[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbereiten einer Faserstoffkomponente für
die Herstellung von Papier, ein Verfahren zur Papierherstellung unter Verwendung einer
solchen Faserstoffkomponente, eine nach den genannten Verfahren aufbereitete Faserstoffkomponente,
ein nach dem Papierherstellungsverfahren erzeugtes Papier sowie eine spezielle Verwendung
für ein solches Papier.
[0002] Unter Papier soll im Zusammenhang dieser Beschreibung ein Material verstanden werden,
wie es auf bekannten Papierherstellungsmaschinen üblicherweise erzeugt wird, wozu
neben Papier unmittelbar auch noch Karton und Pappe gehören, die sich vom eigentlichen
Papier wesentlich nur durch ihr höheres Flächengewicht unterscheiden, weswegen sie
zum Zwecke dieser Beschreibung unter dem gleichen Begriff mit eingeordnet werden können.
Unter Faserstoffen sollen solche verstanden werden, die im wesentlichen auf pflanzlicher
Basis bestehen und vorzugsweise durch chemischen, aber auch halbchemischen oder mechanischen
Aufschluß aus Holz oder auch anderen pflanzlichen Rohstoffen erzeugt worden sind.
Diese Faserstoffe können auch in der Papierherstellung übliche Zusätze aufweisen.
[0003] Ein Papier ist im wesentlichen in seinen Eigenschaften festgelegt, wenn es zuletzt
nach einem Trocknungsvorgang die Papierherstellungsmaschine verläßt, insoweit es nicht
noch nachträglich durch Hinzufügen anderen Materialien wie beispielsweise bestimmte
Beschichtungsmittel oder Imprägnationsmittel noch in der Zusammensetzung des entstehenden
Gesamtproduktes verändert wird, woraus natürlich auch veränderte Eigenschaften resultieren
können.
[0004] Das physikalische Grundverhalten von Papier wird maßgeblich durch den pflanzlichen
Faserrohstoff bestimmt, aus dem es im wesentlichen besteht, und das übliche Herstellungsverfahren,
bei dem die Fasern in wäßriger Suspension zum Blatt abgelgt und während der nachfolgenden
Trocknung durch die Ausbildung von Wasserstoffbrücken zum Zusammenhalt des Papierblattes
miteinander verbunden werden. Dieses Herstellungsverfahren hat einerseits den Nachteil,
daß ein Papier, wenn es nicht mit besonderen Naßfestmitteln behandelt worden ist,
sich in Gegenwart von Wasser und eventueller zusätzlicher Einwirkung von mechanischer
Energie im allgemeinen wieder in seine faserigen Bestandteile auflöst. Andererseits
ist dies ein großer Vorteil für die Wiederaufarbeitung von Altpapier und die biologische
Abbaubarkeit von pflanzlichem Fasermaterial aus Gründen des Umweltschutzes. Naßfestigkeit
von Papieren wird im allgemeinen durch chemische Zusatzstoffe erzielt, die beispielsweise
beim Trocknen des Papieres irreversibel aushärten oder aber auch durch nachträgliche
wasserfeste Beschichtungen. Die Auswahl derjenigen Zusatzstoffe, die der Papierstoffmischung
vor der Papiermaschine zugegeben werden könnnen, ist begrenzt, da diese Stoffe einerseits
die Wasserstoffbrückenbildung bei der Blattbildung nicht verhindern oder maßgeblich
stören dürfen und andererseits den Produktionsablauf in der Papiermaschine nicht beeinträchtigen
dürfen, wozu in erster Linie die Neigung zum Kleben gehört, die den Betrieb jeder
Papiermaschine praktisch unmöglich macht.
[0005] Diese Begrenzungen führen dazu, daß auch die Eigenschaften eines aus einem Papier
hergestellten Endproduktes nicht beliebig beeinflußbar sind. Zwar läßt sich Papier
in vielen Fällen auch durch andere Materalien ersetzen, Papier ist aber im allgemeinen
ein kostengünstiger Rohstoff und wegen seines Naturstoffcharakters aus Umweltschuztgründen
zu bevorzugen.
