[0001] Die Erfindung betrifft ein Schleif - oder Trennwerkzeug mit einem faserverstärkten
Grundkörper mit einer Kunststoffmatrix und einem Belag aus Hartstoff wie Diamant-
oder Bornitridkörnern, die in einer Bindung gehalten sind.
[0002] Schleifwerkzeuge und Trennwerkzeuge wie Sägen bestehen im allgemeinen aus einem Belag,
der den aktiven Hartstoff trägt, und einem Grundkörper auf dem der Belag aufgebracht
ist. Neben diesen Hartstoffen enthält der Schleifbelag ein Bindemittel für die Hartstoffe,
bei dem es sich um ein Metall, ein Kunstharz oder Keramik handeln kann. Unter Umständen
enthält der Schleifbelag darüber hinaus verschiedenartige Füllstoffe, die das Einsatzverhalten
des Diamantwerkzeuges mitbestimmen.
[0003] Die Grundkörper, die keine Hartstoffe enthalten, sondern lediglich als Träger des
Hartstoffbelages dienen, bestehen entweder aus Metall wie z. B. Aluminium oder Stahl
oder aus Kunstharz wie z. B. Phenol -, Epoxyd- oder Polyamidharz, wobei es auch bekannt
ist, die Kunstharze mit Zusatzstoffen zu versehen, wie Metallpulver, Graphitpulver
oder faserförmigen Komponenten wie Kohle- oder Glasfasern.
[0004] Sowohl die Schleifbeläge wie auch die Grundkörper müssen hohen Anforderungen hinsichtlich
der Festigkeit, der Temperatur -, Hydrolyse - und Chemiekalienbeständigkeit entsprechen.
Darüber hinaus werden Ansprüche an die Wärmeleitfähigkeit und das Schwingungsdämpfungsverhalten
gestellt. Diese Ansprüche können teilweise erfüllt werden durch die Verwendung von
temperaturbeständigen Duroplastkunstharzen mit Zusätzen aus Metallpulvern oder Graphit.
[0005] In jüngerer Zeit richtet sich die Entwicklung auf eine Steigerung der Schnittgeschwindigkeit
bzw. der Umfangsgeschwindigkeit insbesondere von Umfangsschleifscheiben und Sägen.
Die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitsschleif - und Trennwerkzeugen führt in der
Regel zu größeren Durchmessern der Scheiben, da anderenfalls mit herkömmlichen Maschinen
sehr hohe Umfangsgeschwindigkeiten von mehr als 250 m/s nicht problemlos zu erreichen
sind. Andererseits lassen sich hohe Umfangsgeschwindigkeiten nur erzielen, wenn der
Grundkörper einen hohen E - Modul (Elastizitätsmodul) bei geringer Dichte aufweist,
damit sich das Werkzeug nicht wesentlich ausdehnt oder gesprengt wird, sondern vielmehr
relativ niedrige Spannungen und Dehnungen in Kauf zu nehmen sind. Die jüngere Entwicklung
geht deshalb zu der Verwendung von faserverstärkten Verbundwerkstoffen, die eine hohe
Festigkeit bei geringem Gewicht ergeben. Dies gilt insbesondere für die Verwendung
von kohlefaserverstärkten Kunstharzverbundwerkstoffen, wie sie auch allgemein als
CFK benannt werden.
[0006] Bei derartigen faserverstärkten Grundkörpern aus Kunststoff für Hochgeschwindigkeitswerkzeuge
ergibt sich regelmäßig jedoch ein Problem hinsichtlich der Verbindung des Grundkörpers
mit dem Schleifbelag. Bekannt ist die Möglichkeit, die Schleifbeläge mit Hilfe von
Klebstoffen unmittelbar auf dem Grundkörper aufzubringen. Dabei lassen sich jedoch
nur Festigkeiten erzielen, die vielfach den Erfordernissen des Hochgeschwindigkeitsschleifens
nicht genügen. Es ist deshalb auch versucht worden, die Schleifbeläge mechanisch im
Grundkörper zu verankern bzw. mit einem Steg in dem Grundkörper einzulaminieren. Derartige
Lösungen sind jedoch aufwendig und führen zu einer Erhöhung der Masse des Werkzeuges
und gegebenenfalls zu ungleichmäßigen Masseverteilungen, für die ein zusätzlicher
Ausgleich geschaffen werden muß.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, die Verbindung zwischen dem Schleifbelag und dem faserverstärkten
Grundkörper eines Hochgeschwindigkeitswerkzeuges gegenüber vorbekannten Lösungen zu
verbessern, um dadurch die Gefahr eines Absprengens des Schleifbelages vom Grundkörper
zu verhindern.
