[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufspulen eines kontinuierlich zugeführten
Fadens gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Beim Aufwickeln kontinuierlich zugeführter Fäden auf Spulen, die mit gleichbleibender
Umfangsgeschwindigkeit angetrieben sind, unterscheidet man zwischen drei verschiedenen
Verfahren:
- wilde Wicklung,
- Präzisionswicklung,
- gestufte Präzisionswicklung.
[0003] Bei der wilden Wicklung ist die Changierfrequenz konstant. Daraus ergibt sich ein
konstanter Fadenablegewinkel. Da jedoch mit wachsendem Spulendurchmesser die Drehzahl
abnimmt, nimmt die Windungszahl, d.h. das Verhältnis Drehzahl/Changierfrequenz, mit
wachsendem Durchmesser stetig ab. Wenn die Windungszahl ganzzahlig wird oder einen
Wert annimmt, der sich von einer ganzen Zahl durch einen einfachen Bruch unterscheidet,
wie z.B. 1 1/2 (zweite Ordnung), 2 2/3 (dritte Ordnung), 5 3/4 (vierte Ordnung), entstehen
sogenannte Spiegelwicklungen. Der Kürze halber werden nachfolgend die Zahlen, bei
denen Spiegelwicklungen entstehen, d.h. die ganzen und die gemischten Zahlen, als
"Spiegelwerte" bezeichnet. Das charakteristische Merkmal einer Spiegelwicklung besteht
darin, daß Windungen genau auf bereits vorher gelegte Windungen aufgelegt werden.
Bei ganzzahligen Windungszahlen, d.h. bei Spiegeln erster Ordnung, liegen die Windungen
aufeinander folgender Lagen aufeinander. Bei Spiegeln zweiter Ordnung erfolgt die
Überdeckung in jeder zweiten Lage usw.
[0004] Als "Lage" wird dabei das Fadenstück bezeichnet, das während eines Doppelhubes auf
die Spule gelegt wird, d.h. während sich der Changierfadenführer von dem einen zum
anderen Spulenende und zurück bewegt. Als "Windung" wird das Fadenstück bezeichnet,
das während einer Umdrehung aufgelegt wird. Die Windungszahl i ist die Anzahl der
Windungen pro Lage.
[0005] Spiegelwicklungen können bekanntlich eine Reihe von Nachteilen verursachen, insbesondere
einen unstabilen Spulenaufbau, Schwierigkeiten beim Abwickeln der betroffenen Spule
und Ungleichmäßigkeiten bei einer nachfolgenden Färbung.
[0006] Bei der Präzisionswicklung steht die Changiergeschwindigkeit zur Drehzahl der Spule
in einem festen Verhältnis; die Windungszahl bleibt also konstant. Entsprechend der
Spulendrehzahl wird also auch die Changierfrequenz mit zunehmendem Spulendurchmesser
immer kleiner. Die Folge ist, daß auch der Fadenablegewinkel immer kleiner wird. Mit
kleiner werdendem Ablegewinkel verschlechtert sich aber der Zusammenhalt der Spule.
Daher ist dieses Verfahren nur begrenzt einsetzbar. Es hat aber den Vorteil, daß man
durch die Wahl der Windungszahl die Spiegelbildung vermeiden kann.
[0007] Bei der gestuften Präzisionswicklung erfolgt der Wickelaufbau in mehreren Stufen.
In jeder einzelnen Stufe nimmt die Changierfrequenz - wie bei der Präzisionswicklung
- proportional mit der Spulendrehzahl ab. Wenn sich der kleinste noch zulässige Ablegewinkel
eingestellt hat, wird die Changierfrequenz sprungartig erhöht. Dadurch stellt sich
