[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Feinschleifen von Ringen auf der Ringaußenfläche
oder auf der Ringinnenfläche, insbesondere zum Feinschleifen von Wälzlagerlaufringen,
unter Zuführung einer Spülmittelmenge als Spülflüssigkeit, wobei ein zu bearbeitender
Ring in einer Werkstückaufnahme mechanisch zentriert sowie um seine Achse angetrieben
wird, und wobei die zu bearbeitende Ringfläche beim Schleifvorgang einer Vermessung
unterworfen wird sowie der Schleifvorgang nach Maßgabe der Vermessung gesteuert und/oder
geregelt wird. Die Erfindung betrifft außerdem Vorrichtungen für die Durchführung
eines solchen Verfahrens. Es versteht sich, daß die Meßwerte der Vermessung auf geeignete
Art und Weise elektrisch aufgenommen und ausgewertet werden, wozu die modernen, insbes.
elektronischen Hilfsmittel der Meß- und Regeltechnik eine Mehrzahl von Möglichkeiten
bieten, und zwar auch rechnergestützt. Die Steuerung der Regelung erfolgt nach Maßgabe
des vorgegebenen Werkstoffabtrages. Insbes. bei Wälzlagerringen für hochtourige Wälzlager
werden an die Genauigkeit des Werkstoffabtrages hohe Anforderungen gestellt. Außerdem
muß sichergestellt werden, daß die Rundheit der Werkstücke bei der Bearbeitung nicht
leidet. Mechanisch zentriert bedeuted, daß mit Gleitschuhen und/oder sogenannten Rollenschuhen
oder auch mit einem Dreibackenfutter gearbeitet wird. Die Zentrierung erfolgt vorsichtig.
Nichtsdestoweniger müssen wegen der mechanischen Zentrierung in bezug auf die Rundheit
leichte Verformungen in Kauf genommen werden.
[0002] Im Rahmen von bekannten Maßnahmen, deren Analyse die Erfindung berücksichtigt, erfolgt
die Vermessung mit Hilfe von mechanischen Fühlern, die mit geringem Andruck auf die
zu bearbeitende Ringfläche aufgesetzt werden und die z. B. mit einer feinen Diamantspitze
ausgerüstet sind. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, daß die Spitzen der Fühler
Spuren auf der bearbeiteten Ringfläche hinterlassen. Auch kann die unvermeidbare geringe
Unrundheit, die die zu bearbeitenden Ringe aufweisen, zu störenden Schwingungen im
Meßsystem führen.
[0003] Im Rahmen von anderen bekannten Maßnahmen, an die die Erfindung anschließt, ist die
Vermessung eine berührungslose Vermessung. Dazu wird ein Meßluftstrom, der im freien
Strahl aus einer Düse austritt, auf die zu bearbeitende Fläche gerichtet, so daß zwischen
der Düse und der zu bearbeitenden Fläche gleichsam ein Drosselspalt entsteht. Veränderungen
der Spaltweite dieses Drosselspaltes, die auf unterschiedlichem Abstand der zu bearbeitenden
Fläche und der Düse beruhen, bewirken in dem Luftstrom, der über eine Leitung der
Düse zugeführt wird, Druckschwankungen, die meßtechnisch erfaßt und in der beschriebenen
Weise ausgewertet werden. Hier ist bei hohen Anforderungen die Meßgenauigkeit nicht
ausreichend und auch hier können störende Schwingungen nicht ausgeschlossen werden.
