(19)
(11) EP 0 491 085 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.06.1992  Patentblatt  1992/26

(21) Anmeldenummer: 90124831.0

(22) Anmeldetag:  19.12.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5A61G 15/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE DK FR IT SE

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
D-80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Stöckl, Klaus, Ing. grad.
    W-6140 Bensheim 3 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Zahnärztlicher Patientenstuhl


    (57) Es wird ein Patientenstuhl vorgestellt, bei dem das bisher umständliche Korrigieren einer eingestellten Stuhlposition bei einer Änderung der Behandlungsposition, insbesondere auch bei einem Wechsel des Patienten oder Behandlers, entbehrlich wird. Hierzu sind Mittel vorgesehen, die es ermöglichen, daß ein zuvor auf Patient und Behandler ausgerichteter "Mundpunkt" unter anderem bei einer Änderung der Neigungslage der Rückenlehne und/oder Kopfauflage erhalten bleibt bzw. in Abhängigkeit von der Körpergröße des Patienten oder Behandlers geändert werden kann.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen zahnärztlichen Patientenstuhl, der ein Basisteil enthält, an dem ein ein Sitz-, Rücken- und Kopfauflageteil für den Patienten aufweisendes Stuhloberteil höhenverstellbar und längsverschiebbar gehaltert ist, der Verstellmittel mit steuerbaren Antrieben zumindest zur Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteils sowie weitere Verstellmittel zur Verstellung zumindest des Kopfauflageteils und des Rückenauflageteils aufweist.

    [0002] Bei zahnärztlichen Patientenstühlen ist es bekannt, die Auflageteile, wie Sitz, Rückenlehne, Kopfstütze, entsprechend den ererforderlichen Behandlungsstellungen mit Hilfe geeigneter Verstellmittel, die mechanischer, elektromechanischer oder hydraulischer Art sein können, zu verändern. Durch solch ein Verstellen kann sich dabei sowohl deren Lage zueinander als auch relativ zu ortsfesten Bezugsebenen, wie Wand, Fußboden, Stuhlsockel, ändern.

    [0003] Es ist weiterhin bekannt, gebräuchliche Behandlungspositionen durch Steuerprogramme festzulegen, wobei diese Steuerprogramme sowohl fest als auch individuell veränderbar ausgebildet sein können. Üblicherweise ist ein moderner Patientenstuhl heute mit drei Steuerprogrammen ausgerüstet, die sich per Tastendruck bei Bedarf abrufen lassen.

    [0004] Obgleich es für den Behandler (Arzt und/oder Helferin) eine Erleichterung ist, die unterschiedlichen Behandlungspositionen relativ einfach per Tastendruck abrufen und einstellen zu können, so ist es für ihn umständlich, dann, wenn beispielsweise die Neigungslage der Rückenlehne und/oder der Kopfauflage während einer Behandlung geändert werden muß, den Stuhl wieder auf die vorher auf optimale Arbeitshaltung eingestellte Position nachstellen zu müssen. Bei einem solchen Wechsel der Behandlungsposition ändert sich nämlich zwangsläufig der "Mundpunkt" des Patienten, d.h. ein im Bereich der Präparationsstelle des Patientenmundes definierbarer Bezugspunkt, in Relation zu einer horizontalen und vertikalen Bezugsebene, was zur Folge hat, daß eine Korrektur der Positon des Behandlers und seiner Einrichtungen (Instrumentenhalterungen, Trays, etc.) im Sinne einer Anpassung an die geänderte Behandlungsposition notwendig wird.

    [0005] Gleiches gilt auch bei einem Patientenwechsel, weil die einmal für einen Patienten auf optimale Arbeitsbedingungen eingestellte Behandlungsposition bei einem anderen Patienten, der in der Regel eine andere Körpergröße hat, nicht mehr optimal passend ist und deshalb korrigiert werden muß.

    [0006] Ziel der in den Ansprüchen 1 und 2 angegebenen Erfindung ist es, demgegenüber eine Verbesserung zu erreichen und einen zahnärztlichen Patientenstuhl zu schaffen, bei dem das umständliche Korrigieren und Nachstellen einer eingestellten Stuhlposition, insbesondere bei einer Änderung der Behandlungsposition und auch bei einem Wechsel des Patienten oder des Behandlers, entbehrlich ist.

