[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zum Verhindern einer vorzeitigen Zündung einer
durch einen einstellbaren Verzögerungszünder zu zündenden Wirkladung eines Geschosses,
das durch eine Ausstoßladung aus einem Abschußrohr verschossen wird, gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1. Eine solche Anordnung ist aus der DE-PS 35 43 939 bekannt.
[0002] Bei der bekannten Anordnung sind der Beschleunigungsfühler und der Rohrfühler in
eine Endstellung vorgespannt, ist der Beschleunigungsfühler über einen Sperriegel
mit einem durch eine Feder belasteten Verzögerungsfühler gekoppelt und befindet sich
zwischen Verzögerungsstück und Wirkladung eine Übertragungsladung, die durch eine
von einem Hemmwerk gebremste Feder verschiebbar ist. Erreicht wird mit dieser Anordnung,
daß es bei unzulässiger Unterschreitung der vorgegebenen Abschuß-Maximalbeschleunigung
oder noch im Abschußrohr erfolgender unzulässiger Abbremsung des auf die vorgegebene
Maximalbeschleunigung beschleunigten Geschosses zu keiner Zündung der Wirkladung,
also zu keinem Rohrkrepierer kommen kann, und daß darüberhinaus auch bei fehlerhaftem
Verzögerungsstück oder fehlerhafter Einstellung des Verzögerungszünders keine vorzeitige
Zündung der Wirkladung vor Erreichen eines vorgegebenen Sicherheitsabstandes des Geschosses
vom Abschußrohr erfolgen kann, wobei auch den heutigen Sicherheitsvorschriften, welche
zwei voneinander unabhängige physikalische Größen zur Sicherung verlangen, Rechnung
getragen wird. Freilich ist die Herstellung dieser Anordnung aufgrund der vergleichsweise
aufwendigen Konstruktion und der Erfordernis der exakten Abstimmung der verwendeten
Federn schwierig und mit nicht unbeträchtlichen Kosten verbunden.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, die bekannte Anordnung so auszubilden,
daß die Herstellungskosten beträchtlich gesenkt werden, zugleich aber die Sicherheit
und Funktionssicherheit noch weiter gesteigert wird. Die Lösung dieser Aufgabe ergibt
sich aus den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1.
[0004] Bei der erfindungsgemäßen Anordnung werden nicht nur zwei voneinander unabhängige
physikalische Größen zur Sicherung herangezogen, sondern zwei physikalische Größen
unterschiedlicher Art, nämlich zum einen, wie bisher, die Mechanik, zum anderen aber
die Pyrotechnik. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß heute pyrotechnische Verzögerungssätze
bezüglich ihrer Verzögerungszeit sehr exakt herzustellen sind, und das mit vergleichsweise
geringen Kosten. Allein dadurch ergibt sich schon eine beträchtliche Kostenersparnis
gegenüber der vorbekannten, rein mechanisch wirkenden Anordnung. Darüberhinaus erweitert
sich der Sicherheitsbereich gegenüber einer unzulässigen Abbremsung - z.B. durch ein
Hindernis - auch außerhalb vom Abschußrohr bis zur ordnungsgemäßen Freigabe der Zündkette.
[0005] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert. Auf der Zeichnung
zeigen:
- Fig. 1
- eine Schemaskizze der Anordnung und
- Fig. 2
- ein Fließdiagramm zur Erläuterung der Funktion der Anordnung.
[0006] Die Sicherungsanordnung wird im Bodenbereich des Wurfkörpers untergebracht und stellt
das Verbindungsglied zwischen der Ausstoßladung bzw. einer dieser zugeordneten besonderen
Anzündladung und der Wirkladung, bzw. einer dieser zugeordneten besonderen Anzündladung,
dar.
[0007] Die Anordnung weist zwei zueinander parallele, sich in Abschußrichtung (Pfeil A)
erstreckenden pyrotechnische Verzögerungssätze auf, nachfolgend branchenüblich Verzögerungsstücke
genannt, nämlich ein erstes Verzögerungsstück 10 und ein zweites Verzögerungsstück
11. Dem ersten Verzögerungsstück 10 ist koaxial ein Schlagbolzen 12 nachgeschaltet,
dessen Spitze 12a in einen Kanal 13 hineinreicht, der quer zur Abschußrichtung A verläuft.
Im Kanal 13 ist gleitbar ein Rohrfühler 14 in Form eines Bolzens mit eingezogenem
Schaft untergebracht, wobei die Spitze 12a des Schlagbolzens 12 in der in Figur 1
gezeigten Position auf dem Schaft des Rohrfühlers aufliegt, bzw. der Schlagbolzen
12 anderweitig vom Rohrfühler 14 in der Ausgangsposition festgehalten wird. Diametral
zum Schlagbolzen 12 geht vom Kanal 13 in Abschußrichtung A ein kurzes Rohrstück 15
ab, an dessen Boden sich zentral ein Schlagzündhütchen 16 befindet, das zum Zünden
der nicht-gezeichneten Wirkladung des Geschosses dient.