eine neue, kleinere Windungszahl ein. Dieser Ablauf wiederholt sich, bis der vorgegebene
Spulendurchmesser erreicht ist. Bei diesem Verfahren kann es vorkommen, daß bei der
Erhöhung der Changierfrequenz die Windungszahl auf einen Spiegelwert oder in dessen
Nähe fällt. Die Spiegelbildung tritt auch auf, wenn die Windungszahl nicht exakt mit
dem Spiegelwert übereinstimmt, sondern in einen Bereich in der engeren Umgebung des
Spiegelwertes liegt. Dieser Bereich wird nachfolgend als "kritischer Bereich" bezeichnet.
Die Spiegelbildung kann dabei wesentlich ausgeprägter sein als bei der wilden Wicklung.
Im Gegensatz zur wilden Wicklung, bei der sich die Windungszahl stetig ändert und
den kritischen Bereich nach einer gewissen Zahl von Umdrehungen wieder verläßt, bleibt
sie bei der gestuften Präzisionswicklung in der gesamten Stufe konstant. Dadurch können
sich auch bei Ordnungszahlen zwei, drei, vier, ... ausgeprägte Spiegelwicklungen bilden.
[0008] Bei sehr hohen Ordnungszahlen werden aber naturgemäß auch bei diesem Wickelverfahren
die Auswirkungen der Spiegel immer geringer, so daß sie schließlich in der Praxis
nicht mehr stören. Es wäre daher nicht sinnvoll und - wie sich weiter unten zeigen
wird - auch nicht möglich oder nur unter Inkaufnahme anderer Nachteile möglich, Maßnahmen
zur Vermeidung von Spiegeln auf beliebig hohe Ordnungen auszudehnen. Es hat sich auch
gezeigt, daß Spiegel gleicher Ordnungszahl unterschiedlich starke Auswirkungen haben
können. Der Fachmann muß also in jedem Einzelfall unter besonderer Berücksichtigung
der Ordnungszahl diejenigen Spiegelwerte festlegen, deren Vermeidung unter Abwägung
der jeweiligen Umstände wünschenswert ist. Diese Spiegelwerte werden nachfolgend der
Einfachheit halber als "gefährliche Spiegelwerte" bezeichnet. Zu den gefährlichen
Spiegelwerten im Sinne der Erfindung gehören in jedem Falle die ganzen Zahlen und
die halbzahligen Zwischenwerte. In den meisten praktischen Fällen gehören dazu auch
Spiegelwerte mit höheren Ordnungszahlen, max. bis etwa zur zehnten Ordnung.
[0009] Die Erfindung geht von einem Verfahren aus, das durch die EP-A1-0 375 043 bekanntgeworden
ist. Bei diesem Verfahren werden mittels eines Rechners die Windungszahlen der einzelnen
Stufen errechnet. Die so errechneten Windungszahlen werden mit den gefährlichen Spiegelwerten
verglichen. Ergibt sich dabei, daß der Abstand einer Windungszahl einen vorgegebenen
Mindestabstand zu einem gefährlichen Spiegelwert unterschreitet, so wird mit einer
korrigierten Windungszahl gearbeitet, die den Mindestabstand einhält. Der Mindestabstand
wird dabei - übereinstimmend für alle gefährlichen Spiegelwerte - anhand eines Diagrammes
definiert, in dem auf der Abszisse der momentane Spulendurchmesser und auf der Ordinate
der momentane Ablegewinkel aufgetragen ist.
[0010] In jeder Stufe durchläuft der Arbeitspunkt eine hyperbelartige Arbeitslinie mit konstanter
Windungszahl. Die Arbeitslinien müssen einen Mindestabstand von den verbotenen Linien
