(19)
(11) EP 0 503 536 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
16.09.1992  Patentblatt  1992/38

(21) Anmeldenummer: 92104002.8

(22) Anmeldetag:  09.03.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5H04R 25/00, A61B 5/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB IT LI LU NL PT SE

(30) Priorität: 12.03.1991 DE 4107903

(71) Anmelder: HÖRGERÄTE GEERS GMBH & CO. KG
D-44137 Dortmund (DE)

(72) Erfinder:
  • Geers, Wolfgang
    W-4600 Dortmund (DE)

(74) Vertreter: Dipl.-Phys.Dr. Manitz Dipl.-Ing. Finsterwald Dipl.-Ing. Grämkow Dipl.Chem.Dr. Heyn Dipl.Phys. Rotermund Morgan, B.Sc.(Phys.) 
Postfach 22 16 11
80506 München
80506 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Optimiertung der Anpassung von Hörgeräten


    (57) Es wird ein Verfahren zur Optimierung der Anpassung von Hörgeräten beschrieben, bei dem zur Auswahl von Voreinstellung des jeweiligen Hörgerätes repräsentative Schallereignisse in Form von Standard-Hörsituationen und demgemäß die spätere bevorzugte Trageumgebung berücksichtigt werden.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Optimierung der Anpassung von Hörgeräten, bei dem zunächst im Rahmen einer Voreinstellung in Abhängigkeit vom individuellen Hörverlust zumindest die Parameter der wirksamen akustischen Verstärkung in verschiedenen Frequenzbereichen sowie des maximal zulässigen Schalldruckpegels eingestellt werden und dann in Abhängigkeit vom subjektiven Empfinden eine individuelle Korrektur von Einstell-Parametern vorgenommen wird.

    [0002] Es ist bekannt, daß es für den Versorgungserfolg von Hörgeräteträgern von entscheidender Bedeutung ist, daß zum einen das den individuellen Gegebenheiten bestmöglich Rechnung tragende Hörgerät ausgewählt und zum anderen das jeweilige Gerät hinsichtlich der erforderlichen Verstärkung in den verschiedenen Frequenzbereichen sowie hinsichtlich des maximal zulässigen Schalldruckpegels und auch des minimal erwünschten Schalldruckpegels bestmöglich eingestellt wird, um der Art und dem Grad des jeweiligen Hörverlustes Rechnung zu tragen und sicherzustellen, daß der maximale Ausgangsschalldruckpegel genügend hoch über der Hörschwelle liegt, jedoch die Unbehaglichkeitsschwelle nicht überschreitet.

    [0003] Für die Voreinstellung von Hörgeräten sind verschiedene Formeln bekannt, wobei sich alle Einstellungen nach diesen bekannten Formeln auf die Hörschwelle für Sinustöne stützen.

    [0004] Trotz der Verwendung dieser bekannten Voreinstellungstechniken und der üblichen anschließenden Individual-Feinanpassung durch Hörgeräteakustiker sind die Träger von Hörgeräten sehr häufig mit dem Problem konfrontiert, daß der erwartete Versorgungserfolg in ihrer üblichen täglichen Umgebung nicht eintritt, da vorhandene Umwelt- und Umgebungsgeräusche sowie situationsbedingt vorhandene Geräuschsituationen zu derartigen Störungen und Beeinträchtigungen führen, daß trotz der beim Hörgeräteakustiker vorgenommenen individuellen Anpassung des Hörgeräts die Unbehaglichkeitsschwelle häufig überschritten bzw. Störgeräusche so verstärkt werden, daß die Nutzinformation nicht mehr oder nur noch sehr schlecht erfaßt werden kann.

    [0005] Aufgabe der Erfindung ist es, die individuelle Anpassung von Hörgeräten wesentlich zu verbessern und dabei die spätere bevorzugte Trageumgebung zu berücksichtigen.

    [0006] Gelöst wird diese Aufgabe nach der Erfindung dadurch, daß bei der Voreinstellung aus einer Vielzahl von Standard-Hörsituationen, die auf einem Datenträger abrufbar gespeichert sind, eine erste Anzahl individuell dominierender Hörsituationen ausgewählt wird, daß die ausgewählten Standard-Hörsituationen zumindest hinsichtlich Frequenz- und Pegelverteilung sowie Pegelmaximalwert mit einer im Vergleich zur ersten Anzahl wesentlich verringerten zweiten Anzahl von aus ähnlichen Standard-Hörsituationen gemittelten Hörsituationsklassen verglichen werden, und daß zur Voreinstellung die Parameter derjenigen Hörsituationsklasse verwendet werden, deren Frequenz- und Pegelverteilung sowie deren Pegelmaximalwert die geringsten Abweichungen von der größtmöglichen Anzahl der ausgewählten Standard-Hörsituationen aufweist.

    [0007] Durch diese die bevorzugte Trageumgebung berücksichtigende Einstellung ist es möglich, Hörwünsche hörgeschädigter Personen zu berücksichtigen, so daß für die speziellen Hörsituationen typische Störgeräusche unterdrückt und bevorzugt auftretende Nutzsignale bzw. Nutzsignalbereiche entsprechend verstärkt werden können.

    [0008] Im Rahmen der Erfindung ist vorgesehen, eine Vielzahl von Standard-Hörsituationen, wie zum Beispiel Sprechen mit Stimmengewirr im Hintergrund, Sportereignisse, Fernsehdarbietungen, Straßenverkehrssituationen und dergleichen mit hoher Qualität und hoher Dynamik auf einem Datenträger, zum Beispiel einer Compact-Disk, aufzuzeichnen und ausgehend von diesen typischen Standard-Hörsituationen sogenannte Hörsituationsklassen zu bilden.

