[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung eines endabmessungsnahen
Metallbandes, bei dem Metallschmelze auf ein endloses, umlaufendes Kühlband aufgegossen
und zur Erstarrung gebracht wird.
[0002] Bei Verfahren der genannten Art besteht das Hauptproblem in einer möglichst gleichmäßigen
Zufuhr der Metallschmelze auf das umlaufende Kühlband, und zwar soll die Zufuhr möglichst
turbulenzfrei erfolgen, und die Metallschmelze soll etwa die gleiche Geschwindigkeit
wie das Kühlband erhalten.
Bei einem Verfahren der genannten Art (etwa nach der DE-PS 3.810.302) wird die Ausflußmenge
der Metallschmelze über den Gasdruck im Verteiler geregelt, wobei der Verteiler an
eine Unterdruckkammer angeschlossen ist. Für die Verteiler sind relativ dicke Wandstärken
erforderlich. Die Wandstärke des Verteilerbodens bestimmt wesentlich den metallostatischen
Druck, der sich in Höhe der Ausgießöffnung des durch die Verteilerwand führenden Kanals
aufbaut. Dieser Druck ist bei ungehindertem Auslauf größer als für die Metallzufuhr
erforderlich. Mit Hilfe des Unterdrucks kann zwar die effektive metallostatische Höhe
unter die Verteilerwandstärke abgesenkt werden, bei zinkhaltigen Kupferlegierungen
muß aber wegen des hohen Zinkdampfrucks Unterdruck im Verteiler vermieden werden.
Ein mit Unterdruck arbeitendes Verfahren ist also von vorneherein auszuschließen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Ausflußgeschwindigkeit der Metallschmelze
so zu regeln, daß - bei Vermeidung von Unterdruck - die Metallströmung möglichst laminar
ist und die Geschwindigkeit der Metallschmelze und des Kühlbandes in etwa übereinstimmen.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die folgenden Verfahrensschritte gelöst:
- die Metallschmelze fließt aus einem Verteiler durch einen an den Verteiler angeschlossenen
Kanal von im wesentlichen rechteckigem Querschnitt mit im Verhältnis zur Querschnittsbreite
geringer Querschnittshöhe,
- der Kanal ist gegenüber der Horizontalen in Fließrichtung der Metallschmelze geneigt
(Neigungswinkel α ),
- der Kanal mündet oberhalb des Kühlbandes in einer Ausgießöffnung,
- die Geschwindigkeit der ausfließenden Metallschmelze wird geregelt, indem die in dem
Kanal fließende Metallschmelze durch eine der Schwerkraft entgegenwirkende elektromotorische
Kraft abgebremst wird.
[0005] Damit wird ein Verfahren angegeben, das die Schmelzegeschwindigkeit auf einfache
Weise ohne den Einsatz mechanisch bewegter Teile regelt.
[0006] Aus der bereits zitierten DE-PS 3.810.302 ist zwar ein geneigter Kanal bekannt. Ein
Zusammenhang zwischen der Neigung des Kanals und der Regelung der Ausflußgeschwindigkeit
ist allerdings nicht nahegelegt.
[0007] Die Abbremsung der Metallschmelze in einem schmalen, vertikal angeordneten Kanal
ist beispielsweise aus der EP-OS 0.374.260 bekannt. Der Kanal selbst endet jedoch
in einer Kokille, deren Breitseiten jeweils durch von oben nach unten laufende Endlosbänder
und deren Schmalseiten durch bewegliche Seitenbegrenzungen gebildet werden. Eine solche
Kokille ist nicht geeignet, die Schmelze auf ein horizontal liegendes, bewegtes Kühlband
aufzubringen. Der Abbremseffekt für die Metallschmelze im Kanal wird durch zwei an
den Kokillenbreitseiten gegenüberliegende, sogenannte "lineare Induktionsmotoren"
erzielt. Auf Seite 20 der Beschreibung, Zeile 10 - 15, der EP-OS 0.374.260 wird allerdings
ausgeführt, daß sich ein vollständiges Abbremsen der Metallschmelze wegen des hohen
metallostatischen Druckes nicht erreichen läßt. Der Erfinder zu dieser Publikation
hat nicht erkannt, daß die für das Gießen von besonders endabmessungsnahen, d.h. besonders
dünnen Metallbändern nötige starke Drosselung der Geschwindigkeit deshalb nicht möglich
ist, weil er durch seine senkrechte Anordnung der elektromagnetischen Drossel den
folgenden Nachteil in Kauf nehmen muß: Wenn die elektromagnetische Drossel zu schwach
ist, kann man sie zwar in Richtung des Durchflusses verlängern, bei der Anordnung
nach der EP-OS also vertikal nach unten. Dadurch erhält man zwar die Möglichkeit,
die Drosselkraft zu erhöhen, indem man mehr Spulen anbringen kann. Dabei wird jedoch
übersehen, daß die Verlängerung des Kanals in vertikaler Richtung zugleich eine Vergrößerung
des metallostatischen Druckes bewirkt, so daß auch eine Erhöhung der Drossel auf ein
Vielfaches keine vollständige Abbremsung ermöglichen kann.
