[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduzierung des Mündungsknalls von Feuerwaffen
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Feuerwaffe, insbesondere Schrotflinte
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 3.
[0002] In vielen Feuerwaffen erreicht das Geschoß, beispielsweise eine Schrotladung, seine
Endgeschwindigkeit bereits vor der Rohrmündung. Man kann dem Rohr also einen Beschleunigungsabschnitt
und einen Führungsabschnitt zuordnen. In dem Beschleunigungsabschnitt beschleunigt
die Treibladung das Geschoß auf seine Endgeschwindigkeit, der Führungsabschnitt dient
der weiteren Richtungsstabilisierung des Geschosses. Im Führungsabschnitt erfolgt
also keine, zumindest keine wesentliche Geschwindigkeitszunahme des Geschosses.
[0003] Derartige innenbalistische Verhältnisse liegen insbesondere bei Schrotflinten vor,
die für die Jagd und zum Sportschiessen verwendet werden.
[0004] Je nach Verwendungszweck haben solche Schrotflinten neben speziellen Konstruktionsmerkmalen,
z.B. der Ausbildung einer Würgebohrung, auch unterschiedliche Rohrlänge, d.h., der
Führungsabschnitt ist je nach gewünschter Streuung der Schrotgarbe länger oder kürzer.
[0005] Eine Schrotflinte für die Waldjagd oder für das Skeetschiessen ist dazu bestimmt,
eine verhältnismäßig hohe Streuung zu entwickeln, während eine Schrotflinte für die
Feldjagd oder das Trapschiessen so ausgebildet sein muß, daß die Schrotgarbe möglichst
eng zusammenhält. Daher sind die Führungsabschnitte der Schrotflinten ihrem bevorzugten
Verwendungszweck entsprechend lang. Der Beschleunigungsabschnitt der Rohre ist bei
beiden Arten von Flinten aber jeweils etwa gleich lang.
[0006] "Ein Schuß wird störend oft empfunden, dieweil er mit Geräusch verbunden", weshalb
es z.B. auf Tontaubenschießständen durchaus üblich ist, einen Gehörschutz zu tragen.
Da aber in die verschiedensten Richtungen und unter erheblichen Elevationswinkeln
geschossen wird, ist es kaum möglich, bauliche Vorkehrungen gegen eine Beschallung
der Umwelt zu treffen. Das Schußgeräusch beim Tontaubenschiessen wird somit auch in
verhältnismäßig großer Entfernung vom Schießstand noch wahrgenommen.
[0007] Es wurde bereits vorgeschlagen, herkömmliche und handelsübliche Flinten mit einem
Schalldämpfer zu versehen. Ein derartiger Schalldämpfer ist in der Regel von einem
Expansionsgehäuse gebildet, das vor der Mündung eines Rohres und im wesentlichen koaxial
zu diesem angeordnet ist. Hierbei wird das durch Verbrennung der Treibladung entstandene
Treibgas unmittelbar nach Verlassen der Mündung aufgefangen. Je nach Konstruktion
des Schalldämpfers wird der Expansionsknall mehr oder weniger stark reduziert.
[0008] Derartige Schalldämpfer haben jedoch auch Nachteile:
Sie eignen sich in der Regel nur für einrohrige Waffen. Soweit diese mehrschüssig
sind, wie dies zu sportlichen Zwecken häufig erforderlich ist, kann ein Schalldämpfer
somit nur in Zusammenhang mit einer Repetier- oder Selbstladeflinte verwendet werden.
Solche Waffen sind aber im sportlichen Schiessen wenig verbreitet. Doppel-, insbesondere
Bockdoppelflinten finden hier mehr Verwendung als Repetier- oder Selbstladeflinten.
Jedem der beiden Rohre kann eine eigene, spezielle Streuung durch eine jeweils unterschiedliche
Würgebohrung an der Mündung verliehen werden.
[0009] Schalldämpfer, die sich über die Mündung der Waffe hinaus erstrecken, haben außerdem
den Nachteil, daß bei deren Beschädigung oder fehlerhaften Montage Teile des Geschosses
oder der Schrotladung an Einrichtungen des Schalldämpfers streifen und dadurch abgelenkt
werden können, wodurch mit einer Zerstörung oder Beschädigung des Schalldämpfers zu
rechnen ist.
[0010] Außerdem verlagert sich infolge des vor der Mündung angeordneten Schalldämpfers der
Schwerpunkt der Flinte nach vorne. Dadurch läßt sich bei querfliegendem Ziel schwerer
mitschwingen, was besonders für das Skeet-und Trap-Schiessen einen erheblichen Nachteil
bedeutet.
[0011] Schließlich verändert der auf das Rohr aufgesetzte Schalldämpfer infolge seines Durchmessers
die Visierlage des Gewehres, soweit er überhaupt dazu geeignet ist, irgendeine Visierung
zu tragen. Ein ernsthaftes sportliches Schiessen wird hierdurch stark beeinträchtigt.
[0012] Aus der DE-PS 31 31 265 ist es bekannt, Querbohrungen zur Ableitung von Treibgasen
bereits im Beschleunigungsabschnitt des Rohres bzw. Laufes einer Handfeuerwaffe vorzusehen.
Bei Verwendung üblicher Munition kann hierdurch die Endgeschwindigkeit der Geschosse
reduziert werden, beispielsweise auf einen unterhalb der Überschallgeschwindigkeit
liegenden Bereich. Damit wird ein Geschoß-Knall vermieden. Allerdings wird dabei auch
die Feuerkraft reduziert.
[0013] Die Erfindung zielt darauf ab, die zuvor beschriebenen Nachteile zu reduzieren.
[0014] Dieses Ziel wird bei einem gattungsgemäßen Verfahren durch die kennzeichnenden Merkmale
des Patentanspruches 1 und bei einer gattungsgemäßen Feuerwaffe durch die kennzeichnenden
Merkmale des Patentanspruches 3 erreicht.
[0015] Erfindungsgemäß erfolgt die Ableitung von Treibgas erst ab Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit.
Die Mittel zur Ableitung von Treibgas sind dabei so ausgebildet und/oder angeordnet,
daß sie die Treibgasableitung nur innerhalb desjenigen Zeitintervalls ermöglichen,
das im wesentlichen zwischen dem Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit und dem
Geschoß-Austritt aus der Mündung liegt. Die Geschwindigkeit des Geschosses, z.B. der
Schrotladung, wird also nicht reduziert; die Feuerkraft bleibt erhalten. Anstelle
eines einzigen Expansionsknalles werden wenigstens zwei weniger intensive, zeitlich
versetzte Expansionsgeräusche erzeugt.
