[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Salzsäure, die frei von
den Halogenen Fluor, Brom und/oder Jod und ihren entsprechenden Wasserstoffverbindungen
und deren Salzen ist, aus einer rohen verdünnten Salzsäure, die wenigstens eines der
genannten Halogene als solches oder in Form seiner Wasserstoffverbindung oder eines
ihrer Salze als Verunreinigung enthält.
[0002] Eine rohe verdünnte Salzsäure, die mit den Fremdhalogenen Fluor, Brom und/oder Jod
insbesondere in Form ihrer Halogenwasserstoffsäuren oder deren Salze verunreinigt
ist, fällt als Nebenprodukt bei einer Reihe industrieller Prozesse an.
[0003] Beispielsweise wird eine verdünnte Salzsäure bei der Reinigung von Abgas mit hohem
Chloridgehalt, insbesondere von Abgas aus Müll- und Sondermüllverbrennungsanlagen,
bei der Abgaswäsche mit Wasser gebildet. Ein derartiges Verfahren, das auch eine Aufkonzentrierung
der gebildeten Salzsäure über die Stufe einer azeotropen Salzsäure hinaus umfaßt,
ist in der EP-A-393 402 beschrieben. Das beschriebene Verfahren sieht keine besonderen
Maßnahmen zur Entfernung von Fremdhalogenen aus der gewonnenen Salzsäure vor. Der
Gehalt von Fluorwasserstoff (HF) soll normalerweise unbedeutend sein.
[0004] Es hat sich jedoch gezeigt, daß je nach Herkunft des gereinigten Abgases auch erhebliche
Mengen an HF in die gebildete verdünnte Salzsäure gelangen können, und daß bei der
Abgasreinigung und als Nebenprodukt anderer chemischer Prozesse auch verdünnte Salzsäuren
gebildet werden, die zusätzlich zu HF oder anstelle von HF auch noch HBr und/oder
HJ oder entsprechende Salze enthalten können. Die Anwesenheit derartiger Fremdhalogene
in der gebildeten Salzsäure erschwert jedoch deren industrielle Weiterverwendung.
[0005] Die ältere, nachveröffentlichte EP 0 425 922 A1 beschreibt ein Verfahren zur Reinigung
und Aufkonzentrierung von verdünnter Salzsäure, die u.a. mit HF verunreinigt ist und
insbesondere aus der Rauchgaswäsche von Müll- und Sondermüllverbrennungsanlagen stammt.
Zur Abtrennung von HF wird die verunreinigte verdünnte Salzsäure einem thermischen
Trennprozeß, d.h. einer Destillation oder Rektifikation, unter Zusatz von gelösten
fluoridbindenden Zusätzen, insbesondere eines Gemischs aus Aluminiumchlorid und Alkalichlorid,
unterworfen. Der Zusatz kann sowohl im Vorverdampfer, in der Vakuumstufe und/oder
der Druckstufe einer Destillation erfolgen, und die gebildeten Fluoride werden im
Kolonnensumpf gesammelt. Dadurch, daß der thermische Trennprozeß in Gegenwart der
gebildeten Fluoride erfolgt, gelingt es zumindestens im Falle einer Verwendung von
CaCl₂ nicht, eine vollständig von Fluorverbindungen freie Salzsäure zu erhalten, da
die in der Gleichgewichtsmischung vorhandenen HF-Anteile mit der Salzsäure abdestilliert
werden und sich das Gleichgewicht unter Neubildung von HF verschiebt.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zu schaffen, das die Entfernung
von Fremdhalogenen aus einer rohen verdünnten Salzsäure, die wenigstens das Fremdhalogen
Fluor als solches oder in Form seiner Wasserstoffverbindung oder eines seiner Salze
als Verunreinigung enthält, ermöglicht, so daß eine gereinigte verdünnte Salzsäure
gebildet wird, die, gegebenenfalls nach Aufkonzentrierung oder in Form daraus freigesetzter
fremdhalogenfreier Salzsäuredämpfe mit maximal 100 Gew.-% HCl, einer üblichen industriellen
Weiterverwendung zugeführt werden kann, und bei dem man, soweit sie als Fremdhalogene
zusätzlich vorhanden sind, die Halogene Brom und Jod als wiederverwertbares Produkt
erhalten kann.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1 gelöst.
