(19)
(11) EP 0 484 317 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.05.1992  Patentblatt  1992/19

(21) Anmeldenummer: 91890261.0

(22) Anmeldetag:  30.10.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F23J 7/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 30.10.1990 AT 2191/90

(71) Anmelder: MAGINDAG Steirische Magnesit-Industrie Aktiengesellschaft
A-1130 Wien (AT)

(72) Erfinder:
  • Birkner, Friedrich, Dr.
    A-3384 Gross Sierning Nr. 33 (AT)

(74) Vertreter: Haffner, Thomas M., Dr. et al
Patentanwalt Schottengasse 3a
A-1014 Wien
A-1014 Wien (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Eindüsen von festen Additiven in Verbrennungsanlagen sowie Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens


    (57) Bei einem Verfahren zum Eindüsen von festen Additiven zur Behandlung von Rauchgasen, insbesondere zum Erleichtern der Ablösung bzw. zum Verhindern von Abscheidungen in Verbrennungsanlagen, bei welchem die Additive als Aufschlämmung in den Brennraum (13) und/oder Abgaskanal (10) eingedüst werden, wird die Aufschlämmung unmittelbar vor dem Eindüsen in einer Rührwerksmühle (1) hergestellt (Fig.).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Eindüsen von festen Additiven zur Behandlung von Rauchgasen, insbesondere zum Erleichtern der Ablösung bzw. zum Verhindern von Abscheidungen in Verbrennungsanlagen, bei welchem die Additive als Aufschlämmung in den Brennraum und/oder Abgaskanal eingedüst werden sowie auf eine Vorrichtung zum Durchführen dieses Verfahrens.

    [0002] Bei Verbrennungsanlagen sind verschiedene Maßnahmen zum Entschwefeln der Abgase bereits vorgeschlagen worden. Eine direkte Eindüsung von Entschwefelungsmitteln kann hiebei mit Vorteil gleichzeitig dazu verwendet werden, um Ablagerungen insbesondere Pyrosulfatablagerungen im Brennraum bzw. im Abgaskanal in einer Weise aufzulockern, daß ihre nachträgliche Ablösung bzw. das Reinigen der Verbrennungsanlage erleichtert wird. Als Entschwefelungsmittel sind Erdalkalisalze und im besonderen Magnesiumhydroxid bereits vorgeschlagen worden. Die Herstellung von Magnesiumhydroxid bedingt allerdings, daß das für die Hydratisierung verwendete Wasser nachträglich wieder abgetrennt wird. Weiters ist für das Eindüsen von Feststoffen eine besonders feine Vermahlung Voraussetzung, wodurch ein relativ kostspieliges Ausgangsprodukt eingesetzt werden muß. Schließlich ist für das Einblasen derartiger Feststoffe in der für eine effiziente Entschwefelung erforderlichen Menge eine entsprechend große Menge an Trägergas erforderlich. Um die gewünschte Umsetzung, die nur in bestimmten Temperaturbereichen optimal abläuft, nicht zu beeinträchtigen, müßten derartige Trägergasströme entsprechend temperiert werden.

    [0003] Feinstkörnige, feste Entschwefelungsmittel sowie zuschläge, haben darüberhinaus die Tendenz bei Lagerung in feuchter Umgebung zur Klumpenbildung zu neigen, wodurch der Aufwand für das Eindüsen derartiger Feststoffe weiter erhöht wird. zur Umgehung derartiger Probleme wurde bereits vorgeschlagen, Mg(OH)₂ als Aufschlämmung herzustellen und eine derartige Aufschlämmung entsprechend lager- und transportfähig zu machen. Um eine derartige Aufschlämmung über eine entsprechende Mindestlagerzeit beständig zu halten, ist wiederum eine besonders feine Vermahlung erforderlich, wobei darüberhinaus zur Erhöhung der Lagerbeständigkeit Dispergiermittel zugesetzt werden müssen. Weiters muß die Aufschlämmung nach ihrer Herstellung transportiert werden, wobei ein bedeutend vergrößertes Transportvolumen und Transportgewicht auf Grund des für die Aufschlämmung eingesetzten flüssigen Mediums entsteht. Die für die Herstellung der Suspension erforderliche feinste Vermahlung führt ebenso wie beim unmittelbaren Eindüsen von Feststoffen in fester Form zu weitgehend homogener Korngrößenverteilung, wodurch die Reichweite und der Bereich über welchen eine entsprechende Umsetzung im Brennraum oder im Abgaskanal nach dem Eindüsen möglich wird, entsprechend limitiert wird.

