[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen zahnärztlichen Patientenstuhl, der ein Basisteil
enthält, an dem ein ein Sitz-, Rücken- und Kopfauflageteil für den Patienten aufweisendes
Stuhloberteil höhenverstellbar und längsverschiebbar gehaltert ist, der Verstellmittel
mit steuerbaren Antrieben zumindest zur Höhenverstellung und Längsverschiebung des
Stuhloberteils sowie weitere Verstellmittel zur Verstellung zumindest des Kopfauflageteils
und des Rückenauflageteils aufweist.
[0002] Bei zahnärztlichen Patientenstühlen ist es bekannt, die Auflageteile, wie Sitz, Rückenlehne,
Kopfstütze, entsprechend den ererforderlichen Behandlungsstellungen mit Hilfe geeigneter
Verstellmittel, die mechanischer, elektromechanischer oder hydraulischer Art sein
können, zu verändern. Durch solch ein Verstellen kann sich dabei sowohl deren Lage
zueinander als auch relativ zu ortsfesten Bezugsebenen, wie Wand, Fußboden, Stuhlsockel,
ändern.
[0003] Es ist weiterhin bekannt, gebräuchliche Behandlungspositionen durch Steuerprogramme
festzulegen, wobei diese Steuerprogramme sowohl fest als auch individuell veränderbar
ausgebildet sein können. Üblicherweise ist ein moderner Patientenstuhl heute mit drei
Steuerprogrammen ausgerüstet, die sich per Tastendruck bei Bedarf abrufen lassen.
[0004] Obgleich es für den Behandler (Arzt und/oder Helferin) eine Erleichterung ist, die
unterschiedlichen Behandlungspositionen relativ einfach per Tastendruck abrufen und
einstellen zu können, so ist es für ihn umständlich, dann, wenn beispielsweise die
Neigungslage der Rückenlehne und/oder der Kopfauflage während einer Behandlung geändert
werden muß, den Stuhl wieder auf die vorher auf optimale Arbeitshaltung eingestellte
Position nachstellen zu müssen. Bei einem solchen Wechsel der Behandlungsposition
ändert sich nämlich zwangsläufig der "Mundpunkt" des Patienten, d.h. ein im Bereich
der Präparationsstelle des Patientenmundes definierbarer Bezugspunkt, in Relation
zu einer horizontalen und vertikalen Bezugsebene, was zur Folge hat, daß eine Korrektur
der Positon des Behandlers und seiner Einrichtungen (Instrumentenhalterungen, Trays,
etc.) im Sinne einer Anpassung an die geänderte Behandlungsposition notwendig wird.
[0005] Gleiches gilt auch bei einem Patientenwechsel, weil die einmal für einen Patienten
auf optimale Arbeitsbedingungen eingestellte Behandlungsposition bei einem anderen
Patienten, der in der Regel eine andere Körpergröße hat, nicht mehr optimal passend
ist und deshalb korrigiert werden muß.
[0006] Ziel der in den Ansprüchen 1 und 2 angegebenen Erfindung ist es, demgegenüber eine
Verbesserung zu erreichen und einen zahnärztlichen Patientenstuhl zu schaffen, bei
dem das umständliche Korrigieren und Nachstellen einer eingestellten Stuhlposition,
insbesondere bei einer Änderung der Behandlungsposition und auch bei einem Wechsel
des Patienten oder des Behandlers, entbehrlich ist.
[0007] Gemäß der Erfindung ist es möglich, den Patientenstuhl vor Beginn der Behandlung
auf einen auf den zu behandelnden Patienten ausgerichteten optimalen "Mundpunkt" einzustellen.
Dieser optimal eingestellte "Mundpunkt" bleibt dann auch bei im Verlauf der Behandlung
vorzunehmenden Änderungen der Neigungslage der Rückenlehne und/oder der Kopfauflage
erhalten, was letztlich bedeutet, daß der Behandler seine Arbeitshaltung und auch
seine Einrichtungen und Gerätschaften nicht zu verändern braucht.
[0008] Damit läßt sich eine deutliche Vereinfachung und Verbesserung der Arbeitsergonomie
erzielen.