[0008] In den Kanal 13 mündet auch das bereits erwähnte zweite Verzögerungsstück 11 sowie
ein sich ebenfalls in Abschußrichtung A erstreckender Kanal 17, in welchem ein Beschleunigungsfühler
18 gleitet. Der Beschleunigungsfühler 18 greift in der auf der Zeichnung gezeigten
Position mit seiner Spitze 18a in eine Ausnehmung 14a am Mantel des Rohrfühlers 14
ein. Schließlich weist die Anordnung noch elastische Arretierringe 19 auf, die als
Rasten für die Gleitteile der Anordnung dienen, also für den Schlagbolzen 12, den
Rohrfühler 14 und den Beschleunigungsfühler 18.
[0009] In Fig. 1 ist die Anordnung in Sicherheitsposition dargestellt. Dabei liegt der Rohrfühler
14 mit seinem Schaft zwischem dem Schlagbolzen 12 und dem Schlagzündhütchen 16, womit
die Zündkette vom Verzögerungsstück 10 zur Wirkladung unterbrochen ist.
[0010] Gesichert ist dabei der Rohrfühler 14 in dieser Stellung auf zweifache Weise, zum
einen durch die bei 20 angedeutete Wandung des Abschußrohres, in welcher das Geschoß
mit seiner Hülle 21 steckt, undzum anderen durch den Beschleunigungsfühler 18, der
mit seiner Spitze 18a in die Ausnehmung 14a des Rohrfühlers 14 eingreift. Wird nun
über einen üblicherweise elektrischen Anzünder die Ausstoßladung gezündet, dann ergibt
sich ein Ablauf, wie er in Fig. 2 angedeutet ist. Das heißt, die heißen Gase der Anzündladung
setzen das Geschoß in Bewegung und zünden zugleich die beiden Verzögerungsstücke 10,
11 an. Sobald nun das Geschoß seine Maximalbeschleunigung erreicht hat, bewegt sich
der Beschleunigungsfühler 18 infolge seiner Trägheit aus seiner Raste (in Fig. 1 nach
oben), womit seine Spitze 18a aus der Ausnehmung 14a des Rohrfühlers 14 herausgleitet,
und rastet dann in der oberen Raststellung ein. Der Rohrfühler 14 verbleibt aber trotzdem
in seiner Sicherheitsposition, und zwar selbst dann, wenn das Geschoß das Abschußrohr
verlassen hat, weil auf den Rohrfühler 14 noch keine Kraft in Richtung seiner Entsicherungsposition
(auf der Zeichnung Verschiebung in Richtung nach rechts) ausgeübt wird. Erst wenn
das Verzögerungsstück 11 durchgebrannt ist, bildet sich durch seine Abbrandgase im
Kanal 13 ein Druck aus, der den Rohrfühler 14 nach außen schiebt, so daß der Weg zwischen
Schlagbolzen 12 und Schlagzündhütchen 16 frei wird. Sobald dann das Verzögerungsstück
10 durchgebrannt ist, beschleunigen dessen Abgase den Schlagbolzen 12, so daß dessen
Spitze 12a auf das Schlagzündhütchen 16 trifft, das dann seinerseits die Wirkladung
entzündet.
[0011] Der Beschleunigungsfühler 18 ist also in seiner Masse so bemessen, daß er sich erst
dann in seine den Rohrfühler 14 freigebende Position bewegt, wenn das Geschoß eine
Beschleunigung erreicht hat, die ausreicht, daß das Geschoß ballistisch über die Zone
der Vorrohrsicherheit hinausgeschossen wird. Sollte trotz Erreichen dieser Beschleunigung
das Geschoß nach Verlassen des Rohrs noch innerhalb der Vorrohrsicherheitszone durch
irgendein Hindernis stark abgebremst werden, dann bewegt sich der Beschleunigungsfühler
18 in entgegengesetzter Richtung wieder in die den Rohrfühler 14, der sich ja noch
nicht nach außen bewegt hat, sperrende Position zurück. Die Verzögerungszeit des Verzögerungsstücks
11 ist so eingestellt, daß zum Zeitpunkt seines Durchbrands das - richtig beschleunigte
- Geschoß das Ende der Vorrohr-Sicherheitszone erreicht hat. Die Verzögerungszeit
des Verzögerungsstücks 10 dagegen ist auf den gewünschten Zeitpunkt der Zündung der
Wirkladung eingestellt, wobei also auf jeden Fall die Verzögerungszeit des Verzögerungsstücks
10 länger ist als diejenige des Verzögerungsstücks 11. Sollte aufgrund einer Fehlfunktion
die Verzögerungszeit des Verzögerungstückes 10 kürzer sein als die des Verzögerungsstückes
11, so bleibt die Zündkette unterbrochen und in Sicherstellung. Um dem Rohrfühler
14 bzw. dem Schlagbolzen 12 die erforderliche Schubkraft zu geben, ist es zweckmäßig,
die beiden Verzögerungsstücke 10, 11 mit einem verstärkten Druckausgang zu versehen
oder aber am Verzögerungsstückende einen weiteren pyrotechnischen Satz als Druckerzeuger
anzubringen.
