Technisches Gebiet
[0001] Bei der Erfindung wird von einer Turbinenschaufel aus einer Titan-Basislegierung
ausgegangen, bei der zumindest der Bereich der Schaufelspitze an der Schaufeleintrittskante
eine Oberfläche aus einem gegenüber der Titan-Basislegierung erosionsbeständigerem
Werkstoff enthält. Derartige Schaufeln werden bevorzugt in Niederdruckstufen von Dampfturbinen
verwendet,da sie trotz ihrer Grösse den dort gestellten Anforderungen an die mechanische
Belastbarkeit bei Temperaturen um ca. 100
oC entsprechen und die Rotorbeanspruchung nicht übermässig erhöhen. In diesem Temperaturbereich
kondensiert der in die Turbine eintretende Wasserdampf, und Wassertropfen treffen
mit grosser Geschwindigkeit auf die dem eintretenden Dampf ausgesetzten Flächen der
Turbinenschaufeln, wie insbesondere die Schaufeleintrittskanten und die an die Schaufeleintrittskanten
saugseitig anschliessenden Teile der Schaufeloberfläche. Hierbei können die Wassertropfen
Erosionsschäden hervorrufen. Besonders beansprucht werden dabei die im Bereich der
Schaufelspitzen befindlichen Schaufelabschnitte, da dort die Umfangsgeschwindigkeit
der Schaufeln am grössten ist.
Stand der Technik
[0002] Eine Turbinenschaufel der eingangs genannten Art ist beispielsweise aus GB-A-1479855
oder EP-B1-0249092 bekannt. Die bekannte Turbinenschaufel weist im Bereich der Schaufelspitze
einen die Schaufeleintrittskante umfassenden Schaufelabschnitt auf, welcher durch
Auflöten eines Titancarbid enthaltenden Schutzkörpers mittels eines Silber- oder Kupferlotes
auf eine schutzkörperfreie Turbinenschaufel aus einer Titan-Basislegierung hergestellt
wurde. Solch ein Schutzkörper soll besonders gefährdete Bereiche der Turbinenschaufel
vor Erosionsschäden bewahren. Herstellen und Aufbringen des Schutzkörpers auf die
schutzkörperfreie Turbinenschaufel sind vergleichsweise aufwendig. Zudem sind hierbei
Schwierigkeiten bei der Haftung des Schutzkörpers auf der Titan-Basislegierung der
schutzkörperfreien Turbinenschaufel nicht auszuschliessen.
Darstellung der Erfindung
[0003] Der Erfindung, wie sie in den Patentansprüchen 1 und 5 definiert ist, liegt die Aufgabe
zugrunde, eine Turbinenschaufel der eingangs genannten Art zu schaffen, welche einfach
herzustellen ist und sich auch unter erschwerten Betriebsbedingungen durch eine grosse
Lebensdauer auszeichnet sowie ein Verfahren anzugeben, mit dem eine solche Schaufel
in preisgünstiger und in für Massenfertigung geeigneter Weise hergestellt werden kann.
[0004] Bei der erfindungsgemässen Turbinenschaufel wird in einem einzigen Verfahrensschritt,
nämlich einer Oberflächenbehandlung der ungeschützten Titan-Basislegierung mittels
einer Hochleistungs-Energiequelle, eine Härtung des behandelten Schaufelabschnitts
an der Oberfläche und damit ein wirksamer Schutz gegen Tropfen-Erosion erreicht. Dieser
Erosionsschutz ist besonders sicher, da durch die Oberflächenbehandlung infolge von
Diffusionsvorgängen einerseits eine fest mit der Titan-Basislegierung verbundene Schutzschicht
gebildet wird. Andererseits zeichnet sich diese Schutzschicht bei geeigneter Schichtdicke
auch durch geringe, der Titan-Basislegierung vergleichbare Rissbeständigkeit aus.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0005] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigt
die einzige Figur in schematischer Darstellung eine Vorrichtung zur Herstellung einer
Turbinenschaufel nach der Erfindung.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0006] Die in der Figur dargestellte Vorrichtung enthält einen in einer horizontalen Ebene
verschiebbaren Auflagetisch 1 mit einer eine Turbinenschaufel 2 tragenden Auflageplatte
3, welche in Richtung einer Koordinatenachse x verschiebbar ist, und mit einer die
Auflageplatte 3 stützenden Unterlageplatte 4, welche längs einer Koordinatenachse
y senkrecht zur x-Achse bewegbar ist. 5 bezeichnet einen Licht der Wellenlänge lambda
erzeugenden Laser. Das vom Laser erzeugte Licht wird in einem Behandlungskopf 6 auf
die Turbinenschaufel fokussiert. Anstelle eines Lasers kann gegebenenfalls auch eine
andere Hochleistungs-Energiequelle, wie etwa eine Vorrichtung zur Erzeugung eines
Plasma- oder Elektronenstrahles treten. Der Behandlungskopf 6 kann senkrecht zur Auflageplatte
3 in Richtung einer Koordinatenachse z verschoben und gleichzeitig bei Bedarf auch
um die x- und um die y-Achse geschwenkt werden. Die Koordination der Bewegungen des
mit der Hochleistungs-Energiequelle fest verbundenen Behandlungskopfes 6 und des Auflagetisches
1 kann über eine nicht dargestellte speicherprogrammierte Steuerungseinheit erfolgen,
welche auf die Schub- und Schwenkbewegungen hervorrufende Stellmotoren wirkt.
