[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Abschuß von Projektilen durch
ein elektrisch aufgeheiztes Plasma nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Eine derartige Vorrichtung ist aus der DE-OS 38 14 332 bekannt. Die Patrone besteht
dabei aus einer elektrisch nichtleitenden Hülse, die das zu einem niedrigmolekularem
Gas zerfallende Material als Flüssigkeit oder Pulver enthält, sowie aus dem Projektil,
das zugleich die mündungsseitige Elektrode bildet. Dazu ist das Projektil über einen
Draht mit einem Kontakt an der Abschußrohrmündung verbunden und becherförmig ausgebildet,
um den Draht beim Abschuß einzusammeln. Dadurch erhält das Projektil eine aerodynamisch
sehr ungünstige Form. Auch wird die Handhabung dadurch erschwert, daß er Draht an
der Rohrmündung fixiert und kontaktiert werden muß. Ferner kann nur ein dünner und
damit ein einen relativ hohen elektrischen Widerstand aufweisender Draht mit dem becherförmigen
Projektil eingesammelt werden.
[0003] Nach der DE-OS 38 16 300 stößt ein Ende des Stromleiters, das durch den Boden der
Patrone ragt, an die mündungsseitige Stirnseite des Brennraumgehäuses an. Auch diese
Art der Kontaktierung führt zu einem großen elektrischen Widerstand.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine einfach aufgebaute und zu handhabende Vorrichtung
der im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Art bereitzustellen, bei der ein geringer
elektrischer Widerstand der Kontaktierung des Stromleiters gewährleistet ist.
[0005] Dies wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1 gekennzeichnete Abschußvorrichtung
erreicht. In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wiedergegeben.
[0006] Da erfindungsgemäß der Stromleiter aus mehreren Strängen oder Fäden besteht, die
sich am mündungsseitigen Ende der Patrone radial oder sternförmig nach außen zu der
mündungsseitigen, ringförmigen Elektrode erstrecken, wird eine große Anzahl von Kontakten
zwischen der Elektrode und dem Stromleiter hergestellt, die zu einem entsprechend
geringen elektrischen Kontaktierungswiderstand führen.
[0007] Auch können die Stränge des Stromleiters sich am verschlußseitigen Ende der Patrone
radial nach außen erstrecken, um eine bessere Kontaktierung mit der verschlußseitigen
Elektrode sicherzustellen.
[0008] Die einzelnen Stränge des Stromleiters können aus einem Metalldraht gebildet sein.
Da der Stromleiter in ein Plasma übergeführt wird, sollte dabei ein Metall mit geringem
Atomgewicht verwendet werden, vorzugsweise Aluminium oder Lithium.
[0009] Besonders bevorzugt ist jedoch ein Stromleiter, bei dem die einzelnen Stränge aus
Kohlenstoff-Fasern bestehen. Kohlenstoff-Fasern besitzen nämlich eine relativ hohe
Sublimationstemperatur von über 3000° C. Das heißt, es fließt Strom durch die Kohlenstoff-Fasern,
bis diese hohe Sublimationstemperatur erreicht ist, also eine Temperatur nahe der
Plasmatemperatur. Dadurch wird aus den Kohlenstoff-Fasern ein Lichtbogen oder Plasmakanal
gebildet, der für den Zerfall des den Plasmakanal umgebenden Materials in ein niedrigmolekulares
Gas sorgt, aus dem weiteres Plasma gebildet wird. Zugleich besitzt Kohlenstoff ein
niedriges und damit für die Plasmabildung günstiges Atomgewicht.
[0010] Zur besseren Kontaktierung mit den Elektroden können die Kohlenstoff-Fasern metallisiert
sein, beispielsweise mit einer leitfähigen Paste.
[0011] Um die Kontaktfläche zwischen der mündungsseitigen, ringförmigen Elektrode und dem
Stromleiter zu vergrößern und damit den elektrischen Widerstand weiter herabzusetzen,
können die einzelnen Stränge, die sich an der Stirnseite sternförmig von der Längsachse
der Patrone nach außen erstrecken, rechtwinklig umgebogen sein, und zwar entweder
zur Patrone hin, also auf die Patronenumfangsfläche, oder von der Patrone weg, so
daß sie von der Patrone nach vorne zur Mündung des Abschußrohres ragen. Der Widerstand
kann damit bis in den Milliohm-Bereich herabgesetzt werden.
[0012] Das Material, das unter der Einwirkung des Lichtbogens zu einem niedrigmolekularen
Gas zerfällt, weist vorzugsweise einen hohen Wasserstoffanteil auf. Es kann eine Flüssigkeit,
beispielsweise niedrigmolekularer Alkohol, wie Propanol, sein.