[0008] Bevorzugte vorteilhafte Ausgestaltungen eines derartigen Verfahrens sind in den Unteransprüchen
wiedergegeben.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht die Entfernung von einerseits HF und andererseits
die gemeinsame Entfernung von HBr und HJ in zwei getrennten Verfahrensschritten vor,
wobei je nach Art der in der verdünnten Salzsäure vorhandenen Fremdhalogene gegebenenfalls
auch nur einer der genannten Verfahrensschritte durchgeführt werden kann. Es ist ferner
darauf hinzuweisen, daß die Reihenfolge der Entfernung von HF einerseits und HBr und
HJ andererseits frei gewählt werden kann.
[0010] Bei der Abgasreinigung durch Auswaschen mit Wasser wird üblicherweise eine 7 bis
10 %ige Salzsäure gebildet, die dann in einer Vorkonzentrierstufe ein- oder mehrstufig
zum Azeotrop aufkonzentriert wird, das dann, wenn die Aufkonzentrierung bei Normaldruck
durchgeführt wird, zu einer 22 %igen Salzsäure führt. Eine weitere Aufkonzentrierung
ist unter Verwendung wasserentziehender Mittel möglich, beispielsweise durch Extraktivrektifikation
mit Schwefelsäure oder CaCl₂-Lösungen, wobei man bis zum reinen HCl-Gas gelangen kann.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren kann direkt unter Einsatz der 7 bis 10 %igen verdünnten
Salzsäure vor der Vorkonzentrierung durchgeführt werden, kann jedoch auch zwischen
oder nach der ein- oder mehrstufigen Vorkonzentrierung oder auch nach der Hochkonzentrierstufe,
z.B. durch Extraktivrektifikation, durchgeführt werden. Demgemäß kann in das erfindungsgemäße
Verfahren eine Salzsäure eingesetzt werden, die eine HCl-Konzentration von 3 bis 36
Gew.-% aufweist.
[0012] Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene, von Fremdhalogenen befreite Salzsäure
kann anschließend auch in reine HCl-Dämpfe überführt werden.
[0013] Die Reinigungsbehandlung gemäß A) des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Abtrennung
von Fluorwasserstoff und Fluoriden erfolgt in einem besonderen Schritt unabhängig
von der Reinigung und/oder Aufkonzentrierung der verdünnten Salzsäure durch Destillation
und/oder Rektifikation. Hierzu wird die verdünnte Salzsäure mit einem Fällungsmittel
für Fluorid versetzt, und zwar mit einem geeigneten löslichen Metallchlorid, insbesondere
mit CaCl₂. Bei einer Verwendung einer wäßrigen Lösung von CaCl₂ als Fällungsmittel,
die bevorzugt mit einer Konzentration von 20 bis 60 Gew.-% zugesetzt wird, wird die
Fällungsreaktion durch die folgende Formelgleichung beschrieben:

Zur möglichst quantitativen Entfernung von Fluorid bzw. HF erfolgt erfindungsgemäß
eine Verschiebung des Gleichgewichts auf die rechte Seite durch Verwendung eines Überschusses
des Fällungsmittels (CaCl₂) und durch die Entfernung des unlöslichen Reaktionsprodukts
(CaF₂) während der Umsetzung.
[0014] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird vorzugsweise so gearbeitet, daß der CaCl₂-Gehalt
in der verdünnten Salzsäure und Reaktionslösung zwischen 4 und 40 Gew.-% liegt. Die
Fällungsrekation wird vorzugsweise in einem Reaktionskessel oder Mischer durchgeführt,
wobei die Reaktionslösung im Kreislauf über eine Feststoffabscheidestufe zur Abscheidung
des gebildeten Niederschlags geführt wird. Diese Stufe kann in an sich bekannter Weise
unter Verwendung eines Dekanters oder ähnlichen Apparats wie Filters oder Zyklons
durchgeführt werden. Die Reaktionstemperatur der Fällung kann zwischen 20 und 120°C
gewählt werden.
[0015] Bei dieser Abtrennung wird der Niederschlag gegebenenfalls in Suspensionsform mit
einer geringeren Menge an Salzsäure, von der Hauptmenge der Salzsäure abgetrennt,
die normalerweise auf dieser Stufe einen Gehalt an restlichem löslichen Chlorid, z.B.
