[0001] Fotografische Verarbeitungsverfahren werden üblicherweise kontinuierlich durchgeführt.
Dazu ist es erforderlich, daß die fotografischen Verarbeitungsbäder, beispielsweise
Entwicklungsbäder, Bleichbäder, Fixierbäder, Stopbäder, Stabilisierbäder oder Bleichfixierbäder
ständig entsprechend der Menge des zu verarbeitenden fotografischen Materials regeneriert
werden, damit stets die gewünschte Konzentration an Verarbeitungschemikalien erhalten
bleibt. Da bei den meisten fotografischen Verarbeitungsschritten Chemikalien aus dem
Material oder aus dem Verarbeitungsbad freigesetzt werden, die bei Anreicherung sich
störend bemerkbar machen können, wird die Regenerierlösung in einer Menge zugesetzt,
die größer ist als die, die das Material ohnehin aus dem Bad transportiert, so daß
ein Überlauf entsteht. Dieser Überlauf wird aus ökonomischen und ökologischen Gründen
gesammelt, gereinigt, chemisch aufbereitet und dem System erneut zugeführt.
[0002] Um die Chemikalienverluste möglichst gering zu halten, gehört es zum Stand der Technik,
daß das Fotomaterial, bevor es den Chemikalientank verläßt, von anhaftender Flüssigkeit
befreit wird. Man verwendet dazu unterschiedliche Methoden, z.B. einseitig oder beidseitig
aufliegende Gummilippen ("Abstreifer"), eine Vakuumabsaugung oder eine Druckluftabblassung.
Alle drei Verfahren haben auch bei optimaler Einstellung und geometrischer Anpassung
einen Wirkungsgrad von höchstens 50 bis 70 %. Bei keinem der genannten Verfahren werden
die Chemikalien, die sich nicht auf der Oberfläche des Materials sondern in den Emulsionsschichten
befinden, entfernt oder von der Verschleppung zurückgehalten.
[0003] Hier treten demnach nennenswerte Verluste an Chemikalien auf, die erst bei den nachfolgenden
Wässerungsstufen aus dem Material entfernt werden und dabei in das Abwasser gelangen.
[0004] Aufgabe der Erfindung war es, diese Verluste möglichst quantitativ zu verhindern
und somit ein nahezu vollständiges Recycling fotografischer Verarbeitungsbäder zu
ermöglichen.
[0005] Aus DE-A-4 011 613 ist es bekannt, die aus den Chemikalienbädern verschleppten Chemikalien
durch eine nachgeschaltete Wässerung in einem Mehrkammersystem aufzufangen und die
sich in bestimmten Kammern anreichende Flüssigkeit durch Umkehrosmose oder Eindampfung
aufzukonzentrieren und danach dem Kreislauf wieder zuzuführen. Dieses Verfahren ist
verfahrenstechnisch und apparativ aufwendig und wenig effizient, da der Ablauf der
chemikalienbeladenen Wässer immer aus der mittleren von drei oder fünf Kammern erfolgt.
[0006] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird nun so gelöst, ohne daß sich die Nachteile des
zuvor behandelten Standes der Technik ergeben, daß man das fotografische Material
im Anschluß an das Behandlungsbad durch eine ansteigende Kammer, die das fotografische
Material eng umschließt, von unten nach oben führt und von oben her mit Wasser beaufschlagt,
das der Schwerkraft entsprechend dem Lauf des fotografischen Materials entgegenströmt.
Die Kammer, im Idealfall ein der Geometrie des fotografischen Materials im Querschnitt
angepaßtes Rohr, das vorzugsweise senkrecht angeordnet ist, kann in die Behandlungsflüssigkeit
eintauchen oder vorzugsweise kurz darüber enden.