    [0004] Die Erfindung zielt nun darauf ab, die Nachteile, die mit der Verwendung einer Aufschlämmung insbesondere in bezug auf die Transportfähigkeit und die Lagerfähigkeit verbunden sind, zu vermeiden und auf den Einsatz von Dispergiermitteln bei der Herstellung derartiger Aufschlämmungen zu verzichten. Weiters zielt die Erfindung darauf ab, ein zur Eindüsung geeignetes Produkt zu schaffen, welches ein breiteres Korngrößenspektrum in der Suspension erlaubt und auf diese Weise die freie Weglänge bis zur Umsetzung im Inneren eines Brennraumes bzw. des Abgaskanales den Erfordernissen anpassen läßt. zur Lösung dieser Aufgabe besteht das erfindungsgemäße Verfahren im wesentlichen darin, daß die Aufschlämmung unmittelbar vor dem Eindüsen in einer Rührwerksmühle hergestellt wird. Dadurch, daß die Aufschlämmung unmittelbar vor dem Eindüsen in einer Rührwerksmühle hergestellt wird, wird nun zum einen der Vorteil erreicht, daß auf eine feinste Vermahlung verzichtet werden kann, dä eine derartige Aufschlämmung nur über einen kurzen zeitraum stabil sein muß und nicht über längere zeit lagerfähig sein muß. Während eine feinste Vermahlung dazu führt, daß größere Anteile der Additive in ein Rauchgasfilter gelangen, führt eine entsprechende Korngrößenverteilung zum Einbau in gegebenenfalls gebildete Abscheidungen und erleichtert die Ablösung bzw. verhindert die Abscheidung derartiger Ablagerungen. Für die Herstellung der Aufschlämmung muß lediglich das wasserfreie Produkt transportiert werden, wodurch sich eine Verringerung des Transportvolumens und des Transportgewichtes ergibt. Weiters kann bei einer derartigen Herstellung unmittelbar vor dem Eindüsen auf die Verwendung von Dispergiermitteln und damit von unerwünschten, die Abgase wiederum belastenden, Substanzen Abstand genommen werden. Durch den Verzicht auf eine feinste Vermahlung wird es möglich, Aufschlämmungen herzustellen, welche ein vorbestimmtes Korngrößenspektrum bzw. eine vorbestimmte Korngrößenverteilüng aufweist und mit Rücksicht auf die unmittelbar an die Herstellung der Aufschlämmung erfolgende Verwendung der Aufschlämmung, muß auf Lager- und Transportfähigkeit keine Rücksicht genommen werden. Die Wahl der geeigneten Korngrößenverteilung ermöglicht wiederum durch Eindüsen in einer Düsenebene eine Anpassung der effektiven Reichweite der gewünschten Umsetzung sowie eine gleichmäßigere Verteilung nach dem Eindüsen. Durch die unmittelbar vor der Eindüsung erfolgende Herstellung der Aufschlämmung in einer Rührwerksmühle wird aber darüberhinaus die Möglichkeit geboten, eine Reihe von zuschlagstoffen in der gleichen Weise wie die Aufschlämmung, gemeinsam mit der Aufschlämmung einzubringen, wobei es in diesem Falle genügt, die gewünschten zusätzlichen zuschlagstoffe der Rührwerksmühle aufzugeben.

    [0005] Mit Vorteil wird das erfindungsgemäße Verfahren dadurch weitergebildet, daß in der Rührwerksmühle als Hauptbestandteil der Additive MgO eingesetzt und mit H₂0 verrührt wird. Bei einer derartigen Verfahrensweise wird durch das Verühren mit Wasser eine Aufschlämmung von Magnesiumhydroxid gebildet, wodurch eine entsprechende Anhebung des pH-Wertes im Bereich der Eindüsung und eine besonders gute Lockerung von Belägen, wie sie durch Abscheidungen im Inneren des Brennraumes und/oder des Abgaskanals entstehen, erzielt wird. Diese Anhebung des pH-Wertes führt gleichzeitig zu einer Verringerung der Korrcsionserscheinungen in Inneren des Kessels.

    [0006] Mit Vorteil werden zusätzlich Silicagel, zeolithe, Harnstoff, Kohlenstoff und gegebenenfalls Manganoxide in der Rührwerksmühle aufgegeben, wobei durch derartige zuschläge bei entsprechender Korngrößenverteilung sowohl die Lockerung der Beläge, die Entschwefelungsleistung sowie die Verringerung von NOx in den Abgasen verbessert werden kann.

    [0007] Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß eine Rührwerksmühle mit einer Aufgabe für feste Additive und einem AnschluB für ein flüssiges Medium insbesondere H₂0, unter zwischenschaltung einer Pumpe über eine Leitung mit Düsen in den Brennraum und/oder die Abgaskanäle der Verbrennungsanlage verbunden ist. Eine derartige Rührwerksmühle erlaubt es in einem gemeinsamen Aggregat einen entsprechenden Mahlvorgang und ein Dispergieren des gemahlenen Produktes durchzuführen. Bei derartigen Rührwerksmühlen wird in einem geschlossenen Mahlbehälter gearbeitet, wobei mit hoher Packungsdichte der Mahlkörperfüllung der spezifische Flächendruck zwischen den Mahlkugeln entsprechend hoch gewählt werden kann, ohne daß hiefür große Aggregate erforderlich sind. Eine bevorzugt verwendbare Rührwerksmühle ist als Exzenterringscheibenrührwerk ausgebildet, welches die Mahlkörper zentrifugal und zentripetal beschleunigt, wobei als Trennorgan wahlweise ein Sieb mit einer Spaltweite von beispielsweise etwa 0,40 mm oder ein im Lagergehäuse integrierter koaxialer Ringspalt mit entsprechend geringer Spaltweite, beispielsweise 0,20 mm, verwendet werden kann.

