[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren (entsprechend dem Oberbegriff der Ansprüche
1 und 2) sowie eine Einrichtung (gemäß dem Gattungsbegriff der Ansprüche 8 und 9)
zur Regelung des Betriebs einer Gutbettwalzenmühle, insbesondere zur Regelung des
Füllstandes des Aufgabebunkers und der Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore.
[0002] Betriebserfahrungen zeigen, daß beim Betrieb von Gutbettwalzenmühlen die Einhaltung
eines gewissen Füllstandes im Aufgabebunker über den Mahlwalzen vorteilhaft ist. Bei
den bisher bekannten Füllstandsregelungen versucht man, einen vorgegebenen Sollwert
des Füllstandes beispielsweise mittels eines PID-Reglers konstant zu halten. Der Regler
verändert zu diesem Zweck den Massenstrom mindestens einer Aufgabekomponente der Gutbettwalzenmühle
(z.B. Frischgut, Grieße und/oder Schülpen). Bei Überschreiten des Füllstands-Sollwertes
wird die entsprechende Aufgabemenge verringert, bei Unterschreiten des Füllstands-Sollwertes
erhöht.
[0003] Dieses übliche Regelverfahren berücksichtigt jedoch nicht die Erfahrungstatsache,
daß Mahlgüter mit unterschiedlichen schüttgutmechanischen Eigenschaften jeweils einen
anderen optimalen Füllstand haben. Ändern sich daher diese Eigenschaften des Mahlgutes
während des Betriebes, so wird die bekannte Regelung instabil. Die dabei entstehenden
Schwankungen der Stellgröße, d.h. des Massenstromes der für die Regelung herangezogenen
Aufgabekomponente, wirken sich nachteilig auf den Materialdurchsatz und das Zerkleinerungsergebnis
aus.
[0004] Ähnliche Probleme zeigen sich bei der bisher üblichen Regelung des Hydraulikdruckes
einer Gutbettwalzenmühle. Die Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore ist direkt
proportional zum Hydraulikdruck, der wiederum vom Arbeitsspalt und von der Federcharakteristik
bestimmt wird. Einem großen Arbeitsspalt entspricht dabei ein hoher Hydraulikdruck.
Eine hohe Leistungsaufnahme ergibt im allgemeinen ein gutes Zerkleinerungsergebnis.
[0005] Es ist bekannt, die Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore durch Veränderung
des Hydraulikdruckes zu regeln. Üblicherweise wird hierbei für die Leistungsaufnahme
ein bestimmter Sollwert vorgegeben, der durch Veränderung des Hydraulikdruckes möglichst
konstant gehalten wird.
[0006] Dieses bekannte Verfahren ist jedoch mit wesentlichen Nachteilen behaftet. Ändert
sich die Mahlbarkeit des Gutes während des Betriebes, so wird leichter mahlbares Gut
"übermahlen", d.h. es wird eine an sich unnötig hohe Mahlenergie aufgewandt. Bei häufigen
Regeleingriffen wird ferner das Hydrauliköl erwärmt und muß gekühlt werden, was einen
erhöhten apparativen Aufwand erfordert. Gleichzeitig wird das Hydraulikaggregat bei
häufigen Ein- und Ausschaltvorgängen mechanisch stark belastet, wodurch die Lebensdauer
sinkt.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Einrichtung
zur Regelung des Betriebs einer Gutbettwalzenmühle zu schaffen, die sich durch eine
hohe Stabilität der Regelung auch bei einer Änderung der Mahlbarkeit des Gutes auszeichnen.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche
1 und 2 bzw. 8 und 9 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand
der Unteransprüche.
[0009] Bei dem Regelverfahren, das Gegenstand des Anspruches 1 ist und das vorzugsweise
zur Regelung des Füllstandes des Aufgabebunkers der Gutbettwalzenmühle dient, werden
innerhalb des Regelbereiches einer Regelgröße (insbesondere des Füllstandes) eine
Anzahl von Eingriffspunkten festgelegt, bei deren Erreichen
- im Falle steigender Tendenz der Regelgröße die Stellgröße (beispielsweise der Massenstrom
wenigstens einer Aufgabekomponente) verringert
- und im Falle sinkender Tendenz der Regelgröße die Stellgröße erhöht wird.
