[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Ausbalancieren und vertikalen Biegen
der Arbeitswalzen eines Quartowalzgerüstes, mit in den Walzeneinbaustücken eingebauten,
symmetrisch zur walzenachsebene angeordneten Stellzylindern.
[0002] Bei einer derartigen, aus der DE-PS 1 289 811 bekannten Ausbalancier- und Biegevorrichtung
für die Arbeitswalzen zur Regelung der Dicke und Planheit des Walzbandes sind in den
oberen und unteren Stützwalzeneinbaustücken der beiden Walzenständer eines Walzgerüstes
je zwei doppeltwirkende Stellzylinder eingebaut. In jedem Zylinder befindet sich ein
Stellkolben, der mit einem Ansatz in eine Ausnehmung in einem Arbeitswalzeneinbaustück
eingreift. Der Stellkolben ist als Hohlkolben mit einer Innenkammer ausgebildet, in
die ein Führungskolben ragt, der an einer feststehenden Kolbenstange befestigt ist.
Die Innenkammer des Stellkolbens wird durch den Führungskolben in zwei Druckkammern
unterteilt, die über die Kolbenstange bzw. den Führungskolben mit je einer Zu- und
einer Ableitung für ein Drucköl verbunden sind. Bei Einleitung von Drucköl in die
einander zugewandten Druckkammern der Stellkolben der gegenüberliegenden Stellzylinder
der beiden in den Walzenständern eines Walzgerüstes eingebauten Stellzylinderpaare
werden die Stellkolben aufeinander zubewegt, so daß die Arbeitswalzen einer konkaven
Durchbiegung mit Bezug auf den Walzspalt unterliegen. Bei einer Einspeisung von Drucköl
in die einander abgewandten Druckkammern der Stellkolben der gegenüberliegenden Stellzylinder
werden die Stellkolben voneinander fortbewegt, und es wird dadurch eine konvexe Durchbiegung
der Arbeitswalzen erreicht.
[0003] Aufgrund der bei der Übertragung der Stellkräfte auf die Arbeitswalzeneinbaustücke
an den Ansätzen der Stellkolben angreifenden großen Biegekräfte treten bei den Stellzylindern
zwischen dem Außenmantel des Stellkolbens und dem Innenmantel des Zylinders sowie
zwischen der zylindrischen Oberfläche des Führungskolbens und der Wand der Innenkammer
des Stellkolbens hohe Flächenpressungen auf, die die Laufeigenschaften der Stellkolben
ungünstig beeinflussen und zu Betriebsstörungen führen können. Ferner ist die bekannte
Ausbalancier- und Biegevorrichtung durch den erforderlichen Einbau von jeweils vier
Stellzylindern in die beiden Ständer eines Quartowalzgerüstes verhältnismäßig aufwendig.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine betriebssichere, gegenüber der bekannten
Vorrichtung vereinfachte Ausbalancier- und Biegevorrichtung für die Arbeitswalzen
eines Quartowalzgerüstes zu entwickeln.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch die Ausbalancier- und Biegevorrichtung
mit den Merkmalen des Patentanspruches 1.
[0006] Die Unteransprüche betreffen zweckmäßige Weiterbildungen der Ausbalancier- und Biegevorrichtung.
[0007] Die Ausbalancier- und Biegevorrichtung zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:
Die Ausübung der für die vertikale Biegung der Arbeitswalzen erforderlichen Stellkräfte
auf die unteren und oberen Arbeitswalzeneinbaustücke durch je zwei in den unteren
Arbeitswalzeneinbaustücken untergebrachte hydraulische Stellzylinder erfolgt in Richtung
der Zylinderachse, so daß die Laufeigenschaften der Stellkolben in den Zylindern nicht
durch auftretende Flächenpressungen zwischen Kolben und Zylinderinnenwand aufgrund
von Querkräften beeinträchtigt werden. Die lösbare Verbindung zwischen der Kolbenstange
des Stellkolbens der in den unteren Arbeitswalzeneinbaustücken eingebauten Stellzylinder
und den oberen Arbeitswalzeneinbaustücken mittels einer durch einen hydraulischen
Stellzylinder zu betätigenden Kupplung ermöglicht den getrennten Ausbau der Arbeitswalzen.
Schließlich ist die Balancier- und Biegevorrichtung mit vier Stellzylindern je Walzgerüst
wesentlich einfacher aufgebaut als die bekannte Vorrichtung nach der DE-PS 1 289 811,
die acht stellzylinder je Walzgerüst benötigt.
