[0001] Es ist weitgehend bekannt, organophil modifizierte Schichtsilikate als rheologische
Additive in organischen Medien einzusetzen. Beispiele hierfür sind die Handelsprodukte,
die unter den Bezeichnungen ®Tixogel (Hersteller: Südchemie AG) und ®Bentone vertrieben
werden. Diese rheologischen Additive bewirken in organischen Medien, beispielsweise
in Farben und Lacken, den Aufbau einer thixotropen Struktur. Infolge dieser thixotropen
Struktur lassen sich solche organischen Medien besser verarbeiten. Erhalten werden
die organophil modifizierten Schichtsilikate, indem man Schichtsilikate in wäßriger
Suspersion mit einer wäßrigen Lösung einer Oniumverbindung, vorzugsweise eines quartären
organischen Ammoniumsalzes behandelt, wobei dieses organische Ammoniumsalz zwischen
die Schichten des Schichtsilikats eingelagert wird. Anschließend wird das auf diese
Weise organophil modifizierte Schichtsilikat durch Filtration vom Wasser abgetrennt
und unter Einwirkung von Hitze getrocknet, beispielsweise im Trommeltrockner bei ca.
100 °C. Die auf diese Weise erhaltenen modifizierten organophilen Schichtsilikate
sind wasserunlöslich.
[0002] Ein solcher Trocknungsvorgang wurde bisher für notwendig erachtet, da der Filterkuchen,
der beim Abfiltrieren des Wassers anfällt, beträchtliche Mengen an Wasser enthält
und dieser Wassergehalt beim Einsatz der organophilen Schichtsilikate in den organischen
Medien stören sollte. Es wurde nun überraschend gefunden, daß dies nicht der Fall
ist und daß man den Filterkuchen solcher organophilen Schichtsilikate auch ohne Trocknung
als rheologisches Additiv in organischen Medien einsetzen kann.
[0003] Gegenstand der Erfindung ist somit die Verwendung von wasserhaltigen organophilen
Schichtsilikaten, erhalten durch die Umsetzung eines in Wasser kolloidal vollständig
delaminierten, kationenaustauschfähigen Schichtsilikates mit einem organischen Oniumsalz
in wäßriger Suspension und anschließender mechanischer Abtrennung des Wassers ohne
Trocknung durch Erwärmung, als rheologisches Additiv in organischen Medien und zum
Beschichten von Papier.
[0004] Diese organophilen Schichtsilikate werden erhalten nach an sich bekannten Methoden,
die deshalb nicht näher erläutert werden müssen. Als kationenaustauschfähige, in Wasser
kolloidal vollständig delaminierte Schichtsilikate kommen alle synthetischen oder
natürlichen smektitischen Schichtsilikate in Frage, vorzugsweise Bentonit oder Montmorillonit,
der neben einem smektischen Schichtsilikat noch 25 - 30 Gew.-% Verunreinigungen in
Form anderer Minerale enthalten kann. Die Minerale werden mit einer wäßrigen Lösung
von Oniumverbindungen, wie beispielsweise Phosphoniumverbindungen, vorzugsweise jedoch
quartären organischen Ammoniumsalzen behandelt, wobei diese Verbindungen zwischen
die Schichten dieser Minerale eingelagert werden. Als quartäre organische Ammoniumsalze
kommen insbesondere in Frage Verbindungen der
Formel

wobei R¹ C₈-C₂₂-Alkyl oder C₈-C₂₂-Alkenyl, R² C₁-C₄-Alkyl und A ein Anion, bevorzugt
Chlorid oder Methosulfat bedeuten. Besonders bevorzugt ist die Verbindung Di-stearyl-
di-methyl-ammonium-chlorid. Wenn das Schichtsilikat mit dem quartären organischen
Ammoniumsalz beladen ist, wird vom Wasser abfilitriert bzw. abgepreßt. Dies geschieht
nach den üblichen Verfahren der Trenntechnik. Der dabei anfallende Filterkuchen besteht,
in Abhängigkeit von der Reinheit der Schichtsilikate zu ca. 65 bis 83 % aus Wasser
und wird erfindungsgemäß in dieser Form unmittelbar als rheologisches Additiv in organischen
Medien eingesetzt.
[0005] Organische Medien im Sinne dieser Erfindung sind beispielsweise Farben, Lacke, Anstriche,
Kitte, Schmierfette, Kosmetika, Abbeizmittel, Spachtelmassen und ähnliche Zubereitungen
mit einem Gehalt an organischen Lösemitteln. In all diesen Systemen bewirken die wasserhaltigen
organophil modifizierten Schichtsilikate gemäß der Erfindung einen thixotropierenden
Effekt. Durch diesen Effekt lassen sich die genannten Zubereitungen leichter verarbeiten.
Daneben verhindern diese Schichtsilikate auch ein Absetzen der unlöslichen Komponenten,
z.Bsp. der Pigmente innerhalb dieser Medien. Als weiterer überraschender Effekt wurde
bei diesen wasserhaltigen organophilen Schichtsilikaten gefunden, daß hier die verdickende
Wirkung deutlich höher ist im Vergleich zu den analogen handelsüblichen Produkten
mit gleichem Feststoffgehalt, denen aber das Wasser durch Trocknung unter Erhitzen
entzogen wurde.
[0006] Die Art und Weise der Zugabe dieser wasserhaltigen organophil modifizierten Schichtsilikate
zu der organischen Medien erfolgt nach an sich bekannten Methoden. Auch die Menge
dieser rheologischen Additive liegt im Bereich dessen, was dem Fachmann auf diesem
Gebiet bekannt ist (ca. 0,5 bis 3 Gew.-%).
[0007] Besonders eignen sich die erfindungsgemäßen wasserhaltigen organophilen Schichtsilikate
zum Beschichten von Papier. Aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus ist man bestrebt,
bei Druckerzeugnissen mit hoher Auflage, beispielsweise bei Zeitschriften oder Versandkatalogen,
Dünndruckpapiere zu nehmen. Hierbei ergeben sich aber Probleme hinsichtlich der Opazität,
d.h. es kommt beim Drucken zu einem störenden Durchscheinen des Druckes auf die andere
Seite des Papiers. Zur Verhinderung dieses Effekts ist es bereits bekannt (EP 192
252), Papier mit einem organophilen Komplex aus einem smektischen Schichtsilikat und
einer quartären organischen Ammoniumverbindung aus einer Suspersion in organischen
Lösemitteln zu beschichten. Das Ausgangsmaterial liegt hier in einer Form vor, der
durch Erwärmen das Wassers möglichst weitgehend entzogen wurde. Im Rahmen der vorliegenden
Erfindung wurde nun gefunden, daß man bei diesem Verfahren (solvent coating) auf die
Trocknung des organophil modifizierten Schichtsilikats verzichten und direkt den wasserhaltigen
Preßkuchen dieses organophil modifizierten Schichtsilikats einsetzen kann. Überraschend
dabei ist, daß das Wasser in dem Preßkuchen die Homogenität des organischen Gesamtsystems
nicht stört. Das Wasser verbleibt in der inneren Phase und es tritt keine Quellung
der Papierfasern auf, wie es bei einem wäßrigen Strich der Fall wäre. Dieser Befund
ist deshalb von größerer Bedeutung, da in Zukunft solche "solvent coating" Verfahren
auf der Basis von Toluol oder Testbenzin zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Feststoffgehalt
(d.h. ohne den Gehalt an Wasser aus dem Preßkuchen) beträgt bei solchen Suspensionen
ca. 3 bis 9 Gew.-%. Diese "solvent coating" Suspensionen können außerdem noch Weißpigmente
(TiO₂) enthalten. Infolge der Fähigkeit der organophil modifizierten Schichtsilikate
zur Filmbildung werden diese Weißpigmente von den Schichtsilikaten gut auf dem Papier
gebunden; eines zusätzlichen Bindemittels bedarf es daher nicht. Man erhält auf diese
Weise einen guten Hold-out-Effekt, d.h. eine Verhinderung des Durchschlagens auf dem
bedruckten Papier.
Beispiele
[0008] Ein handelsüblicher, nicht gereinigter Na-Bentonit (Austauschkapazität 80 mVal/100
g) wurde in einer heißen Lösung von Di-stearyl-di-methyl-ammonium-chlorid verrührt
bei einem Verhältnis der beiden Produkte von 69 Gew.-% Na- Bentonit und 31 Gew.-%
quartäres organisches Ammoniumsalz. Nach Beeendigung der Reaktion wurde abfiltriert
und der nunmehr organophil modifizierte Bentonit wurde auf einen Feststoffgehalt von
ca. 31 Gew.-% abgepreßt. Dieser Filterkuchen wurde in Toluol dispergiert und in dünner
Schicht auf ein Papierblatt aufgebracht und getrocknet. Die Einzelheiten der Beispiele
und die jeweilige Bewertung des Hold-out-Effekts ergeben sich aus den folgenden Tabellen
1 und 2.
[0009] Wie die Beispiele zeigen, erhält man mit den wasserhaltigen organophilen Schichtsilikaten
gemäß der vorliegenden Erfindung einen sehr guten Hold-out-Effekt. Die Beispiele in
der Tabelle zeigen, daß man mittels der Dispersion des organophil modifizierten Schichtsilikats
in Toluol auch übliche Weißpigmente auf das Papier aufbringen und dort fest verankern
kann; eines zusätzlichen Bindemittels bedarf es dabei nicht.

1. Verwendung von wasserhaltigen organophilen Schichtsilikaten, erhalten durch die Umsetzung
eines in Wasser kolloidal vollständig delaminierten, kationenaustauschfähigen Schichtsilikates
mit einem organischen Oniumsalz in wäßriger Suspension und anschließender mechanischer
Abtrennung des Wassers ohne Trocknung durch Erwärmung, als rheologisches Additiv in
organischen Medien.
2. Verwendung von wasserhaltigen organophilen Schichtsilikaten, erhalten nach Anspruch
1 zum Beschichten von Papier aus einer Suspension in organischen Lösemitteln.
3. Verwendung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zur Umsetzung mit
dem Oniumsalz verwendete Schichtsilikat ein Na-Bentonit ist.
4. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das organische Oniumsalz ein
organisches quartäres Ammoniumsalz ist.
5. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Oniumsalz Di-stearyl-dimethylammonium-chlorid
ist.
6. Organische Medien enthaltend wasserhaltige organophile Schichtsilikate, erhalten durch
die Umsetzung eines in Wasser kolloidal vollständig delaminierten, kationenaustauschfähigen
Schichtsilikates mit einem organischen Oniumsalz in wäßriger Suspension und anschließender
mechanischer Abtrennung des Wassers ohne Trocknung durch Erwärmung.
7. Papier beschichtet mit einem wasserhaltigen organophilen Schichtsilikat, erhalten
durch die Umsetzung eines in Wasser kolloidal vollständig delaminierten, kationenaustauschfähigen
Schichtsilikates mit einem organischen Oniumsalz in wäßriger Suspension und anschließender
mechanischer Abtrennung des Wassers ohne Trocknung durch Erwärmung.