[0001] Die Erfindung betrifft eine Röntgenanode, insbesondere Drehanode, hoher Wärmeemissivität,
mit einem Kohlenstoff enthaltenden Grundkörper aus einem hochschmelzenden Material
sowie einem Brennfleck- bzw. Brennbahnbereich aus einem hochschmelzenden Metall oder
dessen Legierungen, die zumindest auf Teilen der Oberfläche außerhalb der Brennbahn
eine oxidische Deckschicht mit einer homogenen aufgeschmolzenen Phase aufweist.
[0002] Bei Röntgenröhrenanoden wird die zugeführte elektrische Energie nur zu einem Bruchteil
in Röntgenstrahlungs-Energie umgesetzt. Der Großteil der Energie wird in unerwünschte
Wärme umgesetzt, was zu einer starken Temperatur-Belastung der Anoden führt. Es hat
daher in der Vergangenheit nicht an Versuchen gefehlt, die in Röntgenanoden erzeugte
Wärmeenergie so rasch wie möglich, vorwiegend durch Vergrößerung der oberflächlichen
Wärmeemissivität, abzuführen. Eine bekannte Maßnahme, die Wärmeemissivität der Röntgenanoden
zu vergrößern, ist die Aufbringung oxidischer überzüge, die einen bestimmten Anteil
an Titandioxid erhalten, wodurch sich ein Schwärzungseffekt ergibt. Diese oxidischen
Deckschichten werden nach dem Schichtauftrag vielfach noch durch eine thermische Behandlung
aufgeschmolzen, wodurch der Wärmeemissionsfaktor noch weiter verbessert wird und eine
verbesserte Haftung der überzugsschicht am Substratmaterial erreicht wird.
[0003] Die EP-A2 0 172 491 beschreibt eine Röntgenanode aus einer Molybdänlegierung, wie
TZM, mit einem Oxidüberzug aus einer Mischung von 40 - 70 % Titanoxid, der Rest stabilisierte
Oxide aus der Gruppe ZrO₂, HfO, MgO, CeO₂, La₂O₃ und SrO. In dieser Vorveröffentlichung
wird beschrieben, daß durch eine Aufschmelzung des oxidischen überzuges eine Verbesserung
des thermischen Emissionskoeffizienten und eine verbesserte Haftung der Oxidschicht
am Grundkörper erreicht wird. Der Nachteil einer derartigen Röntgenanode besteht darin,
daß der im Grundkörper der Drehanode enthaltene Kohlenstoff eine starke Alterung der
oxidischen Deckschicht bewirkt, was zu einer vorzeitigen Verschlechterung des thermischen
Wärmeemissions-Koeffizienten führt.
[0004] Die AT-PS 376 064 beschreibt eine Röntgenröhren-Drehanode mit einem Grundkörper,
aus einer Kohlenstoff enthaltenden Molybdänlegierung, z. B. TZM, die außerhalb der
Brennbahn mit einem Überzug aus einem oder mehreren Oxiden oder aus einem Gemisch
aus einem oder mehreren Metallen mit einem oder mehreren Oxiden zur Verbesserung der
Wärmeemissivität versehen ist. Entsprechend dieser Vorveröffentlichung wird vorgeschlagen,
zwischen Grundkörper und oxidischen Überzug eine 10 - 200 µm dicke Zwischenschicht
aus Molybdän und/oder Wolfram anzuordnen, um auf diese Art und Weise die rasche Alterung
der Drehanode und damit die vorzeitige Verminderung des thermischen Emissionskoeffizienten
zu verhindern. Nachteilig bei einer derartigen Drehanode ist, daß aufgeschmolzene
oxidische Deckschichten praktisch nicht herstellbar sind. Es ist festgestellt worden,
daß je nach Art der Aufbringung der Molybdän- und/oder Wolfram-Zwischenschicht die
oxidische Deckschicht überhaupt nicht zum Aufschmelzen gebracht werden kann oder beim
Aufschmelzen von der zu beschichtenden Oberfläche abläuft.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Röntgenröhrenanode, bestehend
aus einem kohlenstoffhältigen Grundkörper sowie einer aufgeschmolzenen oxidischen
Deckschicht zur Erhöhung des thermischen Emissionskoeffizienten zu schaffen, die gegenüber
dem Stand der Technik eine merklich verbesserte Alterungsbeständigkeit im Hinblick
auf den thermischen Emissionskoeffizienten aufweist und bei der die Aufschmelzung
der oxidischen Deckschicht zu einer homogenen Phase ohne Probleme möglich ist.
