[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Reizstoffpatrone oder einen Wurfkörper, insbesondere
zum Abschuß aus Handfeuerwaffen.
[0002] Bekannte Reizstoffpatronen bestehen im wesentlichen aus einem im Boden der Patrone
angeordneten Zündhütchen, darüber befindlicher Anfeuerung und wieder darüber angeordnetem
verpreßten Reizstoffsatz. Letzterer besteht aus einer Mischung aus einem Heizsatz
mit den erforderlichen Mengen an Chloracetophenon (CN) oder Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril
(CS). Beim Abbrennen, d.h. nach der Zündung durch die Anfeuerung, erwärmt der Heizsatz
das Reizgas und treibt dieses aus.
[0003] Die Herstellung dieses gepreßten Satze ist mit großer Belastung des Arbeitspersonals
verbunden, da während der gesamten Herstellung - Mischen, Mahlen, Pressen, Dosieren
und Montieren - ständig Reizgas austritt, was zu Irritationen der Augen, der Schleimhäute
und der Haut führt.
[0004] Außerdem wird das Zündhütchen durch austretendes Reizgas im Laufe der Zeit zerstört.
[0005] Die vorliegende Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, einen neuen Aufbau
der Reizstoffpatrone zu schaffen, bei dessen Herstellung und bei Lagerung das Freiwerden
von Reizgas weitestgehend eingeschränkt ist.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt, ausgehend vom Stand der Technik bei einer Reizstoffpatrone
der eingangs geschilderten Art, erfindungsgemäß dadurch, daß die Reizstoffladung aus
pastösem oder erschmolzenem und fließfähig eingetragenem Wirkstoff besteht und sich
in separaten, mit einer Schutzschicht versehenen Behältnissen befindet, wobei die
Behältnisse auf dem Heizsatz bzw. der Anfeuerung ruhen und von einer Lochscheibe überdeckt
und in der Patrone gehalten sind.
[0007] Wesentlich ist dabei, daß nunmehr Heizsatz und Reizstoff getrennt voneinander vorliegen,
wobei der Reizstoff in die Behältnisse vergossen wird, wonach diese versiegelt werden.
[0008] Das Aufschmelzen und Vergießen erfordert keine hohen Temperaturen, CN schmilzt bei
etwa 55°C und CS bei etwa 95°C, wobei das Aufschmelzen und Vergießen besonders leicht
in abgeschlossenen, dafür vorgesehenen Vorrichtungen vorgenommen werden kann. Nach
dem Abkühlen wird auf das Behältnis eine Schutzschicht, z.B. eine Folie aufgeklebt
oder aufgeschweißt, wonach die Behältnisse ohne weiteres zwischenlagerfähig sind,
ohne daß durch die Behälterwandungen (vorzugsweise Kunststoff) oder die Schutzschicht
nennenswerte Mengen an CN- oder CS-Molekülen austreten können.
[0009] Der Reizstoff kann auch als Paste verarbeitet werden, wozu dieser auf Schmelztemperatur
erwärmt und gegebenenfalls mit geeignetem Füllstoff im gewünschten Mengenverhältnis
warm abgemischt und in die Form gebracht wird. Die Schmelzpunkte von CN liegen bei
etwa 55°C und von CS bei 05°C, was der Pastenherstellung entgegenkommt. Füllstoff
kann z.B. Paraffin sein.
[0010] Die Reizstoffpatrone kann dabei eine normale Patrone mit eigenem Zündhütchen sein,
sie kann jedoch auch als "Stern" verwendet werden, wobei ein Treibsatz die Patrone
austreibt und die Anfeuerung des Heizsatzes zündet.
[0011] Die Behältnisse können zylinderförmig ausgebildet sein und z.B. als Mehrzahl kreisförmig
gegen den Heizsatz oder die Anfeuerung anliegen.
