[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Vier- bzw. Sechswalzengerüst mit Arbeits- und
Stützwalzen bzw. Arbeits-, Zwischen- und Stützwalzen, bei welchem die radial nicht
gelagerten Arbeitswalzen seitlich über Zwischen- und Stützrollen abgestützt sind.
[0002] Die Arbeits- und Stützwalzen bzw. Arbeits-, Zwischen- und Stützwalzen sind bei derartigen
Walzgerüsten in der Regel in einer gemeinsamen vertikalen Ebene angeordnet, wobei
die Arbeitswalzen zusätzlich seitlich abgestützt sind. Diese zusätzlichen seitlichen
Abstützungen verfolgen den Zweck, ein unkontrolliertes horizontales Durchbiegen der
Arbeitswalzen zu verhindern. Erforderlich ist eine seitliche Abstützung der Arbeitswalzen
insbesondere dann, wenn das Verhältnis zwischen dem Durchmesser der Arbeitswalze und
deren Nutzlänge 1 : 4 übersteigt.
[0003] Es sind seitliche Abstützungen bekannt, die aus einer an der zugehörigen Arbeitswalze
anliegenden, radial nicht gelagerten Zwischenrolle und zwei radial gelagerten Stützrollen
bestehen, an denen sich die Zwischenrolle abstützt (DE-PS 29 19 105). Je größer nun
der Durchmesser der Stützrollen ist, umso größere Stützkräfte (Horizontalkräfte) können
über die Zwischenrolle auf die Arbeitswalze ausgeübt werden, um deren horizontales
Durchbiegen herabzumindern bzw. zu verhindern. In der Praxis sind aber dem Durchmesser
der Stützrollen Grenzen gesetzt durch den Raum, welcher innerhalb des durch Stütz-
bzw. Zwischenwalze einerseits, und Walzgutdurchlauf andererseits gebildeten Winkels
zur Verfügung steht.
[0004] Ziel der Erfindung ist es daher, ein Vier- bzw. Sechswalzengerüst mit einer seitlichen
Arbeitswalzenabstützung zu schaffen, welche in der Lage ist, größere Stützkräfte (Horizontalkräfte)
aufzunehmen, als dies mit den bisher bekannten seitlichen Abstützeinrichtungen möglich
war.
[0005] Dieses Ziel wird erreicht bei einem Vier- bzw. Sechswalzengerüst mit Arbeits- und
Stützwalzen bzw. Arbeits-, Zwischen- und Stützwalzen, bei welchem die radial nicht
gelagerten Arbeitswalzen seitlich über Zwischen- und Stützrollen abgestützt sind.
Erfindungsgemäß ist ein solches Walzgerüst dadurch gekennzeichnet, daß die die Arbeitswalzen
seitlich abstützenden, radial nicht fest gelagerten Zwischenrollen sich ihrerseits
an einer Stützrollenanordnung abstützen, welche aus zwei in einen spitzen Winkel zur
Kraftrichtung der Stützwalzen bzw. der Zwischenwalzen angeordneten Stützrollenreihen
besteht, deren einzelne Stützrollen in einem gemeinsamen Lagerbalken gelagert sind
und kammartig versetzt ineinandergreifen.
[0006] Die Erfindung sei nunmehr unter Bezugnahme auf die anliegenden Zeichnungen, welche
bevorzugte Ausführungsformen des Erfindungsgegenstandes darstellen, naher erläutert.
In den Zeichnungen beziehen sich gleiche Bezugszeichen auf äquivalente Bauteile.
- Fig. 1
- zeigt schematisch die Walzen- und Rollenanordnung bei einem erfindungsgemäßen Sechswalzengerüst;
- Fig. 2
- ist eine perspektivische Darstellung speziell der erfindungsgemäßen Stützrollenanordnung;
- Fig. 3
- zeigt schematisch die Stützrollenanordnung von Fig. 2 mit ihren Achsen in dem dafür
vorgesehenen Lagerbalken;
- Fig. 4
- zeigt schematisch eine Anordnung für das Zustellen der Zwischenrollen mit den zugehörigen
Stützrollen in Richtung der Arbeitswalze;
- Fig. 5
- zeigt schematisch eine Anordnung, mit deren Hilfe die Zwischenrollen an die Stützrollen
andrückbar sind;
- Fig. 6
- zeigt ein Kräftediagramm gemäß einem Sechswalzengerüst nach dem durch die DE-PS 29
19 105 gegebenen Stand der Technik; und
- Fig. 7
- zeigt ein Kräftediagramm gemäß einem Sechswalzengerüst nach der Erfindung.
[0007] In Fig. 1 ist das System eines erfindungsgemäßen Walzgerüsts dargestellt, wobei die
Arbeitswalze mit 1 , die Zwischenwalze mit 2 und die Stützwalze mit 3 bezeichnet ist.
Die radial nicht gelagerte Arbeitswalze 1 wird über Reibschluß von der Zwischenwalze
