(57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Schleifmittel sowie auf ein Verfahren zu seiner
Herstellung.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schleifmittel der fraglichen Art aufzuzeigen, welches
bei Vermeidung der Einschränkungen - welchen die zum Stand der Technik zählenden Schleifmittel
unterworfen sind - einen geringen Schleifkornanteil und damit geringe Kosten erforderlich
macht, gleichwohl aber eine den herkömmlichen Schleifmitteln vergleichbare Leistung
sicherstellt.
Diese Aufgabe wird bei dem Schleifmittel gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 dadurch
gelöst, daß diese Zusatzstoffe etwa in der Größe des Schleifkorns vorliegen und eine
geringere Härte als das Schleifkorn haben.
[0001] Schleifmittel auf Unterlage werden im allgemeinen in der Weise hergestellt, daß auf
einen flexiblen Träger wie Papier, Gewebe oder Vulkanfiber ein Bindemittel wie tierischer
Leim oder Phenol-Formaldehyd-Harz aufgebracht wird, in welches das Schleifkorn elektrostatisch
oder mechanisch gestreut wird. Nach Aushärtung dieser sogenannten Grundbindung ist
das Schleifkorn in seiner Stellung auf dem Träger fixiert. Es wird dann eine zweite
Bindungsschicht, die sogenannte Deckbindung, aufgebracht, die ebenfalls aus tierischen
Leimen oder Resolen, vermischt mit Füllstoffen, bestehen kann. Diese zweite Bindungsschicht
verleiht dem Schleifkorn seine endgültige feste Verankerung auf dem Träger.
[0002] Die Verwendung von Füllstoffen unterschiedlicher Art in Bindungssystemen für Schleifmittel
wie die erwähnten Leime oder Resole geschieht aus verschiedenen Gründen. So wird neben
der Streckung durch billigere Stoffe wie z. B. Kreide auch die Verbesserung der jeweiligen
Trocknungs- und Härtungsverfahren sowie eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften
der Bindungen angestrebt.
[0003] Daneben wird durch die Verwendung sogenannter schleifaktiver Füllstoffe, wie z. B.
Kryolith oder Kaliumfluoroborat, eine vom jeweiligen Material abhängige, mehr oder
minder große Verbesserung der Schleifleistung erzielt, da diese Stoffe den Schleifprozeß
positiv beeinflussen.
[0004] Nach dem Stand der Technik erfolgt die Zugabe in fein aufgemahlener Form in die Deckbindung.
Normalerweise wird die maximal verarbeitbare Größe durch die üblichen Misch- und Auftragsverfahren
bestimmt. Nach der DE-PS 3 112 954 C2 werden schleifaktive Stoffe in festen Schleifkörpern
auch in Form von Granulaten oder Pellets eingesetzt.
[0005] Ferner ist bekannt, Mischungen von normalem Schmelzkorund mit sogenanntem Hochleistungsschleifkorn
wie z. B. Schleifkorn auf Basis von Aluminiumoxid und Zirkonoxid in eutektischer Zusammensetzung,
im folgenden
"Zirkonkorund" genannt, oder polykristallinem Aluminiumoxid, im folgenden
"Sinterkorund" genannt, zu verwenden, um die Kosten für die Herstellung von Hochleistungsschleifmitteln
zu senken. Dabei werden allerdings besondere Anforderungen an die Kornverteilung der
gesamten Mischung gestellt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schleifmittel der fraglichen Art aufzuzeigen, welches
nicht den vorgenannten Einschränkungen unterliegt und trotzdem mit einem geringeren
Schleifkornanteil und damit reduzierten Kosten eine vergleichbare Schleifleistung
wie die Schleifmittel gemäß dem Stand der Technik erbringt.
[0007] Diese Aufgabe wird bei dem Schleifmittel nach dem Oberbegriff des Anspruches 1 dadurch
gelöst, daß diese Zusatzstoffe etwa in der Größe des Schleifkornes vorliegen und eine
geringere Härte als das Schleifkorn haben. Es wurde überraschenderweise gefunden,
daß die Schleifleistung sogar erheblich gesteigert werden kann, wenn Zusatzstoffe
etwa in der Größe des verwendeten Schleifkornes vorliegen, die für sich allein keine
abrasiven Eigenschaften besitzen müssen. Das heißt, es ist keine bestimmte Härte erforderlich.
Ebenso sind schleifaktive Eigenschaften, wie sie z. B. bei Kryolith bekannt sind,
nicht erforderlich.
[0008] In einer besonders bevorzugten Ausführung der Erfindung wird die räumliche Anordnung
von Schleifkorn und Zusatzstoffen so gewählt, daß die Spitzen des Schleifkorns und
der Zusatzstoff möglichst in einer Ebene liegen und damit beim Schleifprozeß gleichzeitig
zum Einsatz kommen.
