behandelt
wird.