[0008] Die erfindungsgemäße Balancier- und Biegevorrichtung für die Arbeitswalzen eines
Quartowalzwerkes ist nachstehend anhand schematischer Zeichnungen erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines Walzenständers eines mit der Balancier- und Biegevorrichtung
ausgerüsteten Quartowalzgerüstes mit einer Längsschnittdarstellung der Vorrichtung
in Außerbetriebsstellung,
- Fig. 2
- eine vergrößerte Längsschnittdarstellung des unteren und oberen Arbeitswalzeneinbaustücks
im Bereich eines Stellzylinders und jeweils in vergrößerter Darstellung
- Fig. 3
- einen Schnitt nach Linie III-III der Fig. 2,
- Fig. 4
- einen Schnitt nach Linie IV-IV der Fig. 2 und
- Fig. 5
- einen Schnitt nach Linie V-V der Fig. 4 durch die eingerückte Kupplungsvorrichtung.
[0009] Die beiden Walzenständer 2 des Quartowalzgerüstes 1 nach Fig. 1 weisen Fenster 3
zur Aufnahme eines unteren 4 und eines oberen Arbeitswalzeneinbaustücks 5 zur Lagerung
der unteren 6 und der oberen Arbeitswalze 7 sowie zur Aufnahme eines unteren 8 und
eines oberen Stützwalzeneinbaustücks 9 zur Lagerung der unteren 10 und der oberen
Stützwalze 11 auf.
[0010] Das Quartowalzgerüst 1 ist mit einer Vorrichtung zum Ausbalancieren und vertikalen
Biegen der beiden Arbeitswalzen 6, 7 ausgestattet, die mit je zwei in dem unteren
Arbeitswalzeneinbaustück 4 der beiden Walzenständer 2 symmetrisch zur Walzenachsenebene
12-12 eingebauten, doppeltwirkenden, hydraulischen Stellzylindern 13 arbeitet. Die
Stellzylinder 13 nehmen einen Stellkolben 14 auf zum Ausfahren einer in Ruhestellung
15' befindlichen Kolbenstange 15 aus dem unteren Arbeitswalzeneinbaustück 4 und Einfahren
des freien Endes 15a der Kolbenstange 15 in das obere Arbeitswalzeneinbaustück 5 bei
Walzbetrieb und zum Einfahren der Kolbenstange 15 aus der Betriebsstellung 15'' in
die Ruhestellung 15' in das untere Einbaustück 4 zum getrennten Ausbau der Arbeitswalzen
6, 7 bei einem erforderlichen Walzenwechsel. In der Betriebsstellung 15'' der Kolbenstange
15 wird das freie Ende 15a derselben mittels einer Kupplungsvorrichtung 16 mit dem
oberen Einbaustück 5 fest verbunden.
[0011] Der Innenraum der Stellzylinder 13 wird durch den Stellkolben 14 in eine obere 13a
und eine untere Zylinderkammer 13b unterteilt, und die obere Zylinderkammer 13a ist
an eine in den Zylinderdeckel 17 führende Zu- und Ableitung 18 für Drucköl und die
untere Zylinderkammer 13b ist an eine am Zylinderboden 19 angebrachte Zu- und Ableitung
20 für Drucköl angeschlossen. Der Stellkolben 14 ist auf einem mit zwei Abflachungen
versehenen Bolzen 21 verdrehsicher geführt, der zentrisch im Zylinderboden 19 sitzt.
[0012] In der Betriebsstellung 15'' greift die Kolbenstange 15 mit einem an ihrem freien
Ende 15a mittig angeordneten, konischen Zentrierzapfen 15b in eine entsprechende konische
Ausnehmung 22b im unteren Ende 22a einer im oberen Einbaustück 5 gelenkig gelagerten,
gegen axiale Verschiebung bei Zug- und Druckbeanspruchung gesicherten Welle 22.
[0013] Die Innenschale 23a des Gelenklagers 23 ist mittels einer Mutter 24 auf dem mit einem
Gewindezapfen 22d versehenen oberen Ende 22c der Welle 22 und die Außenschale 23b
des Lagers 23 ist mit einer Distanzhülse 25 und einem Einschraubstück 26 im oberen
Arbeitswalzeneinbaustück 5 befestigt.