[0010] Bei dem Regelverfahren, das Gegenstand des nebengeordneten Anspruches 2 ist und das
insbesondere zur Regelung der Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore dient, werden
im Regelbereich einer Regelgröße (insbesondere der Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore)
wenigstens vier Eingriffspunkte festgelegt, wobei
- dann, wenn die Regelgröße mit steigender Tendenz den obersten Eingriffspunkt erreicht,
die Stellgröße (z.B. der den Druck im Walzenspalt erzeugende Hydraulikdruck) so lange
verringert wird, bis die Regelgröße den zweitobersten Eingriffspunkt erreicht,
- und wobei dann, wenn die Regelgröße mit fallender Tendenz den untersten Eingriffspunkt
erreicht, die Stellgröße so lange erhöht wird, bis die Regelgröße den zweituntersten
Eingriffspunkt erreicht.
[0011] Das erfindungsgemäße Regelverfahren arbeitet somit ohne einen festen Sollwert für
die Regelgröße, die sich entsprechend den Eigenschaften des Mahlgutes frei auf den
jeweils optimalen Wert einpendeln kann. Auf diese Weise erreicht man auch bei einer
Änderung der Mahlbarkeit während des Betriebes eine außerordentlich stabile Regelung.
Das erfindungsgemäße Regelkonzept kann dabei mit jeder frei programmierbaren Steuerung
realisiert werden.
[0012] Diese und weitere Einzelheiten der Erfindung gehen aus der folgenden Beschreibung
zweier Ausführungsbeispiele hervor.
- Beispiel 1:
- Regelung des Füllstandes des Aufgabebunkers
[0013] Innerhalb des Füllstandsbereiches von 0 bis 100% werden eine Anzahl von Eingriffspunkten
festgelegt, beispielsweise in Abständen von 0,5 %. Jedesmal dann, wenn die den Füllstands-Istwert
repräsentierende Regelgröße einen dieser Eingriffspunkte erreicht, wird die Stellgröße
(d.h. der Massenstrom wenigstens einer Aufgabekomponente der Guttbettwalzenmühle)
um einen festen, ebenfalls einstellbaren Wert verändert, und zwar wird dieser Massenstrom
bei steigendem Füllstand verringert und bei fallendem Füllstand erhöht.
[0014] Bei einem praktischen Ausführungsbeispiel wurde eine Guttbettwalzenmühle des Typs
POLYCOM mit einer frei programmierbaren Steuerung S5 (Firma Siemens AG) für einen
Durchsatz von 600 t/h und eine Frischgutmenge von 190 t/h im Füllstand geregelt. Bei
einer Regelung des Füllstands mit festem Sollwert (nach dem herkömmlichen Verfahren)
schwankte die Frischgutmenge um +/- 50%, bei einer Regelung nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren dagegen nur noch um +/- 5%. Der über einen längeren Zeitraum gemittelte
Frischgutdurchsatz erhöhte sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren von 170 t/h auf
190 t/h.
[0015] Traten im Laufe des Betriebes Änderungen der Mahlbarkeit auf, so pendelte sich der
Füllstand selbsttätig auf einen neuen Wert ein, bei dem die Regelung wiederum sehr
stabil blieb und der demgemäß als optimaler Füllstand (für die geänderte Mahlbarkeit
des Gutes) bezeichnet werden kann. Würde man dagegen durch äußere Regeleingriffe versuchen,
bei Änderung der Mahlbarkeit den Füllstand auf dem ursprünglichen Wert zu halten,
so ergäben sich wesentlich größere Schwankungen der Stellgröße.
[0016] Bei der erfindungsgemäßen Regelung des Füllstandes hat es sich als zweckmäßig erwiesen,
wenn die einem Eingriffspunkt zugeordnete Änderung des Massenstromes erst nach einer
vorgegebenen, einstellbaren Verzögerungszeit (beispielsweise von 2 Minuten) vorgenommen
wird, sofern der Füllstand diesen Eingriffspunkt innerhalb der Verzögerungszeit nicht
mit umgekehrter Tendenz erneut erreicht. Immer dann, wenn der Füllstand innerhalb
der Verzögerungszeit denselben Eingriffspunkt erneut erreicht, wird die bereits abgelaufene
Verzögerungszeit wieder auf Null zurückgestellt. Auf diese Weise läßt sich die Zahl
der Regeleingriffe auf das unbedingt notwendige Maß reduzieren.
