(19)
(11) EP 0 484 664 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.05.1992  Patentblatt  1992/20

(21) Anmeldenummer: 91116008.3

(22) Anmeldetag:  20.09.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D01H 7/68
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR IT LI

(30) Priorität: 09.11.1990 DE 4035605

(71) Anmelder: Zinser Textilmaschinen GmbH
D-73061 Ebersbach/Fils (DE)

(72) Erfinder:
  • Krawietz, Stefan, Dipl.-Ing. (TH)
    W-7333 Ebersbach/Fils (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Spinn- oder Zwirnvorrichtung


    (57) 1. Spinn- oder Zwirnvorrichtung mit einer eine Spule aufnehmenden, angetriebenen Spindel und einer koaxial zur Spindel angeordneten und diese übergreifenden Glocke (1), die mit einem axialen Fadenführungskanal und einer diese mit einer äußeren Mantelfläche verbindenen Verbindungsöffnung und mit einem zum Umlenken eines wendelförmig über die Mantelfläche laufenden Fadens auf die Spule dienenden unteren Rand (5) versehen ist.
    2.1 Bei bekannten Glockenspinnvorrichtungen können instabile Spinnbedingungen auftreten.
    2.2 Im Bereich des unteren Randes (5) der Glocke (1) ist wenigstens eine eine Reduzierung einer einmal eingenommenen Fadenumschlingung der Glocke ausschließende Profilierung (8,11) vorgesehen.
    2.3 Verwendung bei Glockenspinnmaschinen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Spinn- oder Zwirnvorrichtung mit einer eine Spule aufnehmenden, angetriebenen Spindel und einer koaxial zur Spindel angeordneten und diese übergreifenden Glocke, die mit einem axialen Fadenführungskanal und einer diesen mit einer äußeren Mantelfläche verbindenden Verbindungsöffnung und mit einem zum Umlenken eines wendelförmig über die Mantelfläche laufenden Fadens auf die Spule dienenden unteren Rand versehen ist.

    [0002] Eine solche Vorrichtung ist aus der DE-C 34 00 327 bekannt. Dabei wird ein Faden von einem Streckwerk zu einer frei rotierbar gelagerten Glocke geliefert, in der er durch einen axialen Fadenführungskanal über eine diesen mit einer Mantelfläche der Glocke verbindende Verbindungsöffnung nach außen geführt wird. Der Faden verläuft wendelförmig über die Mantelfläche zu einem unteren Rand der Glocke, wo er zu einer auf einer angetriebenen Spindel steckenden Spule umgelenkt wird. Durch die durch die Umschlingungen auf der Glocke bewirkte Fadenreibung wird die Glocke von dem Faden mitgeschleppt. Während des Kopsaufbaus auf der Spule ändert sich die Fadenspannung aufgrund der unterschiedlichen Aufwickeldurchmesser der Spule. Ein Spannungsausgleich erfolgt selbsttätig durch die Änderung der Umschlingungen und damit des wendelförmigen Verlaufs des Fadens um die Glocke. Insbesondere bei groben Garnen oder großen Kopsgewichten können instabile Spinnbedingungen auftreten, die dazu führen können, daß eine Ausspinnung nicht mehr möglich ist.

    [0003] Es ist auch bekannt (US 4 779 409), bei einer Spinnvorrichtung eine auf einer angetriebenen Spindel angeordnete Spule mit einem koaxialen Trichter zu umgeben, der rotierbar gelagert ist. Dieser Trichter besteht aus einem hohlzylindrischen Teil und einem daran anschließenden, sich kegelstumpfförmig erweiternden Bereich. Dabei wird ein von einem Streckwerk gelieferter Faden im Bereich des hohlzylindrischen Teils innerhalb des Trichters geführt, so daß der halbzylindrische Teil als Ballonbegrenzer wirkt. Der Faden tritt am Übergang des hohlzylindrischen Teils zum kegelstumpfförmigen Bereich des Trichters auf die Mantelfläche dieses Bereiches nach außen aus. Im Bereich des unteren Randes des Trichters wird der Faden durch eine Aussparung geführt und auf die Spule umgelenkt. Die Aussparung im Bereich des unteren Randes dient dazu, die Länge des Fadens zwischen der Austrittsöffnung am Übergang des hohlzylindrischen Teils zum kegelstumpfförmigen Bereich und dem unteren Rand konstant zu halten.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Spinn- oder Zwirnvorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, die in jedem Fall stabile Spinnbedingungen gewährleistet.