    [0007] Gemäß der Erfindung ist es möglich, den Patientenstuhl vor Beginn der Behandlung auf einen auf den zu behandelnden Patienten ausgerichteten optimalen "Mundpunkt" einzustellen. Dieser optimal eingestellte "Mundpunkt" bleibt dann auch bei im Verlauf der Behandlung vorzunehmenden Änderungen der Neigungslage der Rückenlehne und/oder der Kopfauflage erhalten, was letztlich bedeutet, daß der Behandler seine Arbeitshaltung und auch seine Einrichtungen und Gerätschaften nicht zu verändern braucht.

    [0008] Damit läßt sich eine deutliche Vereinfachung und Verbesserung der Arbeitsergonomie erzielen.

    [0009] Das Beibehalten des optimal eingestellten "Mundpunktes" geschieht vorteilhafterweise dadurch, daß die Position für das Kopfauflageteil für den eingestellten "Mundpunkt" als Sollwert abgespeichert wird und alle sich durch Ändern der Winkellage des Kopfauflageteils oder der Rückenlehne an sich ändernden "Mundpunkte" auf den zuvor eingestellten "Mundpunkt" korrigiert werden. Dieses Korrigieren geschieht vorteilhafterweise automatisch während einer Änderung des Rücken- oder Kopfauflageteils, so daß der Patientenkopf praktisch nur um den "Mundpunkt" gedreht wird.

    [0010] Der "Mundpunkt" ist, wie bereits erwähnt, ein dem Kopfauflageteil zugeordneter Bezugspunkt, der beispielsweise auf der Winkelhalbierenden und auf halber Länge des geöffneten Mundes eines Patientenkopfes durchschnittlicher Größe, eines sogenannten "Normpatientenkopfes", liegen kann. Der Bezugspunkt kann dadurch ermittelt werden, daß man von der durch die Koordinaten des Kopfauflageteils definierten Ebene einen empirisch ermittelten, den Abmessungen eines "Normpatientenkopfes" entsprechenden Wert, der dem senkrechten Abstand dieses Punktes von der vorgenannten Ebene entspricht, hinzuaddiert.

    [0011] Es wird dabei von folgenden Überlegungen ausgegangen:
    Die Lage eines Auflageteiles im Raum kann durch Ebenen eines x-, y-, z-Koordinatensystems definiert werden. Betrachtet man dieses Koordinatensystem zweidimensional (die dritte Dimension ist für die Patientenlagerung relativ unbedeutend), so läßt sich die Position eines Auflageteils, vereinfacht durch eine gerade Linie mit Hilfe zweier Punkte oder eines Punktes und einer Winkelbeziehung, im Koordinatensystem bestimmen. So kann beispielsweise die Position der Rückenlehne, bezogen auf einen beliebig wählbaren Nullpunkt eines x-/y-Koordinatensystems bestimmt werden durch den Winkel, den die Rückenlehne in bezug auf eine horizontale Bezugsebene einnimmt oder durch die x-/y-Koordinaten zweier, auf einer Geraden liegender Punkte, die in der Längsebene der Rückenlehne verlaufen, wobei die eine (x-) Koordinate den Abstand zu einer vertikalen Bezugsebene (Wand, Schrank, Gerätesockel) und die andere (y-)Koordinate den Abstand zu einer horizontalen Bezugsebene (Fußboden) angibt.

    [0012] Der "Mundpunkt" läßt sich also durch die Koordinaten eines x-/y-Koordinatensystems in bezug auf eine vertikale und horizontale Bezugsebene genau festlegen. Diese Koordinaten können als Sollwert in einem Rechner abgespeichert und laufend mit Istwerten verglichen werden. Bei einem Abweichen der Werte wird das Stuhloberteil durch Höhenverstellung und/oder Längsverschieben im Sinne einer Beibehaltung des "Mundpunktes" entsprechend dem eingegebenen Sollwert verstellt.

    [0013] Der eingestellte "Mundpunkt" ist vorteilhafterweise als veränderbare Größe eingebbar. Wird der "Mundpunkt" in x-Richtung verändert, so ist mit Vorteil eine Anpassung an die dem Patientenstuhl benachbarten Gerätschaften (Schränke) möglich; wird dagegen der "Mundpunkt" nur in y-Richtung verändert, so ist mit Vorteil eine Anpassung an die Körpergröße des Behandlers möglich.

