[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1 sowie eine entsprechende Vorrichtung.
[0002] Ausgangspunkt der Erfindung sind Probleme gewesen, die seit langem auf einem anderen
Gebiet der Textilausrüstung anstehen, nämlich in der Kontinue-Färberei mit Direkt
-Farbstoffen (Substantiv-Farbstoffen) (s. Fischer-Bobsien "Internationales Lexikon
Textilveredlung + Grenzgebiete" 4. Auflage 1975, Spalten 419-422). Die Färbeflotte
kann hierbei in einem Foulard aufgetragen werden, wobei also die Warenbahn durch die
im Becken des Foulards befindliche größere Menge an Färbeflüssigkeit geleitet wird.
Hierbei stellen sich bisher unvermeidbare Endenabläufe ein, und zwar sowohl am Anfang
als auch am Ende der Warenbahn. Beim Passieren der ersten Teile der Warenbahn durch
die Flotte in dem Becken werden Anteile aus der Flotte von der Warenbahn ausgeschleppt,
die zu einer entsprechenden Verarmung der Flotte Anlaß sind, die nachgeregelt werden
muß. Es vergeht eine gewisse Zeit, bis ein Gleichgewichtsverhältnis eingetreten ist
und die Flotte in ihrer Konzentration konstant bleibt. Bis dieser Zustand erreicht
ist, ist ein Endenablauf von 50 bis 150 m entstanden. Derartige Warenlängen mit abweichendem
und insbesondere nicht konstantem Farbton können nicht zusammen mit der übrigen Ware
eingesetzt werden, sondern werden als mindere Qualitäten verkauft oder schwarz übergefärbt.
Jedenfalls entsteht durch diese Endenabläufe ein gewisser bisher nicht vermeidbarer
Verlust.
[0003] Ein weiteres Problem ist der Umstand, daß die Direktfarbstoffe nicht vollständig
aufziehen und die auf der Warenbahn befindlichen nicht fixierten Anteile nach dem
Dämpfen ausgewaschen werden. Die Farbstoffausbeute, d.h. das Verhältnis des tatsächlich
auf der Ware fixierten Farbstoffs zum ursprünglich aufgebrachten Farbstoff ist bei
weitem nicht vollständig, sondern liegt etwa in der Größenordnung von 60 %. Die nicht
aufgezogenen 40 % "gehen in den Kanal" und stellen nicht nur einen ganz erheblichen
Kostenfaktor, sondern auch ein schwieriges Umweltproblem dar, besonders da viele Moleküle
von Direktfarbstoffen komplex gebundene Schwermetallionen, insbesondere Kupferionen,
enthalten, die als ein gefährliches Abwassergift angesehen werden und hinsichtlich
deren strenge behördliche Vorschriften einzuhalten sind.
[0004] Es ist nun bereits bekannt, daß das Aufziehen von Direkt-Farbstoffen auf die Ware
durch Hinzufügung von Salzen wie Kochsalz oder Glaubersalz verbessert werden kann.
Es kann auf diese Weise der Anteil des auf die Fasern tatsächlich aufziehenden Farbstoffs
erhöht und somit der Farbstoffverlust einerseits und die Umweltbelastung andererseits
vermindert werden.
[0005] Im Kontinue-Verfahren jedoch führt der Zusatz von Salz zum Färbebad im Foulard zu
einer Verstärkung der Endenabläufe. Durch das Salz wird das Ziehvermögen der Ware
so erhöht, daß sie begierig Farbstoff aus der Flotte aufnimmt und die Flottenmenge
am Anfang und gegen Schluß noch stärkere und schwer in den Griff zu bekommende Konzentrationsänderungen
zeigt. Das zur Verbesserung der Farbstoffausbeute und der Umweltbelastung an sich
probate Mittel des Salzzusatzes läßt sich also bei der Kontinue-Färbung nicht ohne
weiteres einsetzen.
[0006] Eine ähnliche Problemlage ist auch beim Bleichen zu finden.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren und
eine entsprechende Einrichtung so auszugestalten, daß sich ein über die Warenbahnlänge
gleichmäßiger Behandlungsausfall einstellt.
[0008] Diese Aufgabe wird in ihrem verfahrensmäßigen Aspekt durch die in Anspruch 1 wiedergegebene
Erfindung gelöst.
[0009] In erster Linie kommt das Verfahren für das Bleichen von Flachgeweben in Betracht.