CaCl₂, enthält. Diese Chlorid-Salzsäure-Lösung kann nunmehr durch Destillation oder
Rektifikation zur Gewinnung einer HF-freien Salzsäure weiterverarbeitet werden. Das
Chlorid, beispielsweise das CaCl₂, verbleibt mit einem Rest an Salzsäure im Destillations-
oder Rektifikationssumpf. Durch Zugabe von Kalkmilch (CaO) wird restliche Salzsäure
zu CaCl₂ und H₂O neutralisiert. Die erhaltene CaCl₂-Lösung kann wieder als Fällungsmittel
in die Reaktion zurückgeführt werden.
[0016] Zur Entfernung weiterer Salze oder Verunreinigungen kann ein Teilstrom der Salzlösung
auch abgezogen, neutralisiert und in einem Eindicker konzentriert werden. Das Konzentrat
wird aus dem Eindicker stichfest erhalten.
[0017] Enthält die verdünnte Salzsäure, gegebenenfalls auch nach einer Behandlung gemäß
der eben beschriebenen Art, als Fremdhalogenide Brom und/oder Jod in Form von HBr
und/oder HJ oder deren Salzen, erfolgt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Entfernung
dieser Fremdhalogenide durch Zugabe von Chlor. Durch die Zugabe von Chlor werden Bromide
und/oder Jodide zu wiederverwertbarem elementarem Brom und/oder Jod nach den folgenden
Gleichungen oxidiert:
2HBr + Cl₂ → Br₂ + 2HCl
2HJ + Cl₂ → J₂ + 2HCl
Die Umsetzung der verdünnten Salzsäure wird nach dem erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt
wie nachfolgend beschrieben in einer Kolonne durchgeführt, sie kann jedoch auch in
einem gesonderten Reaktionskessel oder einer Mischstrecke erfolgen. Um eine möglichst
quantitative Oxidation aller Bromide und/oder Jodide zu erreichen, wird das Oxidationsmittel
Chlor mit einem Überschuß, vorzugsweise etwa 10 %igen Überschuß, über die erforderliche
stöchiometrische Menge zugegeben. Die Zugabe erfolgt unter solchen Bedingungen, daß
eine vollständige Umsetzung gewährleistet ist. Das bei der Umsetzung mit Chlor gebildete
elementare Brom und/oder Jod wird anschließend zusammen mit dem Überschuß des Oxidationsmittels
Chlor mit Eigendampf der Säure oder zugegebenem Direktdampf oder Inertgas ausgestrippt.
Die Trennung der elementaren Halogene Jod, Brom und Chlor erfolgt dadurch, daß man
die unterschiedliche Sublimierbarkeit / Kondensierbarkeit der Halogene ausnutzt, die
eine Abtrennung von Jod und Brom aus dem Chlorgas ermöglicht.
[0018] Die Umsetzung und das Strippen können nach dem erfindungsgemäßen Verfahren in einem
Druckbereich von 100 mbar bis 6 bar durchgeführt werden. Durch die Wiedergewinnung
des unumgesetzten Chlors und dessen Rückführung in den Reaktionsbehälter, insbesondere
die Kolonne oder den Reaktionskessel, mittels Kompressoren oder Gebläsen wird eine
nahezu quantitative Umsetzung des bereitgestellten Chlors erreicht.
[0019] Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand von Figuren und Ausführungsbeispielen
noch näher erläutert.
[0020] Es zeigen:
Figur 1 ein Fließbild einer Prozeßführung zur Durchführung der HF-Entfernung gemäß
dem erfindungsgemäßen Verfahren; und
Figur 2 ein Fließbild einer Prozeßführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei der
nacheinander die Entfernung von Brom und/oder Jod sowie Fluor aus verdünnter Salzsäure
vorgesehen ist.
[0021] Bezugnehmend auf Figur 1 kann zur HF- bzw. Fluorid-Entfernung so vorgegangen werden,
daß man aus einem Vorratstank 1 die verdünnte verunreinigte rohe Salzsäure 2 in einen
Reaktionsbehälter 3 pumpt, in dem sie mit einer Chloridlösung zur Fällung des Fluoridgehalts,
insbesondere einer Calciumchloridlösung 4, versetzt wird. Nach einem Abschluß der
Fällungsreaktion wird der gebildete Niederschlag, insbesondere Calciumfluorid 6, in
einem Dekanter 5 als Salzsäuresuspension abgezogen.
