(57) Das Verfahren dient der Herstellung eines kohlenstoffhaltigen Sinterkörpers aus Stahlpulver.
Bei diesem Verfahren wird das Stahlpulver in einer zumindest zeitweise Kohlenmonoxid
enthaltenden Atmosphäre auf Sintertemperatur erwärmt, über einen vorbestimmten Zeitraum
auf Sintertemperatur gehalten und der hierbei gebildete Sinterkörper nachfolgend abgekühlt.
Bei diesem Verfahren soll der Kohlenstoffgehalt des herzustellenden Sinterkörpers
in einfacher und in für eine Serienfertigung geeigneter Weise auf einen vorgegebenen
Wert eingestellt werden.
Dies wird dadurch erreicht, dass der Partialdruck des in der Atmosphäre befindlichen
Kohlenmonoxids während der Ausführung des Herstellverfahrens gezielt verändert wird,
und dass diese Änderung derart gesteuert wird, dass der Kohlenstoffgehalt des Sinterkörpers
nach Ausführung des Herstellverfahrens auf den vorbestimmten Wert eingestellt ist.
TECHNISCHES GEBIET
[0001] Bei der Erfindung wird ausgegangen von einem Verfahren zur Herstellung eines kohlenstoffhaltigen
Sinterkörpers aus Stahlpulver, bei dem das Stahlpulver in einer zumindest zeitweise
Kohlenmonoxid enthaltenden Atmosphäre auf Sintertemperatur erwärmt, über einen vorbestimmten
Zeitraum auf Sintertemperatur gehalten, und der hierbei gebildete Sinterkörper nachfolgend
abgekühlt wird.
STAND DER TECHNIK
[0002] Die Erfindung nimmt dabei Bezug auf einen Stand der Technik, wie er beispielsweise
in Metals Handbook Ninth Edition Vol 7 Powder Metallurgy, S.360 und 361, angegeben
ist. In diesem Stand der Technik wird ein Verfahren zur Herstellung eines Sinterkörpers
beschrieben, bei dem Stahlpulver mit Graphitpulver gemischt und die resultierende
Pulvermischung nachfolgend gesintert wird. Hierbei soll der Graphit zweierlei bewirken:
zum einen soll er im Stahlpulver befindliche Metalloxide reduzieren, zum anderen soll
er in das Stahlpulver diffundieren, um so den Kohlenstoffgehalt des Sinterkörpers
auf einen vorbestimmten Wert zu bringen. Dies ist notwendig, da andernfalls in der
beim Sintern wirkenden Atmosphäre, welche häufig Vakuum ist oder ein inertes Gas enthält,
eine erhebliche Entkohlung des Stahlpulvers erfolgt. Bei dieser Entkohlung entweicht
der im Stahlpulver befindliche Kohlenstoff, indem er mit Sauerstoff etwa aus oder
auf den Körnern des Stahlpulvers oder aus der Atmosphäre zu Kohlenmonoxid reagiert,
welches im allgemeinen mit der Atmosphäre weggespült oder weggepumpt wird. Um eine
solche Entkohlung zu vermeiden, ist eine äusserst homogene und fein verteilte Mischung
von Stahl- und Graphitpulver erforderlich. Dies bedingt eine aufwendige Technologie
und ist in einem auf Serienfertigung ausgerichteten Herstellverfahren zu Zwecken einer
Qualitätskontrolle kaum auf den Verteilungsgrad hin zu prüfen.
KURZE DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0003] Der Erfindung, wie sie in Patentanspruch 1 definiert ist, liegt die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren der eingangs genannten Art anzugeben, mit dem in einfacher und in für
eine Serienfertigung geeigneter Weise der Kohlenstoffgehalt der danach hergestellten
Sinterkörper eingestellt werden kann.
[0004] Das Verfahren nach der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass durch vergleichsweise
einfach auszuführende technologische Massnahmen Sinterkörper auf der Basis eines Stahlpulvers
mit einem - etwa dem Ausgangsstahlpulver entsprechenden - Kohlenstoffgehalt hergestellt
werden können. Das Verfahrens nach der Erfindung gewährleistet eine weitgehend gleichbleibend
gute Qualität der danach hergestellten Sinterkörper und lässt sich vor allem bei der
Fertigung von Serienprodukten wegen der hieraus sich ergebenden Kostenvorteile bei
gleichzeitig hoher Zuverlässigkeit mit besonderem Vorteil einsetzen.
WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0005] Nachfolgend werden bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben. Bei
diesen Ausführungsbeispielen wird als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Sinterkörpern
ein X20CrMoV121 - Stahlpulver verwendet. Die chemische Zusammensetzung dieses Stahlpulvers
beträgt:
Anteil in Gewichtsprozent |
Komponente |
0,21 |
C |
11,6 |
Cr |
1,08 |
Mo |
0.30 |
V |
0,58 |
Mn |
0,38 |
Ni |
0,36 |
Si |
Rest |
Fe |
[0006] Die Struktur dieses Ausgangsmaterials ist überwiegend martensitisch mit kleineren
Anteilen an δ-Ferrit und Austenit. Die durch Sieben bestimmte Teilchengrösse der Pulverkörner
ist kleiner 50µm. Der Sauerstoffgehalt im Inneren des Pulvers beträgt 55ppm und weist
sowohl gelösten Sauerstoff als auch Oxide auf. Hinzukommen Oxide und adsorbierter
Sauerstoff auf der Oberfläche des Pulvers von 100-1000ppm.
[0007] Anstelle eines derartigen Stahlpulvers lassen sich auch andere Stahlpulver bei der
Herstellung von Sinterkörpern nach dem erfindungsgemässen Verfahren verwenden.
[0008] 50g Pulver werden jeweils in quaderförmige Formen von ca 1oomm x 15mm x 10mm Abmessung
gefüllt. Die gefüllten Formen werden in einen mit einer Aluminiumoxid- Röhre von ca.
50mm Durchmesser versehenen Sinterofen gebracht. Dem Ofen wird ein unter atmosphärischem
Druck stehendes Sintergas mit einer Zuflussrate von ca. 0.5 1/min zugeführt.
[0009] Der mit den gefüllten Formen beschickte Ofen wird mit einer Rate von ca 10
oC/min auf eine Sintertemperatur von ca. 1330
oC aufgeheizt, ca. eine Stunde auf Sintertemperatur belassen und danach mit einer Rate
von ca. 10
oC/min auf Raumtemperatur abgekühlt.
[0010] Beim Aufheizen wird dem Ofen als Sintergas zunächst ein Inertgas, wie insbesondere
etwa Argon, zugeführt.
[0011] Oberhalb einer Temperatur von vorzugsweise ca. 1000
oC findet ein Gaswechsel statt. Das nunmehr zugeführte Sintergas weist neben dem Inertgas
zusätzlich zumindest noch Kohlenmonoxid auf. Hierdurch wird unterhalb einer Temperatur
von ca.1200
oC das Stahlpulvers aufgekohlt. Oberhalb einer Temperatur von ca. 1200
oC findet eine Entkohlung statt.
[0012] Nach der Sinterung wird beim Abkühlen der gebildeten Sinterkörper bei einer Temperatur
von ca. 1200
oC ein erneuter Wechsel des Sintergases vorgenommen. Unterhalb dieser Temperatur wird
wiederum nurmehr Inertgas, wie etwa Argon, zugeführt. Hierdurch wird eine der zuvor
vorgenommenen Entkohlung folgende Aufkohlung der Sinterkörper vermieden. Durch geeignete
Wahl der Temperaturen, an denen die beiden Gaswechsel vorgenommen werden, kann so
erreicht werden, dass in dem durch diese Temperaturen bestimmten Temperaturintervall
die Auf- und die Entkohlung des Stahlpulvers und der daraus gebildeten Sinterkörper
zur Gleichheit gebracht sind.
[0013] Unter Beibehaltung der vor allem durch Sinterdauer sowie Aufheiz- und Abkühlrate
bestimmten Verfahrensparameter kann durch Verlagerung einer oder beider Temperaturen
der Kohlenstoffgehalt der Sinterkörper auf einen vom Kohlenstoffgehalt des Stahlpulvers
abweichenden vorbestimmten Wert eingestellt werden.
[0014] Wichtig ist vor allem, dass der Partialdruck der den Sinterkörper bei der Ausführung
des Herstellverfahrens umgebenden Atmosphäre gezielt verändert wird, und dass diese
Änderung derart gesteuert wird, dass der Kohlenstoffgehalt des Sinterkörpers auf den
vorbestimmten Wert eingestellt wird.
[0015] Wird als Atmosphäre das Sintergas eingesetzt, so kann zur Einstellung des Kohlenstoffgehaltes
auf den vorbestimmten Wert die Zusammensetzung des Sintergases während der Ausführung
des Herstellverfahrens nicht nur - wie zuvor beschrieben - schrittweise, sondern auch
kontinuierlich geändert werden. Hierbei lässt sich der Kohlenstoffgehalt des herzustellenden
Sinterkörpers besonders genau festlegen, da dann das für die Einhaltung des vorbestimmten
Kohlenstoffgehalts massgebliche und durch das Verhältnis der Partialdrücke von Kohlenmonoxid
und Kohlendioxid definierte Gleichgewicht durch kontinuierliche Änderung des Partialdruckes
des Kohlenmonoxids während des gesamten Herstellverfahrens eingehalten werden kann.
[0016] Wird der Kohlenmonoxidgehalt - wie zuvor beschrieben - schrittweise verändert, so
empfiehlt es sich, während des Aufheizens bei einer Temperatur zwischen 900 und 1200
oC vom Inertgas auf ein kohlenmonoxidhaltiges Sintergas umzuschalten. Bei den zuvor
angegebenen Parametern, wie Pulverzusammensetzung, Grösse der zu erstellenden Sinterkörper,
Aufheiz- und Abkühlraten sowie Sinterdauer, hat sich während des Aufheizens eine Umschalttemperatur
von ca. 1000
oC und beim Abkühlen eine solche von ca. 1200
oC als besonders günstig herausgestellt.
[0017] Dem Sintergas werden während des Aufheizens beim Erreichen der Umschalttemperatur
bis zu 10 Volumenprozent Kohlenmonoxid zugeführt. Es ist zu empfehlen, dem Sintergas
beim Erreichen der Umschalttemperatur zusätzlich ein reduzierendes Gas, wie vorzugsweise
Wasserstoff, zuzugeben. Hierdurch wird zusätzlich erreicht, dass bei der durch das
Kohlenmonoxid bewirkten Aufkohlung des Sinterkörpers dessen Oxidation weitgeheng vermieden
wird. Dies ist von besonderem Vorteil bei der Herstellung vergleichsweise poröser
und/oder mit einer Pulverfüllung versehener Sinterkörper. Dem Sintergas können bis
zu 20 Volumenprozent Wasserstoff zugeführt werden. Sehr bewährt hat es sich, während
des Aufheizens beim Erreichen der Umschalttemperatur ein Sintergas mit ca. 5 Volumenprozent
Kohlenmonoxid und ca. 10 Volumenprozent Wasserstoff zuzuführen.
[0018] Es ist möglich, das Herstellverfahren in einem abgeschlossenen Behälter auszuführen.
Hierbei wird der Sintervorgang zeitlich derart gesteuert, dass bei hohen Temperaturen
im Stahlpulver gebildete Kohlenstoffoxide beim Abkühlen zersetzt werden und dabei
entstehender Kohlenstoff in den Sinterkörper wieder eingebaut wird.
[0019] Ferner kann das Herstellverfahren auch in einem Behälter ausgeführt werden, in dem
das Stahlpulver und damit auch der herzustellende Sinterkörper von elementarem Kohlenstoff,
wie vorzugsweise Graphit, umgeben ist. Hierbei ist es erforderlich, dass der Graphit
in relativ engem Kontakt mit dem Stahlpulver bzw. dem Sinterkörper steht. Der Sauerstoffrest
des Sintergases holt sich dann den zum Aufbau einer um den Sinterkörper lokalisierten,
kohlenmonoxidhaltigen Atmosphäre benötigten Kohlenstoff aus der Graphithülle und beeinflusst
den Kohlenstoffgehalt des Stahlpulvers bzw. des Sinterkörpers nurmehr unwesentlich.
[0020] Es ist sehr zu empfehlen, vor dem Sinterprozess eine Wärmebehandlung des Stahlpulvers
in einer reduzierenden Atmosphäre vorzunehmen. Wird eine solche Wärmebehandlung bei
Temperaturen bis zu 1400
oC durchgeführt, so wird der in den kaum zu vermeidenden Metalloxiden des Stahlpulvers
befindliche oder an den Pulverteilchen angelagerte Sauerstoff durch Reaktion mit dem
reduzierenden Bestandteil der Atmosphäre weitgehend entfernt. Im nachfolgenden Sinterprozess
kann dieser Sauerstoff dann nicht mehr zu einer Entkohlung des Stahlpulvers unter
Bildung von Kohlenmonoxid beitragen. Ein derart vorgeglühtes Stahlpulver kann im nachfolgenden
Sinterprozess wesentlich einfacher auf einen vorbestimmten Kohlenstoffgehalt eingestellt
werden als ein nicht wärmebehandeltes Stahlpulver, da durch das Vorglühen einer der
den Kohlenstoffgehalt des Sinterkörpers beeinflussenden Faktoren ausgeschaltet ist.
Wird das Stahlpulver in einer Wasserstoffatmosphäre geglüht, so werden bereits schon
bei Temperaturen oberhalb 800 bis 1000
oC die Anteile an leicht reduzierbaren Oxiden, wie z.B. FeO und/oder Cr₂O₃, erheblich
reduziert. Hingegen werden schwer reduzierbare Oxide, wie z.B. MnO, etwa durch Schwefelabbindung
auf ein Minimum reduziert.
1. Verfahren zur Herstellung eines kohlenstoffhaltigen Sinterkörpers aus Stahlpulver,
bei dem das Stahlpulver in einer zumindest zeitweise Kohlenmonoxid enthaltenden Atmosphäre
auf Sintertemperatur erwärmt, über einen vorbestimmten Zeitraum auf Sintertemperatur
gehalten, und der hierbei gebildete Sinterkörper nachfolgend abgekühlt wird, dadurch
gekennzeichnet, dass der Partialdruck des in der Atmosphäre befindlichen Kohlenmonoxids
während der Ausführung des Herstellverfahrens gezielt verändert wird, und dass diese
Änderung derart gesteuert wird, dass der Kohlenstoffgehalt des Sinterkörpers nach
Ausführung des Herstellverfahrens auf einen vorbestimmten Wert eingestellt ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung eines
als Atmosphäre eingesetzten Sintergases während der Ausführung des Herstellverfahrens
kontinuierlich geändert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung eines
als Atmosphäre eingesetzten Sintergases während der Ausführung des Herstellverfahrens
schrittweise geändert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass beim Erwärmen unterhalb einer
ersten Temperatur als Sintergas überwiegend Inertgas verwendet wird, dass oberhalb
der ersten Temperatur dem Inertgas zumindest Kohlenmonoxid zugesetzt wird, und dass
beim Abkühlen unterhalb einer zweiten Temperatur als Sintergas wiederum überwiegend
Inertgas verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das zwischen der ersten und
zweiten Temperatur verwendete Sintergas zusätzlich Wasserstoff enthält.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass erste und
zweite Temperatur derart gewählt werden, dass in dem durch diese Temperaturen bestimmten
Temperaturintervall die Auf- und die Entkohlung des Stahlpulvers und des aus ihm gebildeten
Sinterkörpers zur Gleichheit gebracht sind.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Temperatur
zwischen 900 und 1200oC festgelegt wird.
8. Verfahren nach Anspruche 7, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Temperatur bei
ca. 1000oC und die zweite Temperatur bei ca.1200oC festgelegt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das zwischen erster und zweiter
Temperatur zugeführte Sintergas bis zu 1o Volumenprozent Kohlenmonoxid und bis zu
20 Volumenprozent Wasserstoff enthält.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Herstellverfahren in einem
abgeschlossenen Behälter ausgeführt wird, und dass der Sintervorgang zeitlich derart
gesteuert wird, dass bei hohen Temperaturen aus dem Stahlpulver gebildete Kohlenstoffoxide
beim Abkühlen zersetzt werden und hierbei entstehender Kohlenstoff in den Sinterkörper
eingebaut wird.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Sinterkörper von elementarem
Kohlenstoff umgeben ist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlpulver
vor dem Sintern in einer reduzierenden Atmosphäre wärmebehandelt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Stahlpulver in einer
Wasserstoffatmosphäre geglüht wird.