    [0009] Das Bilden derartiger Hörsituationsklassen entspricht einer Konzentrierung des alle Standard-Hörsituationen umfassenden Datenmaterials, wobei hinsichtlich des Frequenz- und Pegelverlaufs sowie des auftretenden Maximalpegels vergleichbare Standard-Hörsituationen einer Hörsituationsklasse zugeordnet werden und innerhalb dieser Hörsituationsklasse beispielsweise durch Mittelwertbildung bzw. gewichtete Mittelwertbildung für die betreffende Hörsituationsklasse charakteristische Werte ermittelt und diesen objektive Einstellparameter zugeordnet werden können. Die Praxis hat gezeigt, daß es möglich ist, eine große Anzahl von Standard-Hörsituationen auf wenige, zum Beispiel vier bis sechs Hörsituationsklassen zu reduzieren.

    [0010] Zum Zwecke der Gewinnung der für die Voreinstellung eines Hörgeräts benötigten Parameterwerte werden in Zusammenarbeit mit dem Hörgeschädigten aus den ihm vorgespielten, das heißt zu Gehör gebrachten Standard-Hörsituationen diejenigen Standard-Hörsituationen ausgewählt, die nach Angabe des Patienten der späteren bevorzugten Trageumgebung des Hörgeräts entsprechen.

    [0011] Dabei ist es von wesentlichem Vorteil, daß die gespeicherten und abrufbaren Standard-Hörsituationen dem Patienten in hoher Qualität und auch dem jeweils erforderlichen Pegel dargeboten werden können, und zwar in realistischer Form.

    [0012] Hat der Patient beispielsweise aus fünfzig typischen Standard-Hörsituationen zehn für seine Lebensumgebung charakteristische Hörsituationen ausgewählt, dann wird unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens eine Parameterbestimmung zum Zwecke der Hörgeräte-Voreinstellung vorgenommen.

    [0013] Dazu werden die ausgewählten Standard-Hörsituationen zumindest hinsichtlich Frequenz- und Pegelverteilung sowie Pegelmaximalwert insbesondere unter Einsatz entsprechender Vergleichs- und Auswertegeräte mit den für die gebildeten Hörsituationsklassen charakteristischen entsprechenden Werten verglichen und zur Voreinstellung dann die Parameter derjenigen Hörsituationsklasse verwendet, deren Frequenz- und Pegelverteilung sowie deren Pegelmaximalwert die geringsten Abweichungen von der größtmöglichen Anzahl der ausgewählten Standard-Hörsituationen aufweist. Der Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens ermöglicht es somit unter Berücksichtigung der späteren bevorzugten Trageumgebung und unter Ausnutzung einer speziellen Datenkomprimierung, ein passendes Hörgerät auszuwählen und auch die Voreinstellung durchzuführen.

    [0014] Die Feineinstellung des bereits voreingestellten Hörgeräts erfolgt dann in der Weise, daß dem das voreingestellte Hörgerät tragenden Patienten die gespeicherten und abrufbaren Klangbeispiele in Form von Hörsituationen mit hoher Dynamik vorgespielt werden, worauf dann noch individuelle Korrekturen hinsichtlich Lautstärke und Klangfarbe durchgeführt werden können und somit der Hörgeräteakustiker ausgehend von der bereits erfolgten Einstellung auf der Basis von Mittelwerten individuelle Feineinstellungen vornehmen kann, und zwar in wesentlich einfacherer Form und wesentlich schneller als bei allen bisher bekannten Verfahren.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Optimierung der Anpassung von Hörgeräten, bei dem zunächst im Rahmen einer Voreinstellung in Abhängigkeit vom individuellen Hörverlust zumindest die Parameter der wirksamen akustischen Verstärkung in verschiedenen Frequenzbereichen sowie des maximal zulässigen Schalldruckpegels eingestellt werden und dann in Abhängigkeit vom subjektiven Empfinden eine individuelle Korrektor von Einstell-Parametern vorgenommen wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß bei der Voreinstellung aus einer Vielzahl von Standard-Hörsituationen, die auf einem Datenträger abrufbar gespeichert sind, eine erste Anzahl individuell dominierender Hörsituationen ausgewählt wird,
    daß die ausgewählten Standard-Hörsituationen zumindest hinsichtlich Frequenz- und Pegelverteilung sowie Pegelmaximalwert mit einer im Vergleich zur ersten Anzahl wesentlich verringerten zweiten Anzahl von aus ähnlichen Standard-Hörsituationen gemittelten Hörsituationsklassen verglichen werden, und
    daß zur Voreinstellung die Parameter derjenigen Hörsituationsklasse verwendet werden, deren Frequenz- und Pegelverteilung sowie deren Pegelmaximalwert die geringsten Abweichungen von der größtmöglichen Anzahl der ausgewählten Standard-Hörsituationen aufweist.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die ausgewählten Standard-Hörsituationen vor dem Vergleich mit den Hörsituationsklassen zumindest hinsichtlich eines Teils ihrer Parameter individuell gewichtet und dann in der gewichteten Form mit den Hörsituationsklassen verglichen werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß als Datenträger für die jeweiligen Pegel- und Frequenzspektren Digitalqualität aufweisende Datenträger, insbesondere Compact-Disks, verwendet werden.
     
    4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Frequenz- und / oder Pegelvergleiche zwischen den Standard-Hörsituationen und den Hörsituationsklassen mittels vergleichender Auswertegeräte durchgeführt werden, und
    daß die Bestimmung der die Einstellparameter festlegenden Hörsituationsklasse in Abhängigkeit von den erhaltenen Vergleichswerten über eine Recheneinheit erfolgt.
     
    5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß bei Hörgeräten mit mehreren Kanälen die einzelnen Kanäle in Abhängigkeit von unterschiedlich ausgewählten Standard-Hörsituationen voreingestellt werden.