[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum unterirdischen Vortreiben
von Rohren.
[0002] Es sind Verfahren zum grabenlosen Verlegen von Rohrleitungen unter Bahndämmen und
dergleichen bekannt, bei denen die zu verlegenden Rohre nacheinander von einem Anfahrschacht
aus direkt in das Erdreich vorgetrieben werden, ohne daß zuvor ein Tunnel gebohrt
wird.
[0003] Bei einigen bekannten Verfahren wird das Rohr mit Hilfe einer preßluftgetriebenen
Ramme in das Erdreich eingeschlagen, wobei man Vorkehrungen dafür trifft, daß das
beim Vortrieb in das Rohrinnere verdrängte Kernmaterial am rückwärtigen Rohrende austreten
kann. In einigen Fällen ist eine auf das vordere Rohrende aufgesetzte Bohrkrone mit
aufwendigen Spüleinrichtungen für den kontinuierlichen Abtransport des Kernmaterials
versehen (DE-U-83 20 972). Zur Verbesserung des Rohrvortriebs ist es darüber hinaus
bekannt, das Rohr in Querschwingungen rechtwinklig zu seiner Längsachse zu versetzen
(DE-C-31 29 722).
[0004] Aus der DE-C-39 20 567 ist ein Verfahren bekannt, bei dem das Rohr mit Hilfe einer
Vortriebseinrichtung kontinuierlich in den Boden eingepreßt wird und bei dem dieser
Vortriebsbewegung eine oszillierende Bewegung des Rohres in Längsrichtung überlagert
ist. Das Rohr wird in eine Halterung eingespannt, die mit Hilfe eines Oszillators
relativ zu einem Schlitten beweglich ist, und der Schlitten wird seinerseits in Vortriebsrichtung
des Rohres angetrieben. Der Oszillator wird durch eine von einem Motor angetriebene
Kreisscheibe gebildet, auf der außermittig ein Kurbelzapfen befestigt ist, der in
eine mit der Rohrhalterung verbundene Gleitschiene eingreift. Dieser Oszillator erzeugt
somit eine Sinusschwingung, bei der die Hubgeschwindigkeiten in beiden Richtungen
gleich groß sind. Die Überlagerung dieser harmonischen Schwingung mit der wesentlich
langsameren axialen Vortriebsbewegung des Rohres führt dazu, daß die Vorwärtsbewegung
des Rohres mit einer geringfügig größeren Geschwindigkeit erfolgt als die Rückwärtsbewegung.
Dieser Effekt ist bei dem herkömmlichen Verfahren jedoch vernachlässigbar und hat
keine praktischen Auswirkungen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Abtransport des Kernmaterials aus dem
Rohr während des Vortriebs zu verbessern.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch das Verfahren nach Anspruch 1 und
durch eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens gemaß Anspruch 2.
[0007] Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, die oszillierende Bewegung, die der linearen
Vortriebsbewegung überlagert wird, derart unsymmetrisch auszuführen, daß die Hubgeschwindigkeit
in Vorwärtsrichtung größer ist als in Rückwärtsrichtung. Unter diesen Umständen hat
die oszillierende Bewegung, die eigentlich dazu dient, Rammschläge für den Vortrieb
des Rohres zu erzeugen, zugleich den Effekt, daß das Kernmaterial im Rohr nach hinten
transportiert wird. Bei der relativ langsamen Rückwärtsbewegung des Rohres wird das
im Rohr liegende Erdreich aufgrund der verhältnismäßig hohen Haftreibung mitgenommen.
Bei der schnelleren Vorwärtsbewegung des Rohres wird die Beschleunigung des Rohres
jedoch so groß, daß die Haftreibung nicht ausreicht, das Kernmaterial wieder mit nach
vorn zu nehmen. Auf diese Weise wird das Kernmaterial ähnlich wie in einem Schwingförderer
aktiv zum rückwärtigen Rohrende transportiert.
[0008] Mit Hilfe dieses Transportmechanismus können sogar leichte Steigungen überwunden
werden, so daß ein einwandfreier Materialabtransport auch dann noch gewährleistet
ist, wenn das Rohr schräg abwärts in das Erdreich eingetrieben wird.