Endlich ist im Zusammenhang mit der Bearbeitung von ebenen Flächen durch Feinschleifen
vorgeschlagen worden, einen Flüssigkeitsstrahl, nämlich einen Ölstrahl, gleichsam
als Fühler einzusetzen. Nicht zum Stand der Technik gehörende Versuche, mit einem
solchen Flüssigkeitsstrahl bei einem Verfahren zum Feinschleifen von Ringen auf der
Ringaußenfläche oder Ringinnenfläche, insbes. beim Feinschleifen von Wälzlagerlaufringen,
zu arbeiten, führten wegen mangelnder Genauigkeit nicht zum Erfolg.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Feinschleifen von Ringen
auf der Ringaußenfläche oder auf der Ringinnenfläche, insbes. zum Feinschleifen von
Wälzlagerlaufringen, anzugeben, mit dem die Vermessung mit großer Genauigkeit und
ohne Störungen durch Schwingungen erfolgen kann.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß eine berührungslose Vermessung
mit zumindest zwei gleichen Meßköpfen durchgeführt wird, aus denen Spülflüssigkeit
als hydraulisches Meßmittel aus jeweils zumindest einer Düsenöffnung austritt, und
daß das hydraulische Meßmittel freistrahlfrei in die Spülflüssigkeitsschicht eingeführt
wird, die die zu bearbeitende Ringfläche mitnimmt und die sich zwischen dem Meßkopf
und der Ringfläche ausbildet.- Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die
beschriebenen störenden Schwingungen im Meßsystem, trotz der einspannungsbedingten
Unrundheit, nicht mehr auftreten, wenn in der beschriebenen Weise mit einem hydraulischen
Meßmittel gearbeitet wird und dieses in die Spülmittelschicht eingeführt wird, die
sich auf der zu bearbeitenden Ringfläche, wie beschrieben, ausbildet. Diese Spülmittelschicht
ist besonders ausgeprägt, wenn es sich um die feinschleifende Bearbeitung von Ringinnenflächen
handelt. Dabei vermischen sich das Spülmittel und das Meßmittel, was jedoch im Rahmen
der Erfindung nicht zu Problemen führt, weil als Meßmittel die Spülflüssigkeit eingesetzt
ist. Das Meßmittel bewirkt eine ausreichende Dämpfung im Meßsystem und unterdrückt
dadurch störende Schwingungen, ohne die Meßgenauigkeit zu beeinträchtigen. Überraschenderweise
wirkt sich die Unrundheit, die die Ringe mitbringen oder die einspannungsbedingt ist,
nicht störend auf die Meßgenauigkeit aus. Es versteht sich, daß die Leitung, mit der
das Meßmittel zugeführt wird, ausreichend starr ausgeführt sein muß, so daß im Leitungssystem
Schwingungen nicht generiert werden.
[0006] Im Rahmen der Erfindung hat sich gezeigt, daß die Messungen besonders genau durchgeführt
werden können, wenn die Meßköpfe meßkraftkompensierend äquidistant über den Umfang
der zu bearbeitenden Ringfläche angeordnet sind. Zweckmäßigerweise wird mit identisch
gleichen Meßköpfen gearbeitet. Ohne Beeinträchtigung der vorsichtigen Zentrierung
und ohne andere Störungen kann bei meßkraftkompensierender Anordnung das Meßmittel
mit einem verhältnismäßig hohen Druck zugeführt werden, was sich meßtechnisch positiv
auswirkt. Von besonderem Vorteil ist es, mit einer zugleich kühlwirksamen Meßmittelmenge
zu arbeiten. Auf diese Weise kann verhindert werden, daß die zu bearbeitenden Ringe
eine Ungenauigkeit wegen Wärmeverzugs aus der Bearbeitungswärme heraus erfahren. Im
allgemeinen wird man die Meßmittelmenge und die Spülmittelmenge dem gleichen Druckmittelsystem
entnehmen und auch wieder zuführen.
[0007] Im einzelnen bestehen im Rahmen der Erfindung mehrere Möglichkeiten der weiteren
Ausbildung und Gestaltung. Im einfachsten Falle wird man mit zwei diametral gegenüberliegenden
Meßköpfen arbeiten. Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung, die sich durch
besonders stabile Verhältnisse in dynamischer Hinsicht auszeichnet, und zwar auch
in bezug auf das Meßsystem, ist dadurch gekennzeichnet, daß mit drei über den Umfang
der zu bearbeitenden Ringfläche um 120° versetzt angeordneten Meßköpfen gearbeitet
wird. - Die Meßwerte können von den einzelnen Meßköpfen bzw. von den den einzelnen
Meßköpfen zugeführten Meßmittelströmen abgenommen und einzeln oder integriert ausgewertet
werden.
[0008] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung ausführlicher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- das Schema einer Vorrichtung für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
als Ansicht in Richtung der Achse eines zu bearbeitenden Ringes,
- Fig. 2
- einen Schnitt in Richtung A-A durch den Gegenstand nach Fig. 1 mit einigen konstruktiven
Details und
- Fig. 3
- entsprechend der Fig. 1 eine andere Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0009] Die in den Figuren dargestellte Vorrichtung ist zum Feinschleifen von Ringen 1 auf
der Ringinnenfläche (Fig. 1 und 2) oder auf der Ringaußenfläche (Fig. 3) bestimmt.
[0010] Man erkennt zunächst eine Werkstückaufnahme 2 für die zu bearbeitenden Ringe 1, wobei
die Einspannung und Zentrierung über mechanische Einspannelemente 3 erfolgt. Nimmt
man die Fig. 2 hinzu, so erkennt man, daß ein von der Werkstückaufnahme 2 aufgenommener
zu bearbeitender Ring 1 z. B. über einen Treiber 4 rotierend mitgenommen wird.
[0011] Die zu bearbeitende Ringfläche erfährt bei einem Schleifvorgang eine berührungslose
Vermessung. In den Fig. 1 und 3 erkennt man, daß dazu Meßköpfe 5 vorgesehen sind,
die in radialer Richtung in bezug auf die zu bearbeitende Oberfläche einstellbar sind.
