[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum beidseitigen Beschichten einer Materialbahn,
insbesondere einer Papier- oder Kartonbahn, gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Zum beidseitigen Auftragen von Leim (Stärke, CMC, synthetischer Leim) oder Pigmentdispersionen
auf Papier- oder Kartonbahnen sind Vorrichtungen mit einem Preßwalzenpaar bekannt,
wobei die Bahn durch den Preßspalt geführt wird. An jeder der Preßwalzen ist ein Auftrag-
und Dosiersystem angeordnet, das zunächst auf jede Preßwalze einen dosierten Film
von Beschichtungsmaterial aufträgt, der anschließend in dem Preßspalt an die Bahn
übergeben wird.
[0003] Eine gattungsgemäße Vorrichtung ist in dem DE-GM 84 14 413 beschrieben. Als Auftrag-
und Dosiersystem wird eine zur Preßwalze hin offene Düsenkammer verwendet, die an
ihrem auslaufseitigen Ende von einem gegen die Preßwalze andrückbaren Dosierelement
abgeschlossen ist. Als Dosierelement wird eine Rakelstange verwendet, die auf ihrem
Umfang Rillen aufweist, die durch Umwicklung mit einem Draht erzeugt wurden. Die auf
eine Walze aufgetragene Beschichtungsmaterialmenge läßt sich über den Rillenquerschnitt
beeinflussen. Andere bekannte Dosierelemente sind Rakelstangen mit glatter Oberfläche,
Schabermesser oder Schaberleisten. Bei diesen Elementen läßt sich das Auftragsgewicht
über den Anpreßdruck variieren.
[0004] Es ist bekannt, die auf eine Bahn aufgetragene Menge an Beschichtungsmaterial kontinuierlich
direkt an der Bahn zu messen. Dazu werden radioaktiv strahlende Elemente eingesetzt
und aus der Absorbtion der radioaktiven Strahlung kann das Strichgewicht und/oder
die Feuchte der Bahn bestimmt werden. Zur Einstellung und/oder der Regelung der Auftragsgewichte
getrennt für jede Seite sind die bekannten, direkt an der Bahn messenden Vorrichtungen
nur bedingt geeignet, da nur die Gesamtmenge des beidseitig aufgetragenen Beschichtungsmaterials
bestimmt werden kann.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine gattungsgemäße Vorrichtung so zu verbessern,
daß zur getrennten Einstellung und/oder Regelung der Auftrag- und Dosiersysteme die
von jedem System aufgetragene Beschichtungsmaterialmenge bestimmt werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0007] Nach der Erfindung wird die von der Bahn aufgenommene Menge an Beschichtungsmaterial
nicht direkt an der Bahn, sondern vor Übergabe an die Bahn auf jeder der Preßwalzen
bestimmt. Dies ermöglicht die quantitative Bestimmung des von jedem Auftrag- und Dosiersystems
an die Bahn abgegebenen Beschichtungsmaterials.
[0008] Als weiterer Vorteil tritt hinzu, daß bei Verwendung von Dosierelementen, die einem
Verschleiß unterliegen - z. B. drahtumwickelte Rakelstangen -, eine Überwachung des
Verschleißes möglich ist, um frühzeitig verschlissene Dosierelemente austauschen zu
können. Aufgrund des Verschleißes ändert sich die an die jeweilige Preßwalze abgegebene
Auftragsmenge, beim Erreichen eines bestimmten Grenzwertes kann ein Wechsel der Dosierelemente
veranlaßt werden, so daß Beschädigungen der Walzenoberfläche durch Drahtbruch etc.
vermieden werden.
[0009] Die Unteransprüche enthalten bevorzugte, da besonders vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung. Die zweite Meßeinrichtung an jeder Preßwalze nach Anspruch 2 mißt jeweils
die nicht von der Materialbahn aufgenommene Menge an Beschichtungsmaterial bevor die
Walzen neu beschichtet werden. Dies ermöglicht eine noch exaktere Bestimmung der tatsächlich
von der Materialbahn aufgenommenen Beschichtungsmaterialmenge, insbesondere bei Papier-
oder Kartonsorten, bei denen sich die Übergabe von einer Preßwalze an die Bahn nicht
genau vorherbestimmen läßt.