Bei einer derartigen Warenbahn wird die erste Behandlungsflotte in irgendeiner Weise
aufgetragen und sodann auf 60 bis 120 % abgequetscht. Die Feuchtigkeitswerte beziehen
sich stets auf die Menge an Behandlungsflotte in Relation zum Trockengewicht der Warenbahn,
auf die die Behandlungsflotte aufgetragen worden sit. Ein Wert von 120 % ist die obere
Grenze dessen, was in einer Quetschvorrichtung mit zusammenwirkenden Walzen noch gleichmäßig
abgequetscht werden kann; bei höheren Feuchtigkeitsgehalten müßte das Quetschwerk
mit so geringen Liniendrücken gefahren werden, daß die Gleichmäßigkeit der Abquetschung
nicht mehr gewährleistet und sogar die Gefahr des bereichsweisen Abhebens der Walzen
voneinander gegeben ist. Auf der anderen Seite ist eine solche Feuchtigkeitsmenge
mit in der Praxis vertretbarem Aufwand kaum anders auf eine Warenbahn aufzubringen
als durch eine Tränkung oder Netzung der Warenbahn mit anschließendem Abquetschen.
Ein Aufsprühen ist nur schwer gleichmäßig durchzuführen. Dasselbe gilt für ein Aufgießen,
da dabei die Flüssigkeitsmenge zur Bildung eines gleichmäßigen Films zu gering ist.
[0010] Auf die mit der angegeben Feuchtigkeitsmenge beladene Warenbahn wird nun die zweite
Behandlungsflotte aufgetragen, und zwar in einer besonderen Weise. Die Warenbahn soll
nämlich nicht durch einen größeren Flottenvorrat hindurchgeführt werden, bei welchem
die Gefahr von Konzentrationsveränderungen durch die von der Warenbhahn ausgeschleppte
Menge an Behandlungsmittel besteht. Deshalb soll die Warenbahn beim Auftrag der zweiten
Behandlungsflotte nur mit einer möglichst geringen Flottenmenge in Berührung stehen,
die von der Warenbahn sehr schnell aufgenommen und forttransportiert und die dementsprechend
ständig durch Einführen frischer Behandlungsflotte erneuert bzw. ergänzt wird. Auf
die Warenbahn wird also beidseitig stets frische Flotte aufgetragen, durch die noch
keine größeren Längen der Warenbahn hindurchgelaufen sind. Auf diese Weise können
Konzentrationsänderungen in der mit der Warenbahn in Berührung stehenden Menge an
Behandlungsflotte und dementsprechende Unterschiede im Behandlungsausfall minimiert
werden.
[0011] Wichtig ist ferner, daß nach dem Auftrag der zweiten Behandlungsflotte nicht abgequetscht
wird. Durch Abquetschen läßt sich kein Gesamtfeuchtigkeitsgehalt gleichmäßig einstellen,
der wesentlich über 120 % liegt. Wenn nach dem Auftrag der zweiten Behandlungsflotte
abgequetscht würde, würde es allenfalls möglich sein, einige wenige 10 % der zweiten
Behandlungsflotte hinzuzuaddieren, was für das Zusammenwirken der beiden Behandlungsflotten
und den Ausfall der Behandlung in vielen Fällen zu wenig ist. Aus diesem Grund wird
die Warenbahn nach dem Auftrag der zweiten Behandlungsflotte abgestreift, wodurch
größenordnungsmäßig noch einmal dieselbe Menge an Behandlungsflüssigkeit hinzuaddiert
werden kann wie beim ersten Auftrag und Gesamt-Feuchtigkeitsgehalte erzielbar sind,
die im Bereich dessen liegen, was die Warenbahn an Feuchtigkeit überhaupt halten kann,
ohne daß die Feuchtigkeit von der Warenbahn abtropft oder an ihr herunterläuft. Derartige
bis an die Grenzen der tropffreien Feuchtigkeitsgehalte getriebene Beladungen mit
Flotte sind von Vorteil, weil dadurch auf der Warenbahn eine große Wasserbeweglichkeit
gegeben ist und der Transport der Bleichmittel zwischen den beiden Flotten auf die
Fasern erleichtert wird.
[0012] Es empfiehlt sich, die Temperatur der beiden aufgetragenen Bleichflotten im wesentlichen
gleichzuhalten, weil dadurch ein optimales Zusammenwirken derselben und mit der Warenbahn
zustande kommt (Anspruch 2).
[0013] Die Aufgabe der Erfindung wird in ihrem vorrichtungsmäßigen Aspekt durch die in Anspruch
3 wiedergegebene Einrichtung gelöst, die im einzelnen in der in den Ansprüchen 4 bis
8 wiedergegebenen Weise realisiert sein kann.