[0017] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird dann, wenn der Füllstand einen Eingriffspunkt
erreicht, der Massenstrom zweckmäßig um einen festen, einstellbaren Wert verändert.
Man kann dabei den Massenstrom an jedem Eingriffspunkt um den gleichen Betrag (beispielsweise
2%) verändern. Es ist jedoch im Rahmen der Erfindung auch möglich, den einzelnen Eingriffspunkten
unterschiedliche Änderungswerte der Stellgröße zuzuordnen. Um ein Überlaufen des Vorbunkers
zu verhindern, wurden im oben genannten Beispiel bei Füllständen über 80% die Änderungswerte
der Stellgröße auf 4% bei steigendem Füllstand festgelegt.
- Beispiel 2:
- Regelung des Hydraulikdruckes
[0018] Bei diesem Regelverfahren wurden im Regelbereich der Regelgröße (d.h. des den Druck
im Walzenspalt erzeugenden Hydraulikdruckes) vier Eingriffspunkte festgelegt. Bei
dem oben genannten Beispiel wurden als Eingriffspunkte 1850 kW, 1800 kW, 1730 kW und
1700 kW festgelegt.
[0019] Der Ausgangsdruck wurde so gewählt, daß bei schwer mahlbarem Gut eine Leistungsaufnahme
von 1800 kW erreicht wurde. Wurde nun die Mahlbarkeit besser, so wurde der Mühle mehr
Mahlgut zugeführt, wobei sich der Mahlspalt vergrößerte und der Hydraulikdruck sowie
die Leistungsaufnahme stiegen. Erreichte die Leistungsaufnahme den obersten Eingriffspunkt
von 1850 kW, so wurde der Hydraulikdruck so lange verringert, bis die Leistungsaufnahme
auf 1800 kW abgesunken war. Dieser Vorgang fand u.U. mehrmals nacheinander statt,
indem durch die besser werdende Mahlbarkeit des Gutes die Leistungsaufnahme trotz
der erfolgten Druckverringerung wiederholt zum obersten Eingriffspunkt von 1850 kW
stieg.
[0020] Erreichte die Regelgröße (Leistungsaufnahme) mehrmals nacheinander den obersten Eingriffspunkt
, so wurden die hierdurch ausgelösten, die Stellgröße (Hydraulikdruck) verringernden
Regeleingriffe gezählt.
[0021] Sank dann die Leistungsaufnahme auf den bei 1700 kW festgelegten untersten Eingriffspunkt,
so wurde der Hydraulikdruck so lange erhöht, bis der zweitunterste Eingriffspunkt
von 1730 kW erreicht wurde. Auch dies konnte mehr als einmal stattfinden. Wenn also
die Regelgröße mehrmals nacheinander den untersten Eingriffspunkt erreichte, so wurden
auch die hierdurch ausgelösten, die Stellgröße vergrößernden Regeleingriffe gezählt.
Ihre Zahl wurde entsprechend der Zahl der vorangegangenen, die Stellgröße verringernden
Regeleingriffe begrenzt (die Anzahl der Druckerhöhungen war daher auf die Anzahl der
vorausgehenden Druckminderungen begrenzt, was eine Sicherheitsmaßnahme gegen eine
zu starke Druckerhöhung darstellt).
[0022] Auch bei dieser Regelung der Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore stellte
man fest, daß sich die Regelung selbsttätig in Abhängigkeit von der Mahlbarkeit des
Gutes auf einen optimalen Wert des Hydraulikdruckes einpendelte.
1. Verfahren zur Regelung des Betriebs einer Gutbettwalzenmühle, dadurch gekennzeichnet,
daß innerhalb des Regelbereiches einer Regelgröße eine Anzahl von Eingriffspunkten
festgelegt werden, bei deren Erreichen
- im Falle steigender Tendenz der Regelgröße die Stellgröße verringert
- und im Falle sinkender Tendenz der Regelgröße die Stellgröße erhöht wird.