[0009] Das Beibehalten des optimal eingestellten "Mundpunktes" geschieht vorteilhafterweise
dadurch, daß die Position für das Kopfauflageteil für den eingestellten "Mundpunkt"
als Sollwert abgespeichert wird und alle sich durch Ändern der Winkellage des Kopfauflageteils
oder der Rückenlehne an sich ändernden "Mundpunkte" auf den zuvor eingestellten "Mundpunkt"
korrigiert werden. Dieses Korrigieren geschieht vorteilhafterweise automatisch während
einer Änderung des Rücken- oder Kopfauflageteils, so daß der Patientenkopf praktisch
nur um den "Mundpunkt" gedreht wird.
[0010] Der "Mundpunkt" ist, wie bereits erwähnt, ein dem Kopfauflageteil zugeordneter Bezugspunkt,
der beispielsweise auf der Winkelhalbierenden und auf halber Länge des geöffneten
Mundes eines Patientenkopfes durchschnittlicher Größe, eines sogenannten "Normpatientenkopfes",
liegen kann. Der Bezugspunkt kann dadurch ermittelt werden, daß man von der durch
die Koordinaten des Kopfauflageteils definierten Ebene einen empirisch ermittelten,
den Abmessungen eines "Normpatientenkopfes" entsprechenden Wert, der dem senkrechten
Abstand dieses Punktes von der vorgenannten Ebene entspricht, hinzuaddiert.
[0011] Es wird dabei von folgenden Überlegungen ausgegangen:
Die Lage eines Auflageteiles im Raum kann durch Ebenen eines x-, y-, z-Koordinatensystems
definiert werden. Betrachtet man dieses Koordinatensystem zweidimensional (die dritte
Dimension ist für die Patientenlagerung relativ unbedeutend), so läßt sich die Position
eines Auflageteils, vereinfacht durch eine gerade Linie mit Hilfe zweier Punkte oder
eines Punktes und einer Winkelbeziehung, im Koordinatensystem bestimmen. So kann beispielsweise
die Position der Rückenlehne, bezogen auf einen beliebig wählbaren Nullpunkt eines
x-/y-Koordinatensystems bestimmt werden durch den Winkel, den die Rückenlehne in bezug
auf eine horizontale Bezugsebene einnimmt oder durch die x-/y-Koordinaten zweier,
auf einer Geraden liegender Punkte, die in der Längsebene der Rückenlehne verlaufen,
wobei die eine (x-) Koordinate den Abstand zu einer vertikalen Bezugsebene (Wand,
Schrank, Gerätesockel) und die andere (y-)Koordinate den Abstand zu einer horizontalen
Bezugsebene (Fußboden) angibt.
[0012] Der "Mundpunkt" läßt sich also durch die Koordinaten eines x-/y-Koordinatensystems
in bezug auf eine vertikale und horizontale Bezugsebene genau festlegen. Diese Koordinaten
können als Sollwert in einem Rechner abgespeichert und laufend mit Istwerten verglichen
werden. Bei einem Abweichen der Werte wird das Stuhloberteil durch Höhenverstellung
und/oder Längsverschieben im Sinne einer Beibehaltung des "Mundpunktes" entsprechend
dem eingegebenen Sollwert verstellt.
[0013] Der eingestellte "Mundpunkt" ist vorteilhafterweise als veränderbare Größe eingebbar.
Wird der "Mundpunkt" in x-Richtung verändert, so ist mit Vorteil eine Anpassung an
die dem Patientenstuhl benachbarten Gerätschaften (Schränke) möglich; wird dagegen
der "Mundpunkt" nur in y-Richtung verändert, so ist mit Vorteil eine Anpassung an
die Körpergröße des Behandlers möglich.
[0014] An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß die vorgeschlagene Veränderung des "Mundpunktes"
im Sinne einer Anpassung an die Gerätschaften sowie an die Körpergrößen von Behandler
und Patient nicht zwingend mit der vorerwähnten Beibehaltung des "Mundpunktes" bei
Änderung der Neigungslage des Rückenlehnen- und/oder Kopfauflageteils während eines
Wechsels einer Behandlung gekuppelt zu sein braucht, daß diese Veränderung des "Mundpunktes"
vielmehr auch für sich von Vorteil ist.