einhalten, die den gefährlichen Spiegelwerten entsprechen. Der Mindestabstand ist
definiert als der halbe Abstand der beiden am engsten benachbarten verbotenen Linien.
[0011] Ein ähnliches Verfahren ist durch die EP-A2-0 248 406 bekanntgeworden.
[0012] Jede Korrektur der errechneten Windungszahl bewirkt eine Einschränkung des nutzbaren
Bereiches der Changierfrequenz und somit eine Verringerung der in der betroffenen
Stufe aufwickelbaren Fadenlänge. Wenn beim Aufbau einer Spule mehrere Korrekturen
erfolgen, kann sich dadurch die Anzahl der Stufen vergrößern. Es ist aber wünschenswert,
die Zahl der Umschaltvorgänge so gering wie möglich zu halten, da jeder Umschaltvorgang
eine kurzzeitige, kaum kontrollierbare Störung bedeutet. Daher sollte eine Korrektur
nur dann durchgeführt werden, wenn tatsächlich die akute Gefahr der Spiegelbildung
besteht. Aus dem gleichen Grunde sollte der korrigierende Eingriff so klein wie möglich
gehalten werden. Dies ist noch aus einem weiteren Grunde erforderlich:
[0013] Ein zu großer Korrekturfaktor kann dazu führen, daß die Windungszahl zwar den einen
kritischen Bereich mit Abstand meidet, dafür aber in einen kritischen Bereich anderer
Ordnung hineinfällt. Wollte man z.B. einem Spiegel erster Ordnung ausweichen, indem
man eine genau ganzzahlige Windungszahl um 0,2 vergrößert, so würde man dadurch in
einen Spiegel fünfter Ordnung hineingeraten. Diese Überlegung zeigt, daß ein Zusammenhang
zwischen der Korrektur der Windungszahl und der größten zu berücksichtigenden Ordnungszahl
besteht: Um hohe Ordnungszahlen berücksichtigen zu können, muß die Korrekturgröße
begrenzt werden.
[0014] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der im Oberbegriff des Anspruchs
1 angegebenen Gattung zu schaffen, welches es erlaubt, einerseits die Spiegelbildung
bis zu höheren Ordnungszahlen zu vermeiden und andererseits die Anzahl und die Größe
der korrigierenden Eingriffe in engen Grenzen zu halten.
[0015] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0016] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung.
[0017] Die Figuren 1 bis 4 sind den Beispielen 1 bis 4 zugeordnet.
[0018] Figur 5 veranschaulicht die zugrundeliegenden Überlegungen der Erfinder.
[0019] Figur 6 zeigt schematisch eine Aufwickelvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
gemäß der Erfindung.
[0020] Figur 7 dient zur Gegenüberstellung der Erfindung mit dem Stand der Technik, wobei
Figur 7a den Aufwickelvorgang gemäß Beispiel 1 und Figur 7b einen entsprechenden Aufwickelvorgang
nach dem Stand der Technik darstellt.
[0021] In Figur 5 ist auf der Abszisse die gesamte vom Changierfadenführer zurückgelegte
Wegstrecke s - unabhängig von der Bewegungsrichtung - aufgetragen. Auf der Ordinate
ist der in Umfangsrichtung gemessene Abstand y des Fadenauflaufpunktes von einer auf
der Spulenoberfläche liegenden, mitrotierenden, zur Achse parallelen Linie aufgetragen.
[0022] Bei einer Windungszahl i = Z:M wird der jeweilige Ort des Fadenauflaufpunktes durch
eine gerade Linie mit dem Anstieg