[0016] Bevorzugt erfolgt eine erste Treibgasableitung bei oder unmittelbar nach Erreichen
der Geschoß-Endgeschwindigkeit. Hierdurch kann das Treibgas frühzeitig und rasch abgeleitet
werden. Die durch die Expansion des abgeleiteten Treibgases bewirkte Abkühlung setzt
also schon frühzeitig ein.
[0017] Bevorzugt weisen die Mittel eine oder mehrere durch die Rohrwandung geführte und
bevorzugt in Rohrlängsrichtung länglich ausgebildete Öffnung(en) auf, derart, daß
die Öffnung(en) erst ab Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit Treibgas austreten
lassen. Derartige Öffnungen bieten eine unmittelbare Ableitung des Treibgases. Die
bevorzugte längliche Ausgestaltung der Öffnungen ermöglicht den Durchtritt einer hinreichend
großen Gasmenge, wobei Wirbelbildungen an den Kanten der Öffnungen verringert werden
können. Auch kann durch derartige Längsschlitze eine größere Gasmenge abgeleitet werden,
als dies durch hintereinanderliegende Bohrungen kreisförmigen Querschnitts erreicht
werden kann. Bevorzugt sind die Öffnungen zur Rohrmittelachse geneigt, oder weisen
an ihrer Außenseite kleine Ablenkvorrichtungen auf. Hierdurch wird das warme, aus
dem Rohr austretende Treibgas nach vorne umgelenkt.
[0018] Vorzugsweise ist/sind die Öffnung(en) in demjenigen Rohrabschnitt angeordnet, in
dem das Geschoß sich mit seiner Endgeschwindigkeit bewegt, im folgenden Führungsabschnitt
genannt. Hierdurch wird quasi von selbst sichergestellt, daß das Treibgas genau zum
gewünschten Zeitpunkt abgeleitet wird.
[0019] Bevorzugt ist wenigstens eine Öffnung in dem dem Beschleunigungsabschnitt des Rohres
zugewandten Teil des Führungsabschnittes angeordnet, besonders bevorzugt an der Grenze
zwischen Beschleunigungs- und Führungsabschnitt.
[0020] Vorzugsweise ist wenigstens eine Öffnung größenveränderbar. Hierdurch kann der Öffnungsquerschnitt
und damit die Menge des pro Zeiteinheit austretenden Treibgases bequem gesteuert werden.
Insgesamt kann hierdurch die Treibgasableitung optimiert werden.
[0021] Nach einer anderen Ausgestaltung der Erfindung weisen die Mittel zur Treibgasableitung
ein bevorzugt elektronisches und/oder trägheitsbetätigtes Zeitsteuerelement auf, welches
den Austritt von Treibgas aus dem Rohr innerhalb eines vorgegebenen Zeitintervalls
nach dem Zündzeitpunkt des Treibsatzes freigibt. Dieses Zeitintervall entspricht der
Dauer der Beschleunigungsphase des Geschosses. Dieses Zeitsteuerelement ermöglicht
somit, die zeitgerechte Ableitung des Treibgases unabhängig vom Ort etwaiger Treibgasöffnungen
zu steuern, beispielsweise unterschiedlicher Munition anzupassen. Die Anordnung der
Öffnungen in dem Rohr zuordenbaren Funktionsabschnitten (Beschleunigungs-/Führungsabschnitt)
wird sekundär. Bevorzugt ist hierbei wenigstens eine Öffnung im Beschleunigungsabschnitt
des Rohres angeordnet und weist ein mit dem Zeitsteuerelement verbundenes, steuerbares
Verschließorgan auf. Dabei wird das Treibgas soweit wie möglich von der Mündung des
Rohres entfernt, d.h. so weit hinten wie möglich abgeleitet. Die bekannten Beeinträchtigungen
beim Austritt des Treibgases im vorderen Rohrbereich, insbesondere im Mündungsbereich,
werden hierdurch vermieden.
[0022] Weist die Feuerwaffe mehrere Treibgasöffnungen auf, dann sind diese bevorzugt in
Umfangsrichtung des Rohres und/oder in dessen Längsrichtung hintereinanderliegend
angeordnet und haben im letztgenannten Fall bevorzugt in Richtung zur Mündung kleiner
werdenden Querschnitt. Dem abzuleitenden Treibgas werden also zunächst Öffnungen mit
großem Querschnitt angeboten. Es wird dort demzufolge auch mit größerer Menge abgeleitet
und entspannt. Den (in Strömungsrichtung) nachfolgenden kleineren Öffnungen wird also
nur noch vorentspanntes Treibgas zugeführt. Dies wirkt einer unerwünschten Düsenwirkung
der Öffnungen entgegen. Eine vom Querschnitt der Düsenöffnungen und vom Druckgefälle
abhängige Überschallströmung kann auf diese Weise verhindert werden. Gleichzeitig
haben die großen Öffnungen den Vorteil, daß eventuelle Schmutzablagerungen oder Korrosionen
an den Öffnungsrändern keine wesentliche Veränderungen der Querschnittsgröße und damit
ihrer Wirksamkeit hervorrufen.
[0023] Bei einer Feuerwaffe mit zwei benachbarten Rohren weist bevorzugt jedes der beiden
Rohre jeweils wenigstens eine Rohrwandungsöffnung auf, wobei diese Öffnungen miteinander
verbunden sind. Hierdurch können die aus dem gerade abgefeuerten Rohr auströmenden
Gase in das andere Rohr eingeleitet werden. Da es sich auch bei diesem Rohr in aller
Regel um ein großkalibriges Flintenrohr handelt, wirkt sein Innenraum ebenfalls als
geräumiger Expansionsraum. Bevorzugt sind die Öffnungen über ein in Abhängigkeit von
der Rohrnutzung betätigbares Ventil miteinander verbunden. Dadurch wird das jeweilige
Rohr seiner Funktion entsprechend gesteuert. Eine externe Steuerung ist dabei ebenfalls
möglich.
[0024] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Einrichtung
zur Reduzierung des Mündungsknalls mindestens einen Expansionsraum auf, in den die
Mittel zur Treibgasableitung münden. Der Expansionsraum umgibt dabei wenigstens teilweise
ein oder mehrere Rohre und erstreckt sich wenigstens über einen Teil der Rohrlänge.
