[0001] Die Erfindung betrifft einen Füllvliesstoff mit einer Mindestdicke von 2 mm, dessen
Fasern durch aufgesprühtes Bindemittel verbunden sind.
[0002] EP-OS 0 119 754 beschreibt einen gattungsgemäßen Füllvliesstoff, bei dem durch Kett-
und Schußeintrag ein weicher Griff mit geringer Rückvernietung und hoher Festigkeit
verbunden ist. Es entsteht eine Kombination der positiven Eigenschaften von Kett-Schuß-Gewirke
und Vliesstoff.
[0003] EP-OS 0 369 046 beschreibt eine innerhalb der Breite variierende Kurzschußverstärkung,
die durch Wahl geeigneter Garne unterschiedliche Sprüngigkeit in der Breite bewirkt
und zu einer sogenannten Mehrbereichseinlage führt.
[0004] Bei einer einfachen Kettverstärkung in bindergebundenen Füllvliesstoffen ist eine
zu geringe Querstabilität zu beobachten; der Einlagestoff ist zu weich und zu labil.
Auch bei fasergebundenen Volumenvliesstoffen mit mehr als 2 mm Dicke, gemessen nach
ISO 9073-2, Methode B, die als Anorak- und Skibekleidungseinlagen dienen, wird der
gewünschte Effekt höherer Querstabilität nicht erreicht.
[0005] Ein hochwertiger, modischer Füllvliesstoff soll weich, rund und textil im Fall sein,
was automatisch niedrigere Festigkeiten im Vliesstoff zur Folge haben muß. Der Vliesstoff
sollte sprühgebunden sein, da, verglichen mit einem fasergebundenen Füllvliesstoff
bei gleicher Weichheit, die Sicherheit gegen Fasermigration besser ist, d. h., das
Durchfasern von Fasern des Vliesstoffs durch den Hüllstoff (Oberstoff oder Futterstoff)
wird verhindert.
[0006] Solche mit aufgesprühtem Bindemittel verbundenen Faservliesstoffe sind zu schwach
gebunden. Außerdem sind sie im Kantenbruch knickig. Verstärkt man nun, um-in beiden
Richtungen die notwendigen Festigkeiten zu erzielen, mit Kett- und Schußfäden, so
markiert sich der Vliesstoff unter feinen Oberstoffen, der Griff wird unschön, und
das Material wird wegen der notwendigen Erhöhung des Garneinsatzes und der Reduktion
der Geschwindigkeit an der Kettwirkmaschine von 3,5 auf 2 m/min teurer als z.B. bei
Kettverstärkung allein.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, einen mit aufgesprühtem Bindemittel gebundenen Füllvliesstoff
mit einer Mindestdicke von 2 mm so mit Verstärkungsfäden zu versehen, daß er nicht
nur eine ausreichende Höchstzugkraft längs, sondern auch in der Querrichtung aufweist,
wobei der Einsatz von Verstärkungsfilamenten, im Vergleich zu Kett-Schuß-Verstärkungen,
deutlich vermindert werden kann. Die Verstärkung darf sich nicht durch feine Oberstoffe
durchdrücken. Die Applikationsgeschwindigkeit der Verstärkungsfilamente soll höher
als bei Kett-Schuß-Verstärkung sein.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe besteht in einem gattungsgemäßen Füllvliesstoff mit den
kennzeichnenden Merkmalen des ersten Patentanspruchs. Eine vorteilhafte Ausgestaltung
wird im Unteranspruch aufgezeigt.
[0009] Bei sprühgebundenen Füllvliesstoffen mit einer Mindestdicke von 2 mm eine Kettverstärkung
allein zu versuchen schien sinnlos, da bei fasergebundenen Füllvliesstoffen gleicher
Dicke ein Rückgang der Querfestigkeit auf etwa 3 - 4 N/5cm zu erwarten war. Entgegen
dieser Erwartung zeigte sich überraschend, daß bei einer reinen Kettverstärkung mit
Polyester-Filamentgarnen im Bereichvon 22 bis 250 dtex und einer Fadenzahl von 1 bis
24 pro Zoll die Festigkeit in der Querrichtung nicht fällt, sondern auf mehr als den
dreifachen Wert ansteigt. Der eckige Charakter des unverstärkten Materials verschwindet.