[0014] Zwickelauftragsvorrichtungen der angegebenen Art sind für sich genommen aus der FR-PS
13 81 081 bekannt. Die Erfindung liegt jedoch nicht in der Zwickelauftragsvorrichtung
als solcher, sondern in der Kombiantion einer Tränkeinrichtung mit Abquetschung mit
einer Tränkeinrichtung mit sehr geringem Flotteninhalt, bei der anschliessend abgestreift,
d.h. eine relativ große Flottenmenge gleichmäßig auf der Warenbahn belassen wird.
[0015] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung in Gestalt einer als Ganzes
mit 100 bezeichneten Einrichtung zum Bleichen eines Flachgewebes aus Baumwolle dargestellt.
Die Warenbahn 1 wird zunächst durch einen die erste Auftragsvorrichtung bildenden
Foulard 10 geleitet, der ein Tauchbecken 2 umfaßt, welches bei einer Breite der Warenbahn
1 von 1,80 m 30 bis 60 I einer Bleichflotte 3 umfaßt, durch welche die Warenbahn in
der gezeigten Weise über eine Umlenkrolle 4 hindurchgeleitet wird, um dann vertikal
nach oben geleitet und in dem Quetschspalt 5 zwischen den Quetschwalzen 6 und 7 auf
einen Feuchtigkeitsgehalt von 70 bis 90 % des Flächengewichts der trockenen Warenbahn
1 abgequetscht zu werden.
[0016] Die mit dieser Feuchtigkeit beladene Warenbahn wird sodann an einer Umlenkrolle 8
vertikal nach unten umgelenkt und gelangt so in die die zweite Auftragsvorrichtung
bildende Zwickelauftragsvorrichtung 20. Die Zwickelauftragsvorrichtung 20 umfaßt zu
beiden Seiten der Warenbahn 1 einander gegenüberstehende Wandungen 11,12, die in dem
Ausführungsbeispiel im wesentlichen eben ausgebildet sind und zur Warenbahn leicht
schrägstehen, d.h. sich ihr in Laufrichtung annähern. An den Enden sind die Wandungen
11,12 außerhalb der Ränder der Warenbhan 1 miteinander verbunden, so daß ein aufrechter,
trichterartiger Trog 9 gebildet ist, der bis zu einer wählbaren geringen Füllstandshöhe
mit einer Bleichflüssigkeit 13 füllbar ist.
[0017] Am unteren Ende des Troges 9 sind quer über die Warenbahnbreite reichende längliche
gegen die Warenbahn 1 hin offene Ausnehmungen 15,16 gebildet, in denen aufblasbare
Druckschläuche 17,18 angeordnet sind. Die Schläuche 17,18 liegen, wenn sie aufgeblasen
sind, von beiden Seiten mit sanftem und über die Bahnbreite ganz gleichmässigem Druck
an der Warenbahn dichtend an und schließen den Trog 9 nach unten ab. Außerhalb der
Ränder der Warenbahn 1 liegen die Schläuche 17,18 unmittelbar aneinander an und dichten
auch in diesen Bereichen ab. Die Warenbahn wird gleitend durch den Spalt 19 zwischen
den Schläuchen 17,18 hindurchgezogen. Dabei wird die in dem Trog 9 aufgenommene Bleichflotte
13 bis auf einen durch den Druck in den Schläuchen 17,18 bestimmten Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt
abgestreift. Dieser Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt liegt im Bereich von etwa 100 bis 200
%, d.h. es wird in der Zwickel-Auftragsvorrichtung 20 noch einmal dieselbe Menge an
Bleichflotte hinzuaddiert, eie sie schon in dem Foulard 10 aufgetragen worden ist.
[0018] Die Füllstandshöhe in dem Trog 9 wird sehr niedrig gehalten. Bei einer Warenbahnbreite
von 1,80 m und der entsprechenden Breite des Troges Q stehen in rlAm Tmrt Q beispielsweise
hiQ A I der Bleichflotte 13. Diese Menge würde nur für wenige Meter Warenbahn 1 ausreichen
und wäre sehr schnell verbraucht. Aus diesem Grunde wird die Bleichflotte 13 durch
eine Zuführeinrichtung 14 ständig frisch nachgeliefert und auf einem gleichbleibenden,
wenn auch niedrigen Niveau in dem Trog 9 gehalten. Eine wesentliche Änderung der Konzentration
der Bleichflotte 13 durch von der Warenbahn 1 mitgenommene Bleichmittel kann also
nicht eintreten.