Die im abgeleiteten Treibgas enthaltene Wärmemenge wird nicht unmittelbar nach außen
abgegeben. Die Gefahr einer Verbrennung durch zufällige Berührung dieser Öffnungen
ist also gebannt; ebenso eine etwa durch das Treibgas bewirkte Schlierenbildung und
eine damit verbundene Beeinträchtigung beim Visieren. Die Verwendung wenigstens eines
zusätzlichen Expansionsraumes dient der Vorentspannung der Treibgase, bevor diese
in die Umgebung abgegeben werden. Besonders bevorzugt ist der Expansionsraum mit Ausnahme
der Öffnung(en) allseitig geschlossen. Somit wird das im Expansionsraum angesammelte
Treibgas nach dem Schuß wieder in das Rohr zurückströmen, da nach dem Schuß ein Druckgefälle
vom Expansionsraum zum Rohr hin besteht. Das soeben abgeschossene Rohr dient - ebenso
wie jedes andere mit dem Expansionsraum in Verbindung stehende Rohr - jeweils als
Nachexpansionsraum. Insgesamt wird dadurch die Entspannung der Treibgase zeitlich
verlängert, wodurch der Expansionsknall naturgemäß abnimmt.
[0025] Soweit die Öffnung im Rohr in einen Expansionsraum einmündet, ist bei Längsschlitzen
jedoch deren Länge zu begrenzen. Dabei sollen im Treibgas mitgerissene, unverbrannte
Schießpulverpartikel nicht durch die Öffnungen ausgetragen werden, sondern möglichst
im Führungsabschnitt des Rohres verbleiben, um eine Ansammlung von Schießpulver im
Expansionsraum zu vermeiden. Eine Verschmutzung des Expansionsraums mit Schießpulver
würde bekanntermaßen zur Verringerung seiner Wirkung führen.
[0026] Gemäß einer weiteren, bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung erstreckt sich der
Expansionsraum nur zur Rohrmündung, so daß die Feuerwaffe keine erhöhte Gesamtlänge
aufweist.
[0027] Um eine weitere Verlängerung der Treibgas-Expansion zu erreichen, sind gemäß einer
weiteren, bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung im Expansionsraum Mittel zum Druckabbbau
und/oder zum Verlangsamen des Ausströmens von Druckgas vorgesehen. Hierbei ist es
möglich, dem Druckgas innewohnende kinetische Energie kurzzeitig in potentielle Energie
umzuwandeln, etwa durch federnde mechanische Elemente. Infolge einer Phasenverschiebung
wird dann das Ausströmen des Druckgases aus dem Expansionsraum verzögert. Auch ist
es möglich, durch Verwendung hysteresebehafteter, federnder Materialien oder durch
Verwirbelung des Druckgases einen Teil der ihm innewohnenden Energie in Wärme umzuwandeln.
Aber auch Rückschlagsventile können an den Öffnungen vorgesehen sein, um die Rückströmung
des Druckgases zu hemmen bzw. zu verlangsamen. All diese Maßnahmen sind einzeln oder
in Kombination anwendbar, soweit nicht die Verschmutzung, die Erwärmung oder der Verschleiß
der im Expansionsraum vorzusehenden Einrichtungen ein zulässiges Maß übersteigt.
[0028] Besonders einfach läßt sich die Ausströmung von Treibgas aus dem Expansionsraum dadurch
verlangsamen, daß der Expansionsraum durch mindestens eine, bevorzugt umströmbare
Trennwand in mindestens zwei Kammern unterteilt ist. So wird bei mehreren, hintereinander
angeordneten Öffnungen verhindert, daß im Expansionsraum mit dichtem Abstand hinter
der Schrotgarbe eine Druckwelle verläuft, die das Austreten von Treibgas durch die
Öffnungen behindert. Bei zwei Treibgasöffnungen münden die Öffnungen besonders bevorzugt
in unterschiedliche Kammern. Bei einer Feuerwaffe mit mehreren Rohren ist es grundsätzlich
möglich, jedem Rohr einen eigenen Expansionsraum zuzuordnen, beispielsweise dadurch,
daß die beiden Rohre durch die Treibgas-Öffnungen unmittelbar in Verbindung stehen.
Bei Verwendung eines zusätzlichen Expansionsraumes ist es jedoch von Vorteil, diesen
für alle Rohre gleichzeitig vorzusehen. Münden die Öffnungen zweier Rohre jeweils
in denselben Expansionsraum oder in die gleiche Kammer dieses Expansionsraumes, so
ist dieser Expansionsraum beim Abschuß eines Rohres um den Innenraum jenes Rohres
vergrößert, das gerade nicht abgeschossen wird. Besonders bevorzugt ist wenigstens
ein Expansionsraum zwischen den miteinander in Verbindung stehenden Öffnungen zweier
Rohre angeordnet. Dieser Expansionsraum verzögert den Druckausgleich aus dem gerade
beschossenen Rohr in das gerade nicht beschossene Rohr.
[0029] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform ist wenigstens eine Öffnung mit einer Einrichtung
zum Mindern der Rückströmung von Druckgas und/oder einer Einrichtung zur Einstellung
des Strömungsquerschnitts und/oder einer Einrichtung zur Gasumlenkung versehen. Als
Einrichtung zum Mindern der Rückströmung kann an der Außenseite der Öffnungen eine
gegen diese anliegende, einseitig befestigte, federnde Stahlzunge vorgesehen sein.
Diese behindert und verlangsamt die Rückströmung des Druckgases aus dem Expansionsraum.
Als Einrichtung zur Einstellung des Strömungsquerschnittes kann eine auf die Außenseite
des Rohres aufgeschraubte Überwurfmutter verwendet werden. Durch deren Axiallage können
Längsschlitze im Rohr mehr oder weniger abgedeckt werden. Hierdurch können die Mündungsgeschwindigkeit,
die Geräuschentwicklung und die Schußgenauigkeit in Abhängigkeit von der jeweils verwendeten
Patrone optimiert werden. Dies ist beispielsweise bei Magnumpatronen notwendig, bei
welchen der Beschleunigungsabschnitt länger sein kann als bei Standardmunition. Mit
Hilfe der Überwurfmutter kann auf einfache Weise die erforderliche Öffnungsgruppe
freigegeben oder verschlossen werden.
[0030] Besonders bevorzugt weist der Expansionsraum eine Außenwand auf, die Wärme wesentlich
schlechter leitet als eine Stahlwand. Auf diese Weise werden Belästigungen des Schützen
vermieden, wenn dieser nach einer längeren Schußserie versehentlich die erhitzte Oberfläche
des Expansionsraumes berührt. Gleichzeitig wird eine Schlierenbildung vermieden, die
das Zielen erheblich erschwert, insbesondere beim Trap-Schiessen.