[0014] In eine Quernut 27 im Gewindezapfen 22d am oberen Wellenende 22c und entsprechende,
gegenüberliegend angeordnete Nuten 25a, 25b in der zur Befestigung des Gelenklagers
23 dienenden Distanzhülse 25 ist eine Blattfeder 28 als elastische Verdrehsicherung
für die Welle 22 eingebaut. Die Nut 27 im oberen Wellenende 22c ist leicht ballig
ausgeführt, so daß sich die Blattfeder 28 etwas verstellen kann und dadurch ein exaktes
Einkuppeln der Kupplungsvorrichtung 16 gewährleistet ist ( Fig. 3).
[0015] Die bajonettverschlußartige Kupplungsvorrichtung 16 zur Verbindung der aus dem unteren
Einbaustück 4 in die Betriebsstellung 15'' ausgefahrenen Kolbenstange 15 mit der Welle
22 im oberen Einbaustück 5 weist auf dem freien Ende 15a der Kolbenstange 15 mit einer
bestimmten Teilung angeordnete Ringsegmente 29 mit einem Außengewinde 30 auf. Ferner
besteht die Kupplungsvorrichtung 16 aus einer auf dem dem freien Ende 15a der Kolbenstange
15 gegenüberliegenden unteren Ende 22a der elastisch drehgesicherten Welle 22 drehbar
angebrachten,axial festen,über das Wellenende 22a vorstehenden Kupplungshülse 31 mit
auf der Innenseite mit der gleichen Teilung wie die Ringsegmente 29 der Kolbenstange
15 angeordneten Ringsegmenten 32 mit einem dem Außengewinde 30 der Ringsegmente 29
entsprechenden Innengewinde 33 sowie einem Drehantrieb für die Kupplungshülse 31 zum
Ineingriffbringen und Lösen der Gewinde 30, 33 der Ringsegmente 29, 32 der Kolbenstange
15 und der Welle 22 (Fign. 4 und 5).
[0016] Der Drehantrieb der Kupplungshülse 31 ist als Zahnstangenantrieb ausgebildet, der
eine durch einen Hydraulikzylinder 34 betätigte Zahnstange 35 aufweist, die mit einem
Zahnkranz 36 in Eingriff steht, der fest auf der auf dem unteren Ende 22a der Welle
22 drehbar angeordneten in axialer Richtung unverschieblichen Kupplungshülse 31 sitzt
(Fig. 4).
[0017] Durch Drehen der Kupplungshülse 31 mittels des Zahnstangenantriebs 34-36 gelangen
die Gewinde 30, 33 der Ringsegmente 29, 32 der Kolbenstange 15 und der Kupplungshülse
31 in Eingriff, so daß die im unteren Arbeitswalzeneinbaustück 4 angeordnete Kolbenstange
15 und die im oberen Arbeitswalzeneinbaustück 5 gelagerte Welle 22 aufgrund der Steigung
der Gewinde 30, 33 gegeneinander verspannt werden und damit eine kraft- und formschlüssige
Verbindung von Kolbenstange 15 und Welle 22 zur Übertragung von Zug- und Druckkräften
gewährleistet ist.
[0018] Die eingerückte Kupplungsvorrichtung 16 zur festen Verbindung der bei Walzbetrieb
aus dem unteren Einbaustück 4 in die Betriebsstellung 15'' ausgefahrenen Kolbenstange
15 mit der in dem oberen Einbaustück 5 gelenkig gelagerten Welle 22 wird durch den
Hydraulikzylinder 34 verriegelt. Bei Einleitung von Drucköl über die Zuleitung 18
in die obere Zylinderkammer 13a und Entlastung der unteren Zylinderkammer 13b über
die Ableitung 20 werden durch die Stellzylinder 13 in den unteren Arbeitswalzeneinbaustücken
4 der beiden Walzenständer 2 des Quartowalzgerüstes 1 die beiden Arbeitswalzeneinbaustück
4, 5 in den Walzenständern 2 aufeinander zubewegt, so daß die Arbeitswalzen 6, 7 einer
konkaven Durchbiegung in vertikaler Richtung mit Bezug auf den Walzspalt 37 unterliegen.