[0013] Ein niedriges Molekular- bzw. Atomgewicht des Gases, zu dem das Material unter der
Einwirkung des Lichtbogens zerfällt, ist von Bedeutung, damit das Plasma keinen zu
hohen Anteil an kinetischer Energie aufnimmt, der der kinetischen Energie des Projektils
entzogen wird.
[0014] Ein besonders bevorzugtes Material ist Wachs. Das heißt, die Patrone weist vorzugsweise
keine Hülse auf, sondern ist als Wachskerze ausgebildet, durch die sich der Stromleiter
wie ein Docht erstreckt. Als Wachs kann z.B. Polyäthylenwachs oder Paraffinwachs verwendet
werden.
[0015] Durch die Verwendung einer solchen Kerze kann der gesamte Innendurchmesser der Brennkammer
mit einem zur Plasmabildung geeigneten Material ausgefüllt werden. Zugleich verbrennt
das Wachs rückstandslos, so daß der Brennraum nicht verunreinigt wird.
[0016] Ferner ist bei der Verwendung von Polyäthylenpulver beobachtet worden, daß beim Zünden
ein großer Teil aus der Mündung austritt, ohne ein Plasma zu bilden. Dies wird mit
der erfindungsgemäßen Wachskerze ebenfalls verhindert.
[0017] Ein weiterer Vorteil der Wachskerze besteht darin, daß leicht oxidierbare Metalle
mit niedrigem Atomgewicht, wie Lithium, als Stromleiter verwendet werden können, da
sie durch die Einbettung in das Wachs der oxydierenden Einwirkung der Umgebung entzogen
werden.
Darüber hinaus ist Wachs leicht zu bearbeiten. So lassen sich die Stränge bzw. Kohlenstoff-Fasern
an der oder den Stirnseiten sowie ggf. an dem mündungsseitigen Umfangsabschnitt der
Kerze leicht in das Wachs eindrücken.
[0018] Der Außendurchmesser der Kerze ist vorzugsweise etwas kleiner als der Innendurchmesser
des Brennraumes oder es ist eine Nut an der Seite der Kerze vorgesehen, damit die
Luft aus dem Brennraum austreten kann, wenn eine Kerze mündungsseitig eingeführt wird.
Durch Nachdrücken der Kerze kann dann der Brennraum voll ausgefüllt werden.
[0019] Die Kerze weist einen dem Innendurchmesser des Brennraumes angepaßten Außendurchmesser
auf und ist rotationssymmetrisch ausgebildet. Sie braucht jedoch nicht zylindrisch
und nicht als Vollkörper ausgebildet zu sein. Vielmehr kann die Kerze sowohl an ihrer
Außenseite wie im Innern Aussparungen aufweisen.
[0020] Beispielsweise kann sie eine sich zur Mündung hin erweiternde kegelförmige Innenausnehmung
besitzen, die beispielsweise mit einem anderen Material als Wachs gefüllt ist. Auf
diese Weise kann die Innenballistik optimiert werden. Wenn an der Außenseite Aussparungen
vorgesehen sind, also die Kerze nur über einen Teil und nicht über ihre gesamte Länge
an der Brennraumwand anliegt, muß lediglich die Positionierung der Kerze im Brennraum
sichergestellt sein, insbesondere im Hinblick auf die Kontaktierung der Elektroden
mit dem Stromleiter.
[0021] Nachstehend ist eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Abschußvorrichtung anhand
der Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch den Brennraum der Abschußvorrichtung und
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf eine Stirnseite der Patrone.
[0022] Die Abschußvorrichtung weist danach ein Brennraumgehäuse 1, z.B. aus Stahl, auf,
das aus den beiden beispielsweise durch die Verschraubung 2 verbundenen Teilen 3 und
4 besteht.
[0023] Das Teil 3 ist durch den Boden 5 verschlossen, der mit einer koaxialen Öffnung 6
versehen ist. An den Boden 7 des Teils 4 schließt sich das Abschußrohr 8 an, in dem
sich das Projektil 9 befindet.
[0024] In dem Gehäuse 1 ist auf der Verschlußseite, also der Seite des Bodens 5 des Teils
3, eine Elektrode 10 (z.B. Kathode) angeordnet, ferner eine Hülse 11, die den Brennraum
12 umgibt.
[0025] Die Elektrode 10 besteht beispielsweise aus Stahl, Wolfram oder einer Kupfer/Wolfram-Legierung
oder einem anderen hochschmelzenden Metall oder Metall-Legierung. Die Hülse 11 besteht
beispielsweise aus einem relativ temperaturfesten Kunststoff, wie hochmolekularen
Polyäthylen.