Der erfindungsgemäß kettverstärkte Füllvliesstoff ist rund und gleichzeitig noch weicher
als das Ausgangsmaterial, trotz der in beiden Richtungen erheblich gestiegenen Festigkeiten.
Der Fallkoeffzient fällt trotz der gestiegenen Festigkeiten unerwartet deutlich ab.
[0010] Die im Faservliesstoff verwendeten Fasern können alle gängigen Fasern wie Baumwolle,
Zellwolle, Polyamid oder Polyacrylnitril sein. Besonders zweckmäßig allerdings sind
Polyesterfasern.
[0011] Zur Bindemittelverfestigung können alle flüssigen Polymerbindemittel dienen, wie
z.B. Butadien-Acrylnitril, Butadien-Styrol (jeweils vernetzt oder vulkanisiert), Vinylacetatcopolymere
oder vernetzte Polyacrylsäureester-Derivate. Zweckmäßigerweise sollte das Binder/Faser-Verhältnis
so niedrig wie möglich gewählt werden, wobei die Härte des Binders und die Struktur
der Faser mitbestimmend sind. Zweckmäßige Werte sind etwa 90:10 bis 70:30 Faser/Binder-Verhältnisse.
Zweckmäßige Quadratmeter-Gewichte liegen zwischen 25 und 150 g/m²; oberhalb des letzteren
Wertes bereitet die Kettverstärkung technische Schwierigkeiten.
[0012] Soll der Füllvliesstoff fixierbar sein, so besteht eine bevorzugte Ausgestaltung
darin, daß er mit einer Haftmasse punktförmig bedruckt ist. Die Oberflächenglätte
des Oberstoffs nach dem Fixieren und auch nach der Pflegebehandlung ist gleich gut
wie bei unverstärkten gattungsgemäßen Vliesstoffen.
[0013] In den folgenden Beispielen wird gezeigt, welche Parameter, insbesondere, wie die
Querfestigkeiten durch die erfindungsgemäße Kettverstärkung an bindergebundenen Füllvliesstoffen
erhöht werden. Ferner wird durch Vergleichsbeispiele gezeigt, daß die erfindungsgemäße
Kettverstärkung beifasergebundenen Vliesstoffen nicht zu den vorteilhaften Ergebnissen
führt.
Beispiel 1
[0014] Ein quergelegtes Vlies von 31 g/m² wird mit je 3 g/m² einer Polyacrylsäureestercopolymerisat-Dispersion
beidseitig besprüht, in einem 3-Bandtrockner getrocknet und bei 160°C vernetzt. Das
Faservlies besteht aus 70 % nichtsilikonisierten und 30 % silikonisierten, hochgekräuselten
und thermofixierten Polyersterfasern mit einem Titer von 3,3 dtex. Der so dargestellte
Vliesstoff ist, gemessen nach ISO 9073-2, Methode B, 5,50 mm dick, ein sehr weicher,
aber etwas knickiger, leicht zu delaminierender Füllvliesstoff. Die Festigkeiten betragen,
gemessen nach ISO 9073-3, nur 7,8 N/5 cm Streifenbreite in der Längs- und 5,0 N/5
cm Streifenbreite in der Querrichtung (Höchstzugdehnungen 94 bzw. 72 %). Der Fallkoeffizient
nach DIN 54306 mit 30 cm Meßprobendurchmesser beträgt 74,5.
[0015] In einem zweiten Arbeitsschritt wird der Füllvliesstoff auf der Mayer-Wirkmaschine
RS3-MSU-V mit Kettfäden aus Polyesterfilamentgarn versehen (50 dtex f 24) in der Art,
daß 9 Kettfäden pro Zoll Breite eingetragen werden. Das entstehende Material neigt
nicht mehr zum Delaminieren, ist weich geblieben, aber rund und nicht mehr knickig
beim Biegen. Der Fallkoeffizient nach DIN 54306 bei 30 cm Probendurchmesser beträgt
28,6. Die Festigkeiten sind auf 77,3 N/5 cm Breite in der Längsrichtung (Höchstzugdehnung
88 %) und unerwartete 16 N/5 cm Breite in der Querrichtung (Höchstzugdehnung 88 %)
angestiegen. Der verstärkte Füllvliesstoff kann als Einlagestoff für Anoraks und Wintersportbekleidung
dienen.
