[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kühlung von stückigem oder körnigem Gut.
[0002] Bekannte derartige Verfahren dienen beispielsweise dem Gefrieren von Lebensmitteln,
dem Verspröden oder Verfestigen industrieller Produkte, die anschließend getrennt,
zerkleinert oder gemahlen werden sollen. Insbesondere werden die Zerkleinerungs- und
Mahlprozesse durch die beim Kühlen hervorgerufene Versprödung der Produkte erleichtert
und die Zerkleinerungs- und Mahlmaschinen können mit geringerem Leistungsbedarf betrieben
werden. Deshalb ist es erstrebenswert, solche Produkte bei der Förderung zu den Zerkleinerungs-
und Mahlmaschinen abzukühlen.
[0003] Diese Kühlfördereinrichtungen sind je nach Bedarf unterschiedlich konzipiert. Bekannt
sind Schneckenkühler, bei denen tiefkaltes Gas in eine Förderschnecke eingedüst wird,
oder Gefrieranlagen, in denen ein mit dem Gefriergut beladenes Förderband durch einen
Behälter läuft, der mit einem tiefkalten, verflüssigten Gas gefüllt ist.
[0004] Bei der Kühlung von stückigem oder körnigem Gut ergeben sich jedoch je nach bekannter
Kühlfördereinrichtung Nachteile technischer oder ökonomischer Art.
[0005] Der Schneckenkühler eignet sich nur für die Förderung von flüssigem, pastösem, weichem
oder gemahlenem Gut, beim Transport von hartem stückigem Gut besteht die Gefahr von
Verklemmungen, die zur Beschädigung der Förderschnecke und damit zum Betriebsstillstand
mit hohen Ausfallkosten führen können.
[0006] Förderbänder haben den Nachteil, daß an den Ein- und Auslaufstellen der Produkte
starke Verluste durch Austritt von verdampftem Kältemittel auftreten. Solche Förderbänder
werden hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie eingesetzt und eignen sich vom technischen
Aufbau her wenig zur Kühlung des hier angesprochenen harten, industriellen Stückguts,
wie Batterien, Dosen etc. oder körnigem Gut wie Gewürzsorten etc.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Kühlung von stückigem
oder körnigem Gut zu entwickeln, das zuverlässig und preiswert arbeitet und damit
einen industriellen Einsatz rentabel macht.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das stückige oder körnige Gut
in einem Rohr mittels eines Kettenförderers durch ein Bad mit einem tiefsiedenden
verflüssigten Gas gefördert wird.
[0009] Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere hartes, stückiges oder körniges
Gut problemlos gekühlt und gleichzeitig gefördert werden. Der Kettenförderer nimmt
Stück für Stück bzw. die entsprechenden Kornmengen des aufgegebenen Guts auf und fördert
es in einem Rohr durch ein Bad mit einem tiefsiedenden verflüssigten Gas. Jedes einzelne
geförderte Stück bzw. die entsprechende Kornmenge wird dadurch optimal vom Kühlmittel
umgeben und abgekühlt. Das abgeschlossene Rohr des Kettenförderers eignet sich besonders
gut für die Füllung mit dem verflüssigten Kühlmittel. Je länger sich das stückige
oder körnige Gut bei seiner Förderung in dem Bad mit dem verflüssigten Gas aufhält,
desto kälter wird es dieses Bad verlassen. Je nach Art des stückigen oder körnigen
Guts ist dessen Temperatur somit von der Fördergeschwindigkeit und von der Förderstrecke
durch das Bad abhängig. Soll das stückige oder körnige Gut nach der Kühlung gemahlen
oder zerkleinert werden, wird man zunächst die dafür geeignete Temperatur bestimmen.
Daraus ergeben sich dann die Fördergeschwindigkeit und die Länge der Strecke in dem
Rohrkettenförderer, die mit dem verflüssigten, tiefsiedenden Gas gefüllt wird.
[0010] Um Verklemmungen des stückigen Gutes im Rohrkettenförderer auszuschließen, sind besonders
Kettenförderer geeignet, deren einzelne in der Kette gelagerten koaxialen Trennscheiben
einen Durchmesser besitzen, der nur geringfügig unter dem des Rohres liegt. Das harte
stückige oder körnige Gut fällt dann in die durch diese Trennscheiben gebildeten Zwischenräume
und wird von der umlaufenden Kette durch das Bad mit dem tiefsiedenden verflüssigten
Gas gefördert.
[0011] Erfindungsgemäß ist der Einsatz eines Inertgases als tiefsiedendes verflüssigtes
Gas vorgesehen, wobei sich besonders Kohlendioxid und Stickstoff als Inertgase eignen.
[0012] Da in vielen Fällen das abgekühlte stückige oder körnige Gut zerkleinert oder gemahlen
wird, ist es vorteilhaft, wenn das im geschlossenen Rohr während der Förderung des
stückigen oder körnigen Guts durch das Bad mit dem tiefsiedenden verflüssigten Inertgas
entstehende verdampfte Inertgas aus dem Rohr abgezogen und beim Zerkleinerungs- oder
Mahlprozeß zum Inertisieren der dortigen Atmosphäre verwendet wird. Bei der Zerkleinerung,
beispielsweise von Altbatterien oder Spraydosen, können nämlich chemisch reaktive
und hochbrennbare Stoffe entweichen, die in Luft explodieren oder sich entzünden können.
In einer Inertgasatmosphäre werden diese Gefahren beseitigt.
[0013] Weiterhin ist es von vorteil, wenn das im geschlossenen Rohr entstehende verdampfte
tiefsiedende Gas aus dem Rohr abgezogen und zum zusätzlichen Kühlen des stückigen
oder körnigen Gutes verwendet wird. Verdampftes Gas kann durch Abgasstutzen, die außerhalb
des in dem Rohr befindlichen Bades mit verflüssigtem Gas angebracht sind, an verschiedenen
Stellen abgesogen werden. Dieses kalte Gas kann dann das stückige oder körnige Gut
vor- und/oder nachkühlen. Im Fall von verflüssigtem Stickstoff kann nämlich nach Aufnahme
der Verdampfungswärme der gasförmige Stickstoff nochmals mehr als die gleiche Wärmemenge
aufnehmen bis der Stickstoff Raumtemperatur erreicht. Diese Kühlkapazität kann erfindungsgemäß
genutzt werden, indem das kalte Stickstoffgas das stückige oder körnige Gut auf dem
Förderweg zum Rohrkettenförderer vorkühlt und auf dem Weg vom Rohrkettenförderer beispielsweise
zu einem Shredder nachkühlt.
[0014] Um das Verdampfen des tiefkalten verflüssigten Gases durch Wärmezufuhr aus der Umgebung
möglichst gering zu halten, ist es vorteilhaft, mindestens den Teil des geschlossenen
Rohres, der das Bad mit dem tiefsiedenden verflüssigten Gas enthält, zu isolieren.
[0015] Um einen Stau an stückigem oder körnigem Gut an der Eingangs- oder Ausgangsseite
des Rohrkettenförderers zu vermeiden, kann der Durchsatz des stückigen oder körnigen
Guts durch den Kettenförderer mit Schleusen geregelt werden. Der Einsatz von Zellradschleusen
hat sich beim erfindungsgemäßen Verfahren für die geregelte Zufuhr von stückigem oder
körnigem Gut in das Rohr des Kettenförderers sowie für die Entnahme desselbigen aus
dem Rohr des Kettenförderers als besonders geeignet erwiesen.
[0016] Das erfindungsgemäße verfahren ist besonders beim Recycling günstig einzusetzen,
wenn die Produkte nach Abkühlen einem Shredder zugeführt werden. Die durch das Abkühlen
hervorgerufene Versprödung des stückigen Gutes erleichtert die Zerkleinerung im Shredder.
Die zerkleinerten Bestandteile der Produkte werden getrennt und können dann wiederverwendet,
entsorgt oder neutralisiert werden. Das Verfahren eignet sich insbesondere für das
Recycling kleinerer Spraydosen oder Altbatterien, die nach genügend starker Versprödung
mit einem Shredder zerkleinert werden. Auch körniges Gut, wie verschiedene Gewürzsorten,
läßt sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren vor dem Zerkleinern und Mahlen abkühlen.
Dadurch kann der Mahlprozeß trocken erfolgen und Energie für die Mahlmaschinen eingespart
werden.
[0017] Anhand der zwei schematischen Zeichnungen soll ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens näher erläutert werden.
[0018] Zeichnung 1 zeigt schematisch den Kettenförderer 4, mit dem ihn umgebenden Rohr 1.
[0019] Zeichnung 2 zeigt schematisch eine Ansicht eines Aufbaus zur erfindungsgemäßen Kühlung
von stückigem Gut.
[0020] In Zeichnung 1 ist schematisch der Kettenförderer 4 dargestellt, der aus der Kette
3 besteht, in die koaxial die Trennscheiben 2 gelagert sind, die das stückige Gut
bei der Förderung im Rohr 1 mitnehmen.
[0021] Zeichnung 2 zeigt die schematische Ansicht eines Aufbaus zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens. Im Kettenförderer 4 läuft im Inneren des Rohres 1 eine Kette 3, angetrieben
von der Antriebsvorrichtung 16. Das stückige Gut wird dabei von den Trennscheiben
2 mitgeführt. Der etwa 4 Meter hohe Kettenförderer 4 transportiert das Gut von unten
nach oben. Das Gut wird über einen Fülltrichter 5 mittels der Zellradschleuse 6 portioniert
in das Rohrinnere im unteren Teil des Kettenförderers 4 eingebracht. Stück für Stück
wird das Gut nach oben gefördert und verläßt dort mittels der Zellradschleuse 8 den
Kettenförderer 4.
[0022] Im unteren Teil des Kettenförderers 4 befindet sich ein Anschluß für eine Versorgungsleitung
für ein tiefsiedendes verflüssigtes Gas. Letzteres wird aus dem Behälter 13 für Flüssiggas
entnommen und durch eine Leitung über ein Absperrventil 12, ein Sicherheitsventil
11 sowie ein Stellventil 10 in das Innere des Rohres 1 eingeleitet. Der Füllstand
14 des im Rohr befindlichen verflüssigten Gases wird mittels eines Temperaturreglers
9 überwacht. Der Temperaturregler 9 besitzt als Sollwert die Temperatur des verflüssigten
tiefsiedenden Gases. Sinkt der Füllstand 14 unterhalb des Fühlers des Temperaturreglers
9 ab, so ergibt sich aufgrund der dortigen sich erhöhenden Temperatur eine Abweichung
vom Sollwert. Durch Öffnen des Stellventils 10 kann diese Regelabweichung beseitigt
und der Füllstand 14 somit konstant gehalten werden.
[0023] Im Ausführungsbeispiel sollen Altbatterien verschiedener Größen aus dem Haushaltsbedarf
in einem Shredder zerkleinert werden. Dazu werden sie vorher auf unter -50°C abgekühlt,
um eine genügend starke Versprödung des Hüllmaterials zu erzielen. Das Verfahren soll
ermöglichen, eine Rate von einer Tonne Altbatterien pro Stunde dem Shredder zuzuführen.
[0024] Die Altbatterien werden in einen Trichter 5 gegeben und dem Rohrinneren des Kettenförderers
4 durch eine Zellradschleuse 6 zugeführt. Beim Verlassen der Zellradschleuse fallen
sie in ein Bad 15 mit einem tiefsiedenden verflüssigten Gas, wobei im Ausführungsbeispiel
Stickstoff verwendet wird. Der flüssige Stickstoff wird vorher bis zu einem bestimmten
Füllstand 14 in das Rohrinnere des Kettenförderers 4 geleitet. Dieser Füllstand 14
wird vor Durchführung des Verfahrens in einer Versuchsreihe festgelegt und dann während
des gesamten Verfahrens mittels des Temperaturreglers 9 und des Stellventils 10 konstant
gehalten.
[0025] Die Altbatterien gelangen nun in den Kettenförderer 4, in dessen Rohr 1 die Kette
3 ständig im Uhrzeigersinn angetrieben wird. Vom Kettenförderer 4 werden die Altbatterien
durch das flüssige Stickstoffbad 15 im Inneren des Rohres 1 transportiert. Hier findet
jetzt eine starke Abkühlung der Batterien statt. Der Grad der Abkühlung kann durch
Fördergeschwindigkeit des Kettenförderers 4 und Füllstand 14 des Stickstoffbades 15
eingestellt werden. Erwünscht sind Temperaturen von wenigstens -50°C, die mit dem
Kühlmittel flüssiger Stickstoff, der eine Temperatur von etwa -196°C besitzt, leicht
zu erreichen sind. Die Altbatterien werden durch das Stickstoffbad 15 hindurch in
den oberen Teil des Kettenförderers 4 transportiert und gelangen schließlich über
die Zellradschleuse 8 auf eine Fördereinrichtung, die sie zum Shredder transportiert.
[0026] Der beim Betrieb entstehende verdampfte, kalte Stickstoff wird durch die Abgasstutzen
7 abgezogen und weiterverwendet. Er dient dazu, die Altbatterien auf dem Weg zum Fülltrichter
5 und anschließend auf dem Weg zum Shredder vor- bzw. nachzukühlen. Erfindungsgemäß
kann somit die Kältekapazität des verflüssigten Stickstoffs optimal genutzt werden.
Im Shredder selbst, der in einer abgeschlossenen Anlage installiert ist, kann durch
Eindüsen von Stickstoffgas eine inerte Atmosphäre geschaffen werden, die Explosionen
oder Entzündungen freigesetzter, chemisch reaktiver Substanzen verhindert.
[0027] Um den Stickstoffverbrauch beim erfindungsgemäßen Verfahren einzugrenzen, wird der
untere Teil des Rohres 1 des Kettenförderers 4 mit einer Isolierung aus geschäumten
Polyurethan teilweise umgeben.
[0028] Der Kettenförderer 4 ist aus kaltzähem, hochlegiertem Stahl hergestellt, der sich
für die Temperaturen des flüssigen Stickstoffs eignet.
[0029] Beim Recycling von Altbatterien erweist sich das erfindungsgemäße Verfahren als besonders
geeignet.
1. Verfahren zur Kühlung von stückigem oder körnigem Gut, dadurch gekennzeichnet, daß
das stückige oder körnige Gut in einem Rohr (1) mittels eines Kettenförderers (4)
durch ein Bad (15) mit einem tiefsiedenden verflüssigten Gas gefördert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als tiefsiedendes verflüssigtes
Gas ein Inertgas verwendet wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das in dem Rohr
(1) entstehende verdampfte tiefsiedende Gas aus dem Rohr (1) abgezogen und zum zusätzlichen
Kühlen des stückigen oder körnigen Gutes verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchsatz
des stückigen oder körnigen Gutes durch den Kettenförderer (4) mit Schleusen (6, 8)
geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstand
(14) des Bades (15) mit dem tiefsiedenden verflüssigten Gas in dem Rohr (1) nach der
erwünschten Temperatur des stückigen oder körnigen Gutes bemessen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstand (14) konstant
gehalten wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
des stückigen oder körnigen Gutes durch die Fördergeschwindigkeit des Kettenförderers
(4) geregelt wird.