symbolisiert. Diese ist in Figur 1 für das Beispiel i = 3 : 2 als durchgezogene Linie
eingetragen. Bei der angegebenen Windungszahl Z : M hat der Fadenführer genau M Doppelhübe
zurückgelegt, wenn die Spule Z Umdrehungen gemacht hat. Er befindet sich so wieder
genau über dem Startpunkt, so daß die neue Windung auf die bereits vorhandene Windung
gelegt wird.
[0023] Die Spiegelbildung wird gemäß der Erfindung mit Sicherheit vermieden, indem man dafür
sorgt, daß der Fadenauflaufpunkt nach Z Umdrehungen nicht die Strecke M·2H, sondern
die kleinere Strecke M·2H-a zurückgelegt hat; dabei ist der sogenannte Verlegeabstand
a - gemessen von Fadenmitte bis Fadenmitte - größer als die Breite des aufliegenden
Fadens. Das bedeutet für das Beispiel gemäß Figur 1, daß die durchgezogene Linie durch
die gestrichelte Linie ersetzt wird, die einen etwas größeren Anstieg hat und daher
einem entsprechend vergrößerten i entspricht. Allgemein berechnet man den vergrößerten
Anstieg und die Zunahme der Windungszahl wie folgt:

Mit der Abkürzung

wird

Das bedeutet, daß man die Spiegelwicklung vermeidet, indem man mit einer Windungszahl
i + Δi arbeitet, welche von dem Spiegelwert i einen "kritischen Abstand" von mindestens

einhält. Wenn dieser kritische Abstand nicht eingehalten wird, kann eine Spiegelwicklung
auftreten.
[0024] Wenn sich bei einer Wicklungsstufe für den max. Ablegewinkel eine Windungszahl ergibt,
die innerhalb eines kritischen Bereiches liegt, so wird erfindungsgemäß eine Korrektur
durchgeführt, so daß die Windungszahl an den Rand des kritischen Bereiches verlegt
wird, und zwar an den oberen Rand i+Δi (durch eine Verlegung an den unteren Rand i-Δi
würde zwar ebenfalls die Spiegelwicklung vermieden, aber gleichzeitig der Ablegewinkel
über den festgelegten Maximalwert hinaus vergrößert).
[0025] Der kritische Abstand hängt gemäß Gleichung (2) von drei Größen ab: x, i, N. Die
Größe x ist gemäß Gleichung (1) von dem Verlegeabstand a abgeleitet. Dieser wird erfindungsgemäß
so klein wie möglich gehalten; er ist also grundsätzlich nur wenig größer als die
Breite des aufliegenden Fadens. Andererseits wird empfohlen, ihn unter Berücksichtigung
der Antriebstoleranzen nicht alzu knapp zu bemessen. Je nach Qualität und sonstigen
Eigenschaften des Antriebs kann ein Verlegeabstand erforderlich sein, der die Fadenbreite
um ein mehrfaches übersteigt. Auch aus anderen Gründen ist es gelegentlich geboten,
den Verlegeabstand deutlich größer zu wählen als es die Erfindung im Prinzip erfordert.
Wenn z.B. im Zuge der Weiterverarbeitung der Faden mit hoher Geschwindigkeit überkopf
wieder von der Spule abgezogen wird, kann es bei zu kleinem Verlegeabstand durch Verhaken
des Fadens zu Fadenrissen kommen. Aus diesen oder anderen Gründen, die nicht durch
die Erfindung bedingt sind, können sich Verlegabstände bis zur 10-fachen Fadenbreite
oder sogar noch darüber hinaus ergeben. Es gehört nicht zur Erfindung, die exakte
Größe des Verlegeabstandes vorzuschreiben. Kennzeichnend für die Erfindung ist, daß
der Abstand zwischen einer korrigierten Windungszahl und dem benachbarten gefährlichen
Spiegelwert gemäß Gleichung (2) in Abhängigkeit von der Windungszahl und der Ordnungszahl
festgelegt wird, wobei während des gesamten Wickelvorganges von einem gleichbleibenden,
zumindest der Fadenbreite entsprechenden Verlegeabstand ausgegangen wird. Die Erfindung
macht sich den Umstand zunutze, daß die kritischen Abstände je nach Windungszahl und
Ordnungszahl unterschiedlich groß sind.
[0026] Besonders wichtig ist die Abhängigkeit von der Ordnungszahl. Entsprechend der Breite
der kritischen Bereiche ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Windungszahl zufällig
in einen bestimmten kritischen Bereich höherer Ordnung fällt, um so geringer, je höher
die Ordnungszahl ist. Dadurch wird die Berücksichtigung der höheren Ordnungen ermöglicht,
ohne daß die Anzahl der erforderlichen Korrekturen übermäßig anwächst.
[0027] Die vorzunehmende Korrektur ist ebenfalls annähernd umgekehrt proportional zur Ordnungszahl
M. Wegen der Beziehungen