[0007] Pro m² in der Kammer befindlichen Material weist diese ein Volumen von 1000 bis 5000
cm³ auf. Die ansteigende Kammer hat vorzugsweise über ihre Länge stets den gleichen
Querschnitt; ihre Länge ist so an die Transportgeschwindigkeit des Materials anzupassen,
daß sich eine Verweilzeit innerhalb der Kammer von 6 bis 60s ergibt. Bei einer Geschwindigkeit
von 1 m/min sollte die Kammer eine Länge zwischen 10 und 100 cm besitzen.
[0008] Bei schneller laufender Maschine und bei einer zur Verfügung stehenden Raumhöhe,
die ein Kammer in der erforderlichen Länge nicht zuläßt, kann die Kammer gestaffelt
sein und sich neben dem die Verarbeitungschemikalien enthaltenden Tank befinden, wobei
das verwendete Wasser durch Pumpen wieder auf das erforderliche Niveau gebracht wird.
[0009] In einer vereinfachten Ausführungsform, die aber dennoch zuverlässig die gestellte
Aufgabe erfüllt, kann auf die Seitenwände der Kammer, die den Kanten der Materialbahn
am nächsten kommen, verzichtet werden. Damit gestaltet sich das Einfächeln besonders
einfach. Durch die Belegung der beiden verbleibenden Wände z.B. mit einem Schaumstoff
besteht keine Gefahr, daß das aufgebrachte Wasser seitlich aus der nun offenen Kammer
austritt, da es durch die Oberflächenspannung bzw. die Kapillarkräfte innerhalb der
Kammer gehalten wird.
[0010] Erfindungsgemäß gelangt das nun mit Chemikalien beladene Wasser aus der Kammer in
den Chemikalientank, über dem sie angeordnet ist. Die dadurch bedingte Verdünnung
des Chemikalienbades wird ausgeglichen, indem man die zur Regenierung des Bades benötigten
Chemikalien in möglichst konzentrierter Form als Flüssigkonzentrat oder sogar als
Feststoff zugibt. Weiterhin kann die Verdünnung dadurch ausgeglichen werden, daß das
Chemikalienbad selbst permanent an eine Konzentrierungseinheit, z.B. eine Verdampfereinheit,
eine Umkehrosmose oder eine Ultrafiltration, angeschlossen ist, durch die ständig
ein Teil des Chemikalienbades geführt wird.
[0011] Die Innenseiten der Wässerungskammer sind vorteilhafterweise mit einem Material ausgekleidet,
das die Oberfläche des fotografischen Materials nicht schädigt, beispielsweise mit
Schaumstoff, Polyamidplüsch, Polyamidnetz, Polypropylenplüsch, Polypropylentuch, Edelstahlnetz
oder feinst durchbrochenes Edelstahlblech.
[0012] Die ausgekleidete Oberfläche ist vorzugsweise der Emulsionsschichtseite des Materials
zugewandt. Der Zwischenraum zwischen diesen Auskleidungsmaterialien und der Kammerwand
kann durch kapillaraktive Substanzen wie Cellulosefasern oder Silikagel ausgefüllt
sein.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet mit ausgezeichneter Effizienz, wenn pro m²
fotografisches Material mit einer Emulsionsschicht von 10 µm mit 10 bis 400 ml Wasser,
vorzugsweise 50 bis 200 ml Wasser und insbesondere 75 bis 150 ml Wasser, befeuchtet
wird. Für Fotomaterialien mit anderen Schichtdicken ändert sich der Wert entsprechend.
Beispiel 1
[0014] 10 m² eines üblichen Colornegativpapieres wurden bildmäßig belichtet, entwickelt,
gebleicht und fixiert, wobei zwischen Entwickeln und Bleichen ein Stopbad und eine
erste Wässerung, zwischen Bleichen und Fixieren eine zweite Wässerung und nach dem
Fixieren eine dritte Wässerung vorgesehen waren. Das verwendete Bleichbad wies dabei
eine Konzentration von 112 g des Eisenammoniumkomplexsalzes der Ethylendiamintetraessigsäure
(NH₄-Fe-EDTA) auf. Nach dem Bleichbad wurde das Material wie üblich mit Gummilippen
abgestreift. In Abänderung des üblichen Verfahrens durchlief das Colorpapier nach
dem Bleichbad einen Wässerungstank mit 8 l Inhalt, der während der Verarbeitung keine
Frischwasserzufuhr erfuhr. Nach Verarbeitung der 10 m² Colornegativpapier wurde die
Konzentration an NH₄-Fe-EDTA in dieser Wässerungsstufe bestimmt und daraus auf die
Wirksamkeit der Abstreiferlippen geschlossen.