[0031] Bei Trap-Flinten hat man bisher versucht, diesen Nachteil zu umgehen, indem man eine
durchbrochene "ventilierte" Laufschiene auf den oberen Lauf aufgesetzt und einen erheblichen
Höhenunterschied zwischen Visierlinie und Laufoberfläche hergestellt hat. Dies führt
zu einem entsprechend großen Höhenunterschied zwischen der Visierlinie und der Seelenachse
des Rohres. Bei angelegter Feuerwaffe ist die Visierlinie bekanntlich physiologisch
festgelegt.
[0032] Besonders bevorzugt umgibt der Expansionsraum die Oberseite des/der Rohre(s) und
es ist in seine eigene Oberseite eine eine Laufschiene aufweisende Visiereinrichtung
integriert. Durch Verwendung eines wärmedämmenden Materiales wird Schlierenbildung
vermieden. Die Außenoberfläche des Expansionsraumes heizt sich nicht mehr in dem Maße
auf, wie die Außenoberfläche des Rohres, so daß die Außenoberfläche des Expansionsraumes
bis an die Visierlinie herangeführt werden kann. Soweit die Laufschiene aus Kunststoff
besteht oder mit Heißschmelzkleber beschichtet ist, kann sie vorteilhafterweise auf
die Oberseite der Wand des Expansionsraumes aufgebügelt werden. Trotz Verwendung eines
voluminösen Expansionsraumes hat daher die erfindungsgemäße Feuerwaffe die gleiche
Zuordnung von Seelenachsen des Rohres zur Visierlinie, wie sie der Sportschütze von
üblichen Trap-Flinten her gewöhnt ist.
[0033] Es ist grundsätzlich möglich, den Expansionsraum nur bis zum Vorderschaft einer Flinte
zu führen. Bevorzugt erstreckt sich aber die Unterseite des Expansionsraumes in einen
Vorderschaft hinein, so daß der Vorderschaft den Expansionsraum praktisch nur noch
wie eine dünne Wand umgibt. Weiter bevorzugt ist der Vorderschaft von der Wand des
Expansionsraumes ersetzt, die dementsprechend ausgebildet ist. Gemäß einer weiteren,
bevorzugten Ausgestaltung weist die Unterseite des Expansionsraumes an ihrer Außenseite
eine Einrichtung zum sicheren Ergreifen auf, bevorzugt eine Fischhaut, eine Rillung
oder eine Riffelung. So wird das Ergreifen des Schaftes erleichtert. Auch kann die
Oberfläche des Expansionsraumes in dem dem Vorderschaft entsprechenden Bereich mit
Leder oder einem griffigen Bahnmaterial beklebt oder eine entsprechende Beschichtung
aufgebracht werden. Ein mögliches Verrutschen der Feuerwaffe in der Hand wird damit
erschwert.
[0034] Da gemäß einer zuvor genannten, bevorzugten Ausgestaltung die Wand des Expansionsraumes
so ausgebildet ist, daß sie einen schlechten Wärmeleiter bildet, ist es ohne weiteres
möglich, diese Wand mit der Hand zu halten, auch wenn sich die Rohre selbst nach einer
längeren Schußserie erheblich erwärmt haben sollten. Allenfalls kann ein Schütze,
der in der leichten Erwärmung der Hand des Expansionsraumes eine Störung sieht, diese
Störung durch eine Beschichtung oder ein aufgeklebtes Material bzw. eine Belederung
der obenerwähnten Art vermeiden.
[0035] Bevorzugt weist die Wand des Expansionsraumes einen Kunststoff auf, besonders bevorzugt
einen Komposit-Werkstoff, weiter bevorzugt Polycarbonat. Gemäß einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung ist der Kunststoff in der Wand des Expansionsraumes mit Fasern, insbesondere
Glas- oder Kohlenstoffasern verstärkt. Bevorzugt weist die Wand des Expansionsraumes
eine aus Fasern gewickelte Matrix auf. Diese Fasermatrix kann auf einen Kern gewickelt
sein, der entweder nach dem Wickeln, dem Imprägnieren der Wicklung mit Kunststoff
und Aushärten des Kunststoffes entnommen werden kann oder etwa aus dünnem Metallblech
gebildet ist und verbleibt. Ein solcher Wickelkörper ist trotz seines geringen Gewichtes
imstande, den hohen Innendrücken, die durch das in den Expansionsraum eingeleitete
Treibgas kurzzeitig auftreten können, ohne Verformung oder Schädigung Stand zu halten.
[0036] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist mindestens die Wand des Expansionsraumes
vom Rohr oder den Rohren abnehmbar ausgebildet. Damit kann eine Reinigung und Inspektion
mit einfachen Mitteln vorgenommen werden.
[0037] Die erfindungsgemäßen Feuerwaffen können auch Werfer, insbesondere für Tränengasgranaten,
Geräte zum Verschießen von Signalmunition und Leinen oder Gewehre zum Verschiessen
von Hartgummigeschossen oder Injektionsspritzen sein. Bei mehreren über- und/oder
nebeneinander angeordneten Rohren müssen nicht alle Rohre die gattungsgemäß geforderten
innenbalistischen Verhältnisse aufweisen. Es ist etwa möglich, bei einer Bockbüchsflinte
oder einem Drilling nur den Schrotlauf bzw. die Schrotläufe erfindungsgemäß weiterzubilden,
wobei etwa der den Schrotlauf oder die Schrotläufe umgebende Expansionsraum von Kugellauf
dichtend durchsetzt ist.
[0038] Besonders bevorzugt betrifft die Erfindung eine Doppellaufflinte, wie sie etwa für
das Trap- oder Skeetschiessen verwendet wird. Derartige Schußwaffen zeichnen sich
durch zwei übereinander- oder nebeneinanderliegende Schrotrohre aus, die in einem
Systemkasten um eine horizontale Querachse schwenkbar gelagert sind. Der Systemkasten
der bevorzugten Waffe weist, wie bei Doppellaufflinten üblich, einen gegenüber der
Schwenkachse der Rohre nach hinten versetzten, sich vertikal und quer zur Längsachse
der Rohre erstreckenden Stoßboden auf.
[0039] Die beiden, mit ihrem stoßbodenseitigen Ende aneinander befestigten Rohre erstrecken
sich parallel zueinander. Bereits am vorderen Ende des Systemkastens weisen sie einen
gegenseitigen Abstand auf.