2 angetrieben und die Zwischenwalze 2 wird entweder direkt oder von der Stützwalze
3 durch Reibschluß angetrieben. Die Umfangskraft bewirkt in der Arbeitswalze 1 eine
Horizontalkraft, die das Doppelte der Umfangskraft beträgt.
[0008] Entsprechend der Kraftrichtung bzw. der Drehrichtung legt sich nun die Arbeitswalze
1 an die Zwischenrolle 4 oder 4' an, die sich ihrerseits an die Stützrollen 5, 6 oder
5', 6' anlegt. Erfindungsgemäß sind nun diese Stützrollen in einer Weise angeordnet,
bei welcher Einzelrollen 5 und Einzelrollen 6 kammartig ineinandergreifen. Eine solche
Stützrollenanordnung, welche man auch als "Rollenkorb" bezeichnen kann, ist perspektivisch
in Fig. 2 dargestellt. Die nunmehr zu beschreibende Stützrollenanordnung 5, 6 ist
identisch mit der Stützrollenanordnung 5', 6', sodaß sich für letztere eine besondere
Beschreibung erübrigt.
[0009] Wie aus Fig. 2 ersichtlich, sind in einem Lagerbalken 7 die Stützrollen 5 mit ihren
Achsen 9, und die Stützrollen 6 mit ihren (hier nicht sichtbaren) Achsen 10 gelagert.
Wie besser aus Fig. 3 zu ersehen ist, sind die Achsen 9 und 10 jeweils versetzt zueinander
angeordnet, was das kammartige Ineinandergreifen der Stützrollen 5 und 6 bewirkt.
Die im Lagerbalken 7 ruhenden Rollen 5, 6 mit ihren Achsen 9, 10 werden in ihrer Stellung
festgehalten durch Brücken 7a, welche am Lagerbalken 7 durch (in Fig. 2 nicht gezeigte)
Mittel wie z. B. Verschraubungen, montiert sind. In Fig. 3 ist die Lage der (dort
abgenommenen) Brücken 7a gestrichelt gezeichnet, wobei Montagelöcher 15 mit Gewinde
zum Draufschrauben der Brücken 7a vorgesehen sind.
[0010] Die Fig. 4 zeigt von der Seite die Stützrollenanordnung 5, 6 im Lagerbalken 7 mit
Brücken 7a, wie sie im Walzgerüst eingebaut ist. Der Lagerbalken 7 ist in Richtung
der Arbeitswalze 1 (siehe Pfeil Z) einstellbar bzw. zustellbar mittels bekannter mechanischer
Einrichtungen wie Druckschrauben, Keile usw., oder auch mittels hydraulischer Einrichtungen
wie Zylinder 14. Solche Zustelleinrichtungen sind eingebaut in einen Stützbalken 8,
welcher mit den Lagergehäusen der Zwischenwalze 2 verbunden und in dem Fenster der
Walzenständer eingebaut ist. Die Verbindung des Stützbalkens 8 mit den Lagergehäusen
der Zwischenwalze 2 kann, um den Abschliff der Zwischenwalze 2 und den Abschliff der
Arbeitswalze 1 zu kompensieren, bewegbar (höhenverstellbar) ausgeführt werden.
[0011] Außer einer direkten Zustellung mit den oben genannten Einrichtungen, kann die Zustellung
des Lagerbalkens 7 aber auch dadurch erfolgen, daß der Lagerbalken 7 mit dem Stützbalken
8 in einem Drehpunkt schwenkbar verbunden ist und eine Zu- bzw. Einstellung zur Arbeitswalze
1 durch eine Schwenkbewegung erfolgt.
[0012] Die Zustellung des Lagerbalkens 7 und somit der Zwischenrolle 4 mit Stützrollen 5,
6 erfolgt in solcher Weise, daß die Arbeitswalze 1 während des Betriebes mit Spiel
unter Einleitung des Drehmoments sich einseitig an die Zwischenrolle 4 (bzw. bei umgekehrter
Drehrichtung an die Zwischenrolle 4') anlegt.
[0013] Die Fig. 5 zeigt eine Ausführungsform einer besonderen Aufhängung für die Zwischenrollen
4. Die Zwischenrolle 4 ist an ihren Enden in beweglichen Laschen 11 gelagert, deren
Aufhängepunkte sich im Bereich der Stützrollen 5, 6 befinden. Die Laschen 11 werden
über ein Hebelsystem 12 mittels Hydraulikzylinder 13 an die Stützrollen 5, 6 angedrückt.
Dadurch werden die Zwischenrollen 4 daran gehindert, aus dem durch die beiden Stützrollenreihen
5, 6 gebildeten Prisma auszuscheren.
[0014] Die Fig. 6 stellt das Kräftediagramm bei einem Walzwerk nach dem Stand der Technik
(DE-PS 29 19 105) dar, während Fig. 7 das Kräftediagramm bei einem Walzwerk nach der
Erfindung wiedergibt.
[0015] Die Horizontalkraft F
hor der Arbeitswalze wird sowohl nach Fig. 6 als auch nach Fig. 7 im Winkel von 15
O zur Zwischenrolle abgestützt. Danach ist - bezogen auf die Zwischenrolle - die Kraft
F:

Diese Kraft F muß von den Stützrollen aufgenommen werden.
[0016] Nach dem Stand der Technik (Fig. 6) wird die Kraft F zur oberen Stützrollenreihe
im Winkel von ca.40
O von der Zwischenrolle, und zur unteren Stützrollenreihe im Winkelvon ca.25
O von der Zwischenrolle übertragen. Dies ist bedingt durch den zur Verfügung stehenden
Bauraum, d.h. Winkel Zwischenwalze - Bandlauflinie. Die untere Stützrollenreihe wird
also stärker belastet und die auf die untere Stützrollenreihe wirkende Kraft F
stro wird:

[0017] Unter Berücksichtigung der obigen Gleichung I wird dann:

[0018] Nach der Erfindung (Fig. 7) wird die Kraft F von der Zwischenrolle zur oberen und
unteren Stützrollenreihe im Winkel von 10
O gleichmäßig übertragen. Die auf eine Stützrollenreihe wirkende Kraft F
stro wird:

[0019] Unter Berücksichtigung der obigen Gleichung I wird dann:

[0020] Hieraus ist der technische Fortschritt, welchen die Erfindung mit sich bringt, klar
ersichtlich.
Positionsliste
[0021]
- 1
- Arbeitswalze
- 2
- Zwischenwalze
- 3
- Stützwalze
- 4, 4'
- Zwischenrollen
- 5, 6, 5', 6'
- Stützrollen
- 7
- Lagerbalken
- 7a
- Brücke
- 8
- Stützbalken
- 9
- Achsen der Stützrollen 5
- 10
- Achsen der Stützrollen 6
- 11
- Lasche für Zwischenrolle 4
- 12
- Hebel für Lasche 11
- 13
- Hydraulikzylinder für Hebel 12
- 14
- Hydraulikzylinder für Lagerbalken 7
- 15
- Verbindungselement für 7 mit 7a
1. Vier- bzw. Sechswalzengerüst mit Arbeits- und Stützwalzen bzw. Arbeits-, Zwischen-
und Stützwalzen, bei welchem die radial nicht gelagerten Arbeitswalzen seitlich über
Zwischen- und Stützrollen abgestützt und letztere in einem gemeinsamen Lagerbalken
gelagert sind, dadurch gekennzeichnet, daß
a) im Lagerbalken (7) sich jede einzelne Stützrolle (5, 6) um ihren eigenen, ihr zugeordneten
Wellenstumpf (9, 10) dreht;
b) die einzelnen Wellenstümpfe (9, 10) gegeneinander versetzt angeordnet sind; und
c) die einzelnen Stützrollen (5, 6) mit ihren Wellenstümpfen (9, 10) kammartig ineinandergreifen.
2. Walzgerüst nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenrollen (4, 4')
mit der zugehörigen Stützrollenanordnung (5, 6, 5', 6') in Richtung der Arbeitswalze
(1) einstellbar sind und die Arbeitswalze (1) mit einem Spiel zwischen den Zwischenrollen
(4, 4') läuft.
3. Walzgerüst nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß für die Einstellung der Zwischenrollen
(4, 4') mit der zugehörigen Stützrollenanordnung (5, 6, 5', 6') in Richtung der Arbeitswalze
(1) mechanische oder hydraulische Einrichtungen vorgesehen sind.
4. Walzgerüst nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die mechanischen Einrichtungen
Druckschrauben oder Keile sind.
5. Walzgerüst nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die hydraulischen Einrichtungen
Hyderaulikzylinder (14) sind.
6. Walzgerüst nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Einstellung in Richtung
der Arbeitswalze (1) der die Stützrollen (5, 6) tragende Lagerbalken (7) in einem
mit den Lagergehäusen der Zwischenwalze (2) verbundenen Stützbalken (8) schwenkbar
gelagert ist.
7. Walzgerüst nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwecks Einstellung in Richtung
der Arbeitswalze (1) der die Stützrollen (5, 6) tragende Lagerbalken (7) durch Führungen
und an sich bekannte Stellglieder in dem mit den Lagergehäusen der Zwischenwalze (2)
verbundenen Stützbalken (8) verschiebbar ist.
8. Walzgerüst nach Anspruch 2, 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützbalken (8)
mit den Lagergehäusen der Zwischenwalze (2) höhen- und/oder seitenverschiebbar verbunden
sind.
9. Walzgerüst nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zwischenrollen (4, 4') in beweglichen Laschen (11) gelagert sind, deren Aufhängepunkte
sich im Bereich der Stützrollenanordnung (5, 6, 5', 6') befinden, wobei die Zwischenrollen
(4, 4') mittels der Laschen (11) an die Stützrollen (5, 6, 5', 6') andrückbar sind.
10. Walzgerüst nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bewegung der Laschen (11),
Hebel (12) mit hydraulischer Betätigung (13) vorgesehen sind.