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EP 0 504 700 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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23.09.1992 Patentblatt 1992/39 |
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Anmeldetag: 09.03.1992 |
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| (84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE DE ES FR GB IT NL |
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Priorität: |
21.03.1991 DE 4109214
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Anmelder: Linde Aktiengesellschaft |
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D-65189 Wiesbaden (DE) |
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Erfinder: |
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- Rossmann, Manfred, Dr. Ing.
W-8000 München 71 (DE)
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Vertreter: Schaefer, Gerhard, Dr. |
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Linde Aktiengesellschaft
Zentrale Patentabteilung D-82049 Höllriegelskreuth D-82049 Höllriegelskreuth (DE) |
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Entgegenhaltungen: :
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Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens |
(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zum Erzeugen
von Gußeisen, bei dem der Ofenschacht des Kupolofens mit einem entsprechenden Einsatz
gefüllt ist bzw. ständig nachgefüllt wird, wobei dem Ofenschacht im unteren Bereich
Wind, z.B. Luft zugeführt und im oberen Schachtbereich ein mit Staubteilchen angereichtertes
Abgas (Gichtgas) abgeführt wird und dieses Abgas und/oder auch ein sonstiges, entsprechendes
Abgas aus dem kupolofenbenachbarten Bereich, insbesondere aus der Gießerei, einer
Entstaubung unterzogen wird.
Erfindungsgemäß werden die bei der Entstaubung gewonnenen Stäube, die ansonsten einer
Entsorgung zuzuführen wären, als schlackebildender Stoff über die Windzufuhr oder
benachbart dazu in den Kupolofen zurück- bzw. eingeführt.
[0001] Die Erfindung bertrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zum Erzeugen
von Gußeisen, bei dem der Ofenschacht des Kupolofens mit einem entsprechenden Einsatz
gefüllt ist bzw. ständig nachgefüllt wird; wobei dem Ofenschacht im unteren Bereich
Wind (z.B. Luft) zugeführt und im oberen Schachtbereich ein mit Staubteilchen angereichtertes
Abgas (Gichtgas) abgeführt wird und dieses Abgas und/oder auch ein sonstiges, entsprechendes
Abgas aus dem kupolofenbenachbarten Bereich, insbesondere aus der Gießerei, einer
Entstaubung unterzogen wird.
[0002] Es sind heute eine Vielzahl von Kupolöfen oder Schachtöfen bekannt, wobei jedoch
in jeder Variante eine Windzufuhr zum Ofen erfolgt und ebenso für die Ableitung der
Gichtgase (Verbrennungsabgase und andere Verunreinigungen) zu sorgen ist. Das abzuführende
Gichtgas oder Verbrennungsabgas muß, bevor es in die Atmosphäre entlassen werden kann,
einer Filterung und Entstaubung unterzogen werden. Die so erhaltenen Filterstäube
sind Abfall und sind einer (gesonderten) Entsorgung zuzuführen, wobei deren Entnahme
und Abtransport zusätzliche Arbeitsabläufe beim Betrieb von Kupolöfen darstellen.
[0003] Ein anderer Gesichtspunkt bei Kupolöfen und heutigen Betriebsweisen besteht darin,
daß, aufgrund des Einsatzes immmer reinerer Basismaterialien bei der Beschickung von
Kupolöfen ein immer geringer werdender Anteil von Schlacke zustande kommt. Dies geht
soweit, daß sogar das aus metallurgischen Gründen notwendige Verhältnis von Schlacke
zu Eisen unterschritten wird. Zur Gewährleistung eines optimalen Eisen zu Schlacke
Verhältnisses - ausreichende Schlackemenge - wird deshalb bereits die Zugabe von zusätzlichen,
schlackebildenden Elementen, wie beispielsweise Kieselsteinen praktiziert. Dies bedeutet
jedoch den Einsatz eines zusätzlichen Arbeitsstoffes sowie wiederum die Ausführung
eines zusätzlichen Arbeitsschrittes.
[0004] Aus diesen Nachteilen heraus ergeben sich also Verbesserungswünsche beim Betrieb
von Kupolöfen, die sich einerseits insbesondere auf die Entsorgung des beim Filtern
des Gichtgases entstehenden Staubes und auch anderer, benachbart anfallender Filterstäube
beziehen und andererseits den Mangel an Schlacke betreffen. Die Aufgabenstellung der
Erfindung besteht nun darin, für eine Verbesserung dieser Umstände zu sorgen.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabenstellung dadurch gelöst, daß der bei der Entstaubung
des Gichtgases gewonnene Staub oder auch sonstiger, benachbart anfallender Staub als
schlackebildender Stoff über die Windzufuhr oder benachbart dazu in den Kupolofen
zurück- bzw. eingeführt wird.
[0006] Mit dieser Vorgehensweise können die oben angesprochenen Nachteile in gegenseitig
kombinierter und vorteilhafter Weise überwunden werden. Die Erkenntnis, den aus dem
Gichtgas anfallenden Filterstaub als schlackebildenes Material anzuwenden stellt dabei
den Kern der Erfindung dar. Die erfindungsgemäße Möglichkeit ergibt sich, weil besagter
Filterstaub bevorzugt aus SiO₂, also Quarzmaterial besteht, welches ein zur Schlackebildung
geeignetes Material darstellt. Gleiches gilt für die "2. Sorte Staub", die erfindugsgemäß
zur Anwendung kommt, nämlich der Filter- und auch Abfallstaub aus benachbart zu Kupolöfen
angeordneten Betriebsbereichen, wie beispielsweise und insbesondere Gießereien. Bei
vielen dort ablaufenden Arbeitsgängen ist heute die Absaugung von verunreinigter Luft
aus dem Arbeitsbereich aus Gesundheits- und Umweltgründen Pflicht, wobei wiederum
entsprechende Filterstäube anfallen. Insbesondere bei Gießereien handelt es sich dabei
abermals überwiegend um Quarzmaterial - sowohl bei den Filterstäuben als auch bei
sonstigen staubartigem Abfallstoffen, z.B. verbrauchtem Formsand.
[0007] In einer vorteilhaften Ausbildung der Erfindung wird der abgefilterte Staub gesammelt
und geeignet dosiert dem Ofenwind zugeführt und so in den Kupolofen eingebracht. Das
Sammeln kann beispielsweise mit Hilfe eines Sammelbehälters erfolgen, dem die Stäube
zugeführt werden. Aus diesem Behälter heraus wird der Filterstaub dann beispielsweise
mit einer Dosiereinrichtung der Ofenwindleitungen zugeführt und so mit Hilfe des Ofenwinds
in den Kupolofen eingetragen.
[0008] In einer anderen vorteilhaften Variante der Erfindung wird der abgefilterte Staub
ebenfalls gesammelt und aber mit einer eigenständigen pneumatischen Förderanlage mit
einem gesonderten Fördergas weitertransportiert. Die Zuleitung in den Kupolofen erfolgt
dabei in günstiger Weise auch im Bereich der Windzufuhr. Dadurch ist die Möglichkeit
gegeben, die Stäube unabhängig vom Ofenwind und gegebenenfalls auch an etwas von der
Ofenwindzufuhr abweichender Stelle in den Kupolofen einuzuleiten. Diese eigenständige,
pneumatische Staubzufuhr wird kostengünstig und vorteilhaft mit Luft ausgeführt, sie
kann jedoch auch - je nach der Notwendigkeit im Einzelfall - mit Sauerstoff, sauerstoffangereicherter
Luft oder, insbesondere bei explosiblen Stäuben, auch mit Inertgasen erfolgen.
[0009] Grundsätzlich können mit den in Rede stehenden Filterstäuben, die ja der Bildung
von Schlacke dienen, auch weitere, anderen Zwecken dienenden Stäube in den Kupolofen
eingeführt werden. Dies sind beispielsweise einen höheren Kohlenstoffgehalt des sich
ergebenden Gußeisens bewirkende kohlenstoffhaltige Stäube (siehe DE-OS 38 11 166)
oder einfach als Brennmaterial dienende Stäube, wie z.B. Kohlenstaub (siehe z.B. DE-OS
36 03 078). Hiermit ergibt sich im Rahmen vorliegender Erfindung auch die unter Umständen
vorteilhafte Möglichkeit, neben den Filterstäuben auch andere schlackebildende oder
auch brennbare Anteile enthaltende Abfallstäube, wie z.B. zerkleinerte Kohlefilter,
in den Kupolofen zusätzlich einzubringen und diese somit einer nützlichen Anwendung
zuzuführen.
[0010] Mit Vorteil wird gleichzeitig zum Staubeintrag und benachbart dazu zusätzlich reiner
Sauerstoff in den Kupolofen eingeführt. Auf diese Weise wird erreicht, daß die bei
größerer Staubmengenzufuhr sich absenkende Eisentemperatur auf einem geeigneten, höheren
Niveau gehalten werden kann. Dies wird durch die verbrennungsfördernde Wirkung des
Sauerstoffs bewirkt, die die vollständige Verbrennung vorhandenen oder auch die Verbrennung
zusätzlich zugeführten Brennstoffs bewerkstelligt.