[0009] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Schleifmittels liegt dabei nicht nur in einer erheblichen
Ersparnis an teurem Schleifkorn, sondern vor allem auch in einer signifikanten Steigerung
der Schleifleistung.
[0010] Vorteilhaft ist auch die Verwendung einer feinteiligen, getrockneten und auf die
entsprechende Korngröße aufgesiebten Suspension aus Aluminiumoxid, wie sie z. B. bei
der Herstellung von keramischem Schleifkorn als Vorprodukt mit einer Mohs-Härte von
1 - 2 nach der DE-PS 3 604 848 anfällt.
[0011] Nach dem üblichen Stand der Technik ist das Aufbringen von Zusatzstoffen in der Größe
der eingesetzten Schleifkörner zusammen mit der Deckbindung nur unter größeren Schwierigkeiten
möglich, so daß das erfindungsgemäße Schleifmittel vorteilhaft so hergestellt wird,
daß die Zusatzstoffe mit dem eingesetzten Schleifkorn gemischt werden und dieses Gemisch
elektrostatisch oder mechanisch in die Grundbindung gestreut wird. In einer weiteren
Ausführung der Erfindung können die beiden Komponenten auch in zwei oder mehreren
aufeinanderfolgenden Streuvorgängen aufgebracht werden.
[0012] Die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Schleifmittels im Vergleich zum Stand der
Technik soll in den nachfolgenden Beispielen dargestellt werden, ohne daß diese den
gesamten Bereich der Erfindung abdecken:
Beispiel 1 :
[0013] Auf ein in üblicher Weise ausgerüstetes Polyestergewebe wird eine Grundbindung bestehend
zu 50 Gew.% aus einem Phenol-Resol mit einem Phenol/Formaldehyd-Verhältnis von 1 :
1,5 und einem Festkörpergehalt von ca. 80 % und 50 Gew.% gemahlener Kreide als Zusatzstoff
mit einer mittleren Teilchengröße von 20 µm in einer Menge von 220 g/qm mittels Rakelbeschichtung
aufgetragen. Dann wird ein Gemisch aus 33 Vol.% Normalkorund der Korngröße P 36 (nach
FEPA-Norm) und 67 Vol.% einer auf die gleiche Korngröße aufgesiebten Kreide in bekannter
Weise elektrostatisch aufgebracht und in einem üblichen Temperaturprogramm getrocknet
und gehärtet. Die aufgebrachte Schleifkorn/Kreide-Menge beträgt ca. 645 g/qm.
[0014] Anschließend wird die Deckbindung mittels Walzenbeschichtung aufgetragen, wobei diese
zu 50 Gew.% aus einem Phenol-Resol und zu 50 Gew.% aus synthetischem Kryolith mit
einer mittleren Teilchengröße von 15 µm besteht. Die aufgetragene Menge beträgt 460
g/qm. Die Deckbindung wird ebenfalls in bekannter Weise ausgehärtet.
[0015] Danach wird das so erhaltene Schleifmittel flexibilisiert und zu einem Endlos-Band
von 2000 mm Länge und 50 mm Breite konfektioniert.
[0016] Die Prüfung erfolgt durch Schleifen gegen einen rotierenden Rundstab von 30 mm Durchmesser
aus C 45, Werkstoffnr. 1.0503 nach DIN 669 unter einer Belastung von 35 N, wobei in
Intervallen von je 5 min geschliffen wird. Die Prüfung wird beendet, wenn der Abschliff
pro Intervall unter 50 g absinkt.
[0017] Es wird ein Abschliff von 1314 g erzielt.
[0018] Ein mit reinem Normalkorund in einer Auftragsmenge von 810 g/qm bestreutes Vergleichsband
erzielt unter sonst gleichen Bedingungen eine Abschliffleistung von nur 976 g.
Beispiel 2 :
[0019] Es wird ein Versuchsband gemäß Beispiel 1 hergestellt, wobei ein Gemisch aus 50 Vol.%
Zirkonkorund der Korngröße 36 (nach AINSI) und 50 Vol.% einer auf die gleiche Korngröße
aufgesiebten Kreide als Zusatzstoff gestreut wird. Die aufgebrachte Menge beträgt
680 g/qm. Die Prüfung erfolgt wie in Beispiel 1 unter einer Belastung von 40 N. Die
Prüfung wird beendet, wenn der Abschliff pro Intervall unter 100 g absinkt.
[0020] Es wird ein Abschliff von 2182 g erzielt.