[0012] Vorgezogen wird jedoch das Vergießen von größeren Volumina, vorzugsweise in eine
einer Kuchenform entsprechende Aufnahme mit einem zentralen, hochstehenden Mittelteil,
dessen Höhe derjenigen des Behältnisrandes etwa entspricht. Im Mittelteil ist dabei,
ebenso wie in der Lochscheibe, eine zentrale Öffnung vorgesehen, die dem Durchzünden
vom Treibsatz zur Anfeuerung, z.B. bei entsprechendem Aufbau eines Sternes bzw. zum
gerichteten Ausströmen des vom Heizsatz freigesetzten Heißgases dient, die letztere
die Behälter soweit erhitzen, daß die Behälterwandung und/oder die Abdeckung zerstört
und Reizgas freigesetzt wird.
[0013] Die Lochscheibe aus geeignetem Werkstoff, vorzugsweise aus Metall, überdeckt die
Behältnisse, und über die Löcher tritt anfänglich das Reizgas aus.
[0014] Die Öffnung der Form sowie die Lochanzahl und deren Größe in der Lochscheibe können
zur Steuerung oder Optimierung des Reizgasaustrittes dienen, was insbesondere dann
von Vorteil ist, wenn dem Heizsatz ein Rauchsatzanteil zugemischt ist.
[0015] Behältnisse und Abdeckscheibe können dabei aus rückstandsfrei verbrennendem Kunststoff,
wie z.B. Polyethylen, bestehen.
[0016] Eine besonders einfache Möglichkeit, die Behältnisse gegen ausgasenden Reizstoff
zu versiegeln, besteht darin, den Satz nach dem Vergießen mit einem Wachs, insbesondere
mit Paraffin heiß zu versiegeln, wobei dieses lediglich auf die Oberfläche des Reizstoffes
aufgegossen zu werden braucht. Wachs und Reizstoff können danach gemeinsam abkühlen
und erstarren.
[0017] Die Behältnisse können in der Patrone durch einen eingespannten Ring über die Lochscheibe
gehalten werden, insbesondere bei einem mit einem Treibsatz zu verschließenden, in
eine Patrone einsetzbaren Stern, wird vorgeschlagen, den Patronenrand einzubördeln
und dadurch die Lochscheibe auf das oder die Behältnisse zu drücken, wodurch der ganze
Satz fixiert wird.
[0018] Anhand der beiliegenden Figuren wird die vorliegende Erfindung beispielhaft näher
erläutert.
- Figur 1
- zeigt einen Tränengasstern
- Figur 2
- zeigt einen Einstellbehälter.
[0019] Figur 1 zeigt im Schnitt einen Tränengasstern, der mit Hilfe eines (nicht dargestellten)
Treibsatzes verschossen wird. Er besteht aus der Ladungshülse 8 aus Aluminium sowie
dem darin befindlichen Heizsatz 4 und der darüber liegenden Anfeuerung 5. Der Heizsatz
besteht aus geeignetem pyrotechnischen, vorzgusweise einem Schwelsatz aus Kaliumchlorat
und organischen Brennstoffen und der Anfeuerung. Auf der Anfeuerung 5 ruht ein kuchenformartiges
Behältnis 3 mit darin eingegossenem CN, CR oder CS als Reizstoffladung 1.
[0020] Die Reizstoffladung 1 ist überdeckt von Paraffin als Schutzschicht 2. Auf den oberen
Rand 10 des Behältnisses 3 ist eine Scheibe 6 mit kreisförmigen Löchern 11 gelegt
und durch die Einbördelung 9 gegen den Behälterrand 10 gedrückt, so daß der gesamte
Satz stabil in der Hülse 8 ruht.
[0021] Die Scheibe 6 weist als Zündkanal eine zentrale Öffnung 7 auf, die koaxial über einer
mittigen Öffnung im erhabenen Mittelteil 12 des Behältnisses 3 liegt und so einen
Zugang zur Anfeuerung 5 bildet. Der Freiraum innerhalb des Mittelteils 12 kann mit
einem Heizsatz und/oder einem Zündsatz ausgefüllt sein, ebenso kann der periphere
Bereich um das Behältnis mit Heizsatz ausgefüllt sein.
[0022] Der Stern ist in einer Patrone untergebracht, die zentralen Öffnungen 7, 7' dienen
zum Durchzünden durch das Zündhütchen der Patrone.