[0022] Die die Hauptmenge der Salzsäure enthaltende verbleibende CaCl₂-Salzsäurelösung 7
wird nach der Abtrennung des Niederschlags teilweise zur weiteren Umsetzung in den
Reaktionsbehälter zurückgeführt und teilweise in einer Kolonne 8 rektifiziert, wobei
auf einem mittleren Niveau eine HF-freie Salzsäure 9 und am Kolonnenkopf Wasser abgezogen
werden.
[0023] Die im Sumpf zurückbleibende Salzlösung, insbesondere CaCl₂-Lösung 10 enthält auch
HCl und gegebenenfalls andere Salze. Ein Teilstrom 11 dieser CaCl₂-Lösung wird mit
CaO 12 neutralisiert und in einem Eindicker 13 stichfest konzentriert.
[0024] Der verbleibende weitere Teilstrom der CaCl₂-Lösung 14 wird ebenfalls mit CaO 15
versetzt, um die CaCl₂-Verluste auszugleichen, und als Fällungsmittel erneut in den
Reaktionsbehälter 3 zurückgeführt.
[0025] Aufgrund der Möglichkeit, einen Überschuß Fällungsmittel einzusetzen, ist eine als
quantitativ bezeichenbare Fluoridentfernung aus der verdünnten Salzsäure möglich.
Die Abtrennung des Fluoridniederschlags vor der Reinigung/Konzentrierung der verdünnten
Salzsäure verhindert es, daß durch Verschiebung des Gleichgewichts gebildetes HF wieder
in die zu reinigende Salzsäure gelangt.
[0026] Nunmehr bezugnehmend auf Figur 2 zeigt diese ein Fließbild eines Verfahrens, bei
dem alle drei Fremdhalogenide entfernt werden können.
[0027] In das Verfahren wird eine in zwei Kolonnen 21 und 22 auf ca. 20 Gew.-% vorkonzentrierte
Salzsäure 23 eingesetzt. Diese wird zur Entfernung der Fremdhalogenide Brom und Jod
zuerst dem Kopf einer Kolonne 24 zugeführt. Im mittleren Bereich der Kolonne 24 wird
Chlor 25 zugegeben, und durch Eigendampf 26 oder Strippdampf wird das bei der Umsetzung
gebildete Brom und/oder Jod aus dem Sumpf der Kolonne 24 über Kopf 27 zusammen mit
überschüssigem unumgesetzten Chlor abgetrieben. Das Wasserdampf-Halogen-Gemisch wird
zur Abtrennung der Halogene Brom, Jod und Jodbrom durch Abkühlung 28 kondensiert und
in einem Abscheider 29 getrennt. Man erhält die Fremdhalogene als Gemisch 30. Die
gleichzeitig gebildete Wasserphase 31 wird auf die Kolonne zurückgeleitet. Unumgesetztes,
von Brom und Jod befreites Chlor 32 wird über ein Gebläse erneut der Kolonne 24 zugeführt.
[0028] Die auf diese Weise von Brom und Jod gereinigte Salzsäure 33 wird aus dem Kolonnensumpf
abgezogen und der Fluoridentfernung zugeführt. Dazu wird sie mit einer ca. 50 %igen
CaCl₂-Lösung 34 versetzt. Das in der Säure enthaltene Fluorid reagiert in einem Reaktor
35 mit dem Fällungsmittel zu Calciumfluorid, das als Niederschlag erhalten wird. In
einem Dekanter 36 wird der CaF₂-Niederschlag 37 abgetrennt. Die CaCl₂-Salzsäure-Lösung
38 wird teilweise zur weiteren Umsetzung in den Reaktionsbehälter zurückgefahren,
und der andere Teilstrom kann nunmehr abermals mit einer CaCl₂-Lösung 39 versetzt
werden, um in der nachgeschalteten Kolonne 40 durch Extraktivdestillation eine Salzsäure
41 zu erhalten, die über die Azeotropstufe hinaus aufkonzentriert ist. Diese Salzsäure
41 ist frei von den Fremdhalogenen Fluor, Brom und Jod.