[0040] Um die gegenseitige Lage der Rohre zu stabilisieren, sind sie, wie dies bei Doppellaufflinten
üblich ist, aneinander befestigt. Erfindungsgemäß ist zum Zweck dieser Befestigung
nach dem Systemkasten und an der Mündung jeweils eine von den Rohren durchsetzte,
jeweils etwa ovale Endwand an den Rohren fest angebracht. Die vordere Endwand ist
hierbei bevorzugt kleiner oder gleich groß als die hintere Endwand, kann bevorzugt
aber auch gleich groß sein.
[0041] Über die Rohre ist eine röhrenförmige Ummantelung aufgeschoben, welche die Wand des
Expansionskörpers bildet und so bemessen ist, daß sie mit der vorderen und hinteren
Endwand in dichtenden Eingriff tritt und stramm gehalten wird oder eng auf den Endwänden
sitzt. Die röhrenförmige Ummantelung umgibt somit die beiden Rohre von der Mündung
bis zum Systemkasten hin mit Abstand und erstreckt sich an der Oberseite des Systemkastens
bis zur Rückseite des/der (oberen) Rohre(s). An dessen/deren stoßbodenseitigem Ende
schließt die röhrenförmige Ummantelung eng anliegend ab. Die röhrenförmige Ummantelung
ist somit so ausgebildet, daß sie all jene vom Systemkasten nicht abgedeckten Teile
der beiden Rohre einer Doppelflinte nach außen hin umschließt. Lediglich die mündungsseitige
Querfläche der Rohre ist bei der erfindungsgemäßen Doppelflinte sichtbar, wenn der
Flintenverschluß geschlossen ist. Der Expansionsraum ist somit durch die vordere und
hintere Endwand sowie die röhrenförmige Ummantelung nach außen hin dichtend abgeschlossen
und steht über die Öffnungen in beiden Rohren mit deren Innenraum in Verbindung.
[0042] Besonders bevorzugt weisen die Endwände jeweils eine Umfangsrille auf, in die ein
Dichtungsring eingelegt ist, wobei die röhrenförmige Ummantelung mit den Dichtungsringen
in dichtendem Eingriff steht.
[0043] In einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform weisen die beiden Rohre jeweils einander
gegenüberliegend zwei axial hintereinander liegende Gruppen von Öffnungen auf, wobei
zwischen den Gruppen eine den Expansionsraum in zwei Kammern unterteilende, sich radial
zu den Rohren erstreckende und an diesen befestigte Trennwand angeordnet ist.
[0044] Besonders bevorzugt verläuft die röhrenförmige Ummantelung speziell im oberen Bereich
etwa parallel zur Rohrachse, verbreitert sich jedoch zur Bildung einer Handanlage
an ihrer an den Systemkasten angrenzenden Unterseite und ist dort an ihrer Außenseite
mit einer Anordnung zum Verbessern der Griffigkeit, bevorzugt einer Fischhaut ausgebildet
und versehen.
[0045] Die röhrenförmige Ummantelung ist gemeinsam mit den Rohren schwenkbar und an diesen
befestigt, kann aber nach dem Entriegeln von diesen nach vorne abgezogen werden, um
die Reinigung der Außenseite der Rohre und der Innenseite der röhrenförmigen Ummantelung
zu ermöglichen. An der Oberseite der röhrenförmigen Ummantelung ist mündungsseitig
ein vorzugsweise auswechselbares Flintenkorn angebracht. Die Oberseite der röhrenförmigen
Ummantelung ist zur Bildung einer Laufschiene entsprechend strukturiert. Es ist auch
möglich, eine gesonderte Laufschiene auf dieser Oberseite aufzubügeln. Die röhrenförmige
Ummantelung selbst ist aus Kohlenstoffasern gewickelt, die mit Polycarbonat imprägniert
sind.
[0046] Die so geschaffene Doppellaufflinte hat das gleiche Gewicht wie eine herkömmliche
Doppellaufflinte, wenn man davon ausgeht, daß das Gewicht der röhrenförmigen Ummantelung
etwa mit jenem eines hölzernen Vorderschaftes übereinstimmt. Die Schwerpunktlage der
erfindungsgemäßen Doppellaufflinte ist gegenüber jener einer herkömmlichen Doppellaufflinte
allenfalls unwesentlich verändert. Die Lage der Visierlinie und der Seelenachsen der
Rohre sowie die Grifffläche des Vorderschaftes entspricht genau den entsprechenden
Abmessungen einer herkömmlichen Doppellaufflinte.
[0047] Durch entsprechende Einfärbung der Außenoberfläche der röhrenförmigen Ummantelung
bzw. durch Aufsetzen eines entsprechend geformten Fleckens an der Stelle des Vorderschaftes
kann auch ein Vorderschaft angedeutet werden. Insoweit unterscheidet sich die erfindungsgemäße
Doppellaufflinte auch nur unwesentlich von einer herkömmlichen Doppellaufflinte.
[0048] Der Gegenstand der Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen und der beigefügten,
schematischen Zeichnungen näher erläutert.
[0049] Diese zeigt in:
- Fig. 1
- eine schematische, teilweise geschnittene Längs-Teilansicht durch die zwei Läufe einer
erfindungsgemäßen Bockdoppelflinte;
- Fig. 2
- den Schnitt III-III in Fig. 1;
- Fig. 3a bis 3c
- drei unterschiedliche Ausführungsformen des Schnittes III-III in Fig. 1;
- Fig. 4
- die Gesamtseitenansicht einer erfindungsgemäßen Bockdoppelflinte;
- Fig. 5
- die Frontansicht der Bockdoppelflinte der Fig. 4, in gegenüber dieser vergrößertem
Maßstab;
- Fig. 6
- im Vergleich zu Fig. 5 die Frontansicht einer herkömmlichen Trap- Bockdoppelflinte;
- Fig. 7
- eine schematische, teilweise geschnittene Längs-Teilansicht der Ummantelung; und
- Fig. 8
- eine schematische Ansicht einer Waffe mit abgenommener Ummantelung.
[0050] Die in dieser Anmeldung verwendeten Begriffe wie "vorne", "hinten", "oben", "unten",
verstehen sich auf eine horizontal ausgerichtete, sich in ordnungsgemäßer Schußposition
befindliche Waffe.
[0051] "Vorne" ist die Mündungsseite, "hinten" die Seite des Hinterschaftes; bei der gezeigten
Bockdoppelflinte bildet das die Laufschiene mit Visierung tragende Rohr das "obere"
Rohr, während das dem Abzug nahegelegene Rohr das "untere" Rohr bildet.