[0015] Das Kopfauflageteil kann bei Patientenstühlen mit relativ langer Rückenlehne, bei
der also der Kopf des Patienten auf der Rückenlehne selbst aufliegt, als gegenüber
der Rückenlehne längsverstellbares Kopfpolster ausgebildet sein, wobei im Bereich
der Kopfauflage entsprechende Positionsgeber vorhanden sind; denkbar ist es auch,
an der Rückenlehne selbst im Bereich der Kopfauflage Positionsgeber vorzusehen, z.B.
in Form von auf den Auflagedruck des Patientenkopfes ansprechenden Drucksensoren,
mit deren Hilfe die Lage des Patientenkopfes in Relation zur Rückenlehne erfaßt werden
kann.
[0016] Besonders vorteilhaft ist es, die Kopfauflage als separate, gegenüber der Rückenlehne
zumindest in Längsrichtung verstellbar gehalterte Kopfstütze vorzusehen und zwischen
der Kopfstützenhalterung und der demgegenüber ortsfesten Rückenlehne entsprechende
Positionsgeber vorzusehen. Die von den Positionsgebern erfaßten Werte können den Koordinatenwerten
in dem bereits erwähnten x-/y-Koordinatensystem entsprechen, welches die Position
des Auflageteils in bezug auf eine horizontale und vertikale Bezugsebene festlegt.
[0017] Besondere Vorteile lassen sich erzielen, wenn eine oder mehrere, durch Programme
festgelegte Lagerungssystematiken vorgesehen sind. Bei einer solchen Lagerungssystematik,
wie sie beispielsweise vom Institut der Arbeitswissenschaften Darmstadt erarbeitet
worden ist (sh. W.Rohmert/I.Mainzer/P.Zipp "Der Zahnarzt im Blickfeld Ergonomie"),
können die einzelnen Stuhlpositionen auf eine frei wählbare Bezugshöhe (y-Koordinate),
entsprechend der gewählten Arbeitshöhe bzw. Arbeitsgröße des Behandlers, eingestellt
werden. Sind diese Werte, die einem optimal eingestellten "Mundpunkt" entsprechen,
abgespeichert, orientieren sich dann sämtliche Programme der vorgesehenen Lagerungssystematik
auf diesen eingestellten optimalen "Mundpunkt". Bei Abruf einer beliebigen, einprogrammierten
Behandlungsstellung bleibt dann sowohl die Arbeitshöhe, d.h. die Höhe des den "Mundpunkt"
repräsentierenden Bezugspunktes, als auch der Abstand in der Horizontalen zu einer
vertikalen Bezugsebene für alle Arbeitsstellungen erhalten. Für einen anderen Patienten
mit einer anderen Körpergröße bleibt dieser optimale "Mundpunkt" erhalten, indem das
Stuhloberteil in Anpassung der Kopfauflage an die andere Körpergröße entsprechend
in x- und y-Richtung nachgestellt wird.
[0018] Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachstehenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen
der Erfindung. Es zeigen:
Figuren 1/2 eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Patientenstuhles in stark
vereinfachter Darstellung in einer Seitenansicht,
Figur 3 eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Patientenstuhles, ebenfalls
in stark vereinfachter Darstellung in einer Seitenansicht,
Figur 4 die in Figur 3 gezeigte Ausführungsform in zwei verschiedenen Stellungen,
Figur 5 ein Blockschaltbild einer Steuer- und Recheneinheit.
[0019] Die Figur 1 zeigt in stark vereinfachter Form einen zahnärztlichen Behandlungsstuhl
in einer Seitenansicht. Der Behandlungsstuhl enthält ein ortsfestes Basisteil 1, an
dem ein allgemein mit 2 bezeichnetes Stuhloberteil höhenverstellbar gehaltert ist.
Das Basisteil enthält einen Sockel 1a und ein demgegenüber höhenverstellbares Basisoberteil
1b. Das Stuhloberteil 2 enthält einen längs des Basisoberteils 1b verstellbaren Träger
3, an dem Sitz 4 und Rückenlehne 5 des Stuhles gehaltert sind. An der Rückenlehne
5 ist außerdem ein Kopfauflageteil 6 längs verschiebbar (Pfeil 10) angeordnet. Um
das Stuhloberteil 2 in der Höhe und auch in Längsrichtung des Stuhles zu verstellen
(Pfeile 7 und 8) sind entsprechende steuerbare Antriebe A1, A2 vorgesehen. Das gleiche
gilt für die Rückenlehne 5, deren Neigungslage durch einen steuerbaren Antrieb A3
in Richtung des Pfeiles 9 verändert werden kann. Nachdem die Anordnung der Verstellantriebe
an sich bekannt ist, wird davon abgesehen, diese näher darzustellen. Darauf hingewiesen
sei lediglich, daß an sich sowohl hydraulische als auch pneumatiische, vorzugsweise
jedoch elektrische, Antriebe in Frage kommen.
