[0001] Die Erfindung betrifft eine Einlegesohle für Schuhe mit einem System von längslaufenden
und querlaufenden Luftkanälen zur Belüftung der Füße gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Seit es geschlossene Schuhe gibt, ist der Fußschweiß ein Problem. Der Rückfuß wird
beim Gehen durch das normale Schlupfen des Schuhs meist noch ausreichend belüftet,
der Mittelfuß und insbesondere der Vorfuß mit ihrer Vielzahl an Schweißdrüsen jedoch
nicht. Daher haben sich Generationen von Erfindern mit diesem Problem beschäftigt
und Schuhe mit Einrichtungen zum forcierten Belüften der Füße zwecks Erhöhung der
Fußgesundheit in den vielfältigsten Ausführungsformen entwickelt.
[0003] So zeigt beispielsweise die US 861 846 aus dem Jahre 1907 eine zweiteilige Belüftungseinheit.
Das eine Teil ist ein von Hand zu öffnendes und zu schließendes Ventil, welches im
Bereich des Fußgelenks in den Schuhschaft eingesetzt ist. Das zweite Teil ist eine
Innensohle, in deren Unterseite ein System aus längslaufenden und querlaufenden Nuten
bzw. Luftkanälen eingeformt ist, wobei in den querlaufenden Kanälen eine Vielzahl
von Luftlöchern zur Fußsohle hin vorgesehen ist. Anerkennenswert ist bei diesem alten
Vorschlag, daß erkannt wurde, daß es von Vorteil ist, wenn von außen ständig Frischluft
in den Schuh gebracht wird; allerdings hatte das in den Schuhschaft eingesetzte Ventil
den Nachteil, nicht nur Luft, sondern auch Straßendreck und Feuchtigkeit in den Schuh
zu bringen. Aus diesem Grunde konnte sich dieses System in der Praxis nicht durchsetzen.
[0004] In der Folgezeit wurden daher nur noch Lösungen favorisiert, bei denen die Innensohle
mit Luftkanälen und Luftlöchern ausgerüstet war. Als Beispiele seien genannt die US
1 125 134 aus dem Jahre 1915 oder auch die IT-C-320 287 aus dem Jahre 1934. Diese
und andere bekannte Innensohlenkonstruktionen beruhen darauf, daß beim Gehen unter
dem Druck des Gewichtes des Schuhträgers die elastischen Sohlen bzw. die in ihnen
vorgesehenen Kanäle periodisch zusammengepreßt und entlastet werden, so daß durch
die daraus resultierende periodische Verkleinerung und Vergrößerung der Luftvolumina
eine Luftbewegung entsteht.
[0005] Neuste Untersuchungen und Überlegungen haben gezeigt, daß für eine optimale Funktion
der Fußbelüftung drei Effekte zu beachten sind: die Ventilation, die Zirkulation und
die Verwirbelung der Fußumluft. Der vorliegenden Erfindung liegt deshalb die Aufgabe
zugrunde, eine Einlegesohle der eingangs genannten Art anzugeben, die diese drei Effekte
optimal erfüllt.
[0006] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine gattungsgemäße Einlegesohle mit den Merkmalen
gemäß Kennzeichen des Anspruchs 1.
[0007] Die vorliegende Erfindung beschränkt sich entgegen dem Stand der Technik nicht darauf,
nur die Unterfläche der Einlegesohle mit Kanälen, Luftlöchern und dergleichen auszurüsten,
sondern optimiert die Form aller drei Sohlenflächen - Unterfläche, Oberfläche und
Seitenfläche - zur Erzielung der gewünschten Effekte. Von besonderer Bedeutung für
die optimale Funktion sind einmal die Pumpkammer im Fersenbereich, insbesondere aber
auch die unter der Pelotte angeordnete Kaverne, die als zusätzliche Pumpkammer wirkt,
und die darin vorgesehenen Dichtlippen, die ein Zurückströmen der Luft verhindern.
Dadurch wird erreicht, daß die Gewichtsverlagerung beim Abrollen des Fußes auch zu
einer wirksamen Umluftführung innerhalb des Schuhs führt.
[0008] Aufgrund der vorteilhaften Einformung der fersenseitigen Pumpkammer einerseits in
die Sohlenunterfläche, andererseits in die Sohlenseitenfläche wird das Ansaugen von
Luft bei entlastetem Fersenbereich verstärkt, während bei belastetem Fersenbereich
eine ausreichende Abdichtung zwischen Einlegesohle und Fersenkappe gewährleistet bleibt.