Diese Einstellung kann in radialer Richtung hin und wieder zurück erfolgen, was durch
Doppelpfeil angedeutet wurde. Dabei läßt sich ein sehr feiner Spalt zwischen der zu
bearbeitenden Ringfläche und dem Meßkopf 5 einstellen. In den Fig. 1 und 3 wurde dieser
Spalt mit erheblicher Übertreibung vergrößert dargestellt. Die Spaltweite liegt im
allgemeinen im µ-Bereich. Die Meßköpfe 5 sind meßkraftkompensierend äquidistant über
den Umfang der zu bearbeitenden Ringfläche verteilt. Sie besitzen jeweils zumindest
eine Düsenöffnung 6, aus der ein mit dem Spülmittel übereinstimmendes hydraulisches
Meßmittel 7 austritt. Es tritt freistrahlfrei in die Meß- und Spülmittelschicht 7
ein, die übertrieben dick gezeichnet worden ist. Sie bildet sich zwischen der zu bearbeitenden
Ringfläche und jedem der Meßköpfe 5 aus.
[0012] In der Fig. 1 wurde angedeutet, daß die Meßköpfe 5 als Meßschuhe ausgeführt sind,
deren Meßfläche krümmungsmäßig der zu bearbeitenden Ringfläche angepaßt ist. Die Düsenöffnungen
6 münden, wie die Fig. 2 zeigt, in der Meßfläche. Im Ausführungsbeispiel und nach
bevorzugter Ausführungsform der Erfindung haben die Düsenöffnungen 6 aller Meßköpfe
5 den gleichen Durchmesser. Sie sind auch zur Abgabe gleicher Meßmittelmengenströme
eingerichtet. In der Fig. 3 wurde angedeutet, daß die Meßköpfe 5 auch ein in radialer
Richtung verlaufendes Düsenrohr 8 aufweisen können. - Die eingangs beschriebene Verfahrensweise
läßt sich mit solchen Vorrichtungen sehr einfach verwirklichen. Handelt es sich um
die Bearbeitung von Wälzlagerlaufringen, so können die Meßköpfe 5 durch eine radiale
Verstellung in die Laufrillen der Ringe eingeführt und in Arbeitsposition gebracht
werden.
1. Verfahren zum Feinschleifen von Ringen auf der Ringaußenfläche oder auf der Ringinnenfläche,
insbesondere zum Feinschleifen von Wälzlagerlaufringen, unter Zuführung einer Spülmittelmenge
als Spülflüssigkeit,
wobei ein zu bearbeitender Ring in einer Werkstückaufnahme mechanisch zentriert
sowie um seine Achse angetrieben wird,
und wobei die zu bearbeitende Ringfläche beim Schleifvorgang einer Vermessung unterworfen
wird sowie der Schleifvorgang nach Maßgabe der Vermessung geregelt oder gesteuert
wird, dadurch gekennzeichnet, daß eine berührungslose Vermessung mit zumindest zwei gleichen Meßköpfen durchgeführt
wird, aus denen Spülflüssigkeit als hydraulisches Meßmittel aus jeweils zumindest
einer Düsenöffnung austritt, und daß das hydraulische Meßmittel freistrahlfrei in
die Spülflüssigkeitsschicht eingeführt wird, die die zu bearbeitende Ringfläche mitnimmt
und die sich zwischen dem Meßkopf und der Ringfläche ausbildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßköpfe meßkraftkompensierend
äquidistant über den Umfang der zu bearbeitenden Ringfläche angeordnet werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mit einer
zugleich kühlwirksamen Meßmittelmenge gearbeitet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßmittelmenge
und die Spülmittelmenge dem gleichen Druckmittelsystem entnommen werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mit zwei diametral
gegenüberliegenden Meßköpfen gearbeitet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß mit drei über
den Umfang der zu bearbeitenden Ringfläche um 120° versetzt angeordneten Meßköpfen
gearbeitet wird.
7. Vorrichtung für die Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Meßköpfe in radialer Richtung in bezug auf die zu
bearbeitende Oberfläche, hin und zurück, einstellbar sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßköpfe ein in radialer
Richtung angeordnetes Düsenrohr aufweisen.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßköpfe
einen Meßschuh aufweisen, dessen Meßfläche krümmungsmäßig der zu bearbeitenden Ringfläche
angepaßt ist, und daß die Düsenöffnung in der Meßfläche mündet.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsenöffnungen
aller Meßköpfe den gleichen Durchmesser aufweisen und zur Abgabe gleicher Meßmittelmengenströme
eingerichtet sind.