[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine filamentverstärkte Polyester-Vliesstoffbahn,
die insbesondere als Einlage für Bitumenbahnen sowie Dachunterspannbahnen geeignet
ist.
[0002] Die Gattungsbezeichnung "filamentverstärkte Vliesstoffbahn" bezeichnet Vliesstoffbahnen
in denen lineare Fasergebilde wie z.B. Filamentbündel, Monofilamente Garne aus Stapel
oder Endlosfasern, im wesentlichen parallel und geradlinig verlaufend, eingebettet
oder anderweitig formschlüssig verbunden sind.
[0003] Filamentverstärkte Vliesstoffbahnen, die durch parallel liegende Filamente in der
Art einer Kettfadenschar verstärkt sind, sind aus der DE-A-22 38 394 bekannt. Diese
Druckschrift bezieht sich vorzugsweise auf einen Teppichgrund aus Glasfasern der durch
Kettfäden vorzugsweise aus Nylon verstärkt ist.
Die DE-A-36 05 830 beschreibt eine Trägerbahn aus einem Schichtstoff, der sich aus
einem Polyestervlies und einem Mineralfaservlies zusammensetzt, wobei das Mineralfaservlies
durch Längsfäden aus einem mineralischen Werkstoff, vorzugsweise aus Glas, verstärkt
ist.
Ähnliche schichtförmige Vliesstoffe mit Hochmodulverstärkungsfasern werden in der
DE-A-39 41 189 beschrieben. Die aus diesen beiden Druckschriften bekannten Materialien
enthalten Verstärkungsfasern, deren Kraft-Dehnungsverhalten sich sehr stark von dem
der Vliesstoff-Filamente unterscheidet. Dieser Unterschied wird dort bewußt genutzt,
um einen möglichst hohen Anfangsmodul des Schichtstoffs zu erreichen. Bei dem in der
DE-A-39 41 189 beschriebenen Vliesstoff wird das auf das Vlies aufgebrachte Verstärkungsgarn
auch gleichzeitig als Bindefaser benutzt. Die in diesen Druckschriften beschriebenen
Materialien zeigen unter starker thermischer und mechanischer Belastung eine Neigung
zur Delaminierung und sind daher zur Herstellung bituminierter Vliesbahnen weniger
geeignet.
[0004] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Vliesstoff bereitzustellen,
der bei geringem Flächengewicht hohe mechanische Stabilität zeigt und sowohl bei der
Bituminierung als auch bei der Weiterverarbeitung der bituminierten Bahn sehr gute
Verarbeitungseigenschaften bietet.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine durch Binder verfestigte Polyester-Vliesstoffbahn,
die durch Scharen parallel laufender Verstärkungsgarne verstärkt ist, wobei der Vliesstoff
aus Polyesterfasern besteht und ein Flächengewicht von 20 -200 g/m² hat und
wobei die parallel laufenden Verstärkungsgarne aus Polyestergarnen bestehen und eine
ähnliche Höchstzugkraftdehnung haben wie die Polyesterfasern des Vliesstoffes.
[0006] Der Vliesstoff der erfindungsgemäßen filamentverstärkten Vliesstoffbahn kann aus
Stapelfasern oder Endlosfasern bestehen. Bevorzugt sind jedoch Vliesstoffe aus Endlosfasern
(Filamentvliesstoffe), insbesondere sog. Spunbonds.
[0007] Die Verstärkungsgarne können im Prinzip Stapelfasergarne oder Filamentgarne (= Endlosfasergarne)
sein, vorausgesetzt, daß sie die gewünschte Kombination von Höchstzugkraft und Höchstzugkraftdehnung
haben.
Bevorzugt sind aufgrund ihrer vorteilhaften mechanischen Eigenschaften Filamentgarne.
Besonders bewährt als Verstärkungsgarn haben sich Garne aus vollorientierten Polyesterfilamenten
(fully oriented yarns, "FOY"-Garne) wie sie in Chemiefasern/Textilindustrie 37/89,
1987, Seite 794 ff. beschrieben werden.
Die Filamente der Verstärkungsgarne können auch unrunde Querschnitte, wie z.B. multilobale,
hantelförmige oder bändchenförmige Querschnitte, aufweisen.
