[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung zur kontinuierlichen
Intensivbefeuchtung von Flächengebilden, insbesondere bahnförmigen Textilien u. dgl.
[0002] Es ist bekannt, daß bei der Verarbeitung von Wollwaren u. dgl. die Feuchtigkeit der
Faser eine ausschlaggebende Rolle spielt. So verdanken beispielsweise englische Tuche
ihren Weltruf im wesentlichen der Tatsache, daß die an die Wollfaser gebundene Feuchtigkeit
etwas größer ist als bei den besten Tuchen deutscher bzw. italienischer Herkunft.
Der Grund hierfür liegt in dem überwiegend feuchteren englischen Klima. Aber selbst
dort werden durch zunehmende Rationalisierungsmaßnahmen und Produktionssteigerungen
die Durchlaufzeiten für die Fertigung immer geringer, da die sonst üblichen Ruhepausen
zur Klimatisierung der Wolle fortfallen. Die bereits seit langem eingeschalteten ..künstlichen
Erholungspausen", z.B. durch Befeuchtungsmaßnahmen, bringen aber nur zu einem relativ
geringen Anteil Erfolge. Die bis heute bekannten Befeuchtungsmethoden erfüllen die
gestellten Aufgaben nur unvollkommen, weil die damit erzielte Zerstäubung des Wassers
zu grob ist und folglich nur eine Nässung der Stoffoberfläche, keineswegs aber eine
innige Verbindung der Feuchtigkeit mit der Wollfaser, insbesondere aber mit deren
Kern, u. dgl. stattfindet.
[0003] Die auf dem Markt befindlichen Befeuchtungseinrichtungen arbeiten nach unterschiedlichen
Methoden, z. B.:
1.) Aufsprühen des Wassers mittels Düsen oder Rotoren:
[0004] Die damit erzielbare Feuchtigkeitszunahme in der Ware ist begrenzt (8 - 12 %). Bei
größeren Mengen (oft über 5 %) entstehen bereits ungleiche Effekte. An denjenigen
Stellen, an welchen eine Überdeckung der Sprühstrahlen auftritt, werden Streifenbildungen
auf der Ware sichtbar. Weitere Probleme entstehen immer wieder durch Kalkablagerungen
in den Düsen oder Rotoren.
2.) Luftbefeuchtungsgeräte:
[0005] Diese Geräte, z. B. Nebelatoren o. dgl. bringen eine relativ gute Gleichmäßigkeit
über die gesamte Warenbreite, wenn geeignete Maschinen mit gleichmäßigem Einsaugvermögen
vorhanden sind, die die angebotene Feuchtigkeit durch die Ware hindurchsaugen. Die
erzielbaren, effektiven Feuchtewerte sind jedoch auch hierbei relativ gering.
3. ) Geräte zur Befeuchtung der Ware durch Auftragen eines Flüssigkeitsfilmes:
[0006] Diese Geräte sind auch nur bedingt für Woll-oder Wollmischgewebe einsetzbar, weil
durch Abriß des Flüssigkeitsfilmes immer wieder Unregelmäßigkeiten beim Pflatschen
entstehen (Bilderungen, Flecken, Tropfen, Schlieren o. dgl.).
[0007] Der richtige und vor allem gleichmäßige Feuchtegehalt von Wollwaren o. dgl. ist aber
ganz wichtig, ja sogar ausschlaggebend für Fixiervorgänge, insbesondere zur Erzielung
von permanenten Fixiervorgängen im nassen (Flat-Setting Hydroflachfixierung) sowie
im trockenen Zustand (Permenentdekatur). Bei der z. Zt. in der Praxis durchgeführten
Hydroflachfixierung verarbeitet man das Fixiergut im nassen Zustand, d.h. nach dem
Abquetschvorgang des Foulards o. dgl. bei einem Restfeuchtegehalt von ca. 50-70%,
je nach Qualität des Foulards o. dgl.