[0006] Die Grenzen des Werkstoffes Papier sind beispielsweise bei Verpackungs- und Versandkisten
aus Wellpappe erkennbar. Wird frisches Gemüse oder dergleichen in Wellkartons verpackt,
so braucht man diese Gebinde nicht unbedingt im Regen stehen zu lassen, um festzustellen,
daß sie bei Feuchtigkeitsaufnahme ihre ursprüngliche Stabilität verlieren. Schon bei
Klimaunterschieden geben bestimmte verpackte Materialien wie beispielsweise Obst und
Gemüse Feuchtigkeit ab, die zum Teil von der Wellpappe aufgenommen wird und im wesentlichen
deren Gestaltfestigkeit bzw. Verformungswiderstandsfähigkeit herabsetzt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Verfahren zur Herstellung bestimmter Papiere
derart zu verbessern, daß dem Papierstoff von vornherein Zusatzstoffe zugegeben werden,
die den Papierherstellungsvorgang nicht stören, aber die Herstellung von Endprodukten
erlaubt, in denen das Papier selbst Eigenschaften aufweist, die es beim Verlassen
der Papiermaschine noch nicht gehabt hat. Diese Umwandlung sollte aber dennoch nicht
verhindern, daß sich dieses Papier als Altpapier wieder aufarbeiten läßt, wobei neben
dem Faserstoff auch die speziellen Zusatzstoffe wieder einer Regenerierung zugänglich
sein sollten.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß dem Papier schon von vornherein
Zusatzstoffe zugegeben werden, die ihren Zustand bzw. ihren Einfluß auf die Papiereigenschaften
erst unter denjenigen Bedingungen ändern, unter denen ein fertiges Papier, so wie
es die Papiermaschine verlassen hat, zu hochwertigeren Zwischen- oder Endprodukten
weiterverarbeitet wird. Diese Bedingungen bei der Weiterverarbeitung können beispielsweise
Temperaturen sein, die über denjenigen liegen, wie sie bei der Herstellung des Papieres
bis zum Ende der Papiermaschine erreicht werden. Für die Wirtschaftlichkeit des Einbringens
solcher Zusatzstoffe kommt es bereits darauf an, daß diese beim Papierherstellungsprozeß
möglichst weitgehend im Papierblatt verbleiben und nicht mit dem Prozeßwasser bei
der Bahnentwässerung den Faserverband wieder verlassen, um sich im Prozeßwasser anzureichern
und weitere nicht gewollte Abwasserprobleme zu erzeugen.
[0009] Die Erfindung setzt in bevorzugter Ausführungsform daher bereits bei der Aufbereitung
des Faserstoffes für die Papierherstellung ein, weswegen im folgenden die wesentlichen
Merkmale des Gesamtherstellungsverfahrens beschrieben werden sollen, ohne daß hierdurch
die Schutzwürdigkeit von einzelnen Verfahrensschritten und einzelnen Materialmerkmalen
beeinträchtigt werden soll.
[0010] Es hat sich als Ergebnis intensiver Untersuchungen gezeigt, daß bestimmte Thermoplaste,
im wesentlichen Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) direkt von der Stoffaufbereitung
unter bestimmten Bedingungen über die Papiermaschine bis ins fertig getrocknete Papier
in einem Zustand mitgeführt werden können, der die Arbeitsweise der Papiermaschine
nicht nachteilig beeinträchtigt und auch die Festigkeitseigenschaften des Papieres
so wie es die Papiermaschine verläßt nicht maßgeblich verändert. Wird ein solches
Papier jedoch einer Verformung unter erhöhten Temperaturbedingungen ausgesetzt, wie
sie beim Papierherstellungprozeß nicht aufgetreten sind, so können diese Thermoplaste
zum Aglomerieren geführt werden, wodurch sich nicht nur eine Steigerung bestimmter
Festigkeitswerte im trockenen Zustand des Papieres ergibt, sondern auch im feuchten
Zustand ein wesentlich geringerer Abfall der Steifigkeit und anderer Eigenschaften
beobachtet werden kann. Es ist noch nicht letztlich geklärt, ob hierdurch eventuell
die Wasserstoffbrücken im Faserverband geschützt oder eine überlagernde, versteifende
Struktur ausgebildet wird.