[0007] Am Behandlungskopf 6 sind Rohre 7 befestigt, welche ein Stickstoff-Argon-Gasgemisch,
gegebenenfalls aber ein Gemisch von Stickstoff mit einem oder mehreren beliebigen
Edelgasen, von einem nicht dargestellten Vorratsbehälter an einen Aufstrahlpunkt 8
der Hochleistungs-Energiequelle auf der saugseitigen Oberfläche 9 oder der Schaufeleintrittskante
10 der Turbinenschaufel 2 führt. Das zugeführte Gas ist frei von Sauerstoff und umspült
den Spuren 11 bildenden Aufstrahlpunkt 8 derart, dass umgebender Luftsauerstoff nicht
zutreten kann. Insbesondere im Bereich der Schaufeleintrittskante 10 sind die Rohre
7 so angeordnet, dass der Aufstrahlpunkt 8 von mehreren Seiten, etwa von der Saug-
und von der Druckseite der Turbinenschaufel 2 mit dem Gas bespült wird. Dadurch ist
sichergestellt, dass der Aufstrahlpunkt 8 auch im Bereich der Schaufeleintrittskante
10 frei von Sauerstoff bleibt. Zugleich ist durch die erhöhte Gaszufuhr eine verbesserte
Kühlung des an der Schaufeleintrittskante 10 gelegenen, bestrahlten Bereichs gewährleistet.
[0008] Beim Bestrahlen wird der als Hochleistungs-Energiequelle verwendete Laser 5 gegenüber
der Turbinenschaufel 2 zyklisch bewegt. Eine zyklische Bewegung kann - wie aus der
Figur hervorgeht - eine längs der Koordinatenachse y erfolgende Hin- und Herbewegung
sein, wobei an den Umkehrstellen jeweils ein geringfügiger Vorschub in Richtung der
Koordinatenachse x erfolgt. Durch eine Schwenkbewegung des Bestrahlungskopfes 6 um
die Koordinatenachse x bei gleichzeitiger Bewegung des Bestrahlungskopfes 6 längs
der Koordinatenachse z kann hierbei während einer Hin- oder Herbewegung zugleich die
Schaufeleintrittskante 10 auf der Saug- und auf der Druckseite bestrahlt werden. Hierbei
wird der im Aufstrahlpunkt 8 gelegene Teil der Oberfläche der Titan-Basislegierung
aufgeschmolzen und werden in die Schmelze Legierungselemente aus dem durch die Rohre
7 zugeführten Gas eingebracht. Bei dem in der Figur angegebenen Gasgemisch wird als
Legierungselement Stickstoff eingebracht, welcher mit dem Titan der aufgeschmolzenen
Basislegierung extrem hartes Titannitrid bildet. Bei geeigneter Zusammensetzung des
zugeführten Gases können entsprechend aber auch Titanborid und/oder Titancarbid gebildet
werden.
[0009] Die bei dieser Oberflächenbehandlung durch Umschmelzlegieren gebildete Schutzschicht
weist eine vielfach grössere Erosionsbeständigkeit gegen Wassertropfeneinfall auf
als die ungeschützte Oberfläche der Titan-Basislegierung. Die Schutzschicht sollte
mindestens 0.1 mm dick sein, da andernfalls durch nicht auszuschliessende Ungleichmässigkeiten
beim Umlegierungsvorgang noch ungeschützte Oberflächenbereiche verbleiben können.
