[0001] Die Erfindung betrifft einen Fülldraht zur Behandlung von Gußeisenschmelzen, bestehend
aus einem Mantel aus Eisenwerkstoff, vorzugsweise Stahl, und einer Füllung aus feinkörniger
sogenannter Magnesium-Vorlegierung für die Herstellung von Gußeisen mit Kugelgraphit
bzw. Vermikulargraphit.
[0002] Bekanntlich werden Gußeisenschmelzen mit Rein-Magnesium bzw. Magnesium-Vorlegierung
behandelt, um eine kugelförmige bzw. vermikulare Ausbildung des Graphits in der Gußeisenmatrix
zu erreichen und dadurch die mechanisch-technologischen Eigenschaften der daraus gegossenen
Werkstücke in vorteilhafter Weise zu beeinflussen.
[0003] Um ein Aufschwimmen und Verdampfen des in die Gußeisenschmelze einzubringenden Rein-Magnesiums
bzw. der Magnesiumvorlegierung zu vermeiden, sind in der Fachwelt eine Reihe von Verfahren,
wie Trigger-, Tauch-, Konverter-, Sandwich-, Flotret-, Tundish-Cover- und Übergießverfahren
bekannt. Bekannt ist auch, die Behandlung von Gußeisenschmelzen mittels einen Durchmesser
von 5 bis 13 mm aufweisenden Fülldrähten durchzuführen, die beispielsweise aus einem
Stahlmantel mit einer Füllung aus pulverförmigem Rein-Magnesium oder Magnesium-Vorlegierung
mit Ferrosilizium, Kalzium, Magnesium, Silizium, Seltene Erden bestehen und mittels
einer Vorschubeinrichtung in die Gußeisenschmelze mit Geschwindigkeiten von bis zu
200 m/min eingeführt werden (GB-A 2 069 898). Zusätzlich können die pulverförmigen
Magnesium-Vorlegierungen noch metallurgisch wirkende Additive, wie Silico-Mischmetall,
Graphit oder dergleichen, sowie reaktionshemmende Komponenten, wie Eisen, Graphit,
Perlit und/oder Kalziumkarbid enthalten. Bekannt sind auch Fülldrähte, die mit einer
pulverförmigen Kalzium-Silizium-Magnesium-Legierung der Zusammensetzung 15 bis 30
Gew.-% Kalzium, 40 bis 55 Gew.-% Silizium und 5 bis 32 Gew.-% Magnesium gefüllt sind,
die im Vergleich zu mit Rein-Magnesium gefüllten Fülldrähten eine reduzierte Reaktion
in der Eisenschmelze zeigen.
[0004] Ziel der Behandlung von Gußeisenschmelzen mit derartig ausgebildeten Fülldrähten
ist immer, in die Gußeisenschmelze einige Hundertstel Prozent Magnesium einzubringen,
um eine kugelförmige bzw. vermikulare Ausbildung des Graphits in der Gußeisenschmelze
zu bewirken. Die Verwendung von mit Rein-Magnesium bzw. Magnesium-Vorlegierung gefüllten
Fülldrähten führt beim Eintauchen in die Gußeisenschmelze in aller Regel zur heftigen
Reaktion des Magnesiums bedingt durch den hohen Dampfdruck des Magnesiums bei Temperaturen
von > 1400°C. Darüber hinaus führt die Anwesenheit von reaktionshemmenden Zusatzstoffen
in der Pulvermischung der Magnesium-Vorlegierung zur Bildung von unerwünschten Reaktionsschlacken.
Die mit Kalzium-Silizium-Magnesium-Legierung gefüllten Fülldrähte reagieren zwar schwächer
mit der Gußeisenschmelze, sie führen aber ebenso wie alle anderen mit Magnesium-Vorlegierung
bzw. Rein-Magnesium gefüllten Fülldrähte zu einem relativ niedrigen Magnesium-Ausbringen
von maximal 40 %.
[0005] Versuche, das Magnesium-Ausbringen durch eine Veränderung der Wanddicke des Fülldrahts
oder durch Erhöhung der Einführgeschwindigkeit des Fülldrahts in die Gußeisenschmelze
zu steigern, erbrachten keine Verbesserung des Magnesium-Ausbringens in der Gußeisenmatrix.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen Fülldraht bereitzustellen, der eine deutliche
Erhöhung des Magnesium-Ausbringens in der Gußeisenschmelze ermöglicht und der langsam
mit der Gußeisenschmelze ohne Reaktionsschlackenbildung reagiert.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch einen Fülldraht, der aus einem Mantel
aus Eisenwerkstoff und einer Füllung aus feinkörniger Magnesium-Vorlegierung besteht,
wobei letztere die Zusammensetzung 8 bis 15 Gew.-% Magnesium, 42 bis 48 Gew.-% Silizium,
Rest im wesentlichen Eisen aufweist, wobei der Magnesiumgehalt, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Fülldrahts, wenigstens 5 Gew.-% beträgt. Die der Gußeisenschmelze zugeführte Menge
an erfindungsgemäßem Fülldraht, bezogen auf die Behandlungseinheit, liegt damit in
einer Größenordnung von 0,5 bis 1 Gew.-%.