[0011] Es hat sich weiterhin in überraschender Weise gezeigt, daß sich die erwähnten Thermoplaste
unter gewissen Bedingungen in feinverteilter Form offenbar an die Fasern in einer
Fasserstoffsuspension anlagern lassen, ohne daß hierdurch die Fähigkeit der Fasern
zur Wasserstoffbrückenbildung maßgeblich beeinträchtigt wird. Es hat sich gezeigt,
daß sich der Thermoplast sogar in Mengen von bis über 50 Gew.-% bezogen auf die Summe
von Faserstoff und Thermoplast in den Faserstoff einbringen läßt. Anteile bis 60 Gew.-%
sind zwar möglich, bevorzugt wird aber im Bereich zwischen 30 und 50 Gew.-% gearbeitet,
insofern nur eine bestimmte Faserstoffkomponente, das heißt, ein bestimmter Faserstoffanteil
des für die Papierherstellung vorgesehenen Endgemisches mit dem Thermoplast belegt
wird. Der Anteil des so modifizierten Faserstoffes am Gesamtpapierstoffgemisch beträgt
zweckmäßigerweise zwischen 2 und 10%. Bei besonderen Anforderungen kann die Thermoplastmenge
nach den gegebenen Möglichkeiten natürlich abgewandelt werden.
[0012] In der weiteren Beschreibung wird von einer Teilkomponente des für die Papierherstellung
vorgesehenen Gesamtfaserstoffes ausgegangen, die mit dem Zusatzmittel versehen wird.
Die Zusammenmischung dieser Faserstoffkomponente mit anderen Komponenten kann auf
bekannte Weise in der Stoffmischzentrale einer Papiermaschine erfolgen.
[0013] Untersuchungen haben ergeben, daß sich der Thermoplast gut an Zellulosefasern anlagern
läßt, wenn er in feingemahlener Form mit Korngrößen von 0,6 mm und weniger zur Verfügung
gestellt wird. Eine zu feine Verteilung könnte dazu führen, daß die Faseroberflächen
zu dicht mit den Teilchen belegt werden, so daß ihre Wasserstoffbrückenbildungsfähigkeit
beeinträchtigt wird. Ein bevorzugter Bereich für die Korngrößenverteilung liegt daher
zwischen 0,05 und 0,5 mm.
[0014] Die Anlagerung des Thermoplastpulvers an die Fasern bedarf einer speziellen Temperaturführung
und erfolgt zweckmäßigerweise in einem in der Papierindustrie üblichen Fasermahlaggregat,
wobei es sich jedoch vorzugsweise um ein Mahlaggregat mit Steinzeuggarnierung, beispielsweise
einen Steinzeug-Doppelscheibenrefiner handeln sollte. Das Thermoplastpulver kann vor
dem Mahlaggregat in den Faserstoff eingemischt werden, vorzugsweise wird es aber über
einen eigenen Eingang dosiert in das Mahlaggregat eingeblasen. Die Faserstoffkonsistenz
bei der Mahlung kann zwischen 6 und 15 Gew.-% atro, bezogen auf das Suspensionswasser
betragen, vorzugsweise liegt sie jedoch in der Gegend von 10% und darüber.
[0015] Der Vorgang des Fixierens der Thermoplastteilchen an die Fasern ist noch nicht im
einzelnen untersucht worden. Er scheint bei Temperaturen im Bereich von 100°C zu erfolgen.
