[0001] Die Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Dekontamination von mit chemischen
Gefahrstoffen verunreinigten Flächen und Gegenständen sowie die hierzu notwendigen
Mittel.
[0002] Insbesondere betrifft es ein Verfahren und Mittel zur Dekontamination von Flächen
und Gegenständen, die mit cholinesterasehemmenden Stoffen vom Typ Organophosphate
und/oder mit dermatotoxischen Stoffen vom Typ Dichlordiethylsulfid kontaminiert sind.
[0003] Die Dekontamination von Flächen und Gegenständen, die mit Stoffen der beschriebenen
Klassen verunreinigt sind, ist sehr problematisch.
[0004] Einerseits steht die rasche Dekontamination im Vordergrund, andererseits aber werden
nach dem Stand der Technik die toxischen Stoffe nicht detoxifiziert, sondern nur abgewaschen
und gelangen mit ihrer vollen biologischen Wirkung in die Umwelt.
[0005] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, universell einsetzbare Verfahren und Mittel bereitzustellen
mit denen kontaminierte Flächen rasch dekontaminiert und die von diesen Flächen entfernten
toxischen Stoffe detoxifiziert werden und bei denen die Umweltbelastung und die Gefahr
für Menschen minimiert wird.
[0006] Die Lösung der Aufgabe erfolgt durch Verfahren zur Dekontamination gemäß der Ansprüche
1 bis 4 sowie durch Mittel zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Ansprüche 5 bis
9.
[0007] Gemäß einer früheren Anmeldung der Anmelderin (P 40 22 795.2) werden im Wasser gelöste
Schadstoffe detoxifiziert, wenn dem Wasser 10 bis 50 ppm niedermolekulare Alkalihuminate
pro Liter zugegeben werden.
[0008] Es wurde gefunden, daß Flächen und feste Gegenstände, die mit Schadstoffen kontaminiert
sind, sich in einfacher Weise dekontaminieren lassen, wenn sie mit einer Lösung behandelt
werden, die niedermolekulare Alkalihuminate enthält.
[0009] Dabei erfolgt sowohl eine Ablösung der Schadstoffe von der jeweiligen kontaminierten
Oberfläche als auch eine biologische Unwirksamkeit der Schadstoffe in dem mit ihnen
beladenen Mittel.
[0010] Diese Wirkung wird insbesondere bei Kontamination mit Organophosphaten sowie N-Lost
und S-Lost gefunden.
[0011] Derartige Organophosphate sind insbesondere Verbindungen der Struktur

wobei R¹ und R² kurzkettige Alkyl-, Alkoxy-, Alkylthio- oder Aminogruppen und X eine
leicht abspaltbare Gruppe wie Halogen-, Cyanid-, Phenoxy- oder Thiol-Gruppe bedeuten.
[0012] Diese Verbindungen wirken dadurch toxisch, daß sie die Acetylcholinesterase irreversibel
blockieren.
[0013] Nach der erfindungsgemäß durchgeführten Dekontamination sind einerseits die behandelten
Flächen und Gegenstände frei von Schadstoffen, andererseits sind die mit den abgelösten
Schadstoffen belasteten Lösungen nicht toxisch.
[0014] Demzufolge besteht das erfindungsgemäße Verfahren zur Dekontamination von Flächen
wie Böden, Wänden, Mauerwerk und festen Gegenständen wie Geräten, Maschinen oder Kleidungsstücken
darin, daß diese mit einer Lösung behandelt werden, die niedermolekulare Alkalihuminate
enthält. Bevorzugt werden wäßrige Lösungen eingesetzt. Diese können aber auch, um
organische, schadstoffhaltige Partikel besser vom Untergrund abzulösen, zusätzlich
bis zu 40 % wasserverträgliche, organische Lösemittel wie etwa niedrige ein- oder
mehrwertige Alkohole oder Ketone enthalten.
[0015] Desweiteren können die wäßrigen Lösungen oder die Wasser und Lösemittel enthaltenden
Lösungen zusätzlich ein oder mehrere Tenside enthalten. Hierbei können die Tenside
sowohl neutral als auch (bei rein wäßrigen Lösungen) anionischer oder kationischer
Natur sein. Ihre Menge liegt im Bereich von 0,05 bis 2 Gew.-%, bezogen auf die fertige
Lösung.