[0008] Um die Haftfestigkeit zwischen dem Belag und dem Grundkörper zu erhöhen sieht die
Erfindung vor, daß zwischen dem Belag und dem Grundkörper eine auf dem Grundkörper
galvanisch oder stromlos aufgetragene Zwischenschicht aus Metall angeordnet ist, in
der nach außen über den Kunststoff vorstehende und in dem Kunststoff verankerte elektrisch
leitfähige Fasern eingebettet sind, denn durch die mechanischen Eigenschaften, die
Anordnung, Dichte und Dicke der verbindenden Fasern läßt sich die Haftfestigkeit wesentlich
verbessern.
[0009] Auf die galvanisch oder stromlos aufgetragene Zwischenschicht läßt sich zwar ein
Schleifbelag aufkleben, wobei eine bessere Haftung erzielt wird, als wenn ein Aufkleben
auf dem Grundkörper aus Kunststoff stattfindet. Besonders vorteilhaft wirkt sich die
metallische Zwischenschicht jedoch aus, wenn ein Schleifbelag galvanisch aufgebracht
wird, bei dem die Hartkörner aus Diamant oder Bornitrid mit Hilfe des elektrischen
Stromes in einer Metallmatrix verzugsweise aus Nickel oder Kupfer gebunden sind.
[0010] Statt einer elektrolytischen Metallabscheidung der Zwischenschicht auf dem Grundkörper
kann eine stromlose Metallabscheidung durch reduktive Verfahren Anwendung finden.
Eine stromlose Metallabscheidung von Nickel oder Kupfer läßt sich in einer wässrigen
Lösung durchführen, die aus Nickel- oder Kupfersalzen besteht und ein Reduktionsmittel
enthält wie z. B. Hypophosphit, wobei es sich letzthin um eine chemische, stromlose
Abscheidung handelt.
[0011] Die für die Verbindung auszunutzenden elektrisch leitfähigen Fasern können aus Metall
bestehen wie Stahl oder Aluminium oder Kupfer. In Betracht kommen jedoch insbesondere
elektrisch leitfähige Kohlefasern, die durch ein Zurücksetzen der Kunststoffmatrix
des Grundkörpers freizulegen sind. Dies kann durch Ätzen vorzugsweise unter Anwendung
einer Säure wie Schwefelsäure erfolgen, wobei eine Rückversetzung der Kunststoffmatrix
des Grundkörpers gegenüber den Spitzen der Fasern in einer Größenordnung von 20 bis
300 ym zweckmäßig sein kann. Der dadurch freigesetzte Raum wird bei einer Ausbildung
der Zwischenschicht galvanisch metallisiert, wobei die vorrübergehend freiliegenden
Faserabschnitte in der Art einer Verankerung wirksam sind.
[0012] Die Fasern können dafür in unterschiedlicher Ausrichtung angeordnet sein und zwar
vorzugsweise unter Verwendung von Fasergeweben oder Fasermatten, die nebeneinander
liegend im Kunststoff eingebettet sind.