Jedenfalls sind Temperaturen zu vermeiden, unter denen bereits eine Agglomeration
der Thermoplaste stattfindet. Da die Fixierung offenbar nicht von alleine sondern
unter den mechanischen Einwirkungen des Mahlaggregates erfolgt, ist es nicht erforderlich,
die Gesamtsuspension auf einer entsprechenden Temperatur zu halten, sondern es reichen
offenbar vielmehr Temperaturspitzen aus, die durch Einwirkung mechanischer Energie
in den Mahlzonen entstehen. Die erforderliche Temperatur läßt sich daher durch die
Energieaufnahme des Mahlaggregates steuern. Hilfsweise kann natürlich auch die Stoffsuspension
auf eine eventuell erforderliche Vortemperatur gebracht werden. Die richtige Energieeinbringung
läßt sich durch Untersuchung der das Mahlaggregat verlassenden Stoffkomponente überprüfen.
Bei zu niedriger Temperatur wird die Stoffsuspension zu viele freie Thermoplastteilchen
enthalten. Bei zu hoher Temperatur tritt bereits Agglomeration der Thermoplaste auf,
deren Auswirkung an dem Faserstoff ebenfalls feststellbar ist.
[0016] Dem Mahlaggregat ist zweckmäßigerweise ein Feinsortierer für die Stoffsuspension
nachgeschaltet, dessen Spuckstoff auch zu grobe, nicht gebundenes Thermoplastteile
enthält. Thermoplastspuckstoff kann dann entstehen, wenn das Thermoplastpulver Fraktionen
zu großen Teilchendurchmessers enthält. Insofern zur Erzeugung des Thermoplastpulvers
vor dem Stoffmahlaggregat eine Mühle zum Aufmahlen von Thermoplastgranulat vorgesehen
ist, kann diese Mühle entsprechend nachgestellt werden. Der Spuckstoff aus der Faserstoffnachsortierung
kann wieder vor das Mahlaggregat geführt werden. Das Mahlen des Granulates kann im
trockenen aber auch im feuchten Zustand erfolgen.
[0017] Als Faserstoff für das Aufbringen des Thermoplastpulvers wird vorzugsweise eine Langfaserkomponente
vorgesehen, weil diese bei der Bearbeitung in dem Steinzeugmahlaggregat durch Fibrillierung
noch in ihrer Festigkeit steigerbar ist.
[0018] Vorteilhafterweise läßt sich der mit Thermoplastteilchen beladene Faserstoff bei
der Herstellung von Wellpappenrohpapier einsetzen. Unter Wellpappenrohpapier soll
im Rahmen dieser Beschreibung dasjenige Papier verstanden werden, welches zur Erzeugung
der Welle in der Wellpappe dient. Diese Welle, die beidseitig mit einer Deckschicht
beleimt wird, muß bekanntlich einen ausreichenden Widerstand gegen Zusammendrücken
aufweisen. Der in einem eigens dafür entwickelten Meßverfahren festgestellte sogenannte
CMT-Wert ist ein Maß für die Stauchfestigkeit der Welle. Die Welle wird bei der Wellpappenherstellung
zwischen beheizten Riffelwalzen erzeugt. Die Temperaturen dieser Walzen liegen bei
etwa 170°C. Unter diesen Bedingungen agglomerieren die erfindungsgemäß in einem Wellpappenrohpapier
vorgesehenen Thermoplaste und verleihen der Welle eine verbesserte Stauchfestigkeit
und auch einen geringeren Festigkeitsabfall bei Feuchtigkeitsaufnahme.
[0019] Für die Erzeugung von Wellpappenrohpapier wird zumindest in der Bundesrepulblik Deutschland
in hohem Maße Altpapier eingesetzt, weswegen Papierfabriken für die Erzeugung von
Wellpappenrohpapier im allgemeinen mit Altpapieraufbereitungsanlagen ausgerüstet sind.