[0008] Diese bekannte Methode verursacht hohe Kosten, weil sehr viel Energie zum Trocknen
benötigt wird, um die nasse Ware nach dem Fixieren wieder auf Normalfeuchte zu bringen.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben aber bereits schon vor einigen Jahren eindeutig
gezeigt, daß man die besten Fixierwerte, z. B. bei Wollwaren, zwischen 25 und 35 %
Feuchtegehalt erzielen kann. Solche Werte lassen sich jedoch - zumindest bis heute
- in der Praxis nicht erreichen.
[0009] Mit totaler Netzung im Wasserbad und anschließendem Abquetschvorgang können im Grenzfall
ca. 50 % Feuchtegehalt realisiert werden. Andererseits bringt die Befeuchtung von
trockener Ware im Maximum 10 - 12 %, wobei diese Werte lediglich als Momentanwerte
angesehen werden müssen. Die Feuchtigkeit geht dabei nicht in die Tiefe der Faser
und wird durch Verdunstung an die Umwelt - leider in der Regel noch ungleichmäßig
- teilweise wieder abgegeben. Ungleiche Befeuchtungseffekte führen aber zu äquivalent
ungleich verlaufenden Fixiereffekten.
[0010] Eine streifenfrei und intensiv arbeitende Befeuchtungseinrichtung, die im kontinuierlichen
Betrieb bei zumindest 16 - 25 m/min. Warentransportgeschwindigkeit die geforderten
Ergebnisse bringt, gibt es derzeit noch nicht.
[0011] Hier setzt der Erfindungsgedanke ein. Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren
sowie eine Vorrichtung zu dessen Durchführung aufzuzeigen, mit welchen eine kontinuierliche
streifenfreie Intensivbefeuchtung des zu behandelnden Gutes, z. B. der Textilbahn,
bei vergleichsweise hoher Geschwindigkeit derselben durchführbar ist.
[0012] Diese Aufgabe wird bei dem Verfahren gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die
Textilbahn von zwei beidseitig derselben angeordneten, laufend befeuchteten, durchlässigen
Mitläufern befeuchtet wird, von welchen zumindest der eine durch Spannung auf die
Textilbahn Druckkräfte ausübt und daß die Textilbahn und die beiden Mitläufer einer
Unterdruckbehandlung unterworfen werden.
[0013] Dabei wird der gespannte Mitläufer mit einem heißen, gasförmigen Medium, z.B. Wasserdampf
oder Heißluft beaufschlagt.
[0014] Die Vorrichtung zur Durchführung der erfindungsgemäßen Methode weist eine zylinderförmige,
drehbare und an eine Vakuumquelle anschließbare Trommel mit perforierter Mantelfläche
auf, gegen welche sich der eine Mitläufer anlegt, wobei der andere Mitläufer ein endloses
Druckband ist, welches sich gegen den die Trommel umschlingenden Teil der Textilbahn
anlegt.
[0015] Nach einem weiteren Merkmal der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist der als endloses
Druckband ausgebildete Mitläufer über Umlenkwalzen geführt, von welchen zur Veränderung
der Anpreßkraft zumindest eine Umlenkwalze verstellbar und arretierbar ist, wobei
ein Teil der Umlenkwalzen Antriebswalzen für den Mitläufer sind.
[0016] Die Trommel taucht dabei in einen mit Wasser gefüllten, eine Heizvorrichtung aufnehmenden
Behälter ein.
[0017] Durch den erfindungsgemäßen Vorschlag können die geforderten Feuchtigkeitswerte (bis
zu 35 %) der Ware streifenfrei verwirklicht werden. Darüber hinaus kann der Grad der
Befeuchtung unabhängig von der Waren-Durchlaufgeschwindigkeit auch von weiteren Parametern
beeinflußt werden, z. B. von der Temperatur des Wasserbades, dem Niveau des Wasserstandes
im Behälter (Eintauchtiefe der Trommel), vom Einsaugvolumen des Unterdruckerzeugers
sowie von der Dampfmenge.
[0018] Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß durch die Befeuchtung unter Flächendruck weniger
Preß-oder Finisheffekte in der Ware verloren gehen als bei einer flächendrucklosen
Befeuchtung. Die unter Flächenpressung stehende Ware wird weniger in Richtung Rohzustand
verwandelt, weil eine Faserquellung und Volumenzunahme verhindert werden. Die angebotene
Feuchtigkeitsmenge wird in den Kern der Ware gepreßt.
