[0001] Die Erfindung betrifft ein Textilausrüstungsmittel und Verfahren zur Ausrüstung von
Textilgut.
[0002] Natürliche, unbehandelte Textilien genügen in der Regel nicht den hohen Anforderungen,
die an die Gebrauchseigenschaften eines Textils gestellt werden. Sie werden daher
chemisch behandelt, um ihnen die gewünschten Gebrauchseigenschaften zu verleihen.
Die hierfür verwendeten Mittel bezeichnet man als Ausrüstungsmittel.
[0003] Die bekannten Ausrüstungsmittel sind fast nie universell für alle üblichen textilen
Grundmaterialien verwendbar. Man benötigt daher für Textilien aus Zellulose andere
Ausrüstungsmittel als für solche aus Keratinfasern (z.B. Wolle) oder aus Synthesefasern,
wie Polyestern.
[0004] Für zellulosehaltige Textilien hatten sich in der Vergangenheit Ausrüstungsmittel
auf der Basis von N-Hydroxymethyl- oder N-Methoxymethylverbindungen durchgesetzt,
die unter den Anwendungsbedingungen Formaldehyd abgeben und das cellulosehaltige Material
mehr oder weniger stark vernetzen.
[0005] Inzwischen sind allerdings in einigen Ländern gesetzliche Regelungen in Kraft getreten,
die die Verwendung von formaldehydhaltigen oder formaldehydabspaltenden Ausrüstungsmitteln
stark einschränken und für bestimmte Textilien, wie Babykleidung, oder Kleidung, die
direkt auf der Haut getragen wird, verbieten.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, Ausrüstungsmittel für Textilien zur
Verfügung zu stellen, die für alle üblichen textilen Grundmaterialien universell verwendbar
und frei von Formaldehyd bzw. formaldehydabspaltenden Verbindungen sind. Der Erfindung
liegt insbesondere die Aufgabe zugrunde, ein Ausrüstungsmittel der vorbezeichneten
Art zur Verfügung zu stellen, das dem Textil antimikrobielle Eigenschaften, Knitterfreiheit,
weichen Griff und gute Luftdurchlässigkeit verleiht und weitgehend waschbeständig
ist.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe mit Hilfe eines Ausrüstungsmittels, das ein wasserlösliches
Polysiloxan enthält und gekennzeichnet ist durch ein Polysiloxan der allgemeinen Formel
I:

worin
- R'
- für einen Polyätherrest steht, der aus -CH₂-CH₂-O- und/oder -CH₂-CH₂-CH₂-O- Einheiten
besteht,
- R''
- für einen Epoxipolyätherrest steht, dessen Polyätherkette derjenigen von R' entspricht;
- R'''
- für einen Polyäthoxirest steht; und
- m
- eine ganze Zahl von etwa 1000 bis 3000 bedeutet.
wobei die Reihenfolge der mit m, R', R'' und R''' gekennzeichneten Einheiten beliebig
ist.
[0008] Vorteilhaft sind Polysiloxane der obigen Formel I, bei denen der Polyätherrest R'
etwa 50 bis 200 Einheiten der angegebenen Formeln enthält, der Epoxipolyätherrest
R'' 1 bis 10 Epoxigruppen aufweist und der Polyethoxyrest R''' etwa 50 bis 200 Ethoxyeinheiten
aufweist.
[0009] Die Reste R', R'' und R''' können somit auch durch folgende Formeln gekennzeichnet
werden:

wobei "n" jeweils für eine ganze Zahl von etwa 50 bis 200 steht und die Epoxigruppe
im Rest R'' mehrmals, z.B. 2 bis 10mal, vorkommen kann.
[0010] Vorzugsweise hat das Polysiloxan der Formel I ein Molekulargewicht zwischen 100 000
und 300 000, insbesondere ein Molekulargewicht von 200 000 bis 250 000. Dieses Polysiloxan
ist gut wasserlöslich, zumindest soll es in Wasser leicht dispergierbar oder emulgierbar
sein. Die Methylsiloxaneinheiten mit den Resten R', R'' und R''' können sich im Molekül
auch mehrfach wiederholen. In diesem Falle können die Seitenketten R', R'' und R'''
entsprechend kürzer ausgebildet sein oder die Anzahl "m" der Dimethylsiloxaneinheiten
kann entsprechend reduziert sein.
[0011] Die Polysiloxane der allgemeinen Formel I werden in an sich bekannter Weise hergestellt,
z.B. durch Cohydrolyse und anschließende Kondensation verschiedener Organohalogensilane,
vgl. z.B. Ullmann's Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Bd. 21, S. 500
ff.
[0012] Das erfindungsgemäße Textilausrüstungsmittel enthält vorzugsweise außerdem ein antimikrobielles
Mittel, ein Vernetzungsmittel und wenigstens einen Katalysator.
[0013] Als antimikrobielles Mittel wird vorzugsweise Dodecyldimethyl-benzyl-ammoniumchlorid
der Formel II:

verwendet. Als Vernetzungsmittel wird vorzugsweise Alpha, omega-bisepoxypropyl-hexamethylendiamin
der Formel III:

verwendet.
[0014] Als Katalysatoren vewendet man vorteilhaft Essigsäure und Magnesiumchlorid.
[0015] Das erfindungsgemäße Mittel wird vorzugsweise in wäßriger Lösung angewandt. Eine
gebrauchsfertige wäßrige Lösung enthält vorzugsweise:

[0016] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mittels enthält in
wäßriger Lösung:

[0017] Die vorstehend erwähnten Gehalte sind die Anwendungsgehalte in wäßriger Lösung also
in wäßriger Flotte. Man kann das Mittel natürlich auch in Form einer konzentrierten
Stammlösung handhaben, aus der durch Verdünnen mit Wasser die Anwendungsflotte hergestellt
wird. Es ist vorteilhaft, das Mitte in Form einer 2- oder 3-Komponenten-Verpackung
unverdünnt zu lagern. Beispielsweise kann man das antimikrobielle Mittel und die Katalysatoren
vereinigen und gemeinsam lagern und das Polysiloxan und das Vernetzungsmittel jeweils
separat abgepackt beifügen. Vorteilhaft vereinigt man die Komponenten unmittelbar
vor dem Gebrauch in der wäßrigen Lösung.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Ausrüsten von Textilien wird in der Weise durchgeführt,
daß man die oben bezeichneten Komponenten, gegebenenfalls in Anwesenheit üblicher
Zusätze,in den oben angegebenen Mengenverhältnissen in Wasser löst und anschließend
das Textilmaterial mit der Lösung behandelt. Vorzugsweise wird das Textilmaterial
vollständig mit der Lösung getränkt und anschließend wird ein bestimmter Flottengehalt
durch Auspressen eingestellt, z.B. in einem Foulard. Sodann wird in der Wärme getrocknet
und zum Schluß kurzzeitig auf höhere Temperatur erhitzt. Die Trocknung erfolgt vorteilhaft
bei 70 bis 100 °C, die Trocknungsdauer beträgt dann etwa 5 bis 15 Minuten, vorteilhaft
6 bis 10 Minuten. Abschließend erhitzt man z.B. 20 bis 90 Sekunden auf 110 bis 120°,
vorteilhaft auf 115 °C und läßt das Ganze etwa 24 Stunden altern.
[0019] Das erfindungsgemäße Mittel zieht sehr gut auf Textilien aus allen natürlichen Materialien,
wie Baumwolle, Wolle und Seide, aber auch auf synthetische Materialien auf. Es ist
selbstvernetzend, die Bindung zum Textilmaterial ist daher sehr fest, was in einer
ungewöhnlich großen Waschbeständigkeit zum Ausdruck kommt. Das Mittel verleiht Gewebe
einen angenehmen, weichen Griff, beeinträchtigt nicht die Färbungen des Gewebes, ist
physiologisch sehr verträglich und läßt sich in üblicher Weise mit üblichen Vorrichtungen
auftragen.
[0020] Eine sehr vorteilhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mittels ist die Kombination
mit dem oben angegebenen Vernetzungsmittel und den angegebenen Katalysatoren.
[0021] Besonders vorteilhaft ist die Mitverwendung eines antimikrobiellen Mittels, insbesondere
des oben erwähnten Dodecyldimethyl-benzyl-ammoniumchlorids. Überraschenderweise ergibt
die hier beschriebene Gesamtkombination aus Organopolysiloxan, Vernetzungsmittel,
Katalysatoren und antimikrobielle Mittel eine Textilausrüstung höchster Qualität.
[0022] Diese Ausrüstung schützt vor Motten- und Schimmelbefall und hemmt oder tötet die
meisten üblichen Krankheitserreger, wie z.B.:
Staphylococcus aureus, (mit und ohne Arzneimittelresistenz)
Staphylococcus albus,
Candida albicans,
Bacillus subtilis,
Bacillus coli,
Bacillus pyocyaneus,
Bacillus dysenteriae,
Bacillus enteritidis,
Bacillus typhosus,
Bacillus proteus,
Bacillus anthracis.
[0023] Diese antimikrobielle Ausrüstung ist sehr wirksam, äußerst waschbeständig und körperverträglich.
Sie kann daher sehr gut sowohl im technischen als auch im hygienischen Bereich eingesetzt
werden.
[0024] Im technischen Bereich handelt es sich meist um die Ausrüstung von Zeltstoffen, Abdeckplanen,
Sack- und Filtermaterialien usw., die längere ― Zeit starken Witterungseinflüssen
ausgesetzt sind. Sie werden auf diese Weise gut gegen Schimmelbildung, Fäulnis, Verfärbung
und jede Art von biologischer und enzymatischer Faserschädigung geschützt.
[0025] Im hygienischen Bereich können z.B. Kliniks-, Bekleidungs- und Haushaltstextilien
mit dieser Ausrüstung versehen werden. So ausgerüstete Textilien verhindern eine Übertragung
von krankheitserregenden Mikroben und eine durch mikrobiellen Abbau bedingte Geruchsbildung.
Textilien dieser Art wirken daher auch z.B. in Kühlschränken, Lagerräumen, Toiletten
und Bädern deodorisierend.
[0026] Ein mit dieser Ausrüstung behandeltes Baumwollgewebe wurde in bezug auf seine Waschbeständigkeit
und seine antimikrobielle Wirksamkeit gegenüber verschiedenen üblichen Krankheitserregern
getestet. Die Ergebnisse sind in den nachfolgenden Tabellen 1 und 2 zusammengefaßt.
Tabelle 1
Gewebe |
Zahl der Waschzyklen |
Staphylococcus aureus |
Bacillus coli |
Bacillus pyocyaneus |
Bacillus * subtilis |
unbehandelt |
O |
756 |
>1000 |
>1000 |
>1000 ** |
Behandelt mit Flotte nach Beisp.1 |
20 |
O |
O |
O |
O |
30 |
O |
O |
O |
O |
40 |
O |
O |
O |
O |
50 |
O |
O |
O |
O |
60 |
O |
O |
O |
O |
* Alle Stämme sind Standard Stämme |
** Zahl der Bakterien pro Plaque von 4,8 cm ø |