Ein Ziel in der Verarbeitung von Altpapier liegt darin, neben sortiertem Altpapier,
wie es im allgemeinen in Ballenform vom Altpapierhandel bezogen wird, auch einen gewissen
Anteil an Haushalts- oder anderem Abfall mit einzusetzen. Dies führt naturgemäß zu
einem erhöhten Anteil von nicht weiter ohne weiteres aufarbeitbaren, aussortierten
Abfallstoffen, die man in nicht weiterverarbeitbaren, sogenannten Schwerschmutz und
Leichtschmutz unterteilt, welcher im Grunde genommen noch wiederverwendbare Rohrstoffe
enthält. Für die Aufarbeitung dieses Leichtschmutzes ist in einer parallelen Patentanmeldung
ein neues Verfahren vorgeschlagen worden, welches den Gesamtabfall einer Altpapieraufbereitungsanlage
wirksam reduzieren kann, und an dessen Ende eine Faserstoffkomponente anfällt, die
im wesentlichen aus Langfaserstoff besteht, sowie ein Thermoplastgranulat, welches
zu geringem Anteil noch Faserstoffe enthält. Es bietet sich an, im Rahmen der vorliegenden
Erfindung diese Faserstoffkomponente und zumindest einen Teil des anfallenden Thermoplastgranulates
auf die beschriebene Weise zu der erfindungsgemäßen Faserstoffkomponente zu vereinigen.
Auf diese Weise wird unmittelbar in der Altpapieraufbereitung durch umweltfreundliche
Abfallstoffregenerierung ein direkt weiter verarbeitbarer Halbstoff erzeugt, der,
in Anteilen dem übrigen Papierstoff zugesetzt, nicht nur zu dem erfindungsgemäßen
Vorteil führt sondern auch dazu beiträgt, ein ernstes Umweltproblem zu lösen.
[0020] Der weitere Vorteil liegt darin, daß insbesondere eine Wellpappe, die unter Verwendung
des erfindugnsgemäßen Wellpappenrohpapieres erzeugt wurde, in der erwähnten Aufbereitungsanlage
wieder einer Regenerierung zugeführt werden kann.
[0021] Bei der Erzeugung von Wellpappenrohpapier unter Verwendung der erfindungsgemäßen
Faserstoffkomponente ist zu beachten, daß die Temperaturen in der Trockenpartie in
der Papiermaschine nicht so hoch gefahren werden, daß bereits eine Agglomeration der
Thermoplastteilchen eintritt.
[0022] Zwar wirken sich die in dem Wellpappenrohpapier enthaltene Thermoplaste im Zuge des
Papierherstellungsprozeßes nicht nachteilig aus, es könnte aber unter Umständen bei
den höheren in der Wellpappenerzeugungsmaschine herrschenden Temperaturen zu einem
Kleben des Rohpapieres kommen. Auch ein erfindungsgemäßes Wellpappenrohpapier wird
daher vorzugsweise in der Papierherstellungsmaschine, wie dies allgemein üblich ist,
in einer Leimpresse mit Stärke oberflächenbehandelt. Durch diesen Stärkeauftrag lassen
sich die an der Oberfläche des Papieres liegenden Thermoplastteilchen erforderlichenfalls
umhüllen und somit deaktivieren, so daß ein Kleben der Papieroberfläche in der Wellpappenherstellungsmaschine
vermieden wird.
[0023] Im folgenden wird die verfahrensmäßige Ausgestaltung der Erfindung anhand eines als
einzige Figur beigefügten Fließschemas zusätzlich erläutert.
[0024] In einer Zwischenbütte 2 wird Papierfaserstoff 4 bereitgestellt. Bei diesem Faserstoff
kann es sich um frischen Papierzellstoff handeln, vorzugsweise wird für das beschriebene
Verfahren jedoch ein Regeneratfaserstoff verwendet, der aus der Aufbereitung von Altpapier
erhalten wurde. Dieser Faserstoff wird kontinuierlich einem Mahlaggregat 6 zugeführt.
Bei dem Mahlaggregat 6 kann es sich beispielsweise um einen Doppelscheibenrefiner
bekannter Bauart handeln, der mit Steinzeuggarnierung versehen ist, um dem Faserstoff
eine mehr fibrilierende und weniger schneidende Behandlung zukommen zu lassen. Die
Mahlung des Faserstoffes in dem Refiner erfolgt bei Stoffdichten von 6% bis 15% atro,
vorzugsweise bei Stoffdichten von 10% atro und darüber. In diesem Zustand ist der
Faserstoffbrei nicht mehr ohne weiteres pumpfähig, weswegen er in der Zwischenbütte
2 in breiiger Form angedeutet ist. Entsprechend erfolgt die Förderung des Faserstoffes
4 in das Mahlaggregat nicht mittels einer Pumpe sondern mittels einer Förderschnecke
8.