[0008] Die Verstärkungsgarne der erfindungsgemäßen Vliesstoffbahn haben vorzugsweise eine
Höchstzugkraftdehnung von 20 - 60 %. Die feinheitsbezogene Festigkeit beträgt 20 bis
40 cN/tex, vorzugsweise 30 bis 35 cN/tex.
[0009] Von besonderer Bedeutung ist es, daß die Filamente des Vliesstoffs und die Verstärkungsgarne
eine ähnliche Höchstzugkraftdehnung aufweisen. Ähnlich im Sinne dieser Erfindung bedeutet,
daß die Höchstzugkraftdehnungen von Vliesstoff- und Verstärkungsgarn sich um nicht
mehr als ca. 20 %-Punkte, vorzugsweise um nicht mehr als 10 %-Punkte insbesondere
um nicht mehr als 5 %-Punkte unterscheiden. Im allgemeinen wählt man die Höchstzugkraftdehnung
der Vliesstoff-Filamente so, daß sie geringer ist als die der Verstärkungsgarne. Erfindungsgemäße
Vliesstoffe, bei denen eine sehr hohe Gebrauchsbelastung zu erwarten ist, können aber
vorteilhafterweise mit einem Garn verstärkt werden, dessen Höchstzugkraftdehnung unter
der der Vliesstoff-Filamente liegt.
[0010] Der Titer der Verstärkungsgarne beträgt zweckmäßigerweise 50 bis 200 dtex. In speziellen
Fällen, wo eine geringere oder eine besonders hohe mechanische Festigkeit erwünscht
sind, kann natürlich auch ein geringerer oder höherer Titer der Verstärkungsgarne
angezeigt sein.
[0011] Vorzugsweise beträgt der Kochschrumpf der Verstärkungsgarne 5 bis 10 %. Ihr Heißluftschrumpf
bei 200°C liegt vorzugsweise bei 8 bis 10 %.
Die angegebenen Werte des Kochschrumpfes und des Heißluftschrumpfes bei 200°C wurden
gemäß der Prüfnorm DIN 53 866 durchgeführt.
[0012] Die erfindungsgemäßen filamentverstärkten Vliesstoffe enthalten 1 bis 20, vorzugsweise
2 bis 13 Verstärkungsgarne pro cm Vliesbreite.
[0013] Als Polyestermaterial kommen im Prinzip alle zur Faserherstellung geeigneten bekannten
Typen in Betracht. Derartige Polyester bestehen überwiegend aus Bausteinen, die sich
von aromatischen Dicarbonsäuren und von aliphatischen Diolen ableiten. Gängige aromatische
Dicarbonsäurebausteine sind die zweiwertigen Reste von Benzoldicarbonsäuren, insbesondere
der Terephthalsäure und der Isophthalsäure; gängige Diole haben 2-4 C-Atome, wobei
das Ethylenglycol besonders geeignet ist. Besonders vorteilhaft sind erfindungsgemäße
Vliesstoffbahnen, die aus einem Polyestermaterial bestehen, daß zu mindestens 85 mol%
aus Polyethylenterephthalat besteht. Die restlichen 15 mol% bauen sich dann aus Dicarbonsäureeinheiten
und Glycoleinheiten auf, die als sogenannte Modifizierungsmittel wirken und die es
dem Fachmann gestatten, die physikalischen und chemischen Eigenschaften der hergestellten
Filamente gezielt zu beeinflussen. Beispiele für solche Dicarbonsäureeinheiten sind
Reste der Isophthalsäure oder von aliphatischen Dicarbonsäure wie z.B. Glutarsäure,
Adipinsäure, Sebazinsäure; Beispiele für modifizierend wirkende Diolreste sind solche
von längerkettigen Diolen, z.B. von Propandiol oder Butandiol, von Di- oder Tri-ethylenglycol
oder, sofern in geringer Menge vorhanden, von Polyglycol mit einem Molgewicht von
ca. 500 - 2000.
[0014] Besonders bevorzugt sind Polyester, die mindesten 95 mol% Polyethylenterephthalat
enthalten, insbesondere solche aus unmodifiziertem PET.