[0020] Den verstellbaren Stuhlteilen sind Positionsgeber G1 bis G4 zugeordnet, mit denen
die jeweilige Istlage der Stuhlteile in bezug auf eine horizontale und vertikale Bezugsebene
erfaßt werden kann. Die Geber G1, G2 und G4 sind lineare Weggeber, während der Geber
G3 als Winkelgeber ausgebildet ist.
[0021] Mit Hilfe der Positionsgeber kann die Position der Stuhlteile 2 bis 6 in bezug auf
ein x-/y-Koordinatensystem, dessen x-Achse in einer horizontalen Bezugsebene, vorzugsweise
in Ebene des Fußbodens, und dessen y-Achse in einer vertikalen Bezugsebene, vorzugsweise
in Ebene einer Raumwand, zu der das Basisteil 1 einen definierten Abstand (a) hat,
liegt eindeutig definiert werden. So kann beispielsweise die Position der Rückenlehne
5 durch die Koordinaten zweier Punkte P1, P2, die durch eine längs der Rückenlehne
verlaufende Gerade gehen und/oder durch den Neigungswinkel α in bezug auf eine Bezugsebene
festgelegt werden.
[0022] Mit M ist der "Mundpunkt" eines schematisiert dargestellten "Normpatientenkopfes"
(H) bezeichnet, dessen Position im Koordinatensystem durch die Koordinaten x
M, y
M festgelegt ist. Der "Mundpunkt", der hier einen der Präparationsstelle entsprechenden
Bezugspunkt darstellen soll, kann vorzugsweise so definiert werden, daß er auf der
Winkelhalbierenden zwischen Oberkiefer und Unterkiefer eines geöffneten Patientenmundes
und etwa auf halber "Mundtiefe" liegt. Von diesem "Mundpunkt" aus ergibt sich ein
senkrechter Abstand (b) zu der vorgenannten, durch die beiden Punkte P1 und P2 verlaufenden
Ebene der Rückenlehne 5. Der "Mundpunkt" M kann deshalb unter Zugrundelegung der Abmessungen
eines empirisch zu ermittelnden Durchschnittspatientenkopfes (Normpatientenkopf) eindeutig
in einen x/y-Koordinatensystem bestimmt werden.
[0023] Wird die Neigungslage der Rückenlehne 5 geändert, z.B. in die gestrichelt eingezeichnete
Lage 5' gebracht, so würde sich zwangsläufig die Position des "Mundpunktes" M in bezug
auf das Koordinatensystem um das Maß Δx, Δy ändern. Wie aus dem Vergleich der beiden
Positionen M, M' klar zu erkennen ist, bedeutet eine Änderung des "Mundpunktes" auch
eine Änderung der Arbeitshaltung des Behandlers. Am Ausführungsbeispiel müßte also
der Behandler seine Arbeitsposition und auch die Position seiner auf diese Arbeitsposition
eingestellten Geräte und Einrichtungen um das Maß Δx und Δy korrigieren.
[0024] Gemäß einem ersten Erfindungsvorschlag wird dieses Korrigieren vermieden, indem bei
einer Änderung der Neigungslage der Rückenlehne die Verstellantriebe A1 und A2, die
die Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteiles bewirken, synchron
im Sinne einer Beibehaltung bzw. Konstanthaltung des "Mundpunktes" verstellt werden.
Weitere Erläuterungen werden bei der Beschreibung des Blockschaltbildes gemäß Figur
5 gegeben. Das Ergebnis dieser synchronen Verstellung ist in Figur 2 dargestellt.
Aus der mit durchgehenden Linien gezeichneten Ausgangsposition, die der in Figur 1
dargestellten Position entspricht, ergibt sich bei geänderter Neigungslage der Rückenlehne
die strichpunktiert dargestellte Position. Während also die Neigungslage der Rückenlehne
geändert wird, wird synchron das Stuhloberteil einerseits um das Maß Δy tiefer und
andererseits um das Maß Δx zur Bezugsebene y hin, also zum Behandler hin, gefahren,
ohne daß dabei der "Mundpunkt" verändert wird.