[0052] In Fig. 1 ist das Rohrpaar einer Bockdoppelflinte schematisch dargestellt, mit einem
oberen Rohr 1 und einem unteren Rohr 2. Die beiden Rohre sind fest miteinander verbunden,
wie dies in Fig. 1 angedeutet ist.
[0053] Das obere Rohr 1 ist kurz nach dem Abschuß gezeigt, mit einem eine Schrotladung 3
enthaltenden Schrotbecher, der sich in Pfeilrichtung zur Mündung hin bewegt.
[0054] Die beiden Rohre 1 und 2 sind jeweils mit Öffnungen 4 versehen. Die Öffnungen 4 des
oberen Rohres 1 sind den Öffnungen 4 des unteren Rohres 2 zugewandt und stehen mit
diesen in Verbindung.
[0055] Die hinterste der in Längsrichtung der Rohre 1 und 2 aufeinanderfolgenden Öffnungen
4 ist an einer Stelle angeordnet, an welcher der durch Abbrennen der Treibladung erzeugte
Gasdruck soweit abgesunken ist, daß er im wesentlichen keine weitere Beschleunigung
der Schrotladung 3 bewirkt.
[0056] Wie erkennbar, strömt Treibgas hinter der Schrotladung 3, nach Passieren der hintersten
der Öffnungen 4, durch die Öffnung 4 des oberen gerade abgeschossenen Rohres 1, in
das nicht abgeschossene untere Rohr 2. Dort expandiert es. Entsprechend der Anzahl
der hintereinanderliegenden Öffnungen 4 findet aufeinanderfolgend somit im unteren
Rohr 2 eine Folge von Teilexpansionen statt. Hierdurch steigt der Druck im unteren
Rohr allmählich an. Der verbleibende Restdruck im oberen Rohr expandiert zur Umgebung
hin, nachdem die Schrotladung 3 das obere Rohr 1 verlassen hat. Diese letztgenannte
Expansion findet aber zeitlich nach der Expansion des Treibgases durch die Öffnungen
4 statt. Ferner findet eine zeitlich gegenüber der Expansion an der Mündung des Rohres
1 versetzte Expansion an der Mündung des Rohres 2 statt.
[0057] Bei der Expansion liegt an der Mündung sowohl des Rohres 1 als auch des Rohres 2
jeweils ein Druckgefälle zur Umgebung hin vor. Dieses ist niedriger als jenes Druckgefälle,
das bei einem herkömmlichen, durchgehend ohne seitliche Öffnung ausgebildeten Rohr
auftritt. Somit ergibt sich eine beträchtliche Verringerung des Expansionsknalles.
[0058] Wie aus Fig. 1 sowie Fig. 3c ersichtlich, kann zwischen den beiden Rohren 1 und 2
ein Block 5 angeordnet sein. Durch den Block 5 verlaufen im Bereich der Bohrungen
4 mittige Kanäle, die den Bohrungen 4 entsprechen. Der Durchmesser der Kanäle kann
gleich groß oder größer als jener der Bohrungen 4 sein. Der Block 5 dient zusätzlich
der festen Verbindung der beiden Rohre 1, 2.
[0059] Wie in Fig. 3a und 3b gezeigt, ist es aber auch möglich, die Bohrungen 4 außermittig
anzuordnen. Dabei ist zwischen zwei einander gegenüberliegenden Bohrungen bzw. Öffnungen
4 der beiden Rohre jeweils ein eigener Expansionsraum 6 (Fig. 3b) oder für alle Öffnungen
4 jeweils ein gemeinsamer Expansionsraum 6 (Fig. 3a) vorgesehen.
[0060] In Fig. 2 ist ein Blockierschieber 4a zwischen den beiden Rohren 1 und 2 so angeordnet,
daß die Öffnungen 4 mit seiner Hilfe verschlossen werden können.
[0061] Diese Expansionsräume 6 erlauben einen Druckabbau über einen verlängerten Zeitraum
und tragen somit zur Verringerung des Expansionsknalles bei. Im Vergleich zu konventionellen
Systemen ermöglicht dies einen zeitlich verkürzbaren Druckabbau.
[0062] In Fig. 3a bis c ist die Gasströmung durch die Öffnungen 4 jeweils durch Pfeile gekennzeichnet.
[0063] In Fig. 4 ist die Gesamtansicht einer Bockdoppelflinte gezeigt, mit einem oberen
Rohr 1 und einem unteren Rohr 2. Jedes Rohr weist zwei hintereinanderliegende Gruppen
von Öffnungen 4 auf. Die Öffnungen 4 sind in den einander zugewandten Oberflächenabschnitten
der Rohre angeordnet und als Langlöcher ausgebildet, die sich in Längsrichtung des
Rohres erstrecken. Dabei hat die vordere Öffnungsgruppe bevorzugt kleinere Öffnungen
4 als die hintere Öffnungsgruppe.
[0064] Die gezeigte Bockdoppelflinte weist einen Hinterschaft 7 auf, an dessen Vorderseite
ein Systemkasten 8 befestigt ist. An seiner hinteren Seite weist der Systemkasten
8 einen vertikalen, sich quer zu den Rohren 1, 2 erstreckenden Stoßboden 9 auf.
[0065] Die beiden Rohre 1, 2 sind im Systemkasten 8 um eine dort fest angebrachte Schwenkachse
10 schwenkbar gelagert. Eine untere Abdeckung 11 ist gegenüber den Rohren 1, 2 verriegelbar
und begrenzt dessen Schwenkbereich so, daß sie nicht außer Eingriff mit der Schwenkachse
10 geraten. Hinsichtlich der Halterung der Rohre 1 und 2 übt die Abdeckung 11 die
Funktion des Vorderschaftes einer herkömmlichen Flinte aus.
[0066] Die Abdeckung 11 kann in Pfeilrichtung 21 gegen die beiden Rohre 1, 2 angeklappt
werden. Dann rastet sie gegenüber diesen fest und kann dann gemeinsam mit diesen nach
Lösen einer hier nicht gezeigten Verriegelung geschwenkt werden.
[0067] Eine mündungsseitige Endwand 12 und eine an den Systemkasten 8 angrenzende Endwand
13 sind an der Außenseite der Rohre 1, 2 ausgebildet. Sie erstrecken sich umfangsflanschartig
radial zu den beiden Rohren 1, 2, sind von diesen dichtend durchsetzt und jeweils
fest an diesen Rohren 1, 2 angebracht. Projiziert man die Kontur der vorderen Endwand
12 in Richtung der beiden Rohre 1, 2 auf die hintere Endwand 13, so wird die Kontur
der hinteren Endwand 15 nicht überschnitten und bevorzugt auch nicht berührt. Die
vordere Endwand 12 ist also kleiner als die hintere Endwand 13.
