[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Begrenzung von Setzungen an der Oberfläche
bei Herstellung eines unterirdischen Hohlraumes, insbesondere eines Tunnels, durch
Ausbruch von Material, wie Lockergestein, Erdreich od.dgl.
[0002] Bei der Herstellung eines Tunnels in Bodenformationen, welche insbesondere durch
Lockergestein oder Erdreich gebildet sind, besteht das Problem, daß während des Ausbruches
des Materials zur Herstellung des Tunnels und während der Auskleidung des Tunnels
an der Geländeoberfläche Setzungen auftreten, welche vorgegebene zulässige Werte überschreiten.
Wenn der Tunnel unterhalb von freiem Gelände hergestellt wird, kommt dem Auftreten
von Setzungen keine besondere Bedeutung zu. Wenn jedoch ein Tunnel im verbauten Gebiet
hergestellt wird, können Setzungen in Abhängigkeit der Tangentenneigung der Selzungsmulde
zu Schäden an der Bebauung führen, weswegen gewährleistet werden muß, daß die Setzungen
bzw. die Tangentenneigungen innerhalb vorgegebener Werte verbleiben.
[0003] Es wird hiezu darauf hingewiesen, daß aufgrund des Ausbruches des Materials im Boden
Spannungsumlagerungen mit zugehörigen Verformungen bedingt werden, die einen Gebirgstragring
wirksam werden lassen. Derartige Verformungen im Boden treten insbesondere in den
Bereichen seitlich des Hohlraumes, den sogenannten Ulmen, auf, durch welche in der
Folge an der Geländeoberfläche Setzungen verursacht werden, die vorgegebene Grenzwerte
überschreiten.
[0004] Der gegenständlichen Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Herstellung eines unterirdischen, sich längs erstreckenden Hohlraumes, insbesondere
eines Tunnels, zu schaffen, durch welches Setzungen bzw. Tangentenneigungen von Setzungsmulden
im Bereich der Geländeoberfläche auf vorgegebene maximale Werte beschränkt werden.
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erzielt, daß bereits vor Herstellung des Hohlraumes
in den beiden seitlichen Bereichen, den sogenannten Ulmen, eine Anhebung bewirkt wird,
wodurch sich durch Spannungsumlagerungen ein Gebirgstragring ausbildet. Hiedurch werden
beim Ausbruch des Materials zur Hohlraumherstellung Setzungen weitgehend verringert
bzw. auf vorgegebene maximale Werte beschränkt. Vorzugsweise werden die Anhebungen
durch Volumsvermehrungen in Ulmenbereichen bewirkt. Dies kann durch Materialinjektion
bzw. durch Hochdruckbodenvermörtelung bewirkt werden. Alternativ dazu können in den
beiden Ulmenbereichen Schlitze gefräst werden, welche nachfolgend ausgepreßt werden.
[0005] Nach einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird die Anhebung in Ulmenbereichen
dadurch bewirkt, daß eine Vorspannung derselben gegenüber der überfläche, z.B. durch
Mikropfähle mit Fußerweiterung, erfolgt.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1: einen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Tunnel, in schematischer
Darstellung,
Fig. 2: ein Diagramm, an dem die Hebung bzw. Setzung des Bodens während der Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens erläutert ist, und
Fig. 3: die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bei Herstellung eines Tunnels
samt Tunnelanschluß.
[0007] In Fig. 1 ist unterhalb der Oberfläche 1 der geplante Tunnel 2 dargestellt, welcher
in der Folge durch eine Auskleidung 3 ausgesteift wird. Um während des Ausbruches
des Materials, insbesondere von Lockergestein bzw. von Erdreich, die hierdurch verursachten
Verformungen, welche Setzungen bedingen, und welche insbesondere von den beiden seitlichen
Bereichen des zukünftigen Tunnels, den sogenannten Ulmen, bedingt werden, weitgehend
vermeiden zu können, werden vor Ausbruch des Materials in den Bereichen der Ulmen
4 Anhebungen durchgeführt, welche insbesondere durch Volumsvermehrungen 5 bewirkt
werden. Durch die Anhebungen wird um den zukünftigen Tunnel 2 durch Spannungsumlagerungen
ein Gebirgstragring 6 ausgebildet, welcher schematisch dargestellt ist. Sobald in
weiterer Folge der Tunnel 2 ausgebrochen wird, werden durch diesen bereits vorweg
hergestellten Gebirgstragring Verformungen und dadurch bedingte Setzungen auf ein
vorgegebenes Höchstmaß beschränkt. Die Anhebung kann durch Volumsvermehrung, wie durch
Bodeninjektionen, Hochdruckbodenvermörtelung oder Fräsen von Schlitzen und Aufpressen
des Materials oder auch durch Vorspannung der Ulmenbereiche gegenüber der Oberfläche
bewirkt werden.
[0008] Bei einer Bodeninjektion werden die Hohlräume des Bodens, welche in Lockerböden,
durch Poren, Risse, Spalten oder Klüfte gebildet sind, ganz oder teilweise mit Injektionsgut
gefüllt. Dabei wird das Injektionsgut über Bohrungen derart in den Boden eingebracht,
daß es unter Verdrängung der in den Hohlräumen befindlichen Luft bzw. des darin befindlichen
Grundwassers diese weitgehend ausfüllt. Hiedurch wird eine Verbesserung der Bodenkennwerte
bewirkt. Durch Weiterführung der Bodeninjektion und zugehöriger Aufsprengung wird
in diesen Bereichen eine Volumsvermehrung bewirkt, die zu den gewünschten Spannungsumlagerungen
führt.