[0010] Meßeinrichtungen zur Bestimmung der Wassermenge auf den Preßwalzen nach Anspruch
3 sind in vielen Anwendungsfällen ausreichend, um die Beschichtungsvorrichtung exakt
einzustellen oder regeln zu können. Der Anteil der auf die Bahn aufgetragenen festen
Bestandteile läßt sich mit genügender Genauigkeit aus der Zusammensetzung des Beschichtungsmaterials
berechnen.
[0011] Auf Basis von Infrarot-Absorbtion arbeitende Meßsysteme nach Anspruch 4 haben sich
als besonders vorteilhaft gezeigt. Sie nutzen den Effekt, daß Molekularverbindungen,
z. B. OH und CH, Lichtenergie bei genau definierten Wellenlängen absorbieren. Dazu
wird ein von einer Halogenlampe abgesandter Lichtstrahl auf die zu prüfende Meßfläche
(beschichtete Preßwalzenoberfläche) abgesandt. Die reflektierte Strahlung wird gesammelt
und ausgewertet. So läßt sich eine auf den Walzenoberflächen befindliche Stoffmenge
direkt messen und durch entsprechende Kalibrierung der von der Bahn aufgenommene Anteil,
z. B. die Wasser- oder Feststoffmenge, bestimmen.
[0012] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand eines vereinfacht dargestellten
Ausführungsbeispiels.
[0013] Fig. 1 zeigt grob schematisch eine Beschichtungsvorrichtung nach der Erfindung in
Seitenansicht.
[0014] Die in der Zeichnung dargestellte Beschichtungsvorrichtung ist in eine Papiermaschine
integriert. Sie besteht aus zwei gleich aufgebauten Preßwalzen 1, 2, zwischen denen
ein Preßspalt 3 ausgebildet ist. Die zu beschichtende Papierbahn 4 wird dem Preßspalt
3 von oben so zugeführt, daß die Preßwalze 1 etwas umschlungen wird. Im Anschluß an
die Beschichtungsvorrichtung wird die Bahn 4 von einer Leitwalze 5 zu einer nicht
dargestellten Trocknungsvorrichtung umgelenkt.
[0015] Die Preßwalzen 1, 2 sind an ihrer Oberfläche gummiert. Außerhalb des Bereichs des
Preßspalts 3 ist an jeder Preßwalze 1, 2 ein Auftrag- und Dosiersystem 6, 7 angeordnet,
das an die jeweilige Preßwalze 1, 2 im nicht von der Bahn 4 umschlungenen Bereich
anschwenkbar ist. Jedes der Auftrag- und Dosiersysteme 6, 7 weist eine zur jeweiligen
Preßwalze hin offene Auftragkammer 6.1, 6.2 auf, in die das Beschichtungsmaterial
unter Druck zugeführt wird. Auslaufseitig wird jede Auftragkammer 6.1, 7.1 von einem
Dosierelement 6.2, 7.2 abgeschlossen, das das im Überschuß auf die Preßwalze 1 bzw.
2 aufgetragene Beschichtungsmaterial bis auf die gewünschte Filmdicke abstreift. Als
Dosierelement wird bevorzugt eine Rakelstange mit strukturierter, also Erhebungen
und Vertiefungen aufweisender Oberfläche eingesetzt, mit der volumentrisch dosiert
werden kann. Derartige Rakelstangen sind bekannt. Sie weisen z. B. Umfangsrillen auf,
die durch Umwickeln mit einem Draht erzeugt werden. Alternativ können als Dosierelemente
auch Rakelstangen mit glatter Oberfläche, Schabermesser oder Schaberleisten eingesetzt
werden.
[0016] An jeder Preßwalze 1, 2 ist in Drehrichtung hinter dem Auftrag- und Dosiersystem
6 bzw. 7 und vor dem Preßspalt 3 eine Meßeinrichtung 8, 9 zur kontinuierlichen Bestimmung
der auf die Preßwalzen 1, 2 aufgetragenen Beschichtungsmaterialmenge angeordnet. Bevorzugt
wird ein auf der Absorbtion von Infrarotstrahlung basierendes Meßsystem eingesetzt.
Bei diesen Meßsystemen wird von einer Halogenlampe Infrarotstrahlung erzeugt, von
der mit Filtern ein Spektrum selektiert und auf die zu prüfende Fläche gestrahlt wird.
Die reflektierte Strahlung wird von einem konkaven Empfänger gesammelt und ausgewertet.