    [0014] An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß die vorgeschlagene Veränderung des "Mundpunktes" im Sinne einer Anpassung an die Gerätschaften sowie an die Körpergrößen von Behandler und Patient nicht zwingend mit der vorerwähnten Beibehaltung des "Mundpunktes" bei Änderung der Neigungslage des Rückenlehnen- und/oder Kopfauflageteils während eines Wechsels einer Behandlung gekuppelt zu sein braucht, daß diese Veränderung des "Mundpunktes" vielmehr auch für sich von Vorteil ist.

    [0015] Das Kopfauflageteil kann bei Patientenstühlen mit relativ langer Rückenlehne, bei der also der Kopf des Patienten auf der Rückenlehne selbst aufliegt, als gegenüber der Rückenlehne längsverstellbares Kopfpolster ausgebildet sein, wobei im Bereich der Kopfauflage entsprechende Positionsgeber vorhanden sind; denkbar ist es auch, an der Rückenlehne selbst im Bereich der Kopfauflage Positionsgeber vorzusehen, z.B. in Form von auf den Auflagedruck des Patientenkopfes ansprechenden Drucksensoren, mit deren Hilfe die Lage des Patientenkopfes in Relation zur Rückenlehne erfaßt werden kann.

    [0016] Besonders vorteilhaft ist es, die Kopfauflage als separate, gegenüber der Rückenlehne zumindest in Längsrichtung verstellbar gehalterte Kopfstütze vorzusehen und zwischen der Kopfstützenhalterung und der demgegenüber ortsfesten Rückenlehne entsprechende Positionsgeber vorzusehen. Die von den Positionsgebern erfaßten Werte können den Koordinatenwerten in dem bereits erwähnten x-/y-Koordinatensystem entsprechen, welches die Position des Auflageteils in bezug auf eine horizontale und vertikale Bezugsebene festlegt.

    [0017] Besondere Vorteile lassen sich erzielen, wenn eine oder mehrere, durch Programme festgelegte Lagerungssystematiken vorgesehen sind. Bei einer solchen Lagerungssystematik, wie sie beispielsweise vom Institut der Arbeitswissenschaften Darmstadt erarbeitet worden ist (sh. W.Rohmert/I.Mainzer/P.Zipp "Der Zahnarzt im Blickfeld Ergonomie"), können die einzelnen Stuhlpositionen auf eine frei wählbare Bezugshöhe (y-Koordinate), entsprechend der gewählten Arbeitshöhe bzw. Arbeitsgröße des Behandlers, eingestellt werden. Sind diese Werte, die einem optimal eingestellten "Mundpunkt" entsprechen, abgespeichert, orientieren sich dann sämtliche Programme der vorgesehenen Lagerungssystematik auf diesen eingestellten optimalen "Mundpunkt". Bei Abruf einer beliebigen, einprogrammierten Behandlungsstellung bleibt dann sowohl die Arbeitshöhe, d.h. die Höhe des den "Mundpunkt" repräsentierenden Bezugspunktes, als auch der Abstand in der Horizontalen zu einer vertikalen Bezugsebene für alle Arbeitsstellungen erhalten. Für einen anderen Patienten mit einer anderen Körpergröße bleibt dieser optimale "Mundpunkt" erhalten, indem das Stuhloberteil in Anpassung der Kopfauflage an die andere Körpergröße entsprechend in x- und y-Richtung nachgestellt wird.

    [0018] Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung. Es zeigen:

    Figuren 1/2 eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Patientenstuhles in stark vereinfachter Darstellung in einer Seitenansicht,

    Figur 3 eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Patientenstuhles, ebenfalls in stark vereinfachter Darstellung in einer Seitenansicht,

    Figur 4 die in Figur 3 gezeigte Ausführungsform in zwei verschiedenen Stellungen,

    Figur 5 ein Blockschaltbild einer Steuer- und Recheneinheit.