[0015] Analytisch wurde eine Konzentration von 8,2 g NH₄-Fe-EDTA/l bestimmt.
Beispiel 2 (erfindungsgemäß)
[0016] Es wurde wie im Beispiel 1 verfahren, jedoch mit dem Unterschied, daß das 8,9 cm
breite Fotomaterial nach Passieren des Bleichbadtanks und der Gummilippen durch ein
60 cm langes Rohr mit einer lichten Weite von 3 mm, und einer Breite von 10 cm, das
mit einem Polypropylengewebe ausgekleidet war, mit einer Geschwindigkeit von 1 m/min
geführt wurde. Das Rohr war senkrecht über dem Bleichbad angebracht und tauchte in
das Bleichbad nicht ein. Der Abstand zum Bleichbad betrug 5 cm. Am oberen Ende des
Rohres wurde pro m² Colorpapier eine Menge von 70 ml Wasser aufgegeben. Nach dieser
Passage durchlief das Papier wiederum den Wässerungstank mit 8 l Inhalt, der nicht
mit Frischwasser ergänzt wurde. Nach Verarbeitung von 10 m² Papier wurde analytisch
in dieser Wässerung erneut die Konzentration an NH₄-Fe-EDTA bestimmt: 410 mg/l. Das
erfindungsgemäße Verfahren ist somit 20mal effektiver als der konventionelle Abstreifer.
Beispiel 3 (erfindungsgemäß)
[0017] Es wird wie im Beispiel 2 verfahren, jedoch mit dem Unterschied, daß das 8,9 cm breite
Fotomaterial zwischen zwei parallel angeordneten Platten von 60 cm Länge und 10 cm
Breite durchgeführt wird. Die Platten sind jeweils auf der dem Fotomaterial zugewandten
Seite mit Schaumstoff von 1,5 mm Dicke ausgekleidet. Das Material liegt an beiden
Platten bzw. am Schaumstoff an.
[0018] Wie im Beispiel 2 wurde die Effizienz der Kammer über die Konzentration an NH₄Fe
EDTA in der nachfolgenden Wässerung bestimmt: 470 mg/l.
1. Verfahren zur Behandlung eines fotografischen Materials mit einem Bad, das wenigstens
eine Verarbeitungschemikalie enthält, dadurch gekennzeichnet, daß man das fotografische
Material im Anschluß an das Behandlungsbad durch eine ansteigende Kammer, die das
fotografische Material eng umschließt, von unten nach oben führt und von oben her
mit Wasser beaufschlagt, das der Schwerkraft entsprechend dem Lauf des fotografischen
Materials entgegenströmt.
2. Verfahren nach Apspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer pro m² darin befindliches
Material ein Volumen von 1000 bis 5000 cm³ hat.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer über ihre Länge
stets den gleichen Querschnitt hat und die Länge so an die Transportgeschwindigkeit
des Materials angepaßt ist, daß sich eine Verweilzeit innerhalb der Kammer von 6 bis
60 s ergibt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß pro m² fotografisches Material
10 bis 400 ml Wasser in der Kammer auf das fotografische Material aufgebracht werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenwände der Kammer
in Nachbarschaft zu den Kanten des Materials fehlen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasser nach Passieren der
Kammer in das Chemikalienbad, mit dem das Fotomaterial behandelt wurde, läuft und
die dadurch erzeugte Verdünnung des Chemikalienbades durch Aufkonzentrieren des Bades
wieder ausgeglichen wird.