[0029] Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand von Beispielen noch näher
erläutert.
Beispiel 1
[0030] Die Entfernung von HF bzw. Fluorid aus Salzsäure durch Zugabe von CaCl₂ wurde im
Labormaßstab getestet. Es wurden verschiedene Ansätze, in denen der HF-Gehalt im Bereich
von 0,4 bis 1,5 Gew.-% und der Salzsäuregehalt von 3 bis 7 Gew.-% variierte, mit unterschiedlichen
Calciumchloridmengen versetzt, so daß der Calciumchloridgehalt in der Reaktionsmischung
im Bereich von 3 bis 25 Gew.-% variierte.
[0031] Die nachfolgende Tabelle 1 gibt die Zusammensetzung der Reaktionsmischung und den
nach Abtrennung des CaF₂-Niederschlags und der nachfolgenden Destillation der gereinigten
Salzsäure im Destillat gefundenen HF-Gehalt in Gew.-% wieder.

[0032] Es ist zu erkennen, daß nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Entfernung von
HF möglich ist, die als quantitativ bezeichnet werden kann.
Beispiel 2
[0033] Die Entfernung von Bromid und Jodid aus einer verdünnten Salzsäure wurde unter Verwendung
einer Versuchskolonne DN 100 getestet.
[0034] Dieser Versuchskolonne wurde eine verdünnte Salzsäure mit einem Salzsäuregehalt zwischen
3 und 20 Gew.-% und einem Bromid- und Jodgehalt zwischen 0,1 und 1,5 Gew.-% über Kopf
zugegeben. Das Chlor wurde auf einem mittleren Niveau in einem stöchiometrischen Überschuß
von 10 % zugegeben, und die im Sumpf erhaltene Lösung wurde mit Wasserdampf gestrippt.
[0035] Die nachfolgende Tabelle 2 enthält einige der erhaltenen Versuchsergebnisse, wobei
einmal die Zusammensetzung der eingesetzten verdünnten Salzsäure (in Gew.-%) und zum
anderen die Reinheit der erhaltenen gereinigten Säure (in ppm) an Chlor, restlichem
HBr und restlichem HJ wiedergegeben wird.

1. Verfahren zur Herstellung von Salzsäure, die frei von den Halogenen Fluor, Brom und/oder
Jod und ihren entsprechenden Wasserstoffverbindungen und deren Salzen ist, aus einer
rohen verdünnten Salzsäure, die wenigstens das Halogenid Fluor als solches oder in
Form seiner Wasserstoffverbindung oder seines Salzes als Verunreinigung enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß man
die rohe verdünnte Salzsäure, aus der gegebenfalls vorher vorhandene Anteile der Fremdhalogene
Brom oder Iod in einer gesonderten Vorbehandlung abgetrennt wurden, zur Abtrennung
von Fluorwasserstoff und Fluoriden einer Reinigungsbehandlung unterwirft, bei der
man ihr
a) einen erheblichen stöchiometrischen Überschuß wenigstens eines löslichen Chloridsalzes
zusetzt, das den in der Salzsäure vorliegenden Fluorgehalt wenigstens zum größten
Teil in einen unlöslichen Niederschlag überführt,
b) den sich während der Reaktion bildenden unlöslichen Niederschlag noch während der
Fällungsreaktion aus der Reaktionslösung entfernt und
c) anschließend die aus Stufe b) erhaltene, vom Niederschlag befreite Hauptmenge der
verdünnten, den unumgesetzten Überschuß des Chloridsalzes enthaltende Salzsäure einer
Weiterverarbeitung durch Destillation und/oder Rektifikation zuführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die gegebenfalls vorgesehene
Abtrennung von Brom- und/oder Jodwasserstoff und Bromiden und/oder Jodiden durchführt,
indem man der rohen Salzsäure
a) Chlor in einer solchen Menge zusetzt, die die erforderliche stöchiometrische Menge
zur Freisetzung der Halogene Brom und/oder Jod aus ihren in der verdünnten Salzsäure
vorhandenen Verbindungen übersteigt,
b) die gebildeten Halogene Brom und/oder Jod sowie über schüssiges unumgesetztes Chlor
aus der verdünnten Salzsäure abtreibt,
c) nach einer Trennung des Chlor von den restlichen Halogenen Brom und/oder Jod das
erstere in Stufe a) zurückführt und
d) die Halogene Brom und/oder Jod in kondensierter oder sublimierter Form, gegebenenfalls
nach einer zusätzlichen Um-setzung mit einem oder mehreren Reaktionspartner(n), aus
dem Prozeß ausschleust.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man bei der Fluor(id)entfernung