[0006] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß zwischen Grundkörper und oxidischer
Deckschicht eine zweilagige Zwischenschicht mit ausgehend vom Grundkörper einer Lage
Molybdän und/oder Wolfram und einer Lage Al₂O₃ mit 1 - 30 Gew.%-Anteilen TiO₂ angeordnet
ist.
[0007] Die erfindungsgemäßen Röntgenanoden weisen durch die spezielle Zwischenschicht eine
ausgezeichnet auf dem Grundkörper haftende, gute aufschmelzbare oxidische Deckschicht
auf. Der thermische Emissionskoeffizient liegt für geeignete oxidische Deckschichten
über 80 % und verschlechtert sich im Langzeitbetrieb der Röntgenanode nur unwesentlich.
[0008] Der Effekt, daß sich durch Ergänzen der bekannten Zwischenschicht aus Molybdän und/oder
Wolfram durch eine weitere oxidische Lage ganz spezieller Zusammensetzung oxidische
Deckschichten nunmehr problemlos aufschmelzen lassen und bei der Aufschmelzung nicht
von der Oberfläche ablaufen, ist von den theoretischen Hintergründen her nicht ad
hoc erklärbar.
[0009] Als Abscheideverfahren für die Zwischenschicht und die oxidische Deckschicht kommen
vorzugsweise thermische Beschichtungsverfahren, wie z. B. Plasmaspritzen, zur Anwendung.
Andere Abscheideverfahren, wie PVD- und CVD-Verfahren, insbesondere Plasma-CVD-Verfahren
und Sputterverfahren, haben sich jedoch ebenso bewährt.
[0010] Die besten Ergebnisse hinsichtlich Aufschmelzeigenschaften und Alterungsbeständigkeit
werden erzielt, wenn die oxidsche Lage der Zwischenschicht aus Al₂O₃ mit 5 - 20 Gew.%-Anteilen
TiO₂ besteht und die Gesamtschichtstarke der Zwischenschicht zwischen 10 und 100 µm
beträgt.
[0011] Als aufgeschmolzene oxidische Deckschichten haben sich insbesondere Mischungen aus
ZrO₂, TiO₂ und Al₂O₃ sowie Mischungen aus TiO₂, ZrO₂, Al₂O₃ und/oder SiO₂ jeweils
mit oder ohne stabilisierende Oxide wie CaO und/oder Y₂O₃ bewährt.
[0012] Als Material für den Grundkörper hat sich insbesondere die Molybdänlegierung TZM
mit typisch 0,5 % Ti, 0,7 % Zr und 0 - 0,05 % C bewährt.
[0013] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0014] Eine Röntgendrehanode, bestehend aus der Molybdänlegierung TZM, weist im Brennbahnbereich
eine ca. 2 mm dicke W-Re-Schicht auf. Zur Erhöhung der Warmeabstrahlfähigkeit wird
die Anodenoberfläche zuerst mit einer erfindungsgemäßen Zwischenschicht und dann mit
einer oxidischen Deckschicht versehen. Dazu wird eine fertig gesinterte und mechanisch
umgeformte Röntgenanode auf der zu beschichtenden Anoden-Rückseite mittels Sandstrahlen
gereinigt und aufgerauht und möglichst gleich anschließend unter den üblichen Verfahrensbedingungen
mittels Plasmaspritzens mit einer 20 µm starken Molybdänschicht versehen. Nach dieser
Beschichtung erfolgt eine Glühung unter Wasserstoffatmosphäre bei ca. 1350
oC während etwa 2 Stunden. Dann erfolgt abermals durch Plasmaspritzen die Aufbringung
einer oxidischen Schicht mit 13 Gew.% TiO₂, Rest Al₂O₃ in einer Schichtstärke von
20 µm.
Unmittelbar darauf erfolgt die Aufbringung der oxidischen Deckschicht in einer Schichtstärke
von 20 µm ebenfalls durch Plasmaspritzen unter den üblichen Verfahrensbedingungen.
Das Oxidpulver weist folgende Zusammensetzung auf:
68 Gew.% ZrO₂, 7,5 Gew.% CaO, 19 Gew.% TiO₂ sowie 5,5 Gew.% SiO₂ Die so beschichtete
Drehanode muß einer Glühbehandlung unterworfen werden, um sie für den Einsatz in Röntgenröhren
brauchbar zu machen. Durch die Glühung wird die Drehanode, und zwar sowohl das Grundmaterial
als auch das Schichtmaterial von Gaseinschlüssen sowie von bei höheren Temperaturen
flüchtigen Verunreinigungen weitgehend befreit, um beim späteren Einsatz der Drehanode
in der Hochvakuum-Röntgenröhre elektrische Überschläge als Folge der Freisetzung von
Gaseinschlüssen auszuschalten. Die Entgasungsglühung erfolgt, abgestimmt auf das Anoden-Grundmaterial,
innerhalb eines engen Temperatur- und Zeitbereiches, um unerwünschte Strukturänderungen
des Grundmaterials zu vermeiden. Andererseits muß die aufgetragene Schicht in Abhängigkeit
von deren Zusammensetzung ebenfalls innerhalb eines sehr spezifischen Temperatur-
und Zeitbereiches behandelt werden, um ein Aufschmelzen in der gewünschten homogenen
Phase und mit einer leicht genoppten Oberflächenstruktur (Orangenhautschicht) zu erzielen.
Die Glühung erfolgt im vorliegenden Fall bei 1620
oC während 65 Minuten. Die aufgeschmolzene Schicht weist den gewünschten Schwärzungsgrad
sowie die angestrebte Oberflächenstruktur (Orangenhaut) auf. Es kommt zu keinem unkontrollierten
Fließen der aufschmelzenden Oxidschicht, insbesondere nicht im Übergangsbereich zwischen
beschichteten und unbeschichteten Teilen der Drehanodenoberfläche. Soweit während
des Glühvorganges gasförmige Oxide von der Schichtoberflache abdampfen, schlagen sich
diese nicht als störender Schichtbelag im ursprünglich nicht beschichteten Brennbahnbereich
der Drehanode nieder.
Die Drehanode wurde anschließend in einer Röntgenröhren-Versuchsanordnung unter praxisnahen
Bedingungen erprobt. Sie lief dort über mehrere Tage störungsfrei innerhalb der geforderten
Grenzbelastung.
Beispiel 2
[0015] Eine Röntgendrehanode aus einem TZM-Grundkörper und einer 2 mm dicken W-Re-Schicht
im Brennbahnbereich wird wie die Drehanode entsprechend Beispiel 1 hergestellt, mit
der Ausnahme, daß die oxidische Deckschicht folgende geänderte Zusammensetzung aufweist:
68 Gew.% ZrO₂, 7,5 Gew.% CaO, 19 Gew.% TiO₂ sowie 5,5 Gew.% Al₂O₃
[0016] Zum Nachweis, daß die erfindungsgemäße Zwischenschicht die Alterungsbeständigkeit
des thermischen Emissionskoeffizienten gegenüber Drehanoden ohne Zwischenschicht deutlich
verbessert, werden Drehanoden entsprechend den Beispielen 1 und 2 mit Drehanoden,
die dieselbe oxidische Deckschicht jedoch keine erfindungsgemäße Zwischenschicht aufweisen,
hinsichtlich ihres thermischen Emissionsfaktors in Abhängigkeit von Temperaturen und
Zeit miteinander verglichen.
[0017] Die Erfindung wird dabei anhand von Figuren näher erläutert.
[0018] Es zeigen
- Figur 1
- ein Diagramm, das die Temperaturabhängigkeit des thermischen Emissionsfaktors ε der
nach Beispiel 1 hergestellten Drehanode sowie einer entsprechenden Drehanode ohne
Zwischenschicht jeweils mit und ohne thermischer Alterung wiedergibt
- Figur 2
- ein Diagramm, das die Temperaturabhängigkeit des thermischen Emissionsfaktors ε der
nach Beispiel 2 hergestellten Drehanode sowie einer entsprechenden Drehanode ohne
Zwischenschicht jeweils mit und ohne thermischer Alterung wiedergibt.
[0019] In Figur 1 zeigt die Kurve 1 den Verlauf des thermischen Emissionsfaktors ε einer
nach Beispiel 1 hergestellten Drehanode in Abhängigkeit von der Temperatur.
Kurve 2 zeigt den entsprechenden Verlauf einer entsprechend Beispiel 1, jedoch ohne
erfindungsgemäße Zwischenschicht, hergestellten Drehanode. Es ist zu sehen, daß der
Verlauf dieser beiden Kurven etwa gleich ist. Kurve 3 zeigt den Verlauf des thermischen
Emissionsfaktors ε einer nach Beispiel 1 hergestellten Drehanode nach einer thermischen
Alterung der Drehanode. Die Alterung erfolgt durch eine zehnstündige Glühung der Drehanode
bei einer Temperatur, die über der späteren im Betrieb auftretenden maximalen Temperatur
liegt.
Kurve 4 zeigt den entsprechenden Verlauf einer entsprechend Beispiel 1, jedoch ohne
erfindungsgemäße Zwischenschicht, hergestellten, thermisch gealterten Drehanode.
Es ist klar zu sehen, daß durch die erfindungsgemäße Zwischenschicht der thermische
Emissionskoeffizient auch bei Langzeitbelastung eine nur geringfügige Verschlechterung
zeigt, während der thermische Emissionskoeffizient der Drehanode ohne erfindungsgemäße
Zwischenschicht signifikant absinkt.
[0020] Figur 2 Zeigt analog wie Figur 1 die entsprechenden Kurven einer nach Beispiel 2
hergestellten Drehanode mit und ohne Zwischenschicht vor und nach zehnstündiger Alterung,
wobei Kurve 1 der Drehanode mit Zwischenschicht vor der Alterung, Kurve 2 der Drehanode
ohne Zwischenschicht vor der Alterung, Kurve 3 der Drehanode mit Zwischenschicht nach
der Alterung und Kurve 4 der Drehanode ohne Zwischenschicht nach der Alterung entsprechen.
Auch hier ist zu sehen, daß durch die erfindungsgemäße Zwischenschicht eine wesentlich
verbesserte Alterungsbeständigkeit des thermischen Emissionsfaktors erreicht wird.
1. Röntgenanode, insbesondere Drehanode, hoher Wärmeemissivität mit einem Kohlenstoff
enthaltenden Grundkörper aus einem hochschmelzenden Material sowie einem Brennfleck-
bzw. Brennbahnbereich aus einem hochschmelzenden Metall oder dessen Legierungen, die
zumindest auf Teilen der Oberfläche außerhalb der Brennbahn eine oxidische Deckschicht
mit einer homogenen aufgeschmolzenen Phase aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen Grundkörper und oxidischer Deckschicht eine zweilagige Zwischenschicht
mit ausgehend vom Grundkörper einer Lage Molybdän und/oder Wolfram und einer Lage
Al₂O₃ mit 1 - 30 Gew.%-Anteilen TiO₂ angeordnet ist.
2. Röntgenanode, insbesondere Drehanode, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die oxidische Lage der Zwischenschicht aus Al₂O₃ mit 5 - 20 Gew.%-Anteilen TiO₂ besteht.
3. Röntgenanode, insbesondere Drehanode, nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamtschichtstärke der Zwischenschicht zwischen 10 und 100 µm beträgt.
4. Röntgenanode, insbesondere Drehanode, nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die oxidische Deckschicht aus einer Mischung aus ZrO₂, TiO₂ und Al₂O₃, gegebenenfalls
mit stabilisierenden Oxiden, wie CaO und/oder Y₂O₃ besteht.
5. Röntgenanode, insbesondere Drehanode, nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die oxidische Deckschicht aus einer Mischung aus TiO₂, ZrO₂ und SiO₂, gegebenenfalls
mit stabilisierenden Oxiden, wie Cao und/oder Y₂O₃ besteht.
6. Röntgenanode, insbesondere Drehanode, nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Grundkörper aus TZM besteht.