    [0008] Die auf diese Weise hergestellte Aufschlämmung muß lediglich über den zeitraum stabil bleiben, welcher für den Transport durch die Leitung zwischen Rührwerksmühle und den Düsen erforderlich ist.

    [0009] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines in der zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert. In dieser ist mit 1 schematisch eine Einheit einer Rührwerksmühle dargestellt, wobei in einem Behälter 2 aus einem Vorratsbehälter 3 festes Magnesiumoxid eindosiert wird und mit Hilfe eines konventionellen Rühres 4 durch zudosieren von Wasser aufgeschlämmt wird. Die Aufschlämmung wird in der Folge durch eine Leitung 5 in den mit schematisch angedeuteten Kugeln 6 befüllten Mahlraum 7 eingebracht und aur die gewünschte Korngrößenverteilung vermahlen. Gegebenenfalls können gleichzeitig mit Magnesiumoxid über den Vorratsbehälter 3 zusätzliche Additive aufgebracht werden, welche gemeinsam mit dem Magnesiumoxid aufgeschlämmt und vermahlen werden und in der Folge in die Abgasleitung der Müllverbrennung eingedüst werden.

    [0010] Die aus der Rührwerksmühle 1 austretende Aufschlämmung wird in der Folge über eine Pumpe 8 geleitet um sie auf den für das Eindüsen in die Müllverbrennung geeigneten Druck zu bringen. Über Leitung 9 wird die in der Rührwerksmühle 1 hergestellte Aufschlämmung in die Abgasleitung 10 über eine Düse 11 eingedüst. Mit Vorteil wird hiebei eine Ebene der Müllverbrennungsanlage gewählt, in welcher das Abgas eine Temperatur von etwa 800°C aufweist, da zuschlagstoffe wie Harnstoff, gerade bei dieser Temperatur eine besonders günstige Reaktion mit den Stickoxiden des Abgases aufweisen. Auch werden Adsorptionsmittel wie Kohlenstoff in besonders günstiger Weise bei Temperaturen von etwa 800°C in den Abgasstrom eingedüst.

    [0011] Es ist jedoch auch möglich, wie dies schematisch durch die Leitung 12 angedeutet ist, die Aufschlämmung von Magnesiumoxid bereits in der Sekundärluftebene einer Müllverbrennung 13 einzudüsen.

    [0012] Der Abgasstrom wird in der Folge durch schematisch angedeutete Abhitzekessel 14 geleitet, wobei durch das Eindüsen von Aufschlämmungen von Magnsiumoxid mit unterschiedlichen Korngrößen des aufgeschlämmten Magnesiumoxids sichergestellt wird, daß eine gleichmäßige Verteilung der eingedüsten Aufschlämmung stattfindet und auf diese Weise eine vollständige Umsetzung mit den. sauren Bestandteilen des Abgases stattfindet. Auch wird durch diese Vorgangsweise sichergestellt, daB die Ausbildung von Ablagerungen verhindert oder zumindest die in dem Abhitzekessel 14 gebildeten Ablagerungen entsprechend leicht von den Kühlflächen entfernt werden können.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Eindüsen von festen Additiven zur Behandlung von Rauchgasen, insbesondere zum Erleichtern der Ablösung bzw. zum Verhindern von Abscheidungen in Verbrennungsanlagen, bei welchem die Additive als Aufschlämmung in den Brennraum (13) und/oder Abgaskanal (10) eingedüst werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufschlämmung unmittelbar vor dem Eindüsen in einer Rührwerksmühle (1) hergestellt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Rührwerksmühle (1) als Hauptbestandteil der Additive MgO eingesetzt und mit H₂0 verrührt wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich Silicagel, zeolithe, Kohlenstoff, Harnstoff und gegebenenfalls Manganoxide in der Rührwerksmühle (1) aufgegeben werden.
     
    4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine Rührwerksmühle (1) mit einer Aufgabe für feste Additive und einem Anschluß für ein flüssiges Medium insbesondere H₂0, unter Zwischenschaltung einer Pumpe (8) über eine Leitung (9) mit Düsen (11) in den Brennraum (13) und/oder die Abgaskanäle (10) der Verbrennungsanlage verbunden ist.
     




    Zeichnung