[0001] Die Erfindung betrifft einen Flachrezipienten für Strangpressen bestehend aus einer,
gegebenenfalls aus mehreren Teilen gebildeten Innenbüchse mit einem unrunden Durchbruch,
welcher an den Schmalseiten der Querschnittsfläche Ausrundungen aufweist, und einem,
im wesentlichen konzentrisch angeordneten, vorzugsweise durch Schrumpfsitz mit der
Innenbüchse verbundenen, weiteren Teil.
[0002] Weiters betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Flachrezipienten
gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 7. Rezipienten oder Blockaufnehmer mit flachem
Durchbruch oderAufnehmenkammerwerden für die Herstellung von dünnwnandigen Flachprofilen
aus Metallen oder Legierungen in Strangpressen eingesetzt. Der Strangpreßvorgang erfolgt
zumeist isotherm, sodaß zumindest Teile, insbesondere die Innenbüchse des Rezipienten,
durch Heizmittel auf Arbeitstemperaturen von 400°C bis 550°C gewärmt bzw. bei diesen
gehalten werden. Beim Auspressen des Blockes durch eine formgebende Matrize treten
in der Regel Innendrücke von 300 bis 500 N/mm
2 auf, welche bei Sonderwerkstoffen und/oder Sonderprofilen noch höher steigen können.
Derartig hohe Druckbelastungen führen zu einer elastischen Verformung bzw. einer elastischen
Aufweitung des Rezipienten während des Preßvorganges. Die Innenwand der Innenbüchse
erfährt dadurch, insbesondere an der Schmalseite bzw. an den Ausrundungen des Durchbruches,
pulsierende oder wechselnde mechanische Spannungen. Durch unstete Zugspannungen können
jedoch, insbesondere bei erhöhten Temperaturen, schon bei niedrigen Belastungen des
Werkstoffes Risse entstehen, welche gegebenenfalls ein Auswechseln der Innenbüchse
erfordern oder zum Bruch des Rezipienten führen. Um eine Rißinitiationsspannung desMaterials
im Durch bruchbereich der Innenbüchse nicht zu überschreiten, wurde schon versucht,
die Anzahl der konzentrisch angeordneten Bau- bzw. Stützelemente zu vergrößern und
höhere Schrumpfspannungen anzuwenden. Diese Maßnahme konnten jedoch nur teilweise
Abhilfe schaffen; an den Schmalseiten des Durchbruches bzw. in den Ausrundungen, insbesondere
in den Querachsenbereichen, können geometrisch bedingt trotzdem Spannungsspitzen mit
unsteter Wirkungsdauer Materialschädigungen verursachen, die zu Rissen führen. Weiters
wurde bereits versucht ( DE-PS-2 417 815), in die Innenwandung der Form- bzw. Innenbüchse
an deren, die höchsten Spannungen aufweisenden Bereichen eine in Preßrichtung verlaufende
Nut einzuformen und diese mit einer elastischen Schweißnaht wieder zu verschließen.
Nachteilig dabei ist, daß neben der Schweißnaht in derwärmebeeinflußten Zone des Werkstoffes
der Innenbüchse weiterhin Rißbildung erfolgen kann.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Flachrezipienten für Strangpressen
mit einem unrunden, in Querachsrichtung schmalen, durch Ausrundungen begrenzten Durchbruch
zu schaffen, bei welchem bei hohen Innendrücken die Gefahr der Rißbildung auch im
Bereich der Ausrundungen des Durchbruches vermieden wird und dessen Standzeit und
Betriebssicherheit erhöht werden.
[0004] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß zumindest im Bereich der Ausrundungen des Durchbruches
die Wandungsteile in Querachsrichtung oder die Ausrundungsteile der Innenbüchse mechanische
Spannungen aufweisen, welche in der an die Innenfläche angrenzenden Zone der Wandung
oder der Ausrundungsteile Druckspannungen sind. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen
sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0005] Es wurde gefunden, daß die Entstehung von Rissen in den Innenwandungen oder Innenwandungsteilen
der Innenbüchse trotz hoher Innendruckbelastungen während der Strangpreßvorgänge,
welche unstete pulsierende oder wechselnde Materialbelastungen bewirken, verhindert
werden kann, wenn zumindest in den Bereichen der Ausrundungen in der innenoberflächennahen
Zone der Innenbüchse Druckspannungen vorliegen. Weiters wurde gefunden, daß auch beim
Auftreten von Spannungsspitzen im Zugbereich diese, auch bei oftmaligem Auftreten,
ohne nachteilige Wirkung sind, wenn die Höhe der Zugspannungengeringerais die Rißinitiationsspannung
für den Werkstoff bei Betriebstemperatur ist. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen,
daß die Temperatur an der Innenoberfläche zumeist höher als im Inneren der Innenbüchse
ist.
