[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Oberflächenstruktur an
galvanisch mit Hartchrom beschichteten, geschliffenen metallischen Werkstoffoberflächen
an Druckwerkszylindern für Offsetdruckmaschinen.
[0002] Dicke Hartchrombeschichtungen von z.B. aus Stahl oder Grauguß bestehenden Druckwerkszylindern
für Offsetdruckmaschinen nach einem galvanischen Verfahren sind allgemein üblich,
um die Oberfläche des Druckwerkzylinders verschleißfest auszubilden und gegen Korrosion
zu schützen (siehe z.B. DE-OS 2 602 277).
[0003] An das Aufbringen der dicken Hartchrombeschichtung in einer Verchromungsvorrichtung
schließt sich in der Regel eine spanende Nachbearbeitung durch Schleifen an, um Maß-
und Formgenauigkeit zu gewährleisten, ohne dadurch aber eine gewünschte Oberflächenstruktur
der Hartchromschicht erreichen zu können.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu schaffen, das es ermöglicht, eine
galvanisch mit Hartchrom beschichte, geschliffene metallische Werkstoffoberfläche
eines Druckwerkszylinders für Offsetdruckmaschinen zu strukturieren.
[0005] Es wurde gefunden, daß sich dies durch die Verfahrensmerkmale des Anspruches 1 erreichen
läßt. Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0006] Das in der Zeichnung schematisch dargestellte Ausführungsbeispiel der Erfindung zeigt
in
- Fig. 1
- einen Schnitt durch die erfindungsgemäß strukturierte Hartchrombeschichtung an einem
Druckwerkszylinder für Offsetdruckmaschinen,
- Fig. 2
- das Maschinenschema der elektrolytischen Ätzmethode,
- Fig. 3
- eine schmale Eisensiebkathode in Form einer Hohlkathode in der Draufsicht, als Ausschnitt,
- Fig. 4
- das Arbeitsprinzip der elektrolytischen Ätzmethode.
[0007] Ein Druckwerkszylinder 1 ist mit einer etwa 150 µm dicken verschleiß- und korrossionsbeständigen
Hartchrombeschichtung 2 versehen, die gemäß Fig. 1 im Schnitt ein Relief bzw. eine
Struktur 3 aufweist, welche aus näpfchenartigen Vertiefungen 4 besteht, die zwischen
netzartigen Erhebungen 5 (Stegen) unmittelbar in der dicken Hartchrombeschichtung
2 des Druckwerkszylinders 1 hergestellt sind.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren geht aus von einem Druckwerkszylinder 1, der in einem
nicht dargestellten Chrombad in bekannter Weise hartverchromt ist und zwar vorzugsweise
auf eine Dicke von 150 µm sowie anschließend auf Maß- und Formgenauigkeit geschliffen
ist.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren ist durch folgende Verfahrensschritte gekennzeichnet:
Auf die geschliffene Hartchromoberfläche des Druckwerkszylinders 1 wird zunächst eine
Schicht aus einem alkalibeständigen Negativ-Resistmaterial in dünner Schicht aufgebracht.
Darunter ist ein gegen starke Laugen, z.B. Natronlauge, chemisch beständiges und elektrisch
gut isolierendes Resistmaterial zu verstehen, das nach dem Belichten mit ultravioletten
Strahlen aushärtet. Es wurde gefunden, daß derartige Eigenschaften Speziallacke für
die Elektronik aufweisen, die auf der Basis von Novolak-Epoxy-Fotopolymeren aufgebaut
sind. Es handelt sich dabei z.B. um einen Zwei-Komponenten-Lötstopplack, der fotosensibel
ist und im Spritzlackierverfahren aufgetragen wird.
[0010] Es ist vorteilhaft, die Hartchrombeschichtung vor dem Aufbringen des negativ arbeitenden
Fotolackes durch Strahlen vorzubehandeln, um eine optimale Haftung der Beschichtung
zu erreichen.
[0011] Mit einer der vorstehend aufgeführten alkalibeständigen Negativ-Resistmaterialien
wird nun in einem zweiten Verfahrensschritt ein Positivrasterfilm in Kontakt gebracht.
