[0001] In elektronischen Zündsystemen werden über einen Geber und ein Steuergerät mittels
Schalttransistoren Zündspulen angesteuert, die die Zündspannung bzw. den Zündstrom
erzeugen. Ältere Zündsysteme mit Einfachzündung verwenden einen Verteiler, um die
Zündspannung mechanisch auf die einzelnen Zylinder zu verteilen, bei modernen Zündsystemen
werden die Zylinder - ohne mechanischen Verteiler - direkt angesteuert.
Um das Kaltstartverhalten des Motors zu verbessern, wird eine hohe Zündenergie der
Zündspule für den Zündvorgang benötigt; dann ist auch bei Verunreinigungen der Zündkerze
- es entsteht ein niederohmiger Nebenschluß, durch den ein Teil der Zündenergie aus
der Zündspule abfließt - in der Regel sichergestellt, daß ein Zündfunke zwischen den
Zündkerzenelektroden entsteht.
Infolge dieser hohen Zündenergie - sie ist beim warmgelaufenen Motor eigentlich gar
nicht mehr erforderlich - wird die Lebensdauer der Zündkerzen stark reduziert. Um
das Intervall zum Wechseln der Zündkerzen zu verlängern - beispielsweise von 20.000
km auf 50.000 oder 100.000 km - können verbesserte Zündkerzen eingesetzt werden, die
jedoch sehr teuer sind.
[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein elektronisches Zündsystem anzugeben,
das eine Verlängerung der Zündkerzenlebensdauer ermöglicht und das kostengünstig und
in großen Stückzahlen hergestellt werden kann. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
durch die Merkmale im Kennzeichen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0003] Die Brenndauer oder Brennzeit der Zündkerzen - während dieser Zeit wird ein Lichtbogen
zwischen den Zündkerzenelektroden aufrechterhalten - kann beim erfindungsgemäßen Zündsystem
gemäß einer Brenndauer-Vorgabe durch das Steuergerät variiert werden.
Insbesondere kann beim Kaltstartversuch die maximale Brenndauer vorgesehen werden,
während sie beim bereits laufenden Motor reduziert wird; deshalb kann auch eine energiereiche
bzw. nebenschluß-unempfindliche Zündung eingesetzt werden, ohne daß deren schädliche
Auswirkungen für die Zündkerzenlebensdauer auftreten. Die gewünschte bzw. erforderliche
Brenndauer der Zündkerzen kann in Abhängigkeit von Motorparametern bestimmt bzw. festgelegt
werden und wird vom Steuergerät an die Endstufe weitergegeben.
In der Endstufe ist zur Beeinflussung der Brenndauer eine Schalteinheit mit einem
Schalter vorgesehen, durch die die Primärseite der Zündspule nach Ablauf der vom Steuergerät
vorgegebenen Brenndauer kurzgeschlossen wird; dadurch wird der Zündfunken zwischen
den Zündkerzenelektroden zum Erlöschen gebracht und die Brenndauer beendet. Dabei
entsteht in der Schalteinheit ein Freilaufstrom, durch den die in der Zündspule gespeicherte
Energie dissipiert wird, wobei dieser Energie-Betrag umso größer ist, je mehr die
vorgegebene Brenndauer gegenüber der maximalen Brenndauer verkürzt wird.
Der Schalter der Schalteinheit kann beispielsweise durch Transistoren oder Thyristoren
realisiert werden, wobei als Transistoren NPN-Transistoren, PNP-Transistoren, IGBT-Transistoren
und FET-Transistoren in Frage kommen; die Transistoren können dabei auch als Darlington-
oder Tripleton-Transistoren ausgebildet sein.
[0004] Die Erfindung soll nachstehend anhand der Figuren 1 bis 4 näher beschrieben werden.
Dabei zeigen:
- Figur 1
- das Prinzipschaltbild eines elektronischen Zündsystems,
- Figur 2
- die zeitlichen Signalverläufe bei maximaler Brennzeit,
- Figur 3
- die zeitlichen Signalverläufe bei verkürzter Brennzeit,
- Figur 4
- das Detailschaltbild eines Ausführungsbeispiels des Schaltungsteils der Endstufe.
[0005] In der Figur 1 ist das schematische Blockschaltbild eines elektronischen Zündsystems
für ein Kraftfahrzeug dargestellt.
Das Steuergerät steuert den zeitlichen Verlauf der Zündung bzw. die Zündzeitpunkte
t
Z durch Ein-/Ausschalten der Zündspule, indem über die Schaltflanken U
Z am Zündeingang E
Z der Endstufe der zeitliche Verlauf des Stromflusses I
Pr durch die Primärwicklung der Zündspule vorgegeben wird. Außerdem wird ein Steuersignal
U
st für die Brenndauer t
Br - abhängig von Motorparametern wie Benzin-Luft-Gemisch, Drehzahl, Motortemperatur
und Motorlast - am Steuereingang E
st der Schalteinheit der Endstufe vorgegeben.
Die Endstufe besitzt neben dem Zündschaltgerät - mit einem Zünd-IC und dem Endstufentransistor
T₁ zur Ansteuerung der Zündspule, wobei das Zünd-IC zur Regelung des Endstufentransistors
dient - noch eine Schalteinheit, durch die die sekundärseitige Brenndauer auf der
Primärseite der Zündspule gesteuert wird.
Die Zündspule wird vom Transistor T₁ geschaltet; auf der Sekundärseite der Zündspule
sind dieser mit bzw. ohne Verteiler die einzelnen Zylinder über die Zündkerzen (Klemme
3) zugeordnet, wobei über den Zündkerzen die Brennspannung U
Br ansteht und der Brennstrom I
Br fließt. Die Primärseite der Zündspule ist andererseits über die Klemme 15 an die
Betriebsspannung U
B angeschlossen, andererseits liegt an der Klemme 1 die Kollektorspannung des Zündtransistors
T₁ an.
[0006] Die Figur 2 zeigt die zeitlichen Signalverläufe bei einer Zündung mit der maximal
möglichen Brennzeit, wobei in den Figuren 2a - 2e das Steuersignal für die Brenndauer
(die Steuerspannung U
st), die Spannung auf der Primärseite der Zündspule (U
Pr), die Spannung auf der Sekundärseite der Zündspule (Brennspannung U
Br), der Strom auf der Sekundärseite der Zündspule (Brennstrom I
Br) sowie der Freilaufstrom (I
F) in der Schalteinheit dargestellt sind.
Gemäß Figur 2a ist das vom Steuergerät vorgegebene und die Brenndauer bestimmende
Steuersignal länger als die maximale Brennzeit, so daß ein "normaler" Zündzyklus mit
einer unverkürzten Brenndauer t
Br von beispielsweise 3 ms vorliegt, wie er beispielsweise beim Kaltstart erforderlich
ist:
- der Schalttransistor T₁ wird durch die im Steuergerät erzeugten Schaltflanken UZ gesteuert, wobei beim Abschalten des Transistors der Stromfluß durch die Zündspule
unterbrochen und eine Induktionsspannung auf der Primärseite der Zündspule induziert
wird.
- der Spannungsanstieg auf der Primärseite der Zündspule - die in Figur 2b dargestellte
Primärspannung UPr oder Rückschlagspannung, die beispielsweise 380 bis 400 V beträgt - wird durch Induktion
auf die Sekundärseite der Zündspule übertragen.
- ist die Induktionsspannung auf der Sekundärseite auf einen bestimmten Wert (beispielsweise
20 kV) angestiegen, erfolgt durch einen Funkenüberschlag zwischen den Zündkerzenelektroden
die Zündung (Zündzeitpunkt tZ); infolgedessen fällt die Spannung auf der Sekundärseite von 20 kV auf ca. 400 V
ab - dies ist die sogenannte Brennspannung UBr (Figur 2c).
- die in der Zündspule beim Aufladevorgang gespeicherte Energie bestimmt die Brennzeit
bzw. Brenndauer tBr; der Brennstrom IBr (Figur 2d) fließt so lange bzw. der Lichtbogen zwischen den Zündkerzenelektroden
(die Brennspannung UBr) steht so lange an, bis die gespeicherte Energie verbraucht bzw. in den Zündkerzen
umgesetzt ist.
- nach Ablauf des Zündvorgangs geht die Rückschlagspannung auf der Primärseite (Figur
2b) von ihrem Maximalwert (380 - 400 V) auf die Betriebsspannung (beispielsweise 12
V) zurück.
- da die Schalteinheit der Endstufe während der Brennzeit nicht aktiviert wurde, fließt
gemäß Figur 2e kein Freilaufstrom IF.
[0007] Die Figur 3 zeigt entsprechend der Figur 2 die Signalverläufe bei einer Zündung mit
verkürzter Brennzeit, wobei in den Figuren 3a - 3e die zu den Figuren 2a - 2e korrespondierenden
Größen aufgetragen sind.
Das vom Steuergerät vorgegebene Steuersignal (Steuerspannung U
st) geht gemäß Figur 3a beispielsweise bereits nach 2 ms - also vor Ablauf der maximal
möglichen Brennzeit von beispielsweise 3 ms - vom "HIGH"-Pegel zum "LOW"-Pegel über
und aktiviert dadurch die Schalteinheit der Endstufe, die die Primärseite der Zündspule
kurzschließt:
- gemäß Figur 3b sinkt dadurch die Primärspannung UPr signifikant ab
- die Brennspannung UBr wird gemäß Figur 3c auf einen Wert reduziert, der nicht mehr ausreicht, um den Überschlag
zwischen den Zündkerzenelektroden aufrechtzuerhalten, der Brennvorgang wird beendet
- der Brennstrom IBr geht gemäß Figur 3d unmittelbar nach Aktivierung der Schalteinheit gegen 0 mA
- der Freilaufstrom IF durch die Schalteinheit (Figur 3e) fließt so lange, bis die in der Spule gespeicherte
Energie dissipiert wurde; dabei muß umso mehr Energie vernichtet werden, je kürzer
die vorgegebene Brennzeit ist. Der Betrag des Freilaufstroms IF hängt demzufolge vom Zeitpunkt der Aktivierung der Schalteinheit ab; sein Maximalwert
kann so groß wie der Primärstrom sein, mit dem die Spule geladen wurde (tBr = 0). Mit zunehmender Brenndauer nimmt IF ab, da bereits ein Teil der gespeicherten Energie in der Zündkerze umgesetzt wurde.
[0008] In der Figur 4 ist ein Ausführungsbeispiel der Schalteinheit dargestellt, bei dem
der Schalter durch den NPN-Transistor T₂ realisiert wurde.
Die Schalteinheit enthält neben dem Schalttransistor T₂ den Ansteuertransistor bzw.
Treibertransistor T₃, die Widerstände R₁ bis R₃ und die Dioden D₁ und D₂. Der Widerstand
R₁ dient zur Vorspannung des Transistors T₂, der Widerstand R₂ als Schutzmaßnahme
bei Defekten und der Widerstand R₃ zur Ansteuerung des Transistors T₃; die Diode D₁
ist eine Schutzdiode für den Transistor T₂. Die Diode D₂ verhindert einen ungewollten
Stromfluß von Klemme 15 durch die Diode D₁ zum Transistor T₁ zu dem Zeitpunkt, zu
dem durch das Einschalten des Transistors T₁ die Primärseite der Zündspule geladen
werden soll; weiterhin werden dadurch vom Emitter des Transistors T₂ positive Spannungsspitzen
auf der Versorgungsleitung ferngehalten. Der Transistor ist beispielsweise als Darlington-Transistor
ausgebildet, dessen Emitter über die Diode D₂ an die Betriebsspannung U
B angeschlossen ist (Klemme 15) und dessen Kollektoren, die den Ausgang der Schalteinheit
bilden, mit der Klemme 1 der Zündspule verbunden sind. Die Basis des Transistors T₂
ist mit dem Kollektor des Transistors T₃ verbunden, dessen Emitter an Bezugspotential
angeschlossen ist. An der Basis des Transistors T₃ ist der Widerstand R₃ und an der
Betriebsspannung der Widerstand R₂ angeschlossen, wobei die zweiten Anschlüsse der
Widerstände R₂ und R₃ den Steuereingang E
st der Schalteinheit bilden, an dem die Steuerspannung U
st bzw. das Steuersignal des Steuergeräts anliegt.
Da im Kraftfahrzeug üblicherweise nur eine einzige Betriebsspannung U
B (beispielsweise 12 V) vorhanden ist, und sich eine Ansteuerung des Transistors T₂
dadurch problematisch gestaltet, wird die durch Induktionsvorgänge verursachte Spannungserhöhung
ΔU der Klemme 1 gegenüber der Klemme 15 auf der Primärseite der Zündspule während
der Brennzeit t
Br (vgl. Figur 2b/Figur 3b) zur Ansteuerung des Transistors T₂ ausgenützt. Durch die
Spannungserhöhung ΔU und den Widerstand R₁ wird der Basisstrom für den Transistor
T₂ und durch dessen Stromverstärkungsfaktor der Kollektorstrom bzw. Freilaufstrom
festgelegt.
Während der gewünschten Brennzeit ist das Steuersignal U
st am Schaltungseingang E
st auf HIGH-Potential - der Transistor T₃ wird durchgesteuert und sperrt dadurch den
Transistor T₂; die Schalteinheit ist folglich inaktiv. Wenn die vorgegebene Brennzeit
erreicht ist, wird der Steuereingang E
st aktiv gegen Masse geschaltet - die Steuerspannung U
st geht auf LOW-Potential - und der Transistor T₃ sperrt; die an der Klemme 1 während
der Brennzeit anstehende Spannungsüberhöhung ΔU gegenüber der Klemme 15 steuert über
den Widerstand R₁ den Transistor T₂ durch, so daß die Primärseite der Zündspule kurzgeschlossen
wird, der Brennvorgang abgebrochen, und die in der Zündspule gespeicherte Energie
vom Freilaufstrom I
F vernichtet wird. Die gewünschte Brenndauer kann dabei von der Steuerelektronik beliebig
vorgegeben werden und kann sich von der Zeit t
Br = 0 (keine Zündung) bis zur maximal möglichen Brennzeit erstrecken.
Falls durch einen Defekt (beispielsweise Bruch des E
st-Kabel) keine Steuerspannung U
st am Steuereingang E
st anliegt, bleibt der Transistor T₃ gesperrt und die Schalteinheit würde - unerwünschterweise
- bei jeder Zündung unmittelbar nach dem Zündzeitpunkt aktiviert und die Brenndauer
sofort abbrechen. Um dies zu vermeiden, ist der Pull-up-Widerstand R₂ vorgesehen,
der die Betriebsspannung U
B der Basis des Transistors T₃ zuführt, so daß dieser bei fehlender Steuerspannung
U
st aktiviert wird; die Schalteinheit wird dadurch deaktiviert, und ein unverkürzter
Zündvorgang mit der maximalen Brennzeit ermöglicht.
[0009] Der Schalter der Schalteinheit läßt sich neben der oben vorgestellten Ausführungsform
auch noch auf andere Weise realisieren. Beispielsweise kann der Schalter ein PNP-Transistor,
IGBT-Transistor oder Feldeffekt-Transistor sein, daneben können auch Thyristoren eingesetzt
werden. Die Transistoren können beispielsweise als Darlington-Transistoren oder als
Triple-Transistoren, die eine große Stromverstärkung aufweisen, ausgebildet sein.
Außerdem können in der Schalteinheit Schutzmaßnahmen bzw. Schutz-Bauelemente für Kfz-übliche
Störspannungen vorgesehen werden.
1. Elektronisches Zündsystem, mit einem Steuergerät, das die Zündzeitpunkte der einzelnen
Zylinder vorgibt, einer Zündspule und einer Endstufe mit einem Schalttransistor (T₁)
zur Ansteuerung der Zündspule, dadurch gekennzeichnet, daß in der Endstufe eine Schalteinheit
vorgesehen ist, durch die die Brenndauer (tBr) der Zündkerzen beeinflußt wird.
2. Zündsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schalteinheit einen Schalter
enthält, der in Abhängigkeit der vom Steuergerät vorgegebenen Brenndauer die Primärseite
der Zündspule kurzschließt, wodurch die Brenndauer (tBr) der Zündkerzen beendet wird, und daß beim Schließen des Schalters in der Schalteinheit
ein Freilaufstrom (IF) erzeugt wird, durch den die in der Zündspule gespeicherte Energie dissipiert wird.
3. Zündsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Schalter der Schalteinheit
ein Transistor oder Thyristor ist.
4. Zündsystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Schalttransistor als bipolarer
Transistor mit einer oder mehreren Kollektorelektroden ausgebildet ist.
5. Zündsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Schalttransistor
ein NPN-Transistor (T₂) ist, dessen Kollektor mit der Klemme 1 der Zündspule und dessen
Emitter mit der Klemme 15 der Zündspule verbunden ist, daß an der Basis des Schalttransistors
der Kollektor eines Ansteuertransistors (T₃) angeschlossen ist, und daß die Basis
des Ansteuertransistors mit dem Steuerausgang des Steuergeräts verbunden ist.
6. Zündsystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß an die Basis des Schalttransistors
(T₂) ein Widerstand (R₁) angeschlossen ist, dessen anderer Anschluß mit der Klemme
1 der Zündspule verbunden ist.
7. Zündsystem nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerspannung
(Ust) am Steuerausgang des Steuergeräts der Basis des Ansteuertransistors (T₃) über einen
Widerstand (R₃) zugeführt wird, daß der Steuereingang (Est) mit einem weiteren Widerstand (R₂) mit der Klemme 15 der Zündspule verbunden ist,
und daß zwischen dem Emitter des Schalttransistors (T₂) und der Klemme 15 der Zündspule
eine Diode (D₂) angeordnet ist.