    [0005] Diese Aufgabe wir dadurch gelöst, daß im Bereich des unteren Randes der Glocke wenigstens eine eine wesentliche Reduzierung einer einmal eingenommenen Fadenumschlingung der Glocke ausschließende Profilierung vorgesehen ist.

    [0006] Die Größe des Umschlingungswinkels, d.h. die Anzahl der Fadenumschlingungen um die Glocke, ändert sich mit dem Spulendurchmesser selbsttätig. Der Umschlingungswinkel wird beim Spinnen auf große Durchmesser größer und beim Spinnen auf kleine Durchmesser kleiner. Beim Übergang von großen auf kleine Aufwickeldurchmesser kann es zum Ballonieren des Fadens kommen, falls zu diesem Zeitpunkt die auf den Faden wirkende Fliehkraft größer ist als die aus der Fadenspannung resultierende Normalkraft, die der Fliehkraft entgegenwirkt. Die aus der Fadenspannung resultierende Normalkraft wird um so größer, je größer der Umschlingungswinkel des Fadens um die Glocke ist. Durch die erfindungsgemäße Maßnahme wird die Beweglichkeit des Fadens so eingeschränkt, daß eine Zunahme des Umschlingungswinkels, d.h. der Fadenumschlingung, zwar möglich ist, eine Reduzierung jedoch wenigstens auf einen kleinen Bereich beschränkt ist. Die einmal eingenommene,nicht reduzierbare Fadenumschlingung reicht in der Regel aus, ein Ballonieren des Fadens zu verhindern. Dennoch wird weiterhin eine selbsttätige Festlegung des Umschlingungswinkels des Fadens und somit ein selbsttätiger Spannungsausgleich erreicht. Durch die Erfindung sind größere Kopsdurchmesser spinnbar. Der Bereich des unteren Randes, in welchem die Profilierung angeordnet ist, erstreckt sich etwa über 1/4 der Gesamthöhe der Glocke.

    [0007] In Ausgestaltung der Erfindung weist die Profilierung mehrere in Umfangsrichtung der Glocke aufeinander folgende Zacken auf, die jeweils mit einer in Drehrichtung der Glocke weisenden steil ansteigenden Flanke und mit einer flach ansteigenden Flanke versehen sind. Da der Faden nur über die flach ansteigende Flanke gleiten kann, ist eine Zunahme des Umschlingungswinkels möglich, eine Abnahme jedoch nicht.

    [0008] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung befindet sich zwischen einer flachen Flanke einer Zacke und einer steilen Flanke einer folgenden Zacke ein steigungsloser Abschnitt. Dadurch kann der Faden etwas changieren und schneidet sich nicht in den unteren Rand der Glocke ein.

    [0009] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, die anhand der Zeichnungen dargestellt sind.
    Fig. 1
    zeigt einen Ausschnitt einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Spinnvorrichtung, bei der ein über eine Mantelfläche einer teilweise dargestellten Glocke verlaufender Faden an dem unteren Rand der Glocke auf eine Spule umgelenkt wird, der mit eine Reduzierung einer einmal eingenommenen Fadenumschlingung der Glocke weitgehend ausschließenden Profilierungen versehen ist,
    Fig. 2
    in einer Ansicht ähnlich Fig. 1 eine weitere Ausführungsform einer Spinnvorrichtung, bei der im Bereich des unteren Randes der Glocke ein mit radial nach außen abragenden Profilierungen versehener Ring angeordnet ist und
    Fig. 3
    eine Schnittansicht entlang der Linie III-III in Fig. 2 der die Spule übergreifenden und den Ring aufweisenden Glocke.