[0008] Durch die erfindungsgemäße Neigung des Kanals - gegenüber der senkrechten Anordnung
nach dem Stand der Technik - ist es möglich geworden, bei ansonsten gleichbleibendem
metallostatischen Druck die Länge der Drossel in Kanalrichtung zu vergrößern, so daß
eine vollständige Abbremsung möglich ist.
[0009] Vorzugsweise ist für den Neigungswinkel α des Kanals ein Bereich von 10° bis 50°
auszuwählen.
[0010] Um den vollen Abbremseffekt zu erzielen, wird die Metallschmelze nach einer besonderen
Ausführungsform der Erfindung über die gesamte Länge des Kanals abgebremst.
[0011] Insbesondere aus Platzgründen empfiehlt es sich, daß das die elektromagnetische Kraft
erzeugende elektromagnetische Feld aus einer Richtung aufgebracht wird, die oberhalb
des Kanals liegt.
[0012] Zur Vorwärmung des Kanals werden vorzugsweise die aus leitfähigem Material bestehenden
Seitenwände unter Einwirkung der elektromagnetischen Kraft aufgeheizt. Es kann zusätzlich
leitfähiges Plattenmaterial in den Kanal eingeführt und unter Einwirkung der elektromagnetischen
Kraft aufgeheizt werden.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, die einen Verteiler für Metallschmelze, einen daran angeschlossenen, niedrigen
Kanal von im wesentlichen rechteckigem Querschnitt mit einer Ausgießöffnung und ein
unterhalb der Ausgießöffnung angeordnetes Kühlband aufweist. Die Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, daß oberhalb des in Fließrichtung der Metallschmelze geneigten Kanals
ein linearer Induktionsmotor angeordnet ist, der als elektromagnetische Bremse geschaltet
ist.
Vorzugsweise erstreckt sich der lineare Induktionsmotor über die Länge des Kanals.
Zur Bündelung des elektromagnetischen Feldes empfiehlt sich ein magnetischer Rückschluß
unterhalb des Kanals.
Für die Vorwärmung des Kanals empfiehlt es sich, daß die Seitenwände aus leitfähigem
Material und die obere und untere Wand aus nicht leitfähigem Material bestehen.
Die Erfindung wird anhand des folgenden Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- einen Vertikalschnitt durch eine erfindungsgemäße Gießvorrichtung,
- Fig. 2
- das Detail A nach Fig. 1 in vergrößertem Maßstab und
- Fig. 3
- den Querschnitt des von der Metallschmelze durchflossenen Kanals.
[0013] Fig. 1 zeigt eine Gießvorrichtung zum kontinuierlichen Herstellen von endabmessungsnahem
Metallband 1, bestehend aus einem endlosen Kühlband 2, das über Transportrollen 3,4
umläuft, einem Verteiler 5 für Metallschmelze 6 und einem daran anschließenden, geneigt
verlaufenden Kanal 7 (Neigungswinkel α ). Dem Verteiler 5 ist ein Vorratsgefäß 8 vorgeschaltet.
[0014] Die Metallschmelze 6 fließt durch den oberhalb des Kühlbandes 2 angeordneten Kanal
7, wird auf das - in Pfeilrichtung umlaufende - Kühlband 2 ausgegossen und dort zur
Erstarrung gebracht. Der Kanal 7 weist einen rechteckigen Querschnitt auf; die Seitenwände
sind mit 9,10 und die obere und untere Wand mit 11 bzw. 12 bezeichnet. Die Ausgießöffnung
7' des Kanals 7 besteht damit aus einem schmalen Spalt, dessen Länge so breit oder
schmäler ist als die Breite des zu gießenden Metallbandes 1 (vgl. Fig. 3). Oberhalb
des Kanals 7 ist über dessen Länge ein (schematisch dargestellter) linearer Induktionsmotor
13 angeordnet, der als elektromagnetische Bremse geschaltet ist, so daß die im Kanal
7 fließende Metallschmelze 6 durch eine der Schwerkraft entgegenwirkende elektromagnetische
Kraft abgebremst wird. Der Fluß der Metallschmelze 6 im Kanal 7 kann so geregelt werden,
daß die Geschwindigkeit der Metallschmelze 6 und des Kühlbands 2 in etwa übereinstimmen.
Aus dem Detailschnitt nach Fig. 2 ist ersichtlich, daß unterhalb des Kanals 7 zur
Bündelung des elektromagnetischen Feldes ein magnetischer Rückschluß 14 angeordnet
ist. Dessen Kühlung ist mit 15 beziffert.
[0015] Zwischen den Seitenwänden 11,12 des Kanals 7 und dem Induktionsmotor 13 bzw. dem
magnetischen Rückschluß 14 ist jeweils eine Isolierung 16 vorgesehen.