[0068] Eine Umfangsnut in jeder Endwand 12, 13 nimmt jeweils einen Dichtungsring 14 auf,
der die Außenkontur der Umfangsnut überragt.
[0069] Weiterhin ist eine Zwischenwand 15 zwischen den beiden Gruppen von Öffnungen 4 auf
der Umfangsfläche der Rohre 1, 2 angebracht.
[0070] Schließlich ist eine röhrenförmige Ummantelung 16 auf die beiden Rohre 1, 2 von vorne,
d.h. in Richtung des Pfeiles 19 aufgeschoben. In aufgeschobenem Zustand liegt diese
Ummantelung 16 mit ihrer Innenoberfläche dichtend gegen die beiden Dichtungsringe
14 an oder drückt diese bevorzugt so weit zusammen, daß sie auch gegen die Umfangsfläche
der beiden Endwände 12, 13 anliegt. Ferner kann die Innenoberfläche der röhrenförmigen
Ummantelung 16 gegen die Trennwand 15 anliegen.
[0071] Die Ummantelung 16 weist an ihrer Unterseite vor dem Systemkasten 8 eine Wölbung
17 auf. Diese hat die Form eines üblichen Vorderschaftes und ist an ihrer Außenoberfläche
mit einer Fischhaut 18 versehen.
[0072] Die auf die Rohre 1, 2 aufgeschobene Ummantelung 16 wird durch Einrasten einer Haltevorrichtung
gegenüber den Rohren 1, 2 fest verriegelt.
[0073] Die Ummantelung 16 ist nach hinten bis zum Stoßboden 9 so verlängert, daß sie einen
mit dem Systemkasten 8 und der Abdeckung 11 (in ihrem geschlossenen Zustand) bündigen
Abschluß bildet.
[0074] Die Oberseite der Ummantelung 16 ist als Laufschiene 20 ausgebildet.
[0075] Die Ummantelung 16 ist aus Kohlestoffasern gewickelt, bevorzugt auf eine dünne Stahlblechseele;
die Kohlenstoffasern sind mit Polycarbonat getränkt. Die Außenoberfläche der Ummantelung
16 ist matt oder glänzend schwarz, wobei der den Handgriff bildende Bereich 17 farblich
abgesetzt sein kann. Eine derartige Ummantelung ist in Fig. 7 dargestellt. Fig. 8
zeigt eine Waffe mit abgenommener Ummantelung 16. Dabei sind Führungen 21 am Außenumfang
der Rohre 1 und 2 angeordnet. Eine Arretierung der Ummantelung 16 erfolgt mit Hilfe
einer im unteren Bereich einer der Führungen 21 angeordneten Arretierung 22. Die Arretierung
22 ist vorzugsweise federbelastet.
[0076] Fig. 5 zeigt eine Frontansicht der in Fig. 4 gezeigten Bockdoppelflinte. Danach ist
die Ummantelung 16 so geformt, daß sie von der vorderen Endwand 12 ausgehend unter
Bildung des einem Vorderschaft entsprechenden gewölbten Abschnitts 17 bis in den (von
vorne her nicht erkennbaren) Systemkasten 8 übergeht.
[0077] Fig. 6 zeigt die Frontansicht einer herkömmlichen Bockdoppelflinte. Auf dem oberen
Rohr 1' ist eine ventilierte Laufschiene 20' in verhältnismäßig großem Abstand aufgesetzt.
Der große Abstand dient dazu, Luftschlieren zu vermeiden. Luftschlieren stören ein
Visieren und entstehen bekanntlich durch Erwärmung des Rohres 1'.
[0078] An der Unterseite des Rohres 2' ist ein Vorderschaft 17'angebracht, der gegen den
Systemkasten 8 anstößt.
[0079] Wie ein Vergleich der Fig. 5 und 6 ergibt, stimmen die einander gegenüberstehenden
Bockdoppelflinten in ihren wesentlichen Abmessungen (Lage und Größe des Vorderschaftes
17, Lage der Achsen der Rohre 1, 2 und Lage der Laufschiene 20) praktisch überein.
1. Verfahren zur Reduzierung des Mündungsknalls von Feuerwaffen, insbesondere Schrotflinten,
mit wenigstens einem Rohr (1, 2), in dem das Geschoß (3) seine Endgeschwindigkeit
bereits vor der Rohrmündung erreicht,
gekennzeichnet durch
die Ableitung von Treibgas ab Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine erste Treibgasableitung bei oder
unmittelbar nach Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit.
3. Feuerwaffe, insbesondere Schrotflinte mit:
a) wenigstens einem Rohr (4), in dem das Geschoß (3) seine Endgeschwindigkeit bereits
vor der Rohrmündung erreicht und
b) einer Einrichtung zur Reduzierung des Mündungsknalls,
dadurch gekennzeichnet, daß
c) die Einrichtung Mittel zur Ableitung von Treibgas ab Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit
aufweist.
4. Feuerwaffe nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel eine oder mehrere
durch die Rohrwandung geführte und bevorzugt in Rohrlängsrichtung länglich ausgebildete
Öffnung(en) (4) aufweisen, derart, daß die Öffnung(en) (4) erst ab Erreichen der Geschoß-Endgeschwindigkeit
Treibgas austreten lassen.
5. Feuerwaffe nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch die Anordnung der Öffnung(en) (4)
in demjenigen Rohrabschnitt, in dem sich das Geschoß (3) mit seiner Endgeschwindigkeit
bewegt, im folgenden Führungsabschnitt.
6. Feuerwaffe nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch wenigstens eine Öffnung (4), in dem
dem Beschleunigungsabschnitt des Rohres (1, 2) zugewandten Teil des Führungsabschnittes,
bevorzugt an der Grenze zwischen Beschleunigungs- und Führungsabschnitt.
7. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens
eine Öffnung größenveränderbar ist.
8. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel
zur Treibgasableitung ein bevorzugt elektronisches und/oder trägheitsbetätigtes Zeitsteuerelement
aufweisen, welches den Austritt von Treibgas aus dem Rohr (1, 2) innerhalb eines vorgegebenen
Zeitintervalls nach dem Zündzeitpunkt des Treibsatzes freigibt.
9. Feuerwaffe nach den Ansprüchen 7 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine
Öffnung im Beschleunigungsabschnitt des Rohres (1, 2) angeordnet ist und ein mit dem
Zeitsteuerelement verbundenes steuerbares Verschließorgan aufweist.
10. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 3 bis 8 mit mehreren Öffnungen (4), dadurch gekennzeichnet,
daß die Öffnungen (4) in Umfangsrichtung des Rohres (1, 2) und/oder in dessen Längsrichtung
hintereinanderliegen und im letzgenannten Fall bevorzugt in Richtung zur Mündung kleiner
werdenden Querschnitt haben.
11. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 3 bis 10, mit wenigstens zwei benachbarten Rohren
(1, 2), dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Rohre (1, 2) jeweils wenigstens eine
Rohrwandungsöffnung (4) aufweisen und diese Öffnungen (4) miteinander verbunden sind.
12. Feuerwaffe nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnungen (4) über ein
in Abhängigkeit von der Rohrnutzung betätigbares Ventil miteinander verbunden sind.
13. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 3 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung
zur Reduzierung des Mündungsknalls mindestens einen Expansionsraum (6) aufweist, in
den die Mittel zur Treibgasableitung münden, und der Expansionsraum (6) ein oder mehrere
Rohre (1, 2) wenigstens teilweise umgibt und sich wenigstens über einen Teil der Rohrlänge
erstreckt.
14. Feuerwaffe nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Expansionsraum (6) mit
Ausnahme der Öffnung(en) (4) allseitig geschlossen ist.
15. Feuerwaffe nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Expansionsraum
(6) nur bis zur Rohrmündung erstreckt.
16. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß im Expansionsraum
(6) Mittel zum Druckabbau und/oder zum Verlängern des Ausströmens von Druckgas vorgesehen
sind.
17. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 13 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Expansionsraum
(6) durch mindestens eine bevorzugt umströmbare Trennwand (15) in mindestens zwei
Kammern unterteilt ist.
18. Feuerwaffe nach Anspruch 17, mit wenigstens zwei Treibgasöffnungen (4), dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Öffnungen (4) in unterschiedliche Kammern münden.
19. Feuerwaffe nach Anspruch 11 und nach einem der Ansprüche 13 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß der wenigstens eine Expansionsraum (6) zwischen den miteinander in Verbindung
stehenden Öffnungen (4) zweier Rohre (1, 2) angeordnet ist.
20. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 3 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens
eine Öffnung (4) mit einer Einrichtung zum Mindern der Rückströmung von Druckgas und/oder
einer Einrichtung zur Einstellung des Strömungsquerschnitts und/oder einer Einrichtung
zur Gasumlenkung versehen ist.
21. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 13 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß der Expansionsraum
(6) eine Außenwand (16) aufweist, die Wärme wesentlich schlechter leitet als eine
Stahlwand.
22. Feuerwaffe nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß der Expansionsraum (6) die
Oberseite des/der Rohre(s) (1, 2) umgibt und in seine eigene Oberseite eine eine Laufschiene
aufweisende Visiereinrichtung integriert ist.
23. Feuerwaffe nach Anspruch 21 oder 22, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Unterseite
des Expansionsraums (6) in einen Vorderschaft hinein erstreckt und bevorzugt diesen
durch eine Ausformung (17) ersetzt.
24. Feuerwaffe nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterseite des Expansionsraumes
(6) an ihrer Außenseite eine Einrichtung zum sicheren Ergreifen aufweist, bevorzugt
eine Fischhaut (18), eine Rillung oder eine Riffelung.
25. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 21 bis 24, dadurch gekennzeichnet, daß die Wand
(16) des Expansionsraumes (6) einen Kunststoff aufweist, bevorzugt einen Composit-Werkstoff.
26. Feuerwaffe nach Anspruch 25, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff in der Wand
des Expansionsraumes (6) mit Fasern, bevorzugt Glas- oder Kohlenstoffasern, verstärkt
ist.
27. Feuerwaffe nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß die Wand (16) des Expansionsraumes
(6) eine aus Fasern gewickelte Matrix aufweist.
28. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 13 bis 27, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
die Wand (16) des Expansionsraumes (6) vom Rohr oder den Rohren (1, 2) abnehmbar ausgebildet
ist.
29. Feuerwaffe, nämlich Doppellaufflinte, bevorzugt zum Trap- oder Skeet-Schießen, mit
einem Systemkasten (8), in den die Rohre (1, 2) abkippbar eingelegt sind, und der
einen zurückgesetzten Stoßboden (9) aufweist, nach einem der Ansprüche 13 bis 29,
dadurch gekennzeichnet, daß
- der Expansionsraum (6) an der Mündung und unmittelbar vor dem Systemkasten (8) eine
fest an den Rohren (1, 2) angebrachte Endwand (12, 13) aufweist,
- die Wand des Expansionsraumes (6) als von vorne auf die Rohre (1, 2) aufgeschobene,
röhrenförmige Ummantelung (16) ausgebildet ist und mit den Endwänden (12, 13) in dichtendem
Eingriff steht, und
- die Ummantelung (16) sich an der Oberseite der Rohre (1, 2) oder des oberen Rohres
(1) bis zum Stoßboden (9) erstreckt und dort eng an die Rohre (1, 2) anliegt.
30. Feuerwaffe nach Anspruch 29, daduch gekennzeichnet, daß die Endwände (12, 13) jeweils
eine Umfangsrille aufweisen, in die ein Dichtungsring eingelegt ist, und die Ummantelung
(16) mit den Dichtungsringen (14) in dichtendem Eingriff steht.
31. Feuerwaffe nach Anspruch 29 oder 30, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Rohre
(1, 2) jeweils einander gegenüberliegend zwei axial hintereinanderliegende Gruppen
von Öffnungen (4) aufweisen, und daß zwischen den beiden Gruppen eine den Expansionsraum
(6) in zwei Kammern unterteilende, sich radial zu den Rohren (1, 2) erstreckende und
an diesen befestigte Trennwand (15) angeordnet ist.
32. Feuerwaffe nach einem der Ansprüche 29 bis 31, dadurch gekennzeichnet, daß die Ummantelung
(16) speziell im oberen Bereich etwa parallel zur Rohrachse verläuft, sich jedoch
an den Systemkasten (8) im wesentlichen angrenzend mindestens an ihrer Unterseite
zur Bildung einer Handanlage (17) verbreitert und dort an ihrer Außenseite mit einer
Anordnung zum Verbessern der Griffigkeit, bevorzugt einer Fischhaut (18), ausgebildet
und versehen ist.