    [0010] Die Glockenspinnvorrichtung nach Fig. 1 ist im Prinzip entsprechend der in der DE-C 34 00 327 ausführlich beschriebenen Glockenspinnvorrichtung aufgebaut. Auf eine Darstellung und eine Beschreibung der an sich bekannten Teile dieser Glockenspinnvorrichtung wird daher im folgenden verzichtet. Ein Faden (4) wird von einem Streckwerk in einen axialen Fadenführungskanal einer Glocke (1) geliefert und durch eine den Fadenführungskanal mit einer Mantelfläche der Glocke (1) verbindende Verbindungsöffnung auf die Mantelfläche der Glocke (1) nach außen geführt. Auf dieser Mantelfläche verläuft der Faden (4) wendelförmig nach unten und wird an einem unteren Rand (5) der Glocke (1) zu einer auf einer angetriebenen Spindel angeordneten Spule (3) umgelenkt. Die Spule (3) besitzt eine Spulenhülse (2), auf die der Faden (4) zu einem Kops aufgewickelt wird.

    [0011] Die Glocke (1), deren Mantel nach den Fig. 1 bis 3 im wesentlichen eine hohlzylindrische Form besitzt, wird in Richtung des Pfeiles (14) zu einer Drehbewegung um die Spindelachse (15) vom Faden mitgeschleppt. Um eine Reduzierung einer einmal eingenommenen Umschlingung des Fadens (4) auf der Glocke (1) nahezu völlig auszuschließen, sind am unteren Rand (5) mehrere in Verlängerung der Mantelfläche nach unten abragende eine Profilierung bildende Zacken (8) vorgesehen. Über den unteren Rand (5) sind in gleichmäßigem Abstand zueinander acht solcher Zacken (8) verteilt. Eine Zacke (8) besitzt eine zur Umfangsrichtung der Glocke (1) steil ansteigende Flanke (7), sowie eine zur Umfangsrichtung flach ansteigende Flanke (6). Die steil ansteigende Flanke (7) weist in Drehrichtung der Glocke (1), die flach ansteigende Flanke (6) entgegen der Drehrichtung.

    [0012] Zwischen zwei Zacken (8) befindet sich jeweils ein Abschnitt (9), der eine flache Flanke (6) einer Zacke (8) mit einer steilen Flanke (7) der benachbarten Zacke (8) verbindet. Dieser Abschnitt (9) erstreckt sich in Umfangsrichtung in einer Radialebene zur Spulenachse (15), d.h. er ist steigungslos. In diesem Abschnitt kann der Faden (4) aufgrund von Spannungsschwankungen etwas changieren, um nicht in den unteren Rand (5) der Glocke (1) einzuschneiden. Um Schädigungen des Fadens (4) zu vermeiden, sind die Zacken (8) und die Abschnitte (9) des unteren Randes (5) gerundet.

    [0013] Während des Spinnvorgangs nimmt der Faden (4) selbsttätig einen wendelförmigen Verlauf auf dem Mantel der Glocke (1) ein. Er "rastet" dabei selbsttätig an der Zacke (8) ein, die seinem eingenommenen wendelförmigen Verlauf über die Glocke (1) entspricht. Während des Kopsaufbaus kann der Faden (4) seinen Fadenweg durch eine Zunahme des Umschlingungswinkels, d.h. der Umschlingungen um die Glocke (1), frei einstellen, da er jeweils über die flachen Flanken (6) der in Drehrichtung (14) vor ihm liegenden Zacken (8) gleiten kann. Lediglich eine Reduzierung der einmal eingenommenen Fadenumschlingung ist nicht möglich, d.h. auf den Bereich zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zacken (8) beschränkt, da der Faden (4) die Glocke (1) an der steilen Flanke (7) an einem Voreilen in Drehrichtung hindert.