[0019] Weitere Merkmale der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen, der nachfolgenden Beschreibung
sowie der Zeichnung hervor. Die Zeichnung zeigt einen senkrechten Schnitt durch die
Vorrichtung gemäß der Erfindung.
[0020] Mit 1 ist die zylinderförmige, drehbar gelagerte Trommel der Vorrichtung bezeichnet,
deren Mantelfläche perforiert ist. Die Trommel 1 ist an eine nicht dargestellte Vakuumquelle,
z. B. einen Ablüfter u. dgl. anschließbar. Gegen den Mantel der Trommel 1 legt sich
ein durchlässiger Mitläufer 2 an, der bei der dargestellten Ausführungsform ein Manchon
ist. Die Erfindung ist aber auf diese besondere Ausführungsform keineswegs beschränkt.
Der Mitläufer 2 kann auch endlos ausgebildet und über Umlenkwalzen geführt werden.
[0021] Mit 3 ist die Textilbahn angedeutet, die gegen den Mitläufer 2 mittels eines weiteren,
als endloses Druckband ausgebildeten, durchlässigen Mitläufers 4 angepreßt wird. Hierdurch
ist eine kraftschlüssige Mitnahme der Trommel 1 und damit der Textilbahn 3 sichergestellt.
Der Anpreßdruck wird mittels einer regelbaren Umlenkwalze 5 erzeugt. Die eine der
Umlenkwalzen, nämlich 6, ist Antriebswalze für den Mitläufer 4.
[0022] Durch den von dem Mitläufer 4 ausgeübten Druck kann das Material der Textilbahn 3
nicht quellen, so daß die Feuchtigkeit in den Kern der Ware eindringen kann.
[0023] Als Folge der laufenden Evakuierung der Trommel 1 werden die Textilbahn 3 und die
beiden Mitläufer 2, 4 im Umschlingungsbereich der Trommel 1 einer Unterdruckbehandlung
unterworfen.
[0024] Wie die Zeichnung deutlich macht, taucht die Trommel 1 mit der Textilbahn 3 sowie
den beiden Mitläufern 2, 4 in einen mit der Befeuchtungsflüssigkeit, z. B. Wasser,
gefüllten Behälter 7 ein, in welchem eine Heizvorrichtung 8 angeordnet ist. Das Niveau
im Aufnahmebehälter 7 sowie die Temperatur der Heizvorrichtung 8 sind zweckmäßig regelbar.
Durch die Drehbewegung der Trommel 1 im beheizten Wasserbad wird eine ständige Befeuchtung
der beiden Mitläufer 2, 4 und damit zwangsläufig auch der Textilbahn 3 erreicht, wobei
die Befeuchtung des Mitläufers 4 von außen und diejenige des Mitläufers 2 von innen
der Trommel 1 erfolgt (Dochtsystem).
[0025] Der gespannte Mitläufer 4 wird mit einem heißen, gasförmigen Medium, z. B. Wasserdampf
oder Heißluft beaufschlagt. Dies geschieht über einen oder mehrere Dämpfkästen 9,
welche gesättigten Dampf oder Heißluft ausstoßen, der durch den Unterdruck durch die
beiden Mitläufer 2, 4 und die Textilbahn 3 in die Trommel 1 eingezogen wird. Durch
den Dampf und die unter Druck stehende Textilbahn 3 ist bereits ein guter Feuchtekontakt
hergestellt, der im weiteren Verlaufe durch Einsaugen von heißer Feuchtigkeit noch
verstärkt wird. Auf diese Weise wird die Textilbahn 3 hygroskopischer.
[0026] In vereinfachter Form ist denkbar, daß anstelle der perforierten eine geschlossene
und von innen beheizte Trommel 1 verwendet wird, weil durch die Wärmezufuhr die Textilbahn
3 hygroskopischer wird und die angebotene Feuchte aus den Mitläufern 2, 4 schneller
aufnimmt. Der Vorteil der perforierten Trommel 1 liegt im wesentlichen darin, daß
durch die mehr oder weniger ausgeprägte Einsaugmenge das Aufnahmevermögen zusätzlich
verstärkt werden kann.
[0027] Über die Einsaugmenge und die Stärke des Unterdruckes kann der Grad der Befeuchtung
beeinflußt werden, namentlich, wenn man davon ausgeht, daß die Durchlaufgeschwindigkeit
der Textilbahn 3 konstant ist.
[0028] Die erfindungsgemäße Befeuchtungsvorrichtung läßt sich einfach mit nachgeschalteten
Bearbeitungsmaschinen kombinieren. So sorgt beispielsweise die angetriebene Walze
10 dafür, daß die zu befeuchtende Textilbahn ohne Zug der Befeuchtungsvorrichtung
zugeführt wird. Eine dieser Walze 10 nachgeschalteten Tänzereinrichtung 11 regelt
automatisch die Antriebsgeschwindigkeit der Walze 10, so daß stets gleichbleibende
Verhältnisse und letztlich kein Warenzug entsteht.
[0029] Eine der Befeuchtungsvorrichtung nachgeschaltete Tänzereinrichtung 12 übernimmt die
Synchronregelung der Textilbahn 3 für den nachfolgenden Bearbeitungsprozeß.
[0030] Es wäre denkbar, Chemikalien zu applizieren, die - im Wasser gelöst - mit der Ware
in Verbindung gebracht werden. In diesem Falle würden der Behandlungsflotte lediglich
Chemikalien beigemischt werden.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Intensivbefeuchtung von durchlässigen Flächengebilden,
insbesondere bahnförmigen Textilien u. dgl., dadurch gekennzeichnet, daß die Textilbahn
(3) von zwei beidseitig derselben angeordneten, laufend befeuchteten, durchlässigen
Mitläufern (2, 4) befeuchtet wird, von welchen zumindest der eine (4) durch Spannung
auf die Textilbahn (3) Druckkräfte ausübt und daß die Textilbahn (3) und die beiden
Mitläufer (2, 4) einer Unterdruckbehandlung unterworfen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der gespannte Mitläufer
(4) mit einem heißen, gasförmigen Medium, z. B. Wasserdampf oder Heißluft beaufschlagt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung zumindest
des einen Mitläufers (4) regelbar ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Unterdruck und die
Temperatur des Befeuchtungsmittels regelbar sind.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 - 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtung eine zylinderförmige, drehbare und an eine Vakuumquelle anschließbare
Trommel (1) mit perforierter Mantelfläche aufweist, gegen welche sich der eine Mitläufer
(2) anlegt und daß der andere Mitläufer (4) ein endloses Druckband ist, welches sich
gegen den die Trommel (1) umschlingenden Teil der Textilbahn (3) anlegt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der eine Mitläufer (2)
ein Manchon ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß der als endloses Druckband
ausgebildete Mitläufer (4) über Umlenkwalzen geführt ist, von welchen zur Veränderung
der Anpreßkraft zumindest eine Umlenkwalze (5) verstellbar und arretierbar ist und
eine (6) der Umlenkwalzen die Antriebswalze für den Mitläufer (4) ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Textilbahn (3) über
eine Tänzereinrichtung (11) geführt ist, welche die Geschwindigkeit der einen Antriebswalze
(10) regelt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß auf die die Trommel (1)
verlassende Textilbahn (3) eine Tänzereinrichtung (12) einwirkt, welche die Synchronregelung
für den weiteren Arbeitsgang der Textilbahn (3) übernimmt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 1- 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Trommel (1) in
einen mit der Befeuchtungsflüssigkeit, z. B. Wasser gefüllten, eine Heizvorrichtung
(8) aufnehmenden Behälter (7) eintaucht.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasserniveau im
Behälter (7) und die Temperatur der Heizvorrichtung (8) regelbar sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 1 - 11, dadurch gekennzeichnet, daß zur Beaufschlagung
des gespannten Mitläufers (4) zumindest ein Dämpfkasten (9) vorgesehen ist.