[0025] Oberhalb des Faserstoffmahlaggregates 6 ist ein Vorratsbehälter 10 für Thermoplastmaterial
dargestellt. Dieses Thermoplastmaterial kann in Form eines frischen Granulates vorliegen,
im Rahmen des beschriebenen Verfahrens wird jedoch vorzugsweise Thermoplastmaterial
verwendet, welches aus der Regenerierung von zum Teil folienbeschichtetem Altpapier
anfällt. Dieses Thermoplastmaterial, welches im wesentlichen aus Polyethylen und Polypropylen
besteht, liegt vorzugsweise in trockener Form entweder als kleine Flächenpartikel
vor, wie sie sich aus der Altpapieraufbereitung ergeben haben. Ist die Thermoplastregenerierungslinie
mit einer Granulieranlage am Ende versehen, kann das Thermoplastmaterial auch in Form
dieses Granulats zur Verfügung gestellt werden.
[0026] Das im Vorratsbehälter 10 befindliche Thermoplastmaterial 12 wird mittels einer Förderschnecke
14 in kontinuierlicher Dosierung einer Mühle 16 zugeführt, in der es zu einem feinen
Pulver gemahlen wird, dessen Korngröße 0,6 mm und weniger beträgt. Für Versuche wurde
eine Feinmühle der Firma Condux vom Typ CGM 280 mit Erfolg eingesetzt. Die Mahlung
kann trocken wie auch feucht erfolgen. Bei trockener Mahlung kann es zweckmäßig sein,
der Mühle 16 ein Entstaubungszyklon nachzuschalten.
[0027] Das aus der Mühle 16 austretende Thermoplastpulver wird über eine Leitung 18 in das
Faserstoffmahlaggregat 6 mit eingeführt.
[0028] Bei der erhöhten Temperatur im Mahlbereich des Faserstoffmahlaggregates 6 lagert
sich das Thermoplastpulver an die Zellstoffasern an. Der das Faserstoffmahlaggregat
6 verlassende gemahlene Faserstoff gelangt in eine Verdünnungsbütte 20, in der der
Faserstoff durch Zugabe von Verdünnungswasser 22 von der Mahlstoffdichte auf eine
Sortierstoffdichte von etwa 1% atro verdünnt wird. An Proben des das Mahlaggregat
6 verlassenden Faserstoffes läßt sich untersuchen, ob eine ausreichende Fixierung
des Thermoplastpulvers an die Fasern stattgefunden hat. Sollte dies nicht der Fall
sein, kann durch gesteigerte Energieaufnahme des Mahlaggregates 6 die Stofftemperatur
im Mahlbereich erhöht werden, um damit die Fixierung des Thermoplastmaterials an den
Fasern zu begünstigen.
[0029] Aus der Verdünnungsbütte 20 gelangt der Faserstoff mittels einer Pumpe 24 in einen
Vertikalsichter 26 bekannter Bauart. Geeignet ist beispielsweise ein Voith-Vertikalsichter
mit einer Siebkorblochung von 0,25 inch. In diesem Vertikalsichter werden Bestandteile
aus der Stoffsuspension ausgeschieden, deren Feinheit bzw. Aufschluß noch nicht den
Anforderungen für die Papierherstellung genügt. Dieser Reject-Stoff wird über eine
Rückführleitung 28 in die Zwischenbütte 2 zurückgeleite, von wo aus er nochmals der
Mahlbehandlung im Faserstoffmahlaggregat 6 unterworfen wird. Der Gutstoff aus dem
Vertikalsichter 26 gelangt über eine Leitung 30 in eine Auffangbütte 32, von wo aus
diese mit Thermoplast beladene fertige Faserstoffkomponente der Herstellungsanlage
für Wellpappenrohpapier zugeführt wird.