[0015] Als Binder können die erfindungsgemäßen Vliesstoffe z.B. die üblichen Polymere, die
in Form von Dispersionen appliziert werden, enthalten . Besonders bevorzugt sind jedoch
solche erfindungsgemäßen Vliesstoffe, die durch Schmelzbinder oder thermomechanisch
verfestigt sind.
[0016] Besonders bevorzugt sind auch solche erfindungsgemäßen filamentverstärkten Vliesstoffbahnen,
die eine Kombination von bevorzugten Merkmalen aufweisen.
[0017] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Vliesstoffe erfolgt durch Ablage des Fasermaterials
auf einer bewegten Ablagefläche. Je nach dem ob Stapelfasern oder, wie bevorzugt,
Endlosfasern abgelegt werden sollen, werden bekannte Faserablageorgane eingesetzt.
Für die Ablage von Endlosfasern werden zweckmäßigerweise Spinnbalken eingesetzt, aus
denen ein Faservorhang in einen Spinn-und Streckschacht eingesponnen wird, in dem
die Fasern durch einen Fluidstrom gleichzeitig abgekühlt und beschleunigt und damit
verstreckt werden.
Das Einbringen der Verstärkungsgarne erfolgt zweckmäßigerweise von einem Kettbaum,
von dem aus die Garne zwischen zwei Vlies-Schichten einlaufen, die von zwei in Transportrichtung
hintereinander liegenden Reihen von Ablageorganen auf derselben Ablage abgelegt werden.
Eine für dieses Verfahren geeignete Vorrichtung ist in der DE-A-23 10 542 und in der
DE-A-39 41 189 beschrieben worden.
Die Auswahl der für die Herstellung der erfindungsgemäßen filamentverstärkten Vliesstoffe
eingesetzten Verstärkungsgarne erfolgt nach den oben für diese Garne angegebenen Kriterien.
Die Verfestigung des Vliesstoffes erfolgt in an sich bekannter Weise durch Aufbringen,
z.B. Aufsprühen von Bindemittel-Lösungen oder-Dispersionen oder aber vorzugsweise
durch das Einbringen von Schmelzbindern und anschließende Wärmebehandlung bei einer
Temperatur, bei der der Schmelzbinder schmilzt und die tragenden Filamente des Vliesstoffes
an deren Kreuzungspunkten verbindet.
Der Schmelzbinder wird mit besonderem Vorteil in Form von Bindefilamenten in das Vlies
eingebracht. Diese können als separate Filamente vorliegen wenn sie z. B. aus separaten
Öffnungen der Spinnbalken ausgesponnen und im ablaufenden Faservorhang gleichmäßig
verteilt werden, oder sie können als Mantel oder Seite der tragenden Filamente oder
eines Teils der tragenden Filamente vorliegen wenn entsprechende Düsenöffnungen für
das Erspinnen von Kern-Mantel-Filamenten oder Seite-an-Seite Zweikomponentenfilamenten
im Spinnbalken vorgesehen werden.
[0018] Eine weitere bevorzugte Möglichkeit zur Verfestigung des erfindungsgemäßen Vliesstoffes
besteht in der ebenfalls an sich bekannten thermomechanischen Verfestigung, die üblicherweise
durch Kalandrieren mit einem Heißkalander erfolgt.
[0019] Die erfindungsgemäßen Vliesstoffbahnen zeigen keine Delaminierungsneigung, selbst
nicht unter extremer thermisch-mechanischer Belastung.
Die Festigkeit der Bahnen in Längsrichtung übersteigt weit die gewohnten Werte von
Vliesstoffen vergleichbaren Flächengewichts. Weiterhin steigt die Durchstoßfestigkeit,
wie sie sich in der Stempeldurchdrückprüfung nach DIN 54 307 äußert. Dadurch ergibt
sich eine erheblich verbesserte Verarbeitbarkeit und eine erhöhte Arbeitssicherheit
beim Verlegen der erfindungsgemäßen bituminierten Dachbahnen auf dem Dach.
Diese ünberraschenden Vorteile der erfindungsgemäßen Verstärkungsbahn ergeben sich
vermutlich aus dem homogenen Kraft-Dehnungsverhalten von Vliesstoff und Verstärkungsgarn.