    [0014] Die Glocke (1) nach Fig. 2 weist in geringem axialen Abstand von wenigen Millimetern zu ihrem unteren Rand (5) einen von der Mantelfläche der Glocke (1) radial nach außen abragenden Ring (10) auf, der mit noppenartigen Zacken (11) versehen ist. Diese Zacken (11) ragen ebenfalls radial von der Mantelfläche der Glocke (1) nach außen ab. Jede Zacke (11) ist mit einer in Drehrichtung (14) gerichteten steilen Flanke (12) und mit einer sich entgegen der Drehrichtung (14) nach hinten erstreckenden flachen, etwa spiralenförmigen Flanke (13) versehen.In Umfangsrichtung der Glocke (1) schließen acht solcher Zacken (11) aneinander an. Wie aus Fig. 3 ersichtlich ist, ergibt sich dadurch eine sägezahnartige Profilierung. Die steile Flanke (12) verläuft jeweils im wesentlichen radial. Die flache Flanke (13) der jeweiligen Zacke (11) schließt an die steile Flanke (12) an und verläuft etwa spiralförmig entgegen der Drehrichtung (14) in einem leichten Bogen nach innen.

    [0015] Auch durch diesen Ring (10) wird erreicht, daß der Faden (4) eine einmal eingenommene Fadenumschlingung auf der Glocke (1) nicht mehr reduzieren kann. Eine Lageänderung des Fadens (4) entgegen der Drehrichtung (14) endet immer an der steilen Flanke (12) der jeweiligen Zacke (11). Eine mögliche Reduzierung der Umschlingung ist somit auf den Winkelabstand zwischen den steilen Flanken (12) zweier aufeinanderfolgender Zacken (11) beschränkt. Auch bei dieser Ausführungsform ist jedoch eine Erhöhung der Umschlingung und damit des Umschlingungswinkels jederzeit möglich, da der Faden (4) seinen Verlauf durch ein Gleiten über die flachen Flanken (13) frei einstellen kann.

    [0016] Die Höhe der Zacken (8) nach Fig. 1 bzw. der Zacken (11) nach Fig. 2 und 3 beträgt ungefähr 1 mm.

    [0017] Bei einer anderen Ausführungsform der Erfindung sind als Profilierung im Bereich des unteren Randes der Glocke mehrere hakenförmige Bügel vorgesehen, die radial und/oder axial von der Mantelfläche der Glocke (1) abragen.

    [0018] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß durch das Aufrechterhalten der einmal eingenommenen Umschlingung des Fadens (4) auf der Glocke (1) auf der Einlaufseite der Glocke (1) nur relativ geringe Spannungsänderungen im Faden (4) auftreten. Die Fadenspannung zwischen Glocke (1) und einem vorausgehenden Streckwerk ist daher weitgehend konstant, so daß weitgehend konstante Spinnbedingungen eingehalten werden.


    Ansprüche

    1. Spinn- oder Zwirnvorrichtung mit einer eine Spule aufnehmenden, angetriebenen Spindel und einer koaxial zur Spindel angeordneten und diese übergreifenden Glocke, die mit einem axialen Fadenführungskanal und einer diesen mit einer äußeren Mantelfläche verbindenden Verbindungsöffnung und mit einem zum Umlenken eines wendelförmig über die Mantelfläche laufenden Fadens auf die Spule dienenden unteren Rand versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich des unteren Randes (5) der Glocke (1) wenigstens eine eine wesentliche Reduzierung einer einmal eingenommenen Fadenumschlingung der Glocke (1) ausschließende Profilierung (8, 11) vorgesehen ist.
     
    2. Spinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Profilierung mehrere in Umfangsrichtung der Glocke (1) aufeinander folgende Zacken (8, 11) aufweist, die jeweils mit einer in Drehrichtung (14) der Glocke (1) weisenden, steil ansteigenden Flanke (7, 12) und mit einer flach ansteigenden Flanke (6, 13) versehen sind.
     
    3. Spinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß sich zwischen einer flachen Flanke (6) einer Zacke (8) und einer steilen Flanke (7) einer folgenden Zacke (8) ein steigungsloser Abschnitt (9) befindet.
     
    4. Spinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zacken (8) sich in Verlängerung der Mantelfläche der Glocke (1) nach unten erstrecken.
     
    5. Spinn- oder Zwirnvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zacke (11) von der Mantelfläche der Glocke (1) im wesentlichen radial nach außen abragen.
     
    6. Spinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Zacken (11) auf einem auf der Mantelfläche der Glocke (1) angeordneten Ring (10) vorgesehen sind.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht