[0001] Die Erfindung betrifft eine akustische Fokussiereinrichtung, insbesondere zur Fokussierung
von Ultraschall- und Stoßwellen zum berührungslosen Zerkleinern eines im Körper eines
Lebewesens befindlichen Konkrements.
[0002] Zur Fokussierung von ebenen oder schwach gekrümmten Stoßwellenfronten, wie sie bei
Lithotripsiegeräten erzeugt werden, die z.B. nach dem elektromagnetischen oder piezoelektrischen
Wandlerprinzip arbeiten, wird ein akustisches Linsensystem benötigt. Die fokussierte
Stoßwelle wird im Körper auf den zu behandelnden Stein ausgerichtet. Dabei sind je
nach Lage des Steins verschiedene Eindringtiefen der Stoßwelle erforderlich.
[0003] Die Forderung nach variabler Eindringtiefe kann erfüllt werden durch festbrennweitige
Systeme mit einer zusätzlichen variablen Vorlaufstrecke (z.B. balgförmiges Wasserkissen)
oder durch ein System mit veränderlicher Brennweite.
Weitere Forderungen an eine Therapieeinheit für die Lithotripsie sind z.B. die Baugröße,
Gewicht sowie möglichst geringer technischer Aufwand bei den Peripheriegeräten (z.B.
lageunabhängige, sensible Druck-/Volumenregelung).
In der
DE 85 23 024 U1 ist ein Ultraschallgenerator angegeben, der zwischen Ankoppelfläche an den Patientenkörper
und einem piezoelektrischen Wandler eine formflexible Grenzfläche enthält, deren Krümmung
durch Änderung des Drucks in der angrenzenden Flüssigkeit verändert werden kann. Die
Fokusverlagerung kann alternativ auch durch die Verschiebung einer zusätzlichen Festkörperlinse
erreicht werden.
In der
DE 37 39 393 A1 ist ein Lithotripter mit verstellbarer Fokussierung beschrieben, bei der die Wandung
einer Flüssigkeitslinse mit einem Teil einer Verstelleinrichtung verbunden ist. Durch
Bewegen der Verstelleinrichtung in Stoßwellenausbreitungsrichtung ändert sich die
Krümmung der Wandung.
In der
DE 33 28 051 A1 ist eine Vorrichtung zum berührungslosen Zertrümmern von Konkrementen beschrieben,
bei der die Veränderung des Fokuspunkts durch Verschiebung einer oder mehrerer akustischer
Linsen erreicht wird.
Aus der
DE 36 05 277 A1 ist eine Stoßwellentherapieeinrichtung bekannt, bei der eine Linse vom Koppelmedium
umgeben ist, wobei die Flüssigkeitsbereiche vor und hinter der Linse miteinander in
Verbindung stehen.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, eine Fokussiereinrichtung sehr geringer Baugröße
zu schaffen, dessen Fokuslänge (Schnittweite) in einem weiten Bereich veränderbar
ist und darüberhinaus den technischen Aufwand bei den Therapiegeräten vermindert.
Unter der Fokuslänge F bzw. Schnittweite eines Linsensystems wird hierbei und im folgenden
der Abstand zwischen Fokus und dem nächstliegenden Punkt der, von der Stoßwellenquelle
aus gesehen, letzten brechenden Fläche des Linsensystems verstanden.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruch 1 gelöst. Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstände von Unteransprüchen.
[0006] Erfindungsgemäß werden mehrere Grenzflächen in Ausbreitungsrichtung der Schallwellen
hintereinander angeordnet, wobei benachbarte Zwischenräume Flüssigkeiten unterschiedlicher
Schallgeschwindigkeiten enthalten. Diese Grenzflächen können dabei aus Materialien
bestehen, die formfest sind, d.h. ihre Form wird insbesondere nicht durch Druckdifferenzen
zwischen den auf beiden Seiten der Grenzfläche angrenzenden Flüssigkeiten beeinflußt.
Mindestens eine der Grenzflächen jedoch ist aus formflexiblen Material, d.h. eine
Verformung dieser Grenzfläche aufgrund Druckdifferenzen zwischen den angrenzenden
Flüssigkeiten ist möglich. Mindestens eine der Grenzflächen kann parallel zur Ausbreitungsrichtung
der Schallwellen verschoben und danach in ihrer Lage arretiert werden. Mindestens
ein Zwischenraum steht in Verbindung mit einem nicht benachbarten Zwischenraum.
Durch Verschiebung der beweglichen Grenzflächen wird Flüssigkeit zwischen den verbundenen
Zwischenräumen verdrängt und dadurch der Krümmungsradius mindestens einer der formflexiblen
Grenzflächen verändert.
Eine Veränderung der brechenden Eigenschaften der gesamten Fokussiereinrichtung, als
insbesondere Brechkraft und Fokuslänge F, resultiert somit letztlich aus zwei Effekten:
1. der Lageänderung einer oder mehrerer verschobener Grenzflächen
2. der Brechkraftänderung einer oder mehrerer formflexibler Grenzflächen aufgrund
ihrer Verformung.
[0007] Ausführungen sowie weitere Vorteile der Erfindung werden im folgenden anhand von
Zeichnungen beschrieben.
Es zeigen:
- Fig. 1
- den Querschnitt einer Ausbildung der erfindungsgemäßen Fokussiereinrichtung 10 bei
drei verschiedenen Einstellungen der Fokuslänge F (Fig. 1a, 1b, 1c)
- Fig. 2
- den Querschnitt einer Ausbildung der erfindungsgemäßen Fokussiereinrichtung 10 mit
einem zusätzlichen Ultraschalltransducer 20 bei drei verschiedenen Einstellungen der
Fokuslänge F (Fig. 2a, 2b, 2c).
[0008] In Fig. 1a ist der Querschnitt einer erfindungsgemäßen Fokussiereinrichtung
10 dargestellt. Eine Schallquelle 7, z.B. eine Stoßwellenquelle nach dem elektromagnetischen
oder piezomagnetischen Wandlerprinzip, bildet die Grundfläche
1 eines zylindrischen Rohrs
6, das durch die Ankoppelfläche
4 an den Patientenkörper abgeschlossen wird. Durch das Bauteil
50, im weiteren als Linsengruppe bezeichnet, das die Grenzflächen
2, 3, 4 umfaßt, wird das Volumen innerhalb des Rohres
6 in zwei Volumenbereiche unterteilt, die mit zwei Flüssigkeiten
40, 41 unterschiedlicher Schallgeschwindigkeit gefüllt sind. Diese beiden Volumenbereiche
sind ihrerseits unterteilt in die Zwischenräume
11, 12 und
13, 14, wobei die Zwischenräume
11, 12 über den Zugang
15 und die Zwischenräume
13, 14 über den Zugang
16 miteinander verbunden sind. Somit befindet sich in den Zwischenräumen
11, 12 die erste Flüssigkeit
40, in den Zwischenräumen
13, 14 die zweite Flüssigkeit
41.
Eine in der Schallquelle
7 erzeugte Wellenfront durchläuft nacheinander die Flüssigkeiten in den Zwischenräumen
11, 13, 12, 14, bis sie über die Ankoppelfläche
5 an den Patientenkörper geführt wird. Dabei erfolgen an den Grenzflächen
2, 3, 4 Übergänge zwischen den beiden Flüssigkeiten
40, 41 unterschiedlicher Schallgeschwindigkeit.
Die Linsengruppe
50 läßt sich innerhalb des Rohres
6 parallel zu dessen Wänden verschieben. Durch Gleitdichtungen an den Berührungsstellen
von Linsengruppe
50 und der Rohrwand wird auch während der Verschiebung der Austausch zwischen den beiden
Flüssigkeiten
40, 41 in den Zwischenräumen
11, 12 und
13, 14 unterbunden.
Die Flächen
2, 4 der Linsengruppe
50 sind formstabil, während die Fläche
3 aus elastischem Material besteht und somit formflexibel ist.
Bei einer Verschiebung der Linsengruppe
50 in Richtung der Schallquelle
7 wird Flüssigkeit
40 aus dem Zwischenraum
11 verdrängt und strömt durch den Zugang
15 in Zwischenraum
12. Dadurch wird die formflexible Grenzfläche
3 aufgewölbt und verdrängt Flüssigkeit
41 aus dem Zwischenraum
13 durch den Zugang
16 in den Zwischenraum
14. Die Stoffmengen jeder der beiden Flüssigkeiten
40, 41 in den Zwischenräumen
11, 12 bzw.
13, 14 bleiben vor, während und nach der Verschiebung gleich.
Um bei den hier dargestellten Krümmungsradien der Grenzflächen
2, 3, 4, 5 ein fokussierendes System zu erhalten, ist die Flüssigkeit
40 in den Zwischenräumen
11, 12 so zu wählen, daß sie eine geringere Schallgeschwindigkeit besitzt als die Flüssigkeit
41 in den Zwischenräumen
13, 14. Ein Beispiel hierfür ist H₂O in den Zwischenräumen
11, 12 und Glycerin in den Zwischenräumen
13, 14.
[0009] In einer vorteilhaften Ausführung wird die Ankoppelfläche
5 formfest gewählt. Ihre brechende Wirkung bestimmt sich allgemein aus der Schallgeschwindigkeit
in der angrenzenden Flüssigkeit
41 in Zwischenraum
14 im Verhältnis zu der im Patientenkörper. Wird die Flüssigkeit
41 im Zwischenraum
14 so gewählt, daß diese beiden Schallgeschwindigkeiten gleich sind, so hat die Ankoppelfläche
5 keine brechende Wirkung.
Unterdieser Bedingung ist es besonders vorteilhaft, sie aus formflexiblen Materialien
herzustellen, da hierdurch die Ankopplung an den Patientenkörper erleichtert wird.
[0010] Für die Steuerung der Fokuslänge
F ist nur die Lage der beweglichen Linsengrupp
e 50 maßgebend. In Fig. 1b und 1c ist dieselbe Fokussiereinrichtung
10 wie in Fig. 1a abgebildet, wobei jedoch die bewegliche Linsengruppe
50 sich innerhalb des zylindrischen Rohres
6 in anderen Positionen befindet. Daraus resultiert jeweils eine andere Krümmung der
formflexiblen Grenzfläche
3, was wiederum eine andere Brechkraft dieser Grenzfläche
3 und somit auch der gesamten Fokussiereinrichtung
10 zur Folge hat. Zur Veränderung der Fokuslänge
F trägt sowohl diese Brechkraftänderung wie auch die Änderung der Lage der Grenzflächen
2, 3, 4 innerhalb des Rohres
6 bei.
[0011] Neben der hier gezeigten Fokussiereinrichtung
10, bei der die Grenzfläche
3 formflexibel ausgebildet ist, ist es zur Erzielung der beschriebenen vorteilhaften
Eigenschaften auch möglich, stattdessen Grenzfläche
2 oder
4 formflexibel zu wählen.
[0012] Durch die Erfindung werden die folgenden Vorteile erzielt:
- geringe Baugröße
Da die Veränderung der Fokuslänge F aus der Verschiebung der Linsengruppe 50 und der Brennweitenänderung der flexiblen Grenzfläche 3 resultiert, ergibt bereits ein kleiner Verschiebungsweg eine deutliche Fokuslängenänderung.
Die Gesamtlänge der Therapieeinheit wird gegenüber einem System mit fester Brennweite
und Wasservorlaufstrecke oder einem System mit festbrennweitiger verschiebbarer Linse
deutlich geringer.
- Druck- und Volumenregelung entfallen vollständig, da die im System enthaltene Flüssigkeitsmenge
konstant bleibt.
- unkomplizierte Steuerung der Fokuslage
Die Fokuslage ist eine eindeutige Funktion des Verschiebungswegs der Linsengruppe
50. Eine Messung des Befüllungsgrads in der flexiblen Linse (innerhalb des Zwischenraums
13) ist nicht notwendig.
- Bei kurzen Fokuslängen F vergrößert sich die Apertur der Fokussiereinrichtung 10, das heißt die Energiedichte an der Hautoberfläche - auch bei dünnen Patienten -
bleibt gering.
[0013] In einer besonders vorteilhaften Ausführung wird ein Ultraschalltransducer
20 in die Fokussiereinrichtung
10 integriert. Fig. 2 zeigt den Querschnitt einer Fokussiereinrichtung
10, die der in Fig.1 gezeigten entspricht, jedoch mit zusätzlichem Ultraschalltransducer
20, bei drei verschiedenen Einstellungen der Fokuslänge
F (Fig. 2a, 2b, 2c).
Der Ultraschalltransducer
20 ist über eine Haltearm
21 an der Linsengruppe
5 befestigt, so daß er bei deren Verschiebung mitbewegt wird. Bevorzugt wird der Ultraschalltransducer
20 auf der Hauptachse
17 (die in diesem Falle der Rohrachse entspricht) der Fokussiereinrichtung
10 angeordnet.
Durch die Verbindung mit der Linsengruppe
50 wird erreicht, daß bei kurzer Fokuslänge
F (Fig 2c) die Abschattung der Stoßwelle durch das Transducergehäuse gering bleibt
und bei großen Fokuslängen
F (Fig. 2a) sich der Ultraschalltransducer sehr nahe am Körper des Patienten befindet,
so daß dessen Eindringtiefe optimal genutzt werden kann.
Durch das Verschieben der Linsengruppe
50 ändert sich die Fokuslage relativ zum Transducer
20 weniger stark als die Fokuslänge
F der Fokussiereinrichtung
10, d.h. die Lage des Fokus bleibt im mittleren Bildbereich des Transducers
20 bei guter Abbildungsqualität.
1. Akustische Fokussiereinrichtung (10) zur Fokussierung von Ultraschall- und Stoßwellen
für medizinische Anwendungen, dadurch
gekennzeichnet, daß
- mehrere Grenzflächen (1,2,3,4,5) in Ausbreitungsrichtung der Schallwellen hintereinander
angeordnet sind wobei benachbarte Zwischenräume (11,12,13,14) Flüssigkeiten (40,41)
unterschiedlicher Schallgeschwindigkeiten enthalten
- mindestens ein Zwischenraum (11,13) mit einem nicht benachbarten Zwischenraum (12,14)
in Verbindung steht
- mindestens eine der Grenzflächen (1,2,3,4,5) formflexibel ist
- mindestens eine (2,3,4) der Grenzflächen (1,2,3,4,5) parallel zur Ausbreitungsrichtung
der Schallwellen bewegt werden kann
- durch diese Verschiebung Flüssigkeit zwischen verbundenen Zwischenräumen verdrängt
und der Krümmungsradius mindestens einer (3) der formflexiblen Grenzflächen verändert
wird.
2. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere Grenzflächen (2,3,4) gemeinsam bewegt werden können.
3. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Fokussiereinrichtung (10) fünf Grenzflächen (1,2,3,4,5) mit
entsprechend vier Zwischenräumen (11,12,13,14) umfaßt, wobei der in Ausbreitungsrichtung
gesehen erste Zwischenraum (11) mit dem dritten Zwischenraum (12) in Verbindung steht,
und der zweite Zwischenraum (13) mit dem vierten Zwischenraum (14) in Verbindung steht.
4. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die in Ausbreitungsrichtung gesehen 2.,3. und 4. Grenzfläche (2,3,4) parallel zur
Ausbreitungsrichtung unabhängig voneinander oder gemeinsam bewegt werden können.
5. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die 2., 3. und 4. Grenzfläche (2,3,4) auf einem Bauteil (50) angeordnet sind,
das parallel zur Ausbreitungsrichtung bewegt werden kann.
6. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß von der 2.3. und 4. Grenzfläche (2,3,4) mindestens eine formflexibel ist.
7. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die 3. Grenzfläche (3) formflexibel ist.
8. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die 2. Grenzfläche (2) formflexibel ist.
9. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die 4. Grenzfläche (4) formflexibel ist.
10. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Stoffmengen aller Flüssigkeiten innerhalb der Fokussiereinrichtung
(10) vor, während und nach der Verschiebung konstant sind.
11. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die in Ausbreitungsrichtung gesehen letzte Grenzfläche (Ankoppelfläche
an den Patientenkörper,5) formstabil ist.
12. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die in Ausbreitungsrichtung gesehen letzte Grenzfläche (Ankoppelfläche an den
Patientenkörper,5) formflexibel ist.
13. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß sich innerhalb der Fokussiereinrichtung (10) ein Ultraschalltransducer
(20) befindet.
14. Akustische Fokussiereinrichtung (10) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ultraschalltransducer (20) sich auf der axialen Hauptachse
(17) der Fokussiereinrichtung (10) befindet und mit einer der beweglichen Grenzflächen
(2,3,4) verbunden ist.