[0025] Gemäß einem weiteren Erfindungsvorschlag kann, wie in Figur 2 weiterhin dargestellt,
der "Mundpunkt" M in y-Richtung individuell verändert, z.B. in die mit y
M1 bezeichnete Stellung gebracht werden. Durch eine solche Änderung ist mit Vorteil
eine Anpassung an die Körpergröße des Behandlers möglich. Wird der "Mundpunkt" in
y-Richtung geändert, z.B. weil der Behandler von einer sitzenden in eine stehende
Behandlungsposition überwechseln möchte, so kann mit Vorteil bei allen Änderungen
der Neigungslage der Rückenlehne und/oder der Kopfauflage der neue neue "Mundpunkt"
(y₁) , wie zuvor beschrieben, wiederum erhalten bleiben.
[0026] Die Figur 3 zeigt eine weitere vorteilhafte Variante eines Patientenstuhles. Diese
unterscheidet sich von dem zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel dadurch, daß das
Kopfauflageteil 6 als separate Kopfstütze ausgebildet ist, die in Richtung der Pfeile
11 und 12 gegenüber der (kürzer ausgebildeten) Rückenlehne 5 verstellbar angeordnet
ist und daß Sitz 4 und Rückenlehne 5 noch gemeinsam in Richtung des Pfeiles 13 gegenüber
dem Träger 3 gekippt werden können. Dementsprechend sind geeignete Verstellmittel
A4, A5 und A6 sowie entsprechende Geber G4, G5 und G6 vorhanden. Mit Hilfe der Geber
G4, G5 kann die Lage der Kopfstütze relativ zur Rückenlehne erfaßt werden. Die Verstellmittel
A4 und A5 können von Hand betätigbare Verstellmittel sein; ebenso ist es denkbar und
von Vorteil, auch hier elektrische Verstellantriebe vorzusehen. Zur Verstellung der
Kopfstütze 6 in Richtung des Pfeiles 11 kann beispielsweise im Inneren der Rückenlehne
5 ein Verstellmotor angeordnet sein, der über eine Zahnstange oder dergleichen den
mit 14 bezeichneten Kopfstützenträger (Schwert) verstellt.
[0027] Durch die längs der Rückenlehne verstellbare Kopfstütze 6 entsprechend der Pfeilrichtung
11 ist es möglich, den "Mundpunkt" (M) an unterschiedliche Patientengrößen anzupassen,
indem bei einer Veränderung der Kopfstützenposition für einen Patienten mit einer
anderen Körpergröße - hier für einen kleineren Patienten entsprechend der gestrichelt
dargestellten Position (H') - wie vorbeschrieben, das Stuhloberteil um das Maß Δx
und Δy so korrigiert wird, daß der "Mundpunkt" M beibehalten wird, wodurch der Behandler
seine Arbeitshaltung und auch seine ihm zugeordneten Instrumente und Einrichtungen
nicht zu ändern braucht.
[0028] Die Figur 4 zeigt den Stuhl nach Figur 3 in zwei verschiedenen Stuhlpositionen, die
für zwei verschiedene Behandlungen typisch sein können. Die mit durchgezogenen Linien
dargestellte erste Stuhlposition kann beispielsweise für einen sitzenden Behandler
und eine Behandlung des Unterkiefers geeignet sein, während die gestrichelt dargestellte
zweite Position für eine Behandlung eines sitzenden Behandlers am Oberkiefer typisch
sein kann. Beide Stuhlpositionen, vorteilhafterweise durch ein Steuerprogramm festgelegt,
haben einen gemeinsamen "Mundpunkt" M, der beim Übergang von der mit durchgehenden
Linien bezeichneten ersten Position in die gestrichelt dargestellte zweite Position
erhalten bleibt, was letztlich bedeutet, daß der Patientenkopf während dieser Änderung
der Behandlungsposition lediglich um den "Mundpunkt" M gedreht wird.
[0029] Anhand des Blockschaltbildes in Figur 5 werden Wirkungweise und weitere Vorteile
des erfindungsgemäßen Stuhles aufgezeigt, und zwar am Beispiel der Ausführungsformen
nach Figuren 1 und 2.