    [0019] Die Figur 1 zeigt in stark vereinfachter Form einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl in einer Seitenansicht. Der Behandlungsstuhl enthält ein ortsfestes Basisteil 1, an dem ein allgemein mit 2 bezeichnetes Stuhloberteil höhenverstellbar gehaltert ist. Das Basisteil enthält einen Sockel 1a und ein demgegenüber höhenverstellbares Basisoberteil 1b. Das Stuhloberteil 2 enthält einen längs des Basisoberteils 1b verstellbaren Träger 3, an dem Sitz 4 und Rückenlehne 5 des Stuhles gehaltert sind. An der Rückenlehne 5 ist außerdem ein Kopfauflageteil 6 längs verschiebbar (Pfeil 10) angeordnet. Um das Stuhloberteil 2 in der Höhe und auch in Längsrichtung des Stuhles zu verstellen (Pfeile 7 und 8) sind entsprechende steuerbare Antriebe A1, A2 vorgesehen. Das gleiche gilt für die Rückenlehne 5, deren Neigungslage durch einen steuerbaren Antrieb A3 in Richtung des Pfeiles 9 verändert werden kann. Nachdem die Anordnung der Verstellantriebe an sich bekannt ist, wird davon abgesehen, diese näher darzustellen. Darauf hingewiesen sei lediglich, daß an sich sowohl hydraulische als auch pneumatiische, vorzugsweise jedoch elektrische, Antriebe in Frage kommen.

    [0020] Den verstellbaren Stuhlteilen sind Positionsgeber G1 bis G4 zugeordnet, mit denen die jeweilige Istlage der Stuhlteile in bezug auf eine horizontale und vertikale Bezugsebene erfaßt werden kann. Die Geber G1, G2 und G4 sind lineare Weggeber, während der Geber G3 als Winkelgeber ausgebildet ist.

    [0021] Mit Hilfe der Positionsgeber kann die Position der Stuhlteile 2 bis 6 in bezug auf ein x-/y-Koordinatensystem, dessen x-Achse in einer horizontalen Bezugsebene, vorzugsweise in Ebene des Fußbodens, und dessen y-Achse in einer vertikalen Bezugsebene, vorzugsweise in Ebene einer Raumwand, zu der das Basisteil 1 einen definierten Abstand (a) hat, liegt eindeutig definiert werden. So kann beispielsweise die Position der Rückenlehne 5 durch die Koordinaten zweier Punkte P1, P2, die durch eine längs der Rückenlehne verlaufende Gerade gehen und/oder durch den Neigungswinkel α in bezug auf eine Bezugsebene festgelegt werden.

    [0022] Mit M ist der "Mundpunkt" eines schematisiert dargestellten "Normpatientenkopfes" (H) bezeichnet, dessen Position im Koordinatensystem durch die Koordinaten xM, yM festgelegt ist. Der "Mundpunkt", der hier einen der Präparationsstelle entsprechenden Bezugspunkt darstellen soll, kann vorzugsweise so definiert werden, daß er auf der Winkelhalbierenden zwischen Oberkiefer und Unterkiefer eines geöffneten Patientenmundes und etwa auf halber "Mundtiefe" liegt. Von diesem "Mundpunkt" aus ergibt sich ein senkrechter Abstand (b) zu der vorgenannten, durch die beiden Punkte P1 und P2 verlaufenden Ebene der Rückenlehne 5. Der "Mundpunkt" M kann deshalb unter Zugrundelegung der Abmessungen eines empirisch zu ermittelnden Durchschnittspatientenkopfes (Normpatientenkopf) eindeutig in einen x/y-Koordinatensystem bestimmt werden.

    [0023] Wird die Neigungslage der Rückenlehne 5 geändert, z.B. in die gestrichelt eingezeichnete Lage 5' gebracht, so würde sich zwangsläufig die Position des "Mundpunktes" M in bezug auf das Koordinatensystem um das Maß Δx, Δy ändern. Wie aus dem Vergleich der beiden Positionen M, M' klar zu erkennen ist, bedeutet eine Änderung des "Mundpunktes" auch eine Änderung der Arbeitshaltung des Behandlers. Am Ausführungsbeispiel müßte also der Behandler seine Arbeitsposition und auch die Position seiner auf diese Arbeitsposition eingestellten Geräte und Einrichtungen um das Maß Δx und Δy korrigieren.