[0012] Aus obigem ergibt sich, daS mit der erfindungsgemäßen Anordnung eine Zündung der
Wirkladung nur dann möglich ist, wenn
a) das Geschoß das Abschußrohr verlassen hat,
b) das Geschoß eine ausreichende Beschleunigung erfahren hat,
c) nach Abschuß eine vorgegebene Zeitspanne abgelaufen ist, die einen ausreichenden
Sicherheitsabstand des Geschosses von der Rohrmündung gewährleistet,
d) während der Zeitspanne von c) keine beträchtliche Geschoßverzögerung der Geschoßgeschwindigkeit
eingetreten ist.
[0013] Trotz dieser hohen Sicherheit ist die Anordnung sehr wirtschaftlich herzustellen,
wobei die Kosten beträchtlich unter denjenigen einer vergleichbaren, rein mechanischen
Sicherungsanordnung liegen.
1. Anordnung zum Verhindern einer vorzeitigen Zündung einer durch einen einstellbaren
Verzögerungszünder zu zündenden Wirkladung eines Geschosses, das durch eine Ausstoßladung
aus einem Abschußrohr verschossen wird, mit einem beim Abschuß anzündbaren, seinerseits
die Wirkladung anzündenden pyrotechnischen Verzögerungsstück, einem in einer Sicherheitsstellung
befindlichen Beschleunigungsfühler, der sich bei Beschleunigung des Geschosses auf
vorgegebene Abschußgeschwindigkeit infolge seiner Massenträgheit entgegen der Abschußrichtung
in eine Endsicherungsstellung bewegt, und einem quer zur Abschußrichtung verschiebbaren
Rohrfühler, der aus seiner Sicherheitsstellung innerhalb des Geschoßmantels in eine
Endsicherungsstellung bringbar ist, in welcher er seitlich über den Geschoßmantel
hinausragt, wobei Verzögerungsstück und Wirkladung nur dann in Anzündverbindung kommen,
wenn sich Beschleunigungsfühler und Rohrfühler gleichzeitig in Endsicherungsstellung
befinden, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrfühler (14) in seiner Sicherheitsstellung
im Zündweg zwischen Verzögerungsstück (10) und Wirkladung liegt und diesen Zündweg
sperrt, wobei der Rohrfühler (14) durch den in Sicherheitsstellung befindlichen Beschleunigungsfühler
und bei in Abschußrohr befindlichem Geschoß zusätzlich durch die Abschußrohrwandung
(20) in seiner Sicherheitsstellung arretiert ist, und daß ein zweites, ebenfalls beim
Abschuß anzündbares, pyrotechnisches Verzögerungsstück (11) vorgesehen ist, das eine
kürzere Verzögerungszeit als das erste Verzögerungsstück (10) aufweist und das nach
Ablauf seiner Verzögerungszeit den Rohrfühler (14) durch Gasdruck in dessen Endsicherungsstellung
bewegt.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im ersten Verzögerungsstück
(10) ein Schlagbolzen (12) nachgeschaltet und der Wirkladung ein Schlagzündhütchen
(16) vorgeschaltet ist, wobei die Schlagbolzenspitze (12a) auf das Zündhütchen (16)
gerichtet ist und der Rohrfühler (14) sich in Sicherheitsstellung zwischen Schlagbolzenspitze
(12a) und Schlagzündhütchen (16) befindet oder andersartig den Schlagbolzen in der
Ausgangsstellung fixiert.
3. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Verzögerungsstücke
(10, 11) mit einem verstärkten Druckausgang versehen sind.
4. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beiden Verzögerungsstücken
(10, 11) jeweils ein breiteres, pyrotechnisches Element mit starker Gasentwicklung
nachgeschaltet ist.
5. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrfühler
(14) und der Beschleunigungsfühler (18) in ihrer Sicherheitsstellung jeweils durch
elastische Rasten (19) fixiert sind.
6. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Beschleunigungsfühler (18)
zusätzlich in seiner Endsicherungsstellung durch Rasten (19) fixierbar ist.
7. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß beide Verzögerungsstücke
(10, 11) durch die heißen Abgase der Ausstoßladung anzündbar sind.