2. Verfahren zur Regelung des Betriebs einer Gutbettwalzenmühle, dadurch gekennzeichnet,
daß im Regelbereich einer Regelgröße wenigstens vier Eingriffspunkte festgelegt werden,
wobei
- dann, wenn die Regelgröße mit steigender Tendenz den obersten Eingriffspunkt erreicht,
die Stellgröße so lange verringert wird, bis die Regelgröße den zweitobersten Eingriffspunkt
erreicht,
- und wobei dann, wenn die Regelgröße mit fallender Tendenz den untersten Eingriffspunkt
erreicht, die Stellgröße so lange erhöht wird, bis die Regelgröße den zweituntersten
Eingriffspunkt erreicht.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Regelgröße durch den Füllstand
des Aufgabebunkers und die Stellgröße durch den Massenstrom wenigstens einer Aufgabekomponente
der Gutbettwalzenmühle gebildet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die einem Eingriffspunkt zugeordnete
Änderung des Massenstromes erst nach einer vorgegebenen, eisntellbaren Verzögerungszeit
vorgenommen wird, sofern der Füllstand diesen Eingriffspunkt innerhalb der Verzögerungszeit
nicht mit umgekehrter Tendenz erneut erreicht, wobei immer dann, wenn der Füllstand
innerhalb der Verzögerungszeit denselben Eingriffspunkt erneut erreicht, die bereits
abgelaufene Verzögerungszeit wieder auf Null zurückgestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß dann, wenn der Füllstand einen
Eingriffspunkt erreicht, der Massenstrom um einen festen, einstellbaren Wert verändert
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Regelgröße durch die Leistungsaufnahme
der Walzen-Antriebsmotore und die Stellgröße durch den den Druck im Walzenspalt erzeugenden
Hydraulikdruck gebildet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
- dann, wenn die Regelgröße mehrmals nacheinander den obersten Eingriffspunkt erreicht,
die hierdurch ausgelösten, die Stellgröße verändernden Regeleingriffe gezählt werden,
- und daß dann, wenn die Regelgröße anschließend mehrmals nacheinander den untersten
Eingriffspunkt erreicht, die hierdurch ausgelösten, die Stellgröße vergrößernden Regeleingriffe
gleichfalls gezählt werden und ihre Zahl entsprechend der Zahl der vorangegangenen,
die Stellgröße verringernden Regeleingriffe begrenzt wird.
8. Einrichtung zur Regelung des Füllstands des Aufgabebunkers einer Gutbrettwalzenmühle
durch Veränderung des Massenstromes wenigstens einer Aufgabekomponente der Gutbettwalzenmühle,
gekennzeichnet durch eine frei programmierbare Steuerung, bei der innerhalb des Regelbereiches
des Füllstandes eine Anzahl von Eingriffspunkten derart festgelegt sind, daß bei deren
Erreichen
- im Falle steigender Tendenz des Füllstandes der Massenstrom verringert
- und im Falle sinkender Tendenz des Füllstandes der Massenstrom erhöht wird.
9. Einrichtung zur Regelung der Leistungsaufnahme der Walzen-Antriebsmotore einer Gutbettwalzenmühle
durch Veränderung des den Druck im Walzenspalt erzeugenden Hydraulikdruckes,
gekennzeichnet durch eine frei programmierbare Steuerung, bei der im Regelbereich
der Leistungsaufnahme wenigstens vier Eingriffspunkte derart festgelegt sind, daß
- dann, wenn die Leistungsaufnahme mit steigender Tendenz den obersten Eingriffspunkt
erreicht, der Hydraulikdruck so lange verringert wird, bis die Leistungsaufnahme den
zweitobersten Eingriffspunkt erreicht,
- und daß dann, wenn die Leistungsaufnahme mit fallender Tendenz den untersten Eingriffspunkt
erreicht, der Hydraulikdruck so lange erhöht wird, bis die Leistungsaufnahme den zweiuntersten
Eingriffspunkt erreicht.