[0006] Der Erfindung liegt eine weitere Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
von Rezipienten mit flachem Durchbruch zu schaffen, mit welchem in den innenoberflächennahen
Zonen der Innenbüchse Druckspannungen gebildet werden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 7 gelöst. Ausgestaltungen und
Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens gehen aus den Unteransprüchen in
Verbindung mit den Darstellungen und der nachfolgenden Beschreibung hervor.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen
in schematischer Darstellung
Fig. 1 einen Querschnitt durch einen Flachrezipienten,
Fig. 2 einen Querschnitt durch eine Innenbüchse,
Fig. 3 eine Spannungsverteilung in einem Wandbereich der Innenbüchse,
Fig. 4 einen Querschnitt durch einen Flachrezipienten mit mehrteiliger Innnenbüchse,
Fig. 5 eine Behandlung von Ausrundungsteilen
[0009] In Fig. 1 ist ein dreiteiliger Flachrezipient 1 im Querschnitt dargestellt, welcher
in Querachsrichtung AB einen flachen Durchbruch 2 oder eine flache Aufnehmerkammer
für einen Block aufweist. Der flache Durchbruch 2 ist zentrisch in einer mit Heizmittelbohrungen
32 versehenen Innenbüchse 3 angeordnet, welche ihrerseits durch eine konzentrische
Zwischenbüchse 4 und einen Außenmantel 5, welcher ebenfalls Heizmittelbohrungen 51
aufweist, umgeben ist. Durch Heizstäbe oder dergleichen wird der Flachrezipient 1
, insbesondere die Innenbüchse 3, auf eine Betriebstemperatur von 500° bis 540°C gewärmt,
um einen weitgehend isothermen Preßvorgang zu ermöglichen. Wenn auch, wie herkömmlich
durchgeführt, eine Verbindung von Innenbüchse 3 mit der Zwischen, büchse 4 und weiters
mit dem Außenmantel 5 durch Aufschrumpfen erfolgt, entsteht während der Pressungen
auf Grund von hohen Innendrücken im Durchbruch elastische Aufweitungen des Flachrezipienten
1. Geometrisch bedingt werden die höchsten Zugspannungen im Mantel der Innenbüchse
3 im Bereich der Innenoberflächen 31 und 31' der Ausrundungen gebildet, welche Zugspannungen
eine Ursache für eine Entstehung von Rissen im Dauerbetrieb sind, wenn die Spannungen
den Rißinitiationswert an der Oberfläche überschreiten.
[0010] Es hat sich gezeigt, daß durch Druckspannungen an der Innenoberfläche der Innenbüchse
3 auch bei Betriebstemperaturen von 540°C es gelingt, eine Rißbildung zu verhindern.
Weiters ist es dadurch möglich, die Dimensionen und/oder hohe Belastungen von Stützteilen
wie Zwischenbüchse 4 und Außenmantel 5 zu verringern und wirtschaftliche Vorteile
zu erreichen.
[0011] Fig. 2 zeigt in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße mechanische Behandlung
einer einteiligen Innenbüchse 3. Dabei werden über Druckflächen 7 durch Druckmittel
8 zentrisch quer zur Längserstreckung AB des Durchbruches 2 auf die Innenoberfläche
der Innenbüchse Druckkräfte aufgebracht, welche eine Aufweitung bzw. Ovalität 9 der
Innenbüchse bewirken. In den schmalseitigen Wandbereichen AA' und BB' erfolgt dabei
eine Ausbildung von mechanischen Spannungen, welche bei entsprechend hohen Druckkräften
in den Zonen an den Innenoberflächen 31 und 31' der Ausrundungen plastische Materialverformungen
verursachen. Durch die in den Wandbereichen AA' und BB' über deren Dicke inhomogene
Plastifizierung des Werkstoffes bilden sich bei Entlastung Druckspannungen zumindest
im Bereich der Innenoberflächen 31, 31' der Ausrundungen aus. Als Druckmittel 8 sind
hydraulische Einrichtungen, Keile und dgl. verwendbar.
[0012] Fig. 3 zeigt eine Spannungsverteilung S über die Wanddicke AA' nach einer mechanischen
Behandlung der Innenbüchse, wobei im Diagramm die Zugspannungen mit Z und die Druckspannungen
mit Dgekennzeichnet sind. In der innenoberflächennahen Zone im Bereich A' liegen hohe
Druckspannungen d vor, wogegen die sich daraus ergebenden Zugspannungen z im übrigen
Wandbereich gering sind.
[0013] In Fig. 4 ist ein Flachrezipient 1' mit einer mehrteiligen Innenbüchse dargestellt.
Die einen Durchbruch 2 bildende Innenbüchse besteht dabei aus Ausrundungskeilen 34
und 34' sowie mit Heizmittelbohrungen 32 versehenen Flachteilen 35 und 35'. Eine Zwischenhülse
4 und ein Außenmantel 5, welcher Heizmittelbohrungen 51 aufweist, umschließen die
Innenbüchse. Bei herkömmlichen, derart aufgebauten Flachrezipienten 1' entstehen trotz
einer Segmentbauweise der Innenbüchse Oberflächenrisse im zentrischen Bereich 31 31'derAusrundungsteile
34 und 34'. Erfindungsgemäß kann eine Rißbildung verhindert werden, wenn in einer
Zone im Bereich der Innenoberflächen 31 und31'derAusrundungsteiie34, 34'erhöhte Druckspannungen
im Werkstoff vorliegen.
[0014] Die Fig. 5 zeigt eine Einrichtung, mit welcher auf einfache Weise Ausrundungsteile
34, 34' behandelt werden können. Dabei wird auf eine Unterlage 10, 10' mit einer vorzugsweise
konkaven Auflagefläche, die als Maß wirken kann, ein Ausrundungsteil 34, 34' mit im
wesentlichen kreissegmentförmigem Querschnitt derart aufgebracht, daß zumindest ein
Segmentende einen Abstand zur Auflagefläche aufweist.
[0015] Durch Druckmittel 8' erfolgt ein Aufbiegen des Ausrundungsteiles 34, 34', wobei eine
inhomogene Plastifizierung über den Querschnitt erfolgt und nach Entlastung eine Spannungsverteilung,
wie in Fig. 3 dargestellt ist, erreicht wird.
1. Flachrezipient für Strangpressen bestehend aus einer, gegebenenfalls aus mehreren
Teilen gebildeten Innenbüchse mit einem unrunden Durchbruch, welcher an den Schmalseiten
der Querschnittsfläche Ausrundungen aufweist, und mindestens einem, im wesentlichen
konzentrisch angeordneten, vorzugsweise durch Schrumpfsitz mit der Innenbüchse verbundenen,
weiteren Teil, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest im Bereich der Ausrundungen des
Durchbruches (2) die Wandungsteile in Querachsrichtung (AB) oder die Ausrundungsteile
(34,34') der Innenbüchse (3) mechanische Spannungen aufweisen, welche in der an die
Innenoberfläche ( 31, 31') angrenzenden Zone der Wandung (AA', BB') oder der Ausrundungsteile
( 34, 34') Druckspannungen sind.
2. Flachrezipient nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die örtlichen Druckspannungen
in den Wandungsteilen oder in den Ausrundungsteilen ( 34,34') in Querachsrichtung
(AB) der Innenbüchse (3) zur Innenoberfläche ( 31,31') der Ausrundungen hin ansteigend
sind.
3. Flachrezipient nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Spannungen in den Wandteilen der Innenbüchse durch Schrumpfspannungen des (der) mit
der Innenbüchse (3) verbundenen Teiles(Teile), zum Beispiel Außenmantel (5) und/oder
Zwischenbüchse (4),überlagert sind.
4. Flachrezipient nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
örtliche Druckspannung in den Wandteilen gleich oder kleiner der Druckfließspannung
des Werkstoffes bei Betriebstemperatur ist.