[0009] Durch den kontinuierlichen Abtransport des Kernmaterials während des Rohrvortriebs
wird die Bildung größerer Materialansammlungen im Rohr vermieden, so daß Reibungsverluste
und die Gesamtmasse der oszillierend bewegten Teile verringert werden. Hierdurch ergibt
sich eine deutliche Senkung des Energiebedarfs.
[0010] Aufgrund der stetigen Materialabfuhr brauchen die Vortriebsarbeiten nur selten oder
gar nicht unterbrochen zu werden, um das Kernmaterial aus dem Rohr zu entfernen. Dieser
Vorteil wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ohne kontinuierliche Flüssigkeitsspülung
erreicht, so daß keine aufwendigen Spüleinrichtungen erforderlich sind und der Anfahrschacht
nicht durch Spülflüssigkeit verschlammt wird.
[0011] Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß aufgrund der niedrigeren Geschwindigkeit
während des Rückwärtshubes bei gegebener Antriebsleistung eine höhere Kraft zur Verfügung
steht, um das Rohr wieder freizubekommen. Auf diese Weise wird ein störungsfreier
Betrieb auch bei ungünstigen Bodenverhältnissen erreicht, bei denen das Rohr dazu
neigt, sich im Bohrloch zu verklemmen.
[0012] Darüber hinaus ergibt sich aufgrund der Kleineren Geschwindigkeit beim Rückwärtshub
ein geringerer Rückstoß bei der Bewegungsumkehr am Ende des Rückwärtshubes, so daß
die Erschütterungen im Bereich der Antriebsaggregate und die mechanische Beanspruchung
der Stützen verringert wird, mit denen die Vortriebseinrichtung an der Rückwand des
Anfahrschachtes abgestützt wird. Andererseits wird bei der schnelleren Vorwärtsbewegung
des Rohres eine größere kinetische Energie und somit eine größere Durchschlagskraft
erreicht.
[0013] Die oszillierende Bewegung des Rohres kann bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung
beispielsweise mit Hilfe eines Kurbeltriebes mit Schwinge, eines Linearmotors mit
geeigneter Steuerung oder einer Anordnung aus einfach oder doppelt wirkenden Hydraulikzylindern
erzeugt werden. Der Oszillator läßt sich dabei jeweils so einstellen, daß die Geschwindigkeitsdifferenz
zwischen Vorwärtshub und Rückwärtshub im Hinblick auf den Rohrdurchmesser, die Bodenbeschaffenheit
und dergleichen optimiert wird.
[0014] Im folgenden wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen
näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Schnitt durch eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Vortreiben
von Rohren; und
- Fig. 2
- eine schematische Skizze eines Beispiels eines Oszillators für den oszillierenden
Rohrantrieb.
[0016] Gemäß Figur 1 ist in einem Anfahrschacht 10 eine Rammvorrichtung 12 installiert,
mit der ein Rohr 14 etwa waagerecht in das Erdreich 16 eingetrieben wird. Die Rammvorrichtung
weist eine Lafette 18 auf, die mit Füßen 20 auf dem Boden des Anfahrschachtes 10 justiert
ist und sich an ihrem der Vortriebsrichtung des Rohres entgegengesetzten Ende mit
Stempeln 22 an der Rückwand des Anfahrschachtes abstützt. Aufder Lafette 18 ist ein
Schlitten 24 geführt, der mit einer Vortriebseinrichtung 26 linear in Längsrichtung
des Rohres 14 antreibbar ist, um das Rohr in das Erdreich vorzupressen. Der Schlitten
24 trägt seinerseits eine in Längsrichtung des Rohres 14 geführte Rohrhalterung 28
mit Spannvorrichtungen 30, in die das Rohr 14 fest eingespannt ist. Mit Hilfe eines
Oszillators 32 ist die Rohrhalterung 28 hin-und hergehend relativ zu dem Schlitten
24 bewegbar, so daß das Rohr 14 eine der stetigen Vortriebsbewegung überlagerte Längsschwingung
ausführt. Das vordere Rohrende 34 übt somit Rammschläge auf das Erdreich aus, so daß
das Eindringen des Rohres in das Erdreich begünstigt wird.