Bei Einleitung von Drucköl über die Zuleitung 20 in die untere Zylinderkammer 13b
und Entlastung der oberen Zylinderkammer 13a über die Ableitung 18 werden die beiden
Arbeitswalzeneinbaustücke 4, 5 in den Walzenständern 2 durch die Stellzylinder 13
voneinander wegbewegt, so daß eine konvexe Durchbiegung der Arbeitswalzen 6, 7 in
vertikaler Richtung mit Bezug auf den Walzspalt 37 erreicht wird. Durch die gelenkige
Lagerung der Wellen 22 zur Übertragung der durch die Stellzylinder 13 auf das obere
Einbaustück 5 ausgeübten Zug- und Druckkräfte werden die Relativbewegungen zwischen
unterem 4 und oberem Einbaustück 5 bei der vertikalen Biegung der Arbeitswalzen 6,
7 ausgeglichen, derart, daß die Stellkolben 14 der Stellzylinder 13 im unteren Einbaustück
4 und die zugehörigen Wellen 22 im oberen Einbaustück 5 bei der Walzenbiegung immer
koaxial ausgerichtet sind und der Stellkolben 14 in den Stellzylindern 13 keinen Querkräften
unterliegt, nicht verkantet und dadurch störungsfrei läuft.
1. Vorrichtung zum Ausbalancieren und vertikalen Biegen der Arbeitswalzen eines Quartowalzgerüstes,
mit in den Walzeineinbaustücken eingebauten, symmetrisch zur Walzenachsenebene angeordneten
Stellzylindern,gekennzeichnet durch je zwei in den unteren Arbeitswalzeneinbaustücken
(4) symmetrisch zur Walzenachsenebene (12-12) eingebaute, doppeltwirkende hydraulische
Stellzylinder (13) mit einem Stellkolben (14) zum Ausfahren einer in Ruhestellung
(15') befindlichen Kolbenstange (15) aus dem unteren Arbeitswalzeneinbaustück (4)
und Einfahren des freien Endes (15a) der Kolbenstange (15) in das obere Arbeitswalzeneinbaustück
(5) bei Walzbetrieb und zum Einfahren der Kolbenstange (15) aus der Betriebsstellung
(15'') in die Ruhestellung (15') in das untere Einbaustück (4) zum getrennten Ausbau
der Arbeitswalzen (6, 7) sowie eine Kupplungsvorrichtung (16) zur festen Verbindung
der ausgefahrenen Kolbenstange (15'') mit einer im oberen Einbaustück (5) gelenkig
gelagerten Welle (22) bei Walzbetrieb.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine bejonettverschlußartige Kupplungsvorrichtung
(16) zur Verbindung der verdrehsicheren, in die Betriebsstellung (15'') ausgefahrenen
Kolbenstange (15) des in das untere Einbaustück (4) eingebauten Stellzylinders (13)
mit der gelenkig gelagerten, gegen axiale Verschiebung bei Zug- und Druckbeanspruchung
und gegen Verdrehen gesicherten Welle (22), wobei die Kupplungsvorrichtung (16) auf
dem freien Ende (15a) der Kolbenstange (15) mit einer bestimmten Teilung angeordnete
Ringsegmente (29) mit einem Außengewinde (30), eine auf dem unteren Ende (22a) der
Welle (22) drehbar angebrachte, axial feste und über das Wellenende (22a) vorstehende
Kupplungshülse 31 mit auf der Innenseite mit der gleichen Teilung wie die Ringsegmente
(29) der Kolbenstange (15) angeordneten Ringsegmenten (32) mit einem dem Außengewinde
(30) der Ringsegmente (29) entsprechenden Innengewinde (33) sowie einen Drehantrieb
im oberen Arbeitswalzeneinbaustück (5) für die Kupplungshülse (31) zum Ineingriffbringen
und Lösen der Gewinde (30, 33) der Ringsegmente (29, 32) der Kolbenstange (15) und
der Welle (22) aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2,gekennzeichnet durch einen Zahnstangenantrieb zum
Einrücken und Lösen der Kupplungsvorrichtung (16) und Verriegeln derselben bei Walzbetrieb,
wobei der Zahnstangenantrieb eine durch einen Hydraulikzylinder (34) betätigte Zahnstange
(35) aufweist, die mit einem Zahnkranz (36) in Eingriff steht, der fest auf der auf
dem unteren Ende (22a) der Welle (22) im oberen Einbaustück (5) drehbar angeordneten,
in axialer Richtung unverschiebbaren Kupplungshülse (31) sitzt.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch einen am freien
Ende (15a) der Kolbenstange (15) der im unteren Einbaustück (4) eingebauten Stellzylinder
(13) mittig angeordneten, konischen Zentrierzapfen (15b), der in der Betriebsstellung
(15'') der Kolbenstange (15) in eine entsprechende konische Ausnehmung (22b) im unteren
Ende (22a) der im oberen Einbaustück (5) gelagerten Welle (22) eingreift.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch eine elastische
Verdrehsicherung der Welle (22) im oberen Arbeitswalzeneinbaustück (5).