[0030] Es wurden Versuche durchgeführt, bei denen ein langfaseriger Papierfaserstoff auf
die vorstehend beschriebene Art und Weise mit Thermoplastpulver belegt wurde, und
zwar in einer Menge von etwa 50% Thermoplast bezogen auf die Gesamtfaserstoffkomponente,
bestehend aus Faserstoff und Thermoplastmaterial. Von dieser Faserstoffkomponente
wurde eine Menge von 2% einem aus Altpapier gewonnenen Faserstoff für die Herstellung
von Wellpappenrohpapieren zugesetzt. An Probeblättern, die anschließend einer Wärmebehandlung
von 170°C unterworfen wurden, wurden gegenüber einer Blindprobe erhöhte Werte für
die Stauchfestigkeit (CMT-Wert) und den Berstdruck festgestellt.
1. Papier, dadurch gekennzeichnet, daß es Zusatzstoffe enthält, die erst unter den Bedingungen
der Weiterverarbeitung zu höherwertigen Zwischen- oder Endprodukten in einen produktverbessernden
Zustand überführbar sind.
2. Papier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff ein die Papiersteifigkeit
verbessernder Stoff ist.
3. Papier nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff ein die
Naßfestigkeit bzw. Steifigkeit in feuchtem Zustand verbessernder Stoff ist.
4. Papier nach mindestens einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß die produktverbessernden
Eigenschaften durch Einwirkung einer Temperatur aktivierbar sind, welche oberhalb
derjenigen Temperaturen liegt, die im Papierherstellungsprozeß erreicht wurden.
5. Papier, insbesondere Wellpappenrohpapier nach mindestens einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff ein Thermoplast ist.
6. Papier nach mindestens einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff
an Papierfasern angelagert oder fixiert ist.
7. Papier nach Anspruch 5 oder Anspruch 6, zurückbezogen auf Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der Thermoplast im wesentlichen Polyethylen und/oder Polypropylen ist.
8. Papier nach mindestens einem der Ansprüche 5-7, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff
im Papier in einer Menge von 0,4 bis 6 Gew.-% enthalten ist.
9. Faserstoffkomponente für die Herstellung eines Papieres nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie Zusatzstoffe enthält, die erst unter den Bedingungen der Weiterverarbeitung
des unter ihres Einsatzes zu erzeugenden Papieres zu höherwertigen Zwischen- oder
Endprodukten in einen produktverbessernden Zustand überführbar ist.
10. Faserstoffkomponente nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff
ein die Papiersteifigkeit verbessernder Stoff ist.
11. Faserstoffkomponente nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff
ein die Naßfestigkeit bzw. die Steifigkeit im feuchten Zustand des Papieres verbessernder
Stoff ist.
12. Faserstoffkomponente nach mindestens einem der Ansprüche 9-11, dadurch gekennzeichnet,
daß die produktverbessernden Eigenschaften durch Einwirkung von Temperaturen erzielbar
sind, welche oberhalb der bei der Papierherstellung erreichten Temperaturen liegen.
13. Faserstoffkomponente nach mindestens einem der Ansprüche 9-12, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatzstoff ein Thermoplast ist.
14. Faserstoffkomponente nach mindestens einem der Ansprüche 9-13, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatzstoff an zumindest einem Teil der Einzelfasern des Faserstoffes angelagert
bzw. daran fixiert ist.
15. Faserstoffkomponente nach Anspruch 13 oder Anspruch 14, zurückbezogen auf Anspruch
13, dadurch gekennzeichnet, daß der Thermoplast im wesentlichen Polyethylen und/oder
Polypropylen ist.
16. Faserstoffkomponente nach mindestens einem der Ansprüche 13-15, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatzstoff in Anteilen von 20 bis 60 Gew.-%, bezogen auf die Summe von Faserstoff
und Zusatzstoff in der Faserstoffkomponente zugegen ist.
17. Faserstoffkomponente nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff
in Anteilen von 30 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Summe von Faserstoff und Zusatzstoff
in der Faserstoffkomponente zugegen ist.
18. Faserstoffkomponente nach mindestens einem der Ansprüche 13-17, dadurch gekennzeichnet,
daß der Zusatzstoff ein Regenerat aus der Altpapieraufbereitung ist.