[0030] Wie bereits dargelegt, weist der Stuhl in dieser Ausführungsform drei steuerbare
Antriebe A1, A2 und A3 auf, die vorteilhafterweise elektromotorische Antriebe sind.
Die Antriebe werden über Leistungsendstufen 20 und A/D-Wandler 21 von einer
[0031] Zentraleinheit 22 (CPU) angesteuert. Zwischen den relativ zueinander verstellbaren
Stuhlteilen, also zwischen Sockel und Basisoberteil, zwischen Basisoberteil und Träger
sowie zwischen Sitz und Rückenlehne und Kopfauflage, sind entsprechende Geber G1 bis
G4, z.B. in Form von Potentiometern, vorgesehen, die entsprechend ihrer Relativlage
ein dem Verstellweg entsprechendes Signal an die Zentraleinheit 22 liefern. Entsprechend
den drei vorhandenen steuerbaren Antrieben sind Schalter S1 bis S3 vorhanden, mit
denen eine Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhloberteils, sowie Neigung
der Rückenlehne, eingeleitet werden kann. Die Ansteuerung der Antriebe A1 bis A3 erfolgt
über eine serielle Schnittstelle 23 ebenfalls von der Zentraleinheit 22 aus.
[0032] Mit P1 bis P
n sind Programmanwahltasten bezeichnet, mit denen über die serielle Schnittstelle 23
und die Zentraleinheit 22 aus einem Programmspeicher 24 diverse Stuhlprogramme abgerufen
werden können. Bei diesen Programmen kann es sich um individuell eingebbare Programme
handeln oder auch um Stuhlprogramme aus Lagerungssystematiken, bei denen nach einem
nach ergonomischen Gesichtspunkten erarbeiteten Schema bestimmten Zahnbehandlungen
ganz bestimmte Stuhlpositionen zugeordnet sind. Eine solche Lagerungssystematik ist
beispielsweise in dem auf Seite 5 zitierten Artikel beschrieben.
[0033] Mit 25 ist ein Speicher bezeichnet, in dem die x-/y-Werte des "Mundpunktes" M als
Sollwert abgespeichert werden können. Dieser abgespeicherte Sollwert kann durch eine
∓ Eingabeeinheit 26 über die serielle Schnittstelle 23 in der Zentraleinheit 22 korrigiert
werden, wie dies anhand Figur 2 zur Anpassung der Körpergröße des Behandlers beschrieben
worden ist, indem der y-Wert von einem einer Durchschnittsgröße entsprechenden Mittelwert
nach oben oder unten geändert wird. Dieser korrigierte Wert wird an einem Display
27 angezeigt und automatisch bei Abruf eines Stuhlprogrammes mittels der Programmwahltasten
P₁ bis P
n berücksichtigt.
[0034] Mittels einer Auswahltaste 28 kann wahlweise der optimale "Mundpunkt" einerseits
für eine sitzende und andererseits für eine stehende Behandlung abgerufen werden.
[0035] Vorteilhafterweise findet im Steuerprogramm, d.h. im Programmspeicher 24, eine antropometrische
Tabelle Berücksichtigung, durch die ein der Größe des Behandlers entsprechender "Mundpunkt"
für eine stehende oder sitzende Behandlung vorgegeben wird. Diese softwaremäßige Vorgabe
ist jedoch nicht fest, sie kann vielmehr zweckmäßigerweise vom Behandler, sofern gewünscht,
nach seinen persönlichen Wünschen individuell korrigiert werden.
[0036] Das Arbeitsprogramm der Zentraleinheit 22 ist mit 29 bezeichnet.
[0037] Vorteilhaft ist es, wenn vom Hersteller des Patientenstuhles bereits verschiedene
"Mundpunkte" für bestimte Behandlungen und Behandlergrößen vorgegeben und in einem
entsprechenden Programm eingearbeitet sind. Diese vorgegebenen Werte können vom Behandler
bei Bedarf durch Überschreiben des Programmes geändert werden.
[0038] Sofern der Behandler den Sollwert für einen "Mundpunkt" selbst einstellen möchte,
geschieht dieses Einstellen wie folgt:
Wenn der Patient im Stuhl Platz genommen hat, wird der Behandler den Stuhl in eine
für die Behandlung geeignete Position bringen, bei der der "Mundpunkt", also das Zentrum
der Präparationsstelle in einer für ihn günstigen Arbeitshaltung zu liegen kommt.