[0008] Feinkörnige Eisen-Silizium-Magnesium-Vorlegierungen des vorgenannten Typs sind für
die Behandlung von Gußeisenschmelzen bekannt, finden jedoch Anwendung nur beim Arbeiten
nach dem Übergießverfahren, bei dem die Vorlegierung im Gießpfannenboden in einer
Tasche untergebracht und mit einem Abdeckmittel belegt wird, um das unerwünschte Aufwirbeln
der Vorlegierung durch den in die Gießpfanne eintretenden Gießstrahl zu verhindern
und den Reaktionsbeginn mit der Gußeisenschmelze hinauszuzögern. Die Magnesiumausbeute
bei diesem Verfahren liegt in der in der Praxis üblichen niedrigen Größenordnung.
Der Reaktionsbeginn wird durch das Abdeckmittel zwar hinausgezögert, die Reaktion
selbst erfolgt jedoch vergleichsweise heftig.
[0009] Die im erfindungsgemäßen Fülldraht enthaltene Magnesium-Vorlegierung kann noch 0,2
bis 3,5 Gew.-% Kalzium oder/und 0,1 bis 1,5 Gew.-% Aluminium oder/und bis zu 3 Gew.-%
Seltene Erden enthalten, die als metallurgische Additive wirken.
[0010] Eine vorzugsweise Zusammensetzung der Füllung des Fülldrahts besteht aus einer magnesiumhaltigen
Vorlegierung, die aus 10 bis 12 Gew.-% Magnesium, 43 bis 46 Gew.-% Silizium, 1 bis
2 Gew.-% Seltene Erden, Rest Eisen besteht. Der Mantel des Fülldrahtes kann aus beliebigen
Eisensorten bestehen, bevorzugt aus Stahl.
[0011] Die Erfindung ist in der nachfolgenden Tabelle näher und beispielhaft erläutert,
wobei die mit dem erfindungsgemäß ausgebildeten, mit der Vorlegierung des Typs FeSiMg
gefüllten Fülldraht erzielten Ergebnisse den mit herkömmlichen Fülldrähten erzielten
Ergebnissen vergleichsweise gegenübergestellt sind.

[0012] Es zeigt sich, daß mit dem erfindungsgemäß aufgebauten Fülldraht mehr als eine Verdreifachung
des Magnesium-Ausbringens erzielt wird, was sich günstig auf die mechanisch-technologischen
Eigenschaften der hergestellten Gußstücke auswirkt. Da die magnesiumhaltige Vorlegierung
frei von reaktionshemmenden Komponenten bleiben kann, entstehen zwangsläufig keine
Reaktionsschlacken. Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, daß die Dicke des Mantels
des Fülldrahts von 0,4 mm auf 0,25 mm gesenkt werden kann, wodurch entweder ein kleinerer
Durchmesser des Fülldrahts erzielt oder eine größere Menge magnesiumhaltiger Vorlegierung
pro Längeneinheit im Fülldraht untergebracht werden kann. Darüber hinaus führt das
relativ große Magnesium-Ausbringen zu einer deutlich kleineren Menge an Magnesiumoxidrauch,
der problemlos ohne großen technischen Aufwand abgesaugt werden kann.
1. Fülldraht zur Behandlung von Gußeisenschmelzen, bestehend aus einem Mantel aus Eisenwerkstoff
und einer Füllung aus feinkörniger Magnesium-Vorlegierung für die Herstellung von
Gußeisen mit Kugelgraphit bzw. Vermikulargraphit,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorlegierung 8 bis 15 Gew.-% Magnesium und 42 bis 48 Gew.-% Silizium enthält
und der Rest im wesentlichen Eisen ist, wobei der Magnesiumgehalt, bezogen auf das
Gesamtgewicht des Fülldrahts, wenigstens 5 % beträgt.
2. Fülldraht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorlegierung 0,2 bis 3,5 Gew.-% Kalzium oder/und 0,1 bis 1,5 Gew.-% Aluminium
oder/und bis zu 3 Gew.-% Seltene Erden enthält.
3. Fülldraht nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorlegierung aus 10 bis 12 Gew.-% Magnesium, 43 bis 46 Gew.-% Silizium, 1
bis 2 Gew.-% Seltene Erden, Rest Eisen besteht.
4. Fülldraht nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mantel aus Stahl besteht.