Unter einem Positivraster versteht man bekanntlich einen Raster, der lichtundurchlässige
inselartige Teilflächen (Punkte, Quadrate, Runzelkorne oder dgl.) und diese umgebende
transparente Flächen als Netz aufweist, wie es beim Tiefdruck-Netzraster der Fall
ist. Der mit dem alkalibeständigen Negativ-Resistmaterial beschichtete Druckwerkszylinder
1 wird nun unter dem Positivrasterfilm der Wirkung einer ultravioletten Lichtquelle
ausgesetzt, wobei durch die transparenten Teile des Filmes dringendes Licht Teilflächen
der Negativ-Resistschicht zu einem Netzwerk aushärtet.
Geeignete Kopiermaschinen dienen zum Übertragen der mechanisch addierten (Repetier-Kopiermaschine)
oder auch von Hand montierten Film auf den zuvor lichtempfindlich mit einem alkalibeständigen
Negativresist beschichteten Druckwerkszylinder 1.
[0012] Nach diesem Vorgang werden die nichtbestrahlten Teile der alkalibeständigen Negativ-Resistschicht,
das sind die Punkte, Quadrate oder dgl. zwischen dem Netzwerk mit dem vom Hersteller
des alkalibeständigen Negativ-Resistmaterial vorgesehenen organischen Lösungsmittelentwickler
entfernt, so daß an den lochartig von dem alkalibeständigen Negativ-Resistmaterial
befreiten Stellen die elektrisch leitende Werkstoffoberfläche aus Hartchrom des Druckwerkszylinders
1 freigelegt ist. Die durch das ultraviolette Licht gehärtete alkalibeständige Negativ-Resistschicht
verbleibt somit vorerst als Kontaktmaske auf der Hartchrombeschichtung 2, während
nichtbelichtete Zwischenräume des Netzwerkes der Maske als Öffnungen verbleiben.
[0013] Nach dem Entwicklungsvorgang läßt sich der inselartig freiliegende Hartchromwerkstoff
elektrolytisch mittels Natronlauge näpfchenartig vertiefen, indem der Druckwerkszylinder
1 als Anode geschaltet wird und die Natronlauge durch eine im Abstand von ca. 4mm
zur Werkstoffoberfläche des Druckwerkszylinders 1 längs der gesamten Achse angeordnete
schmale Eisensiebkathode aufgesprüht wird. Diese Verfahrensweise beruht auf der Erkenntnis,
daß sich langsame Ätzprozesse durch Elektrolyse beschleunigen lassen (siehe Fig. 4).
Die Chromionen wandern unter dem Einfluß des elektrischen Feldes von der anodisch
geschalteten Werkstoffoberfläche des Druckwerkszylinders 1 zur Kathode 6. Die Verwendung
von Natronlauge bietet einerseits den Vorteil besonders glatt geätzter Näpfchen ohne
Verstärkung von Mikrorissen, andererseits wird der Grundwerkstoff des Druckwerkszylinders
1 aus Guß oder Stahl durch diesen Elektrolyten nicht angegriffen, weil sich im Unterschied
zu Chrom auf Eisenwerkstoffen eine schützende Hydroxydschicht bildet, wenn starke
Natronlauge einwirkt.
[0014] Um brauchbare Ergebnisse zu erreichen, müssen die Stromdichten Werte von ca. 500
Ampere pro Dezimeterquadrat aufweisen, bezogen auf die Gesamtfläche, d.h. durch Fotolack
abgedeckte als auch blanke Oberflächen des Druckwerkszylinders 1. Auf diese Weise
lassen sich saubere und glatte Näpfchen erzielen, ohne Poren und Mikrorisse im Chrom
zu verbreitern. Die hohe Stromdichte sorgt für eine vertretbare Bearbeitungszeit,
so daß die zeitliche Alkalibeständigkeit des Negativ-Resistmaterials nicht überschritten
wird. Der gesamte Strombedarf liegt zwischen 1000 bis 5000 Ampere je Zylinder, die
Ätzzeit bei einem Zylinderdurchmesser von 450mm beträgt beispielsweise 10 bis 80 Minuten
je nach Stromfluß.
[0015] Die Prozesstemperatur des Elektrolyten muß bei 20 bis 30° C gehalten werden. Höhere
Temperaturen führen zur schnelleren Ablösung des alkalibeständigen Negativ-Resistmaterials,
niedrigere Temperaturen verlängern die Ätzzeit, was ebenfalls nachteilig für die zeitliche
Beständigkeit des Resists ist. Es empfiehlt sich zur Stabilisierung der Temperatur
ein größeres Elektrolytvolumen zu wählen oder eine zusätzliche Kühlung einzubauen.
Der Volumendurchsatz des Elektrolyten wird auf ca. 200 1/min eingestellt, bei Verwendung
einer Kathodenfläche von 18 x 1400 mm.
[0016] Schließlich muß nach dem anodischen elektrolytischen Abtragen das Negativ-Resistmaterial
entfernt werden, was bei den vorstehend aufgeführten Materialien z.B. durch mechanisches
Abschleifen vorgenommen werden kann.
[0017] Die Vorrichtungen zur Durchführung des Verfahrens sind teilweise handelsüblich und
werden nachstehend an einigen Besonderheiten näher erläutert. Fig. 2 zeigt hierzu
das Maschinenschema schematisch. Die Kathode 6 ist als Eisensiebhohlkathode 9 (siehe
Figuren 2 und 5) ausgebildet. Die eigentliche abgeschirmte Bearbeitungsvorrichtung
8 verfügt über Aufnahmemöglichkeiten für die Hohlkathode 9 und das Werkstück, den
die Kontaktmaske tragenden Druckwerkszylinder 1. Während des Bearbeitungsprozesses
wird dabei mittels eines Antriebes der Druckwerkszylinder 1 sehr langsam während des
gesamten Ätzvorganges vom Druckanfang bis zum Druckende (nur eine Umdrehung), gedreht,
wobei eine Stromzuführung über den Zapfen des Druckwerkszylinders 1 erfolgt. Durch
den zonenweisen Kontakt mit der Natronlauge wird eine Schonung des Negativ-Resits
gegenüber dem Alkali erreicht. Der Druckwerkszylinder 1 taucht nicht in den Elektrolyten
aus Natronlauge ein, sondern ist nur in der schmalen Ätzzone in Kontakt mit dem Elektrolyten.
Die Schutzwirkung des Negativ-Resists bleibt dadurch optimal erhalten. Die Eisenhohlsiebkathode
9 besteht aus einem Eisenrohr, das unterhalb des Druckwerkszylinders 1 auf Haltböcken
12 angeordnet ist und diesem zugewandt mit einer Abflachung versehen ist, in die Düsen
10 eingebracht sind, die in Achsrichtung des Druckwerkszylinders 1 über dessen gesamte
Breite vorgesehen sind. Einen Ausschnitt in der Ansicht von oben auf die Eisensiebhohlkathode
9 zeigt Fig. 3. Die Düsen 10 erlauben es, mittels Pumpen 11 die Natronlauge in der
schmalen Zone entlang des Druckwerkszylinders 1 ständig aufzusprühen. Die Zonenbreite
beträgt 15-50mm und darf nicht zu groß gewählt werden, damit der verbrauchte mit Gasbläschen
beladene Elektrolyt möglichst rasch abgeführt werden kann. Bei größeren Kathodenbreiten
sind zusätzliche Ablaufkanäle erforderliche. Der Abstand der Eisensiebhohlkathode
9 von der Oberfläche des Druckwerkszylinders 1 beträgt ca. 4 mm, wobei bei einem Volumendurchsatz
von etwa 200 ltr. pro Minute auf einer Zylinderlänge von etwa 1400 mm sich ein geschlossener
Film des Elektrolyten ausbildet. Vorteil des zonenweisen Kontaktes mit Natronlauge
ist die geringe Belastung des Negativ-Resitmaterial durch die Natronlauge, so daß
die Schutzwirkung des gehärteten Teiles des Negativ-Resits optimal erhalten bleibt.
Die Spülung durch die Eisensiebhohlkathode 9 sorgt auch bei hohen Stromdichten dafür,
daß in dem Bereich zwischen der Hohlkathode 9 und dem Druckwerkszylinder 1, in dem
die elektrische Leistung umgesetzt wird, keine unzulässig hohe Erwärmung stattfindet.
[0018] Kunststoffleisten 16 begrenzen seitlich die Kontaktzone des Elektrolyten mit dem
Druckwerkszylinder 1 und bilden einen Stauraum.
[0019] Anstelle der Eisensiebhohlkathode 9 ist gegebenenfalls auch eine Spaltdüse geeignet,
die sich entlang des Druckwerkszylinders 1 in dem schmalen Bereich erstreckt. Vorzugsweise
wird 10 bis 20%ige Natronlauge verwendet.
[0020] Die zur Elektrolyse notwendige Gleichspannung liefert ein Generator 15, der aus einem
Transformator zum Herabsetzen der Netzspannung auf etwa 10 Volt und einem Gleichrichter
besteht. Der Generator 15 muß bekanntlich über eine Kurzschlußerfassung und eine Stromschnellabschaltung
verfügen, die im Falle einer nicht immer zu vermeidenden Prozeßstörung z.B. aufgrund
ungünstiger Elektrolytströmungen, Kurzschlußschäden an der Kathode und an dem Zylinder
verhindern.