[0021] Ein mit reinem Zirkonkorund in einer Menge von 908 g/qm bestreutes Vergleichsband
erzielt unter sonst gleichen Bedingungen einen Abschliff von nur 1745 g.
Beispiel 3 :
[0022] Es wird ein Versuchsband gemäß Beispiel 1 hergestellt, wobei jedoch ein Gemisch aus
60 Vol.% Kryolith-Granulat als Zusatzstoff, aufgesiebt auf Korngröße 36, und 40 Vol.%
Zirkonkorund gestreut wird. Die Prüfung erfolgt gegen einen rotierenden Rundstab von
30 mm Durchmesser aus rostfreiem Stahl (Werkstoffnr. 1.4301 gewalzt und abgeschreckt,
ADW 2, DIN 17440 - 7/85). Es wird in acht Intervallen von je 5 min ein Abschliff von
insgesamt 1203 g erzielt. Das mit reinem Zirkonkorund bestreute Vergleichsband erzielt
im gleichen Zeitraum einen Abschliff von nur 660 g.
Beispiel 4 :
[0023] Es wird ein Versuchsband gemäß Beispiel 1 hergestellt, wobei jedoch ein Gemisch aus
55 Vol.% Zirkonkorund der Korngröße 36 und 45 Vol.% einer getrockneten, feinteiligen
Aluminiumoxid-Suspension gemäß DE-PS 3 604 848 C2 als Zusatzstoff, aufgesiebt auf
die gleiche Korngröße, gestreut wird. Die Fertigstellung des Bandes erfolgt wie in
den vorangegangenen Beispielen.
[0024] Die bereits beschriebene Prüfung gegen C 45 ergibt eine Schleifleistung von 4293
g bei einem Andruck von 50 N; das mit reinem Zirkonkorund hergestellte Vergleichsband
erzielt unter gleichen Bedingungen eine Leistung von nur 2165 g.
[0025] Die Standzeit des erfindungsgemäßen Schleifmittels beträgt dabei 25 Intervalle gegenüber
nur 12 Intervallen des Vergleichsbandes.
Beispiel 5 :
[0026] Es wird ein Versuchsband gemäß Beispiel 1 hergestellt, wobei ein Gemisch aus 50 Vol.%
Sinterkorund der Korngröße 36 und 50 Vol.% einkristallinem Magenesiumoxid der gleichen
Korngröße als Zusatzstoff gestreut wird.
[0027] Die Prüfung erfolgt gegen einen rotierenden Rundstab von 30 mm Durchmesser aus 42
CrMo4 (Werkstoffnr. 1.7225). Es werden unter einem Andruck von 35 N 20 Intervalle
von je 1 min geschliffen. Der Abtrag beträgt 642 g; ein Vergleichsband mit reinem
Sinterkorund erreicht einen Abschliff von nur 545 g im gleichen Zeitraum.
1. Schleifmittel auf Unterlage, bestehend aus einem Träger, Bindemitteln mit feinteiligen
Füllstoffen, Schleifkorn und weiteren Zusatzstoffen in den Bindemitteln, dadurch gekennzeichnet,
daß diese Zusatzstoffe etwa in der Größe des Schleifkornes vorliegen und eine geringere
Härte als das Schleifkorn haben.
2. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schleifkorn aus Aluminiumoxid
und Zirkonoxid in eutektischer Zusammensetzung besteht.
3. Schleifmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schleifkorn aus polykristallinem
Aluminiumoxid besteht.
4. Schleifmittel nach Anspruch 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schleifkornarten
für sich allein oder in Mischung miteinander verwendet werden.
5. Schleifmittel nach Anspruch 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Teil
der Zusatzstoffe einen Durchmesser von 50 bis 150 %, vorzugsweise 80 bis 120 % des
mittleren Schleifkorndurchmessers aufweist.
6. Schleifmittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge an Zusatzstoffen
in Schleifkorngröße 5 bis 90 Vol.%, vorzugsweise 20 bis 80 Vol.%, bezogen auf die
Gesamtmenge von Schleifkorn und Zusatzstoffen, beträgt.
7. Schleifmittel nach Anspruch 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Zusatzstoffe in
Schleifkorngröße alle in Schleifmitteln üblichen Füllstoffe für sich allein oder in
Mischung miteinander verwendet werden und diese während des Schleifvorganges feinteilig
verschleißen.
8. Verfahren zur Herstellung von Schleifmitteln nach Anspruch 1 - 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zusatzstoffe und das Schleifkorn gemeinsam oder in verschiedenen Schritten
aufgebracht werden.
9. Verwendung des Schleifmittels nach Anspruch 1 - 8 in daraus konfektionierten Schleifwerkzeugen.