[0019] Bei einem Versuchsbeispiel wurde eine Baumwollgewebebahn mit einem Flächengewicht
von 150 g/m
2 auf einem Foulard mit folgender Imprägnierung versehen:
6,0 g/I NaOH fest als Alkali
2,0 g/I alkalibeständiges Netzmittel
6,0 g/I organischer Stabilisator
1,0 g/I Komplexbildner
und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 80 % abgequetscht. Die Warenbahn 1 wurde sodann
in eine Zwickel-Auftragsvorrichtung 20 eingeleitet und dort zusätzlich mit einem Auftrag
von 80 % dar folgenden Bleichflotte versehen:
30 g/I Na-Peroxid 35 %
1. Kontinue-Verfahren zum Bleichen einer textilen Warenbahn,
dadurch gekennzeichnet,
daß zuerst eine erste Bleichflotte aufgebracht und auf einen Feuchtigkeitsgehalt von
60 bis 120 % abgequetscht wird,
daß auf die noch feuchte Warenbahn eine zweite Bleichflotte derart aufgebracht wird,
daß die Warenbahn stets nur in Berührung mit einem kleinen, fortlaufend verbrauchten
und nach Maßgabe des Verbrauchs frisch nachgelieferten Flottenvorrat steht,
und daß die Warenbahn unmittelbar anschließend unter Hindurchleiten durch einen Spalt
mit mindestens einer elastisch an der Warenbahn anliegenden Begrenzung auf einen Gesamt-Feuchtigkeitsgehalt
von 100 bis 220 % abgestreift wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der beiden
aufgetragenen Bleichflotten gleich ist.
3. Einrichtung zum Bleichen einer textilen Warenbahn im kontinuierlichen Verfahren,
bei welcher in Laufrichtung der Warenbahn zwei Auftragsvorrichtungen für Behandlungsflotten
hintereinander angeordnet sind und die Warenbahn mit der Feuchte der ersten Auftragsvorrichtung
in die zweite Auftragsvorrichtung einläuft, zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1 oder 2,
gekennzeichnet durch die Kombination der folgenden Merkmale:
a) die erste Auftragseinrichtung umfaßt eine Tränkeinrichtung (2) für die Warenbahn
(1) mit nachgeschaltetem Walzenquetschwerk (6,7);
b) die zweite Auftragsvorrichtung umfaßt eine Tränkeinrichtung (9) für die Warenbahn
(1), bei welcher die Warenbahn (1) beidseitig nur mit einem sehr geringen, ständig
nach Maßgabe des Verbrauchs dosiert ergänzten Flottenvorrat (13) in Berührung steht;
c) der zweiten Auftragsvorrichtung (9) ist eine Abstreifvorrichtung (17,18) unmittelbar
nachgeschaltet, bei der die Warenbahn (1) durch einen sich quer über die Warenbahnbreite
erstreckenden Spalt (19) hindurchleitbar ist, der mindestens auf einer Seite der Warenbahn
in einer quer über die Warenbahn (1) reichenden Zone durch eine von einem fluiden
Druckmedium gegen die Warenbahn (1) aufblasbare und dichtend an ihr anliegende flexible
Wandung begrenzt ist.
4. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Auftragsvorrichtung
ein Foulard (10) ist.
5. Einrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Auftragsvorrichtung
eine Zwickel-Auftragsvorrichtung (20) mit einander zu beiden Seiten der Warenbahn
(1) gegenüberstehenden Wandungen (11,12) ist, die an den Enden seitlich außerhalb
der Warenbahn (1) verbunden sind und einen aufrechten, quer über die Warenbahnbreite
reichenden, bis zu einer wählbaren Füllstandshöhe mit einer Behandlungsflotte (13)
füllbaren Trog (19) bilden, durch den die Warenbahn (1) vertikal hindurchleitbar ist
und der am unteren Ende den Spalt (19) aufweist.
6. Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Spalt (19) durch zwei
einander parallel zu beiden Seiten der Warenbahn (1) gegenüberliegende, flexible,
gegen die Warenbahn aufblasbare und an ihr dichtend anliegende Wandungen begrenzt
ist.
7. Einrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandungen durch zwei
aufblasbare Schläuche (17,18) gebildet sind.
8. Einrichtung anch einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Trog
(9) höchstens mit einer Menge an Behandlungsflotte (13) gefüllt ist, die zur Behandlung
von 30 m Warenbahn (1) ausreicht.