[0021] Die Elektrolytversorgung und ihre Elektrolytaufbereitung besteht wie erwähnt aus
einer Elektrolytpumpe 11, einem oder auch mehreren Elektrolytbehältern 7 und aus einem
in der Zeichnung nicht dargestellten Wärmetauscher zur Temperaturregelung des Elektrolyten.
[0022] Schließlich muß die Anlage auch abgeschirmt sein, um das Bedienungspersonal vor gesundheitlichen
Schädigungen, z.B. durch gefährliche Dämpfe, zu schützen.
[0023] Für die Ausrüstung der elektrischen Anlagen gelten die einschlägigen Vorschriften
aus der entsprechenden VDE, insbesondere hinsichtlich des Berührungsschutzes.
[0024] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß sich eine gegen Dubllieren wirksame
Kornrasterstruktur der Rasterfeinheit von 20 bis 60 Linien pro cm z.B. 20 - 80 µm
tief unmittelbar in eine ca. 150 µm dicke Hartchrombeschichtung eines Druckwerkszylinders
1 nach der elektrolytischen Ätzmethode, ähnlich einer Tiefdruckformzylinderätzung,
herstellen läßt, was bisher nicht möglich war.
Bezugszeichenliste
[0025]
- 1
- Druckwerkszylinder
- 2
- Hartchrombeschichtung
- 3
- Oberflächenstruktur des Hartchromes
- 4
- näpfchenartige Vertiefungen
- 5
- netzartige Erhebungen (Rasterstege)
- 6
- Kathode
- 7
- Elektrolytbehälter
- 8
- abgeschirmte Bearbeitungsvorrichtung
- 9
- Eisensiebhohlkathode
- 10
- Düsen
- 11
- Pumpen
- 12
- Haltebock
- 13
- Drahtschleife
- 14
- Zylinderaufnahme
- 15
- Generator
- 16
- Kunststoffleiste
1. Verfahren zur Herstellung einer Oberflächenstruktur an einer galvanisch mit Hartchrom
beschichteten, auf Maß- und Formgenauigkeit geschliffenen Werkstoffoberfläche eines
Druckwerkszylinders für Offsetdruckmaschinen,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf die geschliffene Hartchromoberfläche des Druckwerkszylinders (1) zunächst
eine Schicht aus alkalibeständigem Negativ-Resistmaterial in dünner Schicht aufgebracht
wird, daß danach mit der alkalibeständigen Negativ-Resistschicht ein Positiv-Rasterfilm
in Kontakt gebracht und der beschichtete Druckwerkszylinder (1) durch den Film unter
der Wirkung einer ultravioletten Lichtquelle bestrahlt wird, wobei durch transparente
Teile des Positiv-Rasterfilmes dringendes Licht Teilflächen der alkalibeständigen
Negativ-Resistschicht aushärtet, anschließend nicht bestrahlte Teile der alkalibeständigen
Negativ-Resistschicht mit einem organgischen Lösungsmittelentwickler entfernt werden,
so daß an den von dem alkalischen Negativ-Resistmaterial lochartig befreiten Stellen
die elektrisch leitende Hartchromoberfläche des Druckwerkszylinders (1) freigelegt
wird, wodurch sich der aus Hartchrom bestehende Werkstoff elektrolytisch näpfchenartig
vertiefen läßt, indem der Druckwerkszylinder (1) als Anode geschaltet wird, wobei
die nach dem Entwicklungsvorgang freiliegende Hartchromschicht mittels 10 bis 20%iger
Natronlauge vertieft wird, welche durch ein in geringem Abstand zur Oberfläche des
Druckwerkszylinders (1) angeordnete Eisensiebhohlkathode (9) zonenweise aufgesprüht
wird, während der Druckzylinder (1) sich nur einmal dreht und daß schließlich nach
dem anodischen elektolytischen Abtragen auch das gehärtete Negativ-Resistmaterial-Netz
von dem einmal gedrehten Druckwerkszylinder (1) entfernt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Stromdichte mindestens 300 Ampere pro Quadratdezimeter beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur der Natronlauge auf 20 bis 30° C gehalten wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 - 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Volumendurchsatz des Elektrolyten auf mindestens 200 l/min gehalten wird.