[0013] Um die Fasern definiert auszurichten und dadurch erhöhte Festigkeitseigenschaften
zu erreichen, können vorimprägnierte Gewebe schichtweise angeordnet sein, die zusammen
mit dem Kunststoff des Grundkörpers erhitzt werden, nach dem sie vom Kunststoff durchtränkt
und mit diesem zusammengepreßt sind. Dabei läßt sich zunächst einmal eine größere
Scheibe herstellen, aus der dann eine Mehrzahl von kleinen Grundkörpern gewonnen wird.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachstehend unter Bezugnahme auf eine Zeichnung
erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Figur 1: Eine Umfangsschleifscheibe im Schnitt;
Figur 2: den Außenrandabschnitt der Schleifscheibe in vergrößerter Darstellung;
Figur 3: einen Schnitt durch den Außenrand der Schleifscheibe in mehrhundertfacher Vegrößerung
und
Figur 4: eine mikroskopische Darstellung der Zwischenschicht.
[0015] Die in der Zeichnung wiedergegebene Umfangsschleifscheibe 1 besteht aus einem kohlefaserverstärkten
Grundkörper 3 aus Kunststoff, welcher Diamantkörner 5 trägt. Die Diamantkörner 5 sind
in einer metallischen Bindung gehalten, die beispielsweise aus Nickel oder Kupfer
besteht und getragen wird von einer Zwischenschicht 9, welche galvanisch aufgetragen
ist auf dem Grundkörper 3. In dem aus einem Epoxyd -Polyamid - oder einem Phenolharz
bestehenden Grundkörper 3 sind Gewebematten 11, 13 und 15 aus elektrisch leitfähigen
Kohlefasern eingebettet. Die Fasern der verschiedenen Gewebematten sind unterschiedlich
zueinander ausgerichtet, das heißt die Fasern der Matte 11 sind beispielsweise anders
ausgerichtet zu den Fasern der Matte 13 und den Fasern der Matte 15.
[0016] Für eine Verbesserung der Haftfähigkeit zwischen dem Grundkörper 3 und dem aus den
Hartkörnern 5 und der Bindung 7 bestehenden Belag ist eine auf den Grundkörper 3 galvanisch
niedergeschlagene Zwischenschicht 9 vorgesehen, in die sich frei aus dem Grundkörper
3 vorstehende Faserabschnitte hinein erstrecken. Dafür ist die Kunststoffmatrix des
Grundkörpers 3 durch Ätzen beispielsweise unter Anwendung einer Schwefelsäure um ein
Ausmaß von beispielsweise bis zu 300 ym gegenüber den Faserendabschnitten zurückversetzt.
In diesen Freiraum zwischen den freiliegenden Faserendabschnitten und der zurückgesetzten
Kunststoffmatrix des Grundkörpers 3 erstreckt sich die galvanisch niedergeschlagene
Zwischenschicht 9, die infolge der vergrößerten Haftoberfläche innig mit dem Grundkörper
verbunden ist und geeignet ist für die Aufnahme des Belages aus Körnern 5 und Bindung
7. Sofern als Bindung ein Metall wie Nickel Anwendung findet, kann der Belag galvanisch
auf dem Zwischenträger 9 aufgebracht werden. Grundsätzlich besteht jedoch auch die
Möglichkeit nach dem Aufbringen der Zwischenschicht 9 ihre Außenseite zu bearbeiten,
um anschließend einen Belag aus einem anderen Material aufzukleben oder aufzupressen.
In allen Fällen ist der Vorteil gegeben, daß die Haftung zwischen dem Belag und dem
Grundkörper 3 aus Kunststoff durch die Zwischenschicht größer ist, als bei einer Verbindung
des Belages unmittelbar mit dem Grundkörper aus faserverstärktem Kunststoff.
[0017] Dem Schnittbild der Figur 3, das eine mikroskopische Darstellung in mehrhundertfacher
Vergrößerung wiedergibt, ist zu entnehmen, daß die einzelnen Fasern in den verschiedenen
Gewebematten 11, 13 und 15 jeweils gleichartig, jedoch zueinander unterschiedlich
ausgerichtet sind und daß die Gewebematten durchtränkt sind von Kunststoff 17. Das
Zurücksetzen der Kunststoffmatrix gegenüber den außenliegenden Faserabschnitten 19
erfolgt durch ein Ätzen in dem Ausmaß, daß sich eine Kunststoffaußenseite 21 ausbildet,
über der die einzelnen Fasern 19 der verschiedenen Fasermatten freiliegend vorstehen.