19. Faserstoffkomponente nach mindestens einem der Ansprüche 1-18, dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern ein Faserregenerat aus der Altpapieraufbereitung sind.
20. Faserstoffkomponente nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern ein
langfaseriges Faserstoffteilregenerat aus der Altpapieraufbereitung sind.
21. Verfahren zum Bereiten einer Faserstoffkomponente für die Herstellung von Papier,
dadurch gekennzeichnet, daß der in wäßriger Suspension befindlichen Faserstoffkomponente
vor oder während des Mahlens der Fasern in einem Mahlaggregat ein feinverteilter Zusatzstoff
zugegeben wird, der sich unter den Bedingungen der Mahlung an die Fasern anlagert
oder an den Fasern fixiert wird, ohne die Blattbildungseigenschaften des Faserstoffes
nachteilig zu beeinflussen.
22. Verfahren nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzstoff ein feingemahlener
Thermoplast in trockenem oder feuchtem Zustand ist.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß als Thermoplast ein Regenerat
aus der Wiederaufbereitung von thermoplasthaltigem Altpapier verwendet wird, welches
im wesentlichen aus Polyethylen und/oder Polypropylen besteht.
24. Verfahren nach Anspruch 22 oder 23, dadurch gekennzeichnet, daß ein Thermoplastpulver
mit einer Korngröße von 0,6 mm und darunter verwendet wird.
25. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 22-24, dadurch gekennzeichnet, daß das
Thermoplastpulver durch Mahlen eines Thermoplastgranulates erhalten wird.
26. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 22-25, dadurch gekennzeichnet, daß das
Thermoplastpulver in Mengen von 20 bis 60 Gew.-%, bezogen auf die Summe von Faserstoff
und Thermoplastpulver zugegeben wird.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß das Thermoplastpulver in Mengen
von 30 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Summe von Faserstoff und Thermoplastpulver zugegeben
wird.
28. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 21-27, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Mahlaggregat mit Steinzeuggarnitur verwendet wird.
29. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 21-28, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mahlung bei Stoffdichten zwischen 6 und 15 Gew.-% Fasern im Suspensionswasser erfolgt.
30. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 21-29, dadurch gekennzeichnet, daß als
Faserstoff ein Langfasergenerat aus der Altpapieraufbereitung verwendet wird.
31. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 21-30, dadurch gekennzeichnet, daß der
Faserstoff nach der Mahlung einer Feinsortierung unterworfen wird und der Rejektanteil
vor das Mahlaggregat zurückgeführt wird.
32. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 24-31, dadurch gekennzeichnet, daß die
Fixierung des Thermoplastpulvers an die Fasern durch die Prozeßtemperatur im Mahlbereich
so gesteuert wird, daß eine Anlagerung, aber keine Agglomeration erfolgt.
33. Verfahren nach Anspruch 32, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerung der Prozeßtemperatur
durch die Belastung des Mahlaggregates und erforderlichenfalls zusätzlich durch die
Suspensionstemperatur gesteuert wird.
34. Verfahren zur Herstellung von Wellpappenrohpapier auf einer Papiererzeugungsmaschine,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Anteil einer Faserstoffkomponente gemäß einem der
Ansprüche 12-20 der Papierstoffmischung vor der Papiermaschine zugemischt wird.
35. Verfahren nach Anspruch 34, dadurch gekennzeichnet, daß ein Anteil dieser Faserstoffkomponente
von 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf den trocken gedachten Gesamtfaserstoff zugegeben
wird.
36. Verfahren nach Anspruch 34 oder 35, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur in
der Trockenpartie in der Papiermaschine so geführt wird, daß der in dieser Faserstoffkomponente
enthaltene Thermoplast nicht agglomeriert.
37. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 34-36, dadurch gekennzeichnet, daß in
der Papiermaschine eine Oberflächenleimung des Papieres mit Stärke erfolgt.
38. Verwendung eines Papieres nach einem der Ansprüche 5-8 zur Herstellung von Wellpappe.