[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiete der Textiltechnik und betrifft ein Verfahren
und eine Vorrichtung gemäss den Oberbegriffen des unabhängigen Verfahrens- und des
unabhängigen Vorrichtungsanspruchs, womit der aus thermoplastischen Garnen bei der
Testurierung entstehende Pfropfen aufgelöst und daraus ein aufspulbares Garn hergestellt
wird.
[0002] Thermoplastische Garne, die meist aus mehreren Fibrillen bestehen, erden nach bekannten
Texturierverfahren einer Wärmebehandlung unterzogen und durch Texturierdüsen getrieben
oder in Stauchkammern gepresst. Am Ausgang der Texturierdüse oder Stauchkammer steht
dann ein noch warmer, mechanisch aber relativ stabiler Pfropfen an, der im nächsten
Verfahrensschritt meist gekühlt und vor allem aufgelöst werden muss, bevor das texturierte
(gekräuselte) Garn aufgespult werden kann.
[0003] Nach dem Stande der Technik wird der aus der Texturierung anfallende Garnpfropfen
gekühlt, während er sich zum Beispiel in einem senkrechten Rohr nach oben bewegt.
Im oberen Teil des Rohres wird das Garn durch eine Abzugsvorrichtung beschleunigt,
sodass der Pfropfen sich zu einem mehr oder weniger gekräuselten Garn auflöst. Dieses
Garn wird über eine mechanische Bremse, zum Beispiel eine Anordnung von Bremsstäben,
geführt und dann aufgespult. Die Abzugs- und Spulvorrichtung wird mit einer konstanten
Geschwindigkeit (Abzugsgeschwindigkeit) betrieben, die mechanische Bremse bewirkt
eine konstante Fadenspannung beim Aufspulen und verhindert ein Ansteigen der Fadenspannung
im Kühlrohr, die zu einer zu frühen und unkontrollierten Pfropfenauflösung führen
würde. Die Messung der Höhe des Pfropfens im Kühlrohr oder die Messung seiner Geschwindigkeit,
die beide von den Texturierbedingungen abhängig sind, können als Messglieder für die
Regulierung der Texturierbedingungen verwendet werden. Ein solches Verfahren und eine
entsprechende Vorrichtung werden zum Beispiel beschrieben in der Europäischen Patentschrift
No. 0 021 573.
[0004] Ein weiteres Verfahren zur Pfropfenauflösung nach der Texturierung von thermoplastischen
Garnen besteht darin, dass der Pfropfen von der Texturierdüse auf eine mit konstanter
Geschwindigkeit drehende Siebtrommel oder perforierte Walze geführt wird, auf der
er durch in die Trommel oder Walze gesaugte Luft festgehalten und gleichzeitig gekühlt
wird. Noch auf der Trommel wird das Garn beschleunigt und so der Pfropfen aufgelöst.
Von der Siebtrommel wird das Garn ebenfalls über eine mechanische Bremse abgezogen
und aufgespult. Schwankungen der Pfropfenlänge, bedingt durch Schwankungen der Texturierbedingungen
werden durch die konstante Geschindigkeit der Trommel verhindert. Schwankungen in
der Pfropfenlänge durch den Abzugsvorgang werden automatisch ausreguliert durch automatische
Veränderung der Reibung des abgezogenen Garnes auf der Trommel. Ein entsprechendes
Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung werden zum Beispiel in der Schweizerischen
Patentschrift No. 618 561 beschrieben.
[0005] In beiden erwähnten Verfahren wird der Pfropfen in zwei Schritten in ein aufspulbares
Garn überführt. Zuerst wird der Pfropfen zu einem mehr oder weniger gekräuselten,
aber in einer Hauptrichtung ausgerichteten Garn aufgelöst. Dies geschieht zwischen
der Endpartie des Pfropfens und der mechanischen Bremse. Zwischen der mechanischen
Bremse und der Abzugsspule wird dann das Garn auf die gewünschte Fadenspannung gebracht,
sodass es im aufgespulten Zustand die gewünschte, effektive oder eventuell nur latente
Kräuselung hat.
[0006] In beiden Teilen des Streckverfahrens müssen Kräfte auf das Garn wirken und zwar
Beschleunigungskräfte in der Richtung der Garnbewegung, durch die das Garn gegen die
Abzugsspule beschleunigt wird, und Spannungskräfte, die in beiden Richtungen des Garnes
gleich gross sind und durch die das Garn gestreckt, rsp. der Pfropfen aufgelöst wird.
Die Beschleunigungs- und die Spannungskräfte in Garnbewegungsrichtung werden von der
Abzugsspule aufgebracht. Die Spannungskraft in der entgegengesetzten Richtung ist
im zweiten Verfahrensteil (Strecken des gekräuselten Garnes) die Bremskraft der mechanischen
Bremse, bedingt durch die mechanische Reibung des Garnes an den Bremselementen. Dieselbe
Kraft im ersten Verfahrensteil (Auflösen des Pfropfens) ist für das erste beschriebene
Verfahren das Gewicht und der Widerstand des Pfropfens im Rohr, für das zweite beschriebene
Verfahren die Bremskraft bedingt durch die Reibung des Pfropfens und des abgezogenen
Garnes auf der Siebtrommel. Die Zweiteilung des Verfahrens durch den Einsatz der mechanischen
Bremse ist notwendig, da die Pfropfenauflösung nur geordnet und kontrolliert abläuft,
wenn nur minimale Spannungskräfte wirken, die aber andererseits bei weitem nicht ausreichen,
um das Garn im gewünschten Masse zu strecken.
[0007] Es zeigt sich nun aber, dass der Einsatz von mechanischen Garnbremsen an einem gekräuselten
Garn bei den heute geforderten Garngeschwindigkeiten in der Gegend von 4000m/min nicht
optimal ist, da sie eine Verminderung der Garnqualität durch vermehrte Fibrillenbrüche
bewirken.
[0008] Es ist nun Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung
aufzuzeigen, die für die Erzeugung der gewünschten Garnspannung andere Mittel einsetzen
als mechanische Reibung am gekräuselten Garne. Das Verfahren soll ein aufspulbares
Garn mit intakten Fibrillen liefern. Es soll erlauben, die Garnspannung zwischen der
Endpartie des Pfropfens und der Abzugsspule sukzessive zu erhöhen, sodass in
einem Verfahrensschritt der Pfropfen bei geringer Garnspannung aufgelöst und bei erhöhter
Garnspannung aufgespult werden kann. Das Verfahren soll selbstregulierend sein, indem
es nicht nur Schwankungen der Pfropfeneigenschaften bedingt durch Schwankungen der
Texturierbedingungen, sondern möglichst auch solche, die durch Schwankungen des in
die Texturierung einlaufenden Garnes bedingt sind, durch entsprechendes Strecken des
gekräuselten Garnes ausgleicht.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch das erfindungsgemässe Verfahren und die erfindungsgemässe
Vorrichtung, die in den kennzeichnenden Teilen der unabhängigen Ansprüche genannt
und im Folgenden detailliert beschrieben sind.
[0010] Das Grundprinzip des erfindungsgemässen Verfahrens beruht darauf, dass anstelle der
mechanischen Reibung, die in den Verfahren gemäss dem Stande der Technik als Spannungskraft
gegen die Garnbewegungsrichtung ausgenutzt wird, das Garn beschleunigt und dabei frei
umgelenkt wird. Dadurch entstehen Kräfte, die der Garnbewegung entgegengerichtet sind,
die den Faden also bremsen. Diese Kräfte können erfindungsgemäss noch durch entsprechende
Ausnützung der Schwerkraft, aerodynamischer oder hydrodynamischer Reibungskräfte verstärkt
werden. Sowohl die Umlenkungskräfte als auch die dynamischen Reibungskräfte können
ohne weiteres zwischen der Endpartie des Pfropfens und der Abzugsspule sukzessive
erhöht werden, sodass eine Aufteilung des Verfahrens in Pfropfenauflösung und Garnstreckung
sich erübrigt.
[0011] Als Hilfe für die Beschreibung dienen die folgenden Figuren. Sie zeigen:
Fig. 1: ein Schema zur physikalischen Grundlage der Kräfte, die bei der freien Umlenkung
wirken,
Fig. 2: ein allgemeines Verfahrensschema,
Fig. 3: zwei verschiedene Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung mit Kühltrommel
Fig. 4: zwei verschiedene Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung ohne Kühltrommel,
Fig. 5: ein Beispiel für die Integration der erfindungsgemässen Vorrichtung zur Pfropfenauflösung
in einer vollständigen Anordnung zur Herstellung texturierter Garne im Vergleich mit
einer entsprechenden Anordnung gemäss dem Stande der Technik.
[0012] Figur 1 illustriert die Kräfte, die bei einer Umlenkung eines Garnes 1 wirken. Damit das
Garn sich um den Umlenkungsradius r bewegt, muss für jedes Garnstück, zum Beispiel
das Garnstück zwischen den Punkten A und B mit der Masse m und der Länge 1, eine entsprechende
Zentripetalkraft K
z aufgewendet werden. Diese Zentripetalkraft lässt sich zerlegen in die zwei in Garnbewegungsrichtung
und der Garnbewegungsrichtung entgegengesetzt wirkende Kraftkomponenten K
SV und K
SR, die von den benachbarten Garnstücken auf das betrachtete Garnstück wirken und das
Garnstück spannen. Aus den physikalischen Bedingungen für die Zentripetalkraft folgt
dann:

wobei m/l die Masse des Garnes pro Längeneinheit, v die Garngeschwindigkeit bedeutet.
[0013] Sind die Kräfte K
SV und K
SR gross genug, um das Garn steif werden zu lassen, wird die Umlenkung ohne mechanische
Führungselemente stabil. Derartige stabile Umlenkungen sind bekannt bei langen Bändern,
die von Tänzern mitgeführt werden und die sich ohne weitere mechanische Hilfe auf
komplizierten Bahnen stabil durch die Luft bewegen. Sind die Spannungskräfte grösser
als die Kraft, die für eine Auflösung des Pfropfens rsp. für eine Streckung des Garnes
notwendig ist, wird der Pfropfen aufgelöst, rsp. das Garn gestreckt.
[0014] Aus der Gleichung ist ersichtlich, dass die Spannungskräfte nicht vom Umlenkungsradius
abhängig sind, wohl aber von der Garndicke und von seiner Geschwindigkeit. Auf ein
dünneres Garn, mit kleinerem m/l, wirken bei gleicher Geschwindigkeit kleinere Kräfte
als auf ein dickeres. Mit erhöhter Geschwindigkeit steigen die Kräfte bei gleicher
Garndicke. Werden diese Kräfte also zur Pfropfenauflösung und zur Streckung des Garnes
ausgenützt, wirken sich diese beiden Tatsachen vorteilhaft aus, denn höhere Spannungskräfte
bewirken bei gleichen elastischen Eigenschaften des Garnes höhere Streckungen, das
heisst also, dass eine dickere Unregelmässigkeit des Garnes bei einer gleichen Umlenkung
mehr gestreckt wird als das normal dicke Garn und dass mit zunehmender Geschwindigkeit
des Garnes zwischen der Endpartie des Pfropfens und der Abzugsspule die Streckkräfte
sukzessive zunehmen, wie dies in der Aufgabenstellung postuliert wurde.
[0015] Figur 2 zeigt das erfindungsgemässe Verfahren schematisch. Der Garnpfropfen 1.1 wird mit
der konstanten Geschwindigkeit v₁ in der durch den Pfeil v₁ angegebenen Richtung gestossen,
das Garn 1.2 wird in einer anderen Richtung mit der konstanten Geschwindigkeit v₂,
die grösser ist als v₁, abgezogen. Durch die Richtungsänderung wird eine Umlenkung
notwendig, die unter den im Zusammenhang mit der Figur 1 angegebenen Bedingungen ohne
mechanische Führung stabil ist. Die in dieser Umlenkung auf Pfropfen 1.1, rsp. Garn
1.2 wirkenden Kräfte wirken zudem auflösend und streckend. Die Geschwindigkeiten v₁
und v₂ müssen so eingestellt werden, dass die Umlenkung stabil ist und dass die wirkenden
Kräfte genügen, um den Pfropfen aufzulösen und das Garn im gewünschten Masse zu strecken.
Der Umlenkungsradius wird sich je nach den gewählten Geschwindigkeiten, je nach zur
Verfügung stehender freier Garnlänge und je nach Anordnung der Anlageteile einstellen.
Das Gleichgewicht ist hauptsächlich abhängig von den elastischen und plastischen Eigenschaften
von Pfropfen 1.1 und Garn 1.2, von den beiden Geschwindigkeiten v₁ und v₂ und vom
anlagebedingten Umlenkungswinkel β. Jedem Gleichgewicht wird eine bestimmte Kurvenform
der Pfropfen-Garn-Schlaufe entsprechen. Im Gleichgewichtszustand ist die Pfropfen-Garn-Schlaufe
derart stabil, dass sie keinerlei mechanische Kulisse zu ihrer Unterstützung benötigt.
[0016] Die auf das Garn bremsend wirkende Kraft kann verstärkt rsp. abgeschwächt werden
durch irgendwelche Kräfte, die zusätzlich derart auf das Garn wirken, dass sie so
in Komponenten zerlegt werden können, dass eine Komponente der Richtung der Garnbewegung
entgegenwirkt, also als Bremskraft wirkt, rsp. in der Garnbewegungsrichtung wirkt,
die Bremswirkung also abschwächt. Zum Beispiel kann in dieser Art die Schwerkraft
oder die Reibungskraft an einem fliessenden oder stehenden Medium ausgenützt werden.
[0017] Figur 3a zeigt ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen Vorrichtung. Der Pfropfen 1.1,
der aus irgend einer Texturiervorrichtung 4, sei es eine Texturierdüse oder eine Stauchkammer,
austritt, wird im Punkte C auf eine mit konstanter Oberflächengeschwindigkeit v₁ rotierende
Siebtrommel oder perforierte Walze 2 aufgebracht. In die Siebtrommel 2 wird Luft gesaugt,
die gleichzeitig den Pfropfen 1.1 auf der Trommeloberfläche festhält und kühlt. Der
Pfropfen 1.1 bewegt sich mit der Oberfläche der Trommel und wird, wenn er den Punkt
D₁ rsp. D₂ erreicht hat, durch eine entsprechende Schikane oder durch Schliessung
der Perforation, sodass er durch den Unterdruck in der Trommel nicht mehr gehalten
wird, von der Trommeloberfläche gelöst. Das Garn 1.2 wird von der Abzugsspule 3 mit
der Geschwindigkeit v₂ abgezogen. Durch Variation des Punktes D (D₁ rsp. D₂) verändert
sich der Abkühlungswinkel τ (τ₁ rsp. τ₂). Dadurch verändert sich vor allem der Umlenkungswinkel
β (β₁ rsp. β₂), was sich auf die Bremswirkung der Anordnung und somit auf die Garnspannung
vor der Abzugsspule auswirkt. Daneben wird durch eine solche Veränderung aber auch
die Abkühlzeit des Pfropfens verändert, was sich durch veränderte elastische und plastische
Eigenschaften des Pfropfens und des Garnes auswirken wird. Offensichtlich eignet sich
also der Abkühlungswinkel τ gut als Variationsparameter für das Streckverfahren. Der
Abkühlungswinkel τ kann variert werden durch Verschieben der Schikane, die den Pfropfen
von der Trommel löst, oder durch Verschieben der Mittel, die zum Verschliessen der
Perforation im Innern der Trommel vorgesehen sind.
[0018] Die in Figur 3a abgebildete Anordnung zur erfindungsgemässen Pfropfenauflösung kann
durch Änderung der relativen Lagen der Siebtrommel 2 gegenüber der Abzugsspule 3 derart
verändert werden, dass die Schwerkraft vermehrt in den Bremsvorgang während der Umlenkung
miteinbezogen wird. Eine solche Anordnung zeigt die Figur 3b. Der Pfropfen 1.1 wird
durch entsprechende Anordnung des Ablösepunktes D, durch seine kinetische Energie
aufwärts geschoben und ändert seine Richtung gegen unten in einem Punkt E, der von
der Pfropfengeschwindigkeit, vom Pfropfengewicht und vom Gewicht des nach unten hängenden
Pfropfenstückes abhängig ist. Aus dieser Bewegung wird er durch die entsprechend angeordnete
Abzugsspule in der Gegend des Punktes F wieder gegen oben umgelenkt. Die Umlenkung
nach oben bewirkt wie im Zusammenhang mit dem erfindungsgemässen Verfahren beschrieben
bremsend auf den Pfropfen. Zusätzlich zu den durch die Umlenkung bedingten Spannungskräften,
wirkt auch die Schwerkraft an der Umlenkungsstelle F bremsend und verstärkt die Bremswirkung,
wodurch eine höhere Garnspannung resultiert.
[0019] Ausführungsvarianten der beiden in den Figuren 3a und 3b dargestellten erfindungsgemässen
Vorrichtungen bestehen darin, dass zusätzlich Mittel angebracht sind, mit denen zum
Beispiel Luft gegen die Umlenkungsstelle geblasen wird und zwar von ihrer konkaven
Seite her, um die Bremskraft zu erhöhen, von der konvexen Seite her, um die Bremswirkung
zu vermindern. Es mag in diesen Fällen vorteilhaft sein, die Umlenkungsstelle mit
einem entsprechend gestalteten Gehäuse mit entsprechenden Lufteintrittsöffnungen und
Austrittsöffnungen zu umgeben.
[0020] Figuren 4a und 4b zeigen beispielhafte Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung, in denen
keine rotierende Siebtrommel zur Abkühlung des Garnpfropfens zur Anwendung kommt.
Der Pfropfen 1.1 wird in beiden Fällen durch eine Eingangsöffnung 40 in ein kanalförmiges,
belüftetes Gehäuse 41 gefördert, in dem er sich durch die Schwerkraft angetrieben
abwärts bewegt. In diesem Gehäuse wird er durch die Kraft und Abzugsrichtung der Abzugsspule
3 umgelenkt und durch die Ausgangsöffnung 42 beschleunigt abgezogen.
[0021] Figur 4a zeigt ein entsprechendes Gehäuse 41a, in das der Pfropfen 1.1 über die geneigte,
mit Löchern versehene Führungsrinne 43a eingeführt wird. An die Führungsrinne 43a
schliesst sich ein Umlenkungsraum 44a mit horizontalem, ebenfalls mit Löchern versehenem
Boden an, in dem der Pfropfen 1.1 gegen oben und gegen die Richtung seiner Einführung
abgezogen wird und gleichzeitig aufgelöst wird. Gerade über der Eingangsöffnung 40a
befindet sich die Ausgangsöffnung 42a. An den Umlenkungsraum 44a schliesst auf der
der Ein- und Ausgangsöffnung gegenüberliegenden Seite ein Abluftkanal 45a an, der
mit dem Umlenkungsraum 44a durch Löcher verbunden ist. Durch den Abluftkanal 44a wird
aktiv Luft aus dem Gehäuse 41a abgesaugt und Aussenluft durch die Löcher der Führungsrinne
43a und des Umlenkungsraumes 44a und durch die Ein- und Ausgangsöffnungen (40a/42a)
nachgesaugt. Die resultierende Luftströmung im Gehäuse 41a (durch Pfeile in der Figur
angedeutet) verläuft in der Eingangsöffnung 40a in Garntransportrichtung, in der Ausgangsöffnung
42a gegen die Garnbewegungsrichtung, sodass sie auf das Garn 1.2 bremsend wirkt. Im
Umlenkungsraum 44a hat die Luftströmung je nach Lage der Umlenkungsschlaufe eine mehr
oder weniger bremsende Wirkung auf Pfropfen und Garn.
[0022] Figur 4b zeigt eine ähnliche Vorrichtung wie Figur 4a. Das Gehäuse 41b hat eine viel
steilere Führungsrinne 43b, sodass die Umlenkungsschlaufe eine hängende Lage bekommt.
Die Schwerkraft wirkt in diesem Fall bremsend, der Ablufkanal 45b ist aber so zwischen
Eingangsöffnung 40b und Ausgangsöffnung 42b angeordnet, dass der Luftstrom durch das
Gehäuse 41b der Bremsung entgegenwirkt.
[0023] Zu allen beschriebenen Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung sind
Varianten denkbar, bei denen der Abzugsspule eine pneumatische Entwirrdüse vorgeschaltet
ist, die als zusätzliche Bremse zur Entwirrung und Streckung des Garnes dient. Die
in dieser Düse für die Bremsung notwendige Luftströmung kann auch so geführt werden,
dass die Kraft, die sie auf das Garn ausübt, nicht genau in der Richtung gegen die
Garnbewegungsrichtung wirkt und sie somit gleichzeitig zu einer Streckung des Garnes
eine Verwirbelung der Fibrillen bewirkt. Eine separate Vorrichtung zur Verwirbelung
erübrigt sich dann. Eine entsprechende "kombinierte" Düse 46 ist in der Figur 4b eingezeichnet.
[0024] Figur 5 zeigt, wie irgend eine der Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrichtung zur
Pfropfenauflösung sich in ein vollständige Anordnung zur Herstellung texturierter
Garne integrieren lässt. Die Anordnung ist in der Figur 5a dargestellt, während die
Figur 5b eine entsprechende Anordnung gemäss dem Stande der Technik darstellt und
zum Vergleiche dient. Die Anordnung umfasst eine Einlaufzone zwischen den Punkten
P und Q, in der die aus den Spinndüsen austretenden Fibrillen zu einem Garn vereinigt
und das Garn vorgestreckt wird. Es folgt zwischen Punkt Q und R die Texturierzone,
in dem das Garn texturiert wird und der bei der Texturierung entstehende Pfropfen
aufgelöst wird. Darauf folgt zwischen den Punkten R und T die Abzugzone, in der das
Garn nachgestreckt, verwirbelt und aufgespult wird. In der Figur 5a ist der Punkt
R zwischen der Texturierzone und der Abzugzone nicht eingezeichnet, denn durch den
Einsatz einer pneumatischen Entwirrund gleichzeitig Verwirbelungsdüse 50 verschmelzen
die beiden Zonen. Es ist aus dem Vergleich der beiden Zeichnungen 5a und 5b ersichtlich,
dass der Einsatz der erfindungsgemässen Vorrichtung zur Pfropfenauflösung speziell
zusammen mit der kombinierten, pneumatischen Düse die Anordnung stark vereinfacht.
1. Verfahren zur Pfropfenauflösung und Streckung des gekräuselten Garnes nach der Texturierung,
gekennzeichnet dadurch, dass das Garn nach der Kühlung des Pfropfens mit einer Richtungsänderung abgezogen wird
und dass die durch die Umlenkung des Garnes entstehenden Kräfte in Pfropfen und Garn
zur Pfropfenauflösung und Streckung des Garnes ausgenützt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich zu den durch die Umlenkung erzeugten Kräfte entsprechende Komponenten
der Schwerkraft und/oder von dynamischen Reibungskräften für die Auflösung des Pfropfens
und die nachfolgende Streckung des Garnes ausgenützt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es materialspezifisch variert wird durch Variation des Kühlungswinkels τ und/oder
des Umlenkungswinkels β.
4. Vorrichtung zur Auflösung des Pfropfens und Streckung des gekräuselten Garnes nach
der Texturierung, bestehend aus einem Kühlungsteil und einem Abzugsteil, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlungsteil und der Abzugsteil derartige für den Pfropfen resp. das Garn richtungsbestimmende
Mittel umfassen, dass sich die Austrittsrichtung aus dem Kühlungsteil von der Eintrittsrichtung
in den Abzugsteil um den Umlenkungswinkel (β) unterscheiden, und dass diese richtungsbestimmenden
Mittel in Garnbewegungsrichtung aufeinander folgende richtungsbestimmende Mittel darstellen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlungsteil eine Siebtrommel oder perforierte Walze umfasst, in der durch entsprechende
Mittel ein Unterdruck erzeugt wird, und in ihrer relativen Lage zum Trommelmittelpunkt
varierbare Ablösemittel, mit deren Hilfe der Pfropfen von der Trommel abgelöst wird.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Ablösemittel aus einer an der gewünschten Ablösestelle über der Trommeloberfläche
positionierten, mechanischen Schikane bestehen oder aus einem im Innern der Trommel
angebrachten Abschlussmittel, mit dem die Luftlöcher in der Trommeloberfläche an der
gewünschten Ablösestelle verschlossen sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Ausgang des Kühlungsteils und dem Abzugsteil ein belüftetes Gehäuse
angebracht ist, in dem die Umlenkungsschlaufe verläuft.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Kühlungsteil in das Gehäuse integriert ist und aus einer sich neigenden Führungsrinne
mit Luftlöchern besteht.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Neigungswinkel der Führungsrinne
derart gross ist, dass die Umlenkungsschlaufe im Gehäuse hängt, und dass durch entsprechende
Anordnung der Belüftung verhindert wird, dass der Pfropfen durch seine eigene Schwerkraft
aufgelöst wird.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der in Garnbewegungsrichtung erste Bestandteil des Abzugteiles der Vorrichtung eine
pneumatische Düse (46) ist, in der mit Belüftungsmitteln ein Luftstrom erzeugt wird,
der das Garn bremst und gleichzeitig verwirbelt.