[0011] In vorteilhaften Varianten der vorliegenden Erfindung werden etwa zwischen 30 und
400 kg Filterstaub pro Stunde in einen Kupolofen eingebracht, wobei dies im wesentlichen
von der Zusammensetzung des Einsatzes und dem daraus sich ergebenden Schlackebedarf
und der Kupolofengröße abhängt.
[0012] Im folgenden soll das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft näher erläutert werden:
In eine Kupolofenanlage mittlerer Großenordnung (Ofendurchmesser 90 cm) wird in der
vorbekannten Betriebsweise ein Einsatz von 520 kg, bestehend aus 450 kg Eisenmaterial,
54 kg Satzkoks und 16 kg Kalksteine eingebracht. Ebenso erfolgt bei konventioneller
Betriebsweise die Zugabe von schlackebildenden Materialien, z.B. von Kieselsteinen,
in der Größenordnung von etwa 25 kg pro Einsatz, also von etwa 150 kg pro Stunde.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren ist eine solche, gesonderte Zugabe von schlackebildenden
Materialien nicht mehr erforderlich. Die Menge an Filterstaub, die bei der Filterung
des aus dem Kupolofen austretenden Gichtgases anfällt zusammen mit der Menge, die
aus der benachbarten Gießerei hinzukommt, ist ausreichend, um eine der Kieselsteinzugabe
adequate Schlackebildung im Kupolofen zu bewirken. Die aus den verschiedenen Abgasfilterungsanlagen
gewonnene Staubmenge wird einem Sammelbehälter zugeführt, der mit der Windzufuhr über
eine Dosiereinrichtung in Verbindung steht. Mit dieser Dosiereinrichtung z.B. einer
Dosierschnecke, wird stündlich eine Menge von ebenfalls etwa 150 kg in die Ofenwindzufuhr
eingeleitet und so mit dem Ofenwind in den Kupolofen eingebracht. Auf diese Weise
entsteht im Kupolofen eine geeigente Schlackemenge, wobei aber die Zugabe gesonderter
Schlackebildner jetzt enfällt. Die Eisenproduktion wird dabei in gleicher Menge und
Qualität aufrechterhalten. Mit der vorliegenden Erfindung werden also nachteilige
Verhältnisse beim Betrieb von Kupolöfen in gegenseitig kombinierter und vorteilhafter
Weise verbessert, wobei die konventionell zugeführten Schlackebildner eingespart und
ohnehin anfallende Abfallstäube nutzbringend angewendet werden.
1. Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zum Erzeugen von Gußeisen, bei dem der Ofenschacht
des Kupolofens mit einem entsprechenden Einsatz gefüllt ist bzw. ständig nachgefüllt
wird,
wobei dem Ofenschacht im unteren Bereich Wind, z.B. Luft zugeführt und im oberen Schachtbereich
ein mit Staubteilchen angereichtertes Abgas (Gichtgas) abgeführt wird
und dieses Abgas und/oder auch ein sonstiges, entsprechendes Abgas aus dem kupolofenbenachbarten
Bereich, insbesondere aus der Gießerei, einer Entstaubung unterzogen wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der bei der Entstaubung dieser Abgase gewonnene Staub als schlackebildender Stoff
über die Windzufuhr oder benachbart dazu in den Kupolofen zurück- bzw. eingeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der abgefilterte Staub gesammelt
und geeignet dosiert dem Ofenwind zugeführt wird und so in den Kupolofen eingebracht
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der abgefilterte Staub gesammelt
und geeignet dosiert mit einem eigenen Fördergas weitertransportiert wird und im Windzufuhrbereich
des Kupolofen in den Kuplofen eingetragen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Fördergas Druckluft angewendet
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Fördergas ein Inertgas,
z.B. Stickstoff, verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich weiteren Zwecken dienende Stäube dem Kupolofen
zugeführt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß aus weiteren Quellen stammende Abfallstäube zusätzlich
zugeführt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig zum Staubeintrag und benachbart dazu zusätzlich
reiner Sauerstoff in den Kupolofen eingeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß 30 bis 400
kg pro Stunde Filterstaub eingebracht werden, wobei dies im Einzelfall im wesentlichen
von der Zusammensetzung des Einsatzes und dem daraus sich ergebenden vom Schlackebedarf
und der Kupolöfengröße abhängig ist.