[0017] Beim Eindringen des Rohres 14 in den Boden wird ein Teil des Erdreiches als Kernmaterial
36 in das Innere des Rohres verdrängt. Der Oszillator 32 ist so gestaltet, daß der
Vortriebshub - nach links in Figur 1 - relativ zu dem Schlitten 24 mit einer größeren
Geschwindigkeit erfolgt als der Rückwärtshub. Dies hat zur Folge, daß das Kernmaterial
36 schrittweise zum hinteren Rohrende transportiert wird und auf den Boden des Anfahrschachtes
10 fällt.
[0018] Bei dem Oszillator 32 handelt es sich beispielsweise um einen mechanischen Oszillator,
dessen Funktionsprinzip nachfolgend unter Bezugnahme auf Figur 2 erläutert werden
soll.
[0019] In Figur 2 ist ein in waagerechter Richtung, parallel zur Achse des Rohres 14 in
Figur 1, geführter Teil der Rohrhalterung 28 gezeigt.
[0020] An diesem Teil der Rohrhalterung 28 wird durch zwei parallel zueinander rechtwinklig
zur Längsrichtung der Rohrhalterung vorspringende Ansätze 38 eine Gleitschiene für
einen Zapfen 40 einer Schwinge 42 gebildet. Die durch zwei parallele Schienen gebildete
Schwinge 42 ist mit ihrem entgegengesetzten Ende an einer drehbaren Achse 44 befestigt
und ist somit in Richtung der Pfeile A schwenkbar. Eine durch einen Motor angetriebene
Kurbelscheibe 46 weist einen exzentrischen Kurbelzapfen 48 auf, der zwischen die beiden
Schienen der Schwinge 42 greift. Wenn die Kurbelscheibe 46 in Richtung des Pfeiles
B gedreht wird, so wird die Schwinge 42 oszillierend verschwenkt und entsprechend
die Rohrhalterung 28 in Richtung der Pfeile C hin- und herbewegt. Die Geschwindigkeit
der Rohrhalterung 28 ist proportional zur Geschwindigkeit der Querbewegung des Kurbelzapfens
48 (parallel zu dem Doppelpfeil C) und umgekehrt proportional zu dem jeweiligen Abstand
zwischen dem Kurbelzapfen 48 und der Achse 44. Die in Figur 2 in durchgezogenen Linien
gezeigte Stellung des Kurbelzapfens 48 entspricht einer Position kurz vor dem vorderen
Umkehrpunkt. Wenn sich der Kurbelzapfen beim anschließenden Rückwärtshub durch die
Position 48' bewegt, ist sein Abstand zur Achse 44 relativ groß und somit die Hubgeschwindigkeit
der Rohrhalterung 28 nur gering. Wenn sich der Kurbelzapfen dagegen beim Vorwärtshub
durch die Position 48'' bewegt, ist sein Abstand zur Achse 44 wesentlich Kleiner,
so daß sich beim Vorwärtshub eine wesentlich höhere Hubgeschwindigkeit ergibt. Durch
Verstellen der Höhe der Kurbelscheibe 46 relativ zur Schwinge 42 läßt sich das Verhältnis
der Geschwindigkeiten der Rohrhalterung 28 beim Vorwärts- und Rückwärtshub stufenlos
variieren.
1. Verfahren zum unterirdischen Vortreiben von Rohren, bei dem der Vortriebsbewegung
des Rohres (14) eine oszillierende Bewegung in Längsrichtung überlagert wird, dadurch
gekennzeichnet, daß die oszillierende Bewegung in Vortriebsrichtung mit einer größeren Hubgeschwindigkeit
erfolgt als in Gegenrichtung.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer Rohrhalterung
(28) zum Einspannen des Rohres (14), einer Vortriebseinrichtung (26) zur Erzeugung
der Vortriebsbewegung der Rohrhalterung und des Rohres und mit einem Oszillator (32)
zur Erzeugung einer der Vortriebsbewegung überlagerten hin- und hergehenden Bewegung
der Rohrhalterung in Längsrichtung des Rohres, dadurch gekennzeichnet, daß der Oszillator in einem Modus betreibbar ist, in dem seine Hubgeschwindigkeit
in Vortriebsrichtung größer ist als die Hubgeschwindigkeit in Gegenrichtung.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Oszillator ein Kurbeltrieb (46) mit Schwinge (42) ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Oszillator (32) wenigstens eine Kolben/Zylinder-Einheit aufweist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Oszillator (32) ein Linearmotor ist.