[0023] Dem Heizsatz kann Rauchanteil, z.B. Ammoniumchlorid beigemischt werden.
[0024] Anstelle eines einzelnen Einstellbehälters können natürlich auch mehrere kreisförmige
Behälter einer geeigneten Form kreisförmig unter Freilassung einer als Zündkanal dienenden
zentralen Öffnung um die Mittelachse herum angeordnet sein.
[0025] Die Hülse 8 kann nach Zündung als ganzes aus dem Patronenmantel ausgestoßen werden,
um danach Reizgas auszutreiben.
[0026] Figur 2 zeigt in vergrößerter Darstellung das kuchenformartige Behältnis 3 im Schnitt. Es
besteht vorzugsweise aus rückstandsfrei verbrennendem Kunststoff und ist mit der erschmolzenen
und vergossenen oder pastösen Reizstoffladung 1 gefüllt.
[0027] Oben auf dem erstarrten Reizgas liegt eine vergossene und erstarrte Schutzschicht
2 aus vorzugsweise Paraffin, wodurch der Reizstoff gasdicht nach außen abgeschlossen
ist. Mittig ist die zentrale Öffnung 7 zum Durchzünden freigelassen.
[0028] Der Rand 10 stützt sich gegen die Innenwandung der Ladungshülse ab.
[0029] Anstelle der Isolationsschicht 2 kann auf den Rand 10 - wie strichliert angedeutet
- auch eine abdichtende Folie 13 aufgeklebt oder aufgeschweißt sein, wozu der Rand
10 einen ringförmigen Überstand 14 aufweisen und das Mittelteil 12 mit einer Abflachung
15 versehen sein kann, um für das abdichtende Kleben oder Schweißen genügend Fläche
zur Verfügung zu stellen.
Bezugszeichenliste
[0030]
- 1
- Reizstoffladung
- 2
- Schutzschicht
- 3
- Behältnis
- 4
- Heizsatz
- 5
- Anfeuerung
- 6
- Lochscheibe
- 7, 7'
- zentrale Öffnung
- 8
- Patronenmantel
- 9
- Einbördelung
- 10
- Rand
- 11
- Löcher
- 12
- Mittelteil
- 13
- Folie
- 14
- Überstand
- 15
- Abflachung
1. Reizstoffpatrone oder Wurfkörper, bestehend aus einer Ladungshülse, gegebenenfalls
einem Zündhütchen, einem Heizsatz, gegebenenfalls einer Anfeuerung und einem Reizstoff
wie Chloracetophenon (CN), Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril (CS) oder Dibenzoxazepin
(CR), gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale
a) die Reizstoffladung (1) befindet sich in separaten, mit einer Schutzschicht (2)
versehenen Behältnissen (3);
b) die Reizstoffladung (1) besteht aus erschmolzenem oder pastösem, in fließfähigem
Zustand in die Behältnisse (3) eingetragenem Wirkstoff;
c) die Behältnisse (3) ruhen auf dem Heizsatz (4) bzw. der Anfeuerung (5) und sind
von einer Lochscheibe (6) überdeckt und mittels dieser in der Patrone gehalten.
2. Reizstoffpatrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Behältnisse (3) kreisförmig auf dem Heizsatz (4) oder der Anfeuerung
(5) angeordnet sind.
3. Reizstoffpatrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Behältnis (3) die Form einer Kuchenform aufweist und vorzugsweise mittig
ebenso wie die Lochscheibe eine Öffnung (7) als Zündkanal besitzt.
4. Reizstoffpatrone nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Behältnisse (3) aus Kunststoff oder Metall bestehen.
5. Reizstoffpatrone nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzschicht (2) aus Inhibitor, vorzugsweise aus Paraffin, besteht oder
eine Folimabdichtung ist.
6. Reizstoffpatrone nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Patronenmantel (8) oberhalb der Lochscheibe (6) eingebördelt ist, wobei
die Einbördelung (9) auf der Lochscheibe (6) aufliegt und den pyrotechnischen Satz
in Klemmsitz hält.