Beispiel 2:
[0016] Der in Beispiel 1 beschriebene kettverstärkte Füllvliesstoff wird auf der Seite mit
der stärkeren Maschenausbildung mit einem Schmelzkleber aus Copolyester mit einem
Schmelzbereich zwischen 115°C und 125°C punktförmig mit einer 13 mesh-Schablone bedruckt,
so daß 14 g/m² trockene Haftmasse aufgetragen werden. Nach der Verbügelung ist der
Griff sehr weich und voll, eine Delaminierung ist nicht festzustellen. Wegen der relativ
hohen Querfestigkeit bei elastischer Dehnung ist das Laminat beim Tragen sehr strapazierbar.
Die Oberflächenglätte des laminierten Oberstoffes ist trotz der eingeschlossenen Kettfäden
sehr gut und bleibt es auch beim Waschen und bei chemischer Reinigung.
Beispiel 3:
(Vergleich zu 1)
[0017] Ein fasergebundener Quervliesstoff wird in einem Thermofusionsofen aus 60 g/m² einer
Fasermischung aus 50 % Nylon 66, 3,3 dtex, 15 % Polyester, 3,3 dtex, und 35 % einer
Mantel Kern-Bikomponentenfaser, Nylon 66/6 mit dem Titer 3,3 dtex bei 225°C verfestigt.
Die Dicke des Füllvliesstoffs beträgt 3,2 mm. Infolge der hohen Geschwindigkeiten
an der Anlage ist die Längsfestigkeit mit 35,7 N/5 cm bei 33 % Höchstzugdehnung signifikant
höher als die Querfestigkeit mit 15,0 N/5 cm bei 67 % Dehnung. Insgesamt zeigen die
hohen Zugfestigkeiten, daß dieser Füllvliesstoff deutlich härter als der nach Beispiel
1 hergestellte ist.
[0018] Die auf die gleiche Weise wie Beispiel 1 hergestellte kettverstärkte Einlage zeigt
zwar mit 89,3 N/5 cm bei 17 % Höchstzugdehnung eine deutlich höhere Zugfestigkeit
als die unverstärkte Einlage, die Querfestigkeit ist aber mit 13,3 N/5 cm (95 % Höchstzugdehnung)
niedriger als die des erfindungsgemäß hergestellten, kettverstärkten Füllvliesstoffs
nach Beispiel 1, so daß offensichtlich im vorliegenden Falle die Kettverstärkung keinen
Beitrag zu einer größeren Strapazierfähigkeit in beiden Richtungen beim Tragen leistet.
Beispiel 4:
(Vergleichsbeispiel zu 2)
[0019] Ein fasergebundener, punktförmig thermobondierter, dünner Vliesstoff mit einer Dicke
von 0,3 mm wird aus 35 g/m² einer Fasermischung aus 70 % Nylon 6, 1,7/40, und 30 %
Polyester, 1,7/40, hergestellt. Er wird zwischen einer gravierten und einer glatten
Stahlwalze eines Kalanders bei 200°C gebunden. Der quergelegte Faserflor wird mit
einer 17 mesh-Schablone mit dem in Beispiel 2 beschriebenen Copolyester beschichtet,
so daß 12 g/m² trockene Haftmasse aufgetragen werden. Die Querfestigkeit dieses weichen
Vliesstoffs ist mit 19,3 N/5 cm (bei 29 % Höchstzugdehnung) gering, aber immer noch
höher als die des sehr weichen, unverstärkten Füllvliesstoffs in Beispiel 1.
[0020] Verstärkt man diesen Vliesstoff vor der Beschichtung mit Haftmasse in derselben Weise
wie in Beispiel 1 und bringt anschließend wieder 12 g/m² der Copolyester-Haftmasse
mit einer 17 mesh-Schablone auf, so liegen die Festigkeiten in Längsrichtung mit 92,7
N/5 cm (Höchstzugdehnung 18 %) zwar sehr hoch, aber die Querfestigkeit liegt mit 7,7
N/5 cm Breite (Höchstzugdehnung 53 %) niedriger als der Ausgangswert. Die Strapazierfähigkeit
des Vliesstoffs ist nach der Fixierung auf einem Oberstoff also zu gering.