gilt das auch für die erforderliche Änderung der Changierfrequenz. Schon durch eine
relativ geringe Erniedrigung der anfänglichen Changierfrequenz ist es möglich, kritische
Bereiche höherer Ordnung zu vermeiden. Der für die einzelnen Stufen zur Verfügung
stehende Frequenzbereich wird um so weniger eingeengt, je höher die Ordnungszahl ist.
Die Frequenzen, die der Korrektur zum Opfer fallen, bilden das obere Ende des Frequenzbereiches.
Den hohen Changierfrequenzen entsprechen die für den Zusammenhalt der Spule wichtigen
großen Ablegewinkel. Auch aus diesem Grunde ist es ein großer Vorteil, daß das obere
Ende des Frequenzbereiches bei höheren Ordnungen nur wenig beschnitten wird.
[0028] Andererseits wird naturgemäß durch die Berücksichtigung der höheren Ordnungen die
Anzahl der kritischen Bereiche stark erhöht. Das kann bei extrem hohen Ordnungszahlen
dazu führen, daß die kritischen Bereiche sehr eng beieinander liegen oder sogar einander
überschneiden. Daher darf die höchste zu berücksichtigende Ordnung eine gewisse Grenze
nicht überschreiten, die insbesondere vom Fadenverlegeabstand abhängt.
[0029] Aus diesem Grunde wird der Verlegeabstand gemäß Anspruch 2 nicht größer als die doppelte
Fadenbreite gewählt.
[0030] Gemäß Gleichung (2) ist der kritische Abstand im Bereich großer Windungszahlen, d.h.
zu Beginn einer Spulenreise, größer als im Bereich niedriger Windungszahlen, also
am Ende der Spulenreise. Das wird gemäß Anspruch 3 ausgenutzt, indem am Ende der Spulenreise
höhere Ordnungszahlen berücksichtigt werden als am Anfang.
[0031] Gemäß Anspruch 4 werden in mindestens einer Stufe Spiegelwerte bis mindestens zur
fünften Ordnung berücksichtigt.
[0032] In vielen praktischen Fällen lassen sich schon zu Beginn der Spulenreise die Spiegelwerte
bis zu einer für die gesamte Spulenreise ausreichenden Ordnungszahl vermeiden; in
derartigen Fällen wird gemäß Anspruch 5 die maximale Ordnungszahl, bis zu der die
Korrekturen durchgeführt werden, während der ganzen Spulenreise konstant gehalten.
[0033] Gemäß Anspruch 6 werden alle Spiegelwerte mindestens bis zur dritten, vorzugsweise
mindestens bis zur vierten Ordnung berücksichtigt.
[0034] Die Berechnung der Windungszahlen für die einzelnen Stufen erfolgt mit Hilfe eines
Rechners. Dem Rechner werden die Basisparameter eingegeben. Dazu gehören die Fadengeschwindigkeit,
die Hublänge, Anfangs- und Enddurchmesser der Spule, minimaler und maximaler Ablegewinkel
(oder stattdessen minimale und maximale Changierfrequenz), Fadenverlegeabstand und
insbesondere die gefährlichen Spiegelwerte.
[0035] Der Rechner ermittelt die Windungszahlen von Stufe zu Stufe. Er berechnet die zu
der maximalen Frequenz der Stufe gehörende Windungszahl i und vergleicht diese mit
den gefährlichen Spiegelwerten. Diese haben allgemein die Form

Der Rechner hat für alle gefährlichen Spiegelwerte festzustellen, ob das errechnete
i in deren kritischen Bereich fällt, d.h. ob der Abstand kleiner ist als der durch
Gleichung (2) gegebene kritische Abstand:

Wenn nein, wird mit der errechneten Windungszahl i gearbeitet. Wenn die Ungleichung
(3) aber für einen bestimmten Spiegelwert

erfüllt ist, wird eine korrigierte Windungszahl

ermittelt. Mit der korrigierten Windungszahl wird die zu dem Spiegelwert

gehörende Spiegelwicklung mit Sicherheit vermieden.
[0036] Insbesondere bei Spiegelwerten höherer Ordnung kommt es aber je nach Größe des kritischen
Abstandes gelegentlich zu Überlappungen benachbarter kritischer Bereiche, so daß die
korrigierte Windungszahl zwar den einen kritischen Bereich meidet, aber dafür in den
kritischen Bereich eines benachbarten Spiegelwertes hineinfällt. Um dies zu vermeiden,
wird sicherheitshalber eine Kontrollrechnung durchgeführt, indem in der Ungleichung
(3) die Windungszahl i durch die korrigierte Windungszahl ersetzt wird. Wenn dann
die Ungleichung für keinen gefährlichen Spiegelwert erfüllt ist, wird mit der korrigierten
Windungszahl gearbeitet, ohne daß eine Spiegelwicklung zu befürchten ist. Wenn die
Ungleichung aber für einen bestimmten Spiegelwert erfüllt ist, wird durch analoge
Anwendung der Beziehung (4) eine neue Windungszahl ermittelt. Diese neue Windungszahl
wird in vielen in der Praxis vorkommenden Fällen selbst bei Berücksichtigung relativ
hoher Ordnungszahlen eine spiegelfreie Wicklung ermöglichen. Im Prinzip kann aber
durch erneute analoge Anwendung der Ungleichung (3) und der Beziehung (4) eine erneute
Prüfung und ggf. Korrektur vorgenommen werden.
[0037] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahren dient z.B. eine in Figur 6 schematisch
dargestellte Vorrichtung. Zwei Spulen 1 werden durch eine Treibwalze 2 am Umfang angetrieben.
Die Treibwalze 2 wird durch einen Motor 3 in Umdrehung versetzt. Ein Wechselrichter
4 hält die Motordrehzahl konstant auf einem vorgegebenen Wert.
[0038] Die entsprechend dem zunehmenden Durchmesser der Spulen 1 abfallende Spulendrehzahl
wird durch einen Drehzahlaufnehmer 5 erfaßt. Ein entsprechendes Signal wird einem
Rechner 6 zugeführt. Der Rechner 6 steuert über einen Wechselrichter 7 die Drehzahl
des Antriebsmotors 8 einer Changiervorrichtung 9.
[0039] Zur weiteren Verdeutlichung der Wirkungsweise der Erfindung dienen die nachfolgenden
Beispiele 1 bis 4. Es versteht sich, daß zu diesem Zweck verhältnismäßig einfache
Fälle ausgewählt worden sind. Dadurch sollten einerseits die Effekte verdeutlicht
und andererseits eine Überladung der Beipiele und der Zeichnungen mit verwirrenden
Einzelheiten vermieden werden. Aus diesem Grunde wurden für den Verlegeabstand a Werte
eingesetzt, die im oberen Randbereich des praxisüblichen Spektrums liegen. Es wurden
nur relativ niedrige Ordnungszahlen berücksichtigt, obwohl die eigentlichen Vorteile
der Erfindung in vielen praktischen Fällen gerade bei Berücksichtigung höherer Ordnungszahlen
zur Geltung kommen. Die Spulenreise ist bei den Beispielen relativ kurz gewählt worden,
so daß sie nur 6 bis 7 Stufen umfaßt. In vielen praktischen Fällen umfaßt sie etwa
15 -30 Stufen. Die zugrunde gelegten Windungszahlen und die Ablegewinkel sind repräsentativ
für die übliche Praxis.
[0040] In den zugeordneten Figuren 1 bis 4 sind die kritischen Bereiche der längs der Ordinate
angegebenen Spiegelwerte durch eine Schraffierung hervorgehoben.
[0041] Bei Beispiel 1 hat man die Spiegel bis zur zweiten Ordnung berücksichtigt. Die berechneten
Windungszahlen liegen nicht in den kritischen Bereichen, so daß keine Korrekturen
erforderlich sind.