    [0024] Gemäß einem ersten Erfindungsvorschlag wird dieses Korrigieren vermieden, indem bei einer Änderung der Neigungslage der Rückenlehne die Verstellantriebe A1 und A2, die die Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteiles bewirken, synchron im Sinne einer Beibehaltung bzw. Konstanthaltung des "Mundpunktes" verstellt werden. Weitere Erläuterungen werden bei der Beschreibung des Blockschaltbildes gemäß Figur 5 gegeben. Das Ergebnis dieser synchronen Verstellung ist in Figur 2 dargestellt. Aus der mit durchgehenden Linien gezeichneten Ausgangsposition, die der in Figur 1 dargestellten Position entspricht, ergibt sich bei geänderter Neigungslage der Rückenlehne die strichpunktiert dargestellte Position. Während also die Neigungslage der Rückenlehne geändert wird, wird synchron das Stuhloberteil einerseits um das Maß Δy tiefer und andererseits um das Maß Δx zur Bezugsebene y hin, also zum Behandler hin, gefahren, ohne daß dabei der "Mundpunkt" verändert wird.

    [0025] Gemäß einem weiteren Erfindungsvorschlag kann, wie in Figur 2 weiterhin dargestellt, der "Mundpunkt" M in y-Richtung individuell verändert, z.B. in die mit yM1 bezeichnete Stellung gebracht werden. Durch eine solche Änderung ist mit Vorteil eine Anpassung an die Körpergröße des Behandlers möglich. Wird der "Mundpunkt" in y-Richtung geändert, z.B. weil der Behandler von einer sitzenden in eine stehende Behandlungsposition überwechseln möchte, so kann mit Vorteil bei allen Änderungen der Neigungslage der Rückenlehne und/oder der Kopfauflage der neue neue "Mundpunkt" (y₁) , wie zuvor beschrieben, wiederum erhalten bleiben.

    [0026] Die Figur 3 zeigt eine weitere vorteilhafte Variante eines Patientenstuhles. Diese unterscheidet sich von dem zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel dadurch, daß das Kopfauflageteil 6 als separate Kopfstütze ausgebildet ist, die in Richtung der Pfeile 11 und 12 gegenüber der (kürzer ausgebildeten) Rückenlehne 5 verstellbar angeordnet ist und daß Sitz 4 und Rückenlehne 5 noch gemeinsam in Richtung des Pfeiles 13 gegenüber dem Träger 3 gekippt werden können. Dementsprechend sind geeignete Verstellmittel A4, A5 und A6 sowie entsprechende Geber G4, G5 und G6 vorhanden. Mit Hilfe der Geber G4, G5 kann die Lage der Kopfstütze relativ zur Rückenlehne erfaßt werden. Die Verstellmittel A4 und A5 können von Hand betätigbare Verstellmittel sein; ebenso ist es denkbar und von Vorteil, auch hier elektrische Verstellantriebe vorzusehen. Zur Verstellung der Kopfstütze 6 in Richtung des Pfeiles 11 kann beispielsweise im Inneren der Rückenlehne 5 ein Verstellmotor angeordnet sein, der über eine Zahnstange oder dergleichen den mit 14 bezeichneten Kopfstützenträger (Schwert) verstellt.

    [0027] Durch die längs der Rückenlehne verstellbare Kopfstütze 6 entsprechend der Pfeilrichtung 11 ist es möglich, den "Mundpunkt" (M) an unterschiedliche Patientengrößen anzupassen, indem bei einer Veränderung der Kopfstützenposition für einen Patienten mit einer anderen Körpergröße - hier für einen kleineren Patienten entsprechend der gestrichelt dargestellten Position (H') - wie vorbeschrieben, das Stuhloberteil um das Maß Δx und Δy so korrigiert wird, daß der "Mundpunkt" M beibehalten wird, wodurch der Behandler seine Arbeitshaltung und auch seine ihm zugeordneten Instrumente und Einrichtungen nicht zu ändern braucht.

    [0028] Die Figur 4 zeigt den Stuhl nach Figur 3 in zwei verschiedenen Stuhlpositionen, die für zwei verschiedene Behandlungen typisch sein können. Die mit durchgezogenen Linien dargestellte erste Stuhlposition kann beispielsweise für einen sitzenden Behandler und eine Behandlung des Unterkiefers geeignet sein, während die gestrichelt dargestellte zweite Position für eine Behandlung eines sitzenden Behandlers am Oberkiefer typisch sein kann. Beide Stuhlpositionen, vorteilhafterweise durch ein Steuerprogramm festgelegt, haben einen gemeinsamen "Mundpunkt" M, der beim Übergang von der mit durchgehenden Linien bezeichneten ersten Position in die gestrichelt dargestellte zweite Position erhalten bleibt, was letztlich bedeutet, daß der Patientenkopf während dieser Änderung der Behandlungsposition lediglich um den "Mundpunkt" M gedreht wird.