Ist diese Position erreicht, wird nach einem entsprechenden Auslösevorgang über die
Speichereingabetaste 30 der x-/y-Wert als Sollwert in den Speicher 25 gegeben. Dabei
erfaßt die Zentraleinheit 22 die von den entsprechenden Gebern G1 bis G4 ermittelten
Werte, wobei Winkelwerte dabei in dem Rechenwerk der Zentraleinheit entsprechend aufbereitet
werden.
[0039] Wird danach ein Wechsel des Behandlungsortes, z.B. von Oberkiefer auf Unterkiefer
und umgekehrt eingeleitet und die Rückenlehne in ihrer Neigungslage geändert, so werden
die sich dabei ergebenden Istwerte der Geber G1 bis G3 in der Zentraleinheit mit den
Sollwerten aus dem Speicher 25 verglichen, wobei bei Abweichungen der Stuhl im Sinne
einer Längsverschiebung und Höhenverstellung so geändert wird, daß der "Mundpunkt"
M erhalten bleibt. Bei einer Änderung der Neigungslage der Rückenlehne ändert sich
also synchron die Höhenlage und Längsposition des Stuhloberteils in bezug auf die
x-/y-Ebenen.
[0040] Ändert der Behandler seine Arbeitsposition, z.B. von sitzender in stehende, oder
es ergibt sich, daß ein Behandler mit anderer Körpergröße an dem Patientenstuhl arbeitet,
so kann er durch einen Willensakt mit Hilfe der Eingabeeinheit 26 den y-Wert des "Mundpunktes"
bewußt verändern. Mit einer solchen Veränderung des "Mundpunktes" werden dann automatisch
sämtliche, im Programmspeicher 24 abgespeicherte Programme auf diesen "Mundpunkt"
korrigiert.
[0041] Der Positionsgeber G4 kann, wie bereits erwähnt, dann, wenn, das Kopfauflageteil
6 auf der Rückenlehne aufliegt und entlang dieser verschoben werden kann, durch geeignete
druckempfindliche Sensoren gebildet werden, die entsprechend dem Auflagedruck, den
der Patientenkopf auf das Kopfauflageteil 6 ausübt, eine der Position entsprechende
Größe an die Zentraleinheit abgeben.
[0042] Analog dem vorbeschriebenen Blockschaltbild für die Ausführungsform nach Figuren
1 und 2 arbeitet auch die Steuereinrichtung für die in Figuren 3 und 4 gezeigte Ausführung,
bei der das Kopfauflageteil 6 als separate Kopfstütze ausgebildet ist, die längs der
Rückenlehne 5 verstellbar und außerdem um eine Achslagerung in Richtung des Pfeiles
12 kippbar angeordnet ist, und bei der weiterhin das gesamte Stuhloberteil gegenüber
dem Trägerteil 3 kippbar angeordnet ist. Bei dieser Ausführungsform sind zweckmäßigerweise
die Antriebe A4 bis A6 ebenfalls motorische Antriebe.
1. Zahnärztlicher Patientenstuhl, enthaltend
- ein Basisteil (1), an dem ein ein Sitz-, Rücken- und Kopfauflageteil (4, 5, 6) für
den Patienten aufweisendes Stuhloberteil (2) höhenverstellbar und längsverschiebbar
gehaltert ist
- Verstellmittel mit steuerbaren Antrieben (A1, A2) zumindest zur Höhenverstellung
und Längsverschiebung des Stuhloberteils (2)
- weitere Verstellmittel (A3 bis A6) zur Verstellung von zumindest des Kopfauflageteils
(6) und des Rückenlehnenauflageteils (5)
- den verstellbaren Stuhlteilen (2 bis 6) zugeordnete Positionsgeber (G1 bis G6),
welche die jeweilige Istlage der Stuhlteile erfassen
- Mittel (S1 bis S3; 30, 25) zur Eingabe und Speicherung eines Sollwertes (XM, yM), der der Lage eines dem Kopfauflageteils (6) zugewandten Bezugspunktes (M) entspricht
und
- eine Steuer- und Recheneinheit (22), in der, entsprechend der Istlage des Kopfauflageteils
(6), ein Istwert (x, y) für den Bezugspunkt (M) ermittelt wird und die bei einer Änderung
der Position des Rücken- und/oder Kopfauflageteils (5, 6) die Antriebe (A1, A2) für
die Höhenverstellung und Längsverschiebung des Stuhlunterteils (2) im Sinne einer
Konstanthaltung des Istwertes entsprechend dem eingegebenen Sollwert des Bezugspunktes
(M) verstellt.