[0042] Bei Beispiel 2 sind ebenfalls alle Spiegel bis zur zweiten Ordnung berücksichtigt
worden. Es wird eine Korrektur vorgenommen, um dem Spiegelwert i = 2,5 auszuweichen.
[0043] Bei der Spulenreise gemäß Beispiel 3 sind Spiegel bis zur fünften Ordnung berücksichtigt
worden. Dabei sind folgende Korrekturen erforderlich:
[0044] Zur Vermeidung des Spiegels bei i = 3,75 wird die Windungszahl zunächst auf i = 3,781
korrigiert. Diese Windungszahl liegt jedoch im kritischen Bereich des Spiegelwertes
i = 3,8. Daher ist eine weitere Korrektur erforderlich, die zur Windungszahl i = 3,825
führt. Zur Vermeidung des Spiegels bei i = 2,5 wird ein weiterer korrigierender Eingriff
vorgenommen.
[0045] Bei Beispiel 4 sind die Spiegel bis zur dritten Ordnung berücksichtigt worden. Bei
diesem Beispiel hat man die Größe x noch größer gewählt als bei den anderen Beispielen.
Infolgedessen sind die kritischen Bereiche besonders breit und die Zwischenräume entsprechend
eng. Bei zusätzlicher Berücksichtigung der vierten Ordnung würden - wie anhand einiger
gestrichelt eingetragener krititscher Bereiche vierter Ordnung erkennbar - Überschneidungen
und Engstellen auftreten. Das Beispiel illustriert, daß unter ungünstigen Randbedingungen
die Vermeidung von Spiegeln höherer Ordnung erschwert oder unmöglich wird. Es zeigt
aber auch, daß die Erfindung selbst unter den angenommenen extrem ungünstigen Bedingungen
noch die Vermeidung von Spiegelwicklungen bis zur dritten Ordnung erlaubt.
[0046] Figur 7a symbolisiert die Spulenreise gemäß Beispiel 1 in einer anderen Darstellungsweise,
in der auf der Ordinate der momentane Ablegewinkel eingetragen ist. Die kritischen
Bereiche der Spiegelwerte sind wieder durch Schraffierung hervorgehoben. Deutlich
erkennbar ist ihre unterschiedliche Breite.
[0047] Die mit starken, durchgezogenen Linien gezeichnete sägezahnartige Arbeitskurve hat
insgesamt sechs hyperbelartige Abschnitte, die den Weg des Arbeistpunktes in den sechs
Stufen des Wickelvorganges illustrieren. Sie verlaufen in den Zwischenräumen zwischen
den verschiedenen kritischen Bereichen, so daß ohne Korrektur eine spiegelfreie Wicklung
gewährleistet ist.
[0048] Figur 7b veranschaulicht einen von den gleichen Randbedingungen ausgehenden Wickelvorgang
nach dem Stand der Technik. Die Breite der mit Schraffierung versehenen verbotenen
Bereiche ist durch den Abstand der Spiegelwerte 4 und 4,5 gegeben. Sie ist für alle
Spiegelwerte gleich groß. Obwohl die Abstände zwischen den verbotenen Bereichen im
Vergleich zur Figur 7a deutlich enger sind, stimmt die Arbeitskurve bis zur vierten
Stufe nahezu mit der Arbeitskurve gemäß Figur 7a überein. Beim Übergang zur fünften
Stufe wird aber wegen der größeren Breite des zu i = 2,5 gehörenden verbotenen Bereiches
eine erste Korrektur durchgeführt. Dadurch ist die fünfte Stufe erheblich verkürzt.
Dem entsprechend beginnt die sechste Stufe schon deutlich früher als bei Figur 7a.
Dadurch bedingt, wird eine zusätzliche siebte Stufe erforderlich. Beim Übergang zur
siebten Stufe wird zur Vermeidung des verbotenen Bereiches eine weitere Korrektur
vorgenommen.
Beispiele
[0049]
|
1 |
2 |
3 |
4 |
VF (m/min) |
4800 |
4800 |
4800 |
4800 |
H (m) |
0,17 |
0,17 |
0,17 |
0,17 |
Dmin (m) |
0,184 |
0,184 |
0,184 |
0,184 |
Dmax (m) |
0,4 |
0,4 |
0,4 |
0,4 |
αmin |
7° |
6,8° |
6,8° |
7° |
αmax |
8° |
7,8° |
7,8° |
8° |
a (m) |
0,01 |
0,01 |
0,011 |
0,017 |
x |
0,0294 |
0,0294 |
0,0324 |
0,05 |
Liste der Bezeichnungen
[0050]
n Drehzahl der Spule
f Changierfrequenz
i =