Bevorzugt wird durch Einsatz entsprechender Filter Infrarotstrahlung in einem Spektrum
auf die Walzenoberflächen gestrahlt, das Wellenlängen enthält, die von OH-Verbindungen
absorbiert werden. Auf diese Weise läßt sich der Wasseranteil des Beschichtungsmaterials
quantitativ ermitteln, das sich auf den Walzenoberflächen befindet. Das Beschichtungsmaterial
wird im Preßspalt 3 an die Bahn 4 abgegeben. Der Anteil an Feststoffen kann aus der
Zusammensetzung des Beschichtungsmaterials errechnet werden. Um das Übergabeverhalten
im Preßspalt an die Bahn 4 bei der Berechnung berücksichtigen zu können, wird die
Einrichtung zu Beginn kalibriert. Dazu werden bei gleichem Wasser- bzw. Feststoffgehalt
unterschiedliche Mengen auf die Preßwalzen 1, 2 aufgetragen und anschließend die von
der Bahn aufgenommenen Mengen gemessen; z. B. durch eine Wägung oder eine Feuchtemessung
direkt an der Bahn. Mit der so ermittelten Eichkurve kann während des Betriebs die
aufgenommene Menge an Beschichtungsmaterial direkt aus der sich auf den Walzenoberflächen
befindlichen Menge errechnet werden.
[0017] Um die aufgenommene Menge an Beschichtungsmaterial direkt ermitteln zu können, ist
bei einer anderen Ausführungsform der Erfindung an jeder Preßwalze 1, 2 im Bereich
hinter dem Preßspalt 3 und vor dem jeweiligen Auftrag- und Dosiersystem 6, 7 eine
weitere Meßeinrichtung angeordnet, mit der die auf den Walzenoberflächen verbliebende
Beschichtungsmaterialmenge nach der Übergabe an die Bahn 4 und vor dem Neubeschichten
bestimmt wird. Die von der Materialbahn 4 aufgenommene Beschichtungsmaterialmenge
läßt sich so als Differenz zwischen den beiden jeweiligen Meßwerten ermitteln.
[0018] Mittels der Meßeinrichtungen 8, 9 läßt sich die von jedem Auftrag- und Dosiersystem
6, 7 an die Bahn 4 aufgetragene Menge an Beschichtungsmaterial getrennt bestimmen.
Dies ermöglicht eine gleichmäßige Beschichtung an beiden Seiten, insbesondere die
gleichmäßige Auftragung von Pigmenten auf jede Bahnseite. Weiterhin bietet die erfindungsgemäße
Vorrichtung die Möglichkeit, den Verschleiß von Dosierelementen zu überwachen. Aufgrund
des Verschleißes ändert sich die an die jeweilige Preßwalze abgegebene Auftragsmenge.
Bei Dosierelementen mit strukturierter Oberfläche sinkt die Auftragsmenge ab, da sich
der Durchtrittsquerschnitt bei Verschleiß verringert. Bei Erreichen eines gewissen
Grenzwertes können so die Dosierelemente frühzeitig ausgewechselt werden, um Beschädigungen
der Walzenoberfläche durch Drahtbruch etc. zu vermeiden.
1. Vorrichtung zum beidseitigen Beschichten einer Materialbahn, insbesondere einer
Papier-oder Kartonbahn, mit zwei nebeneinander angeordneten Preßwalzen, zwischen denen
ein Preßspalt ausgebildet ist, durch den die Bahn geführt wird, und mit einem Auftrag-
und Dosiersystem für jede Preßwalze, das außerhalb des Bereichs des Preßspalts angeordnet
ist, dadurch gekennzeichnet daß an jeder Preßwalze (1, 2) in Drehrichtung hinter dem
Auftrag- und Dosiersystem (6, 7) und vor dem Preßspalt (3) eine Meßeinrichtung (8,
9) zur kontinuierlichen Bestimmung der auf die Walzen (1, 2) aufgetragenen Beschichtungsmaterialmenge
angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in Drehrichtung hinter
dem Preßspalt (3) und vor dem Auftrag- und Dosiersystem (8, 9) an jeder Preßwalze
((1, 2) eine weitere Meßeinrichtung zur Bestimmung der auf der Walzenoberfläche befindlichen
Beschichtungsmaterialmenge angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßeinrichtungen
(8, 9) zur Bestimmung der Beschichtungsmaterialmenge die Wassermenge messen.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch ein auf Basis
von Infrarot-Absorbtion arbeitendes Meßsystem.