    [0029] Anhand des Blockschaltbildes in Figur 5 werden Wirkungweise und weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Stuhles aufgezeigt, und zwar am Beispiel der Ausführungsformen nach Figuren 1 und 2.

    [0030] Wie bereits dargelegt, weist der Stuhl in dieser Ausführungsform drei steuerbare Antriebe A1, A2 und A3 auf, die vorteilhafterweise elektromotorische Antriebe sind. Die Antriebe werden über Leistungsendstufen 20 und A/D-Wandler 21 von einer

    [0031] Zentraleinheit 22 (CPU) angesteuert. Zwischen den relativ zueinander verstellbaren Stuhlteilen, also zwischen Sockel und Basisoberteil, zwischen Basisoberteil und Träger sowie zwischen Sitz und Rückenlehne und Kopfauflage, sind entsprechende Geber G1 bis G4, z.B. in Form von Potentiometern, vorgesehen, die entsprechend ihrer Relativlage ein dem Verstellweg entsprechendes Signal an die Zentraleinheit 22 liefern. Entsprechend den drei vorhandenen steuerbaren Antrieben sind Schalter S1 bis S3 vorhanden, mit denen eine Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteils, sowie Neigung der Rückenlehne, eingeleitet werden kann. Die Ansteuerung der Antriebe A1 bis A3 erfolgt über eine serielle Schnittstelle 23 ebenfalls von der Zentraleinheit 22 aus.

    [0032] Mit P1 bis Pn sind Programmanwahltasten bezeichnet, mit denen über die serielle Schnittstelle 23 und die Zentraleinheit 22 aus einem Programmspeicher 24 diverse Stuhlprogramme abgerufen werden können. Bei diesen Programmen kann es sich um individuell eingebbare Programme handeln oder auch um Stuhlprogramme aus Lagerungssystematiken, bei denen nach einem nach ergonomischen Gesichtspunkten erarbeiteten Schema bestimmten Zahnbehandlungen ganz bestimmte Stuhlpositionen zugeordnet sind. Eine solche Lagerungssystematik ist beispielsweise in dem auf Seite 5 zitierten Artikel beschrieben.

    [0033] Mit 25 ist ein Speicher bezeichnet, in dem die x-/y-Werte des "Mundpunktes" M als Sollwert abgespeichert werden können. Dieser abgespeicherte Sollwert kann durch eine ∓ Eingabeeinheit 26 über die serielle Schnittstelle 23 in der Zentraleinheit 22 korrigiert werden, wie dies anhand Figur 2 zur Anpassung der Körpergröße des Behandlers beschrieben worden ist, indem der y-Wert von einem einer Durchschnittsgröße entsprechenden Mittelwert nach oben oder unten geändert wird. Dieser korrigierte Wert wird an einem Display 27 angezeigt und automatisch bei Abruf eines Stuhlprogrammes mittels der Programmwahltasten P₁ bis Pn berücksichtigt.

    [0034] Mittels einer Auswahltaste 28 kann wahlweise der optimale "Mundpunkt" einerseits für eine sitzende und andererseits für eine stehende Behandlung abgerufen werden.

    [0035] Vorteilhafterweise findet im Steuerprogramm, d.h. im Programmspeicher 24, eine antropometrische Tabelle Berücksichtigung, durch die ein der Größe des Behandlers entsprechender "Mundpunkt" für eine stehende oder sitzende Behandlung vorgegeben wird. Diese softwaremäßige Vorgabe ist jedoch nicht fest, sie kann vielmehr zweckmäßigerweise vom Behandler, sofern gewünscht, nach seinen persönlichen Wünschen individuell korrigiert werden.

    [0036] Das Arbeitsprogramm der Zentraleinheit 22 ist mit 29 bezeichnet.

    [0037] Vorteilhaft ist es, wenn vom Hersteller des Patientenstuhles bereits verschiedene "Mundpunkte" für bestimte Behandlungen und Behandlergrößen vorgegeben und in einem entsprechenden Programm eingearbeitet sind. Diese vorgegebenen Werte können vom Behandler bei Bedarf durch Überschreiben des Programmes geändert werden.