2. Zahnärztlicher Patientenstuhl, enthaltend
- ein Basisteil (1), an dem ein ein Sitz-, Rücken- und Kopfauflageteil (4, 5, 6) für
den Patienten aufweisendes Stuhloberteil (2) höhenverstellbar und längsverschiebbar
gehaltert ist
- Verstellmittel mit steuerbaren Antrieben (A1, A2) zumindest zur Höhenverstellung
und Längsverschiebung des Stuhloberteils (2)
- weitere Verstellmittel (A3 bis A6) zur Verstellung von zumindest des Kopfauflageteils
(6) und des Rückenlehnenauflageteils (5)
- den verstellbaren Stuhlteilen (2 bis 6) zugeordnete Positionsgeber (G1 bis G6),
welche die jeweilige Istlage der Stuhlteile erfassen
- Mittel (P₁ bis Pn, 24) zur Eingabe und Speicherung von die Position der verstellbaren Stuhlteile festlegenden
Größen für eine Vielzahl von unterschiedlichen Stuhlpositionen
- Mittel (S₁ bis S₃, 25, 30) zur Eingabe und Speicherung eines Sollwertes (xM, yM), der der Lage eines dem Kopfauflageteil (6) zugeordneten Bezugspunktes (M) entspricht
und
- eine Steuer- und Recheneinheit (22), in welcher die Positionswerte (x, y) der verstellbaren
Stuhlteile für die unterschiedlichen Stuhlpositionen auf den vorgenannten Sollwert
(xM, yM) als gemeinsamen Bezugspunkt (M) festgelegt werden und
- Mittel (P₁, Pn) zur Aktivierung der steuerbaren Antriebe (A1 bis A3), um eine der unterschiedlichen
Stuhlpositionen anzufahren.
3. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 1 oder 2, bei dem Eingabemittel (26) vorgesehen
sind, mit denen der Sollwert (xM, yM) für den Bezugspunkt (M) verändert werden kann.
4. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 3, bei dem die Eingabemittel (26) den
Sollwert (xM, yM) des Bezugspunktes (M) in vertikaler (y-)Richtung ändern.
5. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 4, bei dem mit Hilfe der Eingabemittel
(26) ein die Körpergröße eines Behandlers repräsentierender Sollwert festlegbar ist.
6. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 3 bis 5, bei dem den Eingabemitteln
(26) eine Anzeigeeinrichtung (27) zugeordnet ist.
7. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem der Bezugspunkt
(M) bestimt ist durch einen im definierten Abstand (b) von dem Kopfauflageteil (6)
befindlichen "Mundpunkt" eines in seiner Größe empirisch festgelegten durchschnittlichen
Patientenkopfes.
8. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem der Bezugspunkt
(M) entsprechend der Körpergröße des Patienten durch Verstellen des Kopfauflageteils
(6) gegenüber dem Rückenauflageteil (5) einstellbar ist.
9. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem ein den Patientenkopf
(H) in definierter Position fixierendes, in Längsrichtung des Rückenauflageteils (5)
verstellbar gehaltertes Kopfauflageteil (6) vorhanden ist, dem ein bei Auflage des
Patientenkopfes ein Signal gebender Positionsgeber (G4) zugeordnet ist.
10. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach Anspruch 9, bei dem als Positionsgeber (G4) auf
den Auflagedruck des Patientenkopfes (PH) ansprechende Drucksensoren vorgesehen sind.
11. Zahnärztlicher Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 10, bei dem das Kopfauflageteil
als gegenüber dem Rückenauflageteil (5) längsverstellbar gehalterte Kopfstütze (6)
gebildet ist, wobei zwischen der Halterung und dem Rückenauflageteil (5) ein den Verstellweg
des Kopfauflageteils erfassender Geber (G4) vorhanden ist.