Windungszahl
iganz Ganze Zahl, die sich aus der Windungszahl ergibt, indem man etwaige Dezimalstellen
wegläßt (z.B. zu i = 3,74 gehört iganz = 3)
iganz +

Spiegelwert
Δi Kritischer Abstand
M = 1,2,3,.. Ordnungszahl
N = 0,1,2,.. Ganze Zahl
Z Ganze Zahl
a Verlegeabstand
b Breite des aufliegenden Fadens
x =

relativer Verlegeabstand
H Changierhub (Länge der Wicklung)
D Spulendurchmesser
α Ablegewinkel
V
F Fadengeschwindigkeit
1. Verfahren zum Aufspulen eines kontinuierlich zugeführten Fadens auf einer mit gleichbleibender
Umfangsgeschwindigkeit rotierenden Spule in gestufter Präzisionswicklung, mit folgenden
Merkmalen:
a) Die Frequenz, mit der der Faden changiert wird, wird in jeder Stufe proportional
zur Spulendrehzahl bis auf eine feste Mindestfrequenz vermindert und dann sprunghaft
auf die Anfangsfrequenz der folgenden Stufe erhöht;
b) Die Anfangsfrequenz der folgenden Stufe ist gleich einer festen Maximalfrequenz,
wenn die zugehörige Windungszahl von allen gefährlichen Spiegelwerten mindestens einen
vorgegebenen Abstand einhält;
c) wenn jedoch die zur Maximalfrequenz gehörende Windungszahl den Mindestabstand zu
einem gefährlichen Spiegelwert nicht einhält, wird eine vergrößerte Windungszahl eingestellt,
die von diesem Spiegelwert mindestens den vorgegebenen Abstand einhält;
dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand der vergrößerten Windungszahl von dem nächstliegenden
gefährlichen Spiegelwert der Beziehung genügt

wobei x = a/2H ist und der Verlegerabstand a mindestens gleich der Breite des aufliegenden
Fadens ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Verlegeabstand a nicht
größer als die doppelte Breites des aufliegenden Fadens ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß mit zunehmendem Spulendurchmesser
die maximale Ordnungszahl der berücksichtigten Spiegelwerte zunimmt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in mindestens
einer Stufe Spiegelwerte mindestens bis zur fünften Ordnung berücksichtigt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die maximale
Ordnung der berücksichtigten Spiegelwerte für alle Stufen gleich groß ist.
6. Verfahren nach einem dieser Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß in allen
Stufen die Spiegelwerte mindestens bis zur dritten Ordnung, vorzugsweise mindestens
bis zur vierten Ordnung berücksichtigt werden.