    [0038] Sofern der Behandler den Sollwert für einen "Mundpunkt" selbst einstellen möchte, geschieht dieses Einstellen wie folgt:
    Wenn der Patient im Stuhl Platz genommen hat, wird der Behandler den Stuhl in eine für die Behandlung geeignete Position bringen, bei der der "Mundpunkt", also das Zentrum der Präparationsstelle in einer für ihn günstigen Arbeitshaltung zu liegen kommt. Ist diese Position erreicht, wird nach einem entsprechenden Auslösevorgang über die Speichereingabetaste 30 der x-/y-Wert als Sollwert in den Speicher 25 gegeben. Dabei erfaßt die Zentraleinheit 22 die von den entsprechenden Gebern G1 bis G4 ermittelten Werte, wobei Winkelwerte dabei in dem Rechenwerk der Zentraleinheit entsprechend aufbereitet werden.

    [0039] Wird danach ein Wechsel des Behandlungsortes, z.B. von Oberkiefer auf Unterkiefer und umgekehrt eingeleitet und die Rückenlehne in ihrer Neigungslage geändert, so werden die sich dabei ergebenden Istwerte der Geber G1 bis G3 in der Zentraleinheit mit den Sollwerten aus dem Speicher 25 verglichen, wobei bei Abweichungen der Stuhl im Sinne einer Längsverschiebung und Höhenverstellung so geändert wird, daß der "Mundpunkt" M erhalten bleibt. Bei einer Änderung der Neigungslage der Rückenlehne ändert sich also synchron die Höhenlage und Längsposition des Stuhloberteils in bezug auf die x-/y-Ebenen.

    [0040] Ändert der Behandler seine Arbeitsposition, z.B. von sitzender in stehende, oder es ergibt sich, daß ein Behandler mit anderer Körpergröße an dem Patientenstuhl arbeitet, so kann er durch einen Willensakt mit Hilfe der Eingabeeinheit 26 den y-Wert des "Mundpunktes" bewußt verändern. Mit einer solchen Veränderung des "Mundpunktes" werden dann automatisch sämtliche, im Programmspeicher 24 abgespeicherte Programme auf diesen "Mundpunkt" korrigiert.

    [0041] Der Positionsgeber G4 kann, wie bereits erwähnt, dann, wenn, das Kopfauflageteil 6 auf der Rückenlehne aufliegt und entlang dieser verschoben werden kann, durch geeignete druckempfindliche Sensoren gebildet werden, die entsprechend dem Auflagedruck, den der Patientenkopf auf das Kopfauflageteil 6 ausübt, eine der Position entsprechende Größe an die Zentraleinheit abgeben.

    [0042] Analog dem vorbeschriebenen Blockschaltbild für die Ausführungsform nach Figuren 1 und 2 arbeitet auch die Steuereinrichtung für die in Figuren 3 und 4 gezeigte Ausführung, bei der das Kopfauflageteil 6 als separate Kopfstütze ausgebildet ist, die längs der Rückenlehne 5 verstellbar und außerdem um eine Achslagerung in Richtung des Pfeiles 12 kippbar angeordnet ist, und bei der weiterhin das gesamte Stuhloberteil gegenüber dem Trägerteil 3 kippbar angeordnet ist. Bei dieser Ausführungsform sind zweckmäßigerweise die Antriebe A4 bis A6 ebenfalls motorische Antriebe.


    Ansprüche

    1. Zahnärztlicher Patientenstuhl, enthaltend

    - ein Basisteil (1), an dem ein ein Sitz-, Rücken- und Kopfauflageteil (4, 5, 6) für den Patienten aufweisendes Stuhloberteil (2) höhenverstellbar und längsverschiebbar gehaltert ist

    - Verstellmittel mit steuerbaren Antrieben (A1, A2) zumindest zur Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteils (2)

    - weitere Verstellmittel (A3 bis A6) zur Verstellung von zumindest des Kopfauflageteils (6) und des Rückenlehnenauflageteils (5)

    - den verstellbaren Stuhlteilen (2 bis 6) zugeordnete Positionsgeber (G1 bis G6), welche die jeweilige Istlage der Stuhlteile erfassen

    - Mittel (S1 bis S3; 30, 25) zur Eingabe und Speicherung eines Sollwertes (XM, yM), der der Lage eines dem Kopfauflageteils (6) zugewandten Bezugspunktes (M) entspricht und

    - eine Steuer- und Recheneinheit (22), in der, entsprechend der Istlage des Kopfauflageteils (6), ein Istwert (x, y) für den Bezugspunkt (M) ermittelt wird und die bei einer Änderung der Position des Rücken- und/oder Kopfauflageteils (5, 6) die Antriebe (A1, A2) für die Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhlunterteils (2) im Sinne einer Konstanthaltung des Istwertes entsprechend dem eingegebenen Sollwert des Bezugspunktes (M) verstellt.