[0016] In den erfindungsgemäßen Mitteln einsetzbar und wirksam sind sowohl natürliche niedermolekulare
Alkalihuminate, wie sie aus DE-A 37 07 909 oder DE-A 37 36 623 bekannt sind, als auch
synthetisch durch Oxidation von mehrwertigen Phenolen in schwach alkalischem wäßrigem
Medium entsprechend DE-A 37 07 910 hergestellte niedermolekulare Alkalihuminate. Es
sind dies dunkelbraune, wasserlösliche Produkte mit einem mittleren Molekulargewicht
von 1.000, bei einem Streubereich von 300 bis 1.500.
[0017] Diese niedermolekularen Alkalihuminate sind in den erfindungsgemäß eingesetzten Mitteln
in einer Menge von 0,05 bis 6 Gew.-% bevorzugt in einer Menge von 0,5 bis 5 Gew.-%,
insbesondere bevorzugt in einer Menge von 1 bis 2 Gew.-%, bezogen auf die fertige
Lösung, gelöst.
[0018] Es gehört mit zum Erfindungsgedanken, daß die erfindungsgemäßen Mittel auch als Konzentrat
gelagert und transportiert werden, und kurz vor Gebrauch auf die gewünschte Konzentration
verdünnt werden.
[0019] Es ist auch möglich, die erfindungsgemäßen Mittel in fester Form herzustellen und
zu lagern und erst kurz vor Gebrauch in Wasser zu lösen und ggf. mit einem organischen
Lösemittel zu versetzen.
Beispeil 1:
[0020] Eine Platte aus Edelstahl (10 x 10 cm) wird mit 0,5 g Parathion kontaminiert.
[0021] Danach wird sie mit 20 ml einer 1%igen wäßrigen Lösung eines niedermolekularen Alkalihuminats
(hergestellt nach dem Beispiel der EP-B-0 281 678) besprüht.
[0022] Nach einer Einwirkzeit von 30 Minuten wird die Platte mit 100 ml destilliertem Wasser
abgespült und danach in ein Gefäß gelegt, das mit 5 l Wasser und Daphnia magna als
Testlebewesen gefüllt ist. Die Überlebensdauer der Testlebewesen beträgt mehr als
24 Stunden.
Beispiel 2:
[0023] Gemäß Beispiel 1 wird eine Prüfplatte aus Beton (10 x 10 cm) mit 0,5 g Metasystox
kontaminiert, danach mit 20 ml einer 1%igen wäßrigen Lösung eines niedermolekularen
Alkalihuminats besprüht, abgespült und die Dekontamination mit Hilfe von Daphnia magna
getestet. Die Überlebensdauer der Testlebewesen beträgt mehr als 24 Stunden.
1. Verfahren zur Dekontamination von Flächen und festen Gegenständen, dadurch gekennzeichnet, daß diese mit einer Lösung behandelt werden, die niedermolekulare Alkalihuminate
enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dekontamination mit einer wäßrigen Lösung niedermolekularer Alkalihuminate
durchgeführt wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Dekontamination mit einer wäßrigen Lösung durchgeführt wird, die zusätzlich
wasserverträgliche, organische Lösemittel enthält.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Dekontamination mit einer Lösung niedermolekularer Alkalihuminate durchgeführt
wird, die zusätzliche Tenside enthält.
5. Mittel zur Dekontamination von Flächen und festen Gegenständen, dadurch gekennzeichnet, daß es niedermolekulare Alkalihuminate enthält.
6. Mittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß es eine wäßrige Lösung ist.
7. Mittel nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung 0,05 bis 6 Gew.-% niedermolekulare Alkalihuminate enthält.
8. Mittel nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung 0,5 bis 5 Gew.-% niedermolekulare Alkalihuminate enthält.
9. Mittel nach den Ansprüchen 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung zusätzlich wasserverträgliche, organische Lösemittel enthält.
10. Mittel nach den Ansprüchen 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Lösung zusätzlich ein oder mehrere Tenside enthält.