[0020] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine bituminierte Dachbahn
und eine bituminierte Dachunterspannbahn, die als Träger eine erfindungsgemäße Filamentverstärkte
Vliesstoffbahn enthält.
Diese bituminierten Dachbahnen oder Dachunterspannbahnen werden hergestellt durch
Tränken und/oder Beschichten der erfindungsgemäßen Verstärkungsbahnen mit geschmolzenem
Bitumen in an sich bekannter Weise.
1. Filamentverstärkte Vliesstoffbahn, die durch Scharen parallel laufender Verstärkungsgarne
verstärkt ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Vliesstoff aus Polyesterfasern besteht
und ein Flächengewicht von 20 -200 g/m² hat und daß die parallel laufenden Verstärkungsgarne
aus Polyester bestehen und eine ähnliche Höchstzugkraftdehnung haben wie die Polyesterfasern
des Vliesstoffes.
2. Vliesstoffbahn gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Vliesstoff ein Filamentvliesstoff
ist, der aus Filamenten aus Polyethylenterephthalat besteht.
3. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verstärkungsgarn eine Höchstzugkraftdehnung von 20 bis 60 % hat.
4. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verstärkungsgarn eine feinheitsbezogene Höchstzugkraft von 20 bis 40 cN/tex,
vorzugsweise 30 bis 35 cN/tex hat.
5. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 1 bis 20, vorzugsweise 2 bis 13 Verstärkungsgarne pro cm Breite enthält.
6. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Titer der Verstärkungsgarne 50 bis 200 dtex beträgt.
7. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kochschrumpf der Verstärkungsgarne 5 bis 10 % beträgt.
8. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Heißluftschrumpf bei 200°C der Verstärkungsgarne 8 bis 10 % beträgt.
9. Vliesstoffbahn nach mindestens einem der obigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Vliesstoff durch einen Binder oder thermomechnisch verfestigt ist.
10. Bituminierte Bahn zum Einsatz als Dachbahn oder Dachunterspannbahn dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Träger eine filamentverstärkte Vliesstoffbahn gemäß Anspruch 1 enthält.
11. Verfahren zur Herstellung eines filamentverstärkten Vliesstoffes durch Ablage von
Stapel- oder Endlosfasern auf einer bewegten Ablagefläche durch bekannte Faserablageorgane
und Einbringen der Verstärkungsgarne von einem Kettbaum, von dem aus die Garne zwischen
zwei in Transportrichtung hintereinander liegenden Reihen von Ablageorganen, die auf
dieselbe Ablage arbeiten, zwischen die Schichten der abgelegten Fasermassen einlaufen,
und Verfestigung des Vliesstoffes in an sich bekannter Weise durch Aufbringen von
Bindemitteln, durch das Einbringen von Schmelzbindern und anschließende Wärmebehandlung
bei einer Temperatur, bei der der Schmelzbinder schmilzt und die tragenden Filamente
des Vliesstoffes an deren Kreuzungspunkten verbindet, oder durch thermomechanische
Verfestigung, dadurch gekennzeichnet,
daß Polyesterfasern bis zu einem Flächengewicht von 20 -200g/m² abgelegt werden und
daß man Verstärkungsgarne aus Polyestermaterial zwischen den Ablageorganen einlaufen
läßt, die eine ähnliche Höchstzugkraftdehnung haben wie die Polyesterfasern des Vliesstoffes.
12. Verfahren gemäß Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß man pro cm der Vliesbreite
1 bis 20 Verstärkungsgarne einlaufen läßt.
13. Verfahren gemäß Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß man Verstärkungsgarne einlaufen
läßt, die eine Höchstzugkraftdehnung von 20 bis 60 % haben.
14. Verfahren gemäß Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß man Verstärkungsgarne einlaufen
läßt, die eine feinheitsbezogene Höchstzugkraft von 20 bis 40 cN/tex, haben.
15. Verwendung eines filamentverstärkten Vliesstoffes des Anspruchs 1 zur Herstellung
von Dachbahnen und von Dachunterspannbahnen.