Zur Vorwärmung des Kanals 7 empfiehlt es sich, wenn die Seitenwände 9,10 aus leitfähigem
Material (beispielsweise Graphit) bestehen. Die obere und die untere Wand 11,12 des
Kanals 7 bestehen vorzugsweise aus nichtleitfähigem Material (beispielsweise Siliziumkarbid
SiC). Zur Vorwärmung kann zusätzlich leitfähiges Plattenmaterial 17 (beispielsweise
aus Graphit) in den Kanal 7 eingeführt werden, das unter Einwirkung der elektromagnetischen
Kraft aufgeheizt wird.
Beispiel:
[0016] Die beschriebene Gießvorrichtung eignet sich beispielsweise zur kontinuierlichen
Herstellung eines Messingbandes 1 (CuZn30) der Abmessung 5 mm x 400 mm.
[0017] Dazu wird die auf etwa 1050°C erhitzte Messingschmelze 6 zunächst über ein Vorratsgefäß
8 dem Verteiler 5 und dann vom Verteiler 5 über einen Rechteckkanal 7 (Neigungswinkel
α = 45°) mit den Querschnittsabmessungen 5 mm x 380 mm dem Transportband 2 zugeführt.
Das Band 2 ist endlos und wird über Rollen 3,4, deren Durchmesser 1,2 m beträgt, geführt.
Verwendet wird ein Stahlband 2 mit einer Dicke von 1 mm, mit einer Länge zwischen
den Scheitelpunkten der Rollen 3,4 von 3600 mm und mit einer Breite von 850 mm. Die
Breite des Gußbandes 1 wird durch seitlich mitlaufende Begrenzungen (nicht dargestellt)
vorgegeben. Die Schmelze 6 wird indirekt über die Unterseite des Transportbandes 2
mit Wasser gekühlt. Die Abzugsgeschwindigkeit beträgt 20 m/min. Durch den Einsatz
eines oberhalb des Kanals 7 angeordneten Linearmotors 13 wird eine weitgehend laminare
Aufgabe der Schmelze 6 auf das Band 2 erreicht. Die Geschwindigkeit der Schmelze 6
gleicht in etwa der des Transportbandes 2.
[0018] Als Produkt lassen sich Messingbänder 1 mit einwandfreier Oberflächenqualität und
mit seigerungsarmem und feinkörnigem Gefüge erzielen.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung eines endabmessungsnahen Metallbandes (1),
bei dem Metallschmelze (6) auf ein endloses, umlaufendes Kühlband (2) aufgegossen
und zur Erstarrung gebracht wird, wobei das Verfahren folgende Schritte umfaßt:
- die Metallschmelze (6) fließt aus einem Verteiler (5) durch einen an den Verteiler
(5) angeschlossenen Kanal (7) von im wesentlichen rechteckigem Querschnitt mit im
Verhältnis zur Querschnittsbreite geringer Querschnittshöhe,
- der Kanal (7) ist gegenüber der Horizontalen in Fließrichtung der Metallschmelze
(6) geneigt (Neigungswinkel α ),
- der Kanal (7) mündet oberhalb des Kühlbandes (2) in einer Ausgießöffnung (7),
- die Geschwindigkeit der ausfließenden Metallschmelze (6) wird geregelt, indem die
in dem Kanal (7) fließende Metallschmelze (6) durch eine der Schwerkraft entgegenwirkende
elektromotorische Kraft abgebremst wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß für den Neigungswinkel α des Kanals (7) ein Bereich zwischen 10° und 50° ausgewählt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Metallschmelze (6) über die gesamte Länge des Kanals (7) abgebremst wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das die elektromagnetische Kraft erzeugende elektromagnetische Feld aus einer
Richtung aufgebracht wird, die oberhalb des Kanals (7) liegt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Vorwärmung des Kanals (7) die aus leitfähigem Material bestehenden Seitenwände
(9,10) unter Einwirkung der elektromagnetischen Kraft aufgeheizt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß leitfähiges Plattenmaterial (17) in den Kanal (7) eingeführt und unter Einwirkung
der elektromagnetischen Kraft aufgeheizt wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, die einen Verteiler (5)
für Metallschmelze (6), einen daran angeschlossenen, niedrigen Kanal (7) von im wesentlichen
rechteckigem Querschnitt mit einer Ausgießöffnung (7') und ein unterhalb der Ausgießöffnung
(7') angeordnetes Kühlband (2) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß oberhalb des in Fließrichtung der Metallschmelze (6) geneigten Kanals (7) ein
linearer Induktionsmotor (13) angeordnet ist, der als elektromagnetische Bremse geschaltet
ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich der lineare Induktionsmotor (13) über die Länge des Kanals (7) erstreckt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß unterhalb des Kanals (7) ein magnetischer Rückschluß (14) angeordnet ist.
10. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 7 - 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Seitenwände (9,10) des Kanals (7) aus leitfähigem Material und die obere und
untere Wand (11,12) aus nichtleitfähigem Material bestehen.