als lösliches Chlorid Calciumchlorid, Magnesiumchlorid oder Aluminiumchlorid, gegebenenfalls
gemeinsam mit einem Alkalichlorid, zugibt.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung
mit dem löslichen Chlorid bei einer Temperatur im Bereich von 20 bis 120°C durchführt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man als lösliches
Chlorid Calciumchlorid in einer solchen Menge zugibt, daß seine Konzentration in der
Reaktionslösung im Bereich von 4 bis 40 Gew.-% liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man zur möglichst
quantitativen Entfernung von Fluorid bzw. HF das Reaktionsprodukt CaF₂ während der
Reaktionszeit simultan aus der Reaktionslösung als unlöslichen Niederschlag entfernt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man den unlöslichen
Niederschlag in einem Dekanter, einer Zentrifuge, einer Kammerfilterpresse, einer
Mikrofiltration oder einem Hydrozyklon abtrennt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man dann,
wenn man die Fluor(id)abtrennung bei erhöhter Temperatur vornimmt, die Reaktionslösung
vor der Abtrennung des Niederschlags abkühlt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die Abtrennung
des Niederschlags und/oder die nachfolgende Destillation und/oder Rektifikation der
Hauptmenge der Salzsäure bei einem Druck im Bereich von 100 mbar bis 6 bar durchführt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man die aus
Stufe b) der Fluor(id)abtrennung erhaltene verdünnte, den Überschuß des unumgesetzten
Chlorids enthaltende Salzsäure vor der Destillation/Rektifikation mit zusätzlichem
Calciumchlorid versetzt.
11. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man bei der Behandlung zur
Brom(id)- und/oder Iod(id)abtrennung Chlor in einem etwa 10 %igen Überschuß über die
erforderliche stöchiometrische Menge zur Oxidation aller Bromide und/oder Jodide zusetzt.
12. Verfahren nach Anspruch 2 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß man das Chlor der verdünnten
Salzsäure in einem Reaktionskessel oder einer Kolonne zusetzt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Halogene Chlor, Brom und Jod aus der verdünnten Salzsäure durch Strippen mit Wasserdampf,
Eigendampf der Säure oder Inertgas bei einem Druck im Bereich von 100 mbar bis 6 bar
abtreibt.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß man die Behandlung zur Brom(id)-
und/oder Iod(id)abtrennung in einer Kolonne durchführt, über deren Kopf man die rohe
verdünnte Salzsäure aufgibt, der man das Chlor zwischen Kopf und Sumpfteil zuführt
und in die man das Strippmedium Dampf, Eigendampf oder Inertgas im Sumpf einspeist.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß man durch Strippen abgetriebenes
und von den anderen Halogenen Brom und/oder Jod durch Kondensation und/oder Sublimation
befreites unumgesetztes Chlor über Gebläse und/oder Kompressor(en) wieder in die Kolonne
zurückführt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß in die Reinigungsbehandlung(en)
eine verdünnte Salzsäure mit einer Konzentration von 3 bis 36 Gew.-% einsetzt.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß die verdünnte Salzsäure eine
bei einer Abgasreinigung von Müllverbrennungsanlagen, Sondermüllverbrennungsanlagen,
Kraftwerken oder Anlagen der chemischen Industrie und gegebenenfalls anschließende
Konzentrierung gewonnene verdünnte Salzsäure ist.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß man die Reinigungsbehandlung(en)
gemäß vor einer vorgesehenen Azeotropkonzentrierung der verdünnten Salzsäure oder
zwischen ihrer Azeotropkonzentrierung und Endkonzentrierung durchführt.
19. Verwendung einer nach einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 18 hergestellten
gereinigten verdünnten Salzsäure zur Herstellung von Chlorwasserstoffdämpfen, die
frei von Fremdhalogenen sind.