Der sich dabei ergebende zunächst freie Zwischenraum wird ausgefüllt durch einen galvanischen
Niederschlag der Zwischenschicht 9, die aus Nickel aber auch beispielsweise aus Cobalt
oder einem anderen Metall bestehen kann. Das setzt eine elektrische Leitfähigkeit
der einzelnen Fasern der Gewebematten voraus, die vorzugsweise aus Kohle bestehen,
das heißt als Kohlefasern ausgebildet sind und dadurch auch hohen mechanischen Beanspruchungen
standhalten.
[0018] In der Figur 4 ist eine mikroskopische Darstellung desjenigen Abschnittes der Zwischenschicht
gegeben, in welche sich die einzelnen Fasern 19 des Grundkörpers 3 erstrecken. Nach
einem Ablösen eines kleinen Teiles einer Zwischenschicht vom Grundkörper ist mikroskopisch
erkennbar, daß sich röhrenartige Gebilde bzw. Kanäle 23 in der Zwischenschicht 9 ausgebildet
haben, die durch Fasern 19 des Grundkörpers 3 gebildet sind.
1. Schleif - oder Trennwerkzeug mit einem faserverstärkten Grundkörper mit einer Kunststoffmatrix
und einem Belag aus Diamant-oder Bornitridschleifkörnern, die in einer Bindung gehalten
sind, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Belag (5, 7)und dem Grundkörper (3)
eine auf den Grundkörper galvanisch oder stromlos aufgetragene Zwischenschicht (9)
aus Metall angeordnet ist, in der nach außen über den Kunststoff vorstehende und in
dem Kunststoff verankerte elektrisch leitfähige Fasern (19) eingebettet sind.
2. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die vorstehenden Faserabschnitte
(19) durch Zurücksetzen der Kunststoffmatrix des Grundkörpers (3) freigelegt sind.
3. Schleifscheibe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Faserabschnitte (19)
durch Ätzen der Kunststoffmatrix freigelegt sind.
4. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern (19) im Grundkörper
(3) definiert angeordnet sind.
5. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern (19) in Fasermatten
(11, 13, 15), Fasergeweben oder als Einzelfasern unterschiedlich ausgerichtet angeordnet
sind.
6. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern (19) Kohlenstoffasern
sind.
7. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern aus einem elektrisch
leitfähigen Kunststoff bestehen.
8. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bindung (7) der Schleifkörner
(5) aus dem Metall der Zwischenschicht (9) besteht.
9. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwischenschicht (9)
aus Nickel, Cobalt oder Kupfer besteht.
10. Schleifscheide nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleifbelag (5, 7)
galvanisch auf der Zwischenschicht (9) aufgebracht ist.
11. Schleifscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleifbelag (5, 7)
auf der Zwischenschicht (9) aufgeklebt oder aufgepreßt ist.
12. Verfahren zum Herstellen von Schleif - oder Trennwerkzeugen, die einen faserverstärkten
Grundkörper mit einer Kunststoffmatrix und einen Belag aus Diamant - oder Bornitridschleifkörnern
aufweisen, welche in einer Bindung gehalten sind, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kunststoffmatrix (17) durch Ätzen zurückversetzt wird und die dadurch freigelegten
elektrisch leitfähigen Faserabschnitte (19) in einer galvanisch niedergeschlagenen
Zwischenschicht (9) eingebettet werden, welche die Fasern (19) überdeckt, und daß
anschließend der Schleifkornbelag (5, 7) auf der Zwischenschicht (9) aufgebracht wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleifbelag (5, 7) galvanisch
auf der Zwischenschicht (9) niedergeschlagen wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleifbelag (5, 7) auf
der Zwischenschicht (9) durch Kleben oder Pressen aufgebracht wird.
15. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffmatrix (17)
durch Ätzen mit einer Säure wie Schwefelsäure zu den außenliegenden Fasern (19) zurückversetzt
wird.