[0009] Bei einer Hochdruckbodenvermörtelung wird das Lockergestein nach Herstellung einer
Bohrung mittels eines Schneidstrahl aus Wasser oder eines Wasser/Luftgemisches aufgeschnitten
und gelöst. Gleichzeitig wird der gelöste Boden mit einer Suspension von Zement oder
Bentonitzement so vermischt, daß nach Abbinden ein homogener Bodenmörtel in Säulen-
oder Scheibenform gebildet wird. Hierbei erfolgt auch ein teilweiser Austausch des
Bodens durch das Suspensionsgut, wobei ein Rückfluß über das Bohrloch erfolgt. Da
der Schneidstrahl mit sehr hohem Druck arbeitet, können durch Regulierung der Druckhöhe
des Rückflusses durch das Bohrloch Hebungen erzeugt werden, wodurch gleichfalls die
angestrebten Spannungsumlagerungen bewirkt werden.
Beim Fräsen von Schlitzen und Aufpressen derselben werden in den Ulmenbereichen, z.B.
in der Art der Hochdruckbodenvermörtelung, Schlitze hergestellt, in welche das Preßgut
eingebracht werden kann, wodurch die angestrebte Volumsvermehrung erzielt wird.
[0010] Bei der Vorspannung der Ulmenbereiche gegenüber der Geländeoberfläche werden Zugpfähle,
welche in den Ulmenbereichen mit Fußerweiterungen ausgebildet sind, hergestellt. Durch
Vorspannen der hierdurch erfaßten Ulmenbereiche gegenüber der Oberfläche werden Anhebungen
bewirkt, wodurch die angestrebten Spannungsumlagerungen erzielt werden. Hierfür können
auch Erdanker herangezogen werden.
[0011] Anhand des Diagramms der Fig. 2 ist die Hebung bzw. Setzung der Geländeoberfläche
während der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt. In einem ersten
Zeitraum, währenddessen in den Ulmenbereichen Bohrungen oder Schlitze hergestellt
werden, tritt eine geringfügige Setzung ein. Sobald in weitere Folge diese Schlitze
oder Hohlräume durch Injizieren mit Material ausgefüllt werden, erfolgt eine Anhebung
des Bodens im Einflußbereich der Volumsvermehrung.
[0012] Die Ausbildung des angestrebten Stützgewölbes ist dann erreicht, wenn ein direkter
Zusammenhang zwischen Volumsvermehrung und Hebung besteht. Nach Beendigung des Vorganges
zur Anhebung des Materials in den Ulmenbereichen können Nachsetzungen auftreten, welche
jedoch im Vergleich zur Hebung des Bodens geringfügig sind.
[0013] In Fig. 3 der Zeichnung ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines
Längstunnels 10 und eines Quertunnels 11 erläutert. Hierzu wird darauf hingewiesen,
daß Verformungen insbesondere in den seitlichen Bereichen des Anschlusses der beiden
Tunnel 10 und 11 mitbedingt werden. Demnach werden vor allem in diesen beiden Bereichen
13 Anhebungen vorgenommen, welche insbesondere durch Volumsvermehrung bewirkt werden,
wodurch sich über diesen Bereichen ein Gebirgstragring 14 ausbildet, durch welchen
bei und nach dem Ausbruch des Materials Setzungen auf vorgegebene Ausmaße 15 beschränkt
werden. Die für die Ausbildung des Gebirgstragringes vorweg erforderlichen Gelände-Hebungen
sind in Form von Isohypsen 12 dargestellt.
1. Verfahren zur Begrenzung von Setzungen an der Oberfläche bei Herstellung eines unterirdischen,
sich längserstreckenden Hohlraumes, insbesondere eines Tunnels, durch Ausbruch von
Material, wie Lockergestein, Erdreich, od.dgl., dadurch gekennzeichnet, daß bereits
vor dem Ausbruch des Materials durch Spannungsumlagerungen ein Gebirgstragring ausgebildet
wird, und zwar dadurch, daß in den beiden seitlichen Bereichen des zu schaffenden
Hohlraumes, den sogenannten Ulmen, z.B. durch Volumsvermehrung, Anhebungen des Materials
bewirkt werden.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Volumsvermehrung
in den Ulmenbereichen dadurch bewirkt wird, daß in diese Material injiziert wird.
3. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Volumsvermehrung
in den Ulmenbereichen dadurch bewirkt wird, daß in diesen eine Hochdruckbodenvermörtelung
bewirkt wird.
4. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Volumsvermehrung
in den Ulmenbereichen dadurch bewirkt wird, daß in diese Schlitze gefräst werden,
welchen nachfolgend ausgepreßt werden.
5. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Anhebungen in den
Ulmenbereichen durch eine Vorspannung derselben gegenüber der Oberfläche, z.B. durch
Mikropfähle mit Fußerwieterung, bewirkt werden.