[0027] Die nachfolgenden Beispiele dienen zur weiteren Erläuterung der Erfindung, ohne sie
jedoch einzuschränken.
Beispiel 1
a) Herstellung der Flotte:
[0028] In 700 ml enthärtetem Leitungswasser werden bei Raumtemperatur 6 g Polysiloxan (wie
auf Seite 2 definiert, mit einem Molekulargewicht von 230 000),15 g Dodecyl-dimethylbenzyl-ammoniumchlorid,
7 g Bis-epoxypropyl-hexamethylendiamin, 9 g 98%ige Essigsäure und 9 g Magnesiumchlorid
gelöst und man füllt mit Wasser auf 1000 g auf.
b) Applikation der Flotte:
[0029] 100 g eines gebleichten Baumwollgewebes, wie es für die Herstellung von Arzt-Kitteln
verwendet wird, werden in die vorbezeichnete Flotte eingetaucht, einige Male in der
Flotte hin und herbewegt, um Luftblasen zu entfernen und das Gewebe vollständig zu
imprägnieren, nach etwa 30 bis 60 Sekunden wird das Gewebe herausgenommen. Man läßt
es einige Sekunden abtropfen und entfernt dann zwischen Quetschwalzen die überschüssige
Flotte, wobei man etwa einen Feuchtigkeitsgehalt von 70 % einstellt. Anschließend
wird 6 bis 10 Minuten lang bei 70 bis 100 °C getrocknet, dann wird 40 bis 60 Sekunden
lang auf 115 °C erhitzt, schließlich läßt man das so behandelte Gewebe 24 Stunden
altern.
[0030] Die so erhaltene Ausrüstung ist außerordentlich waschbeständig und antimikrobiell
wirksam. Die oben geschilderten Test-Ergebnisse wurden mit einem Gewebe dieser Art
erzielt.
Beispiel 2
[0031] In einen Liter einer gemäß Beispiel 1 erhaltenen Flotte werden 150 g eines gefärbten
Seidengewebes einer üblichen Futterstoff-Qualität eingetaucht und für einige Sekunden
darin bewegt, um eine völlige Benetzung und Imprägnierung zu erzielen. Anschließend
wird das Gewebe entnommen, man läßt es abtropfen und entfernt die überschüssige Flotte
zwischen Quetschwalzen, wobei man einen Feuchtigkeitsgehalt von 60 % einstellt. Dann
wird bei 70 bis 100 °C 6 bis 8 Minuten lang getrocknet und 30 bis 40 Sekunden lang
auf 115 °C erhitzt. Anschließend läßt man 24 Stunden altern.
[0032] Die so erhaltene Ausrüstung ist ebenso waschbeständig wie die oben angegebene und
ihre antimikrobielle Wirkung besteht auch nach ca. 60 Waschzyklen noch unverändert.
1. Textilausrüstungsmittel mit einem wasserlöslichen Polysiloxan, gekennzeichnet durch
ein Polysiloxan der allgemeinen Formel I:

worin
R' für einen Polyätherrest steht, der aus -CH₂-CH₂-O- und/oder -CH₂-CH₂-CH₂-O- Einheiten
besteht,
R'' für einen Epoxipolyätherrest steht, dessen Polyätherkette derjenigen von R'
entspricht;
R''' für einen Polyäthoxirest steht; und
m eine ganze Zahl von etwa 1000 bis 3000 bedeutet,
wobei die Reihenfolge der mit m, R', R'' und R''' gekennzeichneten Einheiten beliebig
ist.
2. Mittel gemaß Ansprach 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß es außerdem
a) ein antimikrobielles Mittel
b) ein Vernetzungsmittel und
c) einen Katalysator enthält.
3. Mittel gemäß Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß es
a) als antimikrobielles Mittel Dodecyl-dimethyl-benzylammoniumchlorid,
b) als Vernetzungsmittel Bisepoxipropyl-hexamethylendiamin und
c) als Katalysator Essigsäure und Magnesiumchlorid enthält.
4. Mittel gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß es in wäßriger Lösung
5. Mittel gemäß Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß es
6. Verfahren zum ausrüsten von Textilien,
dadurch gekennzeichnet, daß man eine Flotte herstellt, indem man die Komponenten nach einem der Ansprüche
1 bis 5, gegebenenfalls zusammen mit üblichen Zusätzen in Wasser löst oder emulgiert,
das Textilgut mit der Flotte imprägniert, die Flotte bis auf einen bestimmten Wert
auspreßt, das Textilgut in der Wärme trocknet und kurzzeitig auf höhere Temperatur
erhitzt.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß man 0,2 bis 2, vorzugsweise 0,5 bis 1 Gew.-% Polysiloxan, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Flotte, verwendet.