5. Flachrezipient nach einem Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannungen
in der Innenbüchse (3) zumindest teilseise Eigenspannungen oder Restspannungen einer
teilweisen plastischen Verformung bzw. einer inhomogenen Plastifizierung des Werkstoffes
sind.
6. Flachrezipient nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Spannungen in der Innenbüchse zumindest teilweise Eigenspannungen oder Restspannungen
einer entsprechenden Wärmebehandlung sind.
7. Verfahren zur Herstellung eines Flachrezipienten für Strangpressen, welcher aus
einer, gegebenenfalls aus mehreren Teilen gebildeten Innenbüchse mit einem unrunden
Durchbruch, welcher an den Schmalseiten der Querschnittsfläche Ausrundungen aufweist,
und mindestens einem, im wesentlichen konzentrisch angeordneten, mit der Innenbüchse
verbundenen Teil besteht, und zumindest im Bereich der Ausrundungen des Durchbruches
die Wandungsteile oder Ausrundungsteile der Innenbüchse Spannungen aufweisen, welche
in der der Innenoberfläche angrenzenden Zone der Wandung oder des Ausrundungsteiles
Druckspannungen sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenbüchse (3) oder die Ausrundungsteile
(34) über deren Längserstreckung mechanisch oder thermisch behandelt werden, während
welcher Behandlung zumindest teilweise eine plastische Verformung bzw. eine über den
Querschnitt inhomogene Plastifizierung des Werkstoffes bei einer Temperatur unterhalb
der Anlaßtemperatur durchgeführt wird, und bei Beendigung der Behandlung Druckspannungen
zumindest im Bereich der Ausrundungen in der oberflächennahen Zone der Innenbüchse
(3) oder der Ausrundungsteile (34,34') gebildet werden, worauf die Innenbüchse mit
zumindest einem äußeren, im wesentlichen konzentrisch angeordneten Teil, z.B. Außenmantel
(5) und/oder Zwischenbüchse (4), vorzugsweise durch Aufschrumpfen, verbunden wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenbüchse (3) durch
im Durchbruch (2) über Druckflächen (7) wirkende Druckmittel (8) mit senkrecht zur
Querachsrichtung (AB) bzw. senkrecht zur Längserstreckung des Durchbruchsquerschnittes
(2) nach außen gerichteten Kräften beaufschlagt wird, und in den, insbesondere im
Bereich der Ausrundungen des Durchbruches (2) gelegenen, Wandteilen zumindest teilweise
eine über deren Dicke (AA', BB') inhomogen verteilte Plastifizierung des Werkstoffes
und eine Bildung einer Ovalität (9) der Innenbüchse (3) bewirkt werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,daß die Breite
der Druckflächen (7) höchstens 40%, vorzugsweise höchstens 25%, insbesondere 15%,
der Längserstreckung des Durchbruchsquerschnittes gewählt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die im wesentlichen einen
kreissegmentförmigen Querschnitt aufweisenden Ausrundungsteile (34,34') von mehrteiligen
Innenbüchsen in einem Auflager (10,10') längs eier Erzeugenden der Außenoberfläche
(36) diese berührend gehalten oder an diese angelegt werden und durch Druckmittel
(8'), im wesentlichen senkrecht zur Längserstreckung gebildete Kräfte, eine Verformung
bzw. ein Aufweiten der Kreisringform der Ausrundungsteile (34,34') durchgeführt wird
und zumindest teilweise eine über deren Wandstärke inhomogen verteilte Plastifizierung
des Werkstoffes bewirkt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenbüchse (3) von
der Anlaßtemperatur im wesentlichen durch einen verstärkten Wärmeentzug, z.B. Spritzkühlung,
an den Innenoberflächen (31,31') der Ausrundungen des Durchbruches (2) abgekühlt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß durch den Durchbruch (2)
der Innenbüchse (3) ein zumindest teilweise eine größere Abmessung aufweisender Körper
durchbewegt und die oberflächennahe Zone zumindest in Bereichen (31,31') der Ausrundungen
unter Bildung von ruckspannungen plastisch verformt wird.
13. Verwendung eines Flachrezipienten gemäß Anspruch 7 bis 10 für die Erzeugung von
dünnwandigen Flachprofilen aus Aluminium und Aluminiumlegierungen durch Strangpressen
von Blöcken mit einer Temperatur im Bereich zwischen 450° und 600°C.