Andererseits sollte die Dicke der Schutzschicht 1 mm nicht überschreiten, da nur dann
eine besonders gute Rissbeständigkeit und damit ein besonders guter Erosionsschutz
gewährleistet ist. Die Ausbildung unerwünschter Risse wird bei Schichtdicken zwischen
0.4 und 1 mm mit grosser Sicherheit vermieden, wenn beim Umlegieren die Laserparameter
derart eingestellt werden, dass die gebildete Schutzschicht eine Vickershärte von
höchstens 900, vorzugsweise 500 bis 700, HV aufweist.
[0010] Die beim Herstellen der Schutzschicht vom Laser 5 in der Titan-Basislegierung gebildeten
Spuren 11 sollten so gelegt sein, dass sie sich um 50 bis 90%, vorzugsweise 75 bis
85%, überlappen, da dann ein besonders gutes Einlegieren der Legierungselemente, wie
insbesondere des Stickstoffs bei der Bildung von Titannitrid,gewährleistet ist.
[0011] Bei der Verwendung einer Titan-Basislegierung mit 6 Gewichtsprozent Aluminium und
4 Gewichtsprozent Vanadium sind bei der Herstellung einer erosionsbeständigen Schutzschicht
von ca. 0,6 bis 0,7 mm Dicke und einer Vickershärte von 500 bis 700 HV folgende Betriebsparameter
des Lasers 5 typisch:
- Leistung:
- 1-10 kW
- Vorschub in Spurrichtung:
- 1-2 m/min
- Spurüberlappung:
- 75-85%
- Durchmesser des Aufstrahlpunktes:
- ca. 2 mm
- Zusammensetzung des Gases:
- Volumenanteile N₂:Ar ca. 3:2
- Gasmenge:
- ca. 50 l/min
[0012] Im allgemeinen reicht es aus, wenn ein Schaufelabschnitt der Turbinenschaufel 2 die
Schutzschicht enthält, welcher im Bereich der Schaufelspitze liegt und die Schaufeleintrittskante
11 und eine auf der Saugseite befindliche Fläche umfasst. Diese Fläche ist im allgemeinen
von der Schaufeleintrittskante 11 und der Schaufelspitze begrenzt und erstreckt sich
jeweils höchstens um ein Drittel der Breite bzw. der Länge der Schaufel von der Schaufeleintrittskante
11 bzw. der Schaufelspitze zur Schaufelaustrittskante bzw. zum Schaufelfuss.
1. Turbinenschaufel (2) aus einer Titan-Basislegierung, bei der zumindest deren im Bereich
der Schaufelspitze befindlicher und die Schaufeleintrittskante (10) umfassender Schaufelabschnitt
eine Oberfläche aus einem gegenüber der Titan-Basislegierung erosionsbeständigeren
Werkstoff enthält, dadurch gekennzeichnet, dass der Schaufelabschnitt eine durch Oberflächenbehandlung
der Titan-Basislegierung mit einer Hochleistungs-Energiequelle gebildete Schutzschicht
aufweist.
2. Turbinenschaufel (2) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht
mindestens 0,1 mm und höchstens 1 mm dick ist.
3. Turbinenschaufel (2) nach einem der Ansprüche 1 oder 2 , dadurch gekennzeichnet, dass
die Schutzschicht eine Vickershärte von höchstens 900, vorzugsweise 500 bis 700, HV
aufweist.
4. Turbinenschaufel (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass
die Schutzschicht Titannitrid enthält.
5. Verfahren zur Herstellung einer Turbinenschaufel (2) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schutzschicht durch Umschmelzlegieren gebildet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Umschmelzlegieren in einem
mit der Titan-Basislegierung ein Borid, Carbid und/oder Nitrid bildenden Gas ausgeführt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Gas ein Stickstoff-Edelgas-Gemisch
verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass als Hochleistungs-Energiequelle
ein Laser (5) eingesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Betriebsparameter des
Lasers (5) so bestimmt werden, dass die Schutzschicht eine Dicke zwischen 0,4 und
1 mm und eine Vickershärte von höchstens 900, vorzugsweise 500 bis 700, HV aufweist