[0026] Die Elektrode 10 weist eine pilzförmige Verdickung 13 auf, von der ein Zapfen 14
in die Hülse 11 ragt, während ein weiterer Zapfen 15 auf der anderen Seite der Verdickung
13 durch die Öffnung 6 in den Boden 5 nach außen ragt, um mit einer nicht dargestellten
Stromquelle verbunden zu werden. Der Raum zwischen der zylindrischen Innenwand des
Gehäuses 1 und der Öffnung 6 im Boden 5 des Gehäuseteils 3 und der koaxial angeordneten
Elektrode 10 sowie der koaxial angeordneten Hülse 11 ist mit einer elektrischen Isolierung
16 gefüllt, beispielsweise einem glasfaserverstärkten Kunststoff.
[0027] Der Boden 7 des Gehäuseteils 4 weist eine koaxiale Bohrung 17 auf, deren Durchmesser
dem Innendurchmesser der Hülse entspricht. Der Innendurchmesser der Hülse 11 bzw.
der Bohrung 17 ist jedoch deutlich kleiner als der Innendurchmesser des Abschußrohres
8, also das Kaliber des Projektils 9.
[0028] Der Boden 7, der die mündungsseitige, ringförmige Elektrode (z.B. Anode) der Abschußvorrichtung
bildet, ist mit dem anderen Pol der erwähnten Stromquelle verbindbar, beispielsweise
durch eine Leitung, die an das Gehäuse 1 angeschlossen ist.
[0029] In der Hülse 11 bzw. dem Brennraum 12 ist eine Patrone 18 angeordnet, die über das
Abschußrohr 8 und die Bohrung 17 im Boden 7 des Gehäuseteils 4 eingeführt wird. Die
Patrone 18 ist als Wachskerze ausgebildet, liegt mit ihrer Umfangsfläche an der Umfangswand
der Hülse 11 dicht an und erstreckt sich von ihrem einen verjüngten Ende, das durch
einen Innenring 19 der Hülse 11 gesteckt ist, von der einen Elektrode 10 bis in die
Bohrung 17 im Boden 7 des Gehäuseteils 4, also in die andere ringförmige Elektrode.
[0030] In der Seele oder der Längsachse der Patrone oder Kerze 18 ist ein Stromleiter 20
angeordnet, der aus mehreren Strängen, z.B. mehreren Kohlestoff-Fasern 21 besteht.
[0031] An der dem Abschußrohr 8 zugewandten, also mündungsseitigen Stirnseite der Patrone
18 verlaufen die Stränge bzw. Kohlenstoff-Fasern 21 von der Patronenlängsachse radial
oder sternförmig nach außen (Fig. 2) und sind dann auf die Außenumfangsfläche der
Patrone 18 rechtwinklig umgebogen. Damit wird eine relativ große Kontaktfläche zwischen
dem Stromleiter 20 bzw. den Kohlestoff-Fasern 21, aus denen der Stromleiter 20 besteht,
und der durch den Boden 7 des Gehäuseteils 4 gebildeten ringförmigen mündungsseitigen
Elektrode erzielt.
[0032] Mit ihrer verschlußseitigen Stirnseite liegt die Patrone 18 an der Stirnseite der
Elektrode 10 an, wobei die Kohlenstoff-Fasern 21 auch an diesem Ende radial oder sternförmig
nach außen verlaufen, um eine möglichst große Kontaktfläche zu erhalten.
1. Vorrichtung zum Abschuß von Projektilen durch ein elektrisch aufgeheiztes Plasma mit
einem Brennraum mit einer mündungsseitigen und einer verschlußseitigen Elektrode,
zwischen denen ein das Plasma erzeugender Lichtbogen brennt, und mit einer in den
Brennraum einführbaren Patrone, die ein Material, das unter der Einwirkung des Lichtbogens
in ein niedrigmolekulares Gas zerfällt sowie in ihrer Längsachse einen Stromleiter
enthält, der die beiden Elektroden verbindet, dadurch gekennzeichnet, daß die mündungsseitige Elektrode ringförmig um das mündungsseitige Ende der Patrone
(18) angeordnet ist, und daß der Stromleiter (20) aus mehreren Strängen (21) besteht,
die sich am mündungsseitigen Ende der Patrone (18) von der Längsachse radial zu der
ringförmigen Elektrode erstrecken.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Stränge (21), aus denen der Stromleiter (20) besteht, auch am verschlußseitigen
Ende der Patrone (18) von der Längsachse radial nach außen erstrecken.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die sich radial zur ringförmigen Elektrode erstreckenden Stränge (21) an ihrem
Ende rechtwinklig umgebogen sind.
4. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Stränge (21) des Stromleiters (20) aus Kohlenstoff-Fasern bestehen.
5. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Patrone (18) als Wachs-Kerze ausgebildet ist.