     
    2. Zahnärztlicher Patientenstuhl, enthaltend

    - ein Basisteil (1), an dem ein ein Sitz-, Rücken- und Kopfauflageteil (4, 5, 6) für den Patienten aufweisendes Stuhloberteil (2) höhenverstellbar und längsverschiebbar gehaltert ist

    - Verstellmittel mit steuerbaren Antrieben (A1, A2) zumindest zur Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteils (2)

    - weitere Verstellmittel (A3 bis A6) zur Verstellung von zumindest des Kopfauflageteils (6) und des Rückenlehnenauflageteils (5)

    - den verstellbaren Stuhlteilen (2 bis 6) zugeordnete Positionsgeber (G1 bis G6), welche die jeweilige Istlage der Stuhlteile erfassen

    - Mittel (P₁ bis Pn, 24) zur Eingabe und Speicherung von die Position der verstellbaren Stuhlteile festlegenden Größen für eine Vielzahl von unterschiedlichen Stuhlpositionen

    - Mittel (S₁ bis S₃, 25, 30) zur Eingabe und Speicherung eines Sollwertes (xM, yM), der der Lage eines dem Kopfauflageteil (6) zugeordneten Bezugspunktes (M) entspricht und

    - eine Steuer- und Recheneinheit (22), in welcher die Positionswerte (x, y) der verstellbaren Stuhlteile für die unterschiedlichen Stuhlpositionen auf den vorgenannten Sollwert (xM, yM) als gemeinsamen Bezugspunkt (M) festgelegt werden und

    - Mittel (P₁, Pn) zur Aktivierung der steuerbaren Antriebe (A1 bis A3), um eine der unterschiedlichen Stuhlpositionen anzufahren.


     
    3. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 1 oder 2, bei dem Eingabemittel (26) vorgesehen sind, mit denen der Sollwert (xM, yM) für den Bezugspunkt (M) verändert werden kann.
     
    4. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 3, bei dem die Eingabemittel (26) den Sollwert (xM, yM) des Bezugspunktes (M) in vertikaler (y-)Richtung ändern.
     
    5. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 4, bei dem mit Hilfe der Eingabemittel (26) ein die Körpergröße eines Behandlers repräsentierender Sollwert festlegbar ist.
     
    6. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 3 bis 5, bei dem den Eingabemitteln (26) eine Anzeigeeinrichtung (27) zugeordnet ist.
     
    7. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem der Bezugspunkt (M) bestimt ist durch einen im definierten Abstand (b) von dem Kopfauflageteil (6) befindlichen "Mundpunkt" eines in seiner Größe empirisch festgelegten durchschnittlichen Patientenkopfes.
     
    8. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem der Bezugspunkt (M) entsprechend der Körpergröße des Patienten durch Verstellen des Kopfauflageteils (6) gegenüber dem Rückenauflageteil (5) einstellbar ist.
     
    9. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem ein den Patientenkopf (H) in definierter Position fixierendes, in Längsrichtung des Rückenauflageteils (5) verstellbar gehaltertes Kopfauflageteil (6) vorhanden ist, dem ein bei Auflage des Patientenkopfes ein Signal gebender Positionsgeber (G4) zugeordnet ist.
     
    10. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 9, bei dem als Positionsgeber (G4) auf den Auflagedruck des Patientenkopfes (PH) ansprechende Drucksensoren vorgesehen sind.
     
    11. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 10, bei dem das Kopfauflageteil als gegenüber dem Rückenauflageteil (5) längsverstellbar gehalterte Kopfstütze (6) gebildet ist, wobei zwischen der Halterung und dem Rückenauflageteil (5) ein den Verstellweg des Kopfauflageteils erfassender Geber (G4) vorhanden ist.
     




    Zeichnung



















    Recherchenbericht