[0009] Dieser Abdichteffekt wird noch dadurch besonders unterstützt, daß an der Sohlenseitenfläche
im Fersenbereich seitlich Dichtkeile angeformt werden.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist die Unterfläche der Einlegesohle
an den drei Hauptauftrittsflächen - Ferse, Innenballen, Außenballen - fein profiliert,
vorzugsweise mittels sich kreuzender Feinnuten, um an diesen durch die Verformung
stark verdichteten Zonen eine gewisse Nachverformung schon während einer kurzen Tragedauer
zu ermöglichen, die zum individuellen Fußbett des jeweiligen Trägers führt. Da es
ebenso viele Fußformen wie Gesichtsformen gibt, würde ein hartes Fußbett nur bei wenigen
Füßen perfekt passen; bei der überwältigenden Mehrheit der Schuhträger müßte sich
der Fuß an das harte Fußbett angleichen, was dann zu Druckstellen und Hornhaut führt.
Dies wird durch die vorliegende Weiterbildung verhindert.
[0011] Da die Feinnuten an das Luftkanalsystem angeschlossen sind, sind auch diese Hauptauftrittszonen
belüftet, so daß ein Luft- und Temperaturausgleich möglich ist.
[0012] Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung besteht die Einlegesohle aus
wenigstens zwei Schichten unterschiedlicher Elastizität. Dabei bildet die Schicht
mit der höheren Elastizität die Sohlenunterfläche, in die die Kanäle, Pumpkammern
usw. eingeformt sind. Dadurch wird die Formstabilität und Dauerhaftigkeit des Luftkanalsystems
ebenso gewährleistet wie der hohe Gehkomfort für den Fuß.
[0013] Als Material für die Einlegesohle eignet sich vorzugsweise geschäumter Kunststoff,
insbesondere Polyethylen, aber auch Kork, Kork-Latex, Latex-Schaum und Gummi-Kork.
[0014] Als fußfreundliches Material zur Beschichtung der Oberfläche der Einlegesohle eignen
sich Leder, Textil, Faservlies, Jute oder auch Sisal.
[0015] Weitere Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den restlichen
Unteransprüchen. Diese und ihre Vorteile werden im übrigen anhand der Zeichnung in
Form eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0016] Die Zeichnung zeigt eine Draufsicht auf die Unterfläche 1 einer Einlegesohle für
Schuhe, bestehend aus einem elastisch nachgiebigen Material, beispielsweise einem
zweischichtigen geschäumten Polyethylen, wobei die Schicht mit dem höheren Raumgewicht
und der höheren Elastizität die Unterfläche 1 bildet.
[0017] In die Unterfläche 1 der Sohle ist ein System von Kammern und Kanälen eingearbeitet.
Im Fersenbereich 20 erkennt man zunächst wenigstens eine Pumpkammer 8, die einerseits
in die Unterfläche 1, andererseits in die Seitenfläche 2 der Einlegesohle eingearbeitet
ist. Radiale Dichtstege 7 unterstützen die vom Fersenbereich 20 zur Spitze 23 hin
gerichtete Luftströmung.
[0018] Die fersenseitige Pumpkammer 8 speist fersenseitige Luftkanäle 3, die ihrerseits
in wenigstens eine Kaverne 10 münden, die unter einer erhöhten Pelotte eingeformt
ist. In der Kaverne 10 sind mehrere Dichtlippen 9 in Form von in der Mitte unterbrochenen,
in Strömungsrichtung pfeilförmig angewinkelten Stegen ausgebildet. Am Kavernenrand
sind jeweils fersenseitig an den Stegen 9 Lüftungslöcher 17 eingestanzt, die beim
Aufsetzen der Ferse, also in unbelastetem Zustand des Vor- und Mittelfußbereiches,
die Belüftung des Mittelfußbereiches 22 bewirken. Beim weiteren Abrollvorgang werden
diese Löcher 17 dann zuerst verschlossen, so daß die vom Fersenbereich 20 zur Spitze
23 hin gerichtete Luftströmung ohne wesentliche Abschwächung erhalten bleibt und somit
die aktive Belüftung des Vorfußbereiches bewirkt.
[0019] Von der Kaverne 10 werden vorfußseitige Längskanäle 4 gespeist, die ihrerseits mit
Querkanälen 5 in Verbindung stehen. Im Vorfußbereich 23 sind eine Reihe von Luftlöchern
6 vorgesehen, die die Luft direkt zur Fußunterseite führen.
[0020] Die in der Zeichnung nicht erkennbare Oberfläche der Einlegesohle ist mit einem fußfreundlichen
Material, beispielsweise Leder oder Textil, beschichtet. Der Innenballen ist im Vergleich
zum Außenballen tiefergelegt, wodurch ein ausreichender Pronationseffekt entsteht,
wie er bei Schuhen mit niederem Absatz geboten ist.
[0021] Der Vorfußbereich der Einlegesohle hat weder nach den Seiten noch nach der Spitze
hin eine Schalenbildung; stattdessen wird die Sohle zu den Kanten hin dünner. Dadurch
wird erreicht, daß genügend Räume im Schuh verbleiben, die vom Fuß nicht voll ausgefüllt
werden, die notwendige Ventilation (V), Zirkulation (Z) und Verwirbelung (V) der Fußumluft
zu ermöglichen (VZV-System).
[0022] Aus dem gleichen Grunde ist die Rückfußpartie nur als leichte Schale ausgebildet
in asymmetrischer Form, wobei jedoch unterhalb des Kahnbeines durch erhöhtes Sohlenvolumen
der Supinationseffekt erzielt wird.
[0023] Wie die Zeichnung zeigt, ist die Unterfläche 1 der Einlegesohle an den drei Hauptauftrittsflächen
- Innenballen 14, Außenballen 15 und Ferse 16 - fein profiliert, und zwar mittels
sich kreuzender Feinnuten, die an das Kanalsystem 3, 4, 5 angeschlossen sind. Dieses
System von Feinnuten ermöglicht zunächst eine gewisse Nachverformung schon während
einer kurzen Tragedauer, die zum individuellen Fußbett des jeweiligen Schuhträgers
führt. Dies bedeutet, daß sich nicht der Fuß dem harten Fußbett, sondern das elastisch/plastisch
nachgiebige Fußbett dem Fuß anpaßt.
[0024] Dank des Anschlusses an das Luftkanalsystem werden diese Hauptauftrittsflächen 14,
15, 16 zusätzlich unterlüftet, was zu einem verbesserten Temperaturausgleich führt.
[0025] Die Wirkung der dargestellten Sohle ist wie folgt:
Da die Einlegesohle in den Fersen-Gelenk-Bereichen 20, 21 satt am Innenschuh anliegt,
werden alle Aussparungen in der Sohlenunterseite 2 zu mehr oder weniger abgedichteten
Kammern. Unterstützt wird dies durch seitlich angeformte Dichtkeile 11, die so angewinkelt
sind, daß sie sich bei Druckbeaufschlagung im Sinne eines Rückschlagventils an den
Innenschuh anpressen. In der ersten Phase des Schritts wird mit dem ruckartigen Aufsetzen
der Ferse die Kammer 8 gestaucht, so daß die Luft überwiegend durch die fersenseitigen
Kanäle 3 in die Kaverne 10 unter der Pelotte gepumpt wird. Hier dringt ein kleiner
Teil der Luft durch die randseitigen Luftlöcher 17 und belüftet den Mittelfußbereich
22. Außerdem wird das Feinnutensystem der fersenseitigen Hauptauftrittsfläche 16 durchlüftet.
Im weiteren Verlauf des Abrollvorgangs verlagert sich das Körpergewicht mehr auf den
Vorfuß. Dabei werden die pelottenartige Wölbung, unter der die Kaverne 10 eingeformt
ist, zusammengedrückt und deren Luftlöcher 17 verschlossen, so daß die Luft in die
vorfußseitigen Längskanäle 4 gepumpt wird. Die in Strömungsrichtung angewinkelten
Stege 9 wirken als Dichtlippen und erschweren bzw. verhindern das unerwünschte Zurückströmen
der Luft zum Fersenbereich 20.
[0026] Im Vorfußbereich 23 verteilt sich die Luft in den Längskanälen 4 und Querkanälen
5 und wird durch die Luftlöcher 6 unter die Fußsohle gepreßt. Gleichzeitig werden
die Feinnutensysteme 14, 15 im Bereich der vorderen Hauptauftrittsflächen durchlüftet.
[0027] Die in den Vorfußbereich 23 und unter die Fußflächen gepumpte Luft bewirkt den aktiven
Ventilations-, Zirkulations- und Verwirbelungseffekt (VZV-Effekt). Im übrigen strömt
die Fußumluft zwischen der Sohlenoberfläche und der Fußfläche zum Fersenbereich 20
zurück, wo sie sich mit der durch das Schlupfen des Schuhs eindringenden Frischluft
mischt, bevor der Luftkreislauf von neuem beginnt.
[0028] Die Wirkungsweise des erfindungsgemäßen Kanal- und Kammersystems läßt sich beweisen,
indem man in die fersenseitige Pumpkammer 8 etwas Talkum gibt. Schon nach wenigen
Schritten kann man auf einem schwarzen Strumpf Talkum-Flecken im Bereich der Luftlöcher
6, 17 beobachten.
[0029] Ein zusätzlicher Belüftungseffekt läßt sich erreichen, wenn in die Sohlenseitenfläche
2 Kurznuten 12, 13 eingearbeitet werden. Diese Kurznuten 12, 13 sind zu parallelen
Gruppen zusammengefaßt und speziell im Gelenkbereich 21 angeordnet.
[0030] Diese Nuten pumpen Luft, die zwischen Fuß und Schaftabschluß eintreten kann, bevorzugt
um. Sie sind jedoch an das Hauptkanalsystem nicht angeschlossen.
1. Einlegesohle für Schuhe, bestehend aus einem elastisch nachgiebigen Material, mit
einer nach anatomischen Grundregeln verformten und mit einem fußfreundlichen Material
- Leder, Textil, Faservlies, Jute bzw. Sisal - beschichteten Oberfläche, einer mit
einem System von längslaufenden und querlaufenden Luftkanälen (3, 4, 5) ausgerüsteten
Unterfläche (1) und einer Anzahl von Luftlöchern (6) von den Kanälen (4, 5) zur Sohlenoberfläche
im Vorfußbereich, dadurch gekennzeichnet, daß die Sohlenoberfläche im Vorfußbereich
(23) im wesentlichen flach ist, daß eine ausgeprägte Pelotte vorgesehen ist, daß in
die Sohlenunterfläche (1) im Fersenbereich (20) wenigstens eine Pumpkammer (8) eingeformt
ist, die wenigstens einen fersenseitigen Längskanal (3) im Fersen-Gelenk-Bereich (20,
21) speist, daß unter der Pelotte wenigstens eine Kaverne (10) eingeformt ist, in
die wenigstens einer der fersenseitigen Längskanäle (3) mündet und von der aus wenigstens
ein vorfußseitiger Längskanal (4) gespeist wird, und daß in die Kaverne (10) Dichtlippen
(9) eingeformt sind, die das Zurückströmen der Luft behindern.
2. Einlegesohle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtlippen (9) als
in Strömungsrichtung pfeilförmig angewinkelte Stege ausgebildet sind, die vorzugsweise
in der Mitte unterbrochen sind.
3. Einlegesohle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in der Kaverne
(10) randseitig weitere Luftlöcher (17) zur Sohlenoberfläche vorgesehen sind.
4. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
fersenseitige Pumpkammer (8) einerseits in die Sohlenunterfläche (1), andererseits
in die Sohlenseitenfläche (2) eingeformt ist.
5. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
fersenseitige Pumpkammer (8) radial gerichtete Dichtstege (7) enthält.
6. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß an der
Sohlenseitenfläche (2) im Fersenbereich (20) seitlich Dichtkeile (11) angeformt sind.
7. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß im Gelenkbereich
(21) die Sohlenunterfläche (1), die Sohlenseitenfläche (2) bzw. die Sohlenoberfläche
verbindende Kurznuten (12, 13) eingeformt sind, die vorzugsweise in zwei paarweise
gegeneinander gerichtete Gruppen zusammengefaßt sind.
8. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Sohlenunterfläche (1) an den drei Hauptauftrittsflächen (14, 15, 16) - Innenballen,
Außenballen, Ferse - fein profiliert ist, vorzugsweise mittels sich kreuzender Feinnuten,
die an das Kanalsystem (3, 4, 5) angeschlossen sind.
9. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß sie
aus wenigstens zwei Schichten unterschiedlicher Elastizität besteht und daß die Schicht
mit höherer Elastizität die Sohlenunterfläche (1) mit den Kanälen (3, 4, 5) bildet.
10. Einlegesohle nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß sie
aus geschäumtem Kunststoff, insbesondere Polyethylen, aus Kork